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PDF Download - Liechtenstein-Institut, Bendern

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bislang praktizierten Methode der Rezeption aus. Diese biete den Vorzug, daß nicht nur<br />

das Recht als solches, sondern auch die dazugehörigen Hilfsmittel zur Verfügung stünden,<br />

wodurch „die Ersparnis an geistiger und wirtschaftlicher Kraft gross ist“. Zudem<br />

sei auf diese Weise die ansonsten in einem „so kleinen Bereich“ wie <strong>Liechtenstein</strong><br />

unmögliche, aber notwendige Fortbildung des Rechts durch Lehre, Schrifttum und Praxis<br />

sichergestellt, allerdings nur unter der Bedingung, daß „man die Rechtsentwicklung<br />

des Mutterlandes mitmacht“, denn „sobald man dahinter zurückbleibt, verschwinden die<br />

genannten Vorteile“. Den in der Zivilgesetzgebung <strong>Liechtenstein</strong>s seit der Abkehr vom<br />

österreichischen Recht eingeschlagenen Weg – ein fremdes Recht zwar im wesentlichen<br />

zu übernehmen, es aber formal und inhaltlich abzuändern – hielt Gschnitzer daher für<br />

eine verfehlte Vorgangsweise „der halben Angleichung“ und plädierte dafür, „das<br />

fremde Recht nur dort zu ändern, wo es sich nicht umgehen lässt“. Für die Beantwortung<br />

der aus diesem Plädoyer für die Rezeption resultierenden Frage – „Das Recht welches<br />

Staates soll <strong>Liechtenstein</strong> übernehmen?“ 80 – boten sich nach Gschnitzers Ansicht<br />

drei Möglichkeiten: „1. <strong>Liechtenstein</strong> kann das ganze schweizerische Zivilrecht übernehmen<br />

…; 2. Es kann den entgegengesetzten Weg einschlagen, wieder zum ABGB<br />

zurückkehren, muss aber dann auch die drei Teilnovellen in Kraft setzen; 3. Es kann<br />

zwei Mittelwege nehmen: entweder lässt es den noch unberührten grösserenTeil des<br />

ABGB in Geltung und ergänzt ihn durch die drei Teilnovellen; oder es lässt nur das<br />

Familien- und Erbrecht mit den Aenderungen durch die drei Teilnovellen bestehen und<br />

übernimmt noch das Schweizer Obligationenrecht.“ Die ersten beiden Möglichkeiten<br />

verwarf Gschnitzer angesichts der bestehenden Rechtslage als zu weitreichende Änderungen.<br />

Was die beiden verbleibenden Mittelwege betraf, so sah er, abgesehen von der<br />

Problematik der Vereinbarkeit mit dem erst 1912 rezipierten österreichen Zivilprozeßrecht,<br />

vor allem die Rezeption des schweizerischen Familien- und Erbrechts als problematisch<br />

an, da es in wesentlichen Punkten, z.B. im Eherecht, mit dem gewachsenen<br />

Rechtsempfinden der liechtensteinischen Bevölkerung nicht vereinbar sei. Bei der<br />

Übernahme des schweizerischen Obligationenrechts seien hingegen solche Akzeptanzprobleme<br />

nicht zu befürchten, vielmehr sei im Bereich des Verkehrsrechts ein einheitliches<br />

Recht sogar zu begrüssen. Zu einer konkreteren Festlegung in der Frage, welches<br />

Obligationenrecht <strong>Liechtenstein</strong> übernehmen solle, sah sich Gschnitzer aber nicht in der<br />

Lage, da „sich Vor- und Nachteile nicht so leicht abwägen lassen“ und „eine reine<br />

Lösung“ kaum gelingen könne.<br />

Die Regierung legte das Gutachten Gschnitzers mehreren liechtensteinischen Praktikern<br />

zur Stellungnahme vor. Ludwig Marxer 81 , seit 1925 Anwalt und von 1928-1933 Regierungschefstellvertreter,<br />

sprach sich für die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung der<br />

zersplitterten Zivilrechtsordnung aus, hielt aber – was in Hinblick auf seine Zugehörigkeit<br />

zur Bürgerpartei nicht überrascht – „eine weitere Anlehnung an die Schweiz bzw.<br />

deren Rechte“ als „nicht für im Interesse des Landes gelegen“. Er sprach sich zwar

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