Papiergigant APP expandiert weiter - Robin Wood
Papiergigant APP expandiert weiter - Robin Wood
Papiergigant APP expandiert weiter - Robin Wood
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
18<br />
tropenwald<br />
Foto: © Greenpeace<br />
<strong>Papiergigant</strong> <strong>APP</strong><br />
<strong>expandiert</strong> <strong>weiter</strong><br />
Der indonesische Papierkonzern Asia Pulp and Paper (<strong>APP</strong>) ist der viel-<br />
leicht größte Waldzerstörer auf diesem Planeten. Jetzt versucht sich<br />
der Raubbau-Konzern auf seinem Expansionskurs ein grünes Image zu<br />
verpassen. ROBIN WOOD drängt den Discounter KiK zum Verzicht auf<br />
<strong>APP</strong>-Produkte.<br />
Nr. 110/3.11 94/3.07
tropenwald<br />
Statt den Raubbau für Papier am indonesischen Tropenwald zu beenden, will sich der Waldzerstörer Nr. 1, der Konzern <strong>APP</strong>, mit<br />
Hilfe von großen Werbekampagnen ein grünes Image verpassen<br />
„Mir scheint, dass <strong>APP</strong> mit Recht von sich<br />
behaupten kann, einer der destruktivsten<br />
Konzerne auf unserem Planeten zu sein.“<br />
Zu diesem Urteil kommen nicht etwa AktivistInnen<br />
von ROBIN WOOD sondern der<br />
Umweltjournalist George Monbiot von<br />
der renommierten englischen Tageszeitung<br />
The Guardian. Mit dieser Meinung<br />
ist er nicht alleine. Richard Brooks von<br />
Greenpeace sieht <strong>APP</strong> ebenfalls „auf einer<br />
barbarischen Mission, die den indonesischen<br />
Regenwald zerstört“. Es ist sicher<br />
schwer zu ermitteln, wie viele Hektar der<br />
indonesische Kahlschlagkonzern mittlerweile<br />
auf dem Gewissen hat, aber es sind<br />
viele Hunderttausend Hektar Regenwald,<br />
die allein auf Sumatra von <strong>APP</strong> zu Zellstoff<br />
gekocht worden sind.<br />
Dass der Handel mit <strong>APP</strong> so etwas Ähnliches<br />
ist, wie ein Pakt mit dem Teufel, hat<br />
sich inzwischen in der Branche herumgesprochen.<br />
Es wird zunehmend schwerer<br />
für <strong>APP</strong>, neue Deals in Europa und den<br />
USA abzuschließen. Die Umweltschutzorganisationen<br />
mit ihren internationalen<br />
Kampagnen haben <strong>APP</strong> mächtig zugesetzt.<br />
Rainforest Action Network, Greenpeace,<br />
Friends of the Earth und nicht zuletzt<br />
ROBIN WOOD, konnten schon vor Jahren<br />
Konzerne wie Metro und Karstadt auf den<br />
Verzicht von <strong>APP</strong>-Papier einschwören und<br />
haben so die Geschäfte des indonesischen<br />
<strong>Papiergigant</strong>en empfindlich gestört.<br />
Jetzt holt <strong>APP</strong> zum Gegenschlag aus und<br />
hat sich gleich ein ganzes Heer an Werbe-<br />
agenturen und Kommunikations-Profis ins<br />
Boot geholt, um grün zu waschen, was<br />
eigentlich nicht grün zu waschen ist. Auf<br />
der Paperworld in Frankfurt, der weltgrößten<br />
Messe für Papier und Bürobedarf,<br />
waren am <strong>APP</strong>-Messestand bereits zwei<br />
smarte MitarbeiterInnen von Cohn & Wolfe<br />
unterwegs, einer der größten Werbeagenturen<br />
auf unserem Globus. Auf diese<br />
Weise sollte wohl sichergestellt werden,<br />
dass sich die <strong>APP</strong>-Leute bei kritischen<br />
Rückfragen nicht um Kopf und Kragen<br />
reden. Die Chefin von Cohn & Wolfe<br />
begründet ihre Dienste für <strong>APP</strong> gegenüber<br />
dem Branchendienst Holmes Report<br />
so: „<strong>APP</strong> has been treated unfairly ... The<br />
company has a very good story to tell ...“<br />
(<strong>APP</strong> ist ungerecht behandelt worden und<br />
Nr. 110/3.11 94/3.07<br />
19
20<br />
tropenwald<br />
kann eigentlich eine gute Geschichte erzählen).<br />
Auch im Internet hinterlässt die<br />
Marketingoffensive von <strong>APP</strong> ihre Spuren.<br />
BesucherInnen der „Spiegel-Website“<br />
bekamen im Hintergrund die Botschaft<br />
„<strong>APP</strong> cares“ (<strong>APP</strong> kümmert sich) eingeblendet.<br />
Der Link führte dann zu einer<br />
nett gemachten Website, auf der <strong>APP</strong><br />
sich als Regenwaldschützer und Klimafreund<br />
selbst feierte. In den USA deckte<br />
die New York Times Verbindungen von<br />
<strong>APP</strong> und der erzkonservativen Tea-Party-<br />
Bewegung auf. Die Rechercheure der<br />
Zeitung sehen es als erwiesen an, dass<br />
<strong>APP</strong> und die von der Tea-Party-Bewegung<br />
beherrschte Consumer Alliance for<br />
Global Prosperity gemeinsam an dem<br />
Ziel arbeiten, indonesische Kahlschlagpapiere<br />
steuerfrei auf den US-amerikanischen<br />
Markt zu bringen.<br />
Um sich gegen die Attacken der Umweltschützer<br />
zu wehren, verlassen sich<br />
die <strong>APP</strong>-Manager auch auf die Hilfe<br />
von Patric Moore. Moore war mal Chef<br />
von Greenpeace International, hat sich<br />
dann im Streit von den RegenbogenkämpferInnen<br />
getrennt und betreibt<br />
seit langer Zeit Greenspirit Strategies<br />
– eine auf Ökopolitur spezialisierten<br />
Consultingagentur. Moore und seine<br />
grünen Strategen kommen <strong>APP</strong> jetzt<br />
mit Pseudo-Studien gegen die Kritik der<br />
UmweltschützerInnen zur Hilfe.<br />
Nach ROBIN WOOD–Kritik:<br />
Discounter KiK verzichtet auf<br />
<strong>APP</strong>-Produkte<br />
Auf dem Deutschen Markt musste <strong>APP</strong><br />
zuletzt eine empfindliche Niederlage<br />
einstecken. Der Textil-Discounter KiK<br />
(Kunde ist König) hat seinen Kunden bis<br />
vor kurzem noch Schreibblöcke von <strong>APP</strong><br />
angeboten. ROBIN WOOD war mit Hilfe<br />
von Fasertests auf die Raubbau-Papiere<br />
aufmerksam geworden. Mixed Tropical<br />
Hartwood lautete der traurige Befund<br />
des US-Amerikanischen Speziallabors.<br />
KiK verkaufte also Regenwaldpapier!<br />
Nach Gesprächen von ROBIN WOOD<br />
und dem KiK-Magagement, scheint die<br />
Sache nun ein gutes Ende zu nehmen.<br />
Gegenüber ROBIN WOOD erklärte der<br />
Konzern, ab sofort auf indonesisches<br />
Papier zu verzichten. Weitere Schritte<br />
hin zu Recycling oder FSC-zertifiziertem<br />
Papier sollen bald folgen. Gut für die<br />
Nr. 110/3.11<br />
Umwelt, schlecht für <strong>APP</strong>. Und der<br />
<strong>Papiergigant</strong> hat sich inzwischen <strong>weiter</strong>e<br />
Waldgebiete in Torfwald-Regionen<br />
auf der Kampar-Halbinsel in Sumatra<br />
gesichert. Indonesische Umweltschützer<br />
schlagen Alarm und hoffen den Vormarsch<br />
von <strong>APP</strong> auf die letzten Waldgebiete<br />
dieser Insel doch noch zu stoppen.<br />
Eyes on the Forest, ein Verbund von Umweltschutzorganisationen<br />
aus Sumatra,<br />
kämpft an vorderster Front gegen den<br />
Kahlschlagkonzern und veröffentlicht<br />
auf seiner Website die neusten Expansionspläne<br />
der <strong>Papiergigant</strong>en.<br />
Dass VerbraucherInnen-Kampagnen gegen<br />
<strong>APP</strong> gefährlich sein können, bekam<br />
Sergio Baffoni von der italienischen Umweltorganisation<br />
Terra! zu spüren. Terra!<br />
hatte nachgewiesen, dass der italienische<br />
Händler Cartiere Pigna Regenwaldpapier<br />
verkaufte und Handelsbeziehungen zu<br />
<strong>APP</strong> hat. Daraufhin alarmierte Terra! in<br />
Rom mit einer Kletteraktion die italienische<br />
Öffentlichkeit. Dessen ungeachtet<br />
verurteilte ein Gericht Terra! zu einer saftigen<br />
Geldstrafe von 20.000 Euro – kein<br />
Pappenstiel für eine kleine Umweltorganisation.<br />
Nicht wenige vermuten,<br />
dass dieses Gericht der Papierindustrie<br />
die Steigbügel gehalten hat. Ob Terra!<br />
sich dadurch mundtot machen lässt?<br />
„Niemals, wir sind schon in Berufung<br />
gegangen und werden dieses Verfahren<br />
Umweltorganisationen wie Rainforest Action Network, Greenpeace, Friends of the<br />
Earth und ROBIN WOOD werden sich <strong>weiter</strong> gemeinsam mit den NGO vor Ort gegen<br />
den indonesischen Kahlschlagkonzern engagieren<br />
Foto: © Greenpeace<br />
doesn‘t<br />
dann gewinnen“, ist sich Sergio Baffoni<br />
sicher. Mehr als 50 Umweltorganisationen<br />
– darunter auch ROBIN WOOD<br />
– unterstützen Terra! im Kampf gegen<br />
die indonesische Papiermafia.<br />
Wenn <strong>APP</strong> die nächsten Jahre ungehindert<br />
holzen kann, dann hätte der<br />
Konzern sein Ziel erreicht. Sämtliche<br />
zugänglichen Regenwaldflächen wären<br />
dann platt gemacht und mit Akazien-<br />
Plantagen bepflanzt. Dann hätte <strong>APP</strong> nur<br />
noch Plantagenpapier im Angebot. An<br />
das Tropenwald-Gemetzel der vergangen<br />
Jahrzehnte würden sich in ein paar Jahren<br />
sowieso nur noch wenige Menschen<br />
erinnern. So oder so ähnlich dürfte der<br />
Plan von <strong>APP</strong> aussehen. Tun wir alles,<br />
damit es nicht so weit kommen kann!<br />
Zum Weiterlesen:<br />
www.robinwood.de/Newsdetails.13+M5<br />
faa13985ab.0.html<br />
www.guardian.co.uk/environment/<br />
georgemonbiot/2010/dec/02/sumatrarainforest-destruction-patrick-moore<br />
www.nytimes.com/interactive/<br />
2011/03/29/us/liberty-graphic.html<br />
www.eyesontheforest.or.id<br />
Peter Gerhardt, Tropenwaldreferent<br />
von ROBIN WOOD in Hamburg<br />
peter.gerhardt@robinwood.de