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Tiergestützte Therapie: Die geschichtliche Entwicklung - Freiburger ...

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Atmosphäre entspannter, es gab mehr<br />

Gespräche und die Patienten bauten eine<br />

Beziehung zum Tier auf, welche zugleich eine<br />

Verbindung zur äußeren Realität war.<br />

4 <strong>Die</strong> wissenschaftliche Erforschung beginnt<br />

Damit hatten mehrere Therapeuten<br />

übereinstimmend von wachsendem<br />

Selbstwertgefühl, stärkere körperliche und<br />

geistige Aktivität, steigender Verantwortungs-<br />

bewusstsein und sozialer Kompetenz durch<br />

Kontakt mit Tieren berichtet. Jedoch sind<br />

diese Befunde nicht auf andere Situationen<br />

übertragbar. <strong>Die</strong> Fallstudien und Beobachtun-<br />

gen aus den frühen sechziger und siebziger<br />

Jahre, die oft zitiert wurden, besitzen zwar viel<br />

Plausibilität, jedoch fehlt ihnen eine<br />

wissenschaftlich empirische Evidenz. <strong>Die</strong><br />

Levinson wie das Ehepaar Corson haben<br />

darauf hingewiesen, dass mehr Forschung<br />

notwendig ist, um das Phänomen, wie Tiere<br />

Menschen in therapeutischen Situationen<br />

positiv beeinflussen können, notwendig sind.<br />

Bei einer Untersuchung darüber, welche<br />

Faktoren die Prognose bei Herzinfarktpatien-<br />

ten positiv beeinflussen, stellte die Soziologin<br />

Erika Friedmann in den 1980er Jahren zu<br />

ihrem eigenen Erstaunen fest, dass den<br />

entschieden günstigsten Einfluss der Besitz<br />

eines Haustieres darstellte.<br />

Erika Friedmann und Mitarbeiter führten<br />

Erhebungen bei 96 Patienten durch, die einen<br />

Herzinfarkt erlitten hatten oder an einer<br />

Angina pectoris erkrankt waren, durch. Ziel<br />

der Arbeit war, Faktoren zu ermitteln, die<br />

Auskunft über die Überlebensrate nach der<br />

Krankenhausentlassung geben. Erika Fried-<br />

mann widmete sich bei ihrer Erhebung<br />

© <strong>Freiburger</strong> Institut für tiergestützte <strong>Therapie</strong><br />

<strong>Tiergestützte</strong> <strong>Therapie</strong>: <strong>Die</strong> <strong>geschichtliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

besonders zwei Faktoren: Der sozialen<br />

Isolation und dem Nutzen von Kontakten und<br />

Partnerschaft für eine Genesung der<br />

Infarktpatienten. <strong>Die</strong> Auswertung der Daten<br />

erbrachte jedoch ein erstaunliches Ergebnis:<br />

<strong>Die</strong> meisten der Patienten, die überlebt<br />

hatten, besaßen ein Haustier. Weitere<br />

Analysen zeigten, dass keine Rolle spielte, um<br />

welche Tierart es sich handelt.<br />

“Only 5.7% of the 53 pet owners compared<br />

with 28.2% of the 39 patients who did not own<br />

pets died within 1 year of discharge from a<br />

coronary care unit (p >.05). The effect of pet<br />

ownership on survival was independent of the<br />

severity of the cardiovascular disease”<br />

(Friedmann, 2000, S.42).<br />

<strong>Die</strong>se und andere Studien regten die Wissen-<br />

schaft an, sich intensiver mit der Frage zu be-<br />

schäftigen, warum und wodurch Tiere eine<br />

positive Wirkung das körperliche und seeli-<br />

sche Wohlbefinden des Menschen haben<br />

können.<br />

Alan Beck, Direktor des Center for Applied<br />

Ethology and Human-Interaction am Veterina-<br />

rian Centre at Purdue University und Aaron<br />

Katcher, Psychiater und Dozent an der Univer-<br />

sity of Pennsylvania, trugen ebenso maßgeb-<br />

lich zum Verständnis der Mensch-Tier-<br />

Beziehung bei. So postulierten Beck und Kat-<br />

cher 1983, dass Tiere die körperliche und psy-<br />

chische Gesundheit fördern können, als tägli-<br />

cher Begleiter des Menschen soziale Unter-<br />

stützung bieten und auch therapeutisch wir-<br />

ken können. In der zweiten Auflage ihres Bu-<br />

ches im Jahr 1996 belegten sie mit zahlreichen<br />

Forschungsarbeiten ihre Vorstellung, dass Tie-<br />

re nicht für uns notwendige Begleiter sind,<br />

sondern dass sie auch einfach in die psycho-

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