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Das Verhältnis von Spiel, Liebe und Alltag im Film „Jeux d'enfants“

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Die zweite, ausführlich dargestellte Wette wird <strong>von</strong> Julien an Sophie gestellt. Die beiden<br />

Kinder gehen in die selbe Schulklasse <strong>und</strong> werden dort <strong>von</strong> ihrer Lehrerin aufgefordert,<br />

Wörter, die mit dem Buchstaben „B“ beginnen, zu nennen. Sophie meldet sich, wird<br />

aufgerufen, <strong>und</strong> beginnt in der deutschen Synchronisation aufzuzählen:<br />

„Bockmist, bumsen, Busen, Biene, Bordell, borstig, brünstig, biedere Bohnenstange, blödes<br />

Biest, bumst böses Biest“ (Minute 8:25). Die Lehrerin ist sehr erbost über diese Nennungen<br />

Sophies, <strong>und</strong> schickt sie zum Direktor. An der Dose, die nach dieser Aufzählung <strong>von</strong> Julien<br />

an Sophie gegeben wird, ist zu erkennen, dass es sich um eine Wette handelte. Julien, der<br />

durch die Übergabe der <strong>Spiel</strong>dose seine Komplizenschaft zu Sophie verraten hat, wird mit<br />

zum Direktor geschickt. In dieser Szene wird die fehlende Anerkennung <strong>von</strong><br />

Autoritätspersonen deutlich. Im <strong>Spiel</strong> gelten keine in der Gesellschaft anerkannten Autoritäten<br />

oder Hierarchien, wie sie zwischen einer Lehrerin <strong>und</strong> ihren Schülern normalerweise üblich<br />

sind.<br />

Im Büro des Direktors wird der Zuschauer Zeuge der dritten Wette. Während der Direktor den<br />

beiden Kindern eine Standpauke über Disziplin <strong>und</strong> Respekt hält, willigt Julien mit einem<br />

leise zu Sophie geflüstertem „Cap“ (Die Wette gilt) in eine dem Zuschauer bis dahin<br />

unbekannte, weitere Wette ein. Kurz darauf wird klar, was der Inhalt der Wette ist: Julien<br />

uriniert durch seine Hose auf den Fußboden des Z<strong>im</strong>mers des Direktors. Auch gegenüber dem<br />

Direktor, der in der Hierarchie noch einmal höher steht, greift das Autoritätsprinzip nicht.<br />

Diese beiden Wetten werden in einem darauf folgenden Tagtraum Juliens als Puppentheater<br />

wiedergegeben, das sich christlicher Metaphern bedient. Sophie <strong>und</strong> Julien stehen als Adam<br />

<strong>und</strong> Eva <strong>im</strong> Paradies, <strong>und</strong> Sophie fordert Julien mit dem Apfel der Verführung zu einer Wette<br />

auf. Der Direktor taucht in der Gestalt Gottes auf <strong>und</strong> bestraft die Kinder für ihr <strong>Spiel</strong> mit<br />

verschiedenen Qualen des Lebens, die <strong>von</strong> Abmagerungskuren bis zu Atomkriegen reichen.<br />

Als besonders schl<strong>im</strong>me Strafe erwähnt er zuletzt hübsche, kranke Mamas. Dies ist, aus der<br />

subjektiven Perspektive Juliens, das Schl<strong>im</strong>mste, was passieren kann. Mit dem Beginn des<br />

<strong>Spiel</strong>s verlieren Sophie <strong>und</strong> Julien ihre Unschuld <strong>und</strong> treten in die Welt des Unglücks ein.<br />

Während der Hochzeit <strong>von</strong> Sophies Schwester spielen sich die nächsten Wetten ab. Die<br />

beiden Kinder haben sich unter die lange Reihe <strong>von</strong> Tischen zurückgezogen <strong>und</strong> unterhalten<br />

sich dort über ihre Zukunftspläne. Danach fordert Sophie Julien dazu auf, ihr seine<br />

Geschlechtsteile zu zeigen. Dieser erfüllt die Aufgabe <strong>und</strong> fordert Sophie dazu auf, das<br />

Gleiche zu tun. Obwohl sie anmerkt, dass es eigentlich nicht <strong>im</strong> Sinne der <strong>Spiel</strong>regeln sei,

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