Das Verhältnis von Spiel, Liebe und Alltag im Film „Jeux d'enfants“

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Die Dynamik ist ebenfalls ein Kennzeichen des Spiels. Ein Spiel kann eine Sogwirkung
entwickeln, so dass die Spieler zu „Spielbällen“ des Spiels werden und von dessen Dynamik
mitgerissen werden. Vor allem beim Spiel in Form des „ilinx“ ist dies der Fall.
Im Verhältnis von Sophie und Julien lässt sich ebenfalls das Grundprinzip der Amour fou
erkennen. Sie sind gleichrangige und ideale Partner, „aber dennoch ohne die Möglichkeit,
dieses Ideal auch zu verwirklichen und zu leben“. Sie gleichen sich in ihren
Ausgangsbedingungen, wie unter Punkt 1.1 beschrieben. Die Disposition der beiden
Protagonisten macht eine glückliche Liebesbeziehung jedoch unmöglich, ist also den
Charakteren immanent. Weil sie so sind, wie sie sind, können sie keine Liebesbeziehung
führen. Dies ist eine besonders tragische Form der Amour fou, da die Hindernisse nicht von
der Gesellschaft gemacht sind, sondern aus den Individuen selbst entspringen.
Die Amour fou ist besonders eng mit dem Tod verbunden, denn wie bereits erwähnt ist „der
Liebestod [...] der Tod der Amour fou!“ 21 Dies ist möglicherweise das deutlichste Zeichen
dafür, dass das Spiel die Rolle einer Amour fou einnimmt. Die letzte Wette, das Eingießen
lassen in Beton, führt Julien und Sophie endlich zusammen und hier sind Amour fou und
Spiel eins.
Sophie und Julien sind also ein Paar, das alle Kriterien einer Amour fou erfüllt. Sie leben
diese Amour fou jedoch nicht in einer erotischen Weise aus, sondern in Form ihres Spiels, auf
welches alle Merkmale der Amour fou übertragen werden können.
4. Alltag und Spiel
In diesem Kapitel möchte ich zuerst zeigen, in welchem Verhältnis Spiel und Alltag stehen.
Der soziale Alltag Juliens und Sophie soll dargestellt, die Sonderrealität des Spiels damit
verglichen und zuletzt die Frage gestellt werden, ob es möglich ist, Alltag als Spiel zu leben.
4.1 Der Begriff des Alltags
Was bezeichnet der Begriff Alltag? Zunächst ist Alltag ein wertneutraler Begriff, und
bezeichnet die vornehmliche und ausgezeichnete Wirklichkeit des Menschen. 22 Er beinhaltet
in einer etwas engeren Definition alle wiederholt ablaufenden Tätigkeiten, einerseits auf
21
Oliver Jahrhaus: Amour fou. Die Erzählung der Amour fou in Literatur, Oper und Film. Tübingen und Basel
2004, S. 13.
22
Ralf Schnell (Hrsg.): Metzler-Lexikon Kultur der Gegenwart. Stuttgart, Weimar 2000, S. 16.