US Open 2010 - Chronik des Karate
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Körper und Geist trainieren<br />
Obertshausen. Thomas Flohrer<br />
steht vor den <strong>Karate</strong>kämpfern<br />
und ruft: „Mokosou!“. Die Männer<br />
und Frauen folgen der japanischen<br />
Anweisung <strong>des</strong> „Sensai“,<br />
fallen vor dem Meister auf die<br />
Knie und schließen für etwa<br />
30 Sekunden die Augen. Sie sollen<br />
die Alltags-Sorgen ablegen.<br />
Die Meditationsphase ist fester<br />
Bestandteil eines jeden <strong>Karate</strong>trainings.<br />
So auch <strong>des</strong> speziellen Trainings,<br />
das der 1. <strong>Karate</strong>-Dojo Obertshausen seit<br />
Anfang Februar anbietet. Jeden Dienstagabend von<br />
halb Sieben bis halb Acht können Kampfsport-Interessierte<br />
zu den Übungseinheiten der „Jukuren“<br />
kommen. Das ist japanisch, heißt übersetzt „der<br />
Erfahrene“ – die Teilnehmer müssen min<strong>des</strong>tens 35<br />
Jahre alt sein. Sechs bis acht Jukuren im Alter von 38<br />
bis 60 Jahren machen regelmäßig bei den <strong>Karate</strong>übungen<br />
in der Sporthalle der Friedrich-Fröbel-Schule<br />
mit. Für die Älteren haben die Trainer Thomas<br />
Flohrer und Horst Wittig das Übungspensum reduziert,<br />
die Bewegungsabläufe entschleunigt.<br />
„Die Gesundheit der Sportler und der Spaß stehen<br />
im Vordergrund“, sagt Wittig, 51, der das Training<br />
abwechselnd mit Flohrer leitet. Eine „Kata“, einen<br />
einstudierten Schattenkampf, lernen die Jukuren<br />
zum Beispiel nicht wie üblich in einem, sondern in<br />
In der Sportschule Hennef ging nach vier<br />
Lehrgangswochenenden die Ausbildung<br />
2009/<strong>2010</strong> für Trainer-B „Jukuren“ zu Ende.<br />
Thomas Flohrer (l.) hat den schwarzen Gürtel in <strong>Karate</strong>.<br />
Er macht den Jukuren verschiedene Übungen vor. © Degenhardt<br />
drei Monaten. Aber: „Wir trainieren nicht nur mit<br />
Wattebäuschchen“, sagt Wittig. Die Teilnehmer<br />
müssten auch ab und zu ¸über ihre Leistungsgrenzen<br />
gehen.<br />
Koordination, Kraft und Konzentration<br />
Seit Anfang <strong>des</strong> Jahrtausends forciert der Deutsche<br />
<strong>Karate</strong> Verband den Ausbau <strong>des</strong> Jukurentrainings.<br />
„Angesichts der alternden Gesellschaft mussten wir<br />
ein neues Angebot schaffen“, sagt Axel Markner, der<br />
im Verband die Jukurentrainer ausbildet. Das<br />
Besondere an dem Angebot: Jeder Teilnehmer kann<br />
entscheiden, mit welcher Intensität er trainieren will.<br />
Die Trainer sprechen die Jukuren individuell an,<br />
können die Übungen an Alter und Fitness anpassen.<br />
Vorerfahrungen in <strong>Karate</strong> sind <strong>des</strong>halb nicht nötig.<br />
Wer sie hat, kann mit dem Jukuren-Training wieder<br />
in den Sport einsteigen.<br />
Jukuren-Trainer bestanden Prüfung<br />
Die Teilnehmer wurden von den Referenten unter<br />
der Leitung von Diplom-Trainer Axel Markner, 5.<br />
DAN und Lehrwart Niedersachsen, und Martin Köh-<br />
Die Prüfungsteilnehmer mit den Lehrgangsleitern Axel Markner (re.) und Martin Köhler (Mitte).<br />
Jukuren-Trainer-B bestanden Prüfung<br />
Für die Gesundheit der älteren Sportler<br />
ist <strong>Karate</strong> in mehrerer Hinsicht gut.<br />
„Das Training ist so aufgebaut, dass<br />
Koordination, Kraft und Konzentration<br />
gleichermaßen gefördert werden“,<br />
erklärt Wittig, der ausgebildeter<br />
Gesundheits- und Personaltrainer ist.<br />
Mit Dehnübungen auf einem Bein<br />
sollen die Jukuren zum Beispiel ihren<br />
Gleichgewichtssinn fördern - wichtig,<br />
um Stürze zu vermeiden.<br />
Gestärktes Selbstvertrauen<br />
Für <strong>Karate</strong> typische Tritte und Schläge, aber auch<br />
konventionelle Liegestütze, verbessern Dynamik<br />
und Kraft. Die Jukuren sollen ihre Rumpf- und<br />
Rückenmuskulatur stärken, die Wirbelsäule entlasten.<br />
„Damit wollen wir Wohlstandskrankheiten wie<br />
Rückenschmerzen vorbeugen“, sagt Wittig. Wie in<br />
jeder Kampfsportart ist auch beim <strong>Karate</strong> das mentale<br />
Training wichtig. Weil sie immer neue Übungen<br />
und Bewegungsabläufe lernten, trainierten die<br />
Jukuren ihre Konzentrationsfähigkeit, so Wittig.<br />
Hinzu komme, dass sie ihr Selbstvertrauen stärkten.<br />
Der Gedanke, sich selbst verteidigen zu können,<br />
führe im Alltag zu einer selbstbewussten Körpersprache.<br />
„Wenn ich mich nicht als Opfer fühle“, sagt<br />
Jukure Gerold Klausgraber, „bin ich für Täter uninteressant.“<br />
Text: Stephan Degenhardt<br />
ler, 2. DAN und Lehrwart Sachsen-Anhalt, in<br />
psychologische, gesundheitliche und sportliche<br />
Aspekte <strong>des</strong> Älterwerdens eingeführt.<br />
Eine wesentliche Rolle spielte hierbei der Transfer in<br />
die alltägliche Trainingspraxis. Aber auch der<br />
Umgang mit Einzelfällen, wie es auf der einen Seite<br />
der Wettkampfsportler der Masterklasse, zum anderen<br />
der <strong>Karate</strong>ka mit erheblichen Vorerkrankungen<br />
darstellt, wurde behandelt. Mehrere der Teilnehmer<br />
konnten sich nach dem Absolvieren aller vier Lehrgangsteile<br />
der theoretischen und praktischen Prüfung<br />
stellen. Hier ging es hauptsächlich um die Präsentation<br />
einer Lehrprobe und deren Vor- und<br />
Nachbereitung. Mit großer Motivation stürzten sich<br />
die angehenden Jukuren-Trainer in die Aufgabe und<br />
bestanden ihre Prüfungen letztlich erfolgreich.<br />
Die neue Ausschreibung für den Ausbildungsgang<br />
<strong>2010</strong>/2011 wird in Kürze erfolgen. Anmeldungen<br />
hierzu wie immer bitte an die DKV-Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle.<br />
Axel Markner<br />
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