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Schwarzbuch Vattenfall - Greenpeace

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16 <strong>Schwarzbuch</strong> <strong>Vattenfall</strong><br />

CO 2 -Abscheidetechniken – eine ungewisse und teure<br />

Sackgasse<br />

<strong>Vattenfall</strong> setzt wegen des hohen Kohlendioxidausstoßes<br />

seiner fossilen Kraftwerke auf<br />

eine neue Technologie, die als CCS (Carbon<br />

Capture and Storage) bezeichnet wird. Dahinter<br />

verbirgt sich die Vorstellung, das bei der<br />

Verbrennung von Kohle entstehende Treibhausgas<br />

Kohlendioxid abscheiden, verpressen<br />

und unterirdisch lagern zu können. Die Wissenschaftler<br />

des Weltklimarates (IPCC) gehen<br />

davon aus, dass CCS noch für Jahrzehnte nicht<br />

zur Verfügung stehen wird. Dennoch hat sich<br />

<strong>Vattenfall</strong> gegenüber der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg verpfl ichtet, bis Jahresende<br />

2013 eine CO 2 -Abscheidungsanlage zu beantragen,<br />

wenn die technischen Voraussetzungen<br />

vorliegen und die Anlage wirtschaftlich betrieben<br />

werden kann.<br />

Dabei geht <strong>Vattenfall</strong> in seinen Veröffentlichungen<br />

selbst davon aus, dass die entsprechende<br />

Technologie erst ab 2020 zur Verfügung<br />

steht. Im Rahmen seiner Dialogoffensive teilte<br />

<strong>Vattenfall</strong> dem Umweltverband „Rettet die<br />

Elbe“ im Dezember 2007 mit: „Da es weder<br />

die einsetzbare Technologie, noch die gesetzlichen<br />

Grundlagen für die CO 2 -Abscheidung<br />

und -Speicherung gibt, können wir die spätere<br />

Nachrüstung oder auch nur die Voraussetzungen<br />

dafür nicht in das Genehmigungsverfahren<br />

einbringen. Heute können wir nur versichern,<br />

dass wir das Kraftwerk Moorburg mit der<br />

Technik zur Abscheidung von CO 2 nachrüsten,<br />

sobald die technologischen, rechtlichen<br />

und wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür<br />

gegeben sein werden.“<br />

CO 2 -Abtrennung nach der<br />

Verbrennung<br />

Es gibt drei mögliche Wege zur Abtrennung des<br />

Kohlendioxids: Vor der Verbrennung, während<br />

der Verbrennung und nach der Verbrennung<br />

der Kohle. Für die Nachrüstung bestehender<br />

Kohlekraftwerke kommt vor allem die Rauchgaswäsche<br />

in Frage. Dabei wird das CO 2 nach<br />

der Verbrennung mit Lösungsmitteln aus dem<br />

Rauchgas herausgewaschen, allerdings gelingt<br />

das nur zu 85 Prozent. Gleichzeitig jedoch<br />

sinkt der Wirkungsgrad des Kraftwerks um 8<br />

bis 14 Prozent, es wird 10 bis 35 Prozent mehr<br />

Brennstoff gebraucht und die Investitionskosten<br />

erhöhen sich um 30 bis 150 Prozent. Die<br />

Technik ist heute schon verfügbar, aber noch<br />

nie auf ein kommerzielles Kraftwerk angewandt<br />

worden. Wegen der hohen Zusatzkosten<br />

und der mangelnden Effi zienz ist eine breite<br />

Anwendung unwahrscheinlich.<br />

CO 2 -Abtrennung vor der<br />

Verbrennung<br />

Der zweite Weg ist die Abtrennung des CO 2<br />

vor der Verbrennung. Dabei wird die Kohle<br />

unter hohem Druck in ein Gas umgewandelt,<br />

das aus Wasserstoff, Kohlenmonoxid und<br />

Kohlendioxid besteht. Durch Zuführung von<br />

Wasserdampf wird das Kohlenmonoxid in<br />

Kohlendioxid und zusätzlichen Wasserstoff<br />

umgewandelt, anschließend werden beide Gase<br />

voneinander getrennt. Dieses Verfahren ist<br />

kostengünstiger und hat einen besseren Wirkungsgrad.<br />

Für den Einsatz bei stromerzeugenden<br />

Anlagen ist diese Kraftwerkstechnik<br />

noch nicht verfügbar. Der große Energieversorger<br />

RWE will allerdings bis 2014 ein solches<br />

Demonstrations-Kraftwerk mit einer Bruttonennleistung<br />

von 450 MW bauen und damit<br />

den Einstieg in diese Technologie vollziehen.<br />

<strong>Vattenfall</strong> und das Oxyfuel-Verfahren<br />

<strong>Vattenfall</strong> hat sich für den dritten Weg entschieden,<br />

das sogenannte Oxyfuel-Verfahren.<br />

Dabei wird der Stickstoff aus der Kohle vor<br />

der Verbrennung abgetrennt. Die Kohle wird<br />

anschließend mit reinem Sauerstoff verbrannt<br />

– heraus kommen Wasser, Schwefeldioxid und<br />

Kohlendioxid, die sich relativ leicht voneinander<br />

trennen lassen. Das entstandene Kohlendioxid<br />

wird unter hohem Druck verfl üssigt.<br />

Über Kosten und Wirkungsgrade ist noch<br />

nichts bekannt, da das Verfahren noch in den<br />

Kinderschuhen steckt.<br />

Im September 2008 hat <strong>Vattenfall</strong> am Standort<br />

„Schwarze Pumpe“ in der Lausitz eine Pilotanlage<br />

mit einer thermischen Leistung von<br />

30 MW für die CO 2 -Abscheidung nach dem<br />

Oxyfuel-Prinzip in Betrieb genommen. Zwei<br />

Jahre und 70 Millionen Euro hat <strong>Vattenfall</strong><br />

gebraucht, um dieses Kleinstkraftwerk fertigzustellen.<br />

Strom wird hier nicht erzeugt. Das<br />

soll erst in Jänschwalde geschehen, wo bis spätestens<br />

2015 ein 500 MW-Kraftwerksblock auf<br />

die neue Technologie umgerüstet werden soll.

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