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198. Dingolfinger Kirta

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Die niederbayerische Landschaft,<br />

sie erhält ihren Reiz auch und vor<br />

allem durch ihre Wasserläufe. Bäche<br />

und Flüsse bilden landschaftlich abwechslungsreiche<br />

Täler, die zum gewellten<br />

Charakter des Landstrichs<br />

beitragen. Das Niederbayern prägende<br />

Isartal, es lässt den Betrachter<br />

einen Widerspruch assoziieren. Da<br />

die ruhige, ja fast eintönige Ebene,<br />

dort der kraftvolle Fluss, der früher<br />

reißend und ungezähmt war. Da das<br />

Wasser, das Leben bedeutet, dort die<br />

Strömung, die bis in die heutigen<br />

Tage bedrohlich wirken kann, so ein<br />

ausufernder Regen ihr nur genügend<br />

Schubkraft verleiht.<br />

Ein Spannungsfeld, das seit jeher<br />

Künstler inspiriert. Im Gemälde<br />

hielten und halten sie fest, was für<br />

sie die Isar bedeutet. Bis heute hat<br />

der 300 Kilometer lange Fluss nichts<br />

von seiner Inspirationskraft eingebüßt,<br />

man ist geneigt zu sagen, sein<br />

schöpferischer Quell hat etwas von<br />

der Ewigkeit so wie der Fluss<br />

selbst.Viele zeitgenössische Künstler<br />

lassen sich auf ihrer Motivsuche<br />

von der Isar inspirieren. Für die <strong>Kirta</strong>-Beilage<br />

stellt der <strong>Dingolfinger</strong><br />

Anzeiger einige von ihnen vor.<br />

Renate Falk<br />

Die Künstlerin Renate Falk hat<br />

anfangs der 80er Jahre eine Ansicht<br />

Dingolfings gemalt, in die sich die<br />

Isar als landschaftlicher Bestandteil<br />

integriert. Das Bild lebt auch von<br />

seiner harmonischen Komposition<br />

der Farben. Pate gestanden hat für<br />

dieses Bild ein Merian-Druck. Der<br />

Mitte des 17. Jahrhunderts erstellte<br />

Stich stammt aus der Topographia<br />

Germaniae, dem Hauptwerk des<br />

schweizerisch-deutschen Kupferstechers<br />

und Verlegers Matthäus<br />

Merian.<br />

„Die Freiheit der Farbenwahl war<br />

die einzige Freiheit, die ich bei diesem<br />

Bild hatte“, sagt Renate Falk<br />

rückblickend. Sie würde es sich nie<br />

erlauben, einen Merian-Druck zu<br />

verändern. Doch heute würde Renate<br />

Falk dieses Bild nicht mehr malen.<br />

Ein Fluss mit Inspirationskraft<br />

Die Isar fasziniert bis heute die Maler und Zeichner<br />

Anfang der 80er Jahre malte Renate Falk ein Bild Dingolfings, in das sich die Isar als landschaftlicher Bestandteil integriert.<br />

„Das Bild steht symbolisch für<br />

mein damaliges Leben“, erzählt die<br />

Künstlerin. Heute lebt sie in einer<br />

anderen Welt, geographisch, beruflich<br />

und künstlerisch. Eine Weiterentwicklung,<br />

die ihre schwierigen<br />

Phasen gehabt habe, bei der ihr aber<br />

der Glaube geholfen hat und die sie<br />

letztendlich als großen Gewinn in<br />

ihrer persönlichen Entwicklung<br />

empfindet.<br />

Künstlerisch hat sich Renate Falk<br />

heute der Kalligraphie verschrieben.<br />

Diese Kunst der Gestaltung von<br />

Buchstaben möchte sie auch in eines<br />

ihrer künftigen Projekte einbinden,<br />

nämlich in ein Buch, eine kreativ<br />

gestaltete Biographie.<br />

Einen wertvollen Anteil im Leben<br />

der Künstlerin bildet ebenfalls die<br />

Entdeckung sakraler, bildhauerischer<br />

oder malerischer Kunst in<br />

Rom, Florenz oder die Kultur Afrikas.<br />

Eine lebendige Vielfalt afrikanischer<br />

Kunst stellt die Sammlung<br />

Fritz Koenig im Skulpturenmuseum<br />

im Hofberg dar, durch die die<br />

Künstlerin Führungen gegeben hat.<br />

Auch die Musik Afrikas begeistert<br />

die Künstlerin und so lässt sie keine<br />

Gelegenheit aus, um in Gruppen<br />

trommeln zu können.<br />

Durch eine berufliche Weiterbildung<br />

hat Renate Falk ihre neue Rolle<br />

als Heilpädagogische Förderlehrerin<br />

im Förderzentrum gefunden.<br />

„Es erfüllt mich in meiner Berufung,<br />

wenn ich entdecke, welche künstlerischen<br />

Talente es in einer Klasse<br />

gibt, die ich fördern kann“, sagt Renate<br />

Falk. „Was ich täglich an kleinen<br />

Dingen geben kann und wie viel<br />

Dankbarkeit ich erfahre, ist sehr<br />

viel wert und bestätigt mein Lebensmotto:<br />

Der Weg ist das Ziel!“<br />

Bei der aktuellen Herbstausstellung<br />

der Isargilde, die noch bis 24.<br />

Oktober im Bruckstadel zu sehen ist,<br />

ist Renate Falk mit einem Bild vertreten.<br />

Ausgestellt ist ein Bild mit<br />

dem Titel „befreit“. Es zeigt einen<br />

Scherbenhaufen, durch den sich ein<br />

Efeuzweig an das Licht drängt. Dazu<br />

sagt Renate Falk: „Es zeigt im<br />

übertragenen Sinne mich, meine<br />

Kraft, das Leben ins Licht zu holen<br />

In den <strong>Dingolfinger</strong> Stadtansichten von Josef Rockstroh ist häufig auch die Isar<br />

zu sehen.<br />

<strong>198.</strong> DINGOLFINGER KIRTA<br />

aus dem Dunkel, aus der Enge, aus<br />

der Angst und Verzweiflung. Die<br />

Freiheit ist ein hohes Gut im Leben<br />

eines Menschen. Die Freiheit zu haben,<br />

sein zu dürfen, nicht funktionieren<br />

zu müssen, wie aufgezogen<br />

abzulaufen. Die Freiheit zu haben,<br />

sich wehren zu dürfen und zu können,<br />

Grenzen zu setzen, selbstbestimmt<br />

und nicht fremdbestimmt zu<br />

sein. Die Freiheit zu haben, die<br />

Wahrheit zu sagen“. Die Farbe grün<br />

im Efeu stehe für Leben.<br />

Werner Kerscher<br />

Die Isar gehört zu den Lieblingsmotiven<br />

des leidenschaftlichen<br />

Aquarellmalers Werner Kerscher<br />

aus München. „Wasser in der Malerei<br />

ist immer reizvoll“, erzählt er,<br />

Wasser sei etwas Metaphysisches, es<br />

fließe, so wie das Leben fließt und es<br />

fließe vorbei, so wie das Leben vorbei<br />

fließt. Wasser lebe, es sei vielfältig,<br />

die Wasserfläche verändere<br />

im Licht ihr Aussehen, mal schimmere<br />

sie weißlich, mal braun, mal<br />

grün. Wasser sei eines der wichtigsten<br />

Elemente überhaupt, sauberes<br />

Wasser werde immer weniger, Menschen<br />

gingen mit ihm nicht so sorgfältig<br />

um, wie dies erforderlich wäre.<br />

So führt Werner Kerscher die Betrachter<br />

seiner überwiegend querformatigen<br />

Bilder durch die Isarlandschaften<br />

Münchens. Die künstlerische<br />

Reise führt vom Maximilianeum<br />

und der Friedensengel-Brücke<br />

entlang der Isar über Haidhausen<br />

und Ramersdorf zum Hachinger<br />

Bach in den Ostpark.<br />

Der aus Dietring, Kreis Rottal-Inn<br />

stammende Autodidakt, Jahrgang<br />

1946, verheiratet, zwei Kinder, lebt<br />

seit 1963 in München-Altperlach<br />

und ist im Hauptberuf selbstständiger<br />

Versicherungskaufmann. Er erhielt<br />

seine Ausbildung zur Aquarellmalerei<br />

und sein technisches Rüstzeug<br />

beim holländischen Aquarellisten<br />

und Freiluftmaler Lambert<br />

van Bommel und der Münchner<br />

Kunstprofessorin Emö Simonyi. Auf<br />

diversen Malreisen, die ihn durch<br />

halb Europa und nach Übersee führten,<br />

schulte er seine Kunst und schuf<br />

in freier Natur zugleich in den letzten<br />

13 Jahren allein über 500 Gemälde,<br />

die in zahlreichen Ausstellungen<br />

in und um München gezeigt<br />

wurden. Viele seiner Bilder sind unter<br />

www.onlingallerie.com zu sehen<br />

und auch käuflich zu erwerben. Im<br />

Gutshof Unterbiberg bei München,<br />

Eine farbenfrohe Impression des Teisbacher Stausees von Raquel Solis.<br />

Zwergerstr. 2, sind auch viele Bilder<br />

in einer Dauerausstellung zu sehen.<br />

Vom 29. Oktober bis zum 30. November<br />

stellt Werner Kerscher in<br />

der Rathausgallerie in Burghausen<br />

rund 40 Bilder von Burghausen sowie<br />

weitere Bilder von Orten seiner<br />

Kindheit in Niederbayern sowie<br />

Oberbayern aus.<br />

Josef Rockstroh<br />

Der Maler Josef Rockstroh lebt<br />

seit 1987 in Dingolfing. Er wurde<br />

einer breiteren Öffentlichkeit bekannt<br />

durch mehrere Ausstellungen<br />

in der Stadthalle, die <strong>Dingolfinger</strong><br />

Ansichten zeigten. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war Rockstroh bereits etabliert.<br />

Er hatte Ausstellungen in<br />

Dresden, Jugoslawien, Bulgarien,<br />

Rumänien und Italien. „Ich mag keine<br />

abstrakte Malerei“, sagt der heute<br />

76-Jährige.<br />

Die Motive seiner Bilder sind<br />

Rockstrohs Erlebniswelt entnommen.<br />

Oft malt er Stadt- und Landschaftsansichten,<br />

in die durch die<br />

Betonung von Figuren oder Gegenständen<br />

persönliche Erfahrungen<br />

eingearbeitet sind. Aber auch einschneidende<br />

geschichtliche Ereignisse<br />

werden thematisiert wie die<br />

durch das Fallen des Eisernen Vorhangs<br />

aufkeimende Hoffnung im<br />

Ostblock oder der Abschied von der<br />

D-Mark. Rockstrohs Seite als politischer<br />

Maler ist auch geprägt durch<br />

seine Erfahrungen als Spätaussiedler.<br />

Er ist gebürtig in Labant, Oberschlesien.<br />

In Heiligenstadt und in<br />

Kattowitz, dort teilweise im Waisenhaus,<br />

wuchs er auf. Bereits im<br />

Kindes- und Jugendalter griff Rockstroh<br />

zu Farbpalette und Pinsel.<br />

Das Bild des Münchner Malers Werner Kerscher zeigt einen Blick auf die Isar von Oberföhring aus.<br />

(Fortsetzung nächste Seite)

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