19.01.2013 Aufrufe

10 / 2012 - Bauweb

10 / 2012 - Bauweb

10 / 2012 - Bauweb

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

fotos: G. Braune / opG<br />

Der Strabag Konzern baut die Röhre, mit der<br />

die kanadische Provinz Ontario die Energiegewinnung<br />

aus Wasserkraft forciert. Links der<br />

Tunnelverlauf um die Horseshoe-Falls bzw. die<br />

aktuellen Arbeiten an der Tunnelinnenschale,<br />

rechts die Bautafel vor der Baustelle.<br />

Wassermenge dürfen abgeleitet werden,<br />

nachts mehr als am Tag. Genug Wasser soll<br />

über die Fälle fließen, damit Touristen aus<br />

aller Welt das Naturschauspiel erleben können.<br />

Bis zu 6.000 Kubikmeter pro Sekunde<br />

stehen für Stromerzeugung in Ontario und<br />

im US-Staat New York bereit.<br />

Bisher zweigt Kanada durch zwei Tunnel,<br />

die unter Niagara Falls verlaufen, etwa 1.800<br />

Kubikmeter pro Sekunde ab. Nun kommen<br />

500 Kubikmeter hinzu. Mitis steht im Einlaufbauwerk<br />

des Tunnels. Steil ragen Betonwände<br />

20 Meter in die Höhe, darüber wölbt<br />

sich der blaue Himmel. Über diese Rampe<br />

wird Wasser vom Niagara-Fluss in den Tunnel<br />

strömen. Der tiefste Punkt des Tunnels<br />

liegt bei 150 Meter unter der Erdoberfläche.<br />

„Der gesamte Wasserfluss erfolgt durch<br />

Schwerkraft und Höhenunterschied“, erläutert<br />

der Ingenieur. Zehn Kilometer flussabwärts<br />

wird das Wasser den Tunnel verlassen,<br />

die Wasserbecken des Kraftwerks<br />

speisen und Energie erzeugen.<br />

Vor acht Jahren schrieb die OPG das Projekt<br />

aus, im August 2005 erhielt die Strabag<br />

als Hauptbauunternehmer für Entwurf, Bemessung<br />

und Bau des Niagara-Tunnel-Projekts<br />

den Zuschlag. Als Kostenziel sind 985<br />

Millionen Dollar für den Tunnel festgelegt<br />

– nach jetzigem Wechselkurs etwa 780 Mio.<br />

Euro –, die Gesamtkosten für OPG mit dem<br />

Umbau des Kraftwerks liegen bei 1,6 Milliarden<br />

Dollar (1,3 Mrd. Euro). Als Termin<br />

der Fertigstellung wurde Juni 2013 verein-<br />

bart. „Der Tunnel wird so gebaut, dass er 90<br />

Jahre wartungsfrei betrieben werden kann“,<br />

erklärt Mitis. Ununterbrochen soll das Wasser<br />

fließen. Der Stromverkauf bringt täglich<br />

einen Umsatz von 440.000 Dollar.<br />

„Big Becky“ hat ausgedient<br />

Neben dem Einlaufkanal liegt der langsam<br />

verrostende Kopf einer riesigen Bohrmaschine.<br />

Es sind die Reste von „Big Becky“,<br />

der gigantischen, laut OPG weltweit größten<br />

Hartgesteins-Tunnelbohrmaschine<br />

(TBM, Typ Robbins HP 471-316). Der Tunnel<br />

ist gebohrt, am 13. Mai 2011 konnte der<br />

Durchbruch bejubelt werden. Die Strabag-<br />

Experten hatten die Maschinenteile nach<br />

Niagara Falls gebracht – „von überall in<br />

der Welt, über Straßen, über See und über<br />

Schienen“, wie OPG berichtet – und „Big<br />

Becky“ hier zusammengebaut. Der Einsatz<br />

der weltgrößten Hartgesteins-TBM mit der<br />

Erstmontage auf der Baustelle, der Montage<br />

und Inbetriebnahme in weniger als einem<br />

Jahr hätten „in der internationalen Tunnelbauwelt<br />

bemerkenswerte Aufmerksamkeit<br />

gefunden“, urteilen Projektleiter Ernst<br />

Gschnitzer und DI Robert Goliasch.<br />

„Big Becky trägt ihren Namen zu Recht“,<br />

erklärt OPG. Für die Benennung der Maschine<br />

war ein Wettbewerb ausgeschrieben<br />

worden und Schüler der Porter Weller Pub-<br />

BErG- UNd tUNNElBaU<br />

lic School im nahegelegenen St. Catherines<br />

hatten den Namen „Big Becky“ vorgeschlagen,<br />

weil Sir Adam Beck, nach dem auch das<br />

Kraftwerk benannt ist, in Ontario eine wichtige<br />

Rolle bei der Entwicklung der Energiegewinnung<br />

aus Wasserkraft gespielt hatte.<br />

Rund 165 Meter lang war die Maschine,<br />

eine sogenannte Vollschnitt-Gripper-Tunnelbohrmaschine,<br />

sie wog mehr als 4.000<br />

Tonnen. Die eigentliche Bohrmaschine<br />

war etwa 25 Meter lang und rund 2.000<br />

Tonnen schwer. Der Bohrkopf mit den 85<br />

Meisseln und den 12 Räumerschaufeln<br />

hatte einen Durchmesser von 14,4 Metern.<br />

Der Bohrmaschine folgte der etwa<br />

140 Meter lange Nachläufer, das „Backup<br />

System“. Es beherbergte alle elektrischen<br />

und mechanischen Systeme, die zum Tunnelvortrieb<br />

benötigt werden, wie Transformatoren,<br />

Entstaubungsanlage, Ventilation,<br />

Spritzbetonroboter, Fluchtcontainer für<br />

Notfälle und Arbeitsplattformen für den<br />

Tunnelausbau.<br />

Während hundert Meter über ihr Touristen<br />

die Wasserfälle ansteuerten, fraß sich „Big<br />

Becky“ durch den Fels. „Direkt hinter der<br />

Bohrmaschine erfolgte die Stabilisierung<br />

des Gesteins mit Stahlmaschendraht, Stahlrippen,<br />

Bolzen und Spritzbeton“, schildert<br />

Mitis den Ablauf. Nach ein bis zwei Metern<br />

legte „Big Becky“ eine Pause ein, während<br />

Links: Bernhard Mitis, Strabag Construction Manager Niagara Tunnel, vor dem Tunneleingang. Die Bilder rechts davon verdeutlichen die<br />

beeindruckenden Abmessungen von „Becky“, der Vollschnitt-Gripper-Tunnelbohrmaschine mit einem Durchmesser von 14,4 Metern.<br />

– Baumaschine Baugerät Baustelle <strong>10</strong> | <strong>2012</strong> www.bauweb.co.at<br />

69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!