20.01.2013 Aufrufe

Rundbrief 4/2008 - Internationaler Versöhnungsbund

Rundbrief 4/2008 - Internationaler Versöhnungsbund

Rundbrief 4/2008 - Internationaler Versöhnungsbund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

VERSÖHNUNG 4/<strong>2008</strong><br />

Eva-Marija Ottmann:<br />

Nach dem Abitur wollte ich für ein Jahr ins Ausland und bin dann<br />

über den Internationalen <strong>Versöhnungsbund</strong> nach Riesi gekommen.<br />

Riesi ist eine kleine Stadt quasi mitten in Sizilien, in der viele sozial<br />

schwache Familien leben. Dort habe ich in einer Einrichtung der Waldenserkirche,<br />

dem Servizio Cristiano, gearbeitet. Ich hatte das Glück<br />

in drei verschiedenen Arbeitsbereichen tätig sein zu dürfen: im Kindergarten<br />

und in der Grundschule. Dort habe ich in den zwei obersten<br />

Klassen Französisch unterrichtet. Und des Weiteren war ich<br />

noch in der Hauswirtschaft tätig: (Gästezimmer putzen, waschen, bügeln,…).<br />

Diese Vielfältigkeit der Arbeit gewährte mir viele interessante<br />

Einblicke in das sizilianische Leben und ich hatte viel Freude und Abwechslung.<br />

Meine Erfahrungen waren überwiegend positiv. Es gab<br />

aber auch negative: die Konflikte zwischen uns Freiwilligen und den<br />

Mitarbeitern, die hin und wieder auftraten, weil wir andere Ansichten<br />

hatten und uns nicht verstanden fühlten. Es war nicht immer einfach,<br />

Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen. Hier wurden die<br />

Mentalitätsunterschiede sehr deutlich.<br />

Auch die Erfahrungen im Umgang mit den Kindern, sowohl im Kindergarten<br />

als auch in der Schule waren nicht immer verständlich. Der<br />

Umgang im Elternhaus (Schläge und Beschimpfungen) war für mich<br />

emotional oft nur sehr schwer zu ertragen.<br />

Trotzdem möchte ich dieses Jahr in keinster Form missen, da es in jeder<br />

Beziehung erlebnisreich war. Ich habe neue Freunde gefunden<br />

unter den Freiwilligen und den Einheimischen.<br />

Meine Sichtweisen haben sich verändert. Ich musste mich öffnen und<br />

habe mich selbst noch besser und vor allen Dingen neu kennengelernt.<br />

Ebenso habe ich meine Grenzen kennen und überschreiten gelernt.<br />

In diesem Jahr wurde mir sehr eindrücklich bewusst, wie wichtig es<br />

ist andere Kulturen und Lebensweisen kennenzulernen, um die eigene<br />

Kultur bewusster wahrzunehmen und auch zu schätzen.<br />

All diese Dinge werden mir immer wieder in bestimmten Lebenslagen<br />

außerordentlich hilfreich sein.<br />

Jetzt studiere ich Kulturwirtschaft und in jeder Vorlesung zur „interkulturellen<br />

Kommunikation“ fällt mir mindestens ein persönliches Erlebnis<br />

aus diesem Jahr ein und ich denke einfach gerne an mein Jahr<br />

in Riesi, Sizilien zurück.<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!