198. Dingolfinger Kirta
198. Dingolfinger Kirta
198. Dingolfinger Kirta
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Helmut Seidel<br />
Es sind unaufdringliche Bilder,<br />
die der Landshuter Künstler Helmut<br />
Seidel zeichnet, nicht plakativ bunt<br />
mit Öl- oder Acryl-Farben, sondern<br />
filigran mit Buntstiften. Und es sind<br />
die kleinen Dinge am Wegesrand,<br />
die ihm ins Auge fallen, jene Details,<br />
die man so leicht übersieht, wenn<br />
man kein Auge und keine Muße dafür<br />
hat. So zitiert Seidel gern seinen<br />
Schülern, wenn sie sagen, sie könnten<br />
nicht malen, den von Rilke in<br />
seinen „Aufzeichnungen des Malte<br />
Laurids Brigge“ geprägten Satz „Ich<br />
lerne sehen“. Denn viele schöne<br />
Kleinigkeiten, so sagt Helmut Seidel,<br />
könne man vor der Haustüre<br />
entdecken, so man nur sensibel dafür<br />
ist. Die kleinen Kunstwerke, die<br />
die Isar zu bieten hat, entdeckt Seidel<br />
auf seinen Spaziergängen am<br />
Fluss. So die Kieselsteine, von denen<br />
jeder seine einmalige Individualität<br />
besitzt oder die kleinen Inseln im<br />
Fluss, denen eine Veränderung des<br />
Wasserstandes reicht, um Form und<br />
Lage zu verändern. Die Kraft der<br />
Aussage des Bildes festzulegen,<br />
überlässt Künstler Seidel dem Betrachter.<br />
Denn das ist typisch für<br />
Seidels aktuelles Schaffen: Die Bilder<br />
zeigen gern nur Ausschnitte,<br />
meist in einem ungewöhnlich hohen<br />
Schmalformat, das zu Überlegungen<br />
anregt, wie das Umfeld des gezeigten<br />
Details aussehen könnte. Oder<br />
sie zeigen das Motiv im Nebel. Und<br />
so mag oftmals die Phantasie des<br />
Ein Fluss mit Inspirationskraft<br />
Die Isar fasziniert bis heute die Maler und Zeichner - Fortsetzung von vorhergehende r Seite<br />
Hermy Weidmüller vor ihrem im Ordnungsamt aufgehängten Isar-Bild.<br />
Betrachters die Grenzen des Bildrahmens<br />
hinter sich lassen. Von Gebäuden<br />
ist so oft nur das Dach zu<br />
sehen, das die Grenze zwischen<br />
Himmel und Erde ist.<br />
Ein eigenes Bild von den Bildern<br />
Helmut Seidels kann man sich bei<br />
der aktuellen Herbstausstellung der<br />
Isargilde im Bruckstadel machen,<br />
die noch bis zum 24. Oktober dauert.<br />
Am kommenden Sonntag, 17. Oktober<br />
nimmt Helmut Seidel am Tag<br />
des offenen Ateliers in Niederbayern<br />
teil. Außerdem ist vom 20. bis 29.<br />
Mai kommenden Jahres eine Einzel-<br />
Ausstellung im Bruckstadel vorgesehen.<br />
Die Vernissage findet am 19.<br />
Mai um 19.30 Uhr statt. Im Bruckstadel<br />
hatte Helmut Seidel seine Bilder<br />
in den vergangenen Jahren<br />
schon zwei Mal gezeigt. Letztmalig<br />
im Frühjahr 2009. Damals hatten<br />
seine Frau Susanne Brand-Seidel<br />
und er unter dem Titel „Les mémoires<br />
de la grand-mère“ eine Ausstellung<br />
mit Schmuck-Kunst und<br />
Graphik gestaltet. Gerne kann man<br />
Seidels Bilder auch in seinem Atelier<br />
in der Gabelsberger Straße 17 b<br />
in Landshut ansehen. Ganz neu präsentiert<br />
sich Seidel auf der Homepage<br />
„www.hseidel-grafik.de“.<br />
Raquel Solis<br />
Die in Teisbach lebende Künstlerin<br />
Raquel Solis wurde in Mexiko<br />
geboren. Die farbenfrohe Heimat inspirierte<br />
sie seit ihrer frühen Kindheit<br />
zum Malen und zum Zeichnen.<br />
Einige wenige Bilder hat der oberbayerische Maler Josef Stallhofer der Stadt Dingolfing gewidmet.<br />
<strong>198.</strong> DINGOLFINGER KIRTA<br />
Nicht viel später begann sie, Kunstunterricht<br />
zu nehmen. Zusammen<br />
mit ihrem deutschen Mann reiste sie<br />
wegen dessen Beruf um die halbe<br />
Welt. So kam es, dass sie ihre ersten<br />
Stunden an der Kunstakademie in<br />
San Salvador nahm, während sie in<br />
Zentralamerika lebte. In privaten<br />
und öffentlichen Ausstellungen verkaufte<br />
sie ihre Werke in Mexiko,<br />
USA, El Salvador, Honduras, Italien<br />
und Deutschland. Gern bezeichnet<br />
sich Raquel Solis als eine „Zurückzu-den-Wurzeln“-Künstlerin.Meistens<br />
malt sie realistische Bilder auf<br />
Leinen oder Holz. Am liebsten sind<br />
ihr farbenprächtige Bilder von Stilleben<br />
bis zu Blumen, sie malt auch<br />
Menschen und Landschaften in Öl,<br />
Aquarell, Pastelkreide und Kohle.<br />
Zwei Bilder hat sie der Isar gewidmet.<br />
Einmal eine junge Dame beim<br />
Angeln. Das andere Mal porträtiert<br />
sie den Teisbacher Stausee mit drei<br />
Kähnen und zwei Schwänen im Vordergrund.<br />
„Ich gehe gern an der Isar<br />
spazieren“, erzählt Raquel Solis zu<br />
diesem Bild. Die Isar sei jeden Tag<br />
anders. Nicht nur sehe man jeden<br />
Tag andere Vögel, auch die Wasserstimmung<br />
präsentiere sich in vielerlei<br />
Variationen. „An diesem Tag<br />
strahlte der Stausee ein tiefes Blau<br />
aus, so wie es nur an wenigen Tagen<br />
im Jahr der Fall ist“, erinnert sich<br />
die Malerin. Es seien ihr zwei<br />
Schwäne entgegen gekommen. „Es<br />
war traumhaft“, hat die Malerin die<br />
Szene noch heute in Erinnerung. Sie<br />
habe diese Impressionen dann im<br />
Gemälde festgehalten. Auch mit<br />
Hilfe von Fotografien, denn Schwäne<br />
bleiben nicht stehen. Bilder von<br />
Frau Solis sind im Internet unter<br />
„www.raquelsolis.com“ zu sehen.<br />
Josef Stallhofer<br />
Einige wenige Bilder hat der oberbayerische<br />
Maler Josef Stallhofer<br />
(1908 bis 1993) der niederbayerischen<br />
Stadt Dingolfing gewidmet.<br />
Stallhofer war in den Nachkriegswirren<br />
für kurze Zeit in Dingolfing<br />
ansässig. Hier verdiente er sich sein<br />
Brot u.a. mit dem Anfertigen von<br />
Gemälden. U.a. malte er ein Bild für<br />
den seinerzeitigen Brauereibesitzer<br />
Ludwig Wasserburger. Die Ansicht<br />
der <strong>Dingolfinger</strong> Innenstadt mit der<br />
Isar im Vordergrund hing lange Jahre<br />
im Saal des Gasthofs „Alte Post“.<br />
Nun ist es im Museum untergebracht.<br />
Das Talent des Bauernsohns Josef<br />
Stallhofer wurde bereits als Kind<br />
entdeckt und ab 1922 nahm er im<br />
Nebenerwerb Auftragsarbeiten an.<br />
1932 eröffnete er in Agatharied einen<br />
Malerbetrieb für Kunst- und<br />
Dekorationsmalerei. Aufgrund seines<br />
außerordentlichen Könnens bei<br />
der Renovierung der Agatharieder<br />
Pfarrkirche im Jahre 1936 wurde er<br />
ohne Abitur zum Studium an der<br />
Münchner Kunstakademie zugelassen.<br />
Unter seinen Professoren arbeitete<br />
er am engsten mit Hermann Kaspar<br />
zusammen, dessen Mitarbeiter<br />
er zeitweise war. Ende der 1930er<br />
Jahre entdeckte Stallhofer die Technik<br />
der antiken Enkaustik, der<br />
Wachsmalerei, neu und erwarb hier<br />
vier Patente. 1945 bis 1947 wurde er<br />
für die Wiederinstandsetzungsarbeiten<br />
des Antiquariums in der<br />
Münchner Residenz verpflichtet. In<br />
der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />
wurde Stallhofer dadurch bekannt,<br />
dass er für die Ausstattung der Filialen<br />
und der Hauptstelle der Bayerischen<br />
Vereinsbank verantwortlich<br />
war.<br />
Josef Stallhofer war ein besonders<br />
heimatverbundener, bescheidener<br />
Maler. Er fertigte mit seinen zahlreichen<br />
Fresken, Gemälden und Zeichnungen<br />
hauptsächlich ländliche,<br />
historische und religiöse Motive, darunter<br />
großformatige Werke, Altarbilder<br />
und Schützenscheiben.<br />
Hermy Weidmüller<br />
Die in Dingolfing lebende freischaffende<br />
Malerin Hermy Weidmüller<br />
hat sich 2005 von dem die<br />
Stadt gestaltenden Wasserlauf inspirieren<br />
lassen. Das entstandene<br />
Gemälde ist in dem für die Isar typischen<br />
Grün gehalten und lässt dem<br />
Betrachter Raum für eigene Interpretationen.<br />
Jedenfalls ist ein Horizont<br />
angedeutet, der vermuten lässt,<br />
dass der Betrachtungspunkt in<br />
Oberdingolfing liegt. Zu sehen ist<br />
das Bild im Ordnungsamt des Rathauses.<br />
Die Besonderheit dieses Gemäldes<br />
liegt auch in der Maltechnik.<br />
Es ist in Acryl gefertigt, so wie viele<br />
großformatige Bilder von Hermy<br />
Weidmüller, aber auch kleine Arbeiten<br />
auf Papier entstehen nebenher.<br />
Hermy Weidmüller setzt sich<br />
recht persönlich mit den verschiedenen<br />
Malweisen und Materialien, oft<br />
Sand und Gestein, auseinander.<br />
Beim Untergrund steht dabei oft die<br />
spontane Improvisation mit großzügiger<br />
malerischer Gestik und die Betonung<br />
der lyrischen Qualitäten von<br />
Farben im Mittelpunkt. Bewusst<br />
setzt sie darauf Formen und Linien.<br />
Winfried Walter<br />
Zwei eigene Ansichten von Helmut Seidel: Die Isar bei Eching und die Isarauen<br />
bei Hofham.