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Das Verhältnis von Spiel, Liebe und Alltag im Film „Jeux d'enfants“

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anziehen <strong>und</strong> so vor die Prüfer treten. Zwar findet dieser Vorschlag bei Sophie keinen<br />

freudigen Anklang, doch es ist klar, dass sie die Wette erfüllt. Eine Nichterfüllung ist keine<br />

Option. Es ist ein Kennzeichen aller bisherigen Wetten, dass es außer Frage steht, ob sie<br />

erfüllt werden – unabhängig der möglichen Konsequenzen. Bisweilen scheint es sogar so, als<br />

ob möglichst drastische Folgen den Reiz der Wetten erhöhten. Dies ist ein typisches<br />

Kennzeichen für <strong>Spiel</strong>e: Es wird Spannung gesucht, denn diese bereitet Lust. Auf diesen<br />

Punkt wird in Abschnitt 4.1 genauer eingegangen.<br />

Kurz darauf zeigt sich, dass die Wetten mittlerweile auch den sexuellen Bereich umfassen.<br />

Die kindlich-neugierige Form der Körperlichkeit, wie dem Zeigen der Geschlechtsorgane, hat<br />

sich weiterentwickelt. <strong>Das</strong> <strong>Spiel</strong> hat seine kindliche Unschuld, die es nie wirklich besaß, nun<br />

gänzlich verloren. Sophie fordert Julien dazu auf, mit Aurelie Miller, einer Kommilitonin, zu<br />

schlafen, <strong>und</strong> dieser dabei ihre Ohrringe abzunehmen. Sophie verletzt sich mit dieser Wette<br />

selbst. Denn die Unterstellung Juliens, Sophie sei eifersüchtig auf dieses Mädchen, trifft die<br />

Wahrheit. Möglicherweise hegt Sophie den Wunsch, Julien an eine Grenze zu führen, deren<br />

Überschreitung er nicht wagt. Doch er erfüllt die Wette regelgemäß. Die Ohrringe, die er<br />

Sophie später überreicht, wirft diese in den Abfluss, mit der Genugtuung, dass Aurelie nun<br />

gar nichts Wertvolles mehr besitze.<br />

Auch die nächste Wette spielt <strong>im</strong> sexuellen Bereich. Igor, der Sportlehrer, mit dem Aurelie<br />

Miller angeblich, <strong>und</strong> Sophie laut eigener Aussage ebenfalls geschlafen hat, ist das Opfer.<br />

Sophie muss Igor abwechselnd mit Julien ohrfeigen, <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer wieder. Dadurch<br />

macht Julien jede weitere sexuelle Annäherung zwischen Igor <strong>und</strong> Sophie unmöglich.<br />

Schlussendlich muss sie ihm sogar zwischen die Beine treten. Bei dieser Aufgabe zieht sie<br />

sich eine Verletzung an der Hand zu, wie man an der nächsten Einstellung erkennen kann<br />

(Minute 33:12). Während Sophie also Julien dazu auffordert, sexuell aktiv zu werden,<br />

verhindert Julien diese Aktivität Sophies durch seine Wette. Dies fördert das gängige<br />

Rollenverhalten <strong>von</strong> aktiv agierendem Mann <strong>und</strong> sich enthaltender Frau. Wie man <strong>im</strong><br />

weiteren Verlauf des <strong>Film</strong>s jedoch mitbekommt, entspricht Sophie nicht dem Typus der<br />

passiven Frau. Nur innerhalb der Wette tritt dieser Zug zu Tage. Auf die gesamte Geschichte<br />

bezogen, repräsentiert Sophie vielmehr das aktive Prinzip. Sie initiiert die erste Wette, sie<br />

bietet ihm in einer Wette die <strong>Liebe</strong>sbeziehung an, sie verhindert durch eine Wette den<br />

Kontakt zwischen den beiden für zehn Jahre.

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