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Koolhaas nimmt in der Reihe Theorie

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Dieser Text trägt, wie oft bemerkt wurde, zynische Merkmale. Er sche<strong>in</strong>t auf <strong>der</strong> Grenze<br />

zwischen Ablehnung und Bewun<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eigenschaftslosen Stadt zu stehen. Die<br />

eigenschaftslose Stadt ist das, was je<strong>der</strong> unter Suburbanisierung kennt: städtische<br />

Agglomerationen, die <strong>in</strong>zwischen mehr als 50% <strong>der</strong> Weltbevölkerung aufnehmen und<br />

beson<strong>der</strong>s oft <strong>in</strong> Asien vorkommen. Die eigenschaftslose Stadt sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Angriff auf<br />

die IDENTITÄT, die sich ohneh<strong>in</strong> rasend schnell verbraucht. Die eigenschaftslose Stadt<br />

ist aber nicht dicht – trotz Wolkenkratzer –, deshalb erzeugt sie ke<strong>in</strong>e städtische Kultur<br />

wie Manhattan.<br />

Der Text ist geschrieben wie e<strong>in</strong> Report, ohne Absätze, nur durch Nummerierungen<br />

getrennt bzw. <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelsegmente und –aspekte aufgeteilt.<br />

Das Homogene, ohne Unterbrechungen dah<strong>in</strong> Gleitende wird dadurch betont, zugleich<br />

das Statistische als e<strong>in</strong>ziges Kennzeichen dieser Stadt.<br />

„Generic City“ ist also etwas an<strong>der</strong>es als DNY: nicht die Feier e<strong>in</strong>er Kultur, son<strong>der</strong>n ihre<br />

leidenschaftslose Akzeptanz.<br />

Die eigenschaftslose Stadt basiert zwar wie Manhattan auf pur rationalen,<br />

wirtschaftlichen Erwägungen, aber ist nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, das Phantastische, Sublime und<br />

Subtile damit zu verb<strong>in</strong>den.<br />

[Bild 20: CONTENT <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Nationalgalerie]<br />

Der Pessimismus von „Generic City“ zeigt sich dann ganz <strong>in</strong> JUNK SPACE, e<strong>in</strong>em Text,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> CONTENT erschienen ist.<br />

Irgendwo auf diesem Weg hat <strong>Koolhaas</strong> beschlossen, se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuelle Tätigkeit, mit<br />

<strong>der</strong> er die Vorbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en Ort, für e<strong>in</strong>en Auftrag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr allgeme<strong>in</strong>en<br />

Kontext scharfs<strong>in</strong>nig analysiert und zuspitzt, um e<strong>in</strong>en Entwurf, e<strong>in</strong> Szenario abzuleiten,<br />

nicht mehr nur beiläufig o<strong>der</strong> als Gratisangebot für e<strong>in</strong>en Auftraggeber durchzuführen,<br />

son<strong>der</strong>n selber wirtschaftlich auszubeuten und organisatorisch deutlicher zu trennen.<br />

Das Büro spaltet sich <strong>in</strong> OMA und AMO: Während OMA (Office for Metropolitan<br />

Architecture) nach wie vor für die klassischen Architektenaufgaben zuständig ist, soll<br />

AMO konzeptuelle Vorarbeit leisten: Forschung, Recherche, Mediales, Advice,<br />

Adm<strong>in</strong>istration, Ökonomie usw.: e<strong>in</strong>e Art th<strong>in</strong>k tank.<br />

Zugleich soll aber AMO auch e<strong>in</strong>e Art self fulfill<strong>in</strong>g prophecy se<strong>in</strong>: es soll Aufgaben<br />

kreieren, nach denen bisher noch ke<strong>in</strong>er gefragt hat, also e<strong>in</strong> Angebot schaffen, für das<br />

nachfolgend e<strong>in</strong>e Nachfrage entsteht, und natürlich ist se<strong>in</strong> Zwill<strong>in</strong>g OMA <strong>der</strong> geeignete<br />

Auftragnehmer.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne stellt es se<strong>in</strong> Material zur Verfügung: als Wissen, als Daten, als<br />

Modelle, als Arbeitsschritte, als Fragmente usw. davon handelte die Ausstellung <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>

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