Schwarzbuch Vattenfall - Greenpeace
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Umsetzung der <strong>Vattenfall</strong>-Pläne<br />
ungewiss und teuer<br />
Insgesamt sind Experten überzeugt, dass<br />
CCS-Technologien erst im Jahrzehnt zwischen<br />
2020 und 2030 ausgereift zur Verfügung<br />
stehen. Werden neue Kraftwerke nicht<br />
heute schon „capture ready“ (d.h. vorbereitet<br />
für die Nachrüstung einer CO 2 -Abtrennung)<br />
gebaut, sind technische Probleme und hohe<br />
Kosten vorprogrammiert. Unter diesen Voraussetzungen<br />
bleibt für die Hamburgerinnen<br />
und Hamburger ungewiss, ob und wann das<br />
riesige Kohlekraftwerk Moorburg mit einer<br />
CO 2 -Abtrennung ausgestattet werden kann.<br />
<strong>Vattenfall</strong> droht höchstens, falls bis Mitte 2011<br />
die Weichen nicht gestellt sind, die Einrichtung<br />
einer gemeinsamen Kommission mit der Stadt<br />
und im schlimmsten Fall ein Strafgeld von<br />
10,5 Millionen Euro – „Peanuts“ angesichts<br />
der Investition von 2 Milliarden Euro für das<br />
Kraftwerk an der Elbe.<br />
Wohin mit dem Kohlendioxid, wenn<br />
die Abtrennung irgendwann klappen<br />
sollte?<br />
Die Energieversorger stellen sich vor, abgetrenntes<br />
CO 2 unterirdisch zu lagern. In Frage<br />
kommen alte Gas- oder Erdöllagerstätten,<br />
aber auch tiefe, Salzwasser führende Gesteinsschichten,<br />
so genannte „salinare Aquifere“.<br />
Alte Öl- und Gasfelder werden heute schon<br />
als Erdgasspeicher benutzt und stehen nur in<br />
beschränktem Umfang zur Verfügung. Wegen<br />
der vielen Bohrungen in der Erkundungs- und<br />
Produktionsphase sind die unterirdischen Kavernen<br />
zudem löchrig wie ein Schweizer Käse.<br />
Zwar werden die Löcher mit Spezialzement<br />
<strong>Schwarzbuch</strong> <strong>Vattenfall</strong> 17<br />
verschlossen, aber selbst der kann der Zersetzung<br />
durch Kohlensäure nicht standhalten.<br />
Kohlensäure entsteht aus der Verbindung von<br />
Kohlendioxid mit Wasser.<br />
Wird CO 2 in saline Aquifere gepumpt, verdrängt<br />
es das dort enthaltene Salzwasser. Weit<br />
vom Speicherort entfernt können Kohlendioxid<br />
und Salzwasser entlang von Störungszonen<br />
aufsteigen und das Grundwasser verunreinigen.<br />
Kohlendioxid ist an und für sich nicht<br />
giftig. Dringt es aber an die Oberfl äche und<br />
sammelt sich in Geländesenken oder abgeschlossenen<br />
Gebäuden, kann es sehr wohl<br />
tödlich wirken.<br />
Für das abgetrennte CO 2 in der <strong>Vattenfall</strong>-Pilotanlage<br />
am Standort Schwarze Pumpe gibt<br />
es noch kein Speicherungskonzept. Erst Ende<br />
2007 hat das Geoforschungszentrum Potsdam<br />
mit Bohrungen für einen Testspeicher in Ketzin<br />
im Havelland begonnen. 60.000 Tonnen<br />
CO 2 sollen hier bis 2009 in 700 Metern Tiefe<br />
gespeichert werden. Ungeklärt ist ohnehin das<br />
Transportproblem, denn viele in Frage kommende<br />
Speicherorte liegen weitab von den<br />
Kraftwerksstandorten.<br />
CCS kommt für den Klimaschutz zu<br />
spät<br />
Entgegen den Behauptungen der Energieversorger<br />
gibt es keine CO 2 -freien Kohlekraftwerke.<br />
Je nach Kraftwerksart werden auch<br />
nach Einführung von CCS-Technologien<br />
zwischen 60 und 150 Gramm Kohlendioxid<br />
pro erzeugter Kilowattstunde Strom in die<br />
Atmosphäre entweichen. Über den gesamten<br />
Prozessweg inklusive Abbau<br />
und Speicherung werden es bis<br />
zu 276 g/kWh sein. Die Bundesregierung<br />
hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, den Kohlendioxidausstoß<br />
bis 2020 um 40 Prozent<br />
gegenüber 1990 zu senken. Mit<br />
CCS-Technologien ist dieses<br />
Klimaziel nicht zu erreichen.<br />
Es ist deshalb kein Zufall, dass<br />
Energieversorger wie <strong>Vattenfall</strong><br />
ihre Atomkraftwerke verschärft<br />
als Klimaschutztechnologie zu<br />
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