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Die Weltzeitalter Teil 2 ovid 1,89-150 - metamorphosen

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lucy.hindermann@stud.unibas.ch<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl<br />

Postquam Saturno tenebrosa in Tartara misso<br />

sub Iove mundus erat, subiit argentea proles,<br />

auro deterior, fulvo pretiosior aere. 115<br />

Iuppiter antiqui contraxit tempora veris<br />

perque hiemes aestusque et inaequalis autumnos<br />

et breve ver spatiis exegit quattuor annum.<br />

Nachdem die Welt unter Jupiters<br />

Herrschaft war, nachdem Saturn in den<br />

dunklen Tartarus geworfen worden war,<br />

folgte das silberne Weltalter nach,<br />

schlechter als das Goldene, wertvoller<br />

als das von rotgelbem Erz.<br />

Iove =Jupiter, Abl. SG.<br />

Subire, subeo, subii = nachfolgen<br />

Mundus = geordnete Welt<br />

Saturno ... misso = Abl. Absolutus,<br />

temporal vorzeitig;<br />

Saturnus, i, m. (verwandt mit sero, sevi,<br />

satum: sähen) ein einheimischer Gott<br />

der Latiner, der als Gott der<br />

Anpflanzung verehrt wurde u. die Ops<br />

(Erdgöttin) zur Gemahlin hatte. Später<br />

wurde er mit dem griechischen Kronos<br />

identifiziert u. vereinigte dessen Fabeln<br />

in sich; daher ist er Vater des Jupiter,<br />

Pluto, Neptun, der Juno, Ceres usw., und<br />

unter seiner Regierung ist das Goldene<br />

Zeitalter (vgl. Hesiod, Theogonie)<br />

Tartara, -orum: Plurale tantum (vgl<br />

castra, castrorum: das Lager) die<br />

Unterwelt, das Reich der Toten<br />

Jupiter verkürzte die Zeiten des alten<br />

Frühlings und richtete das Jahr in vier<br />

Zeitabschnitten ein, den Winter, den<br />

Sommer, den ungleichen Herbst und den<br />

kurzen Frühling<br />

spatium = Ausdehnung, Raum: hier<br />

zeitlich: Zeitabschnitt, Zeitspanne,<br />

Zeitraum.<br />

exegit: 3 Pers. PL. Ind. Perf. Aktiv <<br />

exigere, exigo, exegi exactum: hier =<br />

einrichten.


lucy.hindermann@stud.unibas.ch<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl<br />

Tum primum siccis aer fervoribus ustus<br />

canduit, et ventis glacies adstricta pependit. 120<br />

Tum primum subiere domos; domus antra fuerunt<br />

et densi frutices et vinctae cortice virgae.<br />

Semina tum primum longis Cerealia sulcis<br />

Obruta sunt pressique iugo gemuere iuvenci.<br />

antiquum ver, antiqui veris = der alte<br />

Frühling, die einzige Jahreszeit im<br />

goldenen Zeitalter.<br />

Damals erglühte zum ersten Mal die<br />

Luft, verbrannt durch siedende Hitze,<br />

und durch die Winde erstarrte Eis hing<br />

herab.<br />

ustus < urere, uro, ussi, ustum:<br />

verbrennen<br />

fervor, fervoris m. = siedende Hitze<br />

glacies, glaciei f.: das Eis<br />

ventis glacies adstricta = durch den Wind<br />

zusammengezogenes Eis = Eiszapfen<br />

pependit: 3. Pers. SG. Ind. Perf. Aktiv<br />

pendere, pendo, pependi: (herab)hängen<br />

Damals suchten sie zum ersten Mal<br />

Häuser auf: die Häuser waren Höhlen<br />

und dicht gehäufte Sträucher und mit<br />

Rinde gebundene/verbundene Zweige);<br />

subiere: poetische Nebenform zu<br />

subierunt: 3. Pers. Ind. Perf. Aktiv von<br />

subire, subeo, subii: hier: aufsuchen,<br />

bildlich: unten (sub) gehen (ire):<br />

hineinkriechen<br />

cortex, -icis: die Rinde, vgl. Kork: Rinde<br />

der Korkeiche<br />

frutex, -ictis m = Strauch, Gebüsch<br />

fuerunt, 3 Pers. PL. Ind. Perf. Aktiv<br />

[..] domos; domus [..]: sogenannte<br />

figura etymologica, Wiederholung<br />

desselben Wortes in anderem Kasus<br />

Damals wurden zum ersten Mal die<br />

Samen der Ceres in langen Furchen<br />

verscharrt und die jungen Stiere


lucy.hindermann@stud.unibas.ch<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl<br />

Tertia post illam successit aënae proles, 125<br />

Saevior ingeniis et ad horrida promptior arma,<br />

Non scelerata tamen. – De duro est ultima ferro.<br />

stöhnten, weil sie durch das Joch<br />

niedergedrückt worden waren.<br />

Obruta< obruere, obruo, obrui,<br />

obrutum: verscharren, bedecken<br />

Cerealis, e: Adjektiv der Zugehörigkeit<br />

zu Ceres, Cereris, der Göttin des<br />

Getreides; das ihr Zugehörige ist das<br />

Getreide, gemeint sind also<br />

Getreidesamen. <strong>Die</strong> Form cerealia ist<br />

der Nom. n. PL.<br />

Gemuere< poetische Nebenform zu<br />

gemuerunt: 3. Pers. PL. Ind. Perf. Aktiv,<br />


lucy.hindermann@stud.unibas.ch<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl<br />

Protinus inrupit venae peioris in aevum<br />

omne nefas: Fugere pudor verumque fidesque ;<br />

In quorum subiere locum fraudesque dolusque 130<br />

Insidiae que et vis et amor sceleratus habendi.<br />

Vela dabat ventis nec adhuc bene noverat illos<br />

navita, quae-que prius steterant in montibus altis,<br />

fluctibus ignotis insultavere carinae,<br />

Communemque prius ceu lumina solis et auras<br />

Cautus humum longo signavit limite mensor.<br />

auf proles<br />

ultima = Nom. f. SG: bezogen auf proles<br />

Sofort brach in das Zeitalter des<br />

schlechteren Metalls das ganze Unrecht<br />

ein: Ehrgefühl, Wahrheit und Treue<br />

flohen.; An den Platz derer folgten<br />

sowohl Betrug als auch Hinterlist als<br />

auch Hinterhalt und Gewalt und die<br />

verbrecherische Habgier.<br />

venae peioris in aevum: in das Zeitalter<br />

der schlechteren (Metall)Ader<br />

omne: Nom./Akk. n. SG.: also sowohl auf<br />

aevum, wie auch auf nefas beziehbar,<br />

inhaltlich aber wohl eher auf nefas zu<br />

beziehen<br />

fugere: 3.pl.ind.perf aktiv. Nebenform:<br />

Poetische Endung –ere statt -erunt<br />

subiere: gleiche Form wie fugere: s.o.<br />

Habendi: Gerundium im Gen. SG. (m.)<br />

zu habere: haben, halten, besitzen<br />

amor sceleratus habendi =<br />

verbrecherische Liebe nach dem<br />

Besitzen: Habsucht<br />

Der Seemann gab die Segel den Winden,<br />

obwohl er jene bisher nicht gut kannte:<br />

und die Schiffe, die lange Zeit auf den<br />

hohen Bergen gestanden waren, tanzten<br />

auf den unbekannten Fluten. Und ein<br />

genauer Feldmesser bezeichnete mit<br />

einer langen Grenzlinie den Erdboden,<br />

der wie früher das Licht der Sonne und<br />

die Luft, gemeinsam(gemeinsamer<br />

Besitz) war.<br />

insultavere: Nebenform zu insultaverunt,


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<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl<br />

Nec tantum segetes alimentaque debita dives<br />

poscebatur humus, sed itum est in viscera terrae,<br />

quas-que recondiderat Stygiisque admoverat umbris,<br />

effodiuntur opes, inritamenta malorum. 140<br />

Iamque nocens ferrum ferroque nocentius aurum<br />

Prodierat, prodit bellum, quod pugnat utroque,<br />

sanquineaque manu crepitantia concutit arma.<br />

3. Pers.PL. Ind. Perf. Aktiv<br />

carina: der Schiffsrumpf/-kiel: heisst das<br />

Schiff: Stilfigur: Pars pro toto: der<br />

Dichter nennt einen <strong>Teil</strong> dessen, was er<br />

meint.<br />

ceu = wie<br />

limes, limitis: die Grenze, Grenzlinie<br />

Und man forderte vom reichen Erdboden<br />

nicht nur die Saat und die geschuldete<br />

Nahrung, sondern man ging auch in den<br />

Bauch der Erde, und man gräbt die<br />

Schätze, die sie geborgen und die sie den<br />

stygischen Schatten nahegebracht hatte,<br />

aus, als Anreiz zum Bösen.<br />

itum est = es wurde gegangen: man ging<br />

quae ... umbris: vorzeitiger Relativsatz,<br />

recondiderat/admoverat: 3. Pers. SG.<br />

Ind. Plquamperf. Aktiv<br />

Effodiuntur = 3. Pers. PL. Ind. Präs,.<br />

Pass. < effondere , fodio, fodi, fossum:<br />

ausgraben<br />

Und schon waren das schädliche Eisen<br />

und das Gold, noch schädlicher als<br />

Eisen, hervorgetreten*: es entsteht Krieg,<br />

der nach beiden Seiten kämpft und der<br />

mit blutiger Hand die klirrenden Waffen<br />

zusammenschlägt.<br />

*prodire = hervorkommen, hervortreten,<br />

voranschreiten, entstehen, werden; hier<br />

wohl auch Wirkung entfalten durch das<br />

Hervortreten


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<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl<br />

Vivitur ex rapto : Non hospes ab hospite tutus,<br />

Non socer a genero, fratrum quoque gratia rara est; 145<br />

Inminet exito vir coniugis, illa mariti,<br />

lurida terribiles miscent aconita novercae,<br />

Filius ante diem patrios inquirit in annos .<br />

Victa iacet pietas, et virgo caede madentis<br />

Ultima caelestrum terras Astraea reliquit. <strong>150</strong><br />

nocens ferrum ferroque nocentius<br />

[arma] prodierat, prodit: dreifache<br />

figura etymologic: dasselbe Wort in<br />

verschiedenem Fall.<br />

crepitantia concutit: Alliteration: gleiche<br />

Anfangsbuchstaben, und Lautmalerei: k-<br />

und t-Laute geben sprachakkustisch das<br />

Zusammenschlagen und Klirren der<br />

Waffen wieder.<br />

Man lebt vom Raub; der Gastfreund ist<br />

nicht sicher vor dem Gast, der<br />

Schwiegervater nicht vor dem<br />

Schwiegersohn; auch die Gunst der<br />

Brüder ist selten. Der Gatte bedroht die<br />

Gattin, jene nach den Gatten mit Tod; die<br />

schrecklichen Stiefmütter mischen<br />

leichenblass machende Gifte; der Sohn<br />

forscht vor der Zeit nach den Jahren des<br />

Vaters.<br />

Vivitur: es wird gelebt: man lebt<br />

rapto: PPP im Abl. n. SG, das Geraubte<br />

< rapere, rapio, rapi, raptum<br />

hospes .. hospite: figura etymologica<br />

imiminere, immineo +Gen.: jmd. drohen<br />

luridus,-a,-um: blass, aber auch blass<br />

machend<br />

aconitum: giftiges Kraut, Sturmhut,<br />

Wolfswurz, im Plural: giftige Tränke<br />

lurida terribiles [..] aconita novercae:<br />

Parallelismus<br />

Das fromme Pflichtgefühl liegt darnieder<br />

und die Jungfrau Astraea verlässt als<br />

letzte der Himmlischen die vom<br />

Blutbade triefenden Länder.<br />

caedis,-is: das Blutbad, der Mord, das


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<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl<br />

Gemetzel<br />

madentis: poetische Nebenform zu<br />

madentes = Part. Präs. Aktiv von<br />

madere, madeo, madui: feucht/nass sein,<br />

triefen<br />

ultima caelestrum = als letzte der<br />

Himmlischen<br />

Virgo astrae: die Jungfrau Astraea,<br />

gemeint die Göttin der Gerechtigkeit und<br />

Rechtsprechung.


lucy.hindermann@stud.unibas.ch<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weltzeitalter</strong> <strong>Teil</strong> 2 <strong>ovid</strong> 1,<strong>89</strong>-<strong>150</strong><br />

Legende: Nom, Gen, Dat, Acc, Abl

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