198. Dingolfinger Kirta
198. Dingolfinger Kirta
198. Dingolfinger Kirta
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Für die Kinder war und ist der <strong>Kirta</strong> ein besonderes Ereignis.<br />
Hier erfahren wir einiges über<br />
dieses Fest und zwar von unserem<br />
größten bayerischen „Wortklauber“<br />
aus der Hallertau: Johann Andreas<br />
Schmeller.<br />
Er wurde am 6. August 1785 in<br />
dem Oberpfälzer Städtchen Tirschenreuth<br />
geboren. Als armer Leute<br />
Kind hatte er einen vielseitigen<br />
und interessanten, aber oft nicht<br />
einfachen Lebensweg zu gehen.<br />
Schon als Zweijähriger zog er mit<br />
der Familie nach Rimberg bei Pfaffenhofen<br />
in der Hallertau. Sein Lebensweg<br />
führte ihn über München<br />
nach Spanien und der Schweiz und<br />
wieder zurück in die Heimat. Schon<br />
recht früh interessierte er sich für<br />
Mundarten. Er fing an zu sammeln,<br />
zu forschen und gab entsprechende<br />
Veröffentlichungen heraus. Sein<br />
größtes Werk war dann das „Bayerische<br />
Wörterbuch“.<br />
Wer mehr über J.A. Schmeller erfahren<br />
möchte, sollte sich über das<br />
Internet und entsprechende Literatur<br />
informieren. Für jeden echten<br />
Bayern ist es eigentlich ein „Muß“,<br />
das vier Bände umfassende Werk,<br />
des „Bayerischen Wörterbuchs“,<br />
(Herausgeber Oldenbourg Verlag)<br />
zu erstehen. Dort findet man alle<br />
Mundartwörter der damaligen Zeit,<br />
die meisten davon sind heute verändert<br />
oder gar schon gänzlich verschwunden.<br />
Es ist eine Freude, in<br />
den Büchern zu blättern, darin zu<br />
suchen und zu lesen. Wenn Sie noch<br />
einen bayerischen Dialekt sprechen,<br />
vielleicht auch noch einen alten<br />
Wortschatz besitzen, sollten sie unbedingt<br />
am neuen und sicher letzten<br />
„Bayerischen Wörterbuch“ mitarbeiten.<br />
Informationen dazu gibt es<br />
Ein Ereignis für die ganze Familie<br />
Wie Hans Meinl als Kind den <strong>Kirta</strong> erlebte<br />
bei mir unter der Telefonnummer:<br />
08731 /395 85 60.<br />
Was Schmeller zur damaligen Zeit<br />
über das Kirchweihfest herausgefunden<br />
und aufgeschrieben hat,<br />
möchte ich hiermit auszugsweise<br />
wiedergeben. Die Kirmes war der<br />
Tag der Kirchenweihe, oft mit einem<br />
Jahrmarkt verbunden. Auf diesem<br />
trieben sich die so genannten Kermeßierer<br />
herum. Es handelte sich<br />
dabei um Landstreicher und Bettler,<br />
die sich da etwas erhofften. Die<br />
Kirchnacht war der Vorabend des<br />
Festes Kirchweih. Es gab auch den<br />
Nachkirchweihtag. Meist war das<br />
der Montag danach, manchmal auch<br />
der Dienstag oder Mittwoch. Es gab<br />
aber auch damals schon Orte bei<br />
denen die Nachkirchweih auf all<br />
diese Tage ausgedehnt wurde. Noch<br />
heute kann man den bekannten<br />
Spruch hören: „A echta <strong>Kirta</strong> dauad<br />
Sunndag, Moda, Irda. Es ko si a<br />
schicka bis zun Migga“. Der große<br />
Kirchtag wurde mit der Zeit ein „gemainer<br />
Jahrmarkt und Kirchtag“. In<br />
manchen Orten wurde der Kirchtagsfrid<br />
ausgerufen. Mit einer großen<br />
Glocke kündigte man ihn acht<br />
Tage vor dem Fest an und beendete<br />
ihn ebenfalls acht Tage danach. Die<br />
jungen Burschen kauften ihren<br />
„Diandln“ den so genannten Kirchtag,<br />
ein kleines Geschenk. Da gab es<br />
aber auch noch den Ausspruch: „I<br />
lod di in <strong>Kirta</strong>“, was soviel hieß, wie<br />
„leck mi am Osch!“<br />
Zankten sich zwei, so sagte man<br />
zu ihnen: „ Wos habt’s denn do füa<br />
an <strong>Kirta</strong> ausz ’macha?“ Ein anderer<br />
Spruch lautete: „Des is an andana<br />
<strong>Kirta</strong>“, also eine andere Sache. Bei<br />
üblen Umständen meinte man:„ Des<br />
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Wir wünschen<br />
viel Spaß<br />
beim <strong>Kirta</strong>-Auszug!<br />
<strong>198.</strong> DINGOLFINGER KIRTA<br />
is a schlechte <strong>Kirta</strong>“. Kam man mit<br />
einer Person nicht gut aus, so sagte<br />
man: „Mid dia is koa <strong>Kirta</strong> z’hob’n“.<br />
Bei jungen weiblichen Personen<br />
hörte man Sprüche wie: „I hob an<br />
<strong>Kirta</strong> oder d’Jungfa Kat ’is in d’<strong>Kirta</strong><br />
kemma“. Dies sagte aus, dass sie<br />
ihre Regel bekommen hatten.<br />
Das Kirchweihfest war also schon<br />
bei unseren „Altvorderen“ von großer<br />
Wichtigkeit gewesen. Zu solchen<br />
Festen war es auch in Bayern üblich,<br />
dass das Kirchliche mit dem Weltlichen<br />
eine feste Ehe einging. Besonders<br />
das Essen und Trinken gehört<br />
auch heute noch dazu. Schmankerl<br />
gab es da zur Genüge, denken wir<br />
nur an das extra gebraute Bier, das<br />
„<strong>Kirta</strong>gansal“, das „Schmalzbachane“<br />
und all die anderen Spezialitäten,<br />
die es auf so einem „Kirchweih-<br />
Volksfest“ zu erstehen gibt. Wir<br />
können uns glücklich schätzen, denn<br />
in unserem Städtchen wird sogar<br />
das letzte Kirchweih-Volksfest in<br />
Bayern gefeiert.<br />
Als Dorfbub beim „<strong>Kirta</strong>“<br />
Neugierig standen wir Kinder im<br />
Kirchengarten und horchten angespannt<br />
über das Moos in Richtung<br />
Kreisstadt, ob man nicht gar die<br />
Musik und das Gedudel der Karusselle<br />
hören könnte. Bei gutem Wind<br />
war das der Fall und wir wurden<br />
immer nervöser und wollten unbedingt<br />
dort hin. Schließlich feierte<br />
man wie jedes Jahr am „Sunnda,<br />
Moda, Irta an Dingl’finga <strong>Kirta</strong>“. Zu<br />
Fuß, mit dem „Radl“ oder gar mit<br />
dem alten Autobus ging es mit der<br />
Familie zu dem Ereignis. In der<br />
Stadt selbst brodelte es von Menschen,<br />
die vor allem auch aus dem<br />
weiten Umland kamen. Es fuhren<br />
„Gäuwagerl“ durch die Straßen, gezogen<br />
von prächtigen Rössern. Die<br />
Leute darauf waren aufgeputzt und<br />
hatten lachende Gesichter. Kam<br />
man der „<strong>Kirta</strong>wiese“ näher, wurde<br />
der Lärm, das Schreien, Dudeln und<br />
Läuten immer lauter. Der Geruch<br />
von gebrannten Mandeln, von Bratwürsten,<br />
Fischsemmeln, „Steckerlfisch“<br />
und all den anderen herrlichen<br />
„Nasenreizern“ schlug jedem<br />
Fußgänger entgegen. Im Herbstwind<br />
wehten die Fahnen und so mancher<br />
Luftballon entschwebte tänzelnd in<br />
den blauen Himmel. Die Karusselle<br />
drehten sich, dass so einem Dorfbuben<br />
wie mich schon einmal ganz<br />
schwindelig werden konnte. Über<br />
einigen „Standln“ schwebte ein dicker<br />
Packen mit bunten Gasluftballons,<br />
der Traum eines jeden Kindes.<br />
Einbau<br />
Vertrieb<br />
Service<br />
Tankstelle<br />
Vor dem Kasperltheater war eine<br />
Mords Gaudi, denn der Kasperl verdrosch<br />
gerade das giftgrüne, böse<br />
Krokodil.<br />
Laut pries der Losverkäufer daneben<br />
seine Papierröllchen an. Es sollen<br />
ja kaum Nieten im Körbchen<br />
sein, so hörte man ihn wenigstens<br />
rufen. Ich hatte damals schon kein<br />
rechtes Glück mit dem Losen, genau<br />
so wie heute. Vorbei ging es am<br />
Bierzelt, das mich aber als Bub noch<br />
nicht sehr interessierte. Meist erstand<br />
ich nur eine Fischsemmel und<br />
hörte kurz der Musikkapelle zu.<br />
Draußen an der frischen Luft war es<br />
viel schöner. Da stand die bunt bemalte<br />
Bude der „Guckloch-Schau“.<br />
Unbedingt musste ich hinein, denn<br />
durch die Vergrößerungsgläser<br />
konnte man die größten Katastrophen<br />
der letzten Monate und Jahre<br />
sehen und das farbig und riesengroß.<br />
Es war eine recht makabre Angelegenheit,<br />
die aber eine große Anziehung<br />
auf mich ausübte. Hinter dem<br />
Bierzelt veranstaltete man lustige<br />
Spiele für die Kinder. Meine Freunde<br />
und ich gingen aber viel lieber<br />
zum „Roßrennats“; einen Eintritt<br />
zahlten wir nicht. Als „Zaungäste“<br />
stiegen wir einfach über den Zaun.<br />
Das schönste am „<strong>Kirta</strong>“ waren<br />
für mich immer die Sensations-<br />
Schauen. Es traten nicht nur recht<br />
seltsame Menschen auf, auch fremde<br />
Tiere wurden gezeigt und unter anderem<br />
auch Tänze aufgeführt, die<br />
wir Kinder noch nie gesehen hatten.<br />
Einmal saß ein riesiger Pavian in<br />
einem Käfig. Er war so wunderschön<br />
anzusehen, fletschte aber<br />
ständig seine gewaltig langen Eckzähne.<br />
Die Bauchtänzerin zeigte vor<br />
allem den Männern ihr Können und<br />
erhielt großes Lob und Bewunderung<br />
von ihnen. Die „Weiberleit“<br />
dagegen schauten da in den Boden<br />
und schämten sich wegen der vielen<br />
Nacktheit und der Bewegungen -<br />
das war ja schon direkt unkeusch.<br />
Ein Schwertschlucker trat auf und<br />
als er die lange Klinge in seinen Hals<br />
steckte, wurde mir beim Anblick<br />
ganz komisch im Magen. Messerwerfer<br />
und Kettensprenger zeigten<br />
auch manchmal ihre Kunst. Es gab<br />
die wildesten Sachen zu bestaunen.<br />
Da trat „Taburi“, der seltsame<br />
Mensch auf. Er wurde hypnotisiert<br />
und dann an den Armen gepackt,<br />
links und rechts. Dabei brachte der<br />
Ansager diesen starr blickenden und<br />
ganz steifen Menschen in eine Art<br />
Hüftbewegung. Das sah recht lustig<br />
und komisch zugleich aus. Wenn<br />
man ihm einen Arm hoch hielt und<br />
Kirchweih-Sonntag<br />
von 13-17 Uhr geöffnet!<br />
ausließ, federte dieser immer eine<br />
Zeit lang nach. Mit dem „Taburi“<br />
wurden lauter so seltsame Dinge<br />
vollbracht, bis er in der Schau im<br />
Zelt wieder erweckt wurde. Auf der<br />
Bühne heraußen zeigten sie sonst nie<br />
so viel, schließlich sollte man in die<br />
Vorstellung gehen und Eintritt bezahlen.<br />
Ich sparte mir viele Wochen<br />
etwas Geld zusammen, damit ich<br />
unbedingt die Schau erleben konnte.<br />
Eine echte Viecherei war die<br />
Schlangentänzerin. Die ging sogar<br />
unter das Publikum und wer Mut<br />
genug hatte, konnte die riesige<br />
Schlange streicheln oder gar hochheben.<br />
Das war ein eigenartiges Gefühl<br />
und ich pendelte zwischen großer<br />
Neugierde und Angst. Einmal<br />
war sogar ein Zelt aufgebaut, in dem<br />
geboxt wurde. Es konnten sich Leute<br />
aus dem Publikum melden und<br />
gegen die Boxer des Veranstalters<br />
antreten. Gewann der aus dem Publikum,<br />
dann bekam er Geld dafür.<br />
Das waren recht wilde Kämpfe und<br />
ich feuerte jedes Mal den „Boxer“<br />
lautstark an, der aus dem Publikum<br />
kam. Dieser Mann musste nämlich<br />
recht viel Mut beweisen, denn die<br />
Leute von der Schau waren boxerisch<br />
gut geschult. Oben in der alten<br />
Schießstätte beobachtete ich auch<br />
eine zeitlang die Schützen. Es gab<br />
wunderschöne Preise zu gewinnen,<br />
wie Krüge, „Rehgwichtl“, Schnappmesser,<br />
Würste und andere Sachen,<br />
die auch ich gerne gehabt hätte.<br />
Es gab viel zu sehen und zu erleben<br />
auf der „<strong>Kirta</strong>-Wiese“, so dass<br />
das wenige Taschengeld viel zu<br />
schnell weg war. So konnte ich nur<br />
noch durch die Menschenmassen<br />
schlendern und die Augen, Ohren<br />
und Nase aufreißen. Wer viel Geld<br />
dabei hatte, kaufte sich noch für den<br />
Heimweg ein Magenbrot oder hing<br />
sich gar ein „Herzerl“ um den Hals,<br />
das dann lange an das herrliche<br />
„<strong>Kirta</strong>“ Volksfest in der Kreisstadt<br />
erinnerte. Einige Kinder hatten sogar<br />
einen farbigen Gasluftballon bekommen.<br />
Der schwebte nun daheim<br />
im nächtlichen Dunkel still an der<br />
Stubendecke. Langsam verlor er im<br />
Laufe der Zeit sein Gas und fiel<br />
irgendwann schlapp zu Boden. Ich<br />
träumte schon vom nächsten „<strong>Kirta</strong>“,<br />
auch wenn ich über dreihundertsechzig<br />
Tage darauf warten<br />
musste.<br />
Im Traum hörte ich die Musik und<br />
die Geräusche der Karusselle und<br />
sah noch einmal das bunte Treiben<br />
auf der „<strong>Kirta</strong>-Wiese“, bis endlich<br />
der tiefe Schlaf den ganzen Freuden<br />
ein Ende setzte.<br />
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