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Das Verhältnis von Spiel, Liebe und Alltag im Film „Jeux d'enfants“

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Nach einem Zeitsprung <strong>von</strong> schätzungsweise einigen Monaten versucht Sophie, die gestellte<br />

Wette einzulösen <strong>und</strong> Julien zu verzeihen. Sie will ihn zu Hause aufzusuchen, wird dort<br />

jedoch <strong>von</strong> dessen Vater fortgeschickt. Bei ihrem zweiten Versuch trifft sie ihn in der<br />

Bibliothek, wo sie zuerst einem fremden Jungen gegenüber ihre Entschuldigung übt <strong>und</strong><br />

schließlich zu Julien geht. Doch dieser geht nicht auf Sophie ein, er müsse lernen <strong>und</strong> könne<br />

frühestens in einem Jahr mit ihr reden. In ihrem Gespräch zeigt sich, dass Sophie starke<br />

Minderwertigkeitskomplexe wegen ihrer Herkunft hat. „La HLM [habitation à loyer modéré:<br />

französische Bezeichnung für Sozialwohnung, a.d.V.] c’est mon truc“, (Minute 41:50)<br />

kommentiert Sophie ein Buch über Städtebau, aus dem Julien gerade lernt. Dieser merkt an,<br />

dass sie sich nie über ihre Zukunft unterhalten hätten, <strong>und</strong> kritisiert das Leben <strong>im</strong> <strong>und</strong> für den<br />

Augenblick, das ein Kennzeichen ihrer Beziehung zueinander sei. Nur einmal sei die Zukunft<br />

Thema gewesen, <strong>und</strong> dies treffe die Wahrheit: „Tu est en train de devenir un tyran et moi –<br />

un flan“ (Minute 42:35). Mit diesen Worten verlässt sie ihn. Doch Julien springt auf <strong>und</strong> stellt<br />

sie zur Rede. Allerdings vergrößert sich der Spalt zwischen ihnen noch weiter. Sophie<br />

behauptet, die Männer zu studieren <strong>und</strong> versucht, ihre Stärke <strong>und</strong> Härte zu demonstrieren.<br />

Daraufhin will Julien ihr eine Wette stellen <strong>und</strong> sich für ihr „Studium“ anbieten. Doch auf<br />

ihren forschen Versuch, ihm die Hose zu öffnen, reagiert er ungehalten. Sophie spielt weiter<br />

die Rolle der kaltblütigen Verführerin. „Arrête? Pourquoi? C’est juste un pari.“ (Minute<br />

43:24). Ein letztes Mal versucht Julien, die Dinge zwischen ihm <strong>und</strong> Sophie zum Guten zu<br />

wenden. Er läuft ihr nach <strong>und</strong> erreicht sie vor der Bibliothek. Doch er schafft es nicht, seine<br />

wirklichen Gefühle für sie auszusprechen. Stattdessen drückt er ihr ein Kondom in die Hand<br />

mit der Anmerkung, sie solle bei ihren weiteren Studien vorsichtig sein. Sophie kommentiert<br />

diese Handlung mit den Worten, er werde es niemals schaffen, sie zu verletzen. Dies ist die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die nächste Wette, die bei ihrem nächsten Zusammentreffen erfüllt werden<br />

wird. Als er schließlich dem Bus nachläuft, in den Sophie steigt, <strong>und</strong> ihm „Je t’a<strong>im</strong>e“<br />

hinterher ruft, ist dies ein weiteres Zeichen für die Unmöglichkeit einer glücklichen<br />

Beziehung. Sobald sich Julien <strong>und</strong> Sophie gegenüberstehen, passiert alles <strong>im</strong> Rahmen des<br />

<strong>Spiel</strong>s <strong>und</strong> echte Gefühle können nicht artikuliert werden. Nur in der Abwesenheit des<br />

anderen kann dies geschehen.<br />

Die ganze Szene demonstriert die Unfähigkeit einer aufrichtigen Kommunikation. Sie<br />

verletzen sich absichtlich gegenseitig, um ihre eigene Schwäche zu verbergen. Beiden<br />

verbietet es ihr Stolz, den nötigen Schritt auf den anderen zuzugehen.

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