Ausgabe 01/2012 (PDF-Datei) - Ubi Bene
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Ausgabe 01/2012 (PDF-Datei) - Ubi Bene
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1/2<strong>01</strong>2<br />
frühjahr<br />
5,00 €<br />
BENE<br />
LifestyLe in der<br />
MetropoLregion rhein-neckar<br />
Süße Verführung<br />
Petit Salon du Chocolat<br />
Eysoldt-Preisträger<br />
Nicholas Ofczarek<br />
Offline<br />
Die Malediven<br />
Metamorphosen<br />
Heidelberger<br />
Frühling
Ute Maag – Redaktion<br />
Das Motto des diesjährigen Heidelberger<br />
Frühlings heißt „Metamorphosen“.<br />
Zum 15. Mal wird er bedeutende<br />
Stars in die Stadt führen. Eine wichtige Rolle,<br />
klassische Musik erfahrbar und vor allem bei<br />
Jugendlichen populär zu machen, spielen die<br />
Classic Scouts, eine Gruppe von Schülern, die<br />
unter anderem mit den Künstlern in Schulen<br />
unterwegs sein werden, um für das Thema zu<br />
begeistern. Wir waren bei ihren Vorbereitungen<br />
dabei und blicken auf die Höhepunkte des Festivals<br />
voraus.<br />
Auch der Frühjahrs-<strong>Ausgabe</strong> von UBI BENE<br />
haben wir das Motto „Metamorphosen“ gegeben,<br />
denn das Heft hält einige weitere Verwandlungen<br />
für Sie bereit. Zum Beispiel die<br />
von Schokolade zu phantasievollen Skulpturen.<br />
Beim Petit Salon du Chocolat in Neustadt an<br />
der Weinstraße werden allerdings nicht nur<br />
Kunstwerke wie die aufspringende Blüte auf<br />
unserem Titelbild zu sehen sein, sondern auch<br />
jede Menge andere essbare Kreationen aus der<br />
Welt der Confiserie und Pâtisserie. Zwölf Konditoren<br />
aus Deutschland und dem Elsass sind<br />
bei dieser kleinen, aber feinen Messe zu Gast.<br />
Ein Verwandlungskünstler ist Nicholas Ofczarek.<br />
Der österreichische Schauspieler erhält<br />
in diesem Jahr den Eysoldt-Ring. Unser Autor<br />
Thomas Tritsch stellt ihn vor und hat außerdem<br />
mit dem neuen Vorsitzenden der Eysoldt-Jury,<br />
Frank Baumbauer, über die diesmal gar nicht so<br />
schwierige Entscheidungsfindung gesprochen.<br />
„Was die Raupe Ende der Welt nennt,<br />
nennt der Rest der Welt Schmetterling.“<br />
Hinter die Kulissen durften wir auch beim Kevin<br />
O’Day Ballett blicken. Die Tänzer trainieren<br />
und proben täglich acht Stunden – wir haben<br />
mit dem Ballettdirektor des Mannheimer Nationaltheaters<br />
und mit Tänzerin Zoulfia Choniiazowa<br />
im Tanzzentrum in Käfertal über ihren<br />
Trainingsalltag gesprochen.<br />
Um Bewegung geht es auch in unserer Rubrik<br />
„Körpergefühl“. Fahren Sie Rad? Vielleicht sogar<br />
E-Bike? Keine Sorge, niemand wird Ihnen Faulheit<br />
unterstellen. Fahrräder mit Elektro-Antrieb<br />
sind längst ein zeitgemäßes Fortbewegungsmittel.<br />
Das haben uns Händler aus der Region bestätigt<br />
und gleich noch ein paar Tipps gegeben,<br />
worauf beim Kauf zu achten ist.<br />
Weil der Frühling die Zeit der Metamorphosen<br />
ist, zeigen wir Ihnen außerdem die neuesten<br />
Frisurenideen von Thomas-Armin Mathes und<br />
die Frühjahrsmode 2<strong>01</strong>2. Und wenn Sie diese<br />
Bilder gesehen haben, werden Sie feststellen:<br />
Es ist Zeit für eine Verwandlung. Zumindest in<br />
Ihrem Kleiderschrank.<br />
In diesem Sinne: Genießen Sie den Frühling.<br />
UBI BENE. Wo es gut ist.<br />
Ihre UBI BENE Redaktion<br />
Laozi<br />
editorial<br />
UBI BENE 3
6<br />
iNhalt<br />
titelSTORY<br />
Brückenbauer<br />
Der Heidelberger Frühling<br />
und seine Classic Scouts 08<br />
BaCKSTAGE<br />
Eine Frage der Haltung<br />
Das Kevin O’Day Ballett am<br />
Mannheimer Nationaltheater 18<br />
ladySpEciAL<br />
Sprühende Funken<br />
Künstlerin Stefanie Welk 30<br />
treNdART<br />
Im Rausch der Farben<br />
Anziehende Frühlingsmode 36<br />
Zwischen den Zeilen<br />
Haarschnitte mit Geheimnis 46<br />
Stammplatzverlust<br />
Wohnen in Wohlfühlatmosphäre 52<br />
UBI BENE<br />
46<br />
62<br />
Ende der Eiszeit<br />
UBI BENE-Entdeckungen<br />
der Saison 58<br />
Eventtipps<br />
UBI BENE-Veranstaltungskalender 60<br />
pferdeSTäRkEn<br />
Schach bei 60 km/h<br />
Polo beim Maimarktturnier 62<br />
gastGEbER<br />
Kunst der Verführung<br />
Petit Salon du Chocolat<br />
in Neustadt 66<br />
Geerdeter Charme<br />
Die Weinbar<br />
Winus in Neustadt 68<br />
uNternEHMEn<br />
Lizenz zum Zaubern<br />
Die Unold AG<br />
in Hockenheim 70<br />
100<br />
52<br />
80<br />
KuNstSinn<br />
Der Spielmacher<br />
Nicholas Ofczarek erhält<br />
den Eysoldt-Ring 74<br />
Der Herr der Ringe<br />
Goldschmiedemeister<br />
Fritz Dorsheimer 78<br />
Grenzenlos<br />
Welde-Kunstpreis der<br />
Metropolregion Rhein-Neckar 2<strong>01</strong>2 80<br />
Gelesen<br />
Neue Bücher 84<br />
Gehört<br />
Musik-Genüsse 85<br />
KÖrperGEFÜHL<br />
Leidenschaft als Antrieb<br />
Fahrrad-Unikate<br />
und E-Bikes 86<br />
Mehr Gelassenheit<br />
Das buddhistische Kloster<br />
in Siedelsbrunn 96<br />
reiseFREUDE<br />
Offline<br />
Die Malediven 100<br />
Kunstmeilen<br />
Museen und Galerien<br />
in Hamburg 108<br />
sZeNeTREFF<br />
TITELbILd: schokoladen-skulptuR<br />
FoTo: kathleen neumann<br />
Ginsburg<br />
Neue Bar in Heidelberg 114<br />
Weißer Ball<br />
Ausgelassene Stimmung<br />
im Rosengarten 115<br />
Editorial 03<br />
Impressum / Adressen 116<br />
Ausblick 118<br />
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Wir planen und verwirklichen die ganz persönliche<br />
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über den Arbeitsbereich hinausgeht. Das ist typisch<br />
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titelSTORY<br />
Brückenbauer<br />
klassische musik ist spiessig, elitäR und sowieso nuR was füR älteRe semesteR? nicht<br />
beim HEIdELbErgEr FrüHLIng. „METaMorpHosEn“ heisst das motto deR 15. auflage. dafüR,<br />
dass sich auch das publikum ständig eRneueRt und veRjüngt, soRgen nicht zuletzt die<br />
classic scouts.<br />
pROjEkTLEiTERin AnSELMA bREER, DiE cLASSic ScOUTS cORnELiUS MAGin, cLARiSSA kEHRL, SOpHiA kRÜGER UnD ALEnA LObinGER<br />
MiT DEM inTEnDAnTEn DES HEiDELbERGER FRÜHLinGS, THORSTEn ScHMiDT.<br />
8 UBI BENE<br />
UBI BENE<br />
9
titelSTORY<br />
GEnERATiOn FAcEbOOk: DiE ScOUTS ALEnA UnD<br />
SOpHiA (ObEn, vOn LinkS) UnD DER jUnGE piAniST<br />
iGOR LEviT (UnTEn).<br />
Man kann das Problem theoretisch angehen wie<br />
der Kulturwissenschaftler Martin Tröndle. Der<br />
versammelte in seiner 2009 veröffentlichten Studie<br />
„Das Konzert: Neue Aufführungskonzepte für eine klassische Form“<br />
Beiträge zahlreicher Wissenschaftler-Kollegen, die gemeinsam der Frage<br />
nachgingen, wie man das Konzert als Darbietungsform verändern könnte,<br />
um es zu erhalten. Denn, darüber herrschte Einigkeit, vor allem jüngeres<br />
Publikum müsse angesprochen werden – sonst würden Pianisten, Cellisten<br />
oder Violinisten in nicht allzu langer Zeit vor leeren Rängen musizieren,<br />
weil die klassische Klientel einfach aussterben würde.<br />
In Heidelberg hatten sie sich zu dieser Zeit schon längst entschlossen,<br />
das Problem ganz praktisch anzugehen. Der Heidelberger Frühling, der<br />
in diesem Jahr vom 23. März bis zum 29. April stattfinden wird, versteht<br />
sich ohnehin als sehr modernes, interaktives Festival der klassischen<br />
Musik. Es gibt Lunchkonzerte, After-Work-Konzerte und ganz feierliche<br />
Abendaufführungen. In der Liedakademie mit Star-Bariton Thomas<br />
Hampson dürfen Zuschauer dem Vorsingen der Stipendiaten lauschen,<br />
auch die Proben der Kammermusikakademie sind teilweise öffentlich.<br />
Zahlreiche Einführungen und Vorträge sollen Hemmschwellen abbauen<br />
und den Zugang zum vermeintlich sperrigen Thema erleichtern. Im Jahr<br />
2007 kamen erstmals einige ganz junge Brückenbauer hinzu – die Classic<br />
Scouts. Intendant Thorsten Schmidt gründete die Schülergruppe, die vor<br />
allem Gleichaltrigen die Faszination der so genannten „E-Musik“ vermitteln<br />
soll. Mittlerweile sind die Konzerteinführungen und Künstlergespräche der<br />
Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren aber auch bei Erwachsenen ein<br />
höchst beliebter Farbtupfer im umfangreichen Konzertkalender.<br />
Es ist Donnerstagabend, im Büro des Intendanten in der Heidelberger<br />
Friedrich-Ebert-Anlage sitzen Clarissa Kehrl (18), Cornelius Magin (15),<br />
Sophia Krüger (16) und Alena Lobinger (15) mit Projektleiterin Anselma<br />
Breer zusammen. Thema sind die laufenden Projekte, die so umfangreich<br />
sind wie nie zuvor. Die Schüler haben klare Vorstellungen, was<br />
sie erreichen wollen. „Es geht nicht einfach nur darum, ein Referat zu<br />
halten, sondern Geschichten zu erzählen“, erklärt Clarissa, und Sophia<br />
ergänzt: „Das kann ganz verschieden ablaufen, zum Beispiel auch als<br />
Dialog, oder indem wir einen Briefwechsel vorlesen.“ Dabei sprechen<br />
die derzeit rund 20 Scouts nicht nur die Sprache ihrer Generation – sie<br />
nutzen auch deren Medien.<br />
Frühlings-Grüße<br />
auf Facebook<br />
Im Herbst haben sie eine eigene Facebook-Seite ins Netz gestellt. Hier<br />
findet sich unter anderem ein Aufruf an „Frühlings-Newcomer“, sich<br />
für ein kostenloses Ticket zu bewerben. „Damit wollen wir Jugendliche<br />
zwischen zwölf und 18, die noch nie in einem klassischen Konzert waren,<br />
einladen“, erzählt Anselma Breer, die die Idee dazu hatte. Alena<br />
hofft: „Wir erwarten witzige, originelle Bewerbungen.“ Den Auserwählten<br />
winkt nicht nur ein Besuch der Konzerte der King’s Singers oder der<br />
Jungen Deutschen Philharmonie, sondern auch ein Rahmenprogramm,<br />
das sich die Scouts derzeit ausdenken.<br />
Schon im September, gleich nach den Sommerferien, haben die Vorbereitungen<br />
für das diesjährige Festival begonnen, aber, das ist den Schülern<br />
wichtig: Wer noch in den Kreis der derzeit 20 Scouts hinzukommen<br />
möchte, ist jederzeit herzlich willkommen. Clarissa, die gerade am Englischen<br />
Institut in Heidelberg ihr Abitur macht, ist von Beginn an im Team.<br />
In diesem Jahr wird sie sich wegen des Lernstresses auf das öffentliche<br />
Künstlergespräch mit Sabine Meyer konzentrieren, das am 27. April als<br />
„Zugabe“ nach dem Konzert in der Stadthalle stattfinden wird. „Das ist<br />
für mich als Klarinettistin natürlich besonders interessant“, erzählt sie.<br />
Classic Scout wurde sie, „weil ich mehr über die Künstler erfahren wollte“.<br />
Inzwischen hat sie mit jedem Jahr neue organisatorische Aufgaben<br />
übernommen – auch beim Konzert der Classic Scouts am 28. April in der<br />
Alten Pädagogischen Hochschule will sie auftreten.<br />
�<br />
10 UBI BENE<br />
UBI BENE 11
12<br />
titelSTORY<br />
cLARiSSA kEHRL iST vOn bEGinn An DAbEi. in DiESEM jAHR WiRD DiE AbiTURiEnTin DAS kÜnSTLERGESpRäcH MiT kLARinETTiSTin SAbinE MEYER MODERiEREn.<br />
Alena und Sophia werden dort Querflöte spielen, Cornelius wird moderieren.<br />
Sein Instrument will nicht so recht ins Programm passen – der<br />
15-Jährige, der schon im dritten Jahr mit von der Partie ist, spielt E-Gitarre.<br />
Auch wenn alle vier durch ihre Eltern schon früh mit klassischer Musik in<br />
Berührung kamen – die Hauptrolle spielt sie bei keinem von ihnen. Alena<br />
hört gern Adele auf ihrem iPod, Cornelius „alles von Nirvana bis Klassik –<br />
je nach Stimmung“. Er hatte ohnehin ganz andere Motive, als er sich zum<br />
ersten Mal im Festivalbüro vorstellte. „Ich wollte moderieren“, erzählt er:<br />
„Ich habe gemerkt, dass ich gern auf der Bühne stehe. Den Draht zur klassischen<br />
Musik habe ich erst dadurch so richtig gefunden.“<br />
Scouts spielen Querflöte<br />
und E-Gitarre<br />
Doch nicht nur beim Festival selbst kann er seine Talente voll ausspielen<br />
– auch in seiner Schule, dem St.-Raphael-Gymnasium. Drei Künstler, die<br />
beim Heidelberger Frühling gastieren werden, werden sich im Vorfeld an<br />
verschiedenen Heidelberger Schulen vorstellen, begleitet von den Scouts.<br />
Wie ist das, wenn man sich vor seine Mitschüler stellt und über Musik und<br />
Musiker, die niemand aus den Charts kennt, spricht? „Unser Musiklehrer<br />
ist ganz begeistert“, sagt Cornelius und grinst. „Es ist nicht so, dass alle<br />
davonlaufen und rufen ‚Hilfe, da kommt ein Classic Scout’“, berichtet Clarissa:<br />
„Im Gegenteil: Die sind echt interessiert.“ Zumal auch die Künstler<br />
ihren Job ernst nehmen. Sowohl The King’s Singers als auch der Pianist<br />
Igor Levit und der Cellist Alban Gerhardt gehören der jüngeren Musikergeneration<br />
an. Levit und Gerhardt engagieren sich seit Jahren für das Projekt<br />
„Rhapsody in School“, mit dem der Heidelberger Frühling erstmals kooperiert.<br />
Regelmäßig besuchen sie Schulen, spielen vor und beantworten Fragen.<br />
„Das sind richtige Workshops“, erklärt Cornelius.<br />
UBI BENE<br />
„Unsere Konzerte sollen Treffpunkte sein“, wünscht sich Frühling-Intendant<br />
Thorsten Schmidt und sieht seine Scouts auf einem guten Weg:<br />
„Da ist eine tolle Truppe zusammengewachsen.“ Beim Förderer, dem<br />
Software-Hersteller SAS, sieht man das ähnlich: „Die Classic Scouts<br />
sind eine der Initiativen, die den Heidelberger Frühling als Festival so<br />
spannend machen“, sagt Marketing-Chef Jürgen Fritz: „Die Scouts zeigen,<br />
dass Klassik zeitgemäß, aufregend und einfach schön sein kann.<br />
Und sie wissen viel besser als wir Erwachsenen, wie andere Jugendliche<br />
dafür zu begeistern sind. Sie schaffen so eine Basis dafür, dass klassische<br />
Musik und Pop nebeneinander existieren.“<br />
Und nebenbei erhalten sie ganz praktische Einblicke in Bereiche, die<br />
später einmal ihr beruflicher Alltag werden könnten. Cornelius könnte<br />
sich den Einstieg ins Konzertmanagement vorstellen, Clarissa schwankt<br />
noch, ob sie lieber Musik, Jura oder Psychologie studieren möchte. Für<br />
Alena, die zum ersten Mal als Classic Scout dabei ist, geht es erst einmal<br />
darum, möglichst vieles kennenzulernen. Und Sophia hat entdeckt,<br />
dass ihr das journalistische Arbeiten für die Beilagen zum Heidelberger<br />
Frühling, aber auch Dramaturgie oder Eventmanagement großen Spaß<br />
machen könnten.<br />
Konkretisiert haben sich ihre Berufswünsche deshalb aber noch lange<br />
nicht. „Im Gegenteil“, sagt sie und lacht: „Wir lernen hier so ein breites<br />
Spektrum kennen, dass sich meine Vorstellungen, was ich mal machen<br />
könnte, eher noch erweitert haben.“<br />
text: Ute Maag n<br />
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14<br />
titelSTORY<br />
55 konzeRte, zwei akademien und ein umfangReiches RahmenpRogRamm – deR heidelbeRgeR<br />
fRühling bRingt einmal mehR gute bekannte und inteRessante newcomeR deR klassischen<br />
musik in die stadt. ubi bene nennt einige HöHEpUnkTE.<br />
AUSSERGEWöHnLicHE inSTALLATiOn: SinGinG GARDEn<br />
FÜHRT ALTE UnD nEUE MUSik zUSAMMEn.<br />
UBI BENE<br />
singing garden<br />
das außergewöhnliche projekt, das alte und neue musik zusammenführt,<br />
kommt aus berlin und wurde im herbst 2<strong>01</strong>1 uraufgeführt.<br />
nun ist es nur noch ein einziges mal zu sehen, und zwar in heidelberg.<br />
der zeitgenössische japanische komponist toshio hosokawa<br />
tritt dabei in einen dialog mit der musik von antonio vivaldi. tradition<br />
trifft so auf moderne, west auf fernost. zentrales motiv ist die natur,<br />
hosokawa selbst beschreibt seine arbeit als das anlegen eines<br />
gartens, der vivaldis concerti auf natürliche weise umschließt. die<br />
Raumkünstlerin claudia doderer hat dazu eine szenische installation<br />
kreiert, die „singing garden“ zu einem gesamtkunstwerk macht.<br />
sonntag, 25. März, 20 Uhr, kongresshaus stadthalle Heidelberg<br />
Lied & Tanz<br />
für seine erste eigenproduktion kooperiert der heidelberger frühling<br />
mit dem von john neumeier jüngst gegründeten bundesjugendballett.<br />
die acht jungen profitänzerinnen und -tänzer interpretieren<br />
franz schuberts berühmten liederzyklus „die schöne müllerin“. die<br />
choreografie wurde vom kanadier Robert binet eigens für das festival<br />
entwickelt. stipendiaten der letztjährigen lied-akademie des<br />
heidelberger frühlings singen dazu live.<br />
donnerstag, 29. März; Freitag, 30. März, jeweils 20 Uhr, HebelHalle<br />
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16<br />
titelSTORY<br />
artists in residence: Quatuor Ebène<br />
1999 haben sich die vier jungen franzosen pierre colombet, gabriel<br />
le magadure, mathieu herzog und Raphaël merlin zu einem Quartett<br />
zusammengetan, das neben dem klassischen kammermusik-<br />
Repertoire noch eine „autre ebène“, ein zweites gesicht hat: das<br />
eines jazzensembles, das sich der lust an grenzüberschreitungen,<br />
an improvisation und „blue notes“ hingibt. „die sind phänomenal“,<br />
freut sich intendant thorsten schmidt auf die außergewöhnliche<br />
performance mit stücken von haydn und bartók bis chick corea.<br />
Mittwoch, 4. april, 20 Uhr, Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
der Heidelberger druckmaschinen ag<br />
donnerstag, 5. april, 20 Uhr, neue aula der Universität Heidelberg<br />
donnerstag, 12. april, 20 Uhr, neue aula der Universität Heidelberg<br />
galakonzert mit Thomas Hampson und Luca pisaroni<br />
zum abschluss des heidelberger frühlings bringt der herausragende<br />
liedinterpret und lehrmeister thomas hampson seinen<br />
schwiegersohn mit. luca pisaronis sonorer bassbariton hat sich<br />
schon bei zahlreichen gelegenheiten als ideale ergänzung zur samtweichen<br />
stimme des schwiegervaters erwiesen. in der stadthalle<br />
werden der charismatische amerikaner und der 36-jährige italiener<br />
arien und duette von giuseppe verdi, gioachino Rossini und wolfgang<br />
amadeus mozart singen. das wdR-Rundfunkorchester unter<br />
der leitung von massimo zanetti begleitet die beiden.<br />
sonntag, 29. april, 18 Uhr, kongresshaus stadthalle Heidelberg<br />
Weitere Informationen<br />
das ausführliche programmbuch<br />
kann man kostenlos anfordern unter:<br />
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BaCKSTAGE<br />
18 UBI BENE<br />
EinE<br />
FragE<br />
dEr<br />
Haltung<br />
was auf deR bühne so schweRelos wiRkt, ist das<br />
eRgebnis von disziplin und haRteR aRbeit. ein besuch<br />
beim tRaining des kEvIn o’day baLLETTs.<br />
UBI BENE<br />
19
BaCKSTAGE<br />
20 UBI BENE<br />
„Disziplin ist, was nach Der party kommt“<br />
es ist einer dieser eiskalten vormittage<br />
anfang februar. immer wieder öffnet sich<br />
die schwere eisentür zum tanzzentrum<br />
des „kevin o’day balletts nationaltheater<br />
mannheim“ im industriegebiet von käfertal<br />
und spuckt vermummte gestalten herein.<br />
schicht um schicht schälen sie sich aus ihren<br />
klamotten und beginnen mit den vorbereitungen:<br />
dehnen, aufwärmen, die meisten<br />
schweigend und in sich versunken. pünktlich<br />
um zehn uhr wird sich die Repetitorin<br />
elena schmitz ans klavier setzen und kevin<br />
o’day, der ballettdirektor des mannheimer<br />
nationaltheaters, das training beginnen. auf<br />
dem programm steht klassisches ballett.<br />
doch zuvor nehmen er und tänzerin zoulfia<br />
choniiazowa sich zeit für ein gespräch über<br />
den probenalltag der tänzer. �<br />
UBI BENE<br />
21
BaCKSTAGE<br />
22 UBI BENE<br />
Frau Choniiazowa, wie sieht Ihr Tagesablauf<br />
aus?<br />
zoulfia choniiazowa: normalerweise beginnt<br />
um zehn uhr unser training. aber wir<br />
kommen immer ein bisschen früher, um<br />
uns aufzuwärmen. das macht jeder für sich,<br />
manche brauchen 15 minuten, andere eine<br />
halbe stunde. dann trainieren wir eine stunde<br />
und 15 minuten. nach 15 minuten pause<br />
geht es weiter, in der Regel bis 17.30 uhr.<br />
Und wenn sie am abend eine vorstellung<br />
haben?<br />
kevin o’day: dann enden die proben um<br />
zwei oder halb drei. die durchlaufprobe des<br />
stücks findet meistens einen tag vor der<br />
aufführung statt. an anderen tagen arbeiten<br />
wir an neuen stücken und an der einstudierung<br />
des Repertoires. als beispiel: diese<br />
woche arbeiten wir am neuen stück „three<br />
to one“, außerdem an „garden of other“,<br />
„Rilke“, „i’m with the band“ und an der wiederaufnahme<br />
von „Résonances chopin“.<br />
Wie merken sie sich das repertoire?<br />
choniiazowa: das ist einfach in uns. es ist<br />
da, du denkst gar nicht mehr darüber nach.<br />
o’day: es ist auch ein kontinuierlicher wiederholungsprozess:<br />
„Résonances chopin“<br />
zum beispiel tanzen wir seit vier jahren.<br />
ein teil der tänzer tanzt es von beginn an,<br />
andere sind neu in die kompanie hinzugekommen<br />
und kennen es noch nicht. daher<br />
studieren wir es zusammen ein.<br />
obwohl Ihre art von ballett sehr modern<br />
und athletisch ist, trainieren sie täglich<br />
klassisches ballett, aber nur einmal pro<br />
Woche Modern dance. Warum?<br />
o’day: beide Richtungen sind verschieden.<br />
beim modernen ballett ist der körperschwerpunkt<br />
tiefer, die position der füße<br />
breiter und offener. das klassische ballett<br />
ist verfeinerter, veredelter. der körper bewegt<br />
sich mehr in der senkrechten. auch die<br />
arbeit des kopfes ist anders. das klassische<br />
ballett schult die haltung, und es schützt vor<br />
verletzungen. und wir brauchen diese körperspannung<br />
auch bei der athletik des modernen<br />
balletts.<br />
Welche rolle spielt das alter bei einem<br />
Tänzer?<br />
choniiazowa: auch tänzer werden älter, unsere<br />
muskeln, die sehnen und die knochen.<br />
die beweglichkeit lässt mit zunehmendem<br />
alter nach. deshalb brauche ich heute mehr<br />
zeit, um mich aufzuwärmen und die flexibilität<br />
zu erhalten. vor zehn jahren musste ich<br />
dafür noch viel weniger tun.<br />
o’day: junge tänzer regenerieren auch<br />
schneller als ältere. wenn wir am vorabend<br />
„i’m with the band“ getanzt haben, das sehr<br />
anstrengend ist, dann braucht ein älterer<br />
tänzer mehr erholungszeit als ein 18-jähriger.<br />
mein vater war motorradrennfahrer,<br />
der sagte immer, als er älter wurde, er fahre<br />
„smarter, not harder“. das kann man auf<br />
das tanzen übertragen.<br />
choniiazowa: wenn ich das gefühl habe, etwas<br />
ist nicht in ordnung, höre ich in mich<br />
hinein, wie weit ich gehen kann. du musst<br />
immer wissen, was dein körper heute gerade<br />
braucht.<br />
o’day: das ist ein lernprozess. wenn du als<br />
junger tänzer deine ersten wirklich schlimmen<br />
Rückenschmerzen hast, denkst du „oh<br />
my god!“. aber dann atmest du ein bisschen,<br />
dehnst dich, nimmst das wärmekissen und<br />
plötzlich ist es gar nicht mehr so schlimm.<br />
sie haben einen sehr athletischen körper.<br />
Was trainieren sie außerhalb des ballettsaals?<br />
choniiazowa: (lacht) das werde ich ständig<br />
gefragt: wo hast du diese muskeln her,<br />
machst du ein spezielles krafttraining? die<br />
antwort ist: nein. ich denke, acht stunden<br />
ballett jeden tag reichen auch.<br />
o’day: die athletik hängt auch mit unseren<br />
choreografien zusammen. durch die vielen<br />
hebungen entwickelt sich der körper, und<br />
natürlich auch durch die Regelmäßigkeit des<br />
trainings. aber es gibt auch in unserer �<br />
UBI BENE 23
24<br />
BaCKSTAGE<br />
zOULFiA cHOniiAzOWA GEHöRT SEiT 1999 DEM EnSEMbLE DES nATiOnALTHEATER-bALLETTS An. SiE TRAiniERT TäGLicH AcHT STUnDEn.<br />
kompanie grundverschiedene körpertypen.<br />
einige trainieren schon noch zusätzlich. dafür<br />
haben wir unsere kooperation mit pfitzenmeier.<br />
Worauf müssen Tänzer besonders achten?<br />
o’day: wichtig ist, hüften und knie zu stärken,<br />
da der körper hohem druck durch<br />
sprünge und drehungen ausgesetzt ist.<br />
auch die schultern sind anfällig für verletzungen.<br />
ich selber habe einen tauben finger<br />
vom tanzen. als tänzer bist du wie ein<br />
auto. du musst regelmäßig zum tüv und<br />
du musst sicherstellen, dass du mit einem<br />
verkehrssicheren auto durch die gegend<br />
fährst. oder, schöner ausgedrückt: der kör-<br />
UBI BENE<br />
per ist ein system wie ein orchester. dieses<br />
zusammenspiel von körper, musikalität und<br />
dem mentalen bereich ist das faszinierende<br />
an der arbeit mit tänzern.<br />
Waren sie jemals schwer verletzt?<br />
choniiazowa: nur einmal, ein kreuzbandriss.<br />
aber ich war zweimal schwanger. das<br />
ist natürlich keine verletzung, aber es ist ein<br />
minus für den körper, weil man das training<br />
unterbrechen muss.<br />
Wie lange muss man da pausieren?<br />
choniiazowa: das ist sehr unterschiedlich,<br />
es kommt darauf an, wie die frau sich fühlt.<br />
man muss nicht so lange auf das training<br />
verzichten, aber auf die bühne.<br />
o’day: zoulfia ist ein phänomen, ich weiß<br />
nicht, wie ich das nennen soll. vielleicht bionisch?<br />
wie schnell warst du nach der geburt<br />
zurück?<br />
choniiazowa: nach zwei wochen.<br />
o’day: und nach drei wochen hatte sie<br />
wieder ihren sixpack. sie ist verrückt.<br />
aber einige tänzerinnen pausieren nach<br />
der geburt auch ein ganzes jahr. ich finde<br />
das fantastisch hier in deutschland, dass<br />
eine mutter auch am theater die möglichkeit<br />
hat, elternzeit zu nehmen. in der �<br />
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schweiz bekommen sie drei monate und<br />
das war’s dann.<br />
Wie gehen Tänzer mit schweren verletzungen<br />
um?<br />
o’day: es ist wichtig, mental darauf vorbereitet<br />
zu sein, dass du plötzlich von 100 auf<br />
null runter musst. du darfst nicht das gefühl<br />
haben, du seist aus den augen, aus dem<br />
sinn. in vielen größeren kompanien haben<br />
tänzer angst, ihren platz zu verlieren. hier<br />
bei uns weiß jeder, dass er als einzelner<br />
wichtig für die funktion des ganzen ist.<br />
choniiazowa: das macht es für uns aber auf<br />
eine andere art schwieriger, denn wir können<br />
nicht einfach ersetzt werden. hier hast<br />
du verantwortung. und wenn du nicht tanzen<br />
kannst, fühlst du dich schuldig. wir wissen,<br />
wenn einem von uns etwas passiert, verursachen<br />
wir eine menge arbeit.<br />
Wie kompensieren sie ausfälle?<br />
o’day: dominique und ich kommen morgens<br />
hier herein und schauen, sind alle da?<br />
ist etwas passiert? wenn du am abend ein<br />
ausverkauftes haus hast, zehn musiker auf<br />
der bühne und dann können ein oder zwei<br />
leute nicht tanzen, dann hast du ein problem,<br />
das du lösen musst. also versuchen<br />
wir, die choreografie anzupassen. auch<br />
ein hund kann ja auf drei beinen laufen.<br />
aber grundsätzlich achten wir immer sehr<br />
genau auf die körperliche befindlichkeit jedes<br />
einzelnen, auf seine mentale energie<br />
und auf die intensität, das tempo, das wir<br />
im training gehen, damit erst gar nichts<br />
passiert.<br />
Wie lange kann man Tänzer sein?<br />
choniiazowa: das ist individuell verschieden.<br />
und es ist gar nicht einmal nur die körperliche<br />
anstrengung, es ist vor allem das mentale.<br />
manchmal denkst du, du bist so müde<br />
von dem, was du tust, dass du dich völlig leer<br />
fühlst und nicht mehr weitermachen willst,<br />
auch wenn dein körper es weitere zehn jahre<br />
tun könnte.<br />
o’day: in deutschland hört man normalerweise<br />
mit 40 auf. das liegt daran, dass man<br />
sich lange zeit nur bis zu diesem alter seine<br />
bühnenversicherung auszahlen lassen<br />
konnte, um das geld für eine weiterbildung<br />
oder umschulung zu verwenden.<br />
sie leben sicher sehr diszipliniert …<br />
o’day (lacht): wir haben eine peitsche …<br />
choniiazowa: nein, im ernst, so schlimm ist<br />
es nicht. wir können unser leben in vollen<br />
zügen leben.<br />
auch beim Essen, oder auf partys?<br />
choniiazowa: disziplin ist das, was nach der<br />
party kommt! klar, kannst du auf eine party<br />
gehen, wenn du die disziplin aufbringst, am<br />
nächsten morgen trotzdem dein tägliches<br />
training zu machen.<br />
sie geben Ihren Tänzern viel verantwortung,<br />
zum beispiel Zoulfia Choniiazowa für<br />
das Einstudieren des repertoires. Warum?<br />
o’day: zoulfia pendelt zwischen der Rolle der<br />
tänzerin und der verantwortlichen. das ist ein<br />
natürlicher schritt. wir arbeiten jetzt seit zehn<br />
jahren zusammen, sie kennt das ganze Repertoire<br />
und hat ein großes talent, alle details<br />
sehr klar zu vermitteln. darüber sind wir sehr<br />
froh. brian mcneal unterrichtet manchmal<br />
modern dance. das klassische training machen<br />
normalerweise unsere ballettmeisterin<br />
lisa maria otto, dominique dumais oder ich.<br />
oder unser gastchoreograf Robert glumbek,<br />
wenn er hier ist. diese abwechslung im<br />
training motiviert, sie setzt neue energie frei.<br />
denn manchmal ist das tägliche training hart.<br />
kLASSiScHES bALLETT ScHULT DiE HALTUnG. DAHER STEHT ES FÜnFMAL<br />
pRO WOcHE AUF DEM TRAininGSpLAn.<br />
es ist ein bisschen wie zähneputzen: es ist<br />
vielleicht lästig, aber du musst es jeden tag<br />
machen. und wenn du deine zähne lange behalten<br />
willst, musst du es gründlich und vor<br />
allem bewusst machen.<br />
dürfen sie bei neuen Choreografien mitreden?<br />
choniiazowa: kevin kennt uns. er weiß genau,<br />
welche charaktere wir verkörpern, was<br />
zu uns passt, wie wir uns bewegen, er kennt<br />
auch unsere gefühle. wir sind wie eine familie.<br />
ich habe noch nie gesagt, das funktioniert<br />
bei mir nicht.<br />
Im sommer wird es wieder eine Choreografische<br />
Werkstatt geben, die die Tänzer<br />
selbst gestalten. Was bedeutet Ihnen das?<br />
choniiazowa: viel. wir können nicht nur zeigen,<br />
was wir können, sondern auch, was in<br />
uns ist. wir müssen das nicht, wir machen<br />
das, weil wir es wollen. es ist ein sehr interessanter<br />
prozess unter uns kollegen, die<br />
eigenen choreografien zu entwickeln und<br />
umzusetzen.<br />
o’day: als ich noch tänzer war, habe ich es<br />
auch sehr genossen, das zu tun. als ich dann<br />
choreograf wurde, war alles nicht so fremd<br />
und neu für mich. choreografieren lernt<br />
man, indem man es tut. nur so kannst du<br />
herausfinden, ob du talent hast.<br />
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Mischen sie sich in die vorbereitungen ein?<br />
o’day: dominique und ich halten uns da<br />
komplett zurück. ich mische mich nur ein,<br />
wenn mir etwas seltsam vorkommt. dann<br />
mache ich einen vorschlag, den sie annehmen<br />
können oder nicht, denn das ist der<br />
abend der tänzer. da sind wir einfach teil<br />
des publikums.<br />
sie haben großes vertrauen …<br />
o’day: es gibt ballettdirektoren, die kontrollieren<br />
diese prozesse genau und sind sehr erstaunt,<br />
wenn ich sage, dass ich das nicht tue.<br />
sie fragen dann: wie kannst du wissen, dass<br />
der abend gut wird? aber darum geht es doch<br />
gar nicht. wir hatten immer eine richtig gute<br />
performance auf der bühne. das Risiko ist<br />
natürlich da: entweder du fliegst in den himmel<br />
oder fällst in den dreck. aber tänzer und<br />
choreografen brauchen freiheit und Raum,<br />
um ihre identität zu finden. ich denke, unsere<br />
art beschleunigt diesen prozess.<br />
interview: Ute Maag fotos: Christian dammert n<br />
kEvIn o’day<br />
ist seit 2002 ballettdirektor am nationaltheater<br />
mannheim. der amerikaner hat nach<br />
seiner internationalen karriere als tänzer<br />
inzwischen über 50 stücke choreografiert.<br />
sein vertrag und der seiner stellvertreterin<br />
und partnerin dominique dumais läuft zum<br />
ende der spielzeit 2<strong>01</strong>2/2<strong>01</strong>3 aus. „wir sind<br />
in offenen und positiven gesprächen mit dem<br />
theater über die weitere zusammenarbeit“,<br />
sagt er: „wir möchten gerne weitermachen.“<br />
ZoULFIa CHonIIaZoWa<br />
stammt aus tajikistan und tanzt seit ihrem<br />
vierten lebensjahr. ihre ausbildung absolvierte<br />
sie an der choreografischen schule<br />
in taschkent. nach engagements in moskau<br />
wurde sie 1999 ensemblemitglied am<br />
nationaltheater mannheim. inzwischen<br />
macht sie sich auch gedanken über ihr<br />
karriereende: ballettmeisterin, stage-managerin<br />
oder lehrerin an einer professionellen<br />
ballettschule könnte sie sich für die<br />
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sprühenDe<br />
Funken<br />
sie fallen und sie fliegen. sie tanzen und sie spRingen. sie kRümmen und sie stRecken sich. die<br />
dRahtskulptuRen von sTEFanIE WELk sind eneRgiegeladene zeichnungen im Raum.<br />
30 UBI BENE<br />
UBI BENE<br />
31
ladySpEciAL<br />
32 UBI BENE<br />
Ihre Motivation? Begeisterung! Gefragt<br />
nach dem, was sie antreibt, antwortet<br />
Stefanie Welk: „Ich will die Schönheit<br />
der Welt einfangen. Ich will Begeisterung weitertragen.<br />
Ich will, dass die Funken sprühen.“<br />
Und in der Tat: Die Funken sprühen. Denn der<br />
bevorzugte Werkstoff der Künstlerin ist Draht.<br />
Mal dünner Draht – hier können die einzelnen<br />
Stücke miteinander verknotet werden. Mal<br />
dickerer Draht – dafür muss schwereres Gerät<br />
aufgefahren werden: Mit Schutzhelm und<br />
Arbeitshandschuhen steht Stefanie Welk in<br />
ihrer Werkstatt im Mannheimer Hafengebiet<br />
und die Funken fliegen, wenn sie die kräftigen<br />
Edelstahldrähte an ihrem aktuellen Werkstück<br />
miteinander verschweißt. Viele Linien<br />
laufen da durcheinander, scheinbar wirr, ziellos.<br />
Doch mit ein paar Schritten Abstand wird<br />
offensichtlich: Es ist ein menschlicher Torso,<br />
der im Schraubstock klemmt. Der Kopf nur<br />
angedeutet, Arme, Beine noch nicht vorhanden<br />
– kommt alles noch. „Ich fange immer in der<br />
Mitte an“, erklärt die 39-Jährige. „Wenn man<br />
weiß, wo die Mitte verortet ist, entwickelt sich<br />
von selbst das Gespür, wie es weitergehen muss<br />
– wie beim Tanzen.“<br />
Aus dem Bauch heraus – nicht nur in ihrer<br />
Kunst, auch sonst handelt Stefanie Welk gerne<br />
nach diesem Prinzip. Als „inneres Grummeln“<br />
beschreibt sie das Gefühl, das sie als 19-Jährige<br />
verspürte: „Ich war schon immer kreativ und<br />
hatte viele Kanäle, über die ich mich ausdrücken<br />
konnte, wie Musik oder Theater. Aber damals<br />
habe ich gemerkt: Ich will etwas erschaffen.“<br />
Im Keller ihrer Eltern fiel der Abiturientin �<br />
UBI BENE<br />
33
ladySpEciAL<br />
STEFAniE WELkS GROSSES THEMA iST DER MEnScH in SEinEn viELFäLTiGEn bEzÜGEn zUR WELT, EinGESpOnnEn in DiE nETzE vOn kOMMUnikATiOn<br />
UnD GLObALiSiERUnG. REizvOLL FinDET SiE DiE ARbEiT An GROSSEn ObjEkTEn. DAS MiTTEL iHRER WAHL iST DRAHT.<br />
eine Rolle Blumendraht in die Hände, die ersten<br />
Drahtkunstwerke entstanden – Stefanie Welk<br />
hatte ihr Medium gefunden. Doch sich fortan<br />
einzig der Drahtkunst zu widmen, hätte nicht zu<br />
der Heidelbergerin und ihren vielseitigen Interessen<br />
gepasst.<br />
Draht – roter Faden<br />
ihres Schaffens<br />
Und so schloss sie zunächst ein Psychologiestudium<br />
ab und entschied sich erst dann für die<br />
Tätigkeit als freischaffende Künstlerin. Auch in<br />
ihrem schöpferischen Tun ist Stefanie Welk nach<br />
wie vor nicht ausschließlich auf einen Werkstoff<br />
festgelegt: Sie hat Filme gedreht, ist an einem<br />
Landart-Projekt beteiligt, arbeitet mit Stahl – und<br />
dennoch: Der Draht zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch ihr Schaffen. „Er hat mich nicht mehr<br />
losgelassen“, sagt sie. Was ist es, das die Künstlerin<br />
an den Metallschnüren so reizt? „Das Räumliche<br />
war immer spannend für mich. Am Draht<br />
fasziniert mich, dass ich damit im Raum zeichnen<br />
kann – eine dreidimensionale Linie“, beschreibt<br />
Stefanie Welk: „Beim Zeichnen auf Papier muss<br />
man immer ins Zweidimensionale übersetzen.<br />
Bei drei Dimensionen kommen auch die anderen<br />
Sinne mit ins Spiel – das ist einzigartig.“<br />
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An ihren verschiedenen Schaffensphasen ist die<br />
Weiterentwicklung der Künstlerin ablesbar: Zunächst<br />
entstehen dicht gewickelte und in sich<br />
abgeschlossene Figuren.<br />
Mythologische Gestalten folgen, fantastische<br />
Doppelwesen mit Hörnern. Im nächsten<br />
Schritt schießen die Drähte aus den Figuren<br />
heraus, gleichzeitig scheint der Raum in sie hinein<br />
zu fließen. Oberfläche und Umrisse lösen<br />
sich auf. „Energie wird sichtbar“, formuliert es<br />
die Künstlerin. Großes – wenn auch nicht einziges<br />
– Thema ihrer Arbeiten ist der Mensch.<br />
Immer wieder der Mensch in seinen vielfäl-<br />
• Laminat<br />
• Parkett<br />
• Vinyl-Designbelag<br />
• Teppichboden<br />
• Tapetenausstellung<br />
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> Schiebepaneele<br />
> Raffrollos<br />
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Wir vermessen, liefern,<br />
verlegen und dekorieren.<br />
tigen Bezügen zur Welt. Die Vernetzung des<br />
Einzelnen, der sich „keiner klar abgegrenzten<br />
Umgebung mehr gegenüber sieht, sondern eingesponnen<br />
ist in die Netze der Kommunikation<br />
und Globalisierung“.<br />
Tatsächlich scheint Stefanie Welk ein inneres<br />
Gespür für die menschliche Gestalt und ihre<br />
Proportionen entwickelt zu haben: Die Formen<br />
lösen sich immer weiter auf, die transparenten<br />
Raumzeichnungen sind in ihren Bewegungen<br />
auf das Wesentliche reduziert und trotzdem<br />
klar erkennbar. Viele Entwürfe existieren nur<br />
in ihrem Kopf, danach wird gearbeitet. So ist es<br />
auch bei dem Torso, der gerade unter den Händen<br />
der Künstlerin Draht für Draht zu einem<br />
menschlichen Körper heranwächst. Er wird Teil<br />
einer fünfköpfigen tanzenden Figurengruppe,<br />
die Stefanie Welk Mitte März auf einer Ausstellung<br />
in Basel zeigt. Thema der Präsentation:<br />
„Nackt“. Wie lässt sich das nun wieder in<br />
Draht festhalten? „Indem man den Blick auf<br />
das Innere lenkt“, sagt Stefanie Welk. „Ich will<br />
die Gegensätze Scham-Befreiung, Festhalten-<br />
Loslassen in den Ausdruck der Figuren bringen<br />
und so das Thema ‚Nackt‘ fassen.“<br />
Ein anderes wichtiges Datum für Stefanie Welk<br />
in diesem Jahr ist die Verleihung des Stahl-Innovationspreises<br />
im Juni. Zum dritten Mal in<br />
Folge hat die Künstlerin den Auftrag, die Auszeichnung,<br />
die alle drei Jahre ausgelobt wird,<br />
für das Stahl-Informationszentrum zu gestalten.<br />
Kunst im Auftrag der Industrie – funktioniert<br />
das? Ja, sagt Stefanie Welk. Große Skulpturen<br />
von ihr sind unter anderem für die AOK<br />
Systems und für das Duale System Deutschland<br />
entstanden. Ihrem künstlerischen Selbstverständnis<br />
tun solche Auftragsarbeiten keinen<br />
Abbruch – im Gegenteil. Denn die Arbeit für<br />
und mit Wirtschaftsunternehmen bietet ihr interessante<br />
Möglichkeiten.<br />
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Der Clou der Terrado ist die Kombination<br />
aus Glasdach und Markise. Sie<br />
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sich komfortabel aus und einfahren.<br />
Ein optional erhältliches Beleuchtungssystem<br />
sorgt für angenehmes, warmes<br />
Licht und zaubert mediterranes Flair<br />
auf die heimische Terrasse.<br />
Nicht nur mit Blick auf die zur Verfügung stehenden<br />
Ressourcen, sondern auch in technischer<br />
Hinsicht: „Ich habe durch Unternehmens-<br />
aufträge schon viel gelernt, zum Beispiel was<br />
das Laserschneiden, das Stahlfärben oder das<br />
Skizzieren am Computer angeht.“<br />
Sich hier aus falsch verstandenem Kunstsinn<br />
heraus Scheuklappen anzulegen, kommt für<br />
Stefanie Welk nicht in Frage. Ihr ist es wichtiger,<br />
sich umzuschauen, zu sehen was möglich<br />
ist, weiter zu lernen. „Ich bin meinen ganz eigenen<br />
Weg gegangen. Mein Material hat mich geführt<br />
und einiges wäre ohne die Industrie nicht<br />
entstanden“, stellt sie klar.<br />
Den Blick auf das<br />
Innere lenken<br />
Auf steigendes Interesse stoßen die Drahtskulpturen<br />
seit einiger Zeit auch in der Kunstszene.<br />
Immer häufiger, so Stefanie Welk, erhalte sie<br />
Anfragen von Galeristen, Einladungen zu Ausstellungen.<br />
Als eine Art Ping-Pong-Spiel empfindet<br />
sie diese Abwechslung von freiem Schaffen<br />
und Auftragsarbeiten. Ein Spiel, bei dem die<br />
unterschiedlichen Werke und Arbeitstechniken<br />
sich gegenseitig befruchten. Und auch ein Spiel,<br />
das die Künstlerin – so scheint es –zwar teilweise<br />
beeinflusst, bei dem sie viele Entwicklungen<br />
aber auch einfach interessiert beobachtet und<br />
selbst gespannt ist, wie es wohl weitergehen<br />
mag in ihrem Leben, in ihrer Kunst.<br />
„Die Dinge ergeben sich“, lautet ihre Devise.<br />
Folgerichtig sind ihre Pläne für die Zukunft<br />
nicht allzu detailliert. Auch hier folgt die<br />
Künstlerin ihrem Gefühl. Reizvoll findet sie<br />
die Arbeit an großen Objekten. Auch für weitere<br />
Outdoor-Projekte könnte sie sich begeistern<br />
– mehrere überlebensgroße Skulpturen für den<br />
öffentlichen Raum sind in den vergangenen<br />
Jahren bereits in Zusammenarbeit mit ihrem<br />
Künstler-Kollegen Gerd Marenbach entstanden.<br />
Mit ihm gestaltet Stefanie Welk außerdem<br />
in Griechenland seit etwa drei Jahren<br />
einen sogenannten Musenhügel: Mit wenig<br />
Mitteln auf künstlerische Art Lebensraum zu<br />
gestalten, ist dort ihr Anspruch.<br />
Im vergangenen Herbst ist Stefanie Welk aus<br />
dem „Flachland“ zwischen Heidelberg und<br />
Edingen in den Odenwald gezogen. Hier in<br />
Rimbach genießt sie nun gemeinsam mit ihrem<br />
Lebensgefährten die Stille und die Natur.<br />
Was ihr fehlt, ist ihr Ausstellungsraum, der<br />
zuvor stilvoll in einem alten Glashaus untergebracht<br />
war. Doch auch in diesem Fall steht<br />
für sie fest: Es wird sich etwas ergeben. Die<br />
richtige Begegnung zur richtigen Zeit – sie wird<br />
kommen, da ist sich Stefanie Welk sicher, und<br />
auch, dass der Funke der Begeisterung für ihre<br />
Kunst dann überspringt.<br />
text: nicole pollakowsky fotos: Christian dammert n<br />
aUssTELLUngEn<br />
Werke von stefanie Welk sind unter anderem<br />
zu sehen …<br />
… in ihrem atelier am wohnort in Rimbach<br />
… am 17. und 18. märz in basel:<br />
ausstellung aRtQuerfeld<br />
… im kunsthaus schill in stuttgart<br />
… auf der homepage der künstlerin:<br />
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34 UBI BENE<br />
UBI BENE 35<br />
sonn<br />
heck
treNdART<br />
36 UBI BENE<br />
im<br />
rauscH<br />
dEr<br />
FarbEn<br />
vielfältig wie eine blumenwiese pRäsentieRt sich die FrüHLIngsModE 2<strong>01</strong>2.<br />
mit kleideRn und Röcken in neuen längen sowie kuRzen anzügen feieRn<br />
designeR die neue weiblichkeit. einfach anziehend.<br />
iREnE LUFT UBI BENE 37
treNdART<br />
punkt, punkt, komma, strich<br />
Grafisches steht jeder Frau gut zu Gesicht. Von Tupfen über Block-Streifen und Pepita-Karos, Art déco bis hin zu abstrakten Virtual-Prints aus dem Computer<br />
reicht das Trendrepertoire der Designer. Frisch und farbenfroh ziehen diese mustergültigen Kreationen alle Blicke auf sich. Mutigen ist damit ein Punktsieg<br />
sicher. In Form der angesagten Two-Tone-Dresses wirken die neuen Muster besonders elegant. Klassisches Schwarz-Weiß sorgt ebenso wie edle Gold-<br />
Weiß-Kombinationen für ein betörendes Kontrastprogramm, das dank der verspielten, bisweilen elfenhaften Schnitte alles andere als streng daherkommt.<br />
STREnESSE bLUE<br />
metallic-träume<br />
Keine futuristische Zukunftsmusik, sondern ein sanftes Meeresrauschen umgibt die Glitzer-Kreationen dieses Sommers. Mit ihrem sinnlich-schimmernden<br />
Unterwasser-Chic haben die Modeschöpfer die Damenwelt komplett am Haken. Irisierende Farben oder sanfter Perlmuttschimmer, dazu unwiderstehlich<br />
weibliche Silhouetten machen diesen Look so faszinierend wie einen Tauchgang. Silbrige Schattierungen sowie kilometerweise Satin und Seide sorgen für<br />
naturinspirierte Glanzpunkte in Form opulenter Looks, zarter Metallic-Träume und berauschender Roben.<br />
38 UBI BENE<br />
kiLiAn kERnER<br />
UBI BENE 39
treNdART<br />
spiel, satz unD sieg<br />
LinkS: ALLUDE, REcHTS: c'EST TOUT<br />
Nicht nur Schnörkel schaffen es aufs Trend-Treppchen. Minimalistische, pfeilgerade Looks stechen so manches aufwendig choreografierte Ensemble aus.<br />
Ton-in-Ton-Kombinationen bilden mit dem unschuldigsten aller Sommerflirts – nämlich Weiß – ein Doppel. Zu sportlichen Shorts, Polos, Minikleidern oder<br />
gar Trainingshosen setzen so genannte Cutout-Tops raffinierte Akzente. Luftig kommt auch der lässige Lochstrick daher. Denn bei steigenden Temperaturen<br />
dürfen die Maschen deutlich größer werden. Mal sehen, wer da alles ins Netz geht.<br />
es wirD bunt<br />
Schöne bunte Modewelt: Die neuen Frühlingslooks lassen die Erinnerung an kalte Tage schnell dahinschmelzen.<br />
Knallige Farben sorgen für Furore. Oder darf es etwas Minze, Pistazie, Himbeere oder<br />
Blaubeere sein? „Lass die Sonne rein“, lautet das Motto bei den trendigen Gelb- und Rottönen. Lust<br />
auf Meer machen unzählige Blau- und Grünschattierungen. Der Kombinationsvielfalt sind kaum<br />
Grenzen gesetzt – Colour-Blocking ist die Devise.<br />
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Sie ist leicht, durchscheinend, aber bei weitem nicht nur etwas für Mauerblümchen: Designer räumen<br />
jetzt gründlich auf mit dem zarten Spitzen-Image und zeigen, dass sinnliche Leichtigkeit ganz schön cool<br />
sein kann. Denn an übergroßer Brüsseler Spitze und filigraner Lochstickerei kommt in dieser Modesaison<br />
niemand vorbei. Dabei ist es gleich, ob Frau sich lediglich ein Top zur lässigen Jeans überwirft oder<br />
ein ganzes Ensemble trägt – Spitze sorgt in den aktuellen Trendfarben für mächtig Bewegung. Mädchen<br />
tragen Pastell, Ladies greifen zu bodenlangen Varianten, experimentierfreudige Trendsetterinnen finden<br />
Rot und Grün „Spitze!“ und die stilsichere Diva hüllt sich in einen mysteriösen Hauch von Nichts.<br />
Flower-power<br />
„Vielen Dank für die Blumen!“ Der Millefleurs-Look meldet sich mit aller Macht zurück. Dabei ist auf keinen<br />
Fall Zurückhaltung gefragt. Vielmehr lassen es die Modeschöpfer ganze Bouquets regnen. Ganz gleich<br />
ob zarte Streublüten, fotorealistische, abstrakte oder XXL-Varianten – den floralen Fantasien sind keine<br />
Grenzen gesetzt. Und nicht nur Shirts, Blusen und Kleider verwandeln sich in blühende Sommerlandschaften,<br />
auch Leggings und Jeans werden zum Beet. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Die fruchtige Spielart<br />
dieses Trends macht mit Obstdekoren in frischen Farben Appetit.<br />
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42 UBI BENE<br />
UBI BENE 43
44<br />
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neue Freiheit<br />
Ethno ist in! Farbverläufe wie ein Sonnenuntergang über der afrikanischen Steppe, schrille Animalprints oder Tribal-Motive – Afrika fasziniert und weckt<br />
ebenso wie Paisley, Inka-Muster oder folkloristische Matroschka-Anleihen in diesem Sommer die Reiselust. Ob als wallendes Maxikleid im Gypsy-Style,<br />
figurbetontes Partyoutfit oder Anzug – Frau kann täglich neu bestimmen, wohin die Reise geht. Ob sie dabei auch die neue Bauchfreiheit dieses Sommers<br />
zelebriert? Kurze Bustiers geben den Blick auf den Oberbauch frei. Der Nabel bleibt dabei unterm extra hoch geschnittenen Rockbund versteckt.<br />
UBI BENE<br />
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Alles<br />
Auf<br />
bunt<br />
Duell Der DekaDen<br />
Warum nicht in eine andere Zeit eintauchen?<br />
Für modische Anleihen bieten sich in diesem<br />
Sommer zwei völlig konträre Dekaden an: die<br />
20er und 50er Jahre. „The Great Gatsby" lässt<br />
grüßen, wenn Frauen in Flatter-Kleidern das<br />
Lebensgefühl der „Golden Twenties“ auferstehen<br />
lassen. Die burschikose Silhouette mit tief<br />
sitzender Taille gepaart mit fedrig schwingenden<br />
Fransen, glamourösen Pailletten- oder Perlenstickereien<br />
machen den Look authentisch. Dabei<br />
sind die neuen Kreationen nicht nur etwas für<br />
Motto-Partys, sondern als modisches Statement<br />
allemal alltagstauglich. Der Vintage-Trend<br />
macht die typische Garçonne-Hose ebenfalls<br />
wieder salonfähig – eine echte Konkurrenz zur<br />
Chino. Andererseits präsentieren sich die „Flotten<br />
Fünfziger“ mit Wespentaille, Pencilskirts<br />
und Petticoats modern und sexy. Hier kommt es<br />
besonders auf die Details an. Stilecht wirkt das<br />
Styling mit Kopftuch, Satin-Handschuhen oder<br />
Sonnenbrillen in Cat-Eyes-Form.<br />
text: Cordula schuhmann fotos: Michael Wittig n<br />
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46 UBI BENE<br />
ZwiscHEn dEn ZEilEn<br />
in jedem menschen steckt eine veRboRgene seite. diese fReizulegen waR die idee zuR neuen<br />
FrIsUrEn-koLLEkTIon von thomas-aRmin mathes. jedeR haaRschnitt biRgt ein geheimnis, das nuR<br />
deR tRägeR offenbaRen kann.<br />
UBI BENE<br />
47
treNdART<br />
WAS ScHLUMMERT UnTER DER EnGELSGLEicHEn ObERFLäcHE?<br />
DER zWEiTE HAARScHniTT bRinGT ES An DEn TAG.<br />
48 UBI BENE<br />
Haare sind Ausdruck von Persönlichkeit. Der brave Pagenkopf,<br />
der elegante Bob, die wilde Lockenmähne<br />
oder der strenge Scheitel – immer rahmt der Haarschnitt<br />
das Gesicht und gibt – vermeintlich – Aufschluss über unser Wesen.<br />
Aber was, wenn viele verschiedene Eigenschaften und Stimmungen<br />
in uns schlummern? Wenn diese verborgenen Seiten sich zeigen wollen?<br />
Thomas-Armin Mathes, der kreative Kopf der Tom Co.-Friseure, hat die<br />
Frage des Philosophen Richard David Precht, „Wer bin ich, und wenn<br />
ja, wie viele?“, aufgenommen und eine Frisurenkollektion entworfen, die<br />
diese optische Verwandlung ermöglicht. Dank einer neu entwickelten<br />
Schnitt-Technik befindet sich innerhalb der geschlossenen Oberfläche ein<br />
weiterer Haarschnitt, der sich mit wenigen Handgriffen freilegen lässt und<br />
ein völlig neues Styling ermöglicht.<br />
„Subtexture“ heißt die Kollektion für Männer und Frauen und ganz unterschiedliche<br />
Haarlängen, die die Unvereinbarkeit von hart und weich,<br />
wild und ruhig aufhebt. Der Mannheimer Fotograf Daniel Lukac hat sie<br />
in Szene gesetzt und dabei genau diese Transformationen offengelegt. �<br />
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Subtil gestreute Fetisch-Motive zeigen die Modelle als Jekyll und Hyde.<br />
Von aktuellen Trends hat Thomas-Armin Mathes sich bei seinen Entwürfen<br />
nicht leiten lassen. „Ob nun lang oder kurz, glatt oder gestuft – diese<br />
kurzfristigen Moden hatten keine Bedeutung“, sagt er und begründet:<br />
„Mode wird doch immer individueller. Uns geht es um den Ausdruck von<br />
Individualität und Persönlichkeit.“<br />
text: Ute Maag fotos: daniel Lukac/h7photo.com n<br />
digital artwork: ann Christin schuhmacher/ push-the-button.com<br />
photo assistant: riccardo Wiesinger make up: Eva schubert, Carmen Frenkel<br />
styling: Fidan baran<br />
glowing bEauty<br />
rayLIFE steht füR eine neue aRt deR ästhetischen behandlung füR gesicht<br />
und köRpeR. sanft und effektiv – ohne spRitze und skalpell.<br />
Der Wunsch nach Schönheit und ästhetischem<br />
Gleichgewicht spielt in der<br />
heutigen Zeit eine immer wichtigere<br />
Rolle. Asclepion Laser Technologies, ein seit<br />
über 30 Jahren führendes Unternehmen in der<br />
Herstellung medizintechnischer Geräte, hat aus<br />
diesem Wunsch das Schönheitskonzept „raylife<br />
– glowing beauty“ entwickelt, das in den raylife-<br />
Beauty-Centern in Mannheim und Heidelberg<br />
angewandt wird – für ein strahlendes Aussehen<br />
und eine natürliche Ausstrahlung.<br />
„Wir möchten eine natürliche Motivation auf<br />
die Haut ausüben, sich zu regenerieren und bestimmte<br />
Hautalterungsprozesse optisch zu verlangsamen“,<br />
erläutert Sabine Nickisch, Fachbereichsleiterin<br />
raylife, das Verfahren. Akustische<br />
Wellen verbessern die Elastizität der Haut und<br />
wirken effizient gegen Cellulite. Elektromagnetische<br />
Wellen bekämpfen Merkmale der<br />
Hautalterung und -schlaffheit, mit der Blitzlampe<br />
können Härchen entfernt und altersbedingte<br />
Pigmentflecken beseitigt werden. Die Kombination<br />
aller drei Technologien ermöglicht eine individuell<br />
abgestimmte Behandlung von Gesicht<br />
und anderen Körperregionen.<br />
„Unsere Zielsetzung ist die Natürlichkeit der<br />
Ausstrahlung“, betont Sabine Nickisch: „Wir<br />
können kein Full-Lifting machen, das kann nur<br />
ein Chirurg. Aber wir können erreichen, dass<br />
das Immunsystem der Haut verbessert wird,<br />
dass die Hautstraffheit wiederhergestellt wird<br />
und dass eine gute Durchblutung und eine Frische<br />
der Haut gegeben sind.“<br />
Das Geheimnis der Tulpe<br />
Die Schönheit einer Blume stand Pate für das<br />
Design des raylife-Systems. Die Basis ist einer<br />
Tulpe nachempfunden, verschiedene Handstücke<br />
ermöglichen dem Behandler, die unterschiedlichen<br />
Techniken individuell zu dosieren<br />
und zu kombinieren. Vor der Behandlung steht<br />
daher ein umfangreicher Beauty-Check. „Hier<br />
ermitteln wir, was die Kundin oder der Kunde erreichen<br />
möchte, um das bestmögliche Ergebnis<br />
zu erzielen“, erklärt die Expertin. Ausgeschlossen<br />
werden außerdem mögliche Risikofaktoren wie<br />
die Einnahme von Medikamenten, die die Lichtempfindlichkeit<br />
der Haut erhöhen könnten. In<br />
einer Probebehandlung kann sich der Kunde<br />
anschließend mit der Technologie vertraut machen,<br />
ehe die eigentliche Behandlung beginnt.<br />
Die Möglichkeiten sind vielfältig: Erhaltung<br />
der Bindegewebsfunktion und Collagen- sowie<br />
Elastinproduktion, Faltenreduktion, das Ausgleichen<br />
der Talgproduktion bei fettiger Haut,<br />
promotion<br />
Akne-Nachbehandlung im Gesicht, Entfernung<br />
von Körperhaaren, Reduktion der verschiedenen<br />
Formen von Cellulite und Abbau von Fettpölsterchen,<br />
ganz nach Wunsch und Bedürfnis des<br />
Kunden. „Dabei arbeiten wir in unterschiedlichen<br />
Hautschichten, die Technologie misst jeweils<br />
die Beschaffenheit der Haut und dosiert<br />
die Intensität der Behandlung.“<br />
Das dauerhafte Erstrahlen stellt sich in der Regel<br />
nach sechs bis zwölf Sitzungen ein. „Das<br />
hängt von verschiedenen Faktoren wie Hautalter<br />
oder Feuchtigkeitsgehalt ab“, erklärt Sabine<br />
Nickisch: „Aber wir können auch kurzfristig etwas<br />
erreichen, zum Beispiel mit einer Augenbehandlung<br />
unmittelbar vor einer Veranstaltung.“<br />
Eben ganz sanft – ohne Spritze und Skalpell.<br />
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UBI BENE 51
treNdART<br />
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VErlust<br />
zeig miR, wie du wohnst – und ich sage diR, weR du bist. mit den<br />
aktuellen WoHnTrEnds hat jedeR die fReiheit, sich und seinen<br />
wohnRaum immeR wiedeR neu zu eRfinden.<br />
Nie waren Einrichtungsstile so sehr<br />
Ausdruck der eigenen Persönlichkeit<br />
wie heute. Denn die Grenzen zwischen<br />
Rückzugsort und sozialem Treffpunkt<br />
verschwimmen zusehends, wie aktuelle Studien<br />
belegen. Darüber hinaus sind auch rein funktionelle<br />
Aufteilungen des Wohnraums passé. Fernsehecken<br />
in der Küche sind ebenso möglich wie<br />
freistehende Badewannen im Schlafzimmer.<br />
Um in diesem Umfeld Wohlfühlatmosphäre<br />
abseits des fordernden Alltags zu schaffen, bedarf<br />
es individueller Einrichtungslösungen. Gestalterische<br />
Unabhängigkeit ist Trumpf, und so<br />
müssen sich Möbel den Menschen anpassen.<br />
Innovative Ideen sind daher vor allem eines – keine<br />
statischen Komplettpakete. Vielmehr stehen<br />
Wandel- und Kombinierbarkeit der einzelnen<br />
Elemente im Vordergrund. So erklären Designer<br />
und Kunden beispielsweise Regale in den unterschiedlichsten<br />
Formen und Verwendungszwecken<br />
zu unentbehrlichen Mitbewohnern.<br />
Neue Flexibilität<br />
Aber auch Sitzmöbel haben ihren großen Auftritt.<br />
Sofas werden tendenziell kleiner, bei bleibender<br />
Funktionalität. Sie setzen mit individuellen<br />
Bezügen – von leuchtendem Senfgelb<br />
über Lila und dezenten Pastell-Schattierungen<br />
wie Himmelblau bis hin zu schlichtem Grau<br />
oder heimeligen Kaffee-Nuancen – Akzente.<br />
Darüber hinaus verleihen sie Räumen durch<br />
ihre Formensprache und Flexibilität immer<br />
neue Wirkung. Der Pouf – gerne als Blicke fangendes<br />
Einzelstück – erlebt eine Renaissance.<br />
Wobei er keinen Stammplatz zugewiesen bekommt,<br />
sondern sich mit den Bewohnern �<br />
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52 UBI BENE<br />
UBI BENE 53
54<br />
treNdART<br />
UBI BENE<br />
durch die Räume bewegt. Gleiches gilt für das<br />
Beistelltischchen, das, mit praktischem Henkel<br />
versehen, durch alle Lebensbereiche mäandert.<br />
Elemente mit Vorleben<br />
Dabei werden ein Höchstmaß an Qualität und<br />
ein ansprechendes Design kompromisslos eingefordert.<br />
„Weder Optik noch Material allein<br />
sind ausschlaggebend. Die Kombination von<br />
beidem muss stimmen“, bestätigt Miriam Roetzel<br />
von roetzel raumausstattung in Mannheim.<br />
Das trifft nicht nur auf das Mobiliar zu,<br />
sondern auch auf die Dekoration. „Edle Stoffe<br />
werden wieder häufiger gewünscht“, so die<br />
Fachfrau, „da sich damit Räume einfach weitaus<br />
gemütlicher, dekorativer und individueller<br />
gestalten lassen.“ Dass dabei auch ausgefallene<br />
Muster in kräftigen Farben im Trend liegen, sei<br />
nur logische Konsequenz der bewussten Entscheidung<br />
für ein individuelles, authentisches<br />
Wohnambiente.<br />
Das Thema Natur rückt in der Einrichtung<br />
noch stärker ins Rampenlicht. „Nachhaltigkeit<br />
und Naturstoffe sind definitiv das Thema“, erklärt<br />
Miriam Roetzel. Gleich ob unbehandeltes<br />
oder gebrauchtes Holz, Tierfelle als Bezugsstoffe,<br />
Lampenschirme aus Federn oder Waldobjekte<br />
aus Moos, es gilt: Hauptsache echt und<br />
unverfälscht. „An Leinen, Seide oder Baumwolle<br />
führt hinsichtlich Dekoschals, Kissenhüllen<br />
oder Vorhängen kein Weg vorbei“, sagt die<br />
Raumausstatterin.<br />
Dabei ist die Anmutung modern und in der<br />
Haptik ursprünglich. „Lebe möglichst ungewöhnlich“,<br />
lautet bei aller Natürlichkeit die<br />
Devise. Daher übernehmen Möbel nicht nur<br />
naturinspirierte Formen oder zaubern steinerne<br />
Dekorbahnen Bodenständiges an die Wände,<br />
sondern sind Einrichtungs- wie Gestaltungselemente<br />
mit einem Vorleben besonders gefragt.<br />
So tarnen sich fabrikneue Echtholzparkette<br />
als jahrzehntealte Dielen, bilden alte Mühlsteine<br />
Tischplatten oder fungieren mannshohe<br />
Schiffsplanken als Stehleuchten. Die Spielarten<br />
sind vielfältig und manchmal so überraschend<br />
wie das Leben selbst.<br />
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treNdART<br />
„blaue wunDer“<br />
licht und farben sind essentiell für den<br />
menschen. zahlreiche physiologische prozesse<br />
sind davon abhängig. doch menschen<br />
verbringen heute im schnitt 80 prozent des<br />
tages in geschlossenen Räumen. „die gestaltung<br />
unseres umfeldes bekommt also<br />
einen ganz anderen stellenwert“, so farbdesignerin,<br />
wohn- und lebensraumberaterin<br />
Ulrike gaffga von gaffga-farbkonzepte<br />
in wiesloch. sie erklärt, was hinter den aktuellen<br />
wohntrends steckt und wie man sie<br />
am besten einsetzt.<br />
naturmaterialien und organische Formen<br />
liegen im Trend. Warum?<br />
ulrike gaffga: trends sind immer ausdruck<br />
des aktuellen lebensgefühls und der wirtschaftslage.<br />
in zeiten der krise findet die<br />
besinnung auf das wesentliche statt, aber<br />
auch ein umdenken. man lebt bewusster.<br />
aktuell besteht der allgemeine wunsch<br />
nach veränderung und neuanfang mit weitblick.<br />
naturmaterialien sind uns vertraut<br />
und spielen in hinblick auf das wohlgefühl<br />
und die gesundheit eine immer wichtigere<br />
Rolle. ökologie, umweltverträglichkeit und<br />
wertigkeit der materialien rücken mehr in<br />
den mittelpunkt.<br />
Wie lassen sich natürliche oberflächen<br />
und strukturen auf raumwirkung und<br />
Farbkonzepte übertragen?<br />
ulrike gaffga: im hinblick auf die zunahme<br />
von allergien spielen natürliche materialien<br />
wie kalk- und lehmputze, unbehandelte<br />
hölzer und lösungsmittelfreie farben eine<br />
wichtige Rolle in der Raumgestaltung. natürliche<br />
oberflächen besitzen lebendigkeit,<br />
sorgen für ein gesundes Raumklima<br />
und fördern das wohlgefühl. in der verar-<br />
UBI BENE<br />
beitung gibt es eine vielzahl von wandtechniken,<br />
die unterschiedlichste ästhetische<br />
ansprüche erfüllen. und auch bei der farbgestaltung<br />
gilt das prinzip: „mittelpunkt ist<br />
der mensch als nutzer.“ denn farbe wirkt<br />
und weckt emotionen, aber welche das<br />
sind, ist von mensch zu mensch verschieden,<br />
daher ist ein farbkonzept etwas sehr<br />
individuelles, ja persönliches, das zudem<br />
mit Raumfunktion, architektur und materialwahl<br />
zur einheit gebracht werden muss.<br />
Was sagt die Farbdesignerin zu satten Farben<br />
und eher aufgeregten Mustern, wie sie<br />
in den aktuellen kollektionen auftauchen?<br />
ulrike gaffga: trends sind immer ein wechselspiel<br />
der extreme. ich denke, die vollfarbigkeit<br />
steht für eine sehnsucht nach<br />
lebendigkeit und lebensfreude, nach expressivem<br />
ausdruck. in der Raumgestaltung<br />
gilt es, die balance zu finden. sowohl<br />
die vermeidung von einseitigkeit als auch<br />
eine Reizüberflutung sind bei einer guten<br />
farbgestaltung wesentlich. der menschliche<br />
körper ist auf ausgleich programmiert.<br />
jeder Reiz in der außenwelt bewirkt<br />
eine Reaktion im inneren.<br />
Wie viel Farbe verträgt der Mensch?<br />
ulrike gaffga: farben schaffen stimmungen<br />
und entscheiden darüber, ob ich mich irgendwo<br />
wohl fühle oder die flucht ergreifen<br />
will. mit kräftigen farben und mustern muss<br />
man daher in der Raumgestaltung vorsichtig<br />
umgehen. sie lassen sich gut als akzente<br />
nutzen und können das salz in der suppe<br />
sein. bei einem zuviel kann man schnell<br />
sein blaues wunder erleben oder plötzlich<br />
Rot sehen. konzentrationsschwäche, innere<br />
unruhe und unwohlsein können die Reaktion<br />
auf eine schlechte farbgestaltung sein.<br />
Wie wirken pastellige Töne?<br />
ulrike gaffga: wie schon gesagt, unser<br />
farbempfinden ist was sehr persönliches.<br />
sensible menschen fühlen sich in zarten<br />
farben wohler als in gesättigteren. sie<br />
brauchen weniger input. bei extrovertierten<br />
ist es genau umgekehrt. ich sehe den minimalistisch-puristischen<br />
stil als Reaktion<br />
auf unsere hektische zeit und eine zunehmende<br />
Reizüberflutung. man möchte sich<br />
mit klarer, schlichter und zurückhaltender<br />
gestaltung vom stressigen alltag lösen. es<br />
ist der wunsch nach Ruhe und befreiung.<br />
Ist also Monotonie die Lösung?<br />
ulrike gaffga: nein, aber es besteht tatsächlich<br />
allzu oft die tendenz zur einseitigkeit.<br />
weiße wände sind leider immer noch<br />
vorherrschend. oftmals genügt schon eine<br />
leichte abtönung, das spiel mit nuancen,<br />
um einen Raum wohnlicher zu machen.<br />
angenehme anregungen für die sinne zu<br />
schaffen, ist beim puristischen stil wichtig.<br />
akzente können durchaus auch in form von<br />
materialien und strukturen auftauchen.<br />
Wie findet man den individuellen Wohnstil,<br />
der zu persönlichkeit, architektur und Lebensgewohnheiten<br />
passt?<br />
ulrike gaffga: eine gründliche Raum- und<br />
personenanalyse ist unerlässlich. aber jeder<br />
sollte sich grundsätzlich fragen: was<br />
sind meine wünsche? was stört? wo liegen<br />
die schwerpunkte beim wohnen? welche<br />
materialien sind bereits vorhanden? was<br />
muss bleiben oder soll vielleicht kaschiert<br />
werden? ich komme ins spiel, wenn es darum<br />
geht, diese wünsche mit architektur,<br />
lichtverhältnissen und einer auswahl an<br />
materialien unter einen hut zu bringen.<br />
text und interview: Cordula schuhmann n<br />
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regioNal<br />
ausstellungen<br />
pipilotti rist – augapfelmassage: die kunsthalle<br />
präsentiert eine umfassende Retrospektive<br />
der videoarbeiten, skulpturen und<br />
raumgreifenden installationen der schweizer<br />
künstlerin, die mit ihren werken themen<br />
wie körperlichkeit und identität kreativ zum<br />
ausdruck bringt. ein highlight in der mannheimer<br />
schau ist ihre aktuelle arbeit „administrating<br />
eternity“ – eine überwältigende<br />
visuelle landschaft (24. märz bis 24. juni).<br />
www.kunsthalle-mannheim.de<br />
Christian dammert – schanghai: das mannheimer<br />
einrichtungshaus Reuter + schmidt<br />
zeigt impressionen aus der chinesischen<br />
metropole, die dammert dort im vergangenen<br />
herbst eingefangen hat. in stadtansichten,<br />
portraits von menschen und details<br />
spielt der fotograf mit licht und Reflexen.<br />
in der ausstellung spannen die werke einen<br />
bogen von asiatischen einflüssen in der<br />
wohnkultur zu italienischem und deutschem<br />
design (16. märz bis 15. mai). www.sur.de<br />
benedikt und die Welt der frühen klöster:<br />
passend zum katholikentag widmen sich<br />
die Reiss-engelhorn-museen dem vater des<br />
abendländischen mönchtums. die ausstellung<br />
mit zahlreichen kostbaren exponaten<br />
entführt die besucher ins mittelalter und<br />
zeigt die hohe bedeutung der klöster für bildung,<br />
wirtschaft und herrschaft (13. mai bis<br />
13.januar 2<strong>01</strong>3). www.rem-mannheim.de<br />
Fon 0 72 72 / 7 00 72-0<br />
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Ägyptens schätze entdecken: das historische<br />
museum der pfalz präsentiert die<br />
meisterwerke aus der sammlung des ägyptischen<br />
museums turin. neben spektakulären<br />
skulpturen mächtiger pharaonen sind intime<br />
familienbildnisse, großartige handschriften<br />
und geheimnisvolle mumien zu sehen.<br />
außerdem werden in zusammenarbeit mit<br />
ägyptologen der johannes-gutenberguniversität<br />
mainz und der freien universität<br />
berlin sowie des ägyptischen museums<br />
turin die neuesten forschungsergebnisse<br />
von grabungen in assiut gezeigt (11. märz<br />
bis 2. september). www.museum.speyer.de<br />
musical<br />
The bar at buena vista 2<strong>01</strong>2: die grandfathers<br />
of cuban music sind zurück. Reynaldo creagh,<br />
maestro guillermo „Rubalcaba“ gonzáles und<br />
josé „maracaibo“ castañeda begeistern mit<br />
dem zauber kubas der 40er und 50er jahre.<br />
ihre show basiert auf geschichten rund<br />
um liebe, eifersucht und versöhnung. ort<br />
des geschehens ist die bar des social club<br />
von buena vista in havanna, der ort, der als<br />
inbegriff für das kubanische lebensgefühl<br />
gilt. die kubanische diva siomara valdés und<br />
die Rumba-legende luis chacón „aspirina“<br />
mendive sorgen im mannheimer Rosengarten<br />
für mitreißende tanzeinlagen (1. april).<br />
www.bb-promotion.de<br />
film<br />
großes kino: das cineplex-kino auf den<br />
mannheimer planken öffnet seine pforten für<br />
tatort-live-übertragungen: fans können die<br />
sonntagabendkrimis künftig in public-viewing-atmosphäre<br />
genießen, zum beispiel am<br />
11. märz den wdR-tatort hinkebein. auch<br />
live-übertragungen aus der metropolitan<br />
oper new york stehen auf dem programm,<br />
Verkauft<br />
so am 7. april massenets „manon“ mit anna<br />
netrebko und am 14. april verdis “la traviata”.<br />
aus dem bolschoi-ballett moskau werden<br />
die inszenierungen “le corsaire” (11.<br />
märz) und „the bright stream“ auf großleinwand<br />
projiziert. www.kinos-in-mannheim.de<br />
festivals<br />
Heidelberger Literaturtage: das festival<br />
gehört seit 1994 zu den höhepunkten<br />
des kulturellen lebens der stadt. das<br />
programm mit lesungen internationaler<br />
schriftsteller, autorengesprächen und<br />
musik genießt überregionale aufmerksamkeit.<br />
das besondere ambiente eines originalen<br />
jugendstilzeltes lässt bis zu 300 literaturinteressierte<br />
platz finden und beherbergt<br />
in seinen nischen heidelbergs vielfalt an<br />
verlagen, buchhandlungen, büchereien und<br />
kulturellen einrichtungen (10. bis 13. mai).<br />
www.heidellittage.de<br />
Tüten und Töne: beim 4. mannheimer einkaufs-musikfest<br />
in der mannheimer city mit<br />
langem shopping-abend bis 22 uhr verwandeln<br />
bands und künstlergruppen geschäfte<br />
in clubs (2. juni). www.werbegemeinschaftmannheim.com<br />
messe<br />
ZFH auf dem Lindenhof ETW in der Neckarstadt-Ost ETW in Feudenheim<br />
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Con:gusto: die genussmesse im mannheimer<br />
Rosengarten ist austragungsort der<br />
deutschen barista championships. seit 20<strong>01</strong><br />
messen sich die besten baristi des landes<br />
in der zubereitung von espresso-getränken.<br />
erwartet werden mehr als 100 teilnehmer,<br />
die innerhalb von 15 minuten jeweils vier<br />
espressi, vier cappuccini und vier eigenkreationen<br />
zubereiten müssen. an den messeständen<br />
präsentieren sich spezialitätenanbieter<br />
von kaffee, tee, schokolade, bier,<br />
RH in Neuhermsheim ETW auf dem Lindenhof Penthouse in der Oststadt EFH in Gartenstadt<br />
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Villa in der Oststadt<br />
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wein oder patisserie. bei einer gala werden<br />
die preisträger des coffee innovations award<br />
gekürt (23. bis 25. märz). www.congustomannheim.de<br />
NatioNal<br />
ausstellungen<br />
München: das haus der kunst zeigt erstmals<br />
seit zehn jahren eine umfassende präsentation<br />
der werke des fotokünstlers thomas<br />
Ruff. die ausstellung zeigt in chronologischer<br />
Reihenfolge seine künstlerische entwicklung.<br />
eine aktuelle serie zeigt oberflächen<br />
des mars, die Ruff der website der nasa<br />
entnommen und raffiniert in bilder übersetzt<br />
hat (bis zum 20. mai). www.hausderkunst.de<br />
Waldenbuch: das museum Ritter zeigt im<br />
museumsfoyer die grafikmappe künstler<br />
gegen die folter. das mappenwerk umfasst<br />
19 grafiken herausragender zeitgenössischer<br />
künstler. mit der ausstellung unterstützt<br />
das museum die menschenrechtsorganisation<br />
„vereinigung zur verhinderung<br />
der folter“. der eintritt ist frei (11. märz bis<br />
1. mai). www.museum-ritter.de<br />
messe<br />
karlsruhe: 222 galeristen aus zwölf ländern<br />
werden bei der aRtkarlsruhe ein breites<br />
spektrum bildnerischer disziplinen von der<br />
klassischen moderne bis zur gegenwartskunst<br />
präsentieren. zahlreiche galerien der<br />
metropolregion Rhein-neckar sind vertreten,<br />
zum beispiel arthea, kasten und keller aus<br />
mannheim, lauth aus ludwigshafen und p13<br />
aus heidelberg. in einer sonderpräsentation<br />
wird die sammlung marli hoppe-Ritter gezeigt<br />
(8. bis 11. märz). www.art-karlsruhe.de<br />
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60 UBI BENE<br />
UBI BENE 61
pferdeSTäRkEn<br />
schach bei 60 km/h<br />
polo zählt zu den ältesten und dynamischsten mannschaftsspoRtaRten deR welt. beim<br />
maimaRkt-tuRnieR im mannheimeR Reitstadion ist das spektakel nun zum zweiten mal zu bewun-<br />
deRn. sechs teams weRden zum MaIMarkT arEna poLo CHaMpIonsHIp 2<strong>01</strong>2 eRwaRtet.<br />
Drahtige Pferde in gestrecktem Galopp,<br />
rasante Richtungswechsel und Reiter,<br />
die artistisch um dem Ball kämpfen<br />
– die Premiere der Sportart Polo beim Mannheimer<br />
Maimarkt-Turnier im vergangenen Jahr<br />
begeisterte die Zuschauer. Grund genug für die<br />
Veranstalter, das Turnier nicht nur fortzusetzen,<br />
sondern auch aufzuwerten. „2<strong>01</strong>1 wollten wir<br />
Polo einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich<br />
und bekannt machen, das ist voll und ganz gelungen“,<br />
sagt Peter Hofmann, der Vorsitzende<br />
des Mannheimer Reitvereins: „Diesmal sind<br />
sechs Teams im Einsatz.“<br />
Thomas Strunck vom sportlichen Berater-Team<br />
Baltic Polo Events bastelt derzeit an deren Zusammensetzung.<br />
Sein Ziel: die ganze Bandbreite<br />
dieses faszinierenden Sports in hochklassigen<br />
und spannenden Spielen zu zeigen. Anders als<br />
in den meisten anderen Teamsportarten werden<br />
die Mannschaften im Polo für jedes Turnier<br />
neu gebildet. Nationalitäten spielen dabei keine<br />
Rolle, viel eher das Handicap, mit dem jeder<br />
Spieler ähnlich wie beim Golf klassifiziert wird.<br />
Einsteiger starten mit -2, Profis haben +4 und<br />
mehr. Bis 10 reicht die Skala.<br />
Auch die Mischung der Spielertypen muss stimmen.<br />
In Mannheim wird Arena Polo gespielt,<br />
eine Variante mit drei Reitern pro Team auf einem<br />
kleineren Feld. Der Spieler auf der Position<br />
eins ist für den Angriff zuständig, Nummer<br />
zwei ist ein Mittelfeldspieler. Auf Position drei<br />
agiert meist der beste Spieler des Teams, der<br />
das Spiel von hinten aufbaut und gleichzeitig<br />
Verteidigungsaufgaben übernimmt. Gemeinsam<br />
versuchen sie, den Ball mit ihren Schlägern, den<br />
sogenannten Sticks, ins fünf Meter breite Tor zu<br />
SpAnnEnDE SpiELE vOR bEGEiSTERTEn zUScHAUERn:<br />
DiE pOLO-pREMiERE vOR EinEM jAHR MAcHTE LUST AUF MEHR.<br />
bugsieren, das durch zwei Stangen gekennzeichnet<br />
ist. Dabei müssen sie ein umfangreiches<br />
und für den Laien nicht einfach zu durchschauendes<br />
Regelwerk beachten, zum Beispiel das<br />
Wegerecht. Es besagt, dass der Spieler, der seinem<br />
geschlagenen Ball auf gerader Linie folgt<br />
oder als Erster auf die Linie des rollenden oder<br />
fliegenden Balles einschwenkt, nicht von einem<br />
anderen Spieler gekreuzt werden darf, wenn<br />
dadurch der Spieler oder das Pferd gefährdet<br />
würde. Liegt eine Behinderung vor, unterbrechen<br />
die beiden mitreitenden Schiedsrichter,<br />
die Umpires, das Spiel sofort. Fouls werden mit<br />
einem Strafschlag, dem Penalty, geahndet.<br />
Ein Sport für Denker<br />
und Taktiker<br />
Auch wenn Polo aufgrund seiner Geschwindigkeit<br />
und der Akrobatik, mit der die Spieler<br />
ihre Sticks mit Vorhand oder Rückhand oder<br />
unter dem Hals oder Rumpf des Pferdes hindurch<br />
schwingen, mitunter halsbrecherisch<br />
wirkt – ein Sport für Draufgänger ist es nicht.<br />
„Wenn Sie nur Draufgänger im Team haben,<br />
haben Sie keine Chance“, erklärt Thomas<br />
Strunck: „Im Gegenteil: Sie brauchen auch<br />
die Denker, die Taktiker, die Analysten. Polo<br />
ist ein sehr komplexer Sport. Nicht umsonst<br />
nennt man ihn auch Schach bei 60 km/h.“ Zur<br />
Taktik gehören das Sticken, also den Gegner<br />
mit dem Stick am Schlagen des Balles zu hindern,<br />
oder das Abreiten, also das Abdrängen<br />
eines Gegners vom Spielgeschehen.<br />
Ein guter Reiter ist daher nicht automatisch auch<br />
ein begabter Polospieler. „Man braucht viel Erfahrung<br />
und Gefühl“, erzählt Strunck: „Die �<br />
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klassische reiterliche Ausbildung ist dabei mitunter<br />
sogar hinderlich.“ Und ein Mann ist nicht<br />
zwangsläufig stärker als eine Frau. In den sechs<br />
gemischten Teams, die im Mannheim antreten<br />
werden, reiten auch vier Frauen. Eva Brühl, die<br />
derzeit beste deutsche Spielerin, hatte mit ihrer<br />
Mannschaft schon im vergangenen Jahr Rang<br />
zwei belegt. Erstmals nach Mannheim kommen<br />
Steffi von Pock, Jeanette Diekmann und<br />
Marie-Jeanette Ferch. Ferch wird im schwarzen<br />
Polohemd des Teams UBI BENE antreten. Die<br />
35-Jährige hatte unter ihrem Mädchennamen<br />
Steinle zahlreiche Erfolge in der Vielseitigkeitsreiterei<br />
gesammelt. Seit 2004 spielt sie Polo, vor<br />
kurzem belegte sie beim traditionsreichen Snow<br />
Polo Worldcup in Kitzbühel im Team mit ihrem<br />
Ehemann, Schauspieler Heino Ferch, und dem<br />
Argentinier Ignacio Garrahan Platz vier.<br />
Frauenpower in Mannheim<br />
Auch beim Maimarkt-Turnier werden internationale<br />
Polo-Profis erwartet – und jede Menge<br />
Poloponies. Den Pferden, die zumeist aus<br />
argentinischer Zucht stammen, gilt die größte<br />
Aufmerksamkeit und der ganze Schutz des Regelwerks.<br />
Weil die wendigen Tiere nicht in zwei<br />
aufeinanderfolgenden Spielabschnitten, den<br />
sechseinhalbminütigen „Chukkers“, eingesetzt<br />
werden dürfen, muss jeder Reiter mindestens<br />
zwei zur Verfügung haben. Auf jede mögliche Gefährdung<br />
eines Tieres reagieren die Schiedsrichter<br />
mit der sofortigen Unterbrechung des Spiels.<br />
Fällt dagegen mal ein Reiter vom Pferd, wird<br />
nicht gewartet, bis er wieder im Sattel sitzt.<br />
Dann lassen sie das schnellste Mannschaftsspiel<br />
der Welt einfach weiterlaufen.<br />
text: Ute Maag fotos: Christian dammert n<br />
Der Frühling ist nicht mehr weit!<br />
Wir bringen Ihren Garten<br />
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Wir freuen uns auf Ihren Anruf!<br />
Am 1. Juli feiern wir unser 25-jähriges Firmenjubiläum!<br />
das 49. MaIMarkT-TUrnIEr<br />
ein internationales teilnehmerfeld wird zu<br />
drei olympia-Qualifikationsprüfungen im<br />
springen, in der dressur und in der dressur<br />
der para-equestrians erwartet. der<br />
zeitplan sieht zahlreiche wettbewerbe vor:<br />
29. april bis 1. Mai<br />
maimarkt aRena polo championship<br />
4. bis 8. Mai<br />
internationale springprüfungen<br />
5. und 6. Mai<br />
internationale dressurprüfungen<br />
5. bis 8. Mai<br />
internationale dressurprüfungen<br />
für behinderte sportreiter<br />
dEr ZEITpLan dEs MaIMarkT<br />
arEna poLo CHaMpIonsHIp 2<strong>01</strong>2<br />
sonntag, 29. april<br />
spiele um 14.45 uhr, 16 uhr und 17.15 uhr<br />
Montag, 30. april<br />
spiele um 11.30 uhr, 15.15 uhr und 16.30 uhr<br />
dienstag, 1. Mai<br />
spiel um platz fünf: 8.30 uhr<br />
spiel um platz drei: 12.15 uhr<br />
finale und siegerehrung: 15 uhr<br />
(kurzfristige verschiebungen der vorrundenspiele<br />
sind möglich)<br />
Herr dr. radmacher, Ihre praxis „Zahnraum“<br />
ist eine der ersten adressen für Implantologie<br />
und Endodontie ...<br />
dr. uwe Radmacher: aber nicht nur! ich<br />
arbeite hier mit drei weiteren zahnärzten<br />
und wir bieten das komplette zahnmedizinische<br />
spektrum für erwachsene und kinder<br />
an, von konservierender versorgung,<br />
prophylaxe und parodontologie, bis hin zu<br />
funktionellen prothetischen versorgungen,<br />
wahlweise in vollnarkose. aber es ist schon<br />
richtig: auf dem gebiet der endodontie und<br />
3d-implantologie sind wir spezialisiert und<br />
haben langjährige erfahrung.<br />
Was ist der vorteil der 3d-Implantologie?<br />
Radmacher: die genauigkeit. ich beschäftige<br />
mich damit schon seit dem jahr 2000. wir<br />
verfügen über eine 3d-Röntgendiagnostik<br />
und können mit unserem digitalen verfahren<br />
das implantat exakt positionieren und<br />
die länge und größe perfekt auf das knochenangebot<br />
abstimmen. dies geschieht<br />
schon im vorfeld der behandlung. der eingriff<br />
wird damit so schonend wie möglich.<br />
das bedeutet kleinstmögliche schnitte, das<br />
vermeiden von unnötigen knochenaufbauten<br />
und somit die schnellstmögliche heilung.<br />
schwellungen und schmerzen nach<br />
einem eingriff sind dadurch nahezu immer<br />
zu vermeiden.<br />
Welche rolle spielt die Ästhetik?<br />
Radmacher: unser ziel ist die optimale versorgung<br />
und die wiederherstellung des<br />
HöcHstEr ansprucH<br />
deR fRoschkönig mit seinem goldenen kRönchen ist das signum<br />
des zahnRaums am schloss in mannheim. dr. UWE radMaCHEr<br />
und sein team eRfüllen hieR höchste anspRüche an Qualität<br />
und ästhetik in deR zahngesundheit.<br />
ursprünglichen zustandes. auch unter ästhetischen<br />
gesichtspunkten. das heißt, die<br />
zahnwurzel soll auch möglichst unter der geplanten<br />
zahnkrone sitzen und nicht irgendwo.<br />
durch ein optimales zusammenspiel der<br />
so genannten rot-weißen ästhetik, also dem<br />
zusammenspiel von zahn und zahnfleisch<br />
als gesamtkunstwerk, wird eine gesunde,<br />
stabile und widerstandsfähige parodontale<br />
situation erreicht. implantat ist eben nicht<br />
gleich implantat und krone nicht gleich krone.<br />
daher verwenden wir auch nur äußerst<br />
hochwertige materialien von namhaften herstellern,<br />
sowohl bei den implantaten als auch<br />
bei der herstellung der aufbauten und kronen<br />
– letzteres fast immer unter verzicht auf<br />
jegliches metall in der mundhöhle.<br />
Ihr zweites spezialgebiet ist die Endodontie.<br />
Was ist das genau?<br />
Radmacher: endodontie ist die wissenschaft<br />
vom inneren des zahns. die zahnwurzel<br />
muss man sich nicht als eine runde<br />
Röhre vorstellen, sondern als ein kompliziert<br />
verzweigtes system. durch schäden<br />
am zahn, in den meisten fällen einer karies,<br />
dringen bakterien in den zahnnerv ein<br />
und sorgen für eine infektion und letztlich<br />
das absterben des nervs. mit aufwendigen<br />
systemen werden der zahn gereinigt, das<br />
infizierte gewebe entfernt und die so entstehenden<br />
hohlräume mit einem 3d-füllmaterial<br />
abgedichtet. dieses procedere ist<br />
zeitaufwendig und sollte unter einem operationsmikroskop<br />
durchgeführt werden,<br />
um auch wirklich feinste strukturen zu erkennen.<br />
nach einer untersuchung der uni-<br />
versität köln in unserer praxis können so<br />
erfolgschancen einer wurzelbehandlung<br />
von rund 95 prozent erzielt werden. und<br />
dies ohne weitere chirurgische eingriffe.<br />
das heißt, nicht jeder kaputte Zahn muss<br />
durch ein Implantat ersetzt werden?<br />
Radmacher: das einzige kriterium, einen<br />
zahn durch ein implantat zu ersetzten, ist<br />
die stabilität. ist ein zahn so stark zerstört,<br />
dass er der normalen kaubelastung dauerhaft<br />
nicht mehr stand hält, macht eine wurzelbehandlung<br />
keinen sinn. daher führen wir<br />
zu beginn jeder behandlung eine umfangreiche<br />
diagnostik des kompletten kiefers<br />
durch. das tückische an diesen erregern<br />
im wurzelbereich ist, dass man oft jahrelang<br />
gar keine probleme wahrnimmt, die<br />
infektion aber fortschreitet. wir machen den<br />
patienten darauf aufmerksam und beraten,<br />
welcher behandlungsweg sinnvoll ist. denn<br />
der zahnerhalt steht für uns im vordergrund.<br />
Zahnraum am schloss<br />
dr. med. dent. uwe Radmacher<br />
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am samstag, 24. märz ist die praxis von 11-18<br />
uhr zu einem tag der offenen tür geöffnet.<br />
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UBI BENE 65
gastGEbER<br />
Kunst dEr VErFüHrung<br />
Qualität und Regionalität zeichnen die kleine, abeR feine schokoladen-messe „LE pETIT<br />
saLon dU CHoCoLaT“ aus, die am 10. und 11. mäRz im histoRischen saalbau in neustadt an deR<br />
weinstRasse zum sechsten mal ihRe pfoRten öffnet.<br />
Z<br />
ierliche Schmetterlinge öffnen ihre Flügel,<br />
elegante Blüten recken sich in den<br />
Himmel und schlanke Skulpturen ziehen<br />
die Blicke auf sich – dass hier alles aus<br />
feinster Schokolade ist, erschließt sich dem<br />
faszinierten Betrachter erst auf den zweiten<br />
Blick. Zum sechsten Mal laden Chocolatiers<br />
aus Deutschland und dem Partnerland Elsaß<br />
zum Petit Salon du Chocolat nach Neustadt,<br />
um Liebhaber des dunkelbraunen Naschwerks<br />
in die Welt ihrer Handwerkskunst zu entführen.<br />
Jochen Müller, leidenschaftlicher Chocolatier<br />
und Inhaber der Confiserie Michel in Neustadt,<br />
hat die kleine Messe 2007 gemeinsam mit Stefan<br />
Filling, Obermeister der Konditoreninnung<br />
Pfalz, aus der Taufe gehoben. „Die Idee kommt<br />
aus Frankreich“, erzählt der Weltenbummler,<br />
der seine fragilen Kunstwerke schon bei vielen<br />
Wettbewerben, unter anderem in Straßburg<br />
und Las Vegas, präsentierte: „Hier kannte das<br />
vor sechs Jahren noch niemand.“ Der Konditormeister<br />
leistete erfolgreich Überzeugungsarbeit<br />
– längst ist die Leistungsschau der handwerklichen<br />
Schokoladen-Herstellung nicht nur bei<br />
Besuchern, sondern auch bei den MaÎtres selbst<br />
äußerst beliebt. Zwölf Chocolatiers werden in<br />
diesem Jahr ihre süßen Köstlichkeiten präsen-<br />
tieren. Und sehr viele mehr sollen es auch gar<br />
nicht werden. „Wir sind in den vergangenen<br />
sechs Jahren stetig gewachsen“, sagt Müller<br />
rückblickend: „Aber der Name ‚Petit Salon’ ist<br />
bewusst gewählt. Wir möchten keine Großveranstaltung<br />
werden, sondern die Nähe zu den<br />
Schokoladenfreunden suchen.“<br />
Die Idee kommt an. Christian Lorczyk von der<br />
Confiserie Freundt in Mannheim ist ebenfalls<br />
von Beginn an dabei und findet den Salon<br />
„eine tolle Möglichkeit, sich außerhalb des Ladengeschäfts<br />
zu präsentieren. Zusammen mit<br />
anderen hochkarätigen Kollegen bietet sich die<br />
Gelegenheit, alten und neuen Kunden neue<br />
Trends zu zeigen“. Nicht nur Fachbesucher lassen<br />
sich von den ausgefallenen Kreationen inspirieren.<br />
„Es sind immer wieder überraschend<br />
viele junge Leute unter den Besuchern, die<br />
dann auch ganz gezielt Fragen zum Berufsbild<br />
des Konditors stellen“, erzählt Lorczyk: „Damit<br />
kommt die Veranstaltung dem gesamten Konditorenhandwerk<br />
zugute.“<br />
Süße Skulpturen<br />
im Wettstreit<br />
Denn im Mittelpunkt der Messe steht der persönliche<br />
Kontakt. Die Chocolatiers lassen sich<br />
bei der Arbeit über die Schulter schauen, erklären<br />
Besonderheiten und Qualitätsmerkmale der<br />
verwendeten Schokoladen, und in zwei Wettbewerben<br />
wetteifern angehende und gestandene<br />
MaÎtres um Pokale: Mehr als 50 Lehrlinge aus<br />
ganz Deutschland werden Torten mit Schokoladen-Dekoration<br />
anfertigen, für die Meister gibt<br />
es einen Artistik-Wettbewerb mit bis zu 1,50<br />
Meter hohen Kreationen, die von einer Jury be-<br />
gutachtet und bewertet werden. Kinder können<br />
sich im Schokoladenmalen üben.<br />
In den Auslagen der zwölf Stände finden sich<br />
feinste Schokoladen und Desserts, die ausnahmslos<br />
aus eigener Produktion stammen.<br />
„Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal<br />
in ganz Deutschland“, betont Jochen Müller:<br />
„Und damit wir eine möglichst große Vielfalt<br />
an Kreationen zeigen können, müssen alle<br />
Stücke vorab eingereicht werden.“<br />
Gefordert sind Qualität und Regionalität, gezeigt<br />
werden Süßigkeiten, die typisch für ihre<br />
Heimatstadt oder -region sind. Müller selbst<br />
wird neben kleinen Törtchen aus Schoko-<br />
Mousse und Eisspezialitäten unter anderem<br />
auch seine Kastanien-Pralinés mit in den Saalbau<br />
nehmen. Christian Lorczyk präsentiert<br />
seine „Mannemer-Dreck-Praline“. „Ich wollte<br />
eine kleinere und feinere Version des bekannten<br />
‚Mannemer Drecks‘ anbieten“, erzählt der<br />
Mannheimer und enthüllt die Zutatenliste:<br />
„Es handelt sich dabei um eine knusperige<br />
Pralinémasse aus Haselnüssen aus dem Piemont<br />
und spanischen Mandeln, verbunden<br />
mit einem feingewürzten Marzipan. Das Ganze<br />
ist umhüllt von einer dünnen Schicht Zartbitterschokolade.“<br />
Hausgemachte Konfitüren, Brotaufstriche mit<br />
Schokolade und feinste elsässische Patisserie,<br />
unter anderem vom Wissembourger Daniel<br />
Rebert, runden das vielseitige Angebot ab.<br />
Und das beste: Diese Genüsse sind nicht nur<br />
zum Anschauen gedacht, sondern vor allem<br />
zum Probieren!<br />
Weitere Informationen<br />
petit salon du chocolat<br />
saalbau in neustadt/weinstraße<br />
samstag, 10. märz, 12 bis 18 uhr<br />
sonntag, 11. märz, 10 bis 18 uhr<br />
www.petit-salon-du-chocolat.eu<br />
66 UBI BENE<br />
UBI BENE 67<br />
text: Ute Maag n
gastGEbER<br />
gEErdEtEr cHarmE<br />
füR den weinpapst stuaRt pigott und die fRankfuRteR allgemeine sonntagszeitung steht<br />
fest: die WEInbar WInUs in neustadt an deR weinstRasse ist ihR „liebling des jahRes 2<strong>01</strong>1“ in deR<br />
RubRik weinlokale. ein guteR gRund füR ubi bene, sich gezielt ins veRgnügen zu stüRzen.<br />
Der Weinexperte Stuart Pigott war fassungslos.<br />
Weit und breit nur Weine im<br />
allerbesten Alter. Garniert von einer<br />
stilvollen Inneneinrichtung und einer warmen,<br />
sehr entspannten Atmosphäre. Nicht staubig,<br />
aber auch nicht laut und überdreht. Kurz: zutiefst<br />
verführerisch. Eine Weinbar namens Winus<br />
mitten im Herzen pfälzischer Gemütlichkeit.<br />
Maximal empfehlenswert. Aber Vorsicht:<br />
Man will hier nicht mehr weg.<br />
Ein historisches Haus, das mitten in der Neustadter<br />
Altstadt am Juliusplatz hübsch, aber<br />
zurückhaltend für wenig Aufsehen sorgt. Doch<br />
sobald man sich ins Innere begibt, umarmt einen<br />
der Charme dieses kleinen, aber in jeder<br />
Hinsicht exquisiten Refugiums der außergewöhnlichen<br />
Genüsse. Hier ist alles durchdacht,<br />
von der optischen Ästhetik bis zur Auswahl der<br />
Weine, die nicht nur den international besten<br />
Kenner deutscher Tropfen zum Schwärmen<br />
bringen. Die Weinkarte ist kein beliebiges Allerlei,<br />
sondern eine durchdachte Komposition<br />
mit einer ausgefeilten Dramaturgie und einem<br />
gut sichtbaren roten Faden. Keine Spur von gesichtsloser<br />
Massenware. Den Gast erreicht nur<br />
das, was vorher selbst getestet und für gut, meistens<br />
aber für exquisit befunden wurde.<br />
Charismatisches Ensemble<br />
von Spitzenweinen<br />
Vor dreieinhalb Jahren hat die Cafébar eröffnet.<br />
Das Design modern und klar, aber doch<br />
mit einer gehörigen Dosis Wohlfühlcharakter<br />
ausgestattet. So hat Innenarchitektin Renate<br />
Lützenkirchen das Haus geplant und konsequent<br />
durchkonzipiert. Es spiegelt den An-<br />
spruch von Inhaber Wolfgang Meirer, einem<br />
Architekten und Weinliebhaber, der mit dem<br />
Winus eine zusätzliche Bühne für seine Leidenschaft<br />
kreiert hat. Sein Vertrieb „Wineselect“<br />
ist ein Forum für Connaisseurs und interessierte<br />
Einsteiger, das sich auf Weine bester<br />
Qualität in einem vernünftigen Preis-Genuss-<br />
Verhältnis spezialisiert hat. „Wir verkaufen nur<br />
Wein, den wir selbst trinken“, lautet das Credo,<br />
das auch im Winus lebt.<br />
Der Schwerpunkt des Sortiments liegt unübersehbar<br />
auf dem Anbaugebiet Pfalz. Weine von<br />
Weegmüller, Hensel und Bernhart springen ins<br />
Auge. Dazu gesellt sich ein charismatisches Ensemble<br />
internationaler Spitzenweine. Etwa der<br />
hoch elegante Chianti von Querciabella oder<br />
der tiefe argentinische Malbec von Belasco de<br />
Baquedano. Mit offen stehendem Mund fällt<br />
der Blick schnell auf eine Batterie halber Flaschen<br />
aus Bordeaux: Leoville Barton, Chateau<br />
d’Aiguilhe, Pichon Longueville. Auch die Granden<br />
heimischer Herkunft sind üppig vertreten.<br />
Da wird es Zeit für feste Nahrung.<br />
Aparte Kleinigkeiten<br />
von Koch René Müller<br />
Während im Glas ein roter „Jumping Rabbit“<br />
an der dünnen Seitenwand auf und ab hüpft,<br />
nähert sich Wirtin Astrid Atzler der feuerroten<br />
Berkel-Maschine und schneidet ein hauchdünnes<br />
Scheibchen San-Daniele-Schinken,<br />
das sich im Mund mit dem Aroma dieser feinen<br />
Cuvée aus 65 Prozent Pinot Noir und 35<br />
Prozent Dornfelder einen aromatischen Zweikampf<br />
liefert.<br />
Der Wein entsteht übrigens in Zusammenarbeit<br />
von „Wineselect“ mit dem Leinsweiler<br />
Weingut Siegrist. Ein wenig erinnert einen<br />
diese 2005er-Komposition aus Eleganz und<br />
Bodenständigkeit an den Charakter der Weinbar<br />
selbst, die den Gast mit ihrem erdigen<br />
Charme gefangen hält. Und an die aparten<br />
Kleinigkeiten von Koch René Müller, der hier<br />
auf kleinstem Raum ganz großes Kino bietet.<br />
Nichts Monumentales, gewiss, aber leckere<br />
Miniaturen, wie man sie sich zu einem guten<br />
Glas Wein wünscht und viel zu selten bekommt.<br />
Käsevariationen mit frischem Bio-Obst<br />
und Feigensenf, Tomaten-Mozzarella-Ciabatta<br />
mit hausgemachtem Pesto und hauchdünne<br />
Flammkuchen, die zu einem Pfälzer Riesling<br />
freudig knuspern. Kreative Kleinigkeiten, die<br />
Spaß machen. Vor allem zu einem kühlen Rosé-Sekt<br />
von Buhl’scher Herkunft. Man vergisst<br />
die Zeit und ergötzt sich an der unprätentiösen<br />
Umgebung und den netten Menschen. Anspruchsvoll,<br />
aber geerdet.<br />
Langsam wird es dunkel am Neustadter Markt.<br />
Jetzt kommen das Farbenspiel hinter der Theke<br />
und die Lichtregie der Innenarchitektin<br />
Renate Lützenkirchen besonders gut zur Geltung.<br />
Astrid Atzler, die Seele des Hauses, ist<br />
Gastronomin aus Berufung und neben Karte<br />
und Interieur ein ebenso triftiger Grund zum<br />
Kommen. Die Geschäftsleiterin kombiniert<br />
Wein-Wissen mit sympathischer Herzlichkeit,<br />
dass es eine Freude ist. Ohnehin: Das Winus<br />
verkörpert die Abwesenheit von weinhaltiger<br />
Hoffart und steht für kompromisslose Freude<br />
am Genuss in flüssiger und fester Form.<br />
Unübersehbar ist das Faible des Chefs für<br />
Whiskey. 60 bis 70 verschiedene Sorten stehen<br />
in der Bar auf Abruf parat. Und dann gibt<br />
es noch die Lounge im Außenbereich, wo im<br />
Sommer ein gemütlicher Innenhof zu aromatischen<br />
Kollisionen verführt. Wir schauen,<br />
lächeln und reagieren wie der geschätzte Mr.<br />
Pigott. Mit purer Fassungslosigkeit.<br />
Weitere Informationen<br />
www.wine-select.de<br />
DiE WEinbAR WinUS iST Ein REFUGiUM DER AUSSERGEWöHnLicHEn GEnÜSSE.<br />
AbER vORSicHT: MAn WiLL HiER nicHT MEHR WEG.<br />
text: Thomas Tritsch n<br />
68 UBI BENE<br />
UBI BENE 69
uNternEHMEn<br />
liZEnZ Zum ZaubErn<br />
wäRe james bond ein koch, wüRde eR sich von deR UnoLd ag ausstatten lassen.<br />
doch das familienunteRnehmen veRsoRgt nicht nuR pRofis mit dem passenden eQuipment.<br />
Unold kann zaubern. Nicht nur,<br />
weil hier die Ur-Mutter aller<br />
Stabmixer vertrieben wird. Der<br />
ESGE-Zauberstab ist ein flinkes und vielseitiges<br />
Helferlein für Hausfrauen und Berufsköche.<br />
Der gebürtige Schweizer ist ein gertenschlanker<br />
Klassiker und leistungsstarker Alleskönner, der<br />
die moderne Küche seit fast sechs Jahrzehnten<br />
drehfreudig bereichert. Nein, auch deshalb,<br />
weil die renommierte Familiengesellschaft unverletzt<br />
durch die Krise getänzelt ist und ungeniert<br />
an Wachstum denkt. Im Neubau ist noch<br />
reichlich Platz für eine große Zukunft. Planungsflexibilität<br />
inklusive.<br />
Der Erfolg des Unternehmens steckt im Detail<br />
wie auch im großen Ganzen. Die Unold-<br />
Kollektion ist immer nah am Markt und an den<br />
Ansprüchen der Kunden. Meistens ist sie drei<br />
Schritte voraus. Hier werden nicht nur Trends<br />
bedient, sondern auch gemacht. Das Traditionshaus<br />
besitzt einen hervorragenden Riecher<br />
für Design, Handling und Multifunktionalität.<br />
Das Prinzip des ESGE-Zauberstabs – nur er<br />
darf so heißen – spiegelt sich in vielen anderen<br />
Geräten von der Nudelmaschine bis zum<br />
Tischgrill, vom Toaster bis zum Brotbackautomat.<br />
Das Credo: Einfach, aber genial. Hübsch,<br />
aber auch robust. Die Produktpalette ist in den<br />
vergangenen Jahren enorm gewachsen. Als Vertrieb<br />
und Service für elektrotechnische Klein-<br />
und Kleinstwaren hat sich das Unternehmen<br />
vom Nischen- auf den Massenmarkt zubewegt,<br />
ohne an Profil zu verlieren.<br />
Aktiengesellschaft<br />
in Familienregie<br />
Yvonne Unold gehört zur zweiten Generation der<br />
Firma. Das Unternehmer-Gen reicht bis zu den<br />
Großeltern und Urgroßeltern zurück. Die stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende ist zuständig<br />
für Marketing, Personal und EDV. Auch sie kann<br />
zaubern: nämlich eine angenehme Atmosphäre<br />
ins Besprechungszimmer. Offen und sympathisch<br />
erzählt sie von der Biografie des Unterneh-<br />
mens, das ihr Vater Friedrich Unold am 1. September<br />
1966 im hessischen Offenbach aus der<br />
Taufe gehoben hat. Schon ein Jahr später siedelte<br />
die Firma nach Mannheim über. Schon damals<br />
konzentrierte sich der Betrieb auf die Sparten<br />
Vertrieb und Service. Alles unter einem Dach.<br />
So ist es bis heute geblieben. Ein Riesenvorteil.<br />
Sämtliche Reparaturen werden vom zentralen<br />
Kundendienst in Hockenheim erledigt. Auch an<br />
den ganz alten Modellen.<br />
1982 wurde der Firmensitz nach Hockenheim<br />
verlagert. Eine Weichenstellung in der Historie<br />
des Unternehmens. Der Seniorchef musste aus<br />
gesundheitlichen Gründen vorübergehend kürzer<br />
treten, und Yvonne Unold begann eine Ausbildung<br />
im elterlichen Unternehmen. 1990 war<br />
ein Jahr des Umbruchs. Die frisch gegründete<br />
GmbH übernahm den Vertrieb des ESGE-Zauberstabs<br />
im deutschen Handel. Geschäftsführerin<br />
ist Mutter Gisela Unold. Die Firmengründerin<br />
sitzt bis heute als Chefin im Aufsichtsrat.<br />
Die Verbundenheit mit dem Unternehmen �<br />
70 UBI BENE<br />
UBI BENE 71
72<br />
uNternEHMEn<br />
ist ungebrochen. Allein im zweiten Halbjahr<br />
wurden fast 60.000 der handlichen Stabmixer<br />
verkauft. Mit dem dritten Standbein hatte das<br />
Familienunternehmen endgültig den Durchbruch<br />
geschafft.<br />
Der Sandwichtoaster markiert den Beginn der<br />
hauseigenen Elektro-Kollektion. 2002 wurde<br />
die Firma zu einer kleinen Aktiengesellschaft,<br />
blieb aber in Familienregie. Die Entwicklung<br />
des Unternehmens wird mit Argusaugen bewacht.<br />
Eine börsennotierte AG könnte schnell<br />
UBI BENE<br />
aus den Händen geraten. Was sich über 45<br />
Jahre, über Krisen und Hürden erfolgreich entwickelt<br />
hat, soll nicht durch betriebswirtschaftliche<br />
Kurzsichtigkeit aufs Spiel gesetzt werden.<br />
Tradition verlangt nach Zukunft.<br />
Editionen von Schuhbeck,<br />
Lafer und Buchholz<br />
Die Produktpalette wächst weiter, in Österreich<br />
und der Schweiz wurden Handelsvertretungen<br />
eröffnet. Durch beständige Sortimentspflege<br />
und konsequente Orientierung am Kunden eroberte<br />
sich das nach wie vor sehr flexible mittelständische<br />
Unternehmen eine glänzende<br />
Marktposition. Die Kernwerte: Qualität, Preis-<br />
Leistungsverhältnis und Servicestärke.<br />
„Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital“, betont<br />
Yvonne Unold die enge Bindung zum Personal.<br />
Mit ihrem Bruder Michael und Michael Grabaum<br />
bildet sie das Vorstandstrio – und pflegt<br />
die Kontakte. Nicht nur zu den rund 40 Köpfen<br />
in den eigenen Reihen. Bei der Housewarming-<br />
Party im neuen Büro- und Lagergebäude wurde<br />
mit Alfons Schuhbeck ein besonderer Ehrengast<br />
begrüßt. Nach Johann Lafer und dem „jungen<br />
Wilden“ Frank Buchholz ist er der dritte Küchenchef,<br />
der mit einer eigenen Edition bei<br />
Unold vertreten ist. Natürlich auch mit einem<br />
Zauberstab – nach wie vor das Referenzprodukt<br />
im Segment der Stabmixer. Auch eine Eismaschine<br />
trägt das Label des Sternekochs. Das<br />
Interesse der Maitres zeigt, auf welch hohem<br />
Niveau die Produkte eingesetzt werden.<br />
In der Tat: Dem Zauberstab haftet etwas Magisches<br />
an. Es ist schon faszinierend, wie eine<br />
technische Erfindung zum Synonym einer gesamten<br />
Gattung von Küchenhelfern geworden<br />
ist. Er ist der Ferrari unter den Stabmixern.<br />
Schon die Koch-Legende Paul Bocuse hat damit<br />
gehackt, passiert, püriert und gemixt. Seit<br />
1954 ist der universale Kraftprotz unermüdlich<br />
in Millionen Haushalten und in der Gastronomie<br />
im Einsatz. Eine ganze Küchenmaschine<br />
in nur einer Hand. Und ein elektrisches Erbe,<br />
das Mütter ihrem Nachwuchs mit in den neuen<br />
Hausstand geben. Für Gourmets wie Anfänger<br />
ist der sonor vibrierende Küchenfreund ein guter<br />
Kumpel für die Ewigkeit. Ein Topstar, der seit<br />
über 20 Jahren unter Vertrag bei Unold spielt.<br />
Backmeister, Barkeeper und Nudelmeister: Das<br />
Unternehmen bedient den Trend zum Selber-<br />
Der kulinarische Weiler<br />
zwischen Heidelberg und<br />
Mannheim im historischen<br />
und idyllischen Grenzhof.<br />
„Grenzhof à la carte”<br />
In der stilvollen Gutsstube oder im<br />
sommerlichen Standstein-Hofgarten.<br />
Montag bis Samstag abends geöffnet.<br />
Grenzhof L(o)unchen<br />
Im Wintergarten<br />
Montag bis Freitag 12 bis 14 Uhr.<br />
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06202 - 943-0 Fax -100<br />
machen. Man lässt maßgeschneidert für eine<br />
klar definierte Zielgruppe produzieren. Überall<br />
wird gekocht und gebacken, gequirlt und geknetet.<br />
„Man will doch wissen, was drin ist“,<br />
kommentiert Yvonne Unold den gewachsenen<br />
Qualitätsanspruch der Menschen – und ihrer<br />
Kunden. Sie schwärmt von selbstgebackenem<br />
Brot ohne Triebmittel und Geschmacksverstärker.<br />
In ihren Geräten sieht die Firma auch einen<br />
Beitrag für eine gesunde Ernährung: Nur<br />
wer eigenhändig kocht, der entwickelt eine Sensibilität<br />
für Produktqualität, Frische und guten,<br />
authentischen Geschmack. Unold sponsert unter<br />
anderem Schulen und Kindergärten mit der<br />
entsprechenden Küchenhardware, die auch von<br />
der Fachwelt höchstes Lob erfährt.<br />
Innovative Produkte für höchste<br />
Qualitätsansprüche<br />
Regelmäßig hagelt es Auszeichnungen für innovatives<br />
Design, Produktqualität und Bedienkomfort.<br />
Der schlichte, elegante und funktionale<br />
Look der Geräte wird flankiert von einer<br />
einfachen, klar verständlichen Handhabung.<br />
Zwei Mal im Jahr wird die Kollektion durch<br />
Neuheiten erweitert, andere Produkte werden<br />
überarbeitet oder aus dem Sortiment genommen.<br />
Bühne für die Innovationen des Hauses<br />
sind die großen Messen IFA in Berlin und Futura<br />
in Salzburg. Hier werden die Produkte<br />
DiE UnOLD-kOLLEkTiOn iST nAH AM MARkT UnD An DEn AnSpRÜcHEn DER kUnDEn. HiER WERDEn nicHT nUR<br />
TREnDS bEDiEnT, SOnDERn AUcH GEMAcHT. YvOnnE UnOLD LEGT bEi ALLEn pRODUkTEn WERT AUF DESiGn,<br />
HAnDLinG UnD MULTiFUnkTiOnALiTäT.<br />
präsentiert und gestestet. Unold ist pragmatisch,<br />
der Messestand wird zur Küchenzeile.<br />
Koch-Action steht im Vordergrund. Die Leute<br />
sollen sich selbst live vom Design und der<br />
Funktionalität überzeugen. Sei es an der Nudelmaschine,<br />
am futuristischen Raclettegrill<br />
oder in Gesellschaft des Bügelautomaten Safety<br />
Lift, der nach dem Loslassen selbstständig<br />
einen Abstandhalter ausfährt und die Bluse vor<br />
Verbrennungen schützt. Eigentlich eine naheliegende<br />
Idee. Aber Unold hat sie umgesetzt.<br />
Erfolgreich platziert hat das Unternehmen<br />
auch die 2<strong>01</strong>0 eingeführte Linie „Care + Style“.<br />
Mit der neuen Haar- und Pflegeserie hat<br />
Unold gezeigt, dass hinter den Produkten mehr<br />
als heiße Luft steckt.<br />
Die Dynamik im Portfolio spiegelt das Selbstverständnis<br />
des Unternehmens: niemals einschlafen,<br />
immer am Puls der Zeit. Hockenheim<br />
steht auch hier für Tempo und Bewegung. Selten,<br />
dass ein traditionsreiches Haus die gleichen<br />
Attribute verkraftet wie seine Produkte. Flexibel<br />
und anpassungsfähig, innovativ und bodenständig.<br />
Und vor allem eins: langlebig.<br />
text: Thomas Tritsch fotos: Christian dammert n<br />
Weitere Informationen<br />
www.unold.de<br />
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...immer aktuell im kulinarischen<br />
Kalender unter www.grenzhof.de.<br />
Zum Beispiel “Vive la France – Austern satt”<br />
am 16. und 17. März ab 18 Uhr.<br />
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Behaglich entspannen am Kaminfeuer<br />
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Frühstück im Wintergarten.
KuNstSinn<br />
FRiTz DORSHEiMERS bÜHnE iST DAS ATELiER. AUS WEiSS- UnD GELbGOLD LäSST ER Ein FiLiGRAnES MEiSTERWERk vOn bEAcHTLicHER STATUR EnTSTEHEn.<br />
dEr HErr dEr ringE<br />
deR bensheimeR goldschmiedemeisteR FrITZ dorsHEIMEr feRtigt in handaRbeit den eysoldt-Ring<br />
als symbol füR gRosse schauspielkunst. 2<strong>01</strong>2 hat eR zum 26. mal mass genommen.<br />
Doris Schade war 1986 die erste Eysoldt-Ringträgerin.<br />
„Theatermenschen<br />
schmücken sich gern. Aber privat legen<br />
wir Orden nur ganz selten an.“ Das Zitat von<br />
ihr stammt aus einem Brief an Fritz Dorsheimer,<br />
der das außergewöhnliche Schmuckstück von<br />
Beginn an fertigt.<br />
Dorsheimer kennt die Finger von zahlreichen<br />
Theatergrößen. Seine Bühne ist das Atelier.<br />
Erst, wenn er die Ringgröße hat, beginnt er<br />
mit der Arbeit, die rund drei Tage dauert. Für<br />
den Profi längst Routine. Früher hat die Fertigung<br />
eine Woche Zeit in Anspruch genommen.<br />
Aus Weiß- und Gelbgold entsteht ein filigranes<br />
Meisterwerk von beachtlicher Statur.<br />
Eine plastische Miniatur, die mit ihren fünf<br />
beweglichen Platten Spannung und Dynamik<br />
vermittelt. Passend zu Gertrud Eysoldts Credo<br />
„Wer wachsen will, der wächst“, das auf der<br />
zweiten Platte eingraviert ist.<br />
Auf dem nächsten, rund einem Millimeter<br />
dünnen Oval sind die Namen der Theatergrößen<br />
Reinhardt, Shakespeare, Hoffmannsthal,<br />
Wedekind und Wilde zu lesen. Nummer<br />
vier trägt den Namen des Preisträgers und der<br />
Ringelband-Stiftung Bensheim. Die Bodenplatte<br />
zeigt zwei stilisierte Masken. Auf der am<br />
unteren Rand gezackten Oberfläche des Rings<br />
steht „Gertrud Eysoldt“ über dem Steg, der alles<br />
zusammen hält. Der Ring ist ein Entwurf der<br />
Akademie für Goldschmiedekunst in Hanau.<br />
Jedes Jahr fertigt Fritz Dorsheimer ein neues<br />
Exemplar. 100 Prozent Handarbeit.<br />
Ein Kunstwerk für die Vitrine<br />
Der Eysoldt-Ring ist ein Genuss für Haptik<br />
und Optik. Ovale Formen in einem quadratischen<br />
Rahmen. Monumentaler Fingerschmuck,<br />
in seiner zeitlosen Komposition von<br />
schlichter Eleganz. Trotz allem untragbar, wie<br />
Edith Clever (Preisträgerin 1988) in ihrem<br />
Schreiben an Dorsheimer betont.<br />
Vor acht Jahren wollte Fritz Dorsheimer von<br />
seinen „Kunden“ wissen, wo und wie sie ihr<br />
Schmuckstück aufbewahren. Die Antworten<br />
waren einhellig. Angela Winkler (2000) findet<br />
ihn ebenfalls „zu groß und nicht angenehm zu<br />
tragen“. Jutta Lampe (1998) lobt ihn als „apart“,<br />
aber viel zu wuchtig. Die 1990 geehrte Cornelia<br />
Froboess bezeichnet ihn als „Kunstwerk, das<br />
unbedingt in die Vitrine gehört“. Ein schöner<br />
Kommentar kam von Josef Bierbichler, der in<br />
dem ihm 1997 angesteckten Ring eine gewisse<br />
„Rätselhaftigkeit“ erkennt.<br />
Der Eysoldt-Ring: Keiner trägt ihn, aber jeder<br />
will ihn. Ein Symbol für große Schauspielkunst.<br />
Und ein Spiegel handwerklicher Meisterschaft.<br />
text: Thomas Tritsch fotos: Thomas neu n<br />
ZEit Für nEuE bEHandlungsmEtHodEn<br />
eine neue dimension deR ganzheitlichen behandlung von gesicht und köRpeR: bei skIn aCTIvE<br />
eRlebt deR kunde, was innovative und zukunftsweisende kosmetik tatsächlich leisten kann.<br />
Das Institut bietet eine gesunde Alternative<br />
und optimale Ergänzung zu den Möglichkeiten<br />
der plastischen Chirurgie.<br />
Durch eine individuelle Beratung und kreative<br />
Behandlungsformen nach neuesten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen wird jede Haut nach ihren<br />
speziellen Bedürfnissen versorgt und gepflegt.<br />
Mit einer über 15-jährigen Erfahrung als Dermato-Fachkosmetikerin<br />
im vorärztlichen Bereich<br />
der Dermatologie ist Brigitte Bardutzky eine umfassend<br />
ausgebildete Expertin für die Gesunderhaltung<br />
und den gezielten Wiederaufbau jeder<br />
Haut. Im Fokus stehen dabei nicht die Symptome,<br />
sondern die Ursachen von Hautproblemen<br />
verschiedenster Art. Der ganzheitliche Ansatz<br />
von Skin active spiegelt sich in einem sorgfältig<br />
abgestimmten Konzept mit dem Ziel einer straffen,<br />
strahlenden und vitalen Haut.<br />
Das TDS-beauty-concept ist eine neue, synergetische<br />
Behandlungsmethode für maximale<br />
Ansprüche. Das Institut arbeitet insbesondere<br />
mit aktiven bio-integralen Frischzellen gemäß<br />
der Cellcontrol-Methode. Diese Welt-Exklusivität<br />
von Cellap Laboratoire Switzerland wurde<br />
erstmals auf dem Gebiet der Kosmetologie als<br />
Pflegelinie entwickelt, die das physiologische<br />
Alter und die hormonelle Identität der weiblichen<br />
und männlichen Haut berücksichtigt.<br />
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Skin active hat sich darauf spezialisiert, seine<br />
Kunden in drei Bereichen zu stärken: durch<br />
eine Vitalisierung und Gesunderhaltung der<br />
Haut und aktives Anti-Aging, durch Ernährungsberatung<br />
sowie im Bereich Bodyforming.<br />
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therapeutischen Konzept und einem abgestimmten<br />
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mit fünf Sternen ausgezeichnet. Aufgrund des<br />
wachsenden Kundenstamms hat Skin active<br />
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Kunden eingehen zu können, bietet das Institut<br />
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78 UBI BENE<br />
UBI BENE 79<br />
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grEnZEnlos<br />
weR eRhält den gRossen WELdEkUnsTprEIs deR metRopolRegion Rhein-neckaR 2<strong>01</strong>2? die juRy<br />
hat ihRe entscheidung beReits getRoffen. am 18. mäRz ist die öffentlichkeit aufgeRufen, den<br />
publikumspReis zu veRgeben.<br />
SAbinE DEHnELS „zOE” (LinkS) UnD bERnHARD SAnDFORTS „SEHWEGE MiT ROT” (ObEn) SinD<br />
zWEi vOn RUnD 70 WERkEn, DiE in DER AUSSTELLUnG zU SEHEn SEin WERDEn.<br />
Man wäre gern Mäuschen gewesen<br />
bei der Jurysitzung,<br />
in der sich sechs Kunstexperten<br />
der Region stundenlang die profilierten<br />
Köpfe heiß redeten, wer denn nun den<br />
diesjährigen WeldeKunstpreis erhalten solle.<br />
Es soll intensive Gespräche und bisweilen hitzige<br />
Diskussionen gegeben haben, vor allem<br />
um Platz eins und zwei. Am Ende waren sich<br />
Dr. Ulrike Lorenz, die Direktorin der Kunsthalle<br />
Mannheim, Susanne Weiß, Direktorin beim<br />
Heidelberger Kunstverein, Dr. Reinhard Spieler,<br />
der Leiter des Wilhelm-Hack-Museums Ludwigshafen,<br />
Wolfgang Glass, der Vorsitzende des<br />
Kunstvereins Neustadt, und Thomas Schirmböck,<br />
Geschäftsführer der Galerie ZEPHYR in<br />
Mannheim, aber einig. „Wir sind sehr zufrieden<br />
mit dem Ergebnis“, bilanziert Schirmböck und<br />
wehrt Nachfragen nach dem Namen des Siegers<br />
sofort ab: „Der bleibt noch geheim.“<br />
Zum 18. Mal vergibt die Plankstadter Kulturbrauerei<br />
ihren Preis. Nachdem im vergangenen<br />
Jahr Fotografie das Thema war, geht es dieses<br />
Mal wieder um Malerei. Der Grund für die Geheimniskrämerei:<br />
Wie immer wird auch ein Pu-<br />
blikumspreis vergeben. Am 18. März wird sich<br />
die Flaschenfüllerei des Familienunternehmens<br />
in eine große Galerie verwandeln. Die Besucher<br />
können dann knapp 70 Werke von 15 verschiedenen<br />
Künstlern begutachten und abstimmen, wer<br />
ihr Favorit ist. Von der Entscheidung der Fachleute<br />
sollen sie sich nicht beeinflussen lassen.<br />
Vorschläge von Galeristen<br />
und Journalisten<br />
Der neue Wettbewerbsmodus, der 2<strong>01</strong>1 beim Internationalen<br />
WeldeKunstpreis für Fotografie eingeführt<br />
worden war, wurde für den Großen Preis<br />
übernommen: Welde-Gesellschafter Dr. Hans<br />
Spielmann bat Galeristen und Feuilleton-Journalisten<br />
aus der Metropolregion Rhein-Neckar,<br />
Kandidaten vorzuschlagen. „Dieses Verfahren hat<br />
sich bewährt, weil es große Vorteile hat“, sagt Juror<br />
Thomas Schirmböck: „Früher waren wir unglaublich<br />
lange mit der Sichtung der Bewerbungen<br />
beschäftigt, heute haben wir ein überschaubares,<br />
qualitativ hochwertiges Feld. Die Vorschlagsliste<br />
ist somit ein guter Filter.“ Die Mischung der Vorschläge<br />
habe ihm gefallen, betont er: „Talentierte<br />
junge Künstler sind ebenso vertreten wie �<br />
„<br />
Wenn Sie uns<br />
fragen, ist bei<br />
Kunst eigentlich<br />
alles erlaubt.<br />
Nur keine<br />
Langeweile.<br />
“<br />
a r t h e a<br />
Beate Bitterwolf<br />
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Sa 12 bis 16 Uhr<br />
80 UBI BENE<br />
UBI BENE 81
KuNstSinn<br />
gestandene, etablierte. Und ein paar Bewerber<br />
haben wir zuvor gar nicht gekannt.“<br />
Spielmann hatte den Vorschlagenden nur zwei<br />
Vorgaben gemacht. Als Motto wählte er das<br />
Thema „Grenzenlos“. Und: Der Künstler sollte<br />
einen Bezug zur Metropolregion Rhein-Neckar<br />
haben, also entweder hier leben und arbeiten,<br />
oder hier geboren und aufgewachsen sein. „Wir<br />
haben uns sehr über die Einladung gefreut, Kandidaten<br />
vorzuschlagen“, erzählt Juliane Landgraf,<br />
Mitarbeiterin in der Mannheimer Galerie Peter<br />
Zimmermann: „Das ist eine schöne Möglichkeit,<br />
einen Künstler einem breiteren Publikum vorzustellen.“<br />
Auch die Besetzung der Jury habe sie<br />
beeindruckt: „Vielleicht können wir ja den einen<br />
oder anderen von unserer Entdeckung überzeugen.“<br />
5.000 Euro Preisgeld und eine Werkschau<br />
im Mai im Kunstverein Neustadt winken dem<br />
Sieger des Großen WeldeKunstpreises. Von der<br />
Jury ausgewählte Arbeiten der fünf Künstlerinnen<br />
und Künstler, die es auf die Shortlist der<br />
Bewerber geschafft haben, bekommen in Speyer<br />
eine Ausstellung und werden außerdem im April<br />
und Mai 50.000 Welde-Editionsflaschen zieren.<br />
Dr. Hans Spielmann hat sich dennoch wie immer<br />
komplett aus der Arbeit der Jury herausgehalten.<br />
Den Vorsitz hat er Thomas Schirmböck übertragen,<br />
der schon seit vielen Jahren wichtigster<br />
Berater der Brauerei in Sachen Kunstpreis<br />
ist. Doch der sieht sich eher als Moderator der<br />
kenntnisreichen Runde. Auf Nachfrage plaudert<br />
er dann doch noch ein bisschen über die<br />
Abläufe hinter verschlossenen Türen. „Meine<br />
Funktion ist es, die Diskussion am Laufen zu<br />
halten“, erzählt er: „Wir haben sehr lange über<br />
Platz eins und Platz zwei diskutiert, was ein<br />
gutes Indiz für die Qualität eines Wettbewerbs<br />
ist.“ Als die Runde zu keiner Entscheidung<br />
kam, schlug Schirmböck vor, den gordischen<br />
Knoten doch einfach durchzuschlagen und<br />
zwei erste Preise zu vergeben: „Aber da kam<br />
ganz entschiedener Widerspruch von den Kollegen.<br />
Kurz danach hatten wir das Problem gelöst.“<br />
Es gibt also auch 2<strong>01</strong>2 einen Preisträger<br />
– und man darf annehmen, es ist ein würdiger.<br />
text: Ute Maag n<br />
dIE noMInIErTEn<br />
arvid boecker (heidelberg)<br />
birgit brandis (hamburg)<br />
Rebekka brunke (mannheim)<br />
sabine dehnel (berlin)<br />
holger endres (mannheim)<br />
alexander horn (mannheim)<br />
cholud kassem (heidelberg)<br />
maria kropfitsch (mannheim)<br />
gabriele künne (mannheim)<br />
margarete lindau (mannheim)<br />
michel meyer (weinheim)<br />
cédric pintarelli (heidelberg)<br />
bernhard sandfort (mannheim)<br />
lynn schoene (mannheim)<br />
konstantin voit (mannheim)<br />
dIE aUssTELLUngEn<br />
THOMAS ScHiRMböck (UnTEn) SiEHT SicH EHER ALS MODERATOR, DEnn ALS<br />
vORSiTzEnDER DER jURY, DiE DEn pREiSTRäGER ERMiTTELT. EinER vOn 15<br />
kAnDiDATEn WAR ALExAnDER HORn (LinkS SEin WERk „LA viDA LOcA 3_10”).<br />
18. März, 11 bis 16 Uhr<br />
grenzenlos – die longlist<br />
ausstellung mit allen eingereichten arbeiten<br />
in der weldeflaschenfüllerei in plankstadt<br />
und wahl des publikumspreises<br />
16. bis 30. april<br />
grenzenlos – die shortlist<br />
ausstellung der fünf besten und des publikumspreisträgers<br />
in der volksbank kur- und<br />
Rheinpfalz in speyer. die preisverleihung<br />
findet im Rahmen der vernissage am 16.<br />
april statt.<br />
11. bis 27. Mai<br />
einzelausstellung mit werken des trägers<br />
des großen weldekunstpreises der metropolregion<br />
Rhein-neckar 2<strong>01</strong>2 im kunstverein<br />
neustadt.<br />
L E I H H A U S<br />
J U W E L I E R<br />
EDELMETALLE<br />
A L T G O L D<br />
S I L B E R<br />
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82 UBI BENE<br />
UBI BENE 83
KuNstSinn | bUcH-TippS<br />
die kRise als thema in deR liteRatuR – ganz aktuell bei laRs bRandt und paulo coelho odeR<br />
histoRisch bei anne easteR smith: drEI UbI bEnE-bUCH-TIpps ZUM MITLEIdEn.<br />
liebe in Zeiten der Krise<br />
walter, 54, arbeitet als kreativdirektor in einer<br />
werbeagentur. die wirtschaftskrise verfolgt ihn<br />
bis in seine träume, in denen er sich immer<br />
häufiger in einen zirkusclown verwandelt. seine<br />
frau trixi, dokumentarfilmerin und knapp zehn<br />
jahre jünger, versucht gerade geld aufzutreiben<br />
für einen film über den vergessenen maler Richard<br />
lindner. sie ist die optimistin in diesem<br />
ungleichen gespann, das lamentieren ihres<br />
mannes geht ihr zunehmend auf die nerven. als<br />
ein alter bekannter walters, ein fremdenlegionär.<br />
auftaucht, werden die konflikte offenbar.<br />
lars brandt, autor, maler und filmemacher,<br />
verknüpft in diesem klug komponierten Roman<br />
das motiv der wirtschaftskrise mit dem der vertrauenskrise<br />
eines paares und lässt den leser in<br />
beider köpfe blicken, ohne partei für einen von<br />
beiden zu ergreifen.<br />
lars Brandt<br />
alles Zirkus<br />
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FÜR WUNSCHLOS GLÜCKLICHE.<br />
auf der suche nach erlösung<br />
Ruhm und geld haben ihn nicht glücklich gemacht<br />
– der gefeierte schriftsteller steckt in<br />
einer tiefen sinnkrise. auf einer fahrt mit der<br />
transsibirischen eisenbahn sucht er erlösung<br />
und findet die gesellschaft einer jungen türkischen<br />
geigerin namens hilal. die beiden<br />
entdecken ihre seelenverwandtschaft: der<br />
schriftsteller war vor 500 jahren inquisitor in<br />
cordoba, die geigerin eines seiner unschuldigen<br />
opfer. im „aleph“, einer art paralleluniversum,<br />
an dem man sich in seinen früheren<br />
leben begegnen kann, erfährt er schließlich<br />
die ersehnte vergebung seiner schuld. paulo<br />
coelhos gerade erschienenes buch ist weniger<br />
ein Roman als ein autobiographischer Reisebericht.<br />
wer für coelhos art der spiritualität<br />
empfänglich ist, wird es trotz der bisweilen<br />
langatmig-pathetischen erzählweise mögen.<br />
paulo Coelho<br />
aleph<br />
diogenes 2<strong>01</strong>2<br />
ALLES. BESONDERS. SCHÖN.<br />
liebe in Zeiten der Kriege<br />
england zur zeit der Rosenkriege: die bürgerliche<br />
schönheit kate haute liebt Richard plantagenet,<br />
herzog von gloucester, später bekannt<br />
als könig Richard iii. die innige beziehung der<br />
beiden wird durch ihre unterschiedlichen sozialen<br />
stände und andauernde politische machenschaften<br />
auf die probe gestellt. anne easter<br />
smith verstrickt in ihrem debüt-Roman gekonnt<br />
historische ereignisse mit einer spannenden<br />
liebesgeschichte. die autorin zeigt auf 842 seiten<br />
die persönlichkeit des englischen königs aus<br />
einer neuen perspektive, nicht als den machthungrigen<br />
intriganten, als den ihn shakespeare<br />
in „die tragödie von Richard iii“ beschrieben<br />
hatte. der Roman ist auch attraktiv für leser, die<br />
in sachen geschichte weniger bewandert sind;<br />
eine auflistung aller bedeutenden persönlichkeiten<br />
im anhang erleichtert das lesen.<br />
anne easter smith<br />
die rose von england<br />
Blanvalet 2007<br />
texte: Ute Maag, Tiana Weidemaier n<br />
gotyes viRtuose wundeRtüte, lana del Reys hypnotisieRendeR sound und isabelle fausts<br />
intellektuelle klaRheit – drEI UbI bEnE-Cd-EMpFEHLUngEn, dIE FrüHLIngsgEFüHLE WECkEn.<br />
gotye<br />
Making Mirrors<br />
seinem lied „somebody that i used to know“<br />
kann man seit monaten kaum entkommen – ob<br />
gecovert, persifliert oder per Radio-dauerfeuer.<br />
doch den im belgischen brügge geborenen<br />
wouter de backer alias gotye kann man nicht<br />
auf einen superhit reduzieren. sein drittes album<br />
„making mirrors“ bietet nämlich ein maß<br />
an abwechslungsreichtum, das selten zu hören<br />
ist: schon der gesang dieses popchamäleons<br />
wirkt wie eine virtuose kreuzung aus großen<br />
stimmen der 80er wie sting, mark hollis, david<br />
byrne, midge ure oder peter gabriel – oft<br />
mit einer prise chris-isaak-schmelz. auch<br />
stilistisch liefert gotye eine virtuose wundertüte<br />
zwischen wispernder ballade, druckvollem<br />
electro-pop, wavigem trip-hop, aber auch<br />
happy-go-locky-bubblegum-soul – ein meisterwerk,<br />
das immer wieder überraschende<br />
musikalische haken schlägt. (vertigo)<br />
lana del rey<br />
Born to die<br />
Ihr Objekt in den besten Händen<br />
Bewertung, Verkauf, Vermietung – hocheffizient<br />
musikalische frühlingsgefühle im globalen<br />
popgarten: nachdem sich alle gerade an den<br />
neuen weltstar adele gewöhnt haben, dominieren<br />
plötzlich reihenweise weitere neue songwriter-namen<br />
charts und Radio. der mondänste:<br />
lana del Rey. die 25-jährige wahl-londonerin<br />
aus new york hat mit „video games“ ein youtube-klickwunder<br />
mit filmmusik-charme,<br />
üppigen streicher-arrangement und harfenistischen<br />
einsprengseln produziert. auch das album<br />
„born to die“ ist von phil-spector-artigem<br />
wall of sound geprägt, der hypnotisiert und bei<br />
jedem hören facetten gewinnt – obwohl lana<br />
del Reys tiefe stimme oft klingt, als wäre sie auf<br />
valium. „hollywood sadcore“ nennt sie selbst<br />
diese melancholische mixtur aus 60er-jahreglamour<br />
und trip-hop, der aber auch vor allerweltspopkieksen<br />
und Rap-vokabular nicht<br />
zurückschreckt. (universal)<br />
isabelle faust<br />
violin Concertos<br />
cD-TippS | KuNstSinn<br />
ob der engel manon, an den alban berg (1885-<br />
1935) mit seinem violinkonzert denkt, so aussah<br />
wie das mädchen auf dem cover dieses wunderbaren<br />
albums mit einem klimt-gemälde, spielt<br />
hier keine Rolle. denn so, wie isabelle faust das<br />
konzert spielt, werden bergs liebe zu manon<br />
und deren schönheit ohnehin klar. mit claudio<br />
abbado und dem orchestra mozart versteht<br />
faust sich ausgezeichnet. das vitale, äußerst<br />
ausdrucksvolle musizieren dieser immer noch<br />
recht modern wirkenden musik ist ergreifend.<br />
das wunder an dieser aufnahme ist aber auch<br />
der schlichte beethoven-ton im violinkonzert<br />
d-dur op. 61. isabelle faust weiß ihn mit intellektueller<br />
klarheit und messerscharf zu setzen.<br />
einfach. ehrlich. und expressiv trotz eines nur<br />
zarten vibrato, das im forte mit nachdruck und<br />
im piano mit beseeltheit unter die haut geht.<br />
das ist ganz große geigen-kunst!<br />
texte: stefan dettlinger, Jörg-peter klotz n<br />
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RadfahRen heisst, ständig die eigenen gRenzen zu hinteRfRagen. RädeR bauen offensichtlich<br />
auch. in liebevolleR handaRbeit feRtigt maRk heRb FaHrrad-UnIkaTE, die eine seele haben.<br />
sein ziel: peRfektion.<br />
Das Bild an der Wand der Ladenwerkstatt<br />
von Mark Herb sagt einiges aus<br />
über seinen Besitzer. Auf grauem Hintergrund<br />
fährt von rechts ein Rad ins Bild. Eine<br />
geschwungene Linie in frischem Grün skizziert<br />
Lenker und Gabel, ein angedeuteter Kreis das<br />
Vorderrad. Darüber, ebenfalls vom Bildrand her,<br />
laufen drei Buchstaben: MAR. Herbs Freundin<br />
Tina hat es gemalt, es signalisiert Bewegung und<br />
Reduktion auf das Wesentliche. So wie das Bild<br />
sind auch die Räder, die Mark Herb hier baut:<br />
puristisch im Design, präzise verarbeitet und dynamisch<br />
in der Funktion.<br />
Seit März 2<strong>01</strong>0 fertigt der Radbauer in Römerberg-Berghausen<br />
Unikaträder. Er hat eine Weile<br />
gebraucht, um seine größte Leidenschaft zu entdecken.<br />
Vom Handball und Fußball war er zum<br />
Kampfsport gekommen, bis ihn irgendwann die<br />
Faszination fürs Rennradfahren packte. „Das<br />
Rad ist für mich der Inbegriff von Perfektion“,<br />
schwärmt er: „Beim Radfahren treibt dich nur<br />
deine eigene Muskelkraft voran, du selbst fügst<br />
dir Schmerzen zu und hinterfragst deine Grenzen.“<br />
Vom Radfahren zum Radbauen war es<br />
dann gar kein so weiter Weg mehr – nach Jahren<br />
bei verschiedenen Herstellern und einem<br />
eigenen mobilen Reparaturservice entschied er<br />
schließlich, seinen eigenen, etwas anderen Radladen<br />
zu eröffnen.<br />
High-Tech im Retro-Look<br />
Nicht nur sein „Wachhund“ Alfred, ein freundlicher<br />
kleiner Malteser, kann ihm nun bei der<br />
Arbeit zuschauen. Auch von draußen geben große<br />
Schaufenster den Blick auf Werkbank, Montageaufhängung<br />
und Ausstellungsfläche frei<br />
– eine gläserne Produktion sozusagen. Drinnen<br />
stehen zehn fertige Modelle, allesamt eher An-<br />
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Elektroräder/Trekking-/City-/Kinderräder/Rennräder/Mountainbikes/Bekleidung/Helme/Schuhe/Zubehör<br />
schauungsobjekte oder Inspirationsquellen für<br />
die Kunden als zum Verkauf gedacht. Denn wer<br />
hierher kommt, sucht das Individuelle: ein Rad,<br />
das perfekt auf fahrerische Vorlieben und körperliche<br />
Befindlichkeiten abgestimmt ist, das<br />
prima läuft, nicht kaputt geht und auch noch<br />
wunderschön und unverwechselbar aussieht.<br />
Wer Räder liebt und so eines gefunden hat, der<br />
gibt es nie mehr her.<br />
Mark Herbs derzeitiges Lieblingsstück ist ein<br />
schlichtes steingraues Trekking-Bike mit schwarzen<br />
Laufrädern, Griffen und Sattel aus braunem<br />
Leder und einer kleinen Tasche aus grobem Leinenstoff<br />
am Lenker – Retro-Look in Vollendung,<br />
auf den ersten Blick. Bei genauem Hinsehen entpuppt<br />
es sich als High-Tech-Maschine, nicht nur<br />
wegen der Carbongabel. Statt einer klassischen<br />
Kette und Ritzel an der Hinterradnabe verfügt<br />
es über einen Carbon-Riemen-Antrieb. „Das �<br />
das Fahrrad-Fachgeschäft in<br />
Mannheim / Neckarstadt-Ost,<br />
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86 UBI BENE<br />
UBI BENE 87
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Nonplusultra“, schwärmt Herb. „Stone CD“ hat<br />
er es getauft, Stone steht dabei für die Farbe,<br />
CD für „Carbon Drive“, wie Hersteller Gates seinen<br />
wartungsarmen Zahnriemen nennt. Ab und<br />
zu fährt er damit eine Tour, genau wie mit dem<br />
beigen Mountainbike, das direkt daneben steht.<br />
Ein paar Dreckspritzer an den Reifen zeugen<br />
von dessen letzter Fahrt über die Felder. Seine<br />
Kunden, so verschieden sie sind, verbindet ei-<br />
Schönheit für Ihre Zähne<br />
Die hauchdünnen ProWell ® -Veneers verstecken<br />
leichte Zahnschäden, korrigieren<br />
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Schönheitsfehler wie etwa verfärbte Zähne.<br />
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Ihren Schneidezähnen neuen Glanz und<br />
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nes: Alle legen Wert auf ein gutes Rad. „Viele<br />
kommen, weil sie lange gesucht und nichts Passendes<br />
gefunden haben“, erzählt der 40-Jährige.<br />
Sie wollen ein Rennrad mit Schutzblechen oder<br />
wünschen eine spezielle Geometrie.<br />
Oder sie haben Rückenprobleme, die es zu lösen<br />
gilt. „Eine Dame, passionierte Rennradfahrerin<br />
und sehr groß, kam mit der sportlichen Sitzpo-<br />
Zahntechnik für<br />
höchste Ansprüche<br />
Ästhetische und strahlend weiße Zähne sind<br />
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Qualität.<br />
sition nicht mehr klar“, erzählt er: „Ich habe ihr<br />
einen englischen Lenker ans Rad gebaut, schon<br />
bei der Probefahrt fand sie das perfekt.“<br />
Reine Handarbeit<br />
Herbs Credo beim Fahrradbau ist: „Es muss zu<br />
dem passen, der es fährt.“ Zuallererst klärt er<br />
daher die Frage, was der Kunde genau will und<br />
Natürlich schöne Zähne<br />
... für ein natürlich strahlendes Lächeln!<br />
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braucht. „Ohne ein persönliches Beratungsgespräch<br />
geht das nicht“, sagt er: „Deshalb verkaufe<br />
ich auch keine Räder über das Internet.“ Sind alle<br />
Details besprochen, bestellt er die Komponenten<br />
und lässt den Rahmen in der gewünschten Farbe<br />
lackieren. Dann beginnt die Verarbeitung, die angesichts<br />
der Individualität der späteren Besitzer<br />
so manche Tüftelei erfordert und reine Handarbeit<br />
ist. Ganz am Ende zeigt er Varianten auf, die<br />
dem Unikat seine Persönlichkeit verleihen. „Ich<br />
verwende sehr gern Leder“, erzählt er: „Das hat<br />
Leben und Charakter und sieht stylisch aus.“ Die<br />
Sättel aus der englischen Traditionsmanufaktur<br />
Brooks zählen zu seinen Lieblingen – einmal<br />
eingefahren, passen sie sich den Körperformen<br />
perfekt an, saugen Schweiß auf und werden mit<br />
zunehmendem Alter immer schöner. „Aber wer<br />
lieber auf einer Carbonschale sitzt, der bekommt<br />
MARk HERb LEGT WERT AUF inDiviDUALiTäT UnD kUnDEnzUFRiEDEnHEiT.<br />
LinkE SEiTE: DAS REnnRAD „GREEn MAcHinE” UnD SEin ERSTES E-bikE.<br />
natürlich auch das“, sagt er. Schön in der Optik,<br />
aber nicht jedermanns Sache im Gebrauch<br />
sind auch die braun-gemaserten Holzgriffe, mit<br />
denen er ein Elektro-Fahrrad ausgestattet hat.<br />
Hier hat der Tüftler einen kleinen Motor des<br />
österreichischen Herstellers Gruber unsichtbar<br />
ins Sitzrohr des schneeweißen Rahmens<br />
integriert. Der Akku baumelt, versteckt in einem<br />
schwarzen Täschchen, wie es auch �
KÖrperGEFÜHL<br />
RäDER MiT pERSönLicHkEiT:<br />
jEDES EinzELnE iST Ein UnikAT.<br />
für Ersatzschlauch und Flickzeug verwendet<br />
wird, am Sattel. Der Schweizer Rennfahrer Fabian<br />
Cancellara war mit so einem System vor<br />
zwei Jahren ins Gerede gekommen: Hartnäckig<br />
hielt sich das Gerücht, er habe den Antrieb verbotenerweise<br />
in einem Rennen eingesetzt. Doch<br />
wer in der Werkstatt von Mark Herb das kleine<br />
Knöpfchen am Lenker drückt, mag das nicht<br />
glauben: Unüberhörbar surrt der Motor vor sich<br />
hin. „Heimlich kann man den nicht zuschalten“,<br />
sagt Mark Herb und grinst. Aber einem seiner<br />
Kunden hilft die unter Freizeitfahrern erlaubte<br />
Leistungssteigerung: Er lässt sich am Berg von<br />
seinen stärkeren Mitfahrern nun nicht mehr so<br />
leicht abhängen. „Wir müssen das Rad nicht<br />
mehr neu erfinden, aber wir können es perfektionieren“,<br />
sagt Herb dazu. Zur Perfektion im Design<br />
gehört für Mark Herb auch der Verzicht auf<br />
auffällige Logos, wie sie bei den meisten Herstellern<br />
üblich sind „Ich sehe ein Rad als Gesamt-<br />
objekt, ich muss da nicht groß meinen Namen<br />
drauf lesen“, begründet er.<br />
An den meisten Modellen weist nur ein kleiner<br />
Aufkleber auf ihren Schöpfer hin, und zugunsten<br />
der Optik knibbelt Herb auch schon mal<br />
die bunten Logos von hochwertigen Laufrädern<br />
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ab, damit sie den puristischen Eindruck nicht<br />
stören. „Wir haben aber auch schon den Namen<br />
des Besitzers auf den Rahmen lackiert“,<br />
erzählt er – womöglich eine ganz individuelle<br />
Form der Diebstahlsicherung.<br />
Puristische Gesamtkunstwerke<br />
Herbs neuestes Projekt verbindet seine Leidenschaft<br />
für Räder mit seiner Abenteuerlust.<br />
Seit der Afrika-Fan zum ersten Mal in Namibia<br />
war, reist er immer wieder dorthin. „Das ist für<br />
mich Freiheit pur“, erzählt er: „Dieses Land<br />
mit seinen Wüsten und seiner Tierwelt fasziniert<br />
mich.“ Nun gibt er diese Faszination auch<br />
weiter: Zu seinen Abenteuer-Radreisen können<br />
ihn passionierte Mountainbiker in eine gemütliche<br />
Lodge begleiten und bei Tagestouren<br />
zwischen 30 und 50 Kilometern das Land kennenlernen.<br />
„Dazu muss man kein Profi-Radler<br />
sein. Die Touren sind eher etwas für Abenteurer<br />
und Naturliebhaber“, stellt er klar: „Ich selber<br />
fahre ja auch nur aus Leidenschaft.“<br />
Doch das ist ja bekanntlich der beste Antrieb,<br />
etwas zu tun.<br />
text: Ute Maag fotos: Christian dammert n<br />
Öle, Essige,<br />
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e-bikes haben das image des RentneRRads endgültig abgehängt. veRkaufszahlen und technische<br />
entwicklung zeigen, dass fahRRädeR mit ELEkTro-anTrIEb als zeitgemässes foRtbewegungsmittel<br />
zunehmend in schwung kommen.<br />
Willi Altig gibt offen zu, dass er<br />
Vorbehalte hatte. Der frühere<br />
Radrennfahrer, der seit 40<br />
Jahren in der Mannheimer Neckarstadt seinen<br />
Radsportladen betreibt, dachte lange Zeit wie<br />
viele andere passionierte Radfahrer: Die Unterstützung<br />
beim Treten durch akkubetriebene<br />
Elektromotoren sei etwas für alte Leute oder<br />
Faulpelze. Doch schon erste eigene Versuche<br />
haben ihn zum Umdenken bewegt. Heute sagt<br />
er: „In der Stadt fahre ich nur noch mit dem E-<br />
Bike. Es macht Spaß, erhöht den Aktionsradius,<br />
und ich komme nicht mehr verschwitzt an,<br />
wenn ich Essen gehe oder einen Termin habe.“<br />
Wie Altig geht es immer mehr Radlern. Rund<br />
300.000 E-Bikes wurden im vergangenen Jahr<br />
verkauft, so viele wie nie zuvor. Altig ist sicher:<br />
„Das E-Bike wird das herkömmliche Fahrrad<br />
niemals ersetzen, aber, was die Verkaufszahlen<br />
angeht, irgendwann überholen.“ Ähnlich denkt<br />
UBI BENE<br />
auch Christian Schreiber. Der KFZ-Meister ist<br />
Mitglied der Geschäftsführung bei Schreiber<br />
Zweirad. Im vergangenen Jahr hat der Mannheimer<br />
Motor-Technik-Händler sein Sortiment<br />
für Elektro-Fahrräder erweitert und ein eigenes<br />
E-Bike-Center eröffnet. Er hat die Erfahrung<br />
gemacht, dass die Über-50-Jährigen zwar immer<br />
noch den größten Kundenkreis bilden, aber:<br />
„Immer mehr Jüngere entdecken das E-Bike als<br />
zeitgemäßes Fortbewegungsmittel.“<br />
Pedelecs für jeden Geschmack<br />
Beim Blick über die verschiedenen Modelle<br />
wird deutlich, wie umfangreich die Angebotspalette<br />
mittlerweile ist. Schon bei den Begrifflichkeiten<br />
lauern die ersten Missverständnisse.<br />
Zwar hat sich das griffige „E-Bike“ als Sammelbegriff<br />
durchgesetzt, doch der Allgemeine Deutsche<br />
Fahrrad-Club (ADFC) definiert E-Bikes<br />
als Elektro-Mofas, deren Antrieb per Drehgriff<br />
oder Schaltknopf auch wirkt, wenn nicht in die<br />
Pedale getreten wird. Fahrräder, deren Motoren<br />
das Treten nur unterstützen, heißen offiziell Pedelecs.<br />
Und auch hier gibt es Unterschiede: Das<br />
klassische Pedelec besitzt einen Motor bis maximal<br />
250 Watt und riegelt bei einer Geschwindigkeit<br />
von 25 Kilometern pro Stunde ab. Wer<br />
es schneller mag, sollte zur S-Klasse der Pedelecs<br />
greifen. Deren 500-Watt-Motoren ermöglichen<br />
maximal 40 km/h, allerdings brauchen sie<br />
ein Versicherungskennzeichen. Was bei beiden<br />
Versionen gleich ist: Sie gelten als Fahrräder,<br />
Helmpflicht besteht daher nicht.<br />
Der Rest ist eine Frage der persönlichen Vorlieben<br />
und des Geschmacks. Vom bequemen<br />
City-Rad über das kleine Klapprad bis zum<br />
sportlichen Mountainbike sind inzwischen alle<br />
Varianten mit Elektro-Antrieb erhältlich. Die<br />
Akkus sitzen als abnehmbare Teile am Gepäckträger<br />
oder Rahmen, oder sind, wie beim �<br />
zAHLREicHE MODELLE – Ob SpORTLicH, ScHick ODER<br />
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„Das sieht schick aus“, sagt Christian Schreiber,<br />
gibt aber zu bedenken: „Diese Variante ist<br />
nicht abnehmbar und braucht eine Steckdose in<br />
Reichweite.“ Rund 50 bis 60 Kilometer, je nach<br />
Fahrweise und Streckenprofil, reicht eine Akkuladung.<br />
Muss das Rad zum Laden jedes Mal<br />
in den Keller geschleppt werden, könnte das<br />
schnell zu Verdruss führen: E-Bikes wiegen, je<br />
nach Ausstattung, stattliche 20 bis 25 Kilo.<br />
Die Motoren sitzen am Vorderrad, an der Hinterradnabe<br />
oder unter der Kurbel. Willi Altig<br />
bevorzugt den Mittelantrieb, denn: „Wenn man<br />
mal einen Platten hat und das Hinterrad ausbauen<br />
muss, geht das ohne Motor im Laufrad<br />
leichter und schneller.“ Christian Schreiber ist<br />
da anderer Meinung: „Ich empfehle die Hin-<br />
terradvariante, weil da die Kraftübertragung am<br />
besten ist“, sagt er. Auch bei der Qualität gibt es<br />
Unterschiede: hochwertige Motoren zeichnen<br />
sich durch sanftes Anfahren aus.<br />
Doch nicht nur Berufspendler und Komfortfans<br />
nutzen die Extra-Kraft auf Knopfdruck – auch<br />
im Sport wirken E-Bikes zunehmend leistungssteigernd:<br />
An Mountainbikes helfen sie bei steilen<br />
Anstiegen, bei ausgedehnten Touren können<br />
schwächere mit stärkeren Radlern besser mithalten.<br />
Das käme für Willi Altig aber dann doch<br />
nicht in Frage. „Ich unterscheide zwischen dem<br />
E-Bike als Fortbewegungsmittel und dem Rennrad<br />
als Sportgerät“, sagt der 77-Jährige: „Wenn<br />
ich in den Odenwald fahre, dann ohne Motor.<br />
Da mache ich Sport.“<br />
text: Ute Maag n<br />
wEnigEr scHmErZEn,<br />
mEHr lEbEnsqualität<br />
dr. THoMas rUpp Und dr. oLaF JaCobsEn begleiten ihRe patienten von deR diagnostik bis zuR<br />
heilbehandlung. die beiden fachäRzte füR oRthopädie, Rehabilitative und physikalische<br />
medizin, unfallchiRuRgie, spoRtmedizin und chiRotheRapie bieten das komplette spektRum<br />
Wo liegen die schwerpunkte Ihrer täglichen<br />
arbeit?<br />
dr. thomas Rupp: ein schwerpunkt sind<br />
knie- und schulterverletzungen, zum beispiel<br />
nach unfällen, aber auch durch verschleißerkrankungen<br />
wie arthrose, also abnutzungserscheinungen<br />
des gelenkknorpels.<br />
Wie läuft eine behandlung bei Ihnen ab?<br />
Rupp: entscheidend ist eine schnelle und sichere<br />
diagnostik. wir verfügen hier im haus<br />
über modernste geräte, zum beispiel ultraschall,<br />
digitales Röntgen und einen offenen<br />
kernspintomographen, was vor allem für<br />
menschen mit klaustrophobischen ängsten<br />
oder auch für kinder von großem vorteil ist.<br />
das bedeutet auch, dass wir alle diagnostischen<br />
schritte hier in der praxis durchführen<br />
können, der patient also keine ortswechsel<br />
und zeitverlust in kauf nehmen muss.<br />
jacobsen: das gilt übrigens auch für die<br />
weiteren schritte: im gespräch mit dem patienten<br />
erörtern wir die möglichen weiteren<br />
therapiemöglichkeiten, zum beispiel, ob<br />
eine operative oder konservative weiterbehandlung<br />
sinnvoller ist. falls eine operation<br />
erforderlich ist, können wir vieles minimalinvasiv<br />
vornehmen. diese arthroskopien<br />
können in der Regel ambulant oder kurzstationär<br />
in der angeschlossenen praxisklinik<br />
durchgeführt werden. auch die krankengymnastische<br />
heilbehandlung kann in<br />
unserem haus erfolgen.<br />
Welche konservativen behandlungsmethoden<br />
setzen sie ein?<br />
Rupp: das ist je nach krankheitsbild verschieden.<br />
wir haben es häufig mit patienten<br />
zu tun, die unter chronischen schmerzen<br />
oRthopädischeR behandlungen an.<br />
der muskulatur oder der gelenke leiden, die<br />
ihre natürlichen bewegungen und damit ihre<br />
lebensqualität erheblich beeinträchtigen.<br />
jacobsen: ursache von schmerzen in der<br />
schulter sind häufig kalkablagerungen. diese,<br />
aber auch tennis- oder golferellenbogen<br />
oder schmerzen in der achillessehne können<br />
wir mit der extrakorporalen stoßwellentherapie<br />
gezielt bekämpfen. eine linderung<br />
ist für den patienten schon nach wenigen<br />
sitzungen spürbar. eine weitere physikalische<br />
behandlungsmethode bei entzündungen<br />
ist die lasertherapie.<br />
Ein neues verfahren, das sie zur arthrosebehandlung<br />
anwenden, nennt sich aCp.<br />
Was hat es damit auf sich?<br />
Rupp: die behandlung mit autologous condition<br />
plasma, kurz acp, ist ein neuartiges<br />
verfahren, bei dem körpereigene blutbestandteile<br />
ins gelenk injiziert werden, die<br />
heilungs- und wachstumsprozesse im geschädigten<br />
knorpel anregen. das verfahren<br />
läuft vollkommen steril ab und bietet so<br />
höchstmögliche sicherheit ...<br />
jacobsen: ... und klinische ergebnisse zeigen<br />
signifikante verbesserungen der beweglichkeit<br />
und eine deutliche schmerzlinderung.<br />
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Nichts tun kann ganz schön schwer<br />
sein. Aber noch viel schwerer ist es,<br />
an nichts zu denken. Ich sitze hier,<br />
aufrecht, mit angewinkelten Beinen und geschlossenen<br />
Augen und versuche beides: nichts<br />
tun, nichts denken, nichts tun, nichts denken,<br />
nichts tun, nichts denken … Aber Moment:<br />
Wenn ich denke, dass ich nichts denken sollte,<br />
denke ich ja schon wieder! „Kein Problem“,<br />
beruhigt Bruder Hue Loc. „Dass Gedanken<br />
kommen, ist ganz normal.“ Wichtig sei nur,<br />
sich nicht daran festzuklammern, sondern die<br />
Gedanken durchziehen zu lassen, ohne sich in<br />
Grübeleien zu vertiefen. Hue Loc ist Mönch<br />
und leitet jeden Dienstagabend die offene Meditation<br />
im Kloster „Buddhas Weg“ in dem kleinen<br />
Odenwald-Örtchen Siedelsbrunn. Acht<br />
Meditationswillige, Männlein wie Weiblein,<br />
Ältere wie Jüngere, sitzen im Halbkreis auf<br />
ihren Kissen im gedämpften Licht in der Buddhahalle.<br />
Es ist ganz still in dem großen Raum,<br />
nur der Wind pfeift, ansonsten schluckt der<br />
weiche Teppich alle Geräusche. Wer die Augen<br />
nicht geschlossen hat, blickt zu dem kahlgeschorenen,<br />
jungen Mann in der braunen Kutte<br />
und lauscht dem, was er zu sagen hat über die<br />
Kunst der Selbstversenkung.<br />
Ein Ort der Ruhe und<br />
der Meditation<br />
Zusammen mit sechs weiteren Mönchen und<br />
Nonnen lebt Hue Loc in der buddhistischen<br />
Ordensgemeinschaft im Odenwald. 2009 hat<br />
die Deutsch-Vietnamesisch-Buddhistische Gemeinde<br />
die ehemalige Suchtklinik am Ortsrand<br />
von Siedelsbrunn erworben und das leerstehende<br />
Gebäude zum Kloster mit Seminar- und<br />
Gästehaus umfunktioniert. Angegliedert ist<br />
außerdem eine Praxis für Naturheilverfahren<br />
und Traditionelle Chinesische Medizin. Das<br />
Kloster ist sozusagen Zweigstelle des Frankfurter<br />
Tempels und Begegnungszentrums „Pagode<br />
Phat Hue“. Beide Häuser wurden auf Initiative<br />
des Abtes und Zen-Meisters Thich Thien Son<br />
gegründet und werden von ihm geleitet, beide<br />
gehören der vietnamesischen Zen-Tradition an.<br />
Anspruch der Ordensgemeinschaft ist es, den<br />
Buddhismus nach Westen zu bringen in einer<br />
Form, die hier verstanden wird. Alle Interessierten<br />
sollen einen lebendigen Eindruck von<br />
der Glaubensrichtung bekommen.<br />
Missionsbestrebungen weist Schwester Hue<br />
Nghiem (sprich: Hui Nim), die die Hausleitung<br />
von „Buddhas Weg“ innehat, jedoch weit<br />
von sich – sie seien nicht mit dem Buddhismus<br />
vereinbar. „Wir sind ein Ort der Ruhe und der<br />
Meditation, ein Platz, wo jeder hinkommen und<br />
schauen kann, ob er hier findet, was er sucht.“<br />
Die Angebote in „Buddhas Weg“ reichen von<br />
Zen-Bewusstseinsschulungen über Yoga- und<br />
Meditationswochenenden sowie Gesundheits-<br />
aufenthalten mit Massage und Akupunktur bis<br />
hin zu Seminaren unter der Leitung renommierter<br />
Mönche und Nonnen aus dem Ausland.<br />
Skepsis wandelt sich in<br />
wohlwollendes Interesse<br />
Auch zum Heilpraktiker kann man sich dort<br />
ausbilden lassen. Außerdem besteht die Möglichkeit,<br />
sich „einfach so“ ein paar Tage oder<br />
länger ins Kloster zurückzuziehen und im<br />
Rhythmus der Ordensgemeinschaft zu leben.<br />
Wer nimmt diese Angebote wahr? „Alle, die<br />
etwas suchen“, sagt Schwester Hue Nghiem<br />
– und das sind ihr zufolge immer mehr, nicht<br />
zuletzt aufgrund der Endzeitpanik, die rund<br />
um das Jahr 2<strong>01</strong>2 geschürt wird. „Es herrscht<br />
Sinnlosigkeit. Alle spüren es, aber keiner weiß,<br />
was er machen soll. Alles ist gesättigt, der einzige<br />
Bereich, der noch offen ist, ist die spirituelle<br />
Entwicklung zurück zu sich und zu dem<br />
Menschen – aber dafür muss man erst einmal<br />
ein Gespür für sich selbst finden.“<br />
Einen Ort schaffen, an dem das möglich ist –<br />
mit diesem Ziel vor Augen bezogen im Winter<br />
2009/2<strong>01</strong>0 die ersten vier Mönche und Nonnen<br />
das idyllisch gelegene, ehemalige Klinikgebäude<br />
im Odenwald – und schneiten prompt ein.<br />
„Nicht einmal der Heizöllaster kam zu uns<br />
durch“, erinnert sich Hue Nghiem. „Wir waren<br />
eine Woche ohne Heizung.“ Skeptische Blicke<br />
von Seiten der Dorfbewohner erntete die<br />
Klostergemeinschaft, als sie nach der Schneeschmelze<br />
begann, im großen Stil die riesigen<br />
Fichten abzuholzen, die fast das gesamte Gelände<br />
in Schatten tauchten.<br />
Bei manchen Einheimischen ist die Skepsis<br />
geblieben. Größtenteils jedoch hat sie sich in<br />
wohlwollendes Interesse verwandelt, so der Eindruck<br />
von Hue Nghiem. „Die benachbarten Gemeinden<br />
sind froh, dass das Gebäude so positiv<br />
genutzt wird“, sagt sie. Noch in diesem Sommer<br />
soll ein Kunst-Wanderweg geschaffen werden,<br />
der über das Areal des Klosters verläuft und die<br />
Kunstwege in Abtsteinach und auf der Kreidacher<br />
Höhe miteinander verbindet. Viel Aufmerksamkeit<br />
brachte dem Kloster im vergangenen<br />
Jahr der Jade-Buddha ein, der auf seinem Weg<br />
durch Europa im Sommer 2<strong>01</strong>1 neun Tage lang<br />
in Siedelsbrunn Station machte. 20.000 Besucher<br />
kamen in den Odenwald, um die beeindruckende,<br />
aus einem riesigen Jadeblock gefertigte<br />
Statue zu erleben. Auf dem Außengelände des<br />
Zentrums wurde eigens für die Sehenswürdigkeit<br />
eine Holzpagode errichtet.<br />
weR nach mehR Ruhe und gelassenheit füR sein leben sucht, muss nicht zu buddhistischen<br />
mönchen und nonnen nach asien Reisen – eine fahRt nach sIEdELsbrUnn IM odEnWaLd Reicht. �<br />
UBI BENE
KÖrperGEFÜHL<br />
Reichlich Arbeit macht auch das Hauptgebäude<br />
des Klosters. „Es gab und gibt viel zu sanieren,<br />
auch vieles, was auf den ersten Blick<br />
nicht ersichtlich war“, sagt Schwester Hue<br />
Nghiem. Mit Hilfe von Mitgliedern der vietnamesischen<br />
Gemeinde in Frankfurt wurde<br />
das Gästehaus hergerichtet. Bis zu 100 Besucher<br />
können hier nun unterkommen. Eine Nobelherberge<br />
sollten sie jedoch nicht erwarten,<br />
sagt Hue Nghiem: „Den vollen Service eines<br />
Hotels können wir nicht bieten, wir sind ein<br />
Kloster, das auch Gäste aufnimmt.“ Für die<br />
meisten sei das aber in Ordnung, so ihre Erfahrung.<br />
Entstanden ist außerdem ein apartes<br />
Teehaus, in dem auch Besucher von außerhalb<br />
auf ein Tässchen vorbeischauen können. Auch<br />
der Altbau, wo – in getrennten Flügeln – die<br />
Mönche und Nonnen leben, müsste generalüberholt<br />
werden. Das jedoch würde rund eine<br />
halbe Million Euro kosten – Geld, das die Klostergemeinschaft<br />
nicht hat.<br />
Auf der Suche nach dem<br />
„Du-musst“ in sich selbst<br />
Denn Umbau- und Sanierungsmaßnahmen<br />
werden sämtlich aus Spenden finanziert. Die<br />
Einkünfte aus Seminaren, Vermietung der<br />
Räume und Übernachtungen deckten gerade so<br />
die laufenden Betriebskosten, so Hue Nghiem.<br />
Das Büro der Nonne wirkt alles andere als weltabgeschieden<br />
– es sieht nach richtig viel Arbeit<br />
aus. Auf dem Schreibtisch läuft der PC, immer<br />
wieder piepst das Handy. Kein Wunder: In den<br />
Aufgabenbereich von Hue Nghiem fällt neben<br />
der Hausleitung auch das Marketing und vieles<br />
mehr. Kommt sie da nicht auch ab und zu in<br />
Hektik? „Doch, schon“, bestätigt sie. Dann jedoch<br />
nehme sie sich bewusst eine kleine Auszeit,<br />
gehe eine Runde spazieren.<br />
„Wer entschleunigen will, muss überlegen: ‚Was<br />
treibt mich an? Warum reagiere ich darauf und<br />
sage nicht nein?‘“, erklärt Hue Nghiem. Statt<br />
die Schuld für Stress und Unruhe auf die äu-<br />
ßeren Umstände zu schieben, sei es sinnvoller,<br />
das „Du-musst“ in sich selbst zu suchen. „Dafür<br />
ist es wichtig, anzuhalten und einen Schritt<br />
langsamer zu gehen – aber davor muss man erst<br />
einmal schalten.“ Der Zeitpunkt dieses ganz bewussten<br />
Zurückschaltens liegt bei Hue Nghiem<br />
schon einige Jahre zurück. Erzkatholisch aufgewachsen<br />
in Paderborn, wollte sie eigentlich „mit<br />
Religion nichts mehr zu tun haben“.<br />
Sie war viel unterwegs in der Welt, arbeitete<br />
zuletzt in der Duftstoffindustrie in Paris an der<br />
Entwicklung von Parfümölen und hatte doch<br />
irgendwann den Eindruck: „Das kann nicht alles<br />
gewesen sein.“ Bei der Akupunktur, erzählt<br />
sie, sei sie dann ihrem heutigen Zen-Meister<br />
über den Weg gelaufen. 2006 entschied sie sich<br />
für ein Leben im buddhistischen Kloster, zunächst<br />
als Laiin, dann als Nonne. Ein großer,<br />
ein radikaler Schritt, der sicher nicht für alle<br />
nachvollziehbar ist – Hue Nghiem gleichwohl<br />
hat ihn nicht bereut.<br />
Dass auch viele kleine Schritte hin zur eigenen<br />
Mitte führen können, lernt die Meditationsrunde<br />
von Bruder Hue Loc bei der Geh-Medi-<br />
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tation – eine Methode, die verlorengegangene<br />
Langsamkeit wiederzuentdecken. Alle erheben<br />
sich dazu von ihren Sitzkissen, verharren einen<br />
Moment im Stehen, dann geht es los. Schritt<br />
für Schritt, im Kreis durch die Halle. Gaaaaaanz<br />
langsam. Am besten an nichts denken,<br />
heißt auch dabei wieder die Devise. Doch die<br />
Gedanken kommen: „Wenn uns hier jemand<br />
zuschaut …!“ Und: „Wieso trödeln die da vorne<br />
so, mein Hintermann ist mir schon dicht auf<br />
den Fersen.“ Doch so wie sie kommen, gehen<br />
die Gedanken auch wieder. Schließlich gibt es<br />
Wichtigeres: einen Fuß vor den anderen setzen,<br />
kleine Schritte machen, Gleichgewicht halten,<br />
die eigene Geschwindigkeit – Verzeihung:<br />
Langsamkeit – finden, den weichen Teppichboden<br />
spüren beim Abrollen des Fußes, die<br />
Ruhe des Raumes aufnehmen. Und irgendwann<br />
sind Vorderfrauen und Hintermänner<br />
egal. Runde um Runde kommen wir der eigenen<br />
Gelassenheit wieder näher. Ganz langsam,<br />
ganz gemächlich.<br />
text: nicole pollakowsky n<br />
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100 UBI BENE<br />
UBI BENE 1<strong>01</strong>
eiseFREUDE<br />
Bis zur Gürtellinie sieht der Pilot aus<br />
wie ein typischer Vertreter seiner<br />
Zunft. Ein blütenweißes Hemd,<br />
eine riesige Brille auf der Nase und eine große<br />
Uhr am Handgelenk. Aber dann: dunkelblaue<br />
Bermuda-Shorts über dunkelbraunen Waden,<br />
und an den Füßen – nichts. Die Flipflops hat<br />
er ordentlich neben seinen Sitz gestellt, als er<br />
die kleine Propellermaschine in die Luft zieht.<br />
Routiniert treten die nackten Füße die Pedale,<br />
während wir über der kleinen Flughafeninsel<br />
nahe der Hauptstadt Malé kreisen und Richtung<br />
Norden steuern. Irgendwann entschließen wir<br />
uns doch, den Blick von ihnen abzuwenden und<br />
aus dem Fenster zu schauen, dorthin, wo die Natur<br />
kleine Atolle ins tiefblaue Meer getupft hat.<br />
Dichtes Blätterwerk in sattem Grün, ein schneeweißer<br />
Strand und das leuchtende Türkis des<br />
Korallenrings bilden konzentrische Kreise, mal<br />
sind die kleinen Inselchen kreis-, mal sichelförmig<br />
angeordnet, andere ziehen sich wie an einer<br />
Perlenschnur aufgereiht durchs ruhige Wasser.<br />
1.190 dieser kleinen Eilande zählt die Republik<br />
Malediven, nur rund 200 davon sind bewohnt<br />
– strikt getrennt entweder von Einheimischen<br />
oder von Hotelgästen, die in luxuriösen Resorts<br />
tauchen oder einfach nur entspannen wollen.<br />
Runterkommen,<br />
barfuß gehen<br />
Unser Ziel ist das Baa-Atoll mit seinen 70 Inseln,<br />
die sich nur wenige Meter über den Meeresspiegel<br />
erheben. Die UNESCO hat es zum<br />
Biosphärenreservat erklärt. Im „Baa-Atoll-Project“<br />
haben die sieben Hotels der Region daraufhin<br />
vereinbart, speziell die Hanifaru-Bucht,<br />
Revier der faszinierenden Manta-Rochen, nicht<br />
mehr mit Tauchbooten anzusteuern.<br />
Nach einer halben Flugstunde wassert unser<br />
Flugzeug an der kleinen Privatinsel Dhuni<br />
Kolhu. Wer hier, im Coco Palm Resort, Urlaub<br />
macht, kommt nicht in erster Linie wegen<br />
der faszinierenden Unterwasserlandschaft,<br />
sondern wegen der Ruhe und der Romantik.<br />
Gleich nach der Landung tun wir es dem Piloten<br />
gleich: Schuhe aus! Barfuß erkunden<br />
wir am späten Vormittag auf frisch gerechten<br />
Sandwegen das Areal und wundern uns: Es<br />
scheinen kaum andere Gäste hier zu sein. „Wir<br />
sind fast ausgebucht“, klärt uns Gästebetreuerin<br />
Marie auf und kichert: „Das ist das Schöne<br />
hier: Selbst wenn alle 98 Villen belegt sind, ist<br />
hier nie Trubel.“<br />
Die gemütlichen Strandvillen mit ihren palmgedeckten<br />
Dächern, Outdoor-Bädern und schattigen<br />
Nischen für die Liegestühle schaffen Rückzugsmöglichkeiten.<br />
Und selbst die mondänen<br />
„Lagoon-Villas“, die weithin sichtbar auf Pfählen<br />
ins Meer hineingebaut wurden, sind kaum<br />
einsehbar. Ein Holzleiterchen führt von der eigenen<br />
Terrasse direkt ins Wasser. Gerade wegen<br />
dieser Intimität sind die Malediven so beliebt<br />
bei Hochzeitsreisenden. Im Coco Palm hat man<br />
sich für diese Kundschaft besonders viel einfallen<br />
lassen – bis hin zur romantischen Nacht zu<br />
zweit auf einer unbewohnten Insel.<br />
Dass es in den Villen weder Fernseher noch<br />
Internet-Empfang gibt, gehört zur Philoso- �<br />
102 UBI BENE<br />
UBI BENE 103
eiseFREUDE<br />
phie des Hauses: „Getting offline“. Runterkommen<br />
ist angesagt. Das Unterhaltungsprogramm<br />
liefert die Natur. Wer sich die Taucherbrille<br />
überstreift und durchs flache Wasser schnorchelt,<br />
sieht „Findet Nemo“ live und in 3D. Und<br />
für den Abend empfiehlt Hotelmanager Rafaele<br />
Solferino den spektakulären Sonnenuntergang<br />
an der Strandbar und den Sternenhimmel. „Haben<br />
Sie jemals etwas so Faszinierendes gesehen?“,<br />
fragt er. Es ist eine rhetorische Frage.<br />
„Natürlich“, beruhigt er, gebe es W-Lan in der<br />
Hotelhalle und auch einen Gemeinschaftsfernseher.<br />
Was da läuft? „Manchmal ein Fußballspiel“,<br />
sagt er emotionslos. Denn auch wenn<br />
der Mann Neapolitaner ist – Fußball ist weniger<br />
sein Thema. Stattdessen: die Umwelt. Dhuni<br />
Kolhu ist für Solferino zuallererst ein „Naturreservat,<br />
das wir schützen müssen“. Verständnisloses<br />
Kopfschütteln entlockt ihm die Frage nach<br />
einem Pool. „Wofür brauchen wir einen Pool?<br />
Wir haben den größten der Welt, das Meer“, begründet<br />
er. 25 Jahre lang hat er Hotels in der<br />
ganzen Welt geleitet, doch hier auf den Malediven<br />
hat der Greenpeace-Anhänger eine besondere<br />
Mission: „Wir möchten Luxus umweltverträglich<br />
gestalten.“<br />
Wie das gehen kann, zeigt ein Blick hinter die<br />
Kulissen dieser Traumwelt im Indischen Ozean.<br />
Im Innern der Insel stehen funktionale Bauten.<br />
Hier lebt der größte Teil der Angestellten. Viele<br />
stammen aus Indien und Bangladesh. Vögel<br />
LUxUS UnD ERHOLUnG An TRAUMHAFT WEiSSEn STRänDEn: jäHRLicH GEniESSEn<br />
TAUSEnDE URLAUbER DiE ROMAnTik UnD inTiMiTäT AUF DEn MALEDivEn.<br />
23. & 24. März<br />
Freitag 10 – 20 uhr | samstag 10 – 18 uhr<br />
zwitschern in einer offenen Voliere. „Die haben<br />
wir hier angesiedelt, sie fressen Insekten“, erzählt<br />
Marie. Mohammad zeigt uns die hoteleigene<br />
Meerwasserentsalzungsanlage.<br />
Luxus und Ökologie<br />
im Einklang<br />
200.000 Liter Wasser werden hier täglich zu<br />
Trink- und Brauchwasser aufbereitet, erzählt<br />
der Maledivo, der in den USA Ingenieurwesen<br />
studiert hat, und Rafaele Solferino ergänzt:<br />
„Hätten wir auch noch einen Pool, wären es<br />
rund 450.000 Liter.“ Ganz zu schweigen vom<br />
erhöhten Dieselverbrauch, der mit 3.000 Litern<br />
pro Tag ebenfalls deutlich unter dem<br />
Durchschnitt der Hotels des Landes liegt. Es<br />
gibt eine große Wäscherei, eine Schreinerei<br />
und eine Müll-Sortieranlage. Plastikflaschen<br />
sind im Coco Palm tabu. Trinkwasser wird in<br />
wiederverwertbare Glasflaschen gefüllt und<br />
Duschgel und Shampoo im aparten Steinguttöpfchen<br />
gereicht. Nur die Bier- und Cola-Dosen<br />
müssten leider sein, sagt Marie. Es gehe<br />
nicht anders.<br />
Ein kleiner Garten liegt ein paar Ecken weiter<br />
hinter einem Palmwedelzaum. Hier ist das Reich<br />
von Chefkoch Mr. Pong, der schon morgens beim<br />
Frühstück bester Laune ist. Abends zaubert er<br />
im Restaurant Cornus allerfeinste Thai-Küche,<br />
deren Zutaten er zum Teil selbst anbaut. Stolz<br />
führt er durch Beete mit Okras, Bohnen und<br />
Dutzenden verschiedenen Kräutern. Zu Rafaele<br />
Solferinos Vorstellungen von einem umweltverträglichen<br />
und nachhaltigen Tourismus gehört,<br />
dass auch die Einheimischen davon profitieren<br />
sollen. Die Anzahl der Maledivos an der Belegschaft<br />
will er schrittweise von derzeit 40 Prozent<br />
auf mehr als die Hälfte erhöhen.<br />
Einmal pro Woche kochen maledivische Frauen<br />
im Buffetrestaurant Cowrie landestypische<br />
Gerichte. Und er animiert die Bewohner der<br />
umliegenden Inseln, selbst Obst und Gemüse<br />
anzubauen. Gerichte dieser einheimischen Produktion<br />
werden allabendlich als „Local Meal“<br />
angeboten. Um das nötige Wissen zu vermitteln,<br />
lädt er Erwachsene und Kinder zu Schulungen<br />
ins Resort ein. Denn neben der Bedrohung<br />
durch Klimaerwärmung und steigende Meeresspiegel<br />
haben die Malediven noch andere Probleme.<br />
Die Bevölkerung ist arm, vor allem, seit<br />
im einzigen nennenswerten Wirtschaftszweig<br />
neben dem Tourismus, dem Fischfang, die Umsätze<br />
immer mehr einbrechen.<br />
Das zeigt ein Besuch in der Wirklichkeit, die<br />
eine halbe Bootsstunde von Dhuni Kolhu entfernt<br />
liegt. Auf Hithadhoo leben zahlreiche Hotelangestellte.<br />
Sie sind Muslime. Youssuf Qasim,<br />
der Bürgermeister, begrüßt uns und führt<br />
über ungeteerte Straßen, vorbei an Häusern, die<br />
mit zum Teil Wellblech gedeckt sind, in Richtung<br />
der Schule. Die ist, neben der Moschee,<br />
der prächtigste Bau des Dorfes. „Alle Kin- �<br />
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der lernen ab der ersten Klasse Englisch und<br />
können hier auf der Insel einen guten Abschluss<br />
machen“, sagt einer seiner Mitarbeiter: „Bildung<br />
ist wichtig.“<br />
Der Blick in die Wirklichkeit<br />
bleibt versperrt<br />
Youssuf Qasim hat große Pläne. Ein Gästehaus<br />
für Touristen will er bauen lassen, nachdem die<br />
Regierung signalisiert hatte, in diesem Jahr die<br />
strikte Trennung zwischen Inseln für Einheimische<br />
und Hotelinseln aufzuheben. Es wäre ein<br />
Kontrastprogramm zu den traumhaften Wohlfühlresorts<br />
– einfache Unterkünfte, striktes Alkoholverbot,<br />
aber ein Einblick ins traditionelle<br />
maledivische Leben. Doch ob der Bürgermeister<br />
sein Projekt in die Tat umsetzen kann, steht<br />
derzeit in den Sternen. Zunächst erschütterte<br />
zum Jahreswechsel die Ankündigung der Islamistischen<br />
Partei, die Wellnessbereiche der<br />
Hotels schließen zu lassen, weil sie die Prostitution<br />
förderten, die Tourismusbranche. Mohamed<br />
Nasheed, der erste demokratisch gewählte<br />
Präsident des Landes, gab die Angelegenheit<br />
weiter ans Oberste Gericht. Dessen Entscheidung<br />
kann dauern. Doch egal, wie sie ausfällt,<br />
ein neues Gesetz wird von anderen gemacht<br />
werden, denn der Liberale trat Anfang Februar<br />
nach einem Putsch zurück. Demonstrationen in<br />
der Hauptstadt Malé waren die Folge.<br />
Das Auswärtige Amt sah in den Tagen danach<br />
keine Gefährdung der Hotelinseln. Die Barfuß-<br />
Piloten werden die Touristen weiterhin in ihre<br />
Resorts fliegen. Doch der Blick in die Wirklichkeit<br />
bleibt erst einmal versperrt.<br />
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KunstmEilEn<br />
in HaMbUrg Regnet es pausenlos? falsch. manchmal stüRmt es auch. macht abeR nichts.<br />
im fRühjahR zeigen zahlReiche museen und galeRien deR stadt sehensweRte ausstellungen.<br />
und keine soRge: die wege zwischen den häuseRn sind kuRz.<br />
HöHEpUnkTE iM kULTURkALEnDER EinER WELTSTADT: DAS jOHn-nEUMEiER-bALLETT (ObEn) UnD DiE DEicHTORHALLEn in HAMbURG (LinkS).<br />
Ab MAi iST HiER GAbRiELE cROppiS FOTOGRAFiE „HAMbURG #1, 2<strong>01</strong>1” (LinkS ObEn) zU SEHEn.<br />
Schietwetter nennen es die Hamburger, wenn es mal wieder aus<br />
Kübeln schüttet und der Wind den Regen unter den Schirm weht.<br />
Das ist nicht zornig gemeint, eher gleichgültig. Schließlich regnet<br />
es statistisch gesehen nur 133 Tage im Jahr – angeblich nicht mehr als in<br />
München. Und es muss ja nicht unbedingt ein ausgedehnter Spaziergang<br />
über den Jungfernstieg, um die Alster oder durch die Hafen-City sein – am<br />
Kunst- und Kulturstandort Hamburg kann man sich auch drinnen die Zeit<br />
vertreiben. Etliche Museen der Stadt liegen so dicht beieinander, dass man<br />
auch bei Regenwetter auf dem Weg vom einen zum anderen nicht nass wird.<br />
Fünf renommierte Häuser haben sich vor zwei Jahren zur „Kunstmeile<br />
Hamburg“ zusammengeschlossen: die Kunsthalle, das Museum für Kunst<br />
und Gewerbe, der Kunstverein, die Deichtorhallen und das Bucerius Kunstforum.<br />
Sie alle an einem Tag anzusehen, hieße, keinem gerecht zu werden.<br />
Das muss man aber auch nicht: Das Kombi-Ticket für alle fünf Häuser ist<br />
ein Jahr lang gültig. Allein die Hamburger Kunsthalle zeigt sieben Jahrhunderte<br />
Kunstgeschichte. In drei Gebäuden nahe der Alster sind rund 700<br />
Werke versammelt, darunter aus dem 19. Jahrhundert von Caspar David<br />
Friedrich oder Max Liebermann und aus der Klassischen Moderne von Max<br />
Beckmann, Wilhelm Lehmbruck, Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch<br />
und Paul Klee. Auch die Galerie der Gegenwart hat einen exzellenten Bestand<br />
an Werken von Georg Baselitz, Sigmar Polke oder Gerhard Richter.<br />
Hommage an Alexander McQueen<br />
Hier wird noch bis zum 13. Mai die Sonderausstellung „Müde Helden“<br />
gezeigt, in deren Mittelpunkt die Entwicklung der Utopie des Neuen<br />
Menschen im 20. Jahrhundert steht. Im Werk der drei Maler aus drei Generationen,<br />
Ferdinand Hodler (1853–1918) aus der Schweiz, Aleksandr<br />
Dejneka (1899-1969) aus Russland und Neo Rauch (Jahrgang 1960), �<br />
108 UBI BENE<br />
UBI BENE 109
eiseFREUDE<br />
wird die Geschichte dieses Ideals wie in einem Brennspiegel gebündelt<br />
reflektiert. Noch bis zum 17. Juni läuft anlässlich ihres 100. Geburtstages<br />
„Louise Bourgeois. Passage dangereux“ mit Skulpturen, Rauminstallationen<br />
und Radierungen aus den letzten 15 Lebensjahren der 2<strong>01</strong>0 verstorbenen<br />
Künstlerin.<br />
Privates Engagement<br />
und Mäzenatentum<br />
Das Museum für Kunst und Gewerbe, nicht einmal zehn Gehminuten<br />
von der Kunsthalle entfernt, versteht sich als Universalmuseum. Nach<br />
vielbeachteten Ausstellungen, zum Beispiel zur Entwicklung des Industriedesigns<br />
im vergangenen Jahr oder zum Gesamtkunstwerk Udo Lindenberg,<br />
die am 11. März endet, ist nun „Inspirations“ zu sehen, eine Hommage<br />
an den britischen Modedesigner Alexander McQueen, der sich vor zwei<br />
Jahren das Leben genommen hatte. Bis zum 6. Mai sind rund 30 Modelle<br />
aus seinen Kollektionen für das Haute-Couture-Haus Givenchy und sein<br />
eigenes Label zu bewundern. Die Kuratoren haben ausgewählte Entwürfe<br />
anderer Designer und historische Kleider ergänzt, der Betrachter kann sich<br />
so auf selbst auf die Suche nach den Quellen der Inspiration McQueens<br />
begeben. Mit Spannung erwartet wird schon jetzt die Sonderschau „Ichundichundich“<br />
mit mehr als 250 Fotoportraits, die diverse Fotografen von<br />
Pablo Picasso angefertigt haben. Start dieser Ausstellung ist der 13. Juli.<br />
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UnTER AnDEREM bEREnicE AbbOTTS „DESiGnER’S WinDOW, bLEEkER STREET” vOn 1947.<br />
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Über Altmannbrücke und Klosterwall erreicht man in wenigen Minuten<br />
den Hamburger Kunstverein, einen der ältesten in Deutschland. Seit<br />
1817 widmen sich hier hanseatische Bürger der Präsentation und Vermittlung<br />
zeitgenössischer Positionen. Eine permanente Sammlung gibt es<br />
nicht, wohl aber wechselnde Schauen junger und etablierter Künstler. Im<br />
Frühjahr und Sommer sind skulpturale Objekte von Alexandra Bircken<br />
(12. Mai bis 2. September) und zwei Raumkonzepte von Florian Baudrexel<br />
(23. Juni bis 2. September) zu erleben.<br />
Privates Engagement und Mäzenatentum spielte in der Hamburger Kunstszene<br />
seit jeher eine wichtige Rolle, nicht nur im Kunstverein, sondern<br />
auch in den benachbarten Deichtorhallen. Deren beide Ausstellungshallen<br />
für Fotografie und Aktuelle Kunst sind zwar im Besitz der Stadt Hamburg,<br />
allerdings erst seit 1989: Die Körber-Stiftung hatte die verfallenden<br />
ehemaligen Bahnhofs- und Marktgebäude restauriert und an die Stadt<br />
übereignet. Heute sind dort die Sammlung des Fotografen F.C. Gundlach<br />
und wechselnde Ausstellungen zu sehen, derzeit (bis zum 15. April) die<br />
erste große Retrospektive auf den 88-jährigen Fotografen und Maler Saul<br />
Leiter. Vom 26. April bis zum 3. Juni gibt die Ausstellung „Gute Aussichten“<br />
einen Überblick darüber, was im vergangenen Jahr in Europa an junger<br />
Fotografie entstanden ist. In der Außenstelle des Museums in Hamburg-Harburg<br />
präsentiert die Sammlung Falckenberg außerdem vom 14.<br />
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UBI BENE 111
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Von der Zeit-Stiftung getragen wird das 2002 eröffnete Bucerius Kunst<br />
Forum am Rathausmarkt. Noch bis zum 1. Mai läuft hier die Ausstellung<br />
„Ferdinand Hodler und Cuno Amiet – eine Künstlerfreundschaft zwischen<br />
Jugendstil und Moderne“. Am 17. Mai eröffnet „New York Photography<br />
1890 – 1950“ mit Werken von Alfred Stieglitz bis Man Ray.<br />
Japan im Fokus<br />
Gut miteinander verbinden kann man auch die beiden kleineren Museen<br />
im Jenisch-Park am Ufer der Elbe: das Jenisch-Haus mit dem Schwerpunkt<br />
auf Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, sowie<br />
das Ernst-Barlach-Haus, das Stifter und Mäzen Hermann F. Reemtsma<br />
1962 gegründet hat. Im Jubiläumsjahr ist noch bis zum 28. Mai die<br />
Sonderausstellung „Emil Nolde. Puppen, Masken und Idole“ zu sehen.<br />
Auch eine Katastrophe jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal: die große<br />
Flut. Das Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall zeigt<br />
dazu eine Chronik der Ereignisse und eine packende Videoinstallation<br />
mit dem Titel „Bilderflut“. Alle Hamburger Museen sind am 28. April zur<br />
Langen Nacht der Museen bis zwei Uhr nachts geöffnet.<br />
Neben seiner vielseitigen Museumslandschaft hat Hamburg eine vielfältige<br />
Galerienszene zu bieten. Gezielte Ansiedelungspolitik hat für eine Konzentration<br />
namhafter Häuser an zwei Standorten gesorgt: im Kontorhausviertel<br />
in der Altstadt und auf der Fleetinsel in der Neustadt. Während<br />
sich dank der finanziellen Unterstützung von Mäzenen in der Admirali-<br />
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tätsstraße vor allem junge Galeristen angesiedelt haben, die im Sommer<br />
eine Art Straßenfest mit offenen Häusern und Open-Air-Musik feiern,<br />
begehen die Kunsthäuser in der Altstadt rund um die U-Bahn-Stationen<br />
Meßberg und Steinstraße zweimal im Jahr ihre Saisoneröffnungen mit<br />
einem gemeinsamen Event. Am 23. und 24. März wird ein Rundgang<br />
durch die einzelnen Galerien zahlreiche Positionen zeitgenössischer Kunst<br />
zeigen. Gleich drei Galerien haben sich im Galerienhaus am Klosterwall<br />
niedergelassen. Hier wird ein Schwerpunkt bei der Saisoneröffnung auf<br />
japanischer Kunst liegen: Hengevoss-Dürkopp zeigt in Kooperation mit<br />
der Frantic Gallery in Tokio unter dem Motto „Out of flat“ Malerei und<br />
Objekte, und Mikiko Sato präsentiert nebenan eine Gruppenausstellung<br />
der von ihr vertretenen Künstler.<br />
Japanisch inspiriert sind in diesem Jahr auch die 38. Hamburger Ballett-<br />
Tage. Mitte Juni wird „Renku“ uraufgeführt, ein Ballett von mehreren<br />
Choreographen nach einer japanischen Gedichtform. Doch auch im<br />
Frühjahr stehen mehrere Höhepunkte auf dem Spielplan des renommierten<br />
Tanztheaters: Im April werden die „Matthäus-Passion“, „Endstation<br />
Sehnsucht“ und „Die kleine Meerjungfrau“, allesamt Choreografien von<br />
John Neumeier, wiederaufgenommen, im Mai zeigt die Compagnie „Ein<br />
Sommernachtstraum“ und „Purgatorio“.<br />
Bis zur nächsten Aufführung des neuesten Stücks von Neumeier, der tragischen<br />
Schausteller-Geschichte „Liliom“ mit dem großartigen Carsten<br />
Jung in der Titelrolle, ist dagegen noch ein wenig Geduld gefragt: Sie fin-<br />
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det erst am 28. Juni statt. Doch die Chancen stehen gut, dass es dann<br />
nicht regnet. Bei der Premiere im Dezember mussten die hanseatischen<br />
Damen nämlich noch ihren ganzen Pragmatismus im Umgang mit dem<br />
Hamburger Schietwetter beweisen. Etliche erschienen in wetterfesten<br />
Schuhen und mit großen Taschen. Darin: Gediegene Pumps für den großen<br />
Auftritt. Nur drinnen, versteht sich.<br />
Weitere Informationen<br />
zu den museen:<br />
www.kunstmeile-hamburg.de<br />
www.langenachtdermuseen-hamburg.de<br />
zu den galerien:<br />
www.galerien-in-hamburg.de<br />
zum ballett:<br />
www.hamburgballett.de<br />
„Die Zeit vergeht, die Bilder bleiben.“<br />
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herausgeber Mannheimer Morgen, großdruckerei & verlag gmbH,<br />
dudenstr. 12–26, 68167 Mannheim<br />
Redaktionsleitung Ute Maag, stefan Wagner (v.i.s.d.p.)<br />
anschrift der Redaktion impuls verlags gmbH, redaktion UbI bEnE,<br />
dudenstr. 12–26, 68167 Mannheim, E-Mail: swagner@mamo.de<br />
autoren dieser ausgabe stefan M. dettlinger, Jörg-peter klotz, nicole pollakowsky,<br />
Cordula schuhmann, Thomas Tritsch, Tiana Weidemaier<br />
fotos /bildmaterial berenice abbott/Münchner stadtmuseum/sammlung Fotografie, Johannes arlt/<br />
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buddhas Weg, Cane-Line, Coco palm dhuni kolhu, gabriele Croppi, Christian dammert,<br />
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Fotoagentur kunz, saul Leiter, sven Ludwig, daniel Lukac/H7photo.com, silvia Matras,<br />
Thomas neu, kathleen neumann, picture-alliance, Markus proßwitz, bernhard sandfort,<br />
Christina schramm, binh Truong, Universal, Unold ag, vertigo, adrian vesenbeckh,<br />
WInUs – Wine- und Cafébar, Michael Wittig<br />
objektleitung andrea Heckel<br />
anzeigen gerhard Haeberle<br />
für fragen und informationen ubibene@mamo.de, www.ubibene.eu<br />
art director nadja kohl<br />
gestaltungskonzept & layout xmedias gmbH, Mannheim / www.xmedias.de<br />
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beilagenhinweis: die komplette auflage enthält einen prospekt von Ladwig Fenstertechnik gmbH, dannstadt-<br />
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68161 mannheim, www.engelhorn.de / Engel & völkers, elisabethstr., 68165 mannheim, www.engelvoelkers.com/de/mannheim / Expert<br />
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www.expert-esch.de / Fahrrad Herb, berghäuser str. 34, 67354 Römerberg, www.fahrrad-herb.de / Felina, lange Rötterstr. 11–17,<br />
68167 mannheim, www.felina.de / Fotoatelier keil, n 3, 6, 68161 mannheim, www.keil-fotoatelier.de / Front row Fashion gmbH, p 7, 24,<br />
68161 mannheim, www.frontrow-mannheim.de / Furore - Intern. schuhmode, n3,12, 68161 mannheim, www.schuhe-furore.de / geiß &<br />
niedersetz gmbH, untermühlaustr. 81 a, 68169 mannheim, www.geiss-niedersetz.de / georg seyfarth Einrichtungen gmbH, augustaanlage<br />
21-23, 68165 mannheim, www.seyfarth-einrichtungen.de / grenzhof gmbH, grenzhof 9, 69123 heidelberg, www.grenzhof.de<br />
Häse Keramik + Mosaik GmbH, coblitzallee 8, 68163 mannheim, www.haese-keramik.de / Heckert gmbH, mannheimer landstr. 15,<br />
68782 brühl, www.heckert-markisen.de / Joleen shoes & More, p 7 24, 68161 mannheim, www.joleen-schuhe.de / Juwelier dorsheimer,<br />
hauptstraße 69, 64625 bensheim, www.juwelier-bensheim.de / Juwelier Franco Troncone, Q 1, 18, 68161 mannheim,<br />
www.troncone.de / kahl büroeinrichtungen gmbH, industriestr. 17–19, 68169 mannheim, www.kahlgmbh.de / kosmetikinstitut<br />
Wachenheim, p 6, 23-25, 68161 mannheim, www.kosmetik-mannheim.de / kosmetikstudio schmidt-Ziskovsky, Relaisstr. 46, 68219<br />
mannheim, tel. 0621 / 89 58 62 / kozlowski Immobilien, friedrichsplatz 19, 68165 mannheim, www.kozlowski-immobilien.de / La bottega,<br />
institutsstr. 7/1, 69469 weinheim, www.labottega.de / Ladwig Wintergärten, industriestr. 20, 67125 dannstadt-schauernheim, www.<br />
ladwig-fenstertechnik.de / Leder-Truhe, Robert-schumann-str. 8, 68519 viernheim, www.leder-truhe.de / Leihhaus dobrzynski, e 3, 10,<br />
68159 mannheim, www.doby-gold.de / Michèle M. Juwelier in der goethestraße, goethestr. 4-8, 60313 frankfurt, www.michelem.de<br />
nationaltheater Mannheim, mozartstr. 9, 68161 mannheim, www.nationaltheater-mannheim.de / orthopädische praxis dr. rupp, auf<br />
dem sand 76a, 68309 mannheim, www.ortho-rupp.de / petit salon du Chocolat, messe im saalbau, bahnhofstr. 1, 67434 neustadt,<br />
www.petit-salon-du-chocolat.eu / pfeffer & salz, neuzenlache 10, 68519 viernheim, www.pfeffersalz.de / radsport altig, lenaustr. 14,<br />
68167 mannheim, www.radsport-altig.de / raum-konzepte sabine kümmel oHg, lorscher str. 26, 68519 viernheim, www.raum-konzepte.com<br />
/ raylife beauty Center, l 8, 5, 68161 mannheim, friedrich-ebert-alage 19, 69117 heidelberg, www.raylife-beauty-center.de<br />
reiter-verein Mannheim e.v., gartenschauweg 8, 68165 mannheim, www.reiter-verein-mannheim.de / rhein-neckar-Zentrum viernheim,<br />
Robert-schumann-str. 8, 68519 viernheim, www.rhein-neckar-zentrum-viernheim.de / roetzel raumausstattung, käfertaler str.<br />
27, 68167 mannheim, www.roetzel-raumausstattung.de / saigon, augustaanlage 54–56, 68165 mannheim, tel. 0621 14604 / sanitherm,<br />
hans-thoma-str. 89–99, 68163 mannheim, www.sanitherm-mannheim.de / schuh-keller kg, wredestr. 10, 67059 ludwigshafen, www.<br />
keller-klassik.de / segmüller, seckenheimer landstr. 252-256, 68163 mannheim, www.segmueller.de / skin active, darmstädter str. 5,<br />
64625 bensheim, www.skin-active.de / stärk gmbH, Rheinhorststr. 16–20, 67071 ludwigshafen, www.diestaerk.de / stadt bensheim,<br />
kirchbergstr. 18, 64625 bensheim, www.stadtkultur-bensheim.de / T + T Wohntrends, saarburger str. 43, 67071 ludwigshafen,<br />
www.wohntrends-lu.de / Teppich götz, p 7, 20-22, 68161 mannheim, tel. 0621 105917 / The East, stadthaus n1, 68161 mannheim,<br />
www.theeast.de / TomCo., Q 4, 20, 68161 mannheim, www.tomco.de / vitalitas privatklinik, walter-engelmann-platz 1, 67434 neustadt,<br />
www.privatklinik-vitalitas.de / vom Fass, p 6, 23-25, 68161 mannheim, www.mannheim.vomfass.de / Will pools & wellness, am<br />
weidensatz 4, 76756 bellheim, www.whirlpool-info.de / Willer sanitär + Heizung gmbH, oppauer straße 81, 67069 ludwigshafen,<br />
www.willergmbh.de / Zahnraum am schloss, l 8, 1, 68161 mannheim, www.zahnraum.de / Zweirad schreiber, käfertaler str. 220a,<br />
68167 mannheim, www.schreiber-zweirad.de<br />
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SPORTWAGENZENTRUM<br />
RING<br />
PROGRAMM<br />
2. Bensheimer Kinderliedermacherfestival<br />
mit Ferri und Michael Suljic<br />
17. März | 15.00 Uhr | Weststadthalle Bensheim<br />
Bergsträsser Jazzfestival Quadro Nuevo<br />
23. März | 20.00 Uhr | Bürgerhaus Bensheim<br />
Bensheimer Theatergespräche<br />
23. März | 20.00 Uhr | Akademie der<br />
Darstellenden Künste, Parktheater Bensheim<br />
Gertrud-Eysoldt-Ring Verleihung<br />
24. März | 19.00 Uhr | Parktheater Bensheim<br />
Gala 20.30 Uhr | Bürgerhaus<br />
Matinee der Akademie<br />
der Darstellenden Künste<br />
25. März | 11.00 Uhr | Parkhotel Krone<br />
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Öffnungszeiten: Mo – Fr 9.00 – 18.30 · Sa 9.00 – 16.00<br />
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Gartenzierde<br />
Ton in Ton<br />
Blütenfest<br />
Dufterlebnis<br />
die nächste ausgabe UbI bEnE soMMEr 2<strong>01</strong>2<br />
eRscheint am 14. juni mit folgenden themen:<br />
industRie-Romantik<br />
ein loft entsteht. ubi bene hat die umbauarbeiten begleitet.<br />
wer hier einzieht? lassen sie sich überraschen.<br />
hafen-atmosphäRe<br />
in ehemaligen industriegebäuden sind kreative Räume zum leben,<br />
arbeiten und ausgehen mit blick aufs wasser entstanden. ein Rundgang.<br />
tango-metRopole<br />
in buenos aires verschmelzen Rationalität, hektik, südliche lebensart<br />
und erotik. das lebensgefühl heißt: tango!