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Koolhaas nimmt in der Reihe Theorie

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Man könnte also sagen, dass die Plattform als „Wohnmasch<strong>in</strong>e“ nicht nur die technische<br />

Rationalisierung <strong>der</strong> äußeren Bewegungen <strong>der</strong> Bewohner bewerkstelligt, son<strong>der</strong>n viel<br />

eher die Rationalisierung ihrer <strong>in</strong>neren psychischen Bewegungen – ganz gleich, was<br />

man davon hält.<br />

[Bild 11: SMLXL]<br />

SMLXL<br />

Das Paradoxe und die Methoden des Surrealismus <strong>in</strong>teressieren <strong>Koolhaas</strong>, nicht<br />

dessen Bild<strong>in</strong>halte, so s<strong>in</strong>ngemäß e<strong>in</strong> Zitat aus SMLXL.<br />

Tatsächlich ist dieses Buch basierend auf diesen Methoden entstanden.<br />

Zuerst die Fakten<br />

Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre bef<strong>in</strong>det sich das Büro <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise, dessen Anlass und<br />

Ausdruck das opus magnum, nämlich SMLXL ist (im selben Augenblick werden große<br />

Projekte wie das Karlsruher ZKM und die Bibliotheken Jussieu <strong>in</strong> Paris nicht gebaut.)<br />

Gewicht: ca. 2,5 Kilo<br />

1.376 Seiten<br />

Projekte und Texte alternierend, simpel geordnet nach Small. Medium, Large, Extralarge<br />

Das hybride Format:<br />

Offiziell e<strong>in</strong>e Architektenmonographie, preist es sich selbst auf dem Klappentext als<br />

„Roman über Architektur“ an, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> ganzen Welt handelt, um im nächsten Moment<br />

e<strong>in</strong> zeitgenössisches Epos anzukündigen, das „Glanz und Elend“ <strong>der</strong> Architektur im<br />

„maelstrom“ <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung bes<strong>in</strong>gt, und zum Schluss <strong>der</strong> freien Assoziation den<br />

Vorzug gibt: „Das Buch kann auf jede beliebige Weise gelesen werden.“ Der lapidare<br />

Automatismus <strong>der</strong> quantitativen Kategorien Small, Medium, Large und Extralarge, nach<br />

dem die Projekte und Texte platziert werden, sorgt für e<strong>in</strong>e aleatorische <strong>Reihe</strong>nfolge <strong>der</strong><br />

Projekte, welche das hybride Format zugleich bestätigt und erzeugt.<br />

Architektur und das Dase<strong>in</strong> als Architekt, so doziert Rem <strong>Koolhaas</strong> nicht zum ersten<br />

Mal, seien nun e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> aberwitziges Abenteuer, e<strong>in</strong>e ständige Berg- und Talfahrt<br />

zwischen „Allmacht und Ohnmacht“, basierend auf <strong>in</strong>kohärenten, ja willkürlichen<br />

Entscheidungen und Prozessen außerhalb ihrer selbst, deshalb muss auch das Buch<br />

diese Instabilität und Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit „e<strong>in</strong>er architektonischen Praxis ausdrücken<br />

und vorführen.“<br />

Gleichwohl wird es damit nicht zwangsläufig zum „offenen Kunstwerk“. Denn an<strong>der</strong>s als<br />

Umberto Ecos Il Nome della Rosa – das wohl prom<strong>in</strong>enteste Beispiel für die<br />

Hybridisierung <strong>der</strong> Genres –, o<strong>der</strong> Robert Venturis „Sowohl-als-auch“-Lösungen –<br />

Assemblagen von verschiedenen Architekturstilen –, welche er bereits <strong>in</strong> großer Zahl <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Architekturgeschichte gefunden hatte, und nicht zu <strong>der</strong>en Nachteil, verzichtet<br />

S,M,L,XL auf e<strong>in</strong>e Ordnungsstruktur, die „S<strong>in</strong>n“ erzeugt, die also auf <strong>der</strong> semantischen<br />

Ebene nachvollzogen werden könnte. An<strong>der</strong>s ausgedrückt: S,M,L,XL will die Inkohärenz<br />

nicht abbilden, son<strong>der</strong>n bewerkstelligen. Dabei greift se<strong>in</strong> Hauptautor auf se<strong>in</strong>e eigenen<br />

Methoden, Inkohärenz und Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit zu erzeugen, nämlich auf die Montage

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