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18 FOCUS STRASSEN DER WELT: TEIL 1 DIE LÄNGSTE STRECKE DER WELT Vor rund 180 Mio. Jahren teilte sich der irdische Urkontinent, und es entstand auf der pazifischen Seite des amerikanischen Doppelkontinents eine urzeitliche, fast von Pol zu Pol reichende, Gebirgszone mit den Anden, Kordilleren, Sierras und Rocky Mountains. Entlang dieser Küstenlinie wurden mit dem Einzug der Menschen auch Wege gebaut. In Buenos Aires einigte man sich 1925 auf den Bau einer Stras- die Strecke führt natürlich auch durch grosse Städte wie das kolumbianische Cacau. se: der «Carretera Panamericana» oder «The Pan-American Highway». Seither baut man an diesem transkontinentalen Streckennetz. Nur noch im tropischen Sumpfland zwischen Panama und Kolumbien, im Dschungel von Darien, fehlt ein Teilstück von 90 Kilometern. Von Alaska bis nach Feuerland reichend ist die «Panamericana» somit die längste Strasse der Welt. Dabei durchzieht der 30 000 km lange Highway 17 Staaten, überwindet vier Klima-, sechs Zeit- und fast alle Vegetationszonen. Die Strasse ist weit entfernt von einer einheitlichen Beschilderung. Teile der Strasse kann man nur in der Trockenzeit befahren, in anderen Gegenden ist die Benutzung das ganze Jahr über gefährlich. Der schwarze Asphaltstreifen durchquert einen zutiefst widersprüchlichen Kontinent mit blauen Gletscherwelten und weissen Wüsten, dichtem Dschungel und Hochgebirgspässen, mit wilden Tiere und sehnsüchtigen Truckern, surrenden Mega-Städten und lautloser Einsamkeit, schroffen Gipfeln und sanften Traumstränden, glitzerndem Reichtum und schreiendem Elend, paradiesischen Naturparks und ökologischen Katastrophengebieten, versteckten Inka-Stätten und billigen Fast-Food-Ketten, religiösen Kultfesten und zwielichtigem Nachtleben, bewachten Millionären und bettelnden Indiokindern, vermummten Guerillas und fleissigen Koka-Bauern, historischen Altstädten und einstürzenden Neubauten, stolzen Ureinwohnern und gebrochenen Fremdarbeitern.

MAGAZIN DER AMMANN GRUPPE, SEPTEMBER 2010 FOCUS 19 GEnAu GEnommEn Fürwahr, den Titel «längste Strasse der Welt» kann man der Panamericana schon streitig machen. In den Vereinigten Staaten gehört beispielsweise keine Strasse offiziell zu ihr. Doch allein die Bezeichnung zieht genügend Touristen an. Ausserdem gibt es im weiteren Verlauf auch Parallel- und Alternativstrecken, so dass die längste Strasse der Welt genau genommen ein Streckennetz ist. Deshalb soll erwähnt werden, dass der 24 000 km lange National Highway 1 Australiens die längste Strasse in einem Land darstellt. Auf 10 000 km kommt Pan-american highway Alaska-Highway Inoffizielle Route Originale Route die russische Transsibirienstrasse, die Wladiwostok im Osten und Moskau im Westen verbindet. Der Highway 50 verknüpft auf 4945 km überwältigende Landschaften und sehenswerte Städte der USA. In Nevada gilt er als die einsamste Strasse Amerikas. Als längste Strasse in einem europäischen Land durchquert die E 6 Norwegen. Von Kirkenes sind es 2502 km bis Oslo. die «Carretera Panamericana» verläuft von Nord- nach Südamerika und verbindet alaska mit Feuerland. Wo früher die ritter über das Pflaster liefen, sind es heute die Touristen. EinE zutiEfst rittErlichE strAssE: diE odos ippodon in rhodos In Rhódos-Stadt, deren Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, liegt die Odos Ippodon, die Ritterstrasse. Sie ist die einzige komplett erhaltene Wohnstrasse Europas aus dem Mittelalter. In der Zeit der Johanniter (1309–1522) tummelten sich hier Reiter und junge Herren mit halblangem Haar unter roten Kappen, in leuchtend roten Überwürfen mit den weissen Johanniterkreuzen darauf. Heute sind es die Touristen, die über das inseltypische Chochlaki-Pflaster aus hochgestellten Kieseln gehen. Die acht «Zungen», die Landsmannschaften des Johanniter-Ritterordens, bauten im 14. Jahrhundert in dieser Strasse ihre schlichten Herbergen, in denen gemeinsam gespeist und Versammlungen abgehalten wurden. Auf den ersten Blick wirkt die schnurgerade Strasse enttäuschend. Doch wer genau hinsieht, entdeckt viele interessante Details an den Fassaden neben den über den Portalen angebrachten Wappen der Landsmannschaft. Auch heute werden die Gebäude genutzt: vom Archäologische Dienst und Stellen des griechischen Kulturministeriums. Die beiden schönsten Gebäude gehören dem italienischen bzw. französischen Konsulat.

18 FOCUS<br />

STRASSEN DER WELT: TEIL 1<br />

DIE LÄNGSTE STRECKE<br />

DER WELT<br />

Vor rund 180 Mio. Jahren teilte sich der<br />

irdische Urkontinent, und es entstand auf der<br />

pazifischen Seite des amerikanischen Doppelkontinents<br />

eine urzeitliche, fast von Pol zu Pol<br />

reichende, Gebirgszone mit den Anden, Kordilleren,<br />

Sierras und Rocky Mountains. Entlang<br />

dieser Küstenlinie wurden mit dem Einzug der<br />

Menschen auch Wege gebaut. In Buenos Aires<br />

einigte man sich 1925 auf den Bau einer Stras-<br />

die Strecke führt natürlich<br />

auch durch grosse Städte wie<br />

das kolumbianische Cacau.<br />

se: der «Carretera Panamericana» oder «The<br />

Pan-American Highway». Seither baut man<br />

an diesem transkontinentalen Streckennetz.<br />

Nur noch im tropischen Sumpfland zwischen<br />

Panama und Kolumbien, im Dschungel von<br />

Darien, fehlt ein Teilstück von 90 Kilometern.<br />

Von Alaska bis nach Feuerland reichend ist die<br />

«Panamericana» somit die längste Strasse der<br />

Welt. Dabei durchzieht der 30 000 km lange<br />

Highway 17 Staaten, überwindet vier Klima-,<br />

sechs Zeit- und fast alle Vegetationszonen. Die<br />

Strasse ist weit entfernt von einer einheitlichen<br />

Beschilderung.<br />

Teile der Strasse kann man nur in der Trockenzeit<br />

befahren, in anderen Gegenden ist die<br />

Benutzung das ganze Jahr über gefährlich. Der<br />

schwarze Asphaltstreifen durchquert einen zutiefst<br />

widersprüchlichen Kontinent mit blauen<br />

Gletscherwelten und weissen Wüsten, dichtem<br />

Dschungel und Hochgebirgspässen, mit wilden<br />

Tiere und sehnsüchtigen Truckern, surrenden<br />

Mega-Städten und lautloser Einsamkeit,<br />

schroffen Gipfeln und sanften Traumstränden,<br />

glitzerndem Reichtum und schreiendem Elend,<br />

paradiesischen Naturparks und ökologischen<br />

Katastrophengebieten, versteckten Inka-Stätten<br />

und billigen Fast-Food-Ketten, religiösen<br />

Kultfesten und zwielichtigem Nachtleben,<br />

bewachten Millionären und bettelnden Indiokindern,<br />

vermummten Guerillas und fleissigen<br />

Koka-Bauern, historischen Altstädten und einstürzenden<br />

Neubauten, stolzen Ureinwohnern<br />

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