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US Open 2010 - Chronik des Karate

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<strong>Karate</strong> in Koulikoro, Mali<br />

Zum Abschluss <strong>des</strong> Trainings wurden Tsukis aus Kiba-Dachi geschlagen.<br />

Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen<br />

Bous im Saarland, Quetigny im französischen<br />

Burgund und Koulikoro in Mali hielten sich<br />

Patrick Waldraff und Stefan Louis vom <strong>Karate</strong><br />

Dojo Bous im vergangenen Jahr für gut eine<br />

Woche in dem westafrikanischen Land auf.<br />

Koulikoro ist eine Stadt am Ufer <strong>des</strong> Niger mit rund<br />

30.000 Einwohnern. Bereits seit 20 Jahren besteht<br />

zwischen den drei Kommunen eine Partnerschaft,<br />

die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Völkerverständigung<br />

zu fördern und die Lebensumstände in<br />

der afrikanischen Stadt durch Projekte wie den Aufbau<br />

von Schulen und Gesundheitsstationen zu verbessern.<br />

Neben zahlreichen offiziellen Terminen<br />

nutzten Patrick und Stefan auch die Gelegenheit,<br />

sich über die Situation <strong>des</strong> <strong>Karate</strong> in Koulikoro zu<br />

informieren und auch Kontakte zu knüpfen.<br />

Der Besuch in Mali war von den Städtepartnerschaftskomitees<br />

der drei Kommunen initiiert. Parallel<br />

zu dem Aufenthalt war auch eine französische<br />

Jugendgruppe vor Ort, so dass ein sportlicher Austausch<br />

bereits stattfand, den Patrick ausgiebig nutzte.<br />

In Mali sind die Sportarten Fußball und Basketball<br />

sehr populär und werden auf hohem Niveau<br />

betrieben. Die afrikanischen Gastgeber waren auch<br />

bei der Frage nach Aktivitäten im <strong>Karate</strong> sofort<br />

behilflich. Vor allem der Ausdruck Shotokan war<br />

offensichtlich vielen ein Begriff. Man wollte insgesamt<br />

zwei Termine mit <strong>Karate</strong>gruppen für uns vereinbaren.<br />

An einem Abend trafen Patrick und Stefan sich auf<br />

einem Sportfeld in der Nähe <strong>des</strong> Rathauses, auf<br />

dem auf einer betonierten Fläche vorwiegend Basketball<br />

gespielt wurde, mit einer <strong>Karate</strong>gruppe<br />

direkt in Koulikoro. Das Training fand im Freien,<br />

ebenfalls auf einer Betonfläche, im Schein von Flutlicht<br />

statt. Zum freudigen Erstaunen der beiden<br />

Saarländer war eine Gruppe von knapp 30 <strong>Karate</strong>kas<br />

im Alter von ca. 8 bis 30 Jahren gekommen.<br />

Saarland<br />

Patrick hatte seinen <strong>Karate</strong>-Gi mitgenommen, um<br />

auch am Training teilzunehmen.<br />

Das Training wurde von einem Schwarzgurt geleitet<br />

und war durchaus mit einer Übungseinheit bei uns<br />

vergleichbar. Es wurde vornehmlich eine dem<br />

Shotokan-Standardprüfungsprogramm entlehnte<br />

Grundschule, das traditionelle Partnertraining und<br />

die Shotokan Kata praktiziert. Von den anwesenden<br />

Nicht-<strong>Karate</strong>sportlern wurde sofort staunend wahrgenommen,<br />

dass sich Patrick mühelos in den Trainingsbetrieb<br />

einfügte. Auch als man ihm dann die<br />

Leitung <strong>des</strong> Trainings überließ, waren keinerlei Verständigungsschwierigkeiten<br />

zu erkennen. Die<br />

jugendlichen Teilnehmer <strong>des</strong> gleichzeitig stattfindenden<br />

Basketballtrainings, mit denen er einen Tag<br />

zuvor bereits gespielt hatte, unterbrachen ihr Training<br />

und riefen ganz begeistert: „Patrick fait du<br />

<strong>Karate</strong>“.<br />

Dem Training sah man an, dass es einen starken traditionellen<br />

Einfluss gibt. Stefan hatte Gelegenheit,<br />

Länder<br />

sich mit dem Meister der Gruppe, der in der Hauptstadt<br />

Bamako <strong>Karate</strong> gelernt hatte, zu unterhalten.<br />

Es ist offensichtlich, dass <strong>Karate</strong> in Mali über die<br />

übrigen westafrikanischen Staaten einen hauptsächlich<br />

französischen Einfluss aufweist. Obwohl Mali<br />

kein Mitglied der WKF ist und auf Befragen keine<br />

systematischen Wettkämpfe stattfinden, sind die<br />

Wettkampfregeln trotzdem bekannt. Die bei uns<br />

gebräuchliche Schutzausrüstung war in der <strong>Karate</strong>gruppe<br />

in Mali nicht vorhanden. Der freie Kampf<br />

wird in der exakt gleichen Form betrieben wie bei<br />

uns, jedoch wurde der Tatsache, dass man ohne<br />

Schützer auf einem Betonboden kämpfte, Tribut<br />

gezollt.<br />

Zwei Tage später sollte ein Treffen mit einer weiteren<br />

<strong>Karate</strong>gruppe stattfinden, jedoch hatte für diese<br />

Jahreszeit unüblich, heftiger Regen eingesetzt und<br />

daher war es zwar kurios aber nur logisch, dass das<br />

im Freien stattfindende Training ausfiel. Davon, dass<br />

<strong>Karate</strong> in Mali keine Randerscheinung ist, konnten<br />

wir uns auch bei der Rückfahrt zum Flughafen überzeugen.<br />

In Bamako trainierte um ca. 22:30 Uhr eine<br />

größere Gruppe mitten in der Stadt in einer Parkanlage.<br />

Mali ist ein Staat, in dem vieles absolut nicht selbstverständlich<br />

ist. Patrick und Stefan konnten sich<br />

davon überzeugen, dass außerhalb der wenigen<br />

großen Städte unsere Zivilisation noch keinen Einzug<br />

gehalten hat. Annehmlichkeiten wie fließen<strong>des</strong><br />

Wasser, Elektrizität oder die Möglichkeit <strong>des</strong> Schulbesuchs<br />

sind eher die Ausnahme. Umso bemerkenswerter<br />

ist die Tatsache, dass sich <strong>Karate</strong> auf<br />

solch fruchtbaren Boden gefallen ist und mit einem<br />

so großen Enthusiasmus betrieben wird.<br />

Text und Fotos: Stefan Louis<br />

Patrick Waldraff (hinten Mitte) und Stefan Louis (hinten rechts) mit Mitgliedern der <strong>Karate</strong>gruppe<br />

in Koulikoro.<br />

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