Ein Gasthaus im Wandel der Zeit - Landgasthaus Herchenbach

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Mehl und Erz - vergessener Broterwerb - Während noch bis in die fünfziger Jahre die Landwirtschaft das Leben bestimmte, betreiben heute nur noch wenige Familien diesen Beruf als Vollerwerb. Die noch erhaltenen Wirtschaftsgebäude werden teilweise anderweitig genutzt, sind aber Zeugen der guten, alten Zeit, über die auch heute noch so manches Mal an der Theke „jeschwaad weed.“ Vor noch gar nicht allzu langer Zeit gab es noch einen anderen Wirtschaftszweig in der Region, der jedoch im Zuge der Industrialisierung komplett außer Betrieb gesetzt wurde. Heute erinnern die alten Mühlen der Gemeinde an viele Generationen, für die ihre Mühle ein elementarer Eckpunkt des Alltagslebens war. Man unterschied zwischen Öl-, Loh, Knochenstampf- und Getreidemühlen, wobei letztere bei uns am verbreitetsten waren. Die älteste Mühle der Gemeinde war die Herkenrather Mühle am Wahnbach, die an der heutigen Abzweigung zwischen Neunkirchen und Seelscheid stand. Erstmals erwähnt wurde Sie 1296 als Besitz des Klosters Seligental, das sie verpachtete, bis das Kloster 1803 aufgelöst wurde und Landwirt Heinrich Wilhelm Herchenbach aus Eischeid, damals Bürgermeister von Neunkirchen, sie kaufte. Bis zum Abriß war die Herkenrather Mühle ein beliebtes Ausflugslokal, wie heute noch die Hermerather- oder die Gutmühle. Zum Kloster Seligental gehörte auch die Lütters- oder Leitersmühle (1645 erstmals erwähnt), die sich im Gebiet der heutigen Wahnbachtalsperre an der Zeithstraße befand. Sie war, wie die Herkenrather Mühle auch, eine sogenannte Bannmühle. Die Bauern in den Orten um die Mühle waren bis 1811 „verbannt“, ihr Korn in diese Mühle zu schaffen

und dort den sogenannten „Molter“ zu entrichten. Wer anderswo mahlen ließ, verfiel harter Strafen. Bannmühle für Eischeid war die 1966 nach Begradigung der Bröltalstraße abgerissene Ingeraueler Mühle an der Bröl, mit Anschluß an die damals noch fahrende Brölbahn, die das Bröltal hinauf bis nach Waldbröl führte. Ingersaueler Mühle mit Brölbahn und Gaststätte Walterscheid Von den einst so zahlreichen Mühlen mahlt heute nur noch Familie Dobelke in der Horbacher Mühle nicht weit von Eischeid. Zum Haupt- und Nebenerwerb zählten im 19. Jahrhundert neben den zahlreichen Mühlen vor allem die Bergwerke. Einst zählte das Bergische Land zu den ertragreichsten Erzprovinzen des deutschen Reiches. Blei, Zink, Kupfer und Eisenerz wurden in knapp 30 Bergwerken im Gemeindegebiet abgebaut. Vermutlich wurden einige Erzvorkommen sogar schon im Mittelalter manuell mit Schlegel und Eisen abgebaut. Mit Einsetzen der industriellen Entwicklung bestand erhöhte Nachfrage nach metallischen Rohstoffen und beflügelten den Aufschwung der Montanindustrie. Viele Kleinbauern und Tagelöhner nutzten die Tätigkeit auf den Erzbergwerken als Broterwerb. Die Arbeit war jedoch hart und die Verkehrswege waren meist sehr mangelhaft. Südlich von Eischeid befand sich die Grube „Hans Sachs“, die dem Gastwirt Jakob Heider aus Höfferhof gehörte. In ihr wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts Bleierz gefördert. Jedoch wurde der Betrieb 1861 schon nach 5 Jahren eingestellt. Heute zeugt vom einstigen Bergwerk noch der im Rothsiefen angesetzte Stollen. Weitere bedeutende Gruben befanden sich z.B. in Mohlscheid (Grube Penny) oder im Holzbachtal (Grube

Mehl und Erz<br />

- vergessener Broterwerb -<br />

Während noch bis in die fünfziger Jahre die Landwirtschaft<br />

das Leben best<strong>im</strong>mte, betreiben heute nur noch wenige<br />

Familien diesen Beruf als Vollerwerb. Die noch erhaltenen<br />

Wirtschaftsgebäude werden teilweise an<strong>der</strong>weitig genutzt,<br />

sind aber Zeugen <strong>der</strong> guten, alten <strong>Zeit</strong>, über die auch heute<br />

noch so manches Mal an <strong>der</strong> Theke „jeschwaad weed.“<br />

Vor noch gar nicht allzu langer <strong>Zeit</strong> gab es noch einen<br />

an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweig in <strong>der</strong> Region, <strong>der</strong> jedoch <strong>im</strong><br />

Zuge <strong>der</strong> Industrialisierung komplett außer Betrieb gesetzt<br />

wurde. Heute erinnern die alten Mühlen <strong>der</strong> Gemeinde an<br />

viele Generationen, für die ihre Mühle ein elementarer<br />

Eckpunkt des Alltagslebens war.<br />

Man unterschied zwischen Öl-, Loh, Knochenstampf- und<br />

Getreidemühlen, wobei letztere bei uns am verbreitetsten<br />

waren.<br />

Die älteste Mühle <strong>der</strong> Gemeinde war die Herkenrather<br />

Mühle am Wahnbach, die an <strong>der</strong> heutigen Abzweigung<br />

zwischen Neunkirchen und Seelscheid stand. Erstmals<br />

erwähnt wurde Sie 1296 als Besitz des Klosters Seligental,<br />

das sie verpachtete, bis das Kloster 1803 aufgelöst wurde<br />

und Landwirt Heinrich Wilhelm <strong>Herchenbach</strong> aus<br />

Eischeid, damals Bürgermeister von Neunkirchen, sie<br />

kaufte. Bis zum Abriß war die Herkenrather Mühle ein<br />

beliebtes Ausflugslokal, wie heute noch die Hermerather-<br />

o<strong>der</strong> die Gutmühle.<br />

Zum Kloster Seligental gehörte auch die Lütters- o<strong>der</strong><br />

Leitersmühle (1645 erstmals erwähnt), die sich <strong>im</strong> Gebiet<br />

<strong>der</strong> heutigen Wahnbachtalsperre an <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>hstraße befand.<br />

Sie war, wie die Herkenrather Mühle auch, eine sogenannte<br />

Bannmühle. Die Bauern in den Orten um die Mühle waren<br />

bis 1811 „verbannt“, ihr Korn in diese Mühle zu schaffen

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