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<strong>LIFESTYLE</strong> 20 Es stammt aus dem Englischen und heisst übersetzt «traurig». Und es ist auch die Abkürzung für Saisonal Affective Disorder oder Saisonal Abhängige Depression: Die Rede ist von SAD. Viele Millionen Menschen klagen weltweit in der dunklen Jahreszeit über Antriebsarmut und Stimmungsschwankungen. Licht kann hier Abhilfe schaffen – egal, ob es von der Sonne oder einer Therapielampe stammt. Jeder zehnte Erwachsene leidet hierzulande im Winter unter Stimmungstiefs, Müdigkeit und Kohlenhydrat-Hungerattacken, Tendenz steigend. Bei etwa 2% Prozent entwickelt sich sogar eine schwere SAD. Dabei zeigt die Alters- und Geschlechtsverteilung ein deutliches Überwiegen des weiblichen Geschlechts mit Schwerpunkt jenseits des 20. Lebensjahres bis ins höhere Lebensalter, wobei die mittleren, die so genannten besten Jahre, am nachhaltigsten betroffen zu sein scheinen. Interessant ist der Zusammenhang zwischen der Schwere und Häufigkeit des Auftretens von SAD und den Wohnorten der Betroffenen, d.h. Tageslichtdauer und Lichtintensität. In Florida beispielsweise leiden ca. 4% der Menschen unter einer meist leichten SAD, in New York sind es schon 17% und in Alaska gar 28%, und dies oft in einer schweren Ausprägung. Viele Symptome von «herkömmlichen» Depressionen treten auch bei einer SAD auf, allerdings deutlich geringer ausgeprägt – und mit zwei Besonderheiten: Statt Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust droht eher ein lästiger Hunger auf Süssigkeiten, Teigwaren usw., verbunden mit entsprechender Gewichtszunahme. Und nicht Schlaflosigkeit, sondern ein vermehrtes Schlafbedürfnis, aber unerquicklich, ohne Erholungswert, sind typisch für die Winterdepression. Die Dauer erstreckt sich auf einige Monate zwischen Herbst und Frühjahr (meist zwischen November und Februar/März). Wenn die Betroffenen danach wieder mehr Tageslicht tanken können, verschwinden die Symptome vollständig. STUDIEN BESTäTIGEN: LICHTTHERAPIE HILFT BEI DEPRESSIONEN Verantwortlich für die saisonalen Depressionen ist Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit, was eine Störung des Gehirnstoffwechsels zur Folge hat. Bestimmte Gehirnbotenstoffe (Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin) werden nicht mehr in ausreichender Menge produziert, die typischen Symptome einer Depression stellen sich ein. Let the sunshine in LICHTTHERAPIE GEGEN DEN WINTERBLUES Diese lassen sich aber bekämpfen, wenn man seinen Lichtbedarf anderweitig deckt. Zahlreiche Studien haben bestätigt, dass dank Lichttherapie bei 60 bis 80 Prozent aller Patienten mit einer SAD eine Besserung erzielt wird. Bei einer Lichttherapie lassen sich die Betroffenen von einer hellen Lampe bestrahlen – mit einem Abstand von ca. 50 Zentimetern. Dabei können sie ganz normal lesen oder arbeiten. Die Augen sollten stets geöffnet sein, da das Licht über die Netzhaut eingefangen und über den Sehnerv zur inneren Uhr im Gehirn, dem SCN (nucleus suprachiasmaticus) geleitet wird, wo dann die Gehirnbotenstoffe ausgeschüttet werden. Schon nach wenigen Tagen geht es dem Patienten deutlich besser. Schlaf, Stimmung und Antrieb werden normalisiert, die depressiven Symptome nehmen deutlich ab oder verschwinden. Die Lichttherapie findet inzwischen ebenso sehr erfolgreich Anwendung bei Schlafstörungen, Jetlag, Altersdepression und Störungen der inneren Uhr durch Schichtarbeit. Auch Gesunde können ihr gesamtes Wohlbefinden, ihre Leistungsfähigkeit durch Licht nachweislich erhöhen. Am effektivsten ist die morgendliche Anwendung, um der in- Ein Lichttherapiegerät oder – die günstige Alternative – eine Stunde Spaziergang täglich hilft gegen die Winterdepression. neren Uhr eindeutig zu signalisieren, dass der Tag begonnen hat und der Körper in Schwung kommen soll. Die Dauer der Anwendung ist von der Lichtstärke der Lampe abhängig und variiert zwischen zwei Stunden (2500 Lux) und 40 Minuten (10 000 Lux). WELLNESS-GERäTE AUS DEM WARENHAUS NÜTZEN NICHTS Um eine SAD therapieren zu können, ist Experten zufolge eine Therapielampe mit einer Beleuchtungsstärke von mindestens 2000
Lux nötig. Zum Vergleich: Ein Sommertag in unseren Breitengraden bietet ca. 10 000 Lux, am Äquator sind es 80 000 Lux, eine durchschnittliche Innenbeleuchtung gerade mal 300 bis 800 Lux. Wellness-Leuchten mit Lichtstärken von 1000 Lux, wie sie in Warenhäusern angeboten werden, reichen nicht für eine Lichttherapie. Zum Vergleich: Mit einer gewöhnlichen Bürobeleuchtung werden lediglich 50 bis 500 Lux erreicht. Auch wer mehrere Stunden vor diesem Licht sitzt, erzielt keine Wirkung. Es ist jedoch nicht ratsam, ohne Vorabklärung eine teure Therapielampe anzuschaffen. «Wer bei sich Anzeichen für eine Winterdepression entdeckt, sollte zuerst einen Arzt aufsuchen, damit andere Krankheiten ausgeschlossen und allfällige Risiken wie Augenkrankheiten erkannt werden können. Ausserdem muss der Arzt klären, ob man Medikamente einnimmt, welche die Wirkung von Licht verstärken oder hemmen. In Absprache mit dem Arzt kann der Patient auch entscheiden, ob er ein Gerät kaufen oder mieten will oder ob die Therapie in einer Praxis stattfinden soll. In jedem Fall beteiligt sich die Grundversicherung der Krankenkassen mit bis zu 800 Franken an den Kosten. Nicht alle Geräte sind geeignet Die deutsche Stiftung Warentest hat im letzten Herbst in der Zeitschrift «Test» Lichttherapiegeräte für den Heimgebrauch unter die Lupe genommen, darunter auch einige Geräte, die in der Schweiz erhältlich sind. Gute Eigenschaften wurden der Davita Lichtdusche LD 110 (3700 Lux, 710 Franken), der Philips Bright Light Energy HF 3305 (2600 Lux, 399 Franken) und der Vilux 100 (4100 Lux, 719 Franken) attestiert. Nur als befriedigend wurden die Eigenschaften der Lampen Chronolux CL-6S (3800 Lux, 898 Franken) und Samalux 400 (6600 Lux, 980 Franken) bewertet. Bei beiden Geräten verteilte sich die Helligkeit ungleichmässig. SPAZIERGANG IM FREIEN IST EINE GÜNSTIGE ALTERNATIVE Eine natürliche und günstige Alternative zur Lichttherapie ist ein einstündiger «Gesundheitsmarsch bei Tageslicht». Selbst an einem bedeckten Wintertag beträgt die Helligkeit 2000 bis 3000 Lux. Keine gute Wahl ist dagegen das Solarium, denn während bei Therapieleuchten die schädlichen UV- Strahlen herausgefiltert werden, ist man ihnen im Solarium ausgesetzt und sollte die Augen schliessen. Das Licht erreicht also nicht die Netzhaut, der ganze Effekt verpufft. Arne Szymanski <strong>LIFESTYLE</strong> 21
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