Tierheimzeitung 2_2010 - Tierheim Paderborn
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<strong>Tierheim</strong> Zeitung <strong>Paderborn</strong> Ausgabe 2/<strong>2010</strong><br />
Seite 20<br />
<strong>Tierheim</strong>splitter<br />
von Gabi Votsmeier<br />
Es war ein Montag. Ich hatte den Telefondienst übernommen,<br />
nachdem wir am Abend zuvor einige unserer Tiere<br />
in der Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ vorgestellt<br />
hatten. Wie immer am Tag nach unserem „Fernsehauftritt“<br />
im WDR klingelte auch an diesem Vormittag das Telefon<br />
ohne Unterlass.<br />
Allerdings waren es an diesem Montag nicht nur Fernsehzuschauer,<br />
die sich für eines unserer Tiere interessierten:<br />
„Entschuldigung, würden Sie wohl vier Welpen von uns<br />
aufnehmen?“, fragte eine junge Frau ohne Umschweife,<br />
nachdem ich mich gemeldet hatte. „Die Hündin meiner<br />
Schwiegereltern hatte Welpen. Fünf Monate alt sind die<br />
jetzt. Wir werden die einfach nicht los. Die letzten Male hat<br />
es immer gut geklappt. Wir haben sie regelmäßig auf dem<br />
Tiermarkt in Kaunitz verkauft. Aber dieses Mal werden wir<br />
die einfach nicht los.“<br />
Sicher können Sie sich vorstellen, welche Gedanken mir<br />
umgehend durch den Kopf schossen. Wütend hätte ich<br />
auf diese ignorante Person losgehen können. Aber anstatt<br />
dessen sagte ich die Aufnahme der Welpen zu, forderte<br />
aber im Gegenzug die Kastration der Mutterhündin. Die<br />
junge Frau gab mir daraufhin zu verstehen, dass sie darüber<br />
zunächst mit ihren Schwiegereltern sprechen müsse.<br />
Sie melde sich dann wieder. Doch wir hörten nichts mehr<br />
von ihr.<br />
Knapp zwei Wochen später wurde ein Welpe aufgegriffen<br />
und ins <strong>Tierheim</strong> gebracht. Der Kleine war allein an einer<br />
sehr stark befahrenen Straße herumgestromert, und er<br />
war dem Finder beinahe vors Auto gelaufen. Einen Tag<br />
später brachte man uns eine Hundemutter mit drei Welpen,<br />
die ebenfalls allein und verwirrt aufgegriffen wurden.<br />
Einer der Welpen sah der kleinen Hündin vom Vortag wie<br />
aus dem Gesicht geschnitten ähnlich.<br />
Mir kam der Anruf der jungen Frau wieder in den Sinn.<br />
Sie hatte gesagt, die Hündin sei ein Dackel-Pinscher-Mix.<br />
Auch unsere Fundhündin war ein Dackel-Pinscher-Mix.<br />
Und sowohl die Anzahl der Welpen als auch ihr Alter, das<br />
wir ebenfalls auf fünf Monate schätzten, stimmten überein.<br />
Leider konnten wir nicht herausfinden, wer circa zwei Wochen<br />
zuvor im <strong>Tierheim</strong> angerufen hatte. Wir haben auch<br />
nie erfahren, wer die kleine Hundefamilie auf so schändliche<br />
Art und Weise entsorgt hat. Wir können nur froh<br />
sein, dass den Hunden an der befahrenen Straße nichts<br />
Schlimmeres passiert ist! Wir sind dankbar, dass die Hunde<br />
das Erlebnis so gut bewältigt haben. Weder Angst noch<br />
Misstrauen sind geblieben. Im Gegenteil! Sie sind heute<br />
vollkommen aufgeschlossen und sehr anhänglich.<br />
Alle fünf fanden sehr schnell ein neues Zuhause! Hoffentlich<br />
für immer!<br />
Oft versuchen Tierhalter ihre „Haushaltskasse“ mit dem<br />
Verkauf von Welpen aufzubessern. Aber nicht immer<br />
herrscht gerade dann, wenn die Welpen in dem Alter sind,<br />
dass sie von der Mutter getrennt werden könnten, die benötigte<br />
Nachfrage. Und sind die Welpen dann schließlich<br />
über das entsprechende Abgabealter hinaus, finden sich<br />
schon recht keine Käufer mehr.<br />
Das war auch der Grund, warum am 21.05.<strong>2010</strong> gleich<br />
fünf junge Boxer ins <strong>Tierheim</strong> gebracht wurden. Drei<br />
Jungs und zwei Mädels, im Alter von circa fünf Monaten.<br />
Es dauerte eine Weile bis alle von ihnen in ein gutes Zuhause<br />
vermittelt werden konnten. Denn junge Hunde beanspruchen<br />
sehr viel Zeit und Fürsorge. Und wir hatten<br />
Mühe, geeignete Leute zu finden.<br />
Die Besitzer von Eddy und Rocky, zwei kleinen Mischlingen,<br />
standen am 30.04.<strong>2010</strong> mit ihren beiden Hunden im<br />
<strong>Tierheim</strong>. Ohne Umschweife gab man uns zu verstehen,<br />
dass man sie dalassen möchte und falls das nicht ginge,<br />
man sie einschläfern lassen würden. Die Hunde wären<br />
zum Problem geworden. Sie seien bissig.<br />
Also: Entweder aufnehmen, oder Spritze! Diese Entscheidung<br />
überließ man uns.<br />
Natürlich übernahmen wir die beiden. Sie waren anfangs