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UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

44 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens<br />

der bewohner<br />

einer aUsgewählten region<br />

des waldviertels!<br />

„Die Menschen waren mobil, noch ehe sie sess-<br />

haft wurden.“ [Opaschowski 2000] Mobilität ist<br />

ein Umstand, mit dem jedermann, sei es bewusst<br />

Stephanie Metz<br />

oder unbewusst, täglich konfrontiert wird. Ob<br />

es sich nun um den täglichen Weg zur Arbeit,<br />

den sporadischen Wochenendausflug oder den<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong><br />

45


erobern UntersUchUng die low des cost Mobilitätsverhaltens carrier den lUftverkehrsMarkt?<br />

der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

Arztbesuch handelt, Mobilität ist allgegenwärtig und aus<br />

dem Alltag auch nicht mehr wegzudenken. Sie war und<br />

ist eine entscheidende Voraussetzung für die mensch-<br />

liche Entwicklung und soziale Integration. Ob es einer<br />

Person möglich ist, mobil zu sein, trägt wohl oder übel<br />

auch zu ihrer Lebensqualität bei [vgl. Rauh 2003].<br />

Eine Person, die in einer fußgeher- und radfahrerfreund-<br />

lichen Stadt lebt, in der auch ein dichtes Netz an öffent-<br />

lichen Verkehrsmitteln, viele Arbeitsplätze und Ein-<br />

kaufsmöglichkeiten vorhanden sind, die körperlich fit ist<br />

und sogar über Fahrrad, Führerschein und PKW verfügt,<br />

sollte so gut wie keine Probleme damit haben, ihre Mo-<br />

bilitätsbedürfnisse zu befriedigen [vgl. Rauh 2003]. Sie<br />

hat somit einen großen Vorteil gegenüber Personen, die<br />

aus unterschiedlichsten Gründen in Ihrem Mobilitäts-<br />

verhalten eingeschränkt werden. Manche Personen kön-<br />

nen es sich zum Beispiel aus finanziellen Gründen nicht<br />

leisten, einen PKW anzuschaffen. Anderen wiederum<br />

ist es aus gesundheitlichen oder altersbedingten Grün-<br />

den nicht möglich, zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad<br />

zu fahren. Egal wodurch nun genau eine Einschränkung<br />

im Mobilitätsverhalten hervorgerufen wird, wichtig ist<br />

nur, dass auf Alternativen zurückgegriffen werden kann,<br />

mit deren Hilfe eine Befriedigung des Mobilitätsbedürf-<br />

nisses dennoch möglich ist.<br />

Leider ist ein ausreichendes Angebot an sinnvollen<br />

Alternativen auch in der heutigen Zeit keineswegs <strong>als</strong><br />

selbstverständlich anzusehen. Vor allem in ländlichen<br />

Regionen ist es oft sehr schwer, ein flächendeckendes<br />

Verkehrsnetz, in das alle beziehungsweise mehrere Ver-<br />

kehrsträger gleichermaßen eingebunden werden können,<br />

zu gewährleisten. Besonders der hohe Zersiedelungs-<br />

grad in ländlichen Gebieten stellt eine große Herausfor-<br />

derung für die regionale Raum- und Verkehrsplanung<br />

dar. Damit allerdings eine bedarfsorientierte Gestaltung<br />

des Verkehrsnetzes möglich ist, werden Daten über das<br />

Mobilitätsverhalten von den im jeweiligen Gebiet ange-<br />

siedelten Bewohnern benötigt. Leider ist es nicht gerade<br />

leicht, solche Daten zu bekommen, beziehungsweise auf<br />

die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Bewoh-<br />

46 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

ner einzugehen. Als typisches Beispiel für eine Region,<br />

die eher <strong>als</strong> „mobilitätsfeindlich“ gilt, wird in der Lite-<br />

ratur häufig das Waldviertel genannt.<br />

Das Waldviertel liegt im Norden Niederösterreichs und<br />

ist durch einen sehr hohen Zersiedelungsgrad und einem<br />

eher „PKW-lastigen“ Verkehrsverhalten der Bewohner<br />

geprägt. Da für das Waldviertel allerdings noch so gut<br />

wie keine Mobilitätsdaten vorliegen, ist das Ziel dieser<br />

Arbeit das Mobilitätsverhalten von Personen, die inner-<br />

halb eines bestimmten Untersuchungsgebiets im Wald-<br />

viertel, nämlich in der Stadt Horn beziehungsweise den<br />

angrenzenden Gemeinden ansässig sind, zu analysie-<br />

ren und miteinander zu vergleichen. Darauf aufbauend<br />

werden Potentiale zur Verbesserung der verkehrlichen<br />

Situation im Untersuchungsgebiet identifiziert und Vor-<br />

schläge zu deren Umsetzung erbracht. Es sollen dadurch<br />

Maßnahmen gefunden werden, die dazu beitragen, die<br />

Mobilitätssituation im Untersuchungsgebiet generell<br />

zu verbessern und für alle Bewohner gleiche Voraus-<br />

setzungen zur Befriedigung ihrer Mobilitätssituation zu<br />

schaffen.<br />

begriffsdefinitionen<br />

Das folgende Kapitel beschäftigt sich damit, den Begriff<br />

Mobilität an sich sowie damit zusammenhängende, für<br />

die Beschreibung des Mobilitätsverhaltens wichtige,<br />

Begrifflichkeiten näher zu erläutern.<br />

was versteht man unter Mobilität?<br />

„Mobilität ist ein Grundbedürfnis sich fortzubewegen.“<br />

[Opaschowski 2000] Dieses Zitat beschreibt recht deut-<br />

lich den hohen Stellenwert, den die Mobilität in der heu-<br />

tigen Gesellschaft bereits eingenommen hat. Eine Welt<br />

ohne Mobilität wäre heutzutage nicht nur unvorstellbar,<br />

sondern auch unmöglich. Menschen müssen mobil sein<br />

um sich mit Lebensmittel zu versorgen, soziale Kon-<br />

takte zu pflegen oder Geld zu verdienen – eben um ihre<br />

Grundbedürfnisse befriedigen zu können.<br />

Ursprünglich wurde mit dem Begriff Mobilität die „Be-<br />

weglichkeit von Menschen, Lebewesen und Dingen in<br />

Zeit und Raum“ ausgedrückt [vgl. Stackelberg 2000].<br />

Mobilität ist sozusagen „die Möglichkeit sich unab-<br />

hängig von räumlichen Beschränkungen zu bewegen.“<br />

[Tentschert 2001]<br />

Nach und nach wurde der Mobilitätsbegriff allerdings<br />

auch von der Soziologie aufgegriffen, um damit Bewe-<br />

gungsvorgänge von einzelnen Personen oder Gruppen<br />

innerhalb der sozialen Schichtung einer Gesellschaft zu<br />

beschreiben [vgl. Stackelberg 2000]. Dabei kann es sich<br />

zum Beispiel um Bewegungen hinsichtlich des Berufs<br />

oder der sozialen Stellung handeln [vgl. Lonthoff 2007].<br />

Wird durch den Bewegungsvorgang keine Statusände-<br />

rung innerhalb der sozialen Schichtung erwirkt, spricht<br />

man von horizontaler Mobilität. Ergibt sich durch die<br />

Bewegung allerdings eine Änderung des Status (zum<br />

Beispiel durch eine berufliche Beförderung) spricht man<br />

von vertikaler Mobilität [vgl. Lonthoff 2007].<br />

Zusammenfassend lässt sich <strong>als</strong>o festhalten, dass räum-<br />

liche Mobilität eine physische Bewegung, bei der Raum<br />

überwunden wird, induziert. Im Gegensatz dazu, ist<br />

mit sozialer Mobilität eine Bewegung innerhalb eines<br />

sozialen Gefüges gemeint. Es ist jedoch nicht immer<br />

möglich, zwischen diesen beiden Begriffen eine exakte<br />

Grenze zu ziehen, da sie manchmal auch eng miteinan-<br />

der verknüpft sein können. Wird zum Beispiel eine Per-<br />

son befördert, ist dies manchmal auch mit einer Verlage-<br />

rung des Wohnortes verbunden.<br />

Da sich diese Arbeit allerdings ausschließlich mit der<br />

räumlichen Mobilität von Personen befasst, wird auf<br />

die soziale Mobilität in den folgenden Abschnitten nicht<br />

mehr eingegangen. Der Begriff Mobilität wird in die-<br />

ser Arbeit daher stets im Sinne der räumlichen Mobilität<br />

von Personen verwendet.<br />

Begriffsabgrenzung Mobilität und Verkehr<br />

Häufig werden die Begriffe Mobilität und Verkehr sy-<br />

nonym verwendet beziehungsweise einander gleichge-<br />

setzt. Obwohl zweifelsohne ein enger Zusammenhang<br />

besteht, sollte von einer Gleichstellung der beiden Be-<br />

griffe dennoch abgesehen werden.<br />

In der Literatur wird der Begriff Verkehr sehr oft wie<br />

folgt definiert: „Verkehr ist ein Prozess zur Ortsverände-<br />

rung von Personen, Gütern und Nachrichten.“ [Kummer<br />

2005] Daraus lässt sich ableiten, dass Verkehr sozusa-<br />

gen ein Mittel zur Distanzüberwindung ist [vgl. Kramer<br />

2005]. Der Prozess der Ortsveränderung an sich, kann<br />

dabei mit Hilfe eines motorisierten Verkehrsmittels, wie<br />

dem PKW, oder aber auch auf nicht motorisierte Weise,<br />

wie zu Fuß oder mit dem Rad, erfolgen.<br />

Im Unterschied zum Verkehr, beschreibt Mobilität, das<br />

Vorhandensein struktureller und individueller Vorausset-<br />

zungen zur Raumüberwindung [vgl. Ahrend 2002]. Das<br />

heißt, es besteht zwar die Möglichkeit Raum zu über-<br />

winden, es fehlt jedoch noch ein Mittel um diese Mög-<br />

lichkeit auch umsetzen zu können [vgl. Scherz 2007].<br />

Es ist somit zu erkennen, dass Mobilität und Verkehr<br />

zwar eng miteinander verbunden sind und sich auch ge-<br />

genseitig ergänzen, aber dennoch eine Abgrenzung der<br />

Begriffe notwendig ist. Verkehr ist sozusagen eine Aus-<br />

drucksform für Mobilität. Er dient deshalb auch häufig<br />

<strong>als</strong> Basis für Studien zur Mobilitätsforschung [vgl. Tent-<br />

schert et al 2001].<br />

Formen der Mobilität<br />

Folgend werden verschiedene Erscheinungsformen der<br />

Mobilität aufgezeigt. Dabei ist allerdings zu beachten,<br />

dass ein beliebiger Bewegungsvorgang (zum Beispiel<br />

ein Umzug) nicht unbedingt nur einer Mobilitätsform<br />

zugeordnet werden kann.<br />

Residentielle und zirkuläre Mobilität<br />

Bei der räumlichen Mobilität von Personen werden<br />

grundsätzlich zwei Formen unterschieden, nämlich<br />

die residentielle und die zirkuläre Mobilität.<br />

Die residentielle Mobilität beschreibt räumliche<br />

Bewegungen, die einen dauerhaften Wechsel des<br />

Wohnsitzes zum Anlass haben [vgl. Schäfers 2001].<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 47


erobern UntersUchUng die low des cost Mobilitätsverhaltens carrier den lUftverkehrsMarkt?<br />

der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

Sie wird, je nachdem, ob bei der Raumüberwindung<br />

Grenzen überschritten werden oder nicht, oft auch<br />

<strong>als</strong> Wohnsitzmobilität oder Wanderung beziehungs-<br />

weise Migration bezeichnet.<br />

Die zirkuläre Mobilität hingegen umfasst perma-<br />

nente räumliche Bewegungen, die keinen Wechsel<br />

des Wohnsitzes zur Folge haben [vgl. Schäfers 2001].<br />

Im Gegensatz zur residentiellen Mobilität kehrt bei<br />

der zirkulären Mobilität der mobile Mensch nach ei-<br />

niger Zeit immer wieder an den Ausgangsort (zum<br />

Beispiel seinen Wohnort) zurück [vgl. Schliephake<br />

2004]. Die zirkuläre Mobilität von Personen dient<br />

häufig <strong>als</strong> Datengrundlage für die regionale Raum<br />

und Verkehrsplanung. Je mehr Daten zum Mobili-<br />

tätsverhalten von Personen vorhanden sind, desto<br />

besser können die Mobilitätsbedürfnisse identifiziert<br />

und darauf aufbauend geeignete Verkehrslösungen<br />

gefunden werden. Auch für die Untersuchung des<br />

Mobilitätsverhaltens der Bewohner im Großraum<br />

Horn wird ausschließlich die zirkuläre Mobilität he-<br />

rangezogen.<br />

Freiwillige und erzwungene Mobilität<br />

Als freiwillige Mobilität werden Bewegungsvorgän-<br />

ge verstanden, die aus freien Stücken, das heißt al-<br />

lein auf Basis intrinsischer Motivatoren durchgeführt<br />

werden. Die jeweilige Person hat hier jedoch stets die<br />

Option den Bewegungsvorgang abzubrechen oder<br />

ihn gar nicht erst zu starten. Möchte zum Beispiel<br />

eine Frau eine ausgiebige Shoppingtour am Nach-<br />

mittag unternehmen, bleibt es ihr selbst überlassen,<br />

dies auch zu tun. Sie kann sich <strong>als</strong>o jederzeit dazu<br />

entschließen, doch anderen Aktivitäten nachzugehen<br />

oder einfach zu Hause zu bleiben.<br />

Im Gegensatz zur freiwilligen Mobilität wird bei<br />

der erzwungenen Mobilität der Bewegungsvorgang<br />

allein durch äußere Einflussfaktoren veranlasst. Die<br />

jeweilige Person hat hier jedoch meist keine Wahl-<br />

möglichkeit hinsichtlich der Durchführung des Be-<br />

wegungsvorgangs, da mit der Nichtrealisierung<br />

häufig negative Folgen verbunden sind. Als Beispiel<br />

kann hier jene Situation angeführt werden: Ein jun-<br />

ger Mann, der soeben sein Studium abgeschlossen<br />

hat, ist nun auf der Suche nach einem Arbeitsplatz.<br />

Da er allerdings auf dem Land lebt und in der Nähe<br />

keine passende Stelle zu finden ist, sieht er sich ge-<br />

zwungen, seine Arbeitssuche auf andere Regionen<br />

auszuweiten. Hat er nun, abseits seiner Heimat, einen<br />

passenden Arbeitsplatz gefunden, ist damit entweder<br />

langes Pendeln oder eventuell auch ein Umzug ver-<br />

bunden.<br />

Die Frage zwischen freiwilliger und erzwungener<br />

Mobilität stellt sich besonders oft in Bezug auf die<br />

Arbeitsplatz- und Einkaufsmobilität sowie aber auch<br />

bei der Migration. Es ist in der Praxis allerdings nicht<br />

immer eindeutig zu unterscheiden, ob eine Person<br />

nun ausschließlich aufgrund von Zwängen oder frei-<br />

willig handelt [vgl. Tentschert et al 2001].<br />

Zweckorientierte und erlebnisorientierte Mobilität<br />

Bei der Zweckmobilität dient die Raumüberwindung<br />

stets dazu, einer bestimmten Aktivität nachzugehen<br />

beziehungsweise die alltäglichen Grundbedürfnisse<br />

im Zusammenhang mit Wohnen, Arbeiten, Bildung<br />

und Versorgung zu erfüllen [vgl. Tentschert et al<br />

2001]. Die Zurücklegung eines Weges dient daher<br />

nur der Erreichung eines bestimmten Ziels [vgl.<br />

www.bmvit,gv.at 2009].<br />

Im Unterschied dazu kommt es bei der Erlebnis-<br />

mobilität nicht auf das Erreichen eines bestimmten<br />

Ziels an, sondern auf das „unterwegs sein“ an sich.<br />

Hier gilt somit: „Der Weg ist das Ziel“. Als Beispiel<br />

können hier Spaziergänge oder Fahrradausflüge an-<br />

geführt werden [vgl. www.bmvit.gv.at 2009].<br />

Was versteht man unter einer Aktivität?<br />

Allgemein gesehen, könnte der Begriff Aktivität wie<br />

folgt definiert werden: „Eine Aktivität bezeichnet eine<br />

durchzuführende in sich abgeschlossene Abfolge von<br />

48 <strong>Verkehrsjournal</strong> <strong>Verkehrsjournal</strong> 49


Tätigkeiten, die nach ihrer Durchführung ein im Vorfeld<br />

festgelegtes Ergebnis liefern.“ [Versteegen et al 2002]<br />

Jeder Mensch führt täglich zahlreiche Aktivitäten aus,<br />

wie zum Beispiel essen, schlafen, bügeln etc. Für die<br />

Verkehrswirtschaft oder diverse Mobilitätsstudien sind<br />

jedoch nur Aktivitäten relevant, die außerhalb des eige-<br />

nen Haushalts stattfinden und <strong>als</strong> Ausgangs- oder Zielz-<br />

weck einer räumlichen Bewegung dienen, wie zum Bei-<br />

spiel der alltägliche Einkauf, der Weg zum Arzt oder zur<br />

Schule beziehungsweise zur Arbeit [vgl. Hensel 2002].<br />

Muss zur Durchführung der verschiedenen Aktivitäten<br />

der Ort gewechselt werden, entsteht Verkehr [vgl. Kirch-<br />

hoff 2002].<br />

Was versteht man unter einem Weg?<br />

Unter einem Weg versteht man die realisierte außerhäus-<br />

liche Ortsveränderung von Personen mit dem Zweck, ei-<br />

ner bestimmten Aktivität nachzugehen. Die Ortsverände-<br />

rung selbst kann mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln<br />

und über beliebige Distanzen erfolgen [vgl. Tentschert<br />

et al 2002]. Ein Weg hat stets einen Ausgangs- und ei-<br />

nen Endpunkt, wobei der Endpunkt eines Weges meist<br />

auch gleichzeitig der Ausgangspunkt für einen darauf<br />

folgenden Weg ist. Ein Beispiel hierzu: Eine Person<br />

fährt morgens von ihrem Wohnsitz zur Arbeit (Weg1).<br />

Nach der Arbeit beschließt sie, noch schnell einkaufen<br />

50 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

zu gehen (Weg2). Vom Supermarkt aus, fährt sie direkt<br />

nach Hause (Weg3).<br />

Die Kenntnis über den Wegzweck, <strong>als</strong>o für welche Ak-<br />

tivität ein Weg zurückgelegt wird, gibt Auskunft über<br />

das Mobilitätsverhalten von Personen und ist somit auch<br />

eine wichtige Datengrundlage für Mobilitätsstudien. Da<br />

es allerdings unzählige außerhäusliche Aktivitäten gibt,<br />

denen eine Person nachgehen kann, werden diese in der<br />

Regel zu folgenden Kategorien zusammengefasst:<br />

Wohnen<br />

Arbeit<br />

Dienstliche bzw. geschäftliche Aktivitäten<br />

Bildung bzw. Aus- und Weiterbildung<br />

Einkauf bzw. Versorgung<br />

Freizeit<br />

Erledigung<br />

Service<br />

Urlaub<br />

Diese Kategorisierung dient vor allem dazu, die einzel-<br />

nen Wege hinsichtlich des Wegzwecks zu gruppieren um<br />

somit das Mobilitätsverhalten von Personen leichter er-<br />

fassen zu können.<br />

Die Kategorie Wohnen beschreibt zwar eigentlich keine<br />

außerhäusliche Aktivität, jedoch ist der Wohnsitz einer<br />

Person ein regelmäßiger Ausgangs- oder Endpunkt eines<br />

Weges und hat somit auch Verkehr zur Folge. Bei einer<br />

Mobilitätserhebung müssen daher auch Wege vom und<br />

zum Wohnsitz berücksichtigt werden [vgl. Stackelberg<br />

2000].<br />

Zur Kategorie Arbeit wird der Berufsverkehr gezählt.<br />

Damit ist der alltägliche Weg zum Arbeitsplatz gemeint.<br />

Davon ausgeschlossen sind allerdings Wege, die berufs-<br />

bedingt sind (zum Beispiel Kundenbesuche durch Ver-<br />

sicherungsvertreter). Diese Wege werden dem Dienst-<br />

oder Geschäftsverkehr zugerechnet [vgl. Tiefbauamt<br />

Kiel 2006].<br />

Unter Bildung fallen alle Wege, die zur Schule oder ei-<br />

ner anderen Ausbildungsstätte unternommen werden.<br />

In der Kategorie Einkauf und Versorgung werden alle<br />

Wege zusammengefasst, die dem Zweck der Beschaf-<br />

fung von Nahrungsmitteln und sonstigen, für den Haus-<br />

halt notwendigen Dingen, dienen.<br />

Zum Freizeitverkehr zählen alle Wege, die damit ver-<br />

bunden sind, einem Hobby (zum Beispiel Sport) nach-<br />

zugehen, soziale Kontakte zu pflegen (zum Beispiel mit<br />

Freunden ins Kino gehen) oder sich zu erholen (zum<br />

Beispiel bei Wochenendausflügen mit der Familie).<br />

wDer Erledigungsverkehr umfasst jene Wege, die zwar<br />

in der Regel in der Freizeit durchgeführt werden, aller-<br />

dings nicht wirklich dem Freizeitverkehr zuzurechnen<br />

sind. Dazu zählt man Dinge wie Arztbesuche, Behör-<br />

dengänge oder aber auch Friseurbesuche.<br />

Mit Servicewegen sind Wege gemeint, die zurückgelegt<br />

werden, um Personen oder auch diverse Sachen zu trans-<br />

portieren. Viele Eltern bringen Ihre Kinder zum Beispiel<br />

täglich zur Schule oder zu Freunden und holen Sie von<br />

dort auch wieder ab.<br />

Der Urlaubsverkehr unterscheidet sich von den anderen<br />

Verkehrsarten dadurch, dass er nicht zum alltäglichen<br />

Mobilitätsverhalten gezählt werden kann.<br />

In Zusammenhang mit einem Weg wird häufig auch der<br />

Begriff Etappe verwendet: Als Etappe bezeichnet man<br />

ein Teilstück eines Weges [vgl. Hensel 2002], welches<br />

durch einen Wechsel des Verkehrsmittels, das Umstei-<br />

gen innerhalb eines Verkehrsmittels oder durch eine<br />

Änderung des Wegezwecks begründet wird [vgl. Stast-<br />

planungsamt Zürich 1992]. Da beim Zurücklegen eines<br />

Weges zum Beispiel öfter das Verkehrsmittel gewechselt<br />

oder umgestiegen werden muss, kann ein Weg auch aus<br />

mehreren Etappen bestehen. Auch hierzu ein Beispiel:<br />

Eine Person pendelt täglich von ihrem Wohnsitz im<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 51


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

Abb.1: Beispiel für eine Sternfahrt<br />

Abb.2: Beispiel für eine Rundfahrt<br />

Abb.3: Beispiel für einen Rundweg<br />

52 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Waldviertel zu Ihrem Arbeitsplatz in Wien. Dazu muss<br />

sie zu allererst mit ihrem PKW zum Bahnhof fahren (1.<br />

Etappe). Am Bahnhof steigt sie in den Zug, der sie bis<br />

nach Wien bringt (2. Etappe). Vom Bahnhof aus muss<br />

sie noch einen kurzen Fußweg zurücklegen, ehe sie an<br />

Ihren Arbeitsplatz gelangt (3. Etappe).<br />

Was versteht man unter einer Wegekette?<br />

Unter einer Wegekette versteht man die Aneinanderrei-<br />

hung aller außerhäuslichen Wege, die im Laufe eines Ta-<br />

ges zur Durchführung diverser Aktivitäten unternommen<br />

werden [vgl. Hensel 2002]. Ausgangs- und Endpunkt der<br />

Wegekette sind in der Regel der Wohnsitz einer Person.<br />

Wird nur ein Teilstück einer Wegekette betrachtet, so<br />

spricht man von einer Tour. Dazu zählen alle außerhäus-<br />

lichen Wege, die zwischen Verlassen und Zurückkehren<br />

zur Wohnung unternommen werden [vgl. Hensel 2002].<br />

Der Unterschied zur Wegekette besteht darin, dass eine<br />

Tour mit dem Zurückkehren zum Wohnsitz beendet<br />

ist. Wird der Wohnsitz danach erneut verlassen, begin-<br />

nt auch eine neue Tour. Im Gegensatz dazu, kann eine<br />

Wegekette den Wohnsitz mehrm<strong>als</strong> <strong>als</strong> Ausgangs- oder<br />

Endpunkt beinhalten.<br />

Da für das Ausüben einer Aktivität oder das Zurücklegen<br />

eines Weges oft auch zeitliche Restriktionen vorliegen<br />

[vgl. Martin 2006], zum Beispiel durch Arbeitszeiten,<br />

Öffnungszeiten oder Fahrpläne im ÖV, sollten die ein-<br />

zelnen Aktivitäten im Laufe eines Tages gut aufeinander<br />

abgestimmt und strukturiert werden.<br />

Organisationsstruktur einer Wegekette<br />

Grundsätzlich werden hinsichtlich der Anordnung der<br />

einzelnen Aktivitäten drei Organisationsstrukturen un-<br />

terschieden, nämlich Sternfahrten, Rundfahrten und<br />

Rundwege [vgl. Hensel 2002].<br />

Wie in Abbildung 1 ersichtlich, ist bei Sternfahrten der<br />

Wohnsitz meist Ausgangs- und Endpunkt jedes einzel-<br />

nen Weges. Die jeweiligen Aktivitäten werden <strong>als</strong>o nicht<br />

direkt aneinandergeknüpft sondern immer durch den<br />

Nach-Hause-Weg voneinander getrennt [vgl. Hensel<br />

2002]. Es werden somit an einem Tag meist auch meh-<br />

rere Touren gemacht, wobei eine Tour in der Regel dann<br />

auch nur aus zwei Wegen besteht.<br />

Bei Rundfahrten (siehe Abbildung 2), werden zwei oder<br />

mehrere aufeinander folgende Aktivitäten direkt anein-<br />

andergeknüpft, ohne dazwischen nach Hause zu fahren.<br />

Mit Hilfe dieser Organisationsstruktur wird meist ver-<br />

sucht, Wege einzusparen indem bei einer Tour möglichst<br />

vielen Aktivitäten aneinandergeknüpft werden.<br />

Neben Sternfahrten und Rundfahrten gibt es auch noch<br />

die Möglichkeit des Rundweges (siehe Abbildung 3).<br />

Ein Rundweg besteht meist nur aus einem Weg, bei dem<br />

der Ausgangs- und der Endpunkt ident sind. Ein Beispiel<br />

dafür ist ein Spaziergang [vgl. Hensel 2002].<br />

Das Wissen darüber, in welcher Reihenfolge die einzel-<br />

nen Aktivitäten innerhalb einer Wegekette angeordnet<br />

sind, dient zugleich <strong>als</strong> Basis zur Identifikation von so-<br />

genannten Mobilitäts- beziehungsweise Aktivitätsmu-<br />

stern.<br />

Mobilitäts- bzw. Aktivitätsmuster<br />

Unter einem Mobilitäts- bzw. Aktivitätsmuster versteht<br />

man eine regelmäßig wiederkehrende und in den Alltag<br />

integrierte Anordnung von Aktivitäten innerhalb einer<br />

Wegekette [vgl. Hensel 2002]. Es trägt dazu bei, das<br />

Mobilitätsverhalten von Personen genauer erfassen zu<br />

können und kann weiters auch <strong>als</strong> Basis zur Ermittlung<br />

von Mobilitätsindikatoren verwendet werden.<br />

einflussfaktoren auf das Mobilitätsver-<br />

halten von Personen<br />

Das Mobilitätsverhalten von Personen ist sehr individu-<br />

ell und deshalb meist auch sehr schwierig vorherzuse-<br />

hen. Ob eine Person ihren Wohnsitz überhaupt verlässt,<br />

mit welchem Verkehrsmittel sie einen Weg zurücklegt<br />

oder welche Entfernungen sie in Kauf nimmt, sind Ent-<br />

scheidungen, die täglich aufs Neue durch die verschie-<br />

densten Faktoren beeinflusst werden.<br />

Da das alltägliche Mobilitätsverhalten natürlich von<br />

einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst werden kann,<br />

wurden diese zur besseren Übersichtlichkeit in vier Ka-<br />

tegorien unterteilt, nämlich persönliche, ökonomische,<br />

regional bedingte, ökologische und verkehrspolitische<br />

Einflussfaktoren.<br />

Persönliche einflussfaktoren<br />

Zu den persönlichen Einflussfaktoren zählen jene Fak-<br />

toren, die durch die Person selbst begründet werden. Das<br />

bedeutet, dass eine Person schon allein aufgrund ihrer<br />

Laune, ihres körperlichen Zustands oder ihrer Grundbe-<br />

dürfnisse entscheiden kann, ob sie an einem bestimmten<br />

Tag mobil wird oder nicht.<br />

Persönliche Einstellungen und Werte<br />

Die persönlichen Einstellungen und Wertehaltungen von<br />

Personen können sich grundlegend voneinander unter-<br />

scheiden und somit unterschiedlichste Verhaltensweisen<br />

hervorrufen. Vor allem die Distanzbereitschaft und die<br />

Verkehrsmittelwahl werden sehr stark durch persönliche<br />

Wertehaltungen geprägt. Hierzu ein Beispiel: Eine Per-<br />

son, die sehr umweltbewusst ist und sehr darauf achtet,<br />

sich möglichst umweltfreundlich fortzubewegen, wird<br />

wahrscheinlich eher zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren<br />

oder den ÖV nutzen <strong>als</strong> mit dem PKW zu fahren. Im<br />

Gegensatz dazu wird sich eine Person, die sich zum The-<br />

ma Umwelt eher weniger Gedanken macht und für die<br />

ein PKW mehr ein Statussymbol darstellt <strong>als</strong> ein Fortbe-<br />

wegungsmittel, wohl lieber einen sportlichen Flitzer mit<br />

hohem Spritverbrauch zulegen, anstatt eines umwelt-<br />

freundlicheren Kleinwagens mit Hybridantrieb.<br />

Gesundheitszustand einer Person<br />

Neben den Einstellungen und Werten sollte auch der Ge-<br />

sundheitszustand einer Person <strong>als</strong> Einflussfaktor auf das<br />

Mobilitätsverhalten nicht unterschätzt werden. Ist eine<br />

Person krank, wird sie in der Regel auf diverse Freizeit-<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 53


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

aktivitäten wie Kino, Discobesuche etc. eher verzichten<br />

und sich vermutlich nur für Arztbesuche und zu Versor-<br />

gungszwecken aus dem Haus begeben. Vor allem bei<br />

älteren Menschen ist der Zusammenhang zwischen dem<br />

Gesundheitszustand und dem Mobilitätsverhalten oft<br />

sehr bedeutend. Sie sind in Folge einer Erkrankung meist<br />

vermehrt auf die Hilfe Dritter Personen angewiesen.<br />

Laut einer Studie sind 8% der Niederösterreicher/innen<br />

in Folge ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigungen in<br />

ihrem täglichen Mobilitätsverhalten eingeschränkt [vgl.<br />

Herry et al 2004].<br />

Soziodemographische Merkmale<br />

Auch das Alter einer Person kann Einfluss auf das Mobi-<br />

litätsverhalten haben. So steigt zum Beispiel die Anzahl<br />

der pro Tag zurückgelegten Wege bis zum 49. Lebens-<br />

jahr an und sinkt erst ab dem 50. Lebensjahr wieder auf<br />

das Level der unter 18-jährigen herab. Außerdem wurde<br />

festgestellt, dass Jugendliche unter 18 Jahren situations-<br />

bedingt ihre Wege vermehrt zu Fuß oder mit dem ÖV<br />

zurücklegen [vgl. Herry et al 2004].<br />

Hinsichtlich der soziodemographischen Merkmale<br />

wurde bereits durch diverse Studien ein teilweise un-<br />

terschiedliches Mobilitätsverhalten zwischen Männern<br />

und Frauen nachgewiesen. Laut einer Studie, die in Nie-<br />

derösterreich im Jahre 2003 durchgeführt wurde, legen<br />

Frauen im Durchschnitt kürzere Wege zurück <strong>als</strong> Männer<br />

[vgl. Knoll et al 2005] und gehen auch öfter zu Fuß [vgl.<br />

Knoll et al 2005]. Ein weiterer Unterschied lässt sich<br />

auch hinsichtlich des Wegezwecks erkennen: Während<br />

Männer <strong>als</strong> Wegzweck hauptsächlich den Beruf und an<br />

zweiter Stelle freizeitliche Aktivitäten angeben, ergibt<br />

sich bei Frauen eine größere Streuung, da diese meist<br />

neben ihrem Berufsleben und freizeitlichen Aktivitäten<br />

auch für die Versorgung und das Bringen und Holen von<br />

Personen zuständig sind [vgl. Knoll et al 2005].<br />

Verfügbare Freizeit einer Person<br />

Wie viele Wege eine Person am Tag zurücklegt, hängt<br />

natürlich auch damit zusammen, wie viel Zeit sie da-<br />

für aufwenden kann. Hat eine Person viel Freizeit zur<br />

54 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Verfügung, ist es auch sehr wahrscheinlich, dass ein ge-<br />

wisser Anteil dieser Freizeit für außerhäusliche Aktivi-<br />

täten aufgewendet wird.<br />

Ökonomische einflussfaktoren<br />

Zu den ökonomischen Einflussfaktoren zählen jene<br />

Faktoren, die durch die Gesamtwirtschaft oder die Wirt-<br />

schaft innerhalb einer Region begründet werden.<br />

Einkommen der Bevölkerung<br />

Dass Mobilität nicht gerade kostengünstig und somit<br />

auch nicht für jeden unbegrenzt leistbar ist, ist den mei-<br />

sten Personen spätestens seit der Explosion der Treib-<br />

stoffpreise im Jahr 2008 bekannt. Für viele avancierte<br />

die Mobilität plötzlich zu einer Art Luxus, den sie sich<br />

einfach nicht mehr leisten konnten beziehungsweise<br />

wollten. Es zeigte sich, dass nicht nur der Urlaubsver-<br />

kehr die Haushaltskasse strapazieren konnte, sondern<br />

auch der alltägliche Verkehr.<br />

Mobilität sollte jedoch keinesfalls nur <strong>als</strong> Kostenfaktor<br />

gesehen werden. Im Gegenteil, Mobilität kann auch dazu<br />

beitragen, Einkommen zu sichern: Fällt es zum Beispiel<br />

einer Person, aus welchem Grund auch immer, schwer<br />

einen Arbeitsplatz in der Nähe ihres Wohnsitzes zu be-<br />

kommen, wird es ihr durch Mobilität ermöglicht, ihren<br />

Lebensunterhalt anderswo verdienen zu können.<br />

Entwicklung der Treibstoffpreise<br />

Laut einer Umfrage des ÖAMTC im Jahre 2008, bei der<br />

1.000 Autopendler/innen befragt wurden, dachten bereits<br />

58 % der befragten Personen darüber nach, aufgrund der<br />

hohen Spritpreise ihren Wohnort oder ihren Arbeitsplatz<br />

zu wechseln. Gut zwei Drittel der Befragten gaben wei-<br />

ters an, dass für sie der ÖV keine Alternative zum Moto-<br />

risierten Individualverkehr (MIV) darstellen würde, da<br />

dieser entweder nicht vorhanden ist (vor allem in länd-<br />

lichen Regionen) oder die Betriebszeiten sich nicht mit<br />

den Arbeitszeiten vereinbaren lassen [vgl. www.oeamtc.<br />

at 2009]. Auf den Punkt gebracht war das Jahr 2008 auf-<br />

grund der stetig steigenden Treibstoffpreise ein wahres<br />

Horrorjahr für alle Autofahrer. Vor allem Berufspendler/<br />

innen und Personen, die keine alltagstauglichen Alterna-<br />

tiven zum MIV hatten, wurden finanziell schwer bela-<br />

stet. Viele versuchten daher, diese Belastung durch die<br />

Einsparung von Wegen im Urlaubsverkehr oder alltäg-<br />

lichen Verkehr zu kompensieren, indem einzelne Wege<br />

und Aktivitäten so aneinandergekoppelt wurden, dass<br />

unnötige Kilometer möglichst vermieden wurden.<br />

Verkehrliche Steuern und Abgaben<br />

Zu den Steuern und Abgaben, die Einfluss auf das Mo-<br />

bilitätsverhalten ausüben können, gehören: die Mine-<br />

ralölsteuer, die Normverbrauchsabgabe (NOVA), die<br />

motorbezogene Versicherungssteuer und die Kfz-Haft-<br />

pflichtversicherung. Es sollte hierbei allerdings auch die<br />

Autobahn-Vignette erwähnt werden, welche eine wich-<br />

tige Einnahmequelle für die Erhaltung und den Ausbau<br />

des gesamten österreichischen Autobahn- und Schnell-<br />

straßennetz darstellt [vgl. www.vignette.at 2009].<br />

Steuern stellen in der Regel Geldleistungen an den Staat<br />

dar welche zur Finanzierung öffentlicher Leistungen<br />

verwendet werden [vgl. www.bmf.gv.at 2009]. Sie kön-<br />

nen jedoch auch dazu benutzt werden, das Mobilitäts-<br />

verhalten von Personen zu beeinflussen. Letzteres wird<br />

vor allem dann verwendet, wenn es um die Umsetzung<br />

von Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltsituation<br />

geht.<br />

Die Mineralölsteuer wurde zum Beispiel im Jahr 2007<br />

um 3 beziehungsweise 5 Cent auf Benzin und Diesel<br />

angehoben. Als Grund für die Erhöhung wurde die Re-<br />

duktion des CO2-Ausstoßes, welcher sich in Folge der<br />

geringeren Kfz-Nutzung ergeben sollte, angegeben. Vor<br />

allem für Pendler/innen hatte diese Erhöhung große Aus-<br />

wirkungen, da eine Einsparung von Wegen, außer durch<br />

Gründung von Fahrgemeinschaften, kaum möglich war<br />

[vgl. www.wien-konkret.at 2009].<br />

Auch der Ersatz der NOVA durch eine laufende Besteu-<br />

erung, die sich nach den CO2-Ausstößen der Fahrzeuge<br />

richtet, wird seit einiger Zeit diskutiert [vgl. Leaseplan<br />

(1) 2009].<br />

www.verkehrsjournal.at<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 29


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

56 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Entwicklung alternativer Kraftstoffe und Antriebstech-<br />

nologien<br />

Durch die Entwicklung alternativer Kraftstoffe sollen<br />

fossile Brennstoffe durch erneuerbare Rohstoffe ersetzt<br />

werden, um dadurch auf lange Sicht günstigere und vor<br />

allem umweltfreundlichere Alternativen zu den derzei-<br />

tigen Kraftstoffen anbieten zu können [vgl. Leaseplan<br />

(2) 2009]. Auch mit Hilfe neuer Antriebstechnologien<br />

soll es gelingen, den Schadstoffausstoß von Kraftfahr-<br />

zeugen in Zukunft massiv zu verringern und somit ein<br />

Fahren ohne schlechtes Gewissen zu gewährleisten. Die<br />

Bevölkerung kann somit wieder uneingeschränkt mobil<br />

sein ohne damit die Umwelt zu schädigen.<br />

regional bedingte einflussfaktoren<br />

Wie der Name schon verrät, sind regional bedingte Ein-<br />

flussfaktoren auf das regionale Umfeld beschränkt. Sie<br />

betreffen daher nicht, wie die persönlichen oder ökono-<br />

mischen Einflussfaktoren, die Gesamtbevölkerung, son-<br />

dern lediglich die in der Region ansässigen Personen.<br />

Siedlungsstruktur in der Region<br />

Unter der Siedlungsstruktur wird in diesem Abschnitt<br />

sowohl die Ansiedlung von Personen <strong>als</strong> auch die An-<br />

siedlung von Unternehmen <strong>als</strong> potentielle Arbeitgeber<br />

verstanden<br />

Ist eine Region zum Beispiel durch einen sehr hohen<br />

Zersiedelungsgrad gekennzeichnet, müssen die Bewoh-<br />

ner meist auch längere Distanzen zurücklegen, um di-<br />

versen Aktivitäten nachgehen zu können. Üblicherweise<br />

ist in solchen Regionen der Anteil am MIV auch sehr<br />

hoch, da ein flächendeckendes Angebot an öffentlichen<br />

Verkehrsleistungen aus diversen Gründen oft nicht ge-<br />

währleistet werden kann.<br />

Auch was die Ansiedlung von Betrieben, im Sinne<br />

von potentiellen Arbeitgebern, angeht sieht es in länd-<br />

lichen Gebieten oft nicht so gut aus. Es gibt zwar meist<br />

kleinere (Familien)betriebe, die Arbeitsplätze schaffen,<br />

jedoch reichen diese meist nicht aus, um die gesamten<br />

Bewohner/innen der Region zu beschäftigen. Auf dem<br />

Land gibt es zwar meist genügend und auch günstigen<br />

Wohnraum, aber oft auch zu wenige Arbeitsplätze. Viele<br />

Bewohner/innen sind daher darauf angewiesen, einen<br />

Arbeitsplatz im Stadtgebiet, fernab ihres Wohnsitzes<br />

anzunehmen und nehmen dafür sogar tägliches Pendeln<br />

über längere Strecken in Kauf.<br />

Angebot an Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen<br />

Beim Angebot an Versorgungs- und Freizeiteinrich-<br />

tungen verhält es sich in etwa gleich wie bei der Sied-<br />

lungsstruktur: Um ihre Einkäufe zu erledigen, legen die<br />

Bewohner ländlicher Regionen oft einige Kilometer zu-<br />

rück. Ob diese Distanzen nun allerdings ganz unfreiwil-<br />

lig überwunden werden, ist schwer zu sagen. Das Ver-<br />

schwinden von Nahversorgern kommt jedenfalls nicht<br />

von irgendwo, sondern vor allem durch einen Mangel an<br />

Nachfrage. Ist es Personen nämlich möglich, über weite<br />

Strecken mobil zu sein, werden sie diese Gelegenheit<br />

auch dazu nutzen, im entlegenen Supermarkt zu gün-<br />

stigeren Preisen bei größerem Sortiment einzukaufen.<br />

Ähnlich ist es auch bei den Freizeiteinrichtungen. Wird<br />

der Bevölkerung nicht das geboten was sie will und<br />

braucht, ist sie durchaus bereit, längere Wege zur Errei-<br />

chung ihrer Ziele (z.B. ein Fitness Center) zurückzule-<br />

gen.<br />

Neben der räumlichen Anordnung der diversen Ein-<br />

richtungen spielen aber auch die Öffnungszeiten für die<br />

Anordnung der Wege eine wichtige Rolle, da mobile<br />

Personen somit auch zeitliche Restriktionen bei ihrer<br />

Wegeplanung berücksichtigen müssen.<br />

Ökonomische einflussfaktoren<br />

Zu den ökologischen Einflussfaktoren zählen jene Fak-<br />

toren, die naturbedingt sind, das heißt nicht oder nur in-<br />

direkt durch den Menschen verursacht werden.<br />

Witterungsverhältnisse<br />

Witterungsverhältnisse können das Mobilitätsverhal-<br />

ten von Personen massiv beeinflussen. Viele Menschen<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 57


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

richten, vor allem im Winter, ihr Mobilitätsverhalten<br />

nach den Witterungsverhältnissen aus. Wird zum Bei-<br />

spiel Glätte oder ein Schneechaos durch Wetterprogno-<br />

sen vorhergesagt, beschränken die meisten Leute ihre<br />

außerhäuslichen Aktivitäten auf ein Minimum oder stei-<br />

gen auf sicherere Verkehrsmittel um. Sie versuchen da-<br />

durch, Unfallrisiken zu vermeiden, was angesichts der<br />

aktuellen Unfallstatistik auch nicht verkehrt ist.<br />

Im Jahr 2007 sind ca. 33 % aller Unfälle mit getöteten<br />

oder schwer verletzten PKW-Insassen auf Österreichs<br />

Straßen auf schlechte Witterungsverhältnisse zurückzu-<br />

führen, wobei 26 % davon auf eine nasse Fahrbahn und<br />

7 % auf winterliche Straßenverhältnisse entfallen [vgl.<br />

Kuratorium für Verkehrssicherheit 2007].<br />

Ist man allerdings trotz schlechter Witterungsverhält-<br />

nisse dazu gezwungen, den Wohnsitz zu verlassen, gilt<br />

es vor allem im Straßenverkehr, sein Fahrverhalten situ-<br />

ationsbedingt anzupassen, sei es nun ein ausreichender<br />

Abstand bei Nebel oder gemäßigte Geschwindigkeit bei<br />

glatter Fahrbahn.<br />

Ressourcenknappheit und ökologisches Ungleichge-<br />

wicht<br />

Leider ist die mobile Gesellschaft der heutigen Zeit zum<br />

Großteil noch immer von so genannten fossilen Roh-<br />

stoffen wie Erdöl und Erdgas abhängig, was angesichts<br />

der drohenden Ressourcenknappheit und der derzeitigen<br />

Umweltsituation sehr bedenklich ist. Die Reaktionen<br />

auf diese Entwicklungen sind meist durch Preissteige-<br />

rungen oder diverse Verbote seitens des Staates oder der<br />

EU gekennzeichnet. Das Ziel solcher Maßnahmen ist es,<br />

das Bewusstsein für ökologisch sinnvolles Mobilitäts-<br />

verhalten zu stärken.<br />

verkehrspolitische einflussfaktoren<br />

Verkehrspolitische Einflussfaktoren sind Faktoren, die<br />

im direkten Zusammenhang mit dem Verkehrsgesche-<br />

hen stehen. Sie tragen dazu bei, Verkehrsströme flusso-<br />

rientiert zu steuern und zu koordinieren.<br />

Das Vorhandensein von Mobilitätsbarrieren<br />

Wer das Wort Barriere hört, denk zunächst einmal an bau-<br />

liche Hindernisse wie Stiegen, zu schmale Türen oder zu<br />

hohe Gehsteigkanten. Doch Mobilitätsbarrieren können<br />

auch ganz anderer Natur sein. Vor allem im Öffentlichen<br />

Verkehr treiben Dinge wie unzulängliche Informationen<br />

über Verspätungen sowie Anschlussverbindungen, unle-<br />

serliche Fahrpläne oder bedienungsfeindliche Fahrkar-<br />

tenautomaten so manchen Fahrgast zur Verzweiflung.<br />

Jedoch auch der tägliche Stau auf Autobahnen oder im<br />

Stadtverkehr kann die Verkehrsteilnehmer um ihre kost-<br />

bare Zeit bringen und wird deshalb <strong>als</strong> Barriere betrach-<br />

tet [vgl. Rauh 2002]. Damit allerdings Personen nicht<br />

weiter in ihrem Mobilitätsverhalten eingeschränkt wer-<br />

den, müssen Maßnahmen gefunden werden, um ein bar-<br />

rierefreies Verkehrssystem gewährleisten zu können.<br />

Tarifgestaltung im Öffentlichen Verkehr<br />

Der ÖV wird oft dafür kritisiert, kein gutes Preis/Lei-<br />

stungsverhältnis im Vergleich zum PKW anzubieten.<br />

Das wirkliche Problem dabei ist jedoch, dass durch die<br />

subjektive Wahrnehmung der Personen das Bild zwi-<br />

schen den Leistungen des ÖV und jenen des MIV häu-<br />

fig verzerrt ist. Während die Tarife des ÖV bereits zu<br />

Vollkosten berechnet sind, werden beim MIV oft nur die<br />

Treibstoffkosten und eventuell auch anfallende Parkge-<br />

bühren berücksichtigt.<br />

Die jährlichen Kosten für Versicherung, Reparaturen,<br />

Verschleiß etc. werden allerdings gerne vergessen. Viele<br />

Verkehrsunternehmen versuchen deshalb mit Hilfe von<br />

Spezialangeboten wie Kombi-Tickets (Eintrittskarte =<br />

Fahrkarte) oder Familienkarten neue Fahrgäste zu ge-<br />

winnen und den ÖV somit auch wettbewerbsfähiger zu<br />

machen.<br />

Einhebung von Straßenbenutzungsentgelten (Vignette)<br />

In Österreich gilt seit 1997 Vignettenpflicht für das<br />

hochrangige Straßennetz. Die Vignette kann für ver-<br />

schiedene Zeitintervalle erworben werden und richtet<br />

sich auch nicht nach der Fahrleistung des Fahrzeugs.<br />

Das Mobilitätsverhalten wird durch die Vignette in der<br />

Form beeinflusst, dass es auch Personen gibt, die nicht<br />

bereit sind, für die Benutzung des hochrangigen Stra-<br />

ßennetzes zu zahlen. Sie versuchen daher, ihr Ziel durch<br />

Benutzung von Land- und Bundesstraßen zu erreichen,<br />

wodurch sich automatisch längere Wege und vor allem<br />

auch eine längere Wegedauer ergibt.<br />

Regulative Massnahmen<br />

Regulative Maßnahmen werden eingesetzt, um das Mo-<br />

bilitätsverhalten von Personen direkt zu beeinflussen. So<br />

tragen zum Beispiel Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

oder Fahrverbote gezielt dazu bei, den Verkehr zu steu-<br />

58 <strong>Verkehrsjournal</strong> <strong>Verkehrsjournal</strong> 59<br />

ern.<br />

Infrastruktureinrichtungen und verkehrliche Raumpla-<br />

nung<br />

Mobilität wird sehr stark durch das Angebot und den<br />

Zustand diverser Infrastruktureinrichtungen geprägt. Ist<br />

zum Beispiel die Infrastruktur für den Schienenverkehr<br />

in einer Region nicht vorhanden oder in sehr desolatem<br />

Zustand, kann oder wird dieses Verkehrsmittel von den<br />

Bewohnern nicht genutzt werden, auch wenn grundsätz-<br />

lich die Bereitschaft dazu vorhanden wäre.<br />

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf das Mobili-<br />

tätsverhalten von Personen ist aber auch die räumliche<br />

Anordnung verschiedener Verkehrsknotenpunkte wie<br />

ÖPNV-Haltestellen, Straßenkreuzungen oder Bahnhöfe.<br />

Diese sollten so angeordnet werden, dass sie grundsätz-<br />

lich leicht erreichbar sind und ein barrierefreier Umstieg<br />

zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln für jedermann<br />

problemlos möglich ist.<br />

Kommunikations- und Verkehrstechniksystemen<br />

Kommunikations- und Verkehrsleitsysteme können na-<br />

hezu in allen Verkehrsbereichen eingesetzt werden, um<br />

den Alltag für mobile Personen um einiges zu erleich-<br />

tern. Verkehrsbeeinflussungsanlagen im Straßenverkehr<br />

oder elektronische Fahrplanauskünfte im Öffentlichen<br />

Personenverkehr sowie Telematiksysteme sind bereits<br />

heute eine enorme Bereicherung für das Verkehrswesen<br />

und werden in Zukunft sicher noch mehr an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

m<br />

vorstellung des Untersuchungsgebiets<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung des Mobi-<br />

litätsverhaltens der Bewohner im Waldviertel. Als Un-<br />

tersuchungsgebiet wurde die Stadt Horn sowie die um-<br />

liegenden Gemeinden (im Radius von 15 km rund um<br />

das Stadtgebiet) ausgewählt. Um ein besseres Gefühl<br />

für das Untersuchungsgebiet zu bekommen, wird dieses<br />

nun kurz dargestellt.<br />

stadt horn<br />

Geografische Lage<br />

Eingebettet in das Horner Becken ist die Bezirksstadt<br />

Horn mit ihren rund 6.500 Einwohnern <strong>als</strong> Schul-, Ver-<br />

waltungs- und Einkaufsstadt das Zentrum des östlichen<br />

Waldviertels [vgl. www.horn.gv.at 2009]. Der Bezirk<br />

Horn grenzt im Norden an Tschechien und wird wei-<br />

ters von den Bezirken Waidhofen an der Thaya, Zwettl,<br />

Krems-Land und Hollabrunn umrandet.<br />

Zur Stadtgemeinde Horn zählen insgesamt 5 Katastral-<br />

gemeinden, nämlich Horn, Breiteneich, Doberndorf,<br />

Mödring und Mühlfeld, welche alle rund um das Stadt-<br />

gebiet angesiedelt sind.<br />

Infrastruktureinrichtungen<br />

Die Stadt Horn ist an ein gut ausgebautes und flächen-<br />

deckendes Straßennetz, welches sowohl Bundesstra-<br />

ßen (wie zum Beispiel die B4 Richtung Wien) <strong>als</strong> auch<br />

Landesstraßen umfasst, angebunden. Der Verkehrsfluss<br />

in der Stadt beziehungsweise an der Stadtgrenze wird<br />

mittels Ampelsystemen und Kreisverkehren geregelt.<br />

Im Dezember 2007 wurde die Umfahrung Horn Ost<br />

eröffnet, was eine erhebliche Entlastung der Stadt vom<br />

Durchzugsverkehr brachte.<br />

In Bezug auf den ruhenden Verkehr ist festzuhalten, dass


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

es in der Horner Innenstadt zwar an den Wochentagen<br />

Kurzparkzonen gibt, diese allerdings, sofern man sich<br />

an die Zeitvorgabe hält, kostenfrei sind. Die Parkplätze<br />

im nahe liegenden Einkaufszentrum sind jedoch Dauer-<br />

parkplätze, das heißt zeitlich unbegrenzt und ebenfalls<br />

kostenlos nutzbar. Im Jahr 2008 wurde auch ein neues<br />

Parkdeck zur Entlastung der Innenstadt errichtet.<br />

Der Ausbau beziehungsweise die Anbindung an den<br />

Schienenverkehr wurde in Horn leider etwas vernach-<br />

lässigt. Die Stadt verfügt zwar über einen Bahnhof,<br />

dieser ist jedoch lediglich an die Kamptalbahn, einer<br />

Nebenbahn der Franz-Josefs-Bahn, angebunden. Um<br />

die Franz-Josefs-Bahn nutzen zu können, müssen die<br />

Personen einen der umliegenden Bahnhöfe, wie Irnfritz,<br />

Sigmundsherberg oder Eggenburg nutzen, welche mit-<br />

tels MIV, Bus oder auch Zug erreichbar sind.<br />

Horn verfügt weiters auch über eine Postgarage von der<br />

aus täglich Busse in umliegende Gemeinden sowie nach<br />

Wien oder den Flughafen Schwechat unterwegs sind.<br />

Zu guter letzt sollte auch der Fuß- und Radweg erwähnt<br />

werden, welcher von der Stadt ins nahe gelegene Ein-<br />

kaufszentrum führt und eine sportliche Alternative zum<br />

MIV oder den Bussen darstellt.<br />

Versorgungseinrichtungen<br />

Mit insgesamt acht Supermärkten unterschiedlicher<br />

Handelsketten ist die Nahversorgung in Horn auf jeden<br />

Fall gegeben. Aber auch an medizinischer Versorgung<br />

fehlt es den Bewohner dank des Waldviertelklinikums<br />

Horn, den zwei Apotheken und zahlreichen Arztpraxen<br />

nicht.<br />

Freizeiteinrichtungen<br />

Zu einer der beliebtesten Freizeiteinrichtungen der Hor-<br />

ner zählt das nahe gelegene Einkaufszentrum, das mit<br />

rund 50 Geschäften unterschiedlichster Branchen an die<br />

2,6 Mio. Besucher pro Jahr anlockt. Zu den weiteren<br />

Freizeiteinrichtungen zählen: die Stadtbücherei, das Frei-<br />

bad, der Minigolfplatz, einige Fitnesscenter, ein Kino,<br />

eine Spielhalle und für Gesellige und Nachtschwärmer<br />

natürlich auch diverse Cafés und Diskotheken.<br />

Neben den genannten Freizeiteinrichtungen können sich<br />

die Horner allerdings auch noch diversen sportlichen<br />

Aktivitäten wie Volleyball, Fußball, Handball, Tennis<br />

uvm. widmen.<br />

Bildungseinrichtungen<br />

Horn ist eine Schul- beziehungsweise Bildungsstadt. Die<br />

Stadt verfügt über Kindergärten, eine Volksschule, eine<br />

Hauptschule, ein Gymnasium, eine Sonderschule, eine<br />

Bundeshandelsakademie- sowie Bundeshandelsschule,<br />

eine Höhere Lehranstalt sowie eine Bundesfachschule<br />

für wirtschaftliche Berufe, eine Polytechnische Schule,<br />

eine Krankenpflegeschule, eine Volkshochschule und<br />

ein Canisiusheim.<br />

Kulturelle Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten<br />

Im Jahr 2009 ist Horn, gemeinsam mit der Gemeinde<br />

Raabs an der Thaya und der tschechischen Stadt Telč,<br />

Teil der Niederösterreichischen Landesausstellung.<br />

Die Stadt selbst hat jedoch auch noch einige Sehenswür-<br />

digkeiten zu bieten, wie diverse Kirchen und Museen,<br />

das Sgraffitohaus und die Pestsäule.<br />

Umlandgemeinden<br />

Zu den Umlandgemeinden, die im Rahmen dieser Arbeit<br />

untersucht worden sind, gehören nur Gemeinden, wel-<br />

che im Umkreis von 15 Kilometer um Horn angesiedelt<br />

sind. Dazu zählen ca. 90 Ortschaften (siehe Abb. 4).<br />

analyse des Mobilitätsverhaltens<br />

Methodik<br />

Um Daten zum Mobilitätsverhalten von den Personen in<br />

den Untersuchungsgebieten zu erhalten, wurde eine Me-<br />

thode der quantitativen Sozialforschung herangezogen,<br />

nämlich ein standardisierter Fragebogen, welcher ge-<br />

meinsam mit den befragten Personen ausgefüllt wurde.<br />

Mit Hilfe dieser quantitativen Forschungsmethode soll<br />

die Vergleichbarkeit der Daten sichergestellt sowie die<br />

statistische Auswertung der Daten ermöglicht werden<br />

[vgl. www.arbeitsblaetter.stangl-taller.at 2009].<br />

Die Grundgesamtheit der Befragung definiert sich durch<br />

alle Bewohner der Stadt Horn sowie alle Personen, die<br />

im Umkreis von 15 km angesiedelt sind. Da eine Vol-<br />

lerhebung aufgrund der großen Grundgesamtheit nicht<br />

möglich, aber auch nicht sinnvoll ist, wurde eine Zu-<br />

fallsstichprobe im Umfang von ca. 100 Personen pro<br />

Untersuchungsgebiet (Stadt Horn und dem Umland;<br />

insgesamt 215 Befragte) gezogen. Es konnten somit alle<br />

Personen, die zum Befragungszeitpunkt ihren Wohnsitz<br />

in einem der Untersuchungsgebiete hatten und minde-<br />

stens 10 Jahre alt waren, an der Befragung teilnehmen.<br />

Die Befragung selbst fand an verschiedenen Orten wie<br />

zum Beispiel in diversen Geschäften und Lokalitäten,<br />

Abb.4: Straßenkarte von Horn und den Umlandgemeinden<br />

auf offener Straße und teilweise auch direkt am Wohn-<br />

sitz der befragten Personen statt.<br />

Der Fragebogen selbst umfasst 7 Seiten und beinhaltet<br />

Fragen zu folgenden Themenbereichen:<br />

Allgemeine Fragen zur Person, wie Alter, Berufs-<br />

60 <strong>Verkehrsjournal</strong> <strong>Verkehrsjournal</strong> 61<br />

stand etc.<br />

Verkehrsmittelwahl<br />

Verkehrsmittelverwendung<br />

Veränderungen im Mobilitätsverhalten<br />

Verfügbarkeit von Alternativen zu den verwendeten<br />

Verkehrsmitteln<br />

Zufriedenheit mit dem Verkehrsangebot in der Stadt<br />

od. Gemeinde<br />

Im Zuge der Befragung wurden die Personen auch ge-<br />

beten, ein Wegeblatt auszufüllen. In dieses Wegeblatt<br />

sollten alle Wege eingetragen werden, die von der je-<br />

weiligen Person an einem bestimmten Stichtag zurück-


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

gelegt wurden. Als Stichtag konnten die Personen einen<br />

Tag von Montag bis Freitag wählen, wobei üblicherwei-<br />

se der Vortag herangezogen wurde. Waren die Personen<br />

am, von ihnen gewählten, Stichtag nicht außer Haus,<br />

wurde dies ebenfalls in der Auswertung berücksichtigt.<br />

Mit Hilfe des Wegeblattes konnten wichtige Informa-<br />

tionen zum Mobilitätsverhalten der Personen erhoben<br />

werden, nämlich die Zielgemeinden, die Dauer bzw.<br />

Länge der einzelnen Wege, der Wegzweck und auch die<br />

Verkehrsmittelwahl.<br />

Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mit dem<br />

Statistikprogramm SPSS sowie teilweise auch mit dem<br />

Tabellenkalkulationsprogramm MS Excel.<br />

Umfrageergebnisse<br />

Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse der Befra-<br />

gung zum Mobilitätsverhalten der Personen aus Horn<br />

und den Umlandgemeinden vorgestellt und interpre-<br />

tiert.<br />

Strukturdaten<br />

Bei der Fragebogenerhebung wurden 215 Personen be-<br />

fragt. Davon waren 52 % weiblich und 48 % männlich.<br />

Die Verteilung der Geschlechter in Horn war 59 Frauen<br />

zu 49 Männer. Im Umland beteiligten sich 53 Frauen<br />

und 54 Männer an der Befragung.<br />

Der Großteil der Befragten, nämlich 85 %, war zwischen<br />

18 und 64 Jahren alt. Den geringsten Anteil, nämlich 3<br />

%, nahmen die 10 bis 17-jährigen ein. Fünf Personen<br />

wollten zu Ihrem Alter keine Auskunft geben.<br />

Mehr <strong>als</strong> die Hälfte der befragten Personen ist verhei-<br />

ratet. Weitere 20 % sind derzeit ledig und 15 % in einer<br />

festen Partnerschaft. Der Rest der befragten Personen ist<br />

entweder geschieden oder verwitwet.<br />

Bezüglich des Ausbildungs- beziehungsweise des Be-<br />

rufsstandes der Befragten ist zu sagen, dass die Anzahl<br />

der Angestellten sowohl in Horn <strong>als</strong> auch in den Um-<br />

62 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

landgemeinden mit beinahe 45 % die größte Kategorie<br />

darstellt. Aufgrund der großen Anzahl der Pensionist/in-<br />

nen in der Stadt Horn (25 % der Befragten; im Umland<br />

dagegen nur 6,5 %) ist anzunehmen, dass ältere Men-<br />

schen aus diversen Gründen nicht mehr unbegrenzt mo-<br />

bil sein können und somit einen Wohnort in der Stadt<br />

vorziehen. Der Grund dafür könnte sein, dass in Horn<br />

alle notwendigen Einrichtungen zentral vorhanden sind.<br />

Der hohe Anteil der selbstständig tätigen Personen im<br />

Umland (16 % der Befragten; in der Stadt Horn dagegen<br />

nur 3 %) lässt vermuten, dass Unternehmer ihr Geschäft<br />

zwar in Horn betreiben, allerdings doch ein Haus im<br />

Grünen bevorzugen, was sie sich aufgrund des höheren<br />

Einkommens auch leisten können.<br />

Wie nicht anders zu erwarten, besitzen auffallend viele<br />

Personen im Untersuchungsgebiet, nämlich insgesamt<br />

90 % einen Führerschein. Obwohl der Anteil der Füh-<br />

rerscheinbesitzer/innen sowohl in Horn <strong>als</strong> auch im Um-<br />

land sehr hoch ist, ist zu erkennen, dass es in Horn doch<br />

eher möglich ist, ohne Führerschein auszukommen <strong>als</strong><br />

im Umland.<br />

Der Anteil an Haushalten mit 3 oder mehr Personen ist<br />

in den Umlandgemeinden mit 85 % deutlich höher <strong>als</strong><br />

in Horn (45 %). Im Gegensatz dazu überwiegt in Horn<br />

die Anzahl der Haushalte bis einschließlich 2 Personen<br />

mit 55 % eindeutig gegenüber dem Umland mit 16 %.<br />

Dieses Ergebnis lässt den Schluss zu, dass Familien ten-<br />

denziell eher im Umland leben und ledige Personen be-<br />

ziehungsweise Paare eher in Horn ansässig sind.<br />

Ähnlich wie bei der Anzahl der Personen pro Haus-<br />

halt verhält es sich auch mit der Anzahl der PKW pro<br />

Haushalt. In Tabelle 8 ist zu erkennen, dass in Horn die<br />

Haushalte mit 1 oder 2 PKW deutlich überwiegen (78<br />

%), während im Umland 50 % der Befragten mehr <strong>als</strong> 2<br />

PKW pro Haushalt besitzen. Es bestätigt sich somit die<br />

Annahme, dass im Umland eher Mehrpersonen-Haus-<br />

halte zu finden sind <strong>als</strong> im Stadtgebiet, wodurch sich<br />

auch die höhere PKW-Anzahl erklärt.<br />

81 % der befragten Horner/innen und sogar 94 % der<br />

Personen aus dem Umland haben für ihren PKW einen<br />

privaten Abstellplatz oder eine Garage zur Verfügung.<br />

Es wird dadurch deutlich, dass sowohl die Bewohner/in-<br />

nen aus Horn <strong>als</strong> auch die Bewohner/innen des Umlands<br />

zumindest an ihrem Wohnsitz nicht mit Parkplatzproble-<br />

men zu kämpfen haben.<br />

Verkehrsmittelverwendung und Verkehrsmittelwahl<br />

Bei den Fragen zur Verkehrsmittelverwendung ging es<br />

darum, herauszufinden, wie häufig die befragten Per-<br />

sonen die unterschiedlichen Verkehrsmittel nutzen be-<br />

ziehungsweise welches Verkehrsmittel sie hauptsächlich<br />

für welchen Wegzweck verwenden.<br />

Die PKW-Verfügbarkeit ist grundsätzlich in beiden Un-<br />

tersuchungsgebieten sehr hoch. Es lässt sich hier aber<br />

dennoch ein Unterschied erkennen: während 88 % der<br />

Bewohner/innen des Umlands angaben, jederzeit ei-<br />

nen PKW zur Verfügung zu haben, ist die Anzahl der<br />

Horner/innen mit 75 % deutlich geringer. Dieser Unter-<br />

schied könnte sich dadurch erklären, dass sich in Horn<br />

in der Regel mehrere Personen eines Haushaltes einen<br />

PKW teilen und sich somit aufeinander abstimmen müs-<br />

sen, wenn sie den PKW benötigen. Im Umland ist es<br />

hingegen eher so, dass die einzelnen Familienmitglieder<br />

auch ihren eigenen PKW zu Verfügung haben.<br />

Abb.5: Pkw-Verwendung<br />

Hinsichtlich der PKW-Verwendung gaben 77 % der im<br />

Umland lebenden Personen an, täglich ihren PKW zu<br />

benutzen. Etwa 22 % der Personen greifen zumindest<br />

mehrm<strong>als</strong> wöchentlich auf ihren PKW zurück. In Horn<br />

ist die Anzahl der Personen, die täglich Wege mit ihrem<br />

PKW zurücklegen mit 49 % doch um einiges geringer.<br />

Allerdings gaben hier 37 % der Befragten an, ihren<br />

PKW mehrm<strong>als</strong> pro Woche zu verwenden. Diese Zahlen<br />

machen deutlich, dass es für die Stadtbewohner/innen<br />

anscheinend eher möglich ist, ohne PKW auszukommen<br />

und sie diesen somit auch öfter mal stehen lassen kön-<br />

nen. Die Bewohner/innen des Umlands sind hingegen<br />

auf ihren PKW angewiesen, da sie aufgrund der räum-<br />

lichen Distanzen und des geringen Angebots an Öffent-<br />

lichen Verkehrsmitteln kaum auf andere Alternativen<br />

zurückgreifen können.<br />

Sowohl die Horner/innen <strong>als</strong> auch die befragten Personen<br />

aus dem Umland sind deutlich seltener <strong>als</strong> PKW-Mitfah-<br />

rer/innen unterwegs, denn <strong>als</strong> PKW-Lenker/innen. 32 %<br />

der Horner/innen gaben an, mehrm<strong>als</strong> pro Woche ihre<br />

Wege <strong>als</strong> Mitfahrer zurückzulegen, 42 % hingegen fa-<br />

hren seltener <strong>als</strong> einmal im Monat bei jemandem mit.<br />

Im Gegensatz dazu sind lediglich 24 % der Personen<br />

aus dem Umland mehrm<strong>als</strong> pro Woche an einer Fahrge-<br />

meinschaft beteiligt und 33 % geben seltener <strong>als</strong> einmal<br />

im Monat das Lenkrad aus der Hand. Wird das Verhalten<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 63


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

nach Geschlechtern analysiert, zeigt sich, dass Männer<br />

anscheinend eher an Wochenenden Mitfahrer sind und<br />

Frauen eher unter der Woche.<br />

Hinsichtlich der Häufigkeit der Fußwege sind zwischen<br />

den Bewohner/innen der Stadt Horn sowie den Be-<br />

wohner/innen der Umlandgemeinden nur geringfügige<br />

Unterschiede festzustellen. In beiden Untersuchungs-<br />

gebieten überwiegt eindeutig der Anteil der Personen,<br />

die täglich Wege zu Fuß zurücklegen. Werden nun aller-<br />

dings die beiden Geschlechter miteinander verglichen,<br />

zeigt sich, dass Frauen tendenziell häufiger zu Fuß gehen<br />

<strong>als</strong> Männer. Auch in Bezug auf das Alter ist ein Unter-<br />

64 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Abb.6: Verwendung des Busses <strong>als</strong> Verkehrsmittel<br />

Abb.7: Anzahl der Bahnfahrer/innen<br />

schied beim Fußgängerverhalten festzustellen: Personen<br />

unter 18 Jahren sowie Personen über 64 Jahren legen<br />

im Durchschnitt mehr Fußwege zurück <strong>als</strong> alle anderen<br />

Altersgruppen.<br />

Beinahe jeder der im Umland ansässigen Personen,<br />

nämlich 91 %, ist im Besitz eines Fahrrades. In Horn ist<br />

der Anteil der Fahrradbesitzer/innen mit 79 % deutlich<br />

geringer.<br />

Grundsätzlich zeigt sich, dass der Großteil der befragten<br />

Personen in beiden Untersuchungsgebieten sein Fahrrad<br />

seltener <strong>als</strong> einmal im Monat benutzt. Auffallend ist hier<br />

jedoch, dass, obwohl der Fahrradbesitz in Horn gerin-<br />

ger ist <strong>als</strong> im Umland, die Bewohner/innen aus Horn<br />

ihr Fahrrad dennoch häufiger benutzen <strong>als</strong> die Leute im<br />

Umland. Der Anteil der Horner/innen, die mehrm<strong>als</strong><br />

wöchentlich mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist mit 26<br />

% mehr <strong>als</strong> doppelt so hoch wie bei den Personen aus<br />

dem Umland (11 %). Der Grund dafür ist vermutlich,<br />

dass Horner/innen für ihre Alltagswege (z.B. private<br />

Erledigungen) aufgrund der räumlichen Nähe generell<br />

geringere Weglängen zurücklegen müssen und somit<br />

leichter auf das Fahrrad <strong>als</strong> Verkehrsmittel zurückgrei-<br />

fen können <strong>als</strong> Leute aus dem Umland.<br />

Sowohl in Horn <strong>als</strong> auch im Umland besitzen lediglich<br />

11 % der Befragten eine Zeitkarte für den Öffentlichen<br />

Verkehr. Überraschend war, dass keine einzige der über<br />

50-jährigen befragten Personen im Besitz einer Zeitkar-<br />

te für den Öffentlichen Verkehr ist, sondern vorwiegend<br />

Personen zwischen 18 und 50 Jahren Zeitkartenbesitzer<br />

sind.<br />

Bei der Anzahl der Personen, die den Bus <strong>als</strong> Verkehrs-<br />

mittel wählen, ist das Verhältnis zwischen den Hor-<br />

ner/innen und den Personen aus dem Umland ziemlich<br />

identisch. Offensichtlich ist der Bus <strong>als</strong> Verkehrsmittel<br />

weder bei den Stadtbewohner/innen noch bei den Be-<br />

wohner/innen der Umlandgemeinden besonders beliebt.<br />

Jeweils 74 % der befragten Personen in beiden Unter-<br />

suchungsgebieten gaben an, den Bus nie zu benutzen.<br />

16 % der Horner/innen und 12 % der Personen aus dem<br />

Umland fahren immerhin seltener <strong>als</strong> einmal im Monat<br />

mit dem Bus.<br />

Ähnlich wie der Bus wird auch die Bahn von einem<br />

Großteil der Befragten, nämlich 60 % in Horn und 70<br />

% im Umland, nie benutzt. Etwa 20 % der Befragten<br />

(sowohl in Horn <strong>als</strong> auch im Umland) gaben an, die Ei-<br />

senbahn seltener <strong>als</strong> einmal im Monat zu benutzen. Wird<br />

allerdings die Anzahl der Personen betrachtet, die täg-<br />

lich die Eisenbahn <strong>als</strong> Verkehrsmittel verwenden, zeigt<br />

sich, dass die Bewohner/innen der Stadt Horn mit einem<br />

Anteil von 9 % deutlich mehr mit der Bahn fahren <strong>als</strong><br />

die Personen des Umlands (2 %).<br />

Die Bewohner/innen der Umlandgemeinden fahren fast<br />

ausschließlich, nämlich zu 73 %, mit dem PKW zum<br />

Arbeitsplatz. Andere Verkehrsmittel werden nur verein-<br />

zelt wahrgenommen. Im Gegensatz dazu, zeigt sich bei<br />

den Bewohner/innen der Stadt Horn ein differenziertes<br />

Verhalten: Hier überwiegt mit 40 % der Anteil jener<br />

Personen, die zu Fuß zur Arbeit gehen gegenüber jenen,<br />

die mit dem PKW fahren (31 %). Der Grund für dieses<br />

unterschiedliche Verhalten zwischen den Horner/innen<br />

und den Personen des Umlands ist vermutlich die ge-<br />

ringere Entfernung der Horner/innen zu ihrem Arbeits-<br />

platz. Bewohner/innen des Umlands müssen meist grö-<br />

ßere Distanzen zurücklegen, um an ihren Arbeitsplatz<br />

zu gelangen und sind daher auf den MIV angewiesen.<br />

Geschlechterspezifisch ist zu erwähnen, dass zwischen<br />

Männern und Frauen kaum ein Unterschied im Mobili-<br />

tätsverhalten festgestellt werden kann.<br />

Noch stärker <strong>als</strong> bei der Verkehrsmittelwahl auf dem<br />

Weg zum Arbeitsplatz dominiert bei den Bewohner/<br />

innen des Umlands bei den Einkaufswegen mit einem<br />

Anteil von 88 % ganz klar der PKW. Bei den Horner/<br />

innen hat sich hingegen das Verhältnis zwischen Fußwe-<br />

gen und MIV folgendermaßen verändert: Der Anteil der<br />

PKW-Lenker/innen beträgt 59ˆ%, der Anteil der Fuß-<br />

gänger/innen hingegen nur mehr 25 %. Der Grund für<br />

diese Veränderung liegt wahrscheinlich darin, dass der<br />

PKW hier hauptsächlich <strong>als</strong> Transportmittel dient, da<br />

Einkäufe in der Regel nur sehr schwer zu Fuß zu trans-<br />

portieren sind.<br />

Hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl für das Treffen<br />

von Personen ergeben sich auf den ersten Blick kaum<br />

Unterschiede zu den Ergebnissen der Tabelle 20, was<br />

allerdings nicht ganz korrekt ist: Zwar ist bei diesem<br />

Wegzweck ebenfalls der MIV das bedeutendste Ver-<br />

kehrsmittel, jedoch ist der Anteil an Fußgänger/innen<br />

bei den Bewohner/innen der Umlandgemeinden mit 13<br />

% bedeutend höher <strong>als</strong> beim Weg zum Arbeitsplatz be-<br />

ziehungsweise zum Supermarkt. Als Begründung liegt<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 65


hier nahe, dass beim Treffen von Personen vor allem<br />

im Umland die räumliche Nähe zum Ziel höher ist, da<br />

Freunde oder Bekannte oft in der gleichen Ortschaft<br />

oder auch in der Nachbarortschaft ansässig und somit<br />

auch zu Fuß zu erreichen sind.<br />

Bei der Verkehrsmittelwahl bei den Wegen zu Veran-<br />

staltungen sticht besonders der relativ hohe Anteil der<br />

Fahrgemeinschaften heraus. Immerhin 19 % der Hor-<br />

ner/innen und 21 % der Bewohner/innen des Umlands<br />

sind beim Besuch von Veranstaltungen hauptsächlich <strong>als</strong><br />

Mitfahrer/innen unterwegs.<br />

Dies wird sehr wahrscheinlich dadurch begründet, dass<br />

Veranstaltungen meist nicht alleine, sondern in Beglei-<br />

tung des Partners, der Familie oder der Freunde besucht<br />

werden.<br />

Im Zuge der Befragung wurden die Personen auch nach<br />

den Gründen für Ihre Verkehrsmittelwahl befragt. Sie<br />

66 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

konnten hier mehrere Antwortmöglichkeiten wählen. Für<br />

37 % der Horner/innen ist Zeit das wichtigste Kriterium<br />

für ihre Verkehrsmittelwahl. 36 % der Befragten gaben<br />

an, sich aus Gründen der Verfügbarkeit für ein Verkehrs-<br />

mittel zu entscheiden. Für 42ˆ% ist die Entfernung und<br />

für 31 % der Komfort ausschlaggebend für die Wahl<br />

ihres Verkehrsmittels. Nur wenige Horner/innen, näm-<br />

lich 19 %, lassen sich aufgrund von gesundheitlichen<br />

Gründen bei ihrer Verkehrsmittelwahl beeinflussen.<br />

Im Umland fiel das Ergebnis wie folgt aus: Im Umland<br />

ist für 52 % der befragten Personen die Verfügbarkeit<br />

der wichtigste Faktor für die Verwendung ihres Ver-<br />

kehrsmittels. 49 % der Befragten begründen ihre Ver-<br />

kehrsmittelwahl mit den Entfernungen, die sie zurückle-<br />

gen müssen und für 46 % ist die Zeit der entscheidende<br />

Faktor. Lediglich für 10 % der befragten Personen aus<br />

dem Umland war die derzeitige Umweltsituation Grund<br />

für ihre Verkehrsmittelwahl.<br />

Alternativen zu den verwendeten Verkehrsmitteln<br />

Ein Teil des Fragebogens beschäftigte sich mit der Frage<br />

nach möglichen Alternativen zu den alltäglich verwen-<br />

deten Verkehrsmitteln beziehungsweise mit den Gründen<br />

für das Nichtwahrnehmen vorhandener Alternativen.<br />

Bei der Frage nach etwaigen Alternativen zum derzeit<br />

verwendeten Verkehrsmittel fiel das Ergebnis in beiden<br />

Untersuchungsgebieten recht eindeutig aus. 70 % der<br />

Horner/innen und sogar 76 % der Personen aus dem Um-<br />

land gaben an, dass es für sie im Moment keine realis-<br />

tischen Alternativen zu den genannten Verkehrsmitteln<br />

gibt. Immerhin für 30 % der Horner/innen und 24 % der<br />

befragten Personen aus dem Umland gäbe es Alterna-<br />

tiven, auf die sie zurückgreifen könnten. Dabei käme für<br />

die Personen aus Horn am ehesten das Fahrrad in Frage<br />

und für die Bewohner/innen des Umlandes der Bus.<br />

Als Gründe für die Nichtwahrnehmung der möglichen<br />

Alternativen nannten die befragten Personen Folgende:<br />

Für jeweils 39 % der Horner/innen werden die alterna-<br />

tiven Verkehrsmittel aus Gründen der Entfernung sowie<br />

aus Komfortgründen nicht wahrgenommen. Weitere 36<br />

% können es sich aus Zeitgründen nicht vorstellen, vom<br />

alternativen Verkehrsmittel Gebrauch zu machen. 10 %<br />

der befragten Horner/innen gaben sogar an, aus Um-<br />

weltgründen ihre alltägliche Verkehrsmittelwahl nicht<br />

ändern zu wollen, wobei hier vermutlich hauptsächlich<br />

die Witterungsverhältnisse gemeint waren.<br />

Im Umland war für 68 % der Befragten der zeitliche<br />

Aspekt und für 48 % die Verfügbarkeit des alternativen<br />

Verkehrsmittels ein Grund für die Nichtwahrnehmung<br />

der Alternative. Bedenkt man nun, dass im Umland vor<br />

allem der Bus <strong>als</strong> alternatives Verkehrsmittel genannt<br />

wurde, sind die genannten Gründe durchaus nachvoll-<br />

ziehbar, da es in vielen kleinen Ortschaften entweder<br />

überhaupt keine Busstation gibt oder die angebotenen<br />

Frequenzen keine spontanen Mobilitätsbedürfnisse sei-<br />

tens der Bewohner/innen zulassen. Neben den bereits<br />

genannten Gründen gaben weitere 44 % der Befragten<br />

an, aus Komfortgründen ihr derzeitiges Verkehrsmittel<br />

dem alternativen vorzuziehen. Zu beachten ist jedoch,<br />

dass auch bei dieser Frage eine Mehrfachantwort mög-<br />

lich war. Das heißt, die Personen konnten hier mehrere<br />

Gründe angeben.<br />

Als Antwort auf die Frage, was sich denn ändern müsse,<br />

damit das alternative Verkehrsmittel womöglich doch<br />

wahrgenommen wird, antworteten 19ˆ% der Horner/in-<br />

nen, dass sie gerne mehr Rad- und Fußwege zur Verfü-<br />

gung hätten. Jeweils 16 % der Befragten würden even-<br />

tuell auf das alternative Verkehrsmittel zurückgreifen,<br />

wenn eine bessere Anbindung an den Schienenverkehr<br />

beziehungsweise höhere Frequenzen im Öffentlichen<br />

Verkehr gewährleistet werden könnten. Auch im Um-<br />

land spielt die Verbesserung der Situation im ÖV eine<br />

tragende Rolle: 36 % der Bewohner/innen würden für<br />

eine bessere Bahnverbindung ihr Verkehrsmittel wech-<br />

seln, 32ˆ% ließen sich durch höhere Frequenzen im ÖV<br />

umstimmen. Im Unterschied zu den Horner/innen ga-<br />

ben sogar 28 % der Bewohner/innen vom Umland an,<br />

dass sie auf ein alternatives Verkehrsmittel umsteigen<br />

würden, sofern sich die Umweltsituation verschlechtern<br />

würde (in Horn beträgt dieser Anteil 6,5 %).<br />

Veränderung des Mobilitätsverhaltens<br />

Im Zuge der Befragung wurden die teilnehmenden Per-<br />

sonen gefragt, ob und vor allem inwiefern sich ihr Mo-<br />

bilitätsverhalten innerhalb der letzten 2 Jahre verändert<br />

hat.<br />

Hinsichtlich der Veränderung des Mobilitätsverhaltens<br />

innerhalb der letzten 2 Jahre lassen sich zwischen den<br />

Bewohner/innen von Horn und den Bewohner/innen<br />

vom Umland keine signifikanten Unterschiede feststel-<br />

len. Für den Großteil der Befragten, nämlich 80 % der<br />

Horner/innen und 79 % der Bewohner/innen des Um-<br />

lands gab es keine Veränderungen. Bei der restlichen<br />

20ˆ% beziehungsweise 21 % der Befragten änderte sich<br />

das Mobilitätsverhalten häufig insofern, <strong>als</strong> dass nun die<br />

Verkehrsmittelwahl eine andere ist. Ein Beispiel dafür<br />

kann etwa die Erlangung des Führerscheins sein. Für<br />

den Führerscheinneuling ergibt sich somit eine neue<br />

Option, um mobil zu werden, welche er bei Gelegenheit<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 67


UntersUchUng des Mobilitätsverhaltens der bewohner einer aUsgewählten region des waldviertels<br />

sicherlich auch in Anspruch nehmen wird. Aber auch ein<br />

Umzug oder der Beginn einer Ausbildung können Grün-<br />

de für eine andere Verkehrsmittelwahl sein. Jugendliche,<br />

die beispielsweise ein Studium fernab ihres Heimatortes<br />

beginnen und sich eventuell keine eigene Wohnung am<br />

Studienort leisten können, müssen oft tägliches Pendeln<br />

in Kauf nehmen. Da die größere räumliche Entfernung<br />

Fuß- oder Fahrradwege nicht zulässt, werden sie vermut-<br />

lich, sofern sie keinen eigenen PKW besitzen, vermehrt<br />

auf Öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen.<br />

PKW mit Alternativantrieb<br />

In diesem Abschnitt des Fragebogens ging es darum zu<br />

erfahren, wie hoch die Bereitschaft der Befragten zur<br />

Anschaffung eines PKW mit Alternativantrieb ist.<br />

Das Bewusstsein für umweltverträgliche Fahrzeuge ist<br />

in Horn anscheinend deutlich höher <strong>als</strong> im Umland. In<br />

Horn denken doppelt so viele Personen, nämlich 17 %,<br />

über die Anschaffung eines alternativbetriebenen PKW<br />

nach. Allerdings ist der Kauf eines PKW mit Alternativ-<br />

antrieb scheinbar für den Großteil der Befragten aus bei-<br />

den Untersuchungsgebieten generell eher uninteressant:<br />

83 % der Horner/innen und 92 % der Personen aus dem<br />

Umland ziehen die Anschaffung eines PKW mit Alter-<br />

nativantrieb zumindest innerhalb der nächsten 2 Jahre<br />

nicht in Betracht.<br />

Die Hauptargumente gegen diese Anschaffung waren<br />

Folgende: 29 % der Horner/innen und 27 % der Be-<br />

wohner/innen aus den umliegenden Ortschaften planen<br />

generell keinen PKW-Kauf, da der vorhandene PKW<br />

entweder sowieso ohnehin neu oder noch in einem gu-<br />

ten Zustand ist. Die eher hohen Anschaffungskosten für<br />

Fahrzeuge mit Alternativantrieb schrecken 34 % der<br />

Horner/innen und 28 % der Personen aus dem Umland<br />

vom Erwerb ab. Weitere Gründe waren die noch nicht<br />

ausgereifte Technik, die unzureichenden Tankmöglich-<br />

keiten sowie der zu geringe Informationsstand über die<br />

technischen Hintergründe. Es ist hier ebenfalls anzumer-<br />

ken, dass die befragten Personen mehrere Gründe gegen<br />

die Anschaffung nennen konnten.<br />

68 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Zufriedenheit mit dem Verkehrsangebot<br />

Der letzte Abschnitt des Fragebogens beschäftigte sich<br />

mit der Zufriedenheit der befragten Personen hinsicht-<br />

lich des Verkehrsangebotes und der Verkehrssituation in<br />

der Stadt Horn beziehungsweise in der jeweiligen Um-<br />

landgemeinde.<br />

In Bezug auf die Zufriedenheit mit dem Verkehrsange-<br />

bot beziehungsweise der Verkehrssituation ergab sich<br />

ein signifikanter Unterschied zwischen den Befragten<br />

beider Untersuchungsgebiete. Es zeigt sich, dass jene<br />

Personen, die im Umland leben, anscheinend mit der<br />

Verkehrssituation in ihrer Gemeinde zufriedener sind <strong>als</strong><br />

die Bewohner/innen der Stadt Horn. Dies könnte daran<br />

liegen, dass sich die Bewohner/innen des Umlands der<br />

schwierigen Ausgangslage für die regionale Verkehrs-<br />

planung im Untersuchungsgebiet durchaus bewusst sind<br />

und deshalb auch keine realitätsfremden Anforderungen<br />

an ihre Gemeinde stellen. Im Gegensatz dazu wären in<br />

Horn Verbesserungen hinsichtlich der Verkehrssituation<br />

generell möglich, aber aus unterschiedlichsten Gründen<br />

nicht oder nur schwer durchführbar. Den Bewohner/in-<br />

nen sind diese vorhandenen Verbesserungspotentiale<br />

jedoch durchaus bekannt, wodurch eine Nichterfüllung<br />

eher zur Unzufriedenheit führen kann.<br />

Der Hauptgrund für die Unzufriedenheit mit der Ver-<br />

kehrssituation war in beiden Untersuchungsgebieten<br />

derselbe, nämlich das zu geringe Angebot an Öffent-<br />

lichen Verkehrsleistungen, denn davon würden sich 72<br />

% der Befragten aus Horn und sogar 90 % der befragten<br />

Bewohner/innen des Umlands eindeutig mehr erwarten.<br />

Die Parkplatzverfügbarkeit in der Heimatstadt bezie-<br />

hungsweise Heimatgemeinde ist für 37 % der Horner/<br />

innen, aber nur für 16 % der Bewohner/innen aus den<br />

Umlandgemeinden ein Dorn im Auge. Dieser Unter-<br />

schied zwischen den Untersuchungsgebieten ist aller-<br />

dings nicht überraschend, da sich die Bewohner/innen<br />

im Umland über zu wenige Parkmöglichkeiten meistens<br />

eigentlich keine Gedanken machen müssen. Dabei ist zu<br />

erwähnen, dass die Parkplatzsituation in der Stadt Horn<br />

durch die Eröffnung eines Parkhauses in der Innenstadt<br />

sowie durch den Umbau der Wiener Straße im Jahr 2008<br />

bereits deutlich verbessert wurde. Über einen besseren<br />

Ausbau der Fuß- und Radwege in ihrem Heimatort wür-<br />

den sich 35 % der Horner/innen und 18 % der Umland-<br />

bewohner/innen freuen und den schlechten Zustand der<br />

Infrastruktureinrichtungen kritisieren 20 % der Stadtbe-<br />

wohner/innen sowie 28 % der Landbewohner/innen.<br />

Zusammenfassung<br />

das Ziel dieser arbeit war, das Mobilitätsverhalten der<br />

bewohner/innen in der region horn mit hilfe eines<br />

Fragebogens zu analysieren und etwaige Unterschiede<br />

zwischen den bewohner/innen der stadt horn und den<br />

bewohner/innen der umliegenden gemeinden aufzuzeigen.<br />

dabei stellte sich heraus, dass zwischen den<br />

bewohner/innen der beiden Untersuchungsgebiete<br />

durchaus einige verhaltensunterschiede existieren,<br />

wie zum beispiel hinsichtlich der PKw-nutzung, welche<br />

bei den Personen im Umland, mit 77 %, deutlich<br />

gegenüber den horner/innen, mit 49 %, überwiegt. im<br />

gegensatz dazu, ist der anteil jener Personen, die täglich<br />

wege mit der bahn zurücklegen in horn dreimal<br />

so hoch, <strong>als</strong> im Umland. wird die verkehrsmittelwahl<br />

zum arbeitsplatz betrachtet, lässt sich feststellen, dass<br />

die horner/innen eher zu Fuß gehen oder mit dem<br />

Fahrrad zur arbeit fahren <strong>als</strong> die Personen aus dem<br />

Umland, für die fast ausschließlich der PKw relevant<br />

ist. dies könnte eventuell dadurch erklärt werden, dass<br />

die bewohner/innen aus horn ihre verkehrsmittel häufiger<br />

aus Umwelt- und Kostengründen auswählen, <strong>als</strong><br />

die bewohner/innen vom Umland, für die vor allem die<br />

verfügbarkeit des verkehrsmittels ausschlaggebend<br />

ist. bezüglich des verkehrsangebots beziehungsweise<br />

der verkehrssituation mit der stadt oder gemeinde<br />

verhielt es sich zwar in beiden Untersuchungsgebieten<br />

ähnlich, jedoch war die Unzufriedenheit der<br />

bewohner/innen vom Umland hauptsächlich auf das<br />

geringe angebot an öffentlichen verkehrsleistungen<br />

zurückzuführen, wogegen für die horner/innen auch<br />

die Parkplatzverfügbarkeit sowie der schlechte aus-<br />

bau der Fuß- und radwege eine rolle spielte.<br />

neben den allgemeinen Fragen zum Mobilitätsverhalten<br />

wurden die bewohner/innen des Untersuchungsgebietes<br />

auch gebeten, einen alltäglichen<br />

Mobilitätstag zu dokumentieren. hier zeigte sich, dass<br />

horner/innen hauptsächlich zwei wege pro Mobilitätstag<br />

zurücklegen, während sich im Umland die anzahl<br />

der Personen mit zwei oder vier wegen die waage<br />

hielt. weiters stellte sich heraus, dass die stadtbewohner/innen<br />

zwar tendenziell später ihren wohnsitz verlassen<br />

<strong>als</strong> die bewohner/innen vom Umland, allerdings<br />

auch früher wieder an diesen zurückkehren, nämlich<br />

in der regel zwischen 17 und 19 Uhr. hinsichtlich des<br />

wegziels war zu erkennen, dass die horner/innen eher<br />

im stadtgebiet blieben oder aber auch nach wien pendelten,<br />

während die leute aus dem Umland sowohl<br />

die stadt horn, <strong>als</strong> auch die Umlandgemeinden und<br />

das sonstige niederösterreich zum Ziel hatten. dieses<br />

ergebnis wurde bei betrachtung der weglängen auch<br />

noch mal bestätigt, da bei den horner/innen eindeutig<br />

wege bis 5 km überwiegen (die Pendler/innen nach<br />

wien bilden hier die ausnahme) und bei den Personen<br />

im Umland wege bis 50 km.<br />

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Zach, Christine (2007)1: Mobilität 2015/2030/Potenziale für eine nachhaltige<br />

Entwicklung, Wien<br />

Das österreichische <strong>Verkehrsjournal</strong> erscheint einmal pro Quartal auf<br />

Stephanie Metz studiert an der Fachhochschule des<br />

bfi Wien den Studiengang „Logistik und Transport-<br />

management“.<br />

www.verkehrsjournal.at<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 33

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