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Lektion (PDF) - Die Homepage von Joachim Mohr

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1. Der zwölfstufige Tonraum<br />

<strong>Die</strong>ses System ist mathematisch sehr einfach. Vom Hören kann man es jedoch nicht erschließen, wenn wir nicht<br />

Tongenerator und Logarithmentafel oder ähnliches zu Hilfe nehmen.<br />

Axiom Es gibt ein Intervall H -genannt Halbton- so, daß 12·H=Ok<br />

und jedes Intervall ist ein Vielfaches <strong>von</strong> H.<br />

Somit ist der Intervallraum mit Z= Menge der ganzen Zahlen darstellbar als I= Z·H={z·H| z ε Z} Wählt man willkürlich<br />

einen Ton c ε T, dann ist T=c+ Z·H={c+z·H|z ε Z}<br />

Vom Geigen- oder Trompetenspiel u.s.w her gesehen ist die gleichmäßige Einteilung der Oktave in zwölf gleiche<br />

Intervalle jedoch alles andere als trivial ... es ist ein Artefakt.<br />

Vereinfachen wir das Problem und versuchen wir, die Oktave in zwei gleiche Intervalle aufzuteilen.<br />

Gesucht: Intervall i mit 2·i = Ok.<br />

Ein an die gleichschwebenden Stimmung gewöhnte Musiker würde sagen:<br />

C - Fis halbiert die Oktave.<br />

Gehen wir einmal da<strong>von</strong> aus, dass ein Musiker die reine Oktave, die reine Quint, die reine Terz und alle Intervalle die<br />

sich daraus kombinieren lassen, exakt intonieren kann. (siehe das nächste Tonsystem). Dass dies ein guter Sänger,<br />

Violinist, Trompeter u. s. w. kann, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten.<br />

Wie ist aber C - Fis zu intonieren?<br />

Eine große Terz plus ein Ganzton?<br />

Mit Frequenzverhältnissen gerechnet:<br />

i = Terz + Ganzton = Intervall mit dem Frequenzverhältnis 5/4·9/8 = 45 /32.<br />

Dann hat 2·i das Frequenzverhältnis 2025/1024 < 2048/1024 (=Ok)<br />

Zu klein für eine Oktav!!<br />

Man müßte also das gesuchte Intervall i etwas vergrößern, damit 2·i = Ok.<br />

Exakt kann man das nicht.<br />

Und dasselbe gilt erst recht für den Halbton H mit 12·H = Ok.<br />

Ich behaupte deshalb: Der zwölfstufige Tonraum ist allein vom Hören her nicht zu begründen.<br />

Wer das Gegenteil behauptet, müßte den exakten Halbton mit Musikinstrumenten ohne Berechnung der 12. Wurzel<br />

<strong>von</strong> 2 so intonieren können wie eine Oktave, eine Quint oder eine Terz. (<strong>Die</strong> mit Hilfe der Obertonreihe einfach zu<br />

finden sind.)<br />

<strong>Die</strong> gleichschwebende Stimmung ist nur eine bequeme Möglichkeit, Tasteninstrumente in allen Tonarten spielbar zu<br />

machen. Erst nach der zerfallenden Harmonik der Spätromantik betrachtete man den zwölfstufigen Tonraum als<br />

eigenständig.<br />

Historisch gesehen war es ein großes Problem, ohne Stimmgeräten und Frequenzmessern, die erst im 20. Jahrhundert verfügbar waren,<br />

Instrumente gleichstufig zu stimmen. Neben dem Gehör wurde etwa das Metronom verwendet, um die Frequenz der Schwebungen zu<br />

bestimmen<br />

Andreas Werckmeister (1645-1706), ein Zeitgenosse Buxtehudes und Bachs, preist die Vorzüge der gleichstufigen Stimmung mit Vorbehalt:<br />

<strong>Die</strong> Menschen würden "jubiliren" "wenn ... ein accurates Ohr dieselbe auch ... zu stimmen weiss".<br />

Johann Sebastian Bach stimme sein Clavichord immer selbst und benötigte dafür nie mehr als eine Viertelstunde. Es ist anzunehmen, dass er<br />

sie nicht gleichstufig stimmte. Aber seine "wohl temperierte" Stimmung wird sein Geheimnis bleiben. (Quelle Balint Dobozi ).<br />

Nachtrag 2006: Das Geheimnis J.S. Bachs ist vielleicht doch gelüftet. Siehe 8. <strong>Lektion</strong> zur Musiktheorie<br />

2. Das Quintsystem<br />

Sie alle kennen musikalisch die Quinte. Sie werde mit Q bezeichnet.<br />

Im diesem Abschnitt überlegen wir uns. Wie können wir einen kleinsten Tonraum darstellen, der durch die Oktave und<br />

die Quinte bestimmt ist?<br />

Wir definieren das Quintsystem folgendermaßen:<br />

Definition: (1) Es gibt zwei Intervall Ok (Oktav) und Q (Quint).<br />

(2) Zu jedem weiteren Intervall i gibt es eindeutig<br />

bestimmte ganze Zahlen n,m so, daß i=n·Ok+m·Q.<br />

d.h. jedes Intervall ist eindeutig als<br />

Linearkombination <strong>von</strong> Ok und Q darstellbar.<br />

(2) ist äquivalent zu<br />

(2a) Jedes Intervall ist Linearkombination <strong>von</strong> Ok und Q und (2b) aus n·Ok=m·Q folgt n=m=0.<br />

n<br />

Wir schreiben für Intervalle i, j und ganze Zahlen n, m (m>0): -i

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