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Hellwach am Steuer

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<strong>Hellwach</strong> <strong>am</strong> <strong>Steuer</strong><br />

Grundlage für eine Disposition ist in erster Linie der momentane „Aufenthaltsort“ des Lastkraftwagens und die „Restfahrzeit“<br />

des Fahrers. Die Planung erfolgt nach Auftragserteilung, in der Regel ein bis drei Tage, bevor der Transport durchgeführt<br />

werden soll. Der Disponent muss bei der Planung eine Prognoseentscheidung treffen, bei der er die berufsspezifischen<br />

Unwägbarkeiten berücksichtigt. Er bucht sofort nach Auftragserteilung durch den Kunden sogenannte Verladefenster, wohl<br />

wissend, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine detaillierte Planung möglich ist. Die Disponenten sind deshalb auch über<br />

Telefon oder Telematik (Fahrzeugortung) mit dem Fahrer bzw. dem Kunden in ständigem Kontakt. Nur so kann der Disponent<br />

auf notwendige Änderungen frühzeitig reagieren.<br />

Der Disponent ist, wie der Arbeitgeber und der Fahrer, im Rahmen der Disposition für die Einhaltung der Vorschriften über<br />

die Lenk- und Ruhezeiten, Lenkzeitunterbrechungen und sonstige Arbeitszeiten verantwortlich. Telematiksysteme, wie sie in<br />

der Regel von den LKW-Herstellern oder auch von Softwareprovidern angeboten werden, verbessern durch den Zugriff auf<br />

viele Daten im LKW (Position, Fahrerdaten, Wartungsintervalle) grundsätzlich die Disposition. Zu berücksichtigen ist jedoch,<br />

dass der Disponent bei Telematiksystemen diese Informationen nur einmal täglich erhält, so dass er auf die Kommunikation<br />

mit dem Fahrer angewiesen bleibt.<br />

Die Fahrer sind aufgrund des mobilen Arbeitsplatzes „Kraftfahrzeug“ einer Vielzahl weiterer Belastungen im Rahmen der<br />

Beförderungen ausgesetzt (Roth et alii 2004, Nolle 2005, Ellinghaus & Steinbrecher 2002, Lyons 2002, Hannertz & Tüchsen<br />

2001). Dazu gehören:<br />

� schwer einzuschätzende Straßen- und Witterungsverhältnisse, Streckenumleitungen, LKW-Fahrverbote, schlecht<br />

ausgeschildertes Ziel oder keine genauen Adressen, Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, mangelnde Ladungssicherung<br />

oder Enge auf Park- und Rastplätzen (Navigationsgeräte sind im Lastkraftwagen nur bedingt einsetzbar,<br />

da sie keine Informationen zu Brückenhöhen oder deren Tragfähigkeiten und keine für Lastkraftwagen gesperrten<br />

Strecken angeben),<br />

� Zeitdruck nicht nur durch Arbeitgeber oder Auftraggeber, sondern auch durch Verkehrsstaus und lange Wartezeiten<br />

beim Be- und Entladen sowie Verantwortung für Fahrzeug und Ladung,<br />

� Monotonie bei Fahr- und <strong>Steuer</strong>tätigkeiten,<br />

� Stress durch Termindruck, Fahrten bei Nacht und unter schlechten Wetterbedingungen, zu geringe Ruhezeiten,<br />

aggressives Fahrverhalten anderer Autofahrer, Sicherheitsbedenken und mangelnde Akzeptanz durch Arbeitgeber<br />

(Bernard et alii, 2000).<br />

Fernfahrer beginnen mit der Arbeit (dem Fahren) meist in der Nacht zum Montag, um möglichst früh <strong>am</strong> Montag an der<br />

Entladestelle anzukommen. Beim Be- und Entladen der Fahrzeuge können folgende Probleme entstehen:<br />

� unplanbare Wartezeiten (häufig eine Stunde bis vier Stunden, aber auch bis zu einem Tag),<br />

� Entladedauer nicht beeinflussbar,<br />

� vorgegebene Entladezeitfenster müssen eingehalten werden.<br />

2.1.3.3 Technische Ursachen<br />

Die technische Ausstattung von Lastkraftwagen hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Vorschriften wie die<br />

Richtlinie 85/3/EWG und die BGV D 29 haben für schwingungsgedämpfte Sitze, ergonomische Anordnung der Instrumente,<br />

Heizung und Lüftung gesorgt. Lastkraftwagen mit Schlafkabine, die im Langstreckenverkehr (mehr als 8 Stunden vom<br />

Standort entfernt) eingesetzt werden, sind aufgrund tarifvertraglicher Vereinbarungen mit Zusatzheizungen ausgerüstet.<br />

Wichtig für den Fahrer ist zusätzlich eine Ausrüstung, welche die Sicherheit in der Kabine auch bei Verkehrsunfällen und<br />

Feuer garantiert. Europäische Vorgaben für Sicherheitskonzepte und Kabinendämmung existieren noch nicht in ausreichendem<br />

Maße (Kabinensicherheit bei Verkehrsunfällen, Fahrerassistenzsysteme). Die Ausstattung der Fahrerkabine ist unter<br />

der Berücksichtigung von Wachheit und Aufmerks<strong>am</strong>keit eines Fahrers von Bedeutung. So kann der vorzeitigen Ermüdung<br />

des Fahrers durch eine entsprechende Gestaltung und Ausrüstung der Kabine vorgebeugt werden. Dazu können folgende<br />

Faktoren beitragen:<br />

Kabinenausstattung:<br />

� ausreichender Raum, besonders bei Nutzung durch mehrere Fahrer,<br />

� ausreichender Stauraum für den/die Fahrer,<br />

18<br />

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, F<strong>am</strong>ilien und Senioren Baden-Württemberg

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