Tiergestützte Therapie: Die geschichtliche Entwicklung - Freiburger ...
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<strong>Tiergestützte</strong> <strong>Therapie</strong>: <strong>Die</strong> <strong>geschichtliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Weiterentwicklung nicht möglich war. Daher<br />
wurden nach und nach Ausbildungsinstitute<br />
geschaffen, welche eine fundierte Aus- und<br />
Weiterbildung gewährleisten sollten. Aber<br />
auch hier findet sich vor allem in Deutschland<br />
eine kaum übersehbare Vielfalt mit unter-<br />
schiedlichsten Ausbildungsstandards und Qua-<br />
litätsansprüchen.<br />
Im Oktober 2004 wurde ESAAT - European<br />
Society for Animal Assisted Therapy - Verein<br />
zur Erforschung und Förderung der therapeu-<br />
tischen, pädagogischen und salutogenetischen<br />
Wirkung der Mensch/Tier-Beziehung mit Sitz<br />
in Wien an der Veterinärmedizinischen Uni-<br />
versität Wien gegründet. <strong>Die</strong> Hauptaufgaben<br />
der ESAAT sind die Erforschung und Förderung<br />
der tiergestützten <strong>Therapie</strong> sowie die Ausbil-<br />
dung auf dem Gebiet der tiergestützten The-<br />
rapie einheitlicher zu gestalten und EU-weit zu<br />
vereinheitlichen. Ein weiteres Anliegen der<br />
ESAAT ist die Erreichung der Anerkennung der<br />
tiergestützten <strong>Therapie</strong> als anerkannte Thera-<br />
pieform sowie die Schaffung eines eigenen<br />
Berufsbildes.<br />
Jedoch kam es bald zu Unstimmigkeiten über<br />
die Qualitätsstandards und vor allem über die<br />
Ausbildung der <strong>Therapie</strong>begleittiere. Darauf-<br />
hin spaltete sich die International Society of<br />
Animal Assisted Therapy (ISAAT) ab, so dass<br />
derzeit zwei (konkurrierende) Organisationen<br />
bestehen.<br />
Erst 2005 kam es zu einer ersten gemeinsa-<br />
men Tagung von Wissenschaftlern und Prakti-<br />
kern unter der Federführung des Forschungs-<br />
kreises „Heimtiere in der Gesellschaft“. Weite-<br />
re Tagungen folgten.<br />
© <strong>Freiburger</strong> Institut für tiergestützte <strong>Therapie</strong><br />
6 Stand heute?!<br />
Man kann also festhalten, dass das Feld der<br />
tiergestützten Interventionen aus der Praxis<br />
entstanden und durch sie wesentlich geprägt<br />
ist (Fine 2010; Greiffenhagen& Buck-Werner<br />
2007; Olbrich& Otterstedt 2003). Der bisheri-<br />
ge <strong>Entwicklung</strong>sverlauf zeigt den typischen<br />
Verlauf einer sogenannten ‚Graswurzelbewe-<br />
gung‘. <strong>Die</strong>s hat dazu geführt, dass das Feld der<br />
tiergestützten Interventionen zumindest in<br />
Deutschland durch eine ausgeprägte Hetero-<br />
genität der Angebote, der Strukturen und der<br />
Akteure gekennzeichnet ist.<br />
Hieraus resultiert eine seit vielen Jahren an-<br />
dauernde und kontrovers geführte Diskussion<br />
um den Bedarf, die Zielgruppen, die Inhalte,<br />
die Methodik und die Wirksamkeit der Maß-<br />
nahmen. So ist umstritten, ob eine Haustier-<br />
haltung, wenn etwa ein selbstunsicherer Ju-<br />
gendlicher einen Hund bekommt, eine tierge-<br />
stützte Intervention darstellt. Auch ist nicht<br />
festgelegt, ab wann beispielsweise bei der<br />
Mitarbeit eines delinquenten Jugendlichen auf<br />
einem Bauernhof von tiergestützter Pädagogik<br />
gesprochen werden kann. Ebenso umstritten<br />
ist die Frage, ob Tiere für alle Arten der tierge-<br />
stützten Interventionen speziell ausgebildet<br />
sein müssen (Vernooij & Schneider 2008;<br />
Saumweber 2009; Wohlfarth, 2012).<br />
Es darf dabei nicht vergessen werden, dass die<br />
ersten Jahrzehnte tiergestützter <strong>Therapie</strong><br />
meist aus unprofessionellen Versuchen be-<br />
stand, Tiere bei meist sonst als „untherapier-<br />
baren“ geltenden Patienten einzusetzen. „Im<br />
Mittelpunkt standen stets die Menschen, de-<br />
nen geholfen werden sollte, die Tiere waren<br />
allein ein Mittel zum Zweck, das ausgetauscht<br />
werden konnte, wenn es eben diesen Zweck<br />
nicht zufriedenstellend erfüllte. <strong>Die</strong> Entschei-