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Papiergigant APP expandiert weiter - Robin Wood

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tropenwald<br />

Foto: © Greenpeace<br />

<strong>Papiergigant</strong> <strong>APP</strong><br />

<strong>expandiert</strong> <strong>weiter</strong><br />

Der indonesische Papierkonzern Asia Pulp and Paper (<strong>APP</strong>) ist der viel-<br />

leicht größte Waldzerstörer auf diesem Planeten. Jetzt versucht sich<br />

der Raubbau-Konzern auf seinem Expansionskurs ein grünes Image zu<br />

verpassen. ROBIN WOOD drängt den Discounter KiK zum Verzicht auf<br />

<strong>APP</strong>-Produkte.<br />

Nr. 110/3.11 94/3.07


tropenwald<br />

Statt den Raubbau für Papier am indonesischen Tropenwald zu beenden, will sich der Waldzerstörer Nr. 1, der Konzern <strong>APP</strong>, mit<br />

Hilfe von großen Werbekampagnen ein grünes Image verpassen<br />

„Mir scheint, dass <strong>APP</strong> mit Recht von sich<br />

behaupten kann, einer der destruktivsten<br />

Konzerne auf unserem Planeten zu sein.“<br />

Zu diesem Urteil kommen nicht etwa AktivistInnen<br />

von ROBIN WOOD sondern der<br />

Umweltjournalist George Monbiot von<br />

der renommierten englischen Tageszeitung<br />

The Guardian. Mit dieser Meinung<br />

ist er nicht alleine. Richard Brooks von<br />

Greenpeace sieht <strong>APP</strong> ebenfalls „auf einer<br />

barbarischen Mission, die den indonesischen<br />

Regenwald zerstört“. Es ist sicher<br />

schwer zu ermitteln, wie viele Hektar der<br />

indonesische Kahlschlagkonzern mittlerweile<br />

auf dem Gewissen hat, aber es sind<br />

viele Hunderttausend Hektar Regenwald,<br />

die allein auf Sumatra von <strong>APP</strong> zu Zellstoff<br />

gekocht worden sind.<br />

Dass der Handel mit <strong>APP</strong> so etwas Ähnliches<br />

ist, wie ein Pakt mit dem Teufel, hat<br />

sich inzwischen in der Branche herumgesprochen.<br />

Es wird zunehmend schwerer<br />

für <strong>APP</strong>, neue Deals in Europa und den<br />

USA abzuschließen. Die Umweltschutzorganisationen<br />

mit ihren internationalen<br />

Kampagnen haben <strong>APP</strong> mächtig zugesetzt.<br />

Rainforest Action Network, Greenpeace,<br />

Friends of the Earth und nicht zuletzt<br />

ROBIN WOOD, konnten schon vor Jahren<br />

Konzerne wie Metro und Karstadt auf den<br />

Verzicht von <strong>APP</strong>-Papier einschwören und<br />

haben so die Geschäfte des indonesischen<br />

<strong>Papiergigant</strong>en empfindlich gestört.<br />

Jetzt holt <strong>APP</strong> zum Gegenschlag aus und<br />

hat sich gleich ein ganzes Heer an Werbe-<br />

agenturen und Kommunikations-Profis ins<br />

Boot geholt, um grün zu waschen, was<br />

eigentlich nicht grün zu waschen ist. Auf<br />

der Paperworld in Frankfurt, der weltgrößten<br />

Messe für Papier und Bürobedarf,<br />

waren am <strong>APP</strong>-Messestand bereits zwei<br />

smarte MitarbeiterInnen von Cohn & Wolfe<br />

unterwegs, einer der größten Werbeagenturen<br />

auf unserem Globus. Auf diese<br />

Weise sollte wohl sichergestellt werden,<br />

dass sich die <strong>APP</strong>-Leute bei kritischen<br />

Rückfragen nicht um Kopf und Kragen<br />

reden. Die Chefin von Cohn & Wolfe<br />

begründet ihre Dienste für <strong>APP</strong> gegenüber<br />

dem Branchendienst Holmes Report<br />

so: „<strong>APP</strong> has been treated unfairly ... The<br />

company has a very good story to tell ...“<br />

(<strong>APP</strong> ist ungerecht behandelt worden und<br />

Nr. 110/3.11 94/3.07<br />

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tropenwald<br />

kann eigentlich eine gute Geschichte erzählen).<br />

Auch im Internet hinterlässt die<br />

Marketingoffensive von <strong>APP</strong> ihre Spuren.<br />

BesucherInnen der „Spiegel-Website“<br />

bekamen im Hintergrund die Botschaft<br />

„<strong>APP</strong> cares“ (<strong>APP</strong> kümmert sich) eingeblendet.<br />

Der Link führte dann zu einer<br />

nett gemachten Website, auf der <strong>APP</strong><br />

sich als Regenwaldschützer und Klimafreund<br />

selbst feierte. In den USA deckte<br />

die New York Times Verbindungen von<br />

<strong>APP</strong> und der erzkonservativen Tea-Party-<br />

Bewegung auf. Die Rechercheure der<br />

Zeitung sehen es als erwiesen an, dass<br />

<strong>APP</strong> und die von der Tea-Party-Bewegung<br />

beherrschte Consumer Alliance for<br />

Global Prosperity gemeinsam an dem<br />

Ziel arbeiten, indonesische Kahlschlagpapiere<br />

steuerfrei auf den US-amerikanischen<br />

Markt zu bringen.<br />

Um sich gegen die Attacken der Umweltschützer<br />

zu wehren, verlassen sich<br />

die <strong>APP</strong>-Manager auch auf die Hilfe<br />

von Patric Moore. Moore war mal Chef<br />

von Greenpeace International, hat sich<br />

dann im Streit von den RegenbogenkämpferInnen<br />

getrennt und betreibt<br />

seit langer Zeit Greenspirit Strategies<br />

– eine auf Ökopolitur spezialisierten<br />

Consultingagentur. Moore und seine<br />

grünen Strategen kommen <strong>APP</strong> jetzt<br />

mit Pseudo-Studien gegen die Kritik der<br />

UmweltschützerInnen zur Hilfe.<br />

Nach ROBIN WOOD–Kritik:<br />

Discounter KiK verzichtet auf<br />

<strong>APP</strong>-Produkte<br />

Auf dem Deutschen Markt musste <strong>APP</strong><br />

zuletzt eine empfindliche Niederlage<br />

einstecken. Der Textil-Discounter KiK<br />

(Kunde ist König) hat seinen Kunden bis<br />

vor kurzem noch Schreibblöcke von <strong>APP</strong><br />

angeboten. ROBIN WOOD war mit Hilfe<br />

von Fasertests auf die Raubbau-Papiere<br />

aufmerksam geworden. Mixed Tropical<br />

Hartwood lautete der traurige Befund<br />

des US-Amerikanischen Speziallabors.<br />

KiK verkaufte also Regenwaldpapier!<br />

Nach Gesprächen von ROBIN WOOD<br />

und dem KiK-Magagement, scheint die<br />

Sache nun ein gutes Ende zu nehmen.<br />

Gegenüber ROBIN WOOD erklärte der<br />

Konzern, ab sofort auf indonesisches<br />

Papier zu verzichten. Weitere Schritte<br />

hin zu Recycling oder FSC-zertifiziertem<br />

Papier sollen bald folgen. Gut für die<br />

Nr. 110/3.11<br />

Umwelt, schlecht für <strong>APP</strong>. Und der<br />

<strong>Papiergigant</strong> hat sich inzwischen <strong>weiter</strong>e<br />

Waldgebiete in Torfwald-Regionen<br />

auf der Kampar-Halbinsel in Sumatra<br />

gesichert. Indonesische Umweltschützer<br />

schlagen Alarm und hoffen den Vormarsch<br />

von <strong>APP</strong> auf die letzten Waldgebiete<br />

dieser Insel doch noch zu stoppen.<br />

Eyes on the Forest, ein Verbund von Umweltschutzorganisationen<br />

aus Sumatra,<br />

kämpft an vorderster Front gegen den<br />

Kahlschlagkonzern und veröffentlicht<br />

auf seiner Website die neusten Expansionspläne<br />

der <strong>Papiergigant</strong>en.<br />

Dass VerbraucherInnen-Kampagnen gegen<br />

<strong>APP</strong> gefährlich sein können, bekam<br />

Sergio Baffoni von der italienischen Umweltorganisation<br />

Terra! zu spüren. Terra!<br />

hatte nachgewiesen, dass der italienische<br />

Händler Cartiere Pigna Regenwaldpapier<br />

verkaufte und Handelsbeziehungen zu<br />

<strong>APP</strong> hat. Daraufhin alarmierte Terra! in<br />

Rom mit einer Kletteraktion die italienische<br />

Öffentlichkeit. Dessen ungeachtet<br />

verurteilte ein Gericht Terra! zu einer saftigen<br />

Geldstrafe von 20.000 Euro – kein<br />

Pappenstiel für eine kleine Umweltorganisation.<br />

Nicht wenige vermuten,<br />

dass dieses Gericht der Papierindustrie<br />

die Steigbügel gehalten hat. Ob Terra!<br />

sich dadurch mundtot machen lässt?<br />

„Niemals, wir sind schon in Berufung<br />

gegangen und werden dieses Verfahren<br />

Umweltorganisationen wie Rainforest Action Network, Greenpeace, Friends of the<br />

Earth und ROBIN WOOD werden sich <strong>weiter</strong> gemeinsam mit den NGO vor Ort gegen<br />

den indonesischen Kahlschlagkonzern engagieren<br />

Foto: © Greenpeace<br />

doesn‘t<br />

dann gewinnen“, ist sich Sergio Baffoni<br />

sicher. Mehr als 50 Umweltorganisationen<br />

– darunter auch ROBIN WOOD<br />

– unterstützen Terra! im Kampf gegen<br />

die indonesische Papiermafia.<br />

Wenn <strong>APP</strong> die nächsten Jahre ungehindert<br />

holzen kann, dann hätte der<br />

Konzern sein Ziel erreicht. Sämtliche<br />

zugänglichen Regenwaldflächen wären<br />

dann platt gemacht und mit Akazien-<br />

Plantagen bepflanzt. Dann hätte <strong>APP</strong> nur<br />

noch Plantagenpapier im Angebot. An<br />

das Tropenwald-Gemetzel der vergangen<br />

Jahrzehnte würden sich in ein paar Jahren<br />

sowieso nur noch wenige Menschen<br />

erinnern. So oder so ähnlich dürfte der<br />

Plan von <strong>APP</strong> aussehen. Tun wir alles,<br />

damit es nicht so weit kommen kann!<br />

Zum Weiterlesen:<br />

www.robinwood.de/Newsdetails.13+M5<br />

faa13985ab.0.html<br />

www.guardian.co.uk/environment/<br />

georgemonbiot/2010/dec/02/sumatrarainforest-destruction-patrick-moore<br />

www.nytimes.com/interactive/<br />

2011/03/29/us/liberty-graphic.html<br />

www.eyesontheforest.or.id<br />

Peter Gerhardt, Tropenwaldreferent<br />

von ROBIN WOOD in Hamburg<br />

peter.gerhardt@robinwood.de

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