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Das Verhältnis von Spiel, Liebe und Alltag im Film „Jeux d'enfants“

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macht der eigentliche Akt jedoch nur einen kleinen Teil des Ganzen aus. <strong>Das</strong> Reizen, das<br />

Verführen <strong>und</strong> das Austesten <strong>von</strong> Grenzen können sehr wohl unter die Kategorie <strong>Spiel</strong> fallen.<br />

Allerdings betont Huizinga, dass das Wort „<strong>Spiel</strong>en“ für erotische Beziehungen verwendet<br />

werden kann, die aus dem Rahmen der sozialen Norm fallen. Der Beziehung <strong>von</strong> Julien <strong>und</strong><br />

Sophie würde er mit Sicherheit das Potential einer Beziehung außerhalb der sozialen Norm<br />

zusprechen.<br />

Kommen wir nun zu der Verknüpfung <strong>von</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong> <strong>im</strong> <strong>Film</strong> Jeux d’enfants. Er zeigt<br />

offensichtlich keine gelebte <strong>Liebe</strong>sbeziehung zwischen Julien <strong>und</strong> Sophie. Dieser Platz wird<br />

stattdessen vom <strong>Spiel</strong> eingenommen. Es stellt die Verbindung zwischen den beiden<br />

Protagonisten her, die in einer Beziehung innerhalb des Rahmens der sozialen Norm <strong>von</strong> der<br />

<strong>Liebe</strong> eingenommen werden würde. Solch eine <strong>Liebe</strong>sbeziehung außerhalb der sozialen Norm<br />

kann als Amour fou bezeichnet werden. <strong>Das</strong>s diese hier vorliegt <strong>und</strong> das <strong>Spiel</strong> zwischen<br />

Julien <strong>und</strong> Sophie eine Form der Amour fou darstellt, soll <strong>im</strong> Folgenden gezeigt werden.<br />

3.2. <strong>Das</strong> <strong>Spiel</strong> als Amour fou<br />

Eine Amour fou ist eine wahnsinnige <strong>Liebe</strong>, eine <strong>Liebe</strong>, die nicht mehr <strong>im</strong> sozialen Rahmen<br />

stattfindet. Sie ist eine verhängnisvolle <strong>und</strong> eine leidenschaftliche <strong>Liebe</strong>.<br />

Wenn sich zwei <strong>Liebe</strong>nde in einer Amour fou verstrickt haben, übt die Gesellschaft keine<br />

Macht mehr über die Individuen aus. Es lässt sich sagen: „Mit der Amour fou verliert die<br />

Gesellschaft ihre Kraft zur Sozialisation <strong>und</strong> Domestikation.“ 18<br />

Genau dies findet sich <strong>im</strong> <strong>Spiel</strong> Juliens <strong>und</strong> Sophies wieder. Egal, wie sehr <strong>und</strong> wie oft diese<br />

bestraft werden, sie lassen nicht <strong>von</strong> ihrem <strong>Spiel</strong> ab. Die Gesellschaft, in Form der Eltern, der<br />

Schwester, des Direktors oder der Lehrerin, hat keinen Einfluss auf das <strong>Spiel</strong> der beiden<br />

Kinder. <strong>Das</strong> <strong>Spiel</strong> gibt die Regeln vor, nicht die Gesellschaft.<br />

Eine <strong>Liebe</strong>sbeziehung kann <strong>von</strong> Sophie <strong>und</strong> Julien jedoch nicht gelebt werden, aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Unfähigkeit, sich gegenseitig ihre wahren Gefühle zu gestehen. <strong>Das</strong> <strong>Spiel</strong> eröffnet ihnen die<br />

Möglichkeit, trotzdem in intensiver Weise zu kommunizieren <strong>und</strong> sich <strong>und</strong> den anderen in<br />

seiner Individualität wahrzunehmen. <strong>Liebe</strong> ist, wie bereits erwähnt, eine<br />

Kommunikationsform <strong>und</strong> für Julien <strong>und</strong> Sophie ist das <strong>Spiel</strong> der Rahmen, in dem diese<br />

Kommunikation stattfinden kann.<br />

18 ebd., S. 12.

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