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Koolhaas nimmt in der Reihe Theorie

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Das Stipendium nutzt er für se<strong>in</strong> theoretisches Hauptwerk (das ist es bis heute)<br />

Delirious New York, das 1978 ersche<strong>in</strong>t. Zuvor s<strong>in</strong>d schon Teile veröffentlicht<br />

worden. <strong>Koolhaas</strong> beg<strong>in</strong>nt, sich e<strong>in</strong>en Namen zu machen; se<strong>in</strong> Büro, Office for<br />

Metropolitan Architecture, wird 1975 gegründet. Diesem gehören auch an: se<strong>in</strong>e<br />

damalige Frau Madelon Vriesendorp und Elias und Zoe Zenghelis, mit denen er sich<br />

später aber völlig zerstreitet.<br />

[Bild 5: DNY Inhalt]<br />

AUFBAU DNY ist genauso wie SMLXL nicht nur e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Buch, <strong>in</strong> dem sich die<br />

<strong>Theorie</strong> f<strong>in</strong>det, son<strong>der</strong>n das Buch und se<strong>in</strong>e Gestaltung, se<strong>in</strong> formaler Aufbau s<strong>in</strong>d<br />

selber auch Teil dieser <strong>Theorie</strong>.<br />

DNY ist wie die Stadt Manhattan, wie das Raster, folgen<strong>der</strong>maßen aufgebaut:<br />

Episodisch: es gibt Hauptkapitel, die wie e<strong>in</strong>zelne größere Episoden gelesen werden<br />

können (unabhängig von den an<strong>der</strong>en): über Coney Island, Rockefeller Center, über Le<br />

Corbusier und Salvador Dalí,<br />

Zusammenhängend ergeben sie vage e<strong>in</strong>e Geschichte von <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit und den<br />

Traumata bzw. <strong>in</strong>fantilen Wünschen (Coney Island) bis zum Höhepunkt des<br />

Erwachsenenlebens (Rockefeller Center) und dem vorzeitigen Greisenzustand.<br />

Jedes Kapitel ist noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Blöcke e<strong>in</strong>geteilt, die ebenfalls kle<strong>in</strong>e Episoden,<br />

Themen, Aspekte des großen Kapitels aufnehmen.<br />

Diese Aufteilung entspricht dem Raster Manhattans.<br />

[Bild 6: Das Koord<strong>in</strong>atensystem Manhattans]<br />

Manhattan<br />

Manhattan ist <strong>der</strong> ideale theoretische Ausgangspunkt für <strong>Koolhaas</strong>, da dort alle<br />

(europäischen) humanistischen <strong>Theorie</strong>n über l<strong>in</strong>eare Ursache-Wirkung-Beziehungen,<br />

über Archetypen und Urgründe <strong>in</strong> phantastischer Weise konterkariert und überrannt<br />

werden. Manhattan ist “das Produkt e<strong>in</strong>er nie formulierten <strong>Theorie</strong>”, e<strong>in</strong>e sich ständig<br />

selbst perpetuierende Mo<strong>der</strong>nisierungsmasch<strong>in</strong>e, die Träume, Bedürfnisse und Lüste<br />

erfüllt, bevor man sich ihrer überhaupt bewusst ist, d.h. Manhattan produziert<br />

Ergebnisse und Beweise für nie erstellte Aufgaben und Hypothesen. Deshalb ist <strong>in</strong><br />

Manhattan das Neue immer präsent, und zwar <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er rohesten und unmittelbarsten<br />

Form. Zur gleichen Zeit etwa, da <strong>in</strong> Europa Le Corbusier se<strong>in</strong> Do-m<strong>in</strong>o-Modell<br />

vorschlägt, Malewitsch se<strong>in</strong> schwarzes Quadrat auf weißem Grund malt, de Stijl die<br />

‘Weltformel’ präsentiert, entsteht <strong>in</strong> New York, <strong>der</strong> “Arena für das Endstadium <strong>der</strong><br />

westlichen Zivilisation”, die eigentliche Mo<strong>der</strong>ne, ohne jede <strong>Theorie</strong>, ohne<br />

Vorankündigung, unbewusst. Bezeichnen<strong>der</strong>weise besorgt die Nachlieferung dieser<br />

<strong>Theorie</strong> nun e<strong>in</strong> Europäer, das “retroaktive Manifest für Manhattan”. Und tatsächlich<br />

sieht <strong>Koolhaas</strong> <strong>in</strong> Manhattan e<strong>in</strong>e Art Geheimformel o<strong>der</strong> -übere<strong>in</strong>kunft am Werk, <strong>der</strong> er<br />

den Namen “culture of congestion” gibt, die zwar e<strong>in</strong>e “schamlose” Architektur<br />

hervorbr<strong>in</strong>gt und oft verrückt ersche<strong>in</strong>t, aber dennoch rationalen Methoden gehorcht;<br />

und zwar nicht nur solche <strong>der</strong> amerikanischen Mo<strong>der</strong>nisierung, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>

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