Globalisierung um jeden Preis?

Globalisierung um jeden Preis? Globalisierung um jeden Preis?

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18.01.2013 Aufrufe

Gesamte Lerngruppe: Die Globalisierung und der Zucker 1. Erläutern Sie, warum der Zuckerpreis in Deutschland doppelt so hoch ist wie der Weltmarktpreis. 2. Welche Argumente hat der Vertreter der deutschen Zuckerindustrie? Nehmen Sie eine kritische Bewertung vor. 3. Stellen Sie die Äußerungen des Vertreters der brasilianischen Zuckerindustrie den Aussagen der deutschen Zuckerindustrie gegenüber. 4. Untersuchen Sie, ob freier Welthandel und Globalisierung für den Zuckermarkt anzustrebende Lösungen sind. Berücksichtigen Sie insbesondere die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen für die Rübenanbauer in der EU und die Landarbeiter in der Dritten Welt. Statements aus dem Unterrichtsfilm Bauer Weidelich in Deutschland Ich bin eigentlich kein Globalisierungsbefürworter, weil meine Meinung zu dem Thema Globalisierung ist, dass der Nutznießer nicht der gewöhnliche Mann ist, sondern das sind die großen Konzerne, die ihre eigenen Interessen verfolgen und Gewinne machen wollen. Und deshalb sind sie für Globalisierung. Aber dass sich deshalb beim Landarbeiter irgendetwas ändert in Übersee oder dass bei uns etwas besser wird, daran kann ich nicht glauben. Landarbeiter dos Santos in Brasilien Ja, wir haben hier große Probleme. Wir leben in Gottes Hand. Ich erwarte nichts mehr. Ich bin mit 12 Jahren hierher gekommen. Und seither ist es immer nur noch schlechter geworden. Jetzt bin ich 42 und es wird nicht besser. Und es wird auch dann nicht besser, wenn wir mehr Zucker verkaufen. Verstehen Sie, ich habe große Mühe, meine Kinder über die Runden zu bringen. Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft. Vertreter der Zuckerindustrie in Deutschland Tatsache ist, dass wir in der EU und in Deutschland sehr hohe oder höchste Qualitäts-, Umwelt- und Sozialstandards haben. Und wenn die Gesellschaft in unserem Land und auch in der EU diese Standards haben möchte, nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in anderen Bereichen der Wirtschaft und der Gesellschaft, dann ist es nur fair und gerecht, dass Zucker, der zu Dumping-Preisen und zu Dumping-Bedingungen, auch im sozialen und im Umweltbereich, produziert wird, nicht bei uns den Markt kaputtmacht. Vertreter der Zuckerindustrie in Brasilien Wir kritisieren euch Europäer massiv. Wie ihr euren Markt schützt, wie ihr Zollbarrieren für unseren Zucker aufbaut, das ist schlecht. Das ist doch Privilegienwirtschaft. Und nicht nur, dass Europa unseren Zucker nicht hereinlässt, ihr nehmt uns auch noch den Weltmarkt weg, indem ihr euren Überschusszucker exportiert. Und was die Ansprüche an die Umwelt und diese sozialen Forderungen betrifft, wir geben uns ja schon alle Mühe. Wir sind z. B. gegen Kinderarbeit. Also, wir fordern einen freien Weltmarkt. Jeder soll den Zucker dahin liefern dürfen, wo er will. - 6 -

Ergänzende Informationen Globalisierung Prozess der weltweiten Verflechtung von wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Beziehungen; Hauptakteure: multi(trans)nationale Unternehmen, einzelne Nationalstaaten Ursachen: Wegfall von Grenzen und Handelsschranken, leistungsfähigere Transportmittel, verbesserte Telekommunikation und Computertechnik Maßnahmen: Verlagerung von Arbeitsplätzen aus Hochlohn- in Niedriglohnländer, Direktinvestitionen im Ausland, Liberalisierung des Welthandels, Ausweitung der Kapitalströme Auswirkungen: Erhöhung der Güterproduktion, Ausweitung des Welthandels (Export 1980: 1 997 Mrd. US-$, 2001: 6 162 Mrd. US-$), Zunahme der multinationalen Konzerne (global players) von 7 000 (1970) auf 63 000 (2001); nach Weltbank 2001 Vorteil aus der Globalisierung für rd. 3 Mrd. Menschen in 24 Ländern, keine Verbesserung für rd. 2 Mrd. Menschen in der GUS, in Afrika, im Nahen Osten; Proteste von Globalisierungsgegnern. Vorwürfe: internationale Kapitalgruppen und Konzerne ohne staatliche Kontrolle, grenzenlose Freiheit des Marktes nur für reiche Industrieländer, Kinderarbeit und Armut in den Entwicklungsländern als eine Folge ungehemmten Welthandels, Nichtbeachtung von Sozialstandards (Abbau von Arbeitsplätzen und sozialen Rechten), Gefahr von Umweltschäden durch hemmungslosen Raubbau Welthandelsorganisation (WTO, World Trade Organization) Mitglieder: 143 Staaten und EU-Kommission Ziele: Erhöhung des Wohlstands durch ungehinderten Austausch von Waren und Dienstleistungen, Förderung der Vollbeschäftigung und des Einkommens; Liberalisierung des Handels durch Abbau von Zöllen und anderen Hemmnissen wie Importquoten, Subventionen, technischen Standards Weitere Aufgaben: Überprüfung von Handelspraktiken wie Sozial- oder Ökodumping, Schlichtung im Streitfall WTO - Brasilien - EU-Subventionen für Zucker Anrufung der WTO-Schlichtungsstelle durch Brasilien Oktober 2002; Grund der Anfrage: Export von Zuckerüberschuss (3,6 Mio. t „C-Zucker“) aus der EU zum Preis unter Produktionskosten (C-Zucker liegt über der von der EU festgelegten Höchstquote und hat keine Preis- oder Absatzgarantie in der EU); außerdem EU-Einfuhr von 1,6 Mio. t Rohzucker zu Vorzugspreisen und anschließende Ausfuhr zu subventionierten Preisen WTO und EU-Verpflichtungen (gültig von 2001/2002 bis 2005/2006, danach neue Verhandlungen mit der WTO) - Verringerung der Zucker-Exportmengen aus der EU um 21 % - Abbau der Zuckerzölle der EU um 20 % (Zölle bestehend aus jährlich festgelegtem festen Basiszoll und variablem Zusatzzoll zum Schutz vor Billigimporten aus Drittländern, so genannter Außenschutz) - Verringerung der Exporterstattungen um 36 % (Erstattung gleicht Unterschied zwischen EU- und Weltmarktpreis aus) - Verringerung der internen Stützung um 20 % - Erleichterung des Marktzugangs für landwirtschaftliche Produkte: 5 % des EU-Verbrauchs aus zollfreien Importen - 7 -

Gesamte Lerngruppe: Die <strong>Globalisierung</strong> und der Zucker<br />

1. Erläutern Sie, war<strong>um</strong> der Zuckerpreis in Deutschland doppelt so hoch ist wie<br />

der Weltmarktpreis.<br />

2. Welche Arg<strong>um</strong>ente hat der Vertreter der deutschen Zuckerindustrie?<br />

Nehmen Sie eine kritische Bewertung vor.<br />

3. Stellen Sie die Äußerungen des Vertreters der brasilianischen Zuckerindustrie<br />

den Aussagen der deutschen Zuckerindustrie gegenüber.<br />

4. Untersuchen Sie, ob freier Welthandel und <strong>Globalisierung</strong> für den Zuckermarkt<br />

anzustrebende Lösungen sind. Berücksichtigen Sie insbesondere die<br />

wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen für die Rübenanbauer in<br />

der EU und die Landarbeiter in der Dritten Welt.<br />

Statements aus dem Unterrichtsfilm<br />

Bauer Weidelich in Deutschland<br />

Ich bin eigentlich kein <strong>Globalisierung</strong>sbefürworter, weil meine Meinung zu dem Thema<br />

<strong>Globalisierung</strong> ist, dass der Nutznießer nicht der gewöhnliche Mann ist, sondern<br />

das sind die großen Konzerne, die ihre eigenen Interessen verfolgen und Gewinne<br />

machen wollen. Und deshalb sind sie für <strong>Globalisierung</strong>. Aber dass sich deshalb<br />

beim Landarbeiter irgendetwas ändert in Übersee oder dass bei uns etwas besser<br />

wird, daran kann ich nicht glauben.<br />

Landarbeiter dos Santos in Brasilien<br />

Ja, wir haben hier große Probleme. Wir leben in Gottes Hand. Ich erwarte nichts<br />

mehr. Ich bin mit 12 Jahren hierher gekommen. Und seither ist es immer nur noch<br />

schlechter geworden. Jetzt bin ich 42 und es wird nicht besser. Und es wird auch<br />

dann nicht besser, wenn wir mehr Zucker verkaufen. Verstehen Sie, ich habe große<br />

Mühe, meine Kinder über die Runden zu bringen. Ich mache mir große Sorgen <strong>um</strong><br />

die Zukunft.<br />

Vertreter der Zuckerindustrie in Deutschland<br />

Tatsache ist, dass wir in der EU und in Deutschland sehr hohe oder höchste Qualitäts-,<br />

Umwelt- und Sozialstandards haben. Und wenn die Gesellschaft in unserem<br />

Land und auch in der EU diese Standards haben möchte, nicht nur in der Landwirtschaft,<br />

sondern auch in anderen Bereichen der Wirtschaft und der Gesellschaft,<br />

dann ist es nur fair und gerecht, dass Zucker, der zu D<strong>um</strong>ping-<strong>Preis</strong>en und zu D<strong>um</strong>ping-Bedingungen,<br />

auch im sozialen und im Umweltbereich, produziert wird, nicht bei<br />

uns den Markt kaputtmacht.<br />

Vertreter der Zuckerindustrie in Brasilien<br />

Wir kritisieren euch Europäer massiv. Wie ihr euren Markt schützt, wie ihr Zollbarrieren<br />

für unseren Zucker aufbaut, das ist schlecht. Das ist doch Privilegienwirtschaft.<br />

Und nicht nur, dass Europa unseren Zucker nicht hereinlässt, ihr nehmt uns auch<br />

noch den Weltmarkt weg, indem ihr euren Überschusszucker exportiert. Und was die<br />

Ansprüche an die Umwelt und diese sozialen Forderungen betrifft, wir geben uns ja<br />

schon alle Mühe. Wir sind z. B. gegen Kinderarbeit. Also, wir fordern einen freien<br />

Weltmarkt. Jeder soll den Zucker dahin liefern dürfen, wo er will.<br />

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