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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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Erzieherinnen<br />

und Erziehergesucht!<br />

GFK und GFKS expandieren<br />

Profis für die<br />

Kindergärten<br />

Prof. Wassilos Fthenakis<br />

im Interview<br />

Ganzheitlich Bauen<br />

für die Zukunft<br />

Haacke+Haacke realisiert<br />

GFKS-Kita in Gaggenau<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinderbetreuung</strong> e. V.<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Kinderbetreuung</strong> und Schule mbH & Co. KG<br />

1


2<br />

2 „Erzieherinnen und Erzieher<br />

gesucht“<br />

5 „Wir sind in Bewegung“<br />

GFK-/GFKS-Tag<br />

5 Mitarbeiterbefragung 2008<br />

6 Nur die Besten für die Kleinsten<br />

Erzieherinnenausbildung<br />

7 Unicef-Studie 2008<br />

8 „Profis für die Kindergärten“<br />

Im Interview: Wassilos Fthenakis<br />

10 Lehrgang für den<br />

Führungsnachwuchs<br />

11 sternchen-Krippe in Gaggenau<br />

12 Startschuss: öffentliche Kita<br />

Gaggenau<br />

13 Ganzheitlich bauen<br />

für die Zukunft<br />

14 Berufspraktikanten<br />

im Wunderland<br />

15 Kita der SOLVAY GmbH wird fünf<br />

16 Sprachförderung<br />

im Hella Kinderhaus<br />

17 GFK-Erzieherinnen studieren<br />

18 Chipkarten im<br />

Kinderhaus Frech Daxe<br />

19 Kleine Hüpfer:<br />

Kreativ mit Pinsel und Farbe<br />

Herausgeber:<br />

Impuls Soziales Management<br />

Alfons Scheitz und Oliver Strube<br />

(v.i.S.d.P.)<br />

Maulbeerplantage 14<br />

34123 Kassel<br />

Tel.: 0561-7 81 84-0<br />

www.e-impuls.de<br />

„Wir suchen Erzieherinnen<br />

und Erzieher die mit<br />

uns wachsen wollen“<br />

Im Gespräch mit den Kita-Managern<br />

Alfons Scheitz und Oliver Strube<br />

Sie haben aus einer Not nicht nur eine Tugend, sondern einen<br />

unternehmerischen Erfolg gemacht: Weil sie in Kassel keine Betreuungsplätze<br />

für ihre Kinder fanden, eröffneten Alfons Scheitz<br />

und Oliver Strube kurzerhand selbst eine Kita. Heute betreiben<br />

die beiden Väter mit der „<strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinderbetreuung</strong><br />

e. V.“ und der „<strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Kinderbetreuung</strong> und<br />

Schule mbH & Co.KG“ in vier Bundesländern neun öffentliche<br />

und zwölf betriebliche Kindertagesstätten. Mehr als 200 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter kümmern sich um rund 900 Kinder.<br />

Weitere Einrichtungen sind in Planung – doch geeignetes qualifiziertes<br />

Fachpersonal zu finden ist nicht einfach.<br />

spiel/raum: Herr Scheitz, Herr Strube, kürzlich beim alljährlichen GFK-/GFKS-Tag,<br />

zu dem nahezu all Ihre pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach<br />

Kassel gereist waren, haben Sie mit Lob und Dank nicht gespart und unter anderem<br />

gesagt: „Wir sind erfolgreich, weil Sie einen guten Job machen, weil Sie alle bereit<br />

sind, Verantwortung zu übernehmen, aber auch die Voraussetzungen mitbringen,<br />

um Freude, Lebendigkeit und Wärme auszustrahlen.“ Das sind Eigenschaften, die<br />

Ihre Kunden – also Unternehmen, Kommunen, Eltern – den Einrichtungen der GFK<br />

und GFKS zuschreiben. Was müssen Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an<br />

Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen mitbringen?<br />

Oliver Strube: Als dynamisch wachsendes Unternehmen brauchen wir dynamische<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir begleiten kleine Menschen beim Wachsen,<br />

so müssen die großen Menschen, die bei uns arbeiten, ebenfalls bereit sein zu<br />

wachsen – innerlich zu wachsen. Wir brauchen Menschen, die lernfähig sind, die<br />

sich einlassen wollen, die innerlich und äußerlich beweglich und mobil sind, das<br />

ist neben fachlicher Qualifikation das Wichtigste.<br />

Redaktion: Gundula Zeitz<br />

zeitz@e-impuls.de<br />

Tel.: 0561-7 0342-16<br />

Gestaltung: optische anstalten<br />

Fotos: Andrea Berthel, Jörg Lantelmé,<br />

Daimler AG (11), SOLVAY GmbH (15),<br />

Haacke+Haacke GmbH+Co.KG (13),<br />

Druck: Grafische Werkstatt


Alfons Scheitz: Wir brauchen Erzieherinnen<br />

und Erzieher, die sich möglichst<br />

mehrfach qualifiziert und fortgebildet<br />

haben, die vielleicht auch mal im Ausland<br />

waren, die eine zweite Sprache<br />

sprechen, die beruflich auch mal das<br />

eine oder andere ausprobiert haben. Die<br />

Kinder, die wir betreuen, eignen sich mit<br />

offenen Augen die Welt an – weltoffen<br />

sollten auch unsere Erzieherinnen und<br />

Erzieher sein.<br />

Oliver Strube: Ja, sie sollten über den<br />

Tellerrand hinausdenken und Visionen<br />

entwickeln! Sie sollten aber auch Selbstreflektiertheit<br />

mitbringen und sich die<br />

Frage stellen, welche Werte ihnen persönlich<br />

wichtig sind. Diese Werte müssen<br />

sie weitertragen können. Außerdem<br />

erwarte ich <strong>von</strong> unseren Mitarbeitenden,<br />

dass sie wertschätzend miteinander<br />

umgehen, denn Erwachsene sind Vorbilder<br />

für Kinder und über das Vorbild-<br />

Sein werden Werte vermittelt.<br />

Alfons Scheitz: Unsere Erzieherinnen<br />

und Erzieher brauchen nicht zuletzt<br />

kommunikative Fähigkeiten, sie müssen<br />

ja nicht nur mit Kindern, sondern auch<br />

mit Eltern kommunizieren. Sie müssen<br />

wissen, worüber sie sprechen und wie<br />

sie es ausdrücken. Sie müssen gut mit<br />

Sprache umgehen können.<br />

Wir suchen Mitarbeiter und Mitarbeiter,<br />

die mit auf Schatzsuche gehen ...*<br />

spiel/raum: Sie betonen immer wieder,<br />

dass Sie nicht etwa soziale Einrichtungen<br />

betreiben, sondern Dienstleistungsunternehmen.<br />

Was bedeutet das für Ihre<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?<br />

Alfons Scheitz: Sie sollten eine gewisse<br />

Demut mitbringen, das ist erforderlich,<br />

wenn man bei einem Dienstleister und<br />

damit zum Nutzen eines Kunden arbeitet.<br />

Sich als Dienstleister zu begreifen<br />

fällt nicht jedem leicht, aber in der kindorientierten<br />

Pädagogik funktioniert das<br />

im Grunde ähnlich: Wir achten darauf,<br />

was das Kind braucht. Das Kind zeigt es<br />

uns – und wir als erwachsene Partner<br />

stellen die erforderlichen Rahmenbedingungen<br />

her. Genauso ist das bei unseren<br />

Kunden: Wir sind dafür da, den Kunden<br />

– Kindern, Eltern, Familien, Auftraggebern<br />

– das zu bieten, was sie brauchen,<br />

sie zu unterstützen. Dazu gehört es<br />

auch, sich selber einen Schritt <strong>zur</strong>ückzustellen<br />

– in dem Wissen, dass gute<br />

Arbeit sich auszahlt. Denn wenn eine<br />

Familie zufrieden ist mit meiner Arbeit,<br />

dann wird diese Zufriedenheit bei mir<br />

als Feedback wieder ankommen. Zufriedene<br />

Kunden erleichtern die Arbeit –<br />

und sichern Arbeitsplätze.<br />

spiel/raum: Sie stellen hohe Anforderungen<br />

an Ihre Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter – wie sieht es mit der Bezahlung<br />

aus? Und was bieten Sie sonst?<br />

Alfons Scheitz: Wir zahlen mehr, als<br />

üblicherweise im öffentlichen Dienst<br />

gezahlt wird. Außerdem haben wir eine<br />

leistungsabhängige, nach Erzieherinnen,<br />

Gruppenleitungen und Leitungen<br />

gestaffelte Vergütung.<br />

Oliver Strube: Wir investieren pro Jahr<br />

etwa zwei Prozent unseres Umsatzes in<br />

die Fortbildung unserer Mitarbeiter, das<br />

ist weit mehr, als es bei anderen Kita-<br />

Trägern üblich ist. Es gibt Fortbildungen<br />

rein fachlicher Art, aber auch viele Angebote<br />

im Bereich Kommunikationstraining,<br />

Konfliktlösungsstrategien, Persönlichkeitsbildung,<br />

Rhetorik oder auch<br />

Teamwork – auch für die einzelne Erzieherin.<br />

spiel/raum: Seit Jahren befragen Sie<br />

Ihre Mitarbeitenden mit dem Ziel, die<br />

Arbeitsplatzqualität zu verbessern. Bei<br />

diesen anonymen Umfragen kommen<br />

Sie als Arbeitgeber immer wieder sehr<br />

gut weg: 90 Prozent der Mitarbeitenden<br />

sind mit ihrer Tätigkeit zufrieden, 88<br />

Prozent würden, erneut vor die Wahl<br />

gestellt, wieder in einer Ihrer Einrichtungen<br />

anfangen. Sie müssten eigentlich<br />

ein begehrter Arbeitgeber sein, oder?<br />

Wir suchen Mitarbeiter und Mitarbeiter,<br />

die auch mal eine Rakete steigen lassen ...*<br />

Alfons Scheitz: Nun, fest steht: Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die wir<br />

brauchen, bekommen wir oft nicht.<br />

Vielfach bewerben sich Leute, die zwar<br />

eine Ausbildung haben, aber noch nie<br />

da<strong>von</strong> gehört haben, dass eine Kindertagesstätte<br />

ein Unternehmen ist. Dann<br />

vermisse ich oft eine profunde Kenntnis<br />

zumindest in einem der unterschiedlichen<br />

klassischen pädagogischen Ansätze.<br />

Erzieherinnen, die frisch <strong>von</strong> der Fachschule<br />

kommen, haben <strong>von</strong> allem ein<br />

bisschen gehört, <strong>von</strong> Reggio-Pädagogik,<br />

vom Situationsansatz und wenn man<br />

Glück hat: <strong>von</strong> Emmi Pikler. Aber sie sind<br />

in keinem dieser Ansätze wirklich tiefergehend<br />

ausgebildet – <strong>von</strong> praktischer<br />

Berufserfahrung ganz zu schweigen.<br />

Doch wenn Erzieherinnen und Erzieher<br />

sich in einer der pädagogischen Konzeptionen<br />

quasi zu Hause fühlen, haben<br />

sie es leichter, auch andere Ansätze zu<br />

verinnerlichen.<br />

Oliver Strube: Wir brauchen Leute, die<br />

auch praktische Erfahrungen haben.<br />

Wer <strong>von</strong> der Fachschule kommt, hat oft<br />

<strong>von</strong> dem, was draußen läuft, zu wenig<br />

Ahnung. Außerdem brauchen wir Profis,<br />

die auf dem neuesten Stand der Wissenschaft<br />

sind. Auf diesem Stand sind allerdings<br />

auch die Fachschulen noch gar<br />

nicht, die sind fünf Jahre hinterher.<br />

3


4<br />

Wir suchen Mitarbeiter und Mitarbeiter,<br />

die sich mit Demokratie auskennen ...*<br />

Afons Scheitz: Ich denke, wir brauchen<br />

ein höheres Einstiegsniveau in die Fachschulen.<br />

Weil viele Fachschulen zunehmend<br />

Probleme haben, Schülerinnen<br />

und Schüler zu bekommen, haben sie<br />

das Einstiegsniveau gesenkt – und das<br />

zeigt sich dann in dem Niveau, das an<br />

einer solchen Schule überhaupt erzielt<br />

werden kann. Wünschenswert wäre es,<br />

wenn Menschen in diese Ausbildung<br />

gingen, die grundsätzlich auch für eine<br />

akademische Laufbahn qualifiziert wären.<br />

Da sind wir dann beim vielfach<br />

ge forderten Studium – an den Hochschulen<br />

gibt es aber sehr wenige Angebote,<br />

die dann auch <strong>von</strong> sehr jungen<br />

Leuten wahrgenommen werden, die<br />

keine Berufserfahrung haben. Sie kommen<br />

nach dem Abitur an die Uni, studieren<br />

frühkindliche Pädagogik, sind<br />

damit aber noch lange nicht für eine<br />

Führungsposition in einer Kita qualifiziert.<br />

Oliver Strube: Es gibt aber auch noch<br />

einen demographischen Faktor: Vor<br />

etwa 20 Jahren sind die Geburtenraten<br />

stark <strong>zur</strong>ückgegangen. So fehlen überhaupt<br />

Menschen, die in die Erzieherausbildung<br />

gehen. Hinzu kommt, dass<br />

vielen der Beruf nicht attraktiv erscheint.<br />

Aus dieser Entwicklung heraus haben<br />

inzwischen etliche teilweise sehr gute<br />

Fachschulen geschlossen, auch die Kirchen<br />

haben sich aus der Ausbildung<br />

<strong>zur</strong>ückgezogen. Es sind öffentliche Fachschulen<br />

geblieben, die aber nicht unbedingt<br />

die besten sind. Es fehlt an qualifizierten<br />

Lehrgängen, die genau das<br />

vermitteln, was draußen passiert. Auch<br />

daran liegt es also, wenn wir das Fachpersonal,<br />

das wir brauchen, nicht finden.<br />

Im Übrigen gibt es auch regionale<br />

Unterschiede in der Ausbildung: In Baden-Württemberg<br />

ist sie sehr gut, in<br />

Niedersachsen dagegen gibt es zum<br />

Beispiel kein einjähriges Berufspraktikum<br />

mehr, sondern nur noch ein sechswöchiges<br />

– das reicht bei weitem nicht, um<br />

die Praxis kennenzulernen.<br />

spiel/raum: Sie sagten, der Beruf der<br />

Erzieherin oder des Erziehers werde vielfach<br />

nicht als attraktiv angesehen – woran<br />

liegt das?<br />

Alfons Scheitz: Das hängt sicher mit<br />

der mangelnden Wertschätzung zusammen,<br />

auch mit der schlechten Bezahlung.<br />

Hier sehe ich eine Diskrepanz: Einerseits<br />

existieren höhere Erwartungen<br />

an Kindertagesstätten, in denen heutzutage<br />

ein gewisses Niveau, zum Beispiel<br />

Zweisprachigkeit, gefordert wird<br />

– andererseits gibt es vielfach keine<br />

angemessene Vergütung. Deshalb ist die<br />

Ausbildung auch nicht reizvoll für viele<br />

derjenigen, die eigentlich das Potenzial<br />

dazu hätten. Es wäre zwar sinnvoll, die<br />

Ausbildung auf Hochschulniveau anzuheben<br />

– doch wer ein Studium in diesem<br />

Bereich absolviert, hat die Erwartung,<br />

dass er anschließend ein Gehalt<br />

bekommt, das vergleichbar mit dem<br />

<strong>von</strong> Grundschullehrern ist. Doch dafür<br />

haben die Träger kein Geld. Die Entlohnungssysteme<br />

zeigen, dass die Arbeit<br />

<strong>von</strong> Erzieherinnen und Erziehern gesellschaftlich<br />

nicht genug anerkannt und<br />

wertgeschätzt wird.<br />

spiel/raum: Der Beschluss der Bundesregierung,<br />

die Zahl der Krippenplätze<br />

bis 2013 um eine halbe Million auf dann<br />

750.000 zu erhöhen, hat breiten Rückhalt<br />

in der Bevölkerung, wie Umfragen<br />

zeigen. Es fehlen aber auch, so wird geschätzt,<br />

50.000 Erzieherinnen sowie<br />

7.000 Führungskräfte im Kindertagesstättenbereich.<br />

Spüren Sie das schon?<br />

Alfons Scheitz: Ja, das hat die Lage auf<br />

dem Markt verschärft. Die Nachfrage<br />

nach qualifiziertem Personal ist gestiegen,<br />

das Angebot gesunken. Hier sehe<br />

ich eine Gefahr: Wenn gut ausgebildete<br />

Erzieherinnen und Erzieher Mangelware<br />

sind, kann dies langfristig zu einer Qualitätsabsenkung<br />

führen. Qualität ist nur<br />

durch gute Mitarbeiter sicherzustellen.<br />

Wenn es diese aber nicht gibt und Träger<br />

weniger qualifiziertes Personal einstellen<br />

müssen, wird dies zu Problemen<br />

führen. Es ist gut und richtig, die Zahl<br />

der Krippenplätze auszubauen – doch<br />

das Niveau der Betreuung darf dabei<br />

nicht gesenkt werden.<br />

Wir suchen Mitarbeiter und Mitarbeiter,<br />

die Herzensangelegenheiten mögen ...*<br />

spiel/raum: Rund 30 Prozent der neuen<br />

Plätze sollen in der Kindertagespflege<br />

geschaffen, also durch Tagesmütter<br />

abgedeckt werden ...<br />

Alfons Scheitz: ... ja, aber wenn die Qualifikation<br />

einer Tagesmutter unter Umständen<br />

lediglich darin besteht, dass sie neben<br />

einer kurzen Fortbildung in Pä da gogik<br />

selbst Mutter ist, dann ist das nicht das,<br />

was ich mir für Krippenkinder wünsche!<br />

Mir macht Sorge, dass wir keine Konzepte<br />

sehen, woher die vielen Erzieherinnen<br />

und Erzieher kommen sol len, die wir in<br />

den kommenden Jahren brauchen werden.<br />

Daran könnte das gesamte Projekt<br />

Krippenausbau scheitern.<br />

spiel/raum: Herr Scheitz, Herr Strube,<br />

vielen Dank für das Gespräch.<br />

Interview: Gundula Zeitz<br />

Die Illustrationen sind dem Bewerbungsheft<br />

„Emma und Paul suchen Sie!“ <strong>von</strong><br />

Impuls Soziales Management.


Wir sind in Bewegung<br />

Mit Tanzen kommt der<br />

GFK-/GFKS-Tag in Schwung<br />

„Rechts vor. Links vor. Und gleich wieder rechts rück, links rück. Und noch<br />

mal zusammen. Links, zwei, drei, vier ...“ – es sind ungewöhnliche Töne,<br />

die da aus dem großen Sitzungssaal des Phillip-Scheidemann-Hauses in<br />

Kassel dringen. Tanzanimateurin Gabriele Bank aus Otzberg ist es gelungen,<br />

rund 200 Menschen in Bewegung zu bringen: Sie tanzen, zu beschwingter<br />

Musik, in mehreren großen Kreisen umeinander herum. Manche wirken<br />

anfangs noch ein wenig unsicher, andere verblüfft, denn so etwas hatten<br />

sie nicht erwartet beim diesjährigen GFK-/GFKS-Tag.<br />

Vor gut zehn Jahren ins Leben gerufen, diente der Tag, zu dem einmal im<br />

Jahr alle pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen werden,<br />

in den ersten Jahren meist der Fortbildung zu einem bestimmten Thema. In<br />

den vergangenen zwei Jahren wählte die Geschäftsführung dann die Form<br />

der Open Space-Konferenz, um den Mitarbeitenden Raum zu geben, über<br />

die Themen zu diskutieren, die sie bewegten. Diesmal stand der ganze Tag<br />

unter dem Motto Bewegung: Die Tanzanimateurin Gabriele Bank wurde<br />

eingeladen und hatte Musik und jede Menge Tänze im Gepäck.<br />

„Wer sich aktiv am Gruppentanz teilnimmt, entwickelt ein neues Verständnis<br />

<strong>von</strong> Gemeinschaft und Kollegialität“, sagt die Tänzerin. „In gängigen<br />

Denkmustern findet Kommunikation vor allem auf der geistig-verbalen<br />

Ebene statt. Beim Tanz geht es in erster Linie um non-verbale Kommunikation<br />

– so werden neue Möglichkeiten der zwischenmenschlichen Begegnung<br />

sichtbar, der Teamgeist unter Kollegen wird neu geweckt und es entwickelt<br />

sich eine positive Gruppendynamik“, erklärt sie ihren Ansatz.<br />

„Das Motto Bewegung passt für uns, weil wir ein Unternehmen sind, das<br />

sich bewegt, und weil unsere Mitarbeiter sich bewegen – schon deshalb,<br />

weil sie heute hier alle hier nach Kassel gekommen sind“, schmunzelt Oliver<br />

Strube. „Wir sind über die ganze Bundesrepublik verteilt, da ist es wichtig,<br />

die Menschen einmal im Jahr zusammenzubringen, damit sie ein Gefühl<br />

dafür bekommen, dass sie sich gemeinsam in eine Richtung bewegen“, so<br />

der GFK-/GFKS-Geschäftsführer.<br />

Zweiter Schwerpunkt des Tages: Alle Teams stellen ihre Einrichtungen vor<br />

– in Präsentationen, die sie während der Veranstaltungen erarbeiteten. Und<br />

das sehr kreativ: Da wurden kleine Szenen aufgeführt, selbstgedichtete<br />

Lieder (zum Teil mit Gitarren- oder Klavierbegleitung) gesungen, gemalt,<br />

und gebastelt – und einmal mehr zeigte sich die Lebendigkeit und Vielfältigkeit<br />

der Einrichtungen <strong>von</strong> GFK und GFKS. guz<br />

Mitarbeiterbefragung 2008<br />

90 Prozent mit<br />

ihrer Tätigkeit<br />

sehr zufrieden!<br />

!Die Arbeitsplatzqualität zu verbessern ist das<br />

Ziel der regelmäßigen Umfragen der GFK und<br />

der GFKS. Dabei will die Geschäftsleitung <strong>von</strong><br />

ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfahren,<br />

wie es ihnen an ihrem Arbeitsplatz<br />

ergeht und wie sie insgesamt die Situation in<br />

ihrer öffentlichen oder betrieblichen Kindertagesstätte<br />

bewerten. In den anonymen Befragungen<br />

geht es um das Verhältnis der<br />

Fachkräfte zu ihrer Tätigkeit, ihrem Arbeitsplatz,<br />

ihrem Kollegium, ihrer Leitung und ihrem<br />

Träger. Auf einer Skala <strong>von</strong> 1 bis 4 sollten<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeben,<br />

wie sie mit ihren Möglichkeiten der<br />

Selbstverwirklichung und Fortbildung, mit<br />

ihrer Arbeitszeitregelung und Vergütung, aber<br />

auch mit der Organisation in der Kita und in<br />

der GFK oder GFKS zufrieden sind.<br />

Für die beiden Kita-Träger kann sich das Ergebnis<br />

der Mitarbeiterbefragung 2008 sehen<br />

lassen: Mehr als 90 Prozent der Befragten sind<br />

mit ihrer Tätigkeit sehr zufrieden. Mit der<br />

Ausstattung des Arbeitsplatzes sind mehr als<br />

82 Prozent sehr zufrieden, mit dem pädagogischen<br />

Konzept ihrer Einrichtungen können<br />

sich über 85 Prozent komplett identifizieren.<br />

Knapp 94 Prozent der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sind mit ihrem Verhältnis zu Kolleginnen<br />

und Kollegen, über 88 Prozent mit<br />

demjenigen zu ihrer Kita-Leitung sehr zufrieden.<br />

Das Thema Arbeitszeitregelung stellt 82 Prozent<br />

der Befragten sehr zufrieden. Mit der<br />

Arbeitsbelastung sind hingegen nur noch 67<br />

Prozent vollkommen zufrieden – und nur noch<br />

60 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind mit ihrer Vergütung und den Nebenleistungen<br />

vollkommen einverstanden.<br />

Trotz dieser Kritik ist die GFK bzw. GFKS für<br />

über 71 Prozent der Befragten „genau der<br />

Arbeitgeber, den sie sich immer gewünscht<br />

haben“. Und heute noch einmal vor die Wahl<br />

gestellt, würden über 88 Prozent der Befragten<br />

wieder anfangen wollen, in ihrer Einrichtung<br />

zu arbeiten. Fleur Lüthje<br />

5


6<br />

Nur die Besten<br />

für die Kleinsten<br />

Die Ausbildung vermittelt Basiskompetenzen,<br />

aber dann kommt oft ein „Praxis-Schock“. So<br />

sind Erzieherinnen und Erzieher gefordert, sich<br />

weiterzuqualifizieren. Von Elke König<br />

Die Aufgaben sind vielfältig: Erzieherinnen und Erzieher*<br />

müssen sich mit Entwicklungspsychologie, Bildungsansprüchen<br />

und Prozessen der Erziehungs-, Medien- und Gruppenpädagogik<br />

auskennen, individuelle Verhaltensweisen diagnostizieren<br />

und die entsprechenden Methoden kennen. Auch<br />

Teamarbeit, Konfliktmanagement, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Kommunikation und Qualitätsentwicklung gehören <strong>zur</strong> alltäglichen<br />

Arbeit. So ist es wesentlich, ein professionelles<br />

Selbstverständnis zu entwickeln, Berufsidentität und -kompetenz<br />

zu erlangen.<br />

Allgemein Konsens ist, dass allen Kindern gleiche Bildungs- und<br />

Betreuungschancen eingeräumt werden sollen. Mit Blick darauf<br />

müsste es – trotz durchaus unterschiedlicher Erziehungskonzepte<br />

– auch einen Konsens darüber geben, über welches<br />

Grundwissen und -können Erzieherinnen verfügen sollten.<br />

Da jedoch in der Bundesrepublik die Bildung und somit auch<br />

die Ausbildung <strong>zur</strong> staatlich anerkannten Erzieherin Ländersache<br />

ist, gibt es unterschiedliche Ausbildungsformen.<br />

In der Regel findet die Ausbildung<br />

an öffentlichen oder privaten<br />

Fachschulen – in Bayern an Fachakademien<br />

– für Sozialwesen mit<br />

dem Schwerpunkt Sozialpädagogik<br />

statt und dauert drei Jahre;<br />

Zugangsvoraussetzung ist der<br />

Sekundarabschluss I. Laut einer<br />

Rahmenvereinbarung der Kultusminister<br />

der Bundesländer, sollen<br />

Elke König ist Beraterin bei Impuls Sozi- im fachrichtungsübergreifenden<br />

ales Management. Die Diplom-Heilpäd- Lernbereich mindestens 360<br />

agogin unterstützt u. a. Qualitätsentwick- Stunden, im fachrichtungsbezolungsprozesse<br />

in Kindertagesstätten. genen Lernbereich mindestens<br />

Zuvor leitete sie 15 Jahre eine Kinderta- 1.800 Stunden und als praxisorigesstätte,<br />

war wissenschaftliche Mitarentierter Lernbereich in sozialpäbeiterin<br />

an der Evangelischen Fachhochdagogischen Tätigkeitsfeldern<br />

schule Hannover und in der Fortbildung mindestens 1.200 Stunden absol-<br />

tätig.<br />

viert werden. In Niedersachsen<br />

wurde jedoch beispielsweise im<br />

großen Umfang der fachpraktische Teil zugunsten einer<br />

vorgeschalteten Berufsausbildung (die Ausbildung <strong>zur</strong> Sozialassistentin)<br />

aufgehoben.<br />

Der Unterschied zwischen dem, was Erzieherinnen nach Ende<br />

ihrer Ausbildung können, und dem, was sie können sollten,<br />

ist groß. Ausbilderinnen sprechen oft vom „Praxis-Schock“,<br />

der Berufsanfängerinnen erwarte. Hier wird deutlich, dass die<br />

Ausbildung nicht genügend auf den Beruf vorbereiten kann.<br />

Die Ausbildung vermittelt Basiskompetenzen, Erzieherinnen<br />

sind gefordert, sich weiterzuqualifizieren und Handlungssicherheit<br />

zu gewinnen. Entsprechende Angebote gibt es viele,<br />

Erzieherinnen müssen diejenigen herausfiltern, die ihnen eine<br />

Professionalisierung ermöglichen und sie bei einer Berufsidentifikation<br />

unterstützen. Oft wird bemängelt, dass Erzieherinnen<br />

mit ihrer Ausbildung in eine berufliche Sackgasse ohne<br />

Aufstiegs möglichkeiten geraten. Doch durch die Wahl geeigneter<br />

Fort- und Weiterbildungen können Erzieherinnen ihr<br />

Kompetenzprofil und damit auch die Karrierechancen erhöhen.<br />

Fest steht: Es gewinnen Berufsakademien an Bedeutung,<br />

die ihre Ausbildungsinhalte an den tatsächlichen Bedarfen<br />

orien tieren und praxisnah sind. Ein Paradigmenwechsel weg<br />

<strong>von</strong> einer fächerorientierten hin zu einer tätigkeitsorientierten<br />

Erzieherinnenausbildung scheint hier möglich. Da Erzieherinnen<br />

nicht zuletzt Aufgaben der Persönlichkeitsbildung übernehmen,<br />

sollte die Ausbildung auch Persönlichkeitsentwicklung<br />

ermög lichen. Modelle und Kooperationen, die <strong>von</strong> Beginn<br />

an auf einen Bachelorabschluss zielen, sind wünschenswert.<br />

Fachhochschulen und Universitäten bieten vielerorts berufsbegleitende<br />

Studiengänge für staatlich anerkannte Erzieherinnen<br />

mit dem Ziel des Erwerbs des Bachelors. Diesen Abschluss<br />

nur aus formalen Gründen zu erwerben, um in der<br />

Berufsbiographie vielfältige Zeugnisse vorweisen zu können,<br />

wäre jedoch kontraproduktiv. Ziel der eigenen Weiterbildung<br />

sollte sein, die Diskrepanz <strong>von</strong> Theorie und Praxis zu verringern<br />

und durch situatives, reflexives, analysierendes und planvoll<br />

zielgerichtetes Handeln im Kita-Alltag die Berufskompetenz<br />

zu erhöhen. Nur wer gut ausgebildet ist und vielfältige Kompetenzen<br />

vorweisen kann, ist in der Lage, die Bildung unserer<br />

Kinder gewissenhaft und zuverlässig zu übernehmen: Gefragt<br />

sind Erzieherinnen, die in ihrer Person Wissen und Können<br />

vereinen.<br />

*Bei den Personenbezeichnungen wird hier nunmehr die weibliche Form<br />

gewählt, da prozentual noch immer vorwiegend Frauen in Kindertageseinrichtungen<br />

tätig sind. Männliche Personen sind gleichfalls gemeint.


Die Chancen der frühen Jahre nutzen<br />

UNICEF-Studie: Schweden betreut Kleinkinder am besten<br />

Die erste internationale UNICEF-Vergleichsstudie <strong>zur</strong> Betreuung<br />

und <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Kindern in Kindertageseinrichtungen<br />

zeigt: Die Mindeststandards für Qualität und Quantität werden<br />

oft nicht erfüllt. Deutschland liegt nach der Studie des<br />

Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen bei der außerfamiliären<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Kindern auf Platz 10 unter den 25<br />

Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD). Mit Blick auf Ausbildung und Bezahlung<br />

der Fachkräfte vermisst das Kinderhilfswerk der<br />

Vereinten Nationen in der Bundesrepublik überdies „eine<br />

Politik für einheitliche Qualitätsstandards“.<br />

In den großen Industrienationen werden mittlerweile 80<br />

Prozent aller Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Kitas<br />

oder <strong>von</strong> Tagesmüttern betreut – so viele wie nie zuvor, bilanziert<br />

UNICEF. Auch in der Gruppe der unter Dreijährigen<br />

wird jedes vierte Kind zumindest stundenweise außerhalb der<br />

Familie versorgt. Dieser „tiefgreifende Wandel der Kindheit“,<br />

so der Autor der Studie, Peter Adamson, könne für die Kinder<br />

eine große Chance <strong>zur</strong> frühzeitigen Bildungsförderung und<br />

zum Ausgleich <strong>von</strong> sozialer Benachteiligung sein. Er könnte<br />

aber auch zum Risiko für die emotionale und soziale Persönlichkeitsentwicklung<br />

werden, wenn die Betreuungseinrichtungen<br />

nicht bestimmte Mindeststandards erfüllten.<br />

Für seine Vergleichsstudie prüfte UNICEF die OECD-Staaten<br />

anhand <strong>von</strong> zehn Kriterien. Ergebnis: Allein Schweden erfüllte<br />

alle zehn Anforderungen, gefolgt <strong>von</strong> den anderen skandinavischen<br />

Ländern und Frankreich. Deutschland liegt hinter<br />

Ungarn, Slowenien, England oder Neuseeland. Es erfüllte fünf<br />

der zehn Mindeststandards, die UNICEF definiert hat (siehe<br />

Infokasten). Als Indikator für gute frühkindliche <strong>Förderung</strong><br />

gilt in der Untersuchung zum Beispiel, ob die Betreuungsstätten<br />

zu 80 Prozent über spezifisch ausgebildete Mitarbeiter<br />

verfügen und einen Personalschlüssel <strong>von</strong> mindestens 1:15<br />

haben.<br />

Große Unterschiede bei der frühkindlichen <strong>Förderung</strong> stellt<br />

die Studie jedoch nicht nur zwischen den großen Industrienationen<br />

fest. Eine ergänzende Untersuchung <strong>von</strong> Professor<br />

Dr. Katharina Spieß vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW) über die öffentlich geförderte Bildungs- und<br />

Betreuungsinfrastruktur in Deutschland belegt darüber hinaus<br />

große regionale Unterschiede beim Zugang zu außerfamiliärer<br />

<strong>Kinderbetreuung</strong>. Dabei sind die Bedingungen nicht nur<br />

<strong>von</strong> Land zu Land, sondern oft selbst <strong>von</strong> Stadt zu Stadt sehr<br />

ungleich. Während etwa in sämtlichen ostdeutschen Ländern<br />

mindestens jedes dritte Kind unter drei Jahren eine Kindertageseinrichtung<br />

besucht, ist es in Niedersachsen nur jedes 20.<br />

Auffallend auch: Obwohl Eltern in Deutschland geringere<br />

Betreuungsgebühren zahlen müssen als in den meisten anderen<br />

OECD-Staaten, nutzen einkommensschwache und<br />

Migrantenfamilien die Förderangebote für ihre Kinder weniger<br />

als Bessersituierte.<br />

Vor diesem Hintergrund fordert UNICEF verstärkte Anstrengungen,<br />

um alle zehn Mindeststandards zu erreichen. Alle Kinder<br />

in Deutschland müssen die Möglichkeit erhalten, die einmaligen<br />

Entwicklungschancen der ersten Lebensjahre zu nutzen.<br />

Dem quantitativen Ausbau der <strong>Kinderbetreuung</strong> muss eine<br />

qualitative Weiterentwicklung entsprechen, die den Bedürfnissen<br />

und den unterschiedlichen Voraussetzungen der Kinder<br />

gerecht wird. guz<br />

Ein internationales Team des UNICEF-Forschungsinstituts hat zehn Mindestkriterien<br />

aus der Perspektive der Kinder erarbeitet. Vor dem Hintergrund<br />

neuester Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften fragen die Wissenschaftler,<br />

ob und wie die Länder Voraussetzungen geschaffen haben, um die<br />

besonderen Chancen der frühen Lebensjahre für die Kinder zu nutzen.<br />

Zu den Kriterien zählen unter anderem<br />

• ein Jahr Elternzeit nach der Geburt bei mindestens 50 Prozent des Einkommens<br />

• ausreichende Angebote für unter 3-Jährige<br />

• eine gute Ausbildung und Bezahlung <strong>von</strong> Mitarbeitern in Einrichtungen<br />

• ein Mindestpersonalschlüssel <strong>von</strong> 1 zu 15<br />

• ein nationaler Aktionsplan mit Priorität <strong>zur</strong> <strong>Förderung</strong> benachteiligter<br />

Kinder<br />

• ausreichende öffentliche Investitionen (1 Prozent des Bruttonationaleinkommens<br />

für Kindergärten/Kindertageseinrichtungen)<br />

• sowie eine niedrige Kinderarmutsrate <strong>von</strong> unter 10 Prozent<br />

7


8<br />

spiel/raum: Herr Prof. Dr. Fthenakis, mit dem Kinderförderungsgesetz<br />

haben sich Bund, Länder und Kommunen darauf<br />

geeinigt, die Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren<br />

bis 2013 auf 750.000 Plätze auszubauen. Haben wir dafür<br />

überhaupt genug Erzieherinnen?<br />

Fthenakis: Für 750.000 Plätze sind mehr als 50.000 zusätzliche<br />

Erzieherinnen notwendig. Doch schon jetzt gibt es nicht<br />

genügend Fachkräfte, es fehlen vor allem Erzieherinnen und<br />

Erzieher, die die Bildungsprozesse der Kinder unter drei Jahren<br />

ausreichend qualifiziert organisieren können. Was die Ausbildung<br />

<strong>von</strong> Fachkräften für die Betreuung unter Dreijähriger<br />

betrifft, müsste dringend ein Professionalisierungsprogramm<br />

aufgelegt werden. Aber wir brauchen insgesamt eine Reform<br />

der Erzieherqualifikation, die sowohl das Niveau als auch die<br />

Qualität anheben und den europäischen Standards anpassen<br />

sollte. Hier gibt es in Deutschland einen erheblichen Reformbedarf,<br />

es fehlt aber noch die politische Bereitschaft, diesem<br />

Ausbildungsbereich die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

spiel/raum: Zwar betonen Politiker aller Richtungen immer<br />

wieder, Bildung sei das höchste Gut, doch im Dezember 2008<br />

zeigte eine internationale UNICEF-Vergleichsstudie, das Kinder<br />

bis zu sechs Jahren hierzulande nicht ausreichend gefördert<br />

werden. Was müsste sich in der Ausbildung <strong>von</strong> Erzieherinnen<br />

und Erziehern ändern, um international den Anschluss zu<br />

halten?<br />

Fthenakis: Die Bundesrepublik bei der Ausbildungsqualität<br />

eines der niedrigsten Niveaus europaweit – nach Deutschland<br />

kommen nur noch Malta und die Slowakische Republik. Alle<br />

anderen Länder, jüngst sogar Österreich, haben die Ausbildung<br />

<strong>zur</strong> Erzieherin oder zum Erzieher inzwischen auf Hoch-<br />

Profis für die<br />

Kindergärten<br />

Professor Wassilos Fthenakis<br />

fordert bessere Ausbildung<br />

Wissenschaftler sind sich einig: Die frühkindliche<br />

<strong>Förderung</strong> ist besonders wichtig. „Wir brauchen die<br />

am besten ausgebildeten Pädagogen für die Kindergärten<br />

und Grundschulen“, mahnt etwa Prof. Dr. Dr.<br />

Dr. Wassilos Fthenakis. Doch da<strong>von</strong>, so sagt der ehemalige<br />

Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik<br />

in München und Professor für Entwicklungspsychologie<br />

und Anthropologie an der Freien Universität<br />

Bozen im Gespräch mit spiel/raum, sei Deutschland<br />

weit entfernt.<br />

schulniveau angehoben. Italien führt inzwischen sogar ein für<br />

Erzieher und Lehrer gemeinsames fünfjähriges Universitätsstudium.<br />

Und die Freie Universität Bozen hat Mitte Dezember<br />

vergangenen Jahres beschlossen, künftig Erzieher und Grundschullehrer<br />

gemeinsam auszubilden. In vielen Staaten ist die<br />

Verantwortung für die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung<br />

zentral geregelt, während dies in der föderalistischen Bundesrepublik<br />

Angelegenheit der Länder ist. Das ist nicht förderlich.<br />

Für die Organisation der Erzieherinnenausbildung<br />

gibt es weltweit – <strong>von</strong> Schweden bis Neuseeland – gute Vorbilder,<br />

die man sich anschauen sollte. Die Deutsche Telekom<br />

Stiftung entwickelt derzeit im Rahmen des Projektes „Natur-<br />

Wissen schaffen“ an der Universität Bremen neue Konzepte<br />

<strong>zur</strong> Verbesserung der Ausbildungsqualität.<br />

spiel/raum: Bereits 1996 hat die EU-Kommission in einem<br />

Aktionsprogramm festgelegt, dass Kindertageseinrichtungen<br />

unter anderem auch “Verständnis für mathematische, biologische,<br />

naturwissenschaftliche, technische und ökologische<br />

Konzepte“ zu vermitteln haben. Das setzt ein Bildungskonzept<br />

voraus, wie es andere Länder wie Schweden oder England<br />

längst entwickelt haben. Deutschland tut sich offenbar noch<br />

schwer – es gibt aber vielversprechende Ansätze wie das<br />

Projekt der Deutsche Telekom Stiftung, das Sie eben erwähnt<br />

haben und das unter Ihrer Leitung steht. Worum geht es<br />

dabei?<br />

Fthenakis: Mit dem Projekt „Natur-Wissen schaffen“ unterstützt<br />

die Deutsche Telekom Stiftung Erzieherinnen und Erzieher<br />

dabei, die Bildungsbereiche Mathematik, Naturwissenschaften,<br />

Technik und Medien in ihrer täglichen pädagogischen<br />

Arbeit umzusetzen. Dazu erarbeitet ein Wissenschaftler-<br />

Team in Zusammenarbeit mit bundesweit 25 Piloteinrichtungen<br />

Handreichungen. Übrigens auch <strong>zur</strong> Dokumentation <strong>von</strong>


Bildungsprozessen: Gerade bei der Beobachtung und Dokumentation<br />

<strong>von</strong> Bildungsprozessen in Kindertagsstätten sehe<br />

ich große Defizite.<br />

Wir haben die Situation, dass Einrichtungen mit vergleichbaren<br />

strukturellen pädagogischen Merkmalen dennoch unterschiedliche<br />

Qualität erzeugen. Ein Grund dafür ist meiner<br />

Ansicht nach, dass Erzieherinnen und Erzieher häufig erfahrungsgeleitet<br />

und nicht fachlich begründet handeln. Deshalb<br />

benötigen wir methodische Ansätze, die die Erzieherin in die<br />

Lage setzt, ihr Handeln fachlich zu begründen.<br />

spiel/raum: Immerhin ist in die Erzieherinnenausbildung in<br />

den letzten Jahren Bewegung gekommen. Es werden inzwischen<br />

Studiengänge an Fachhochschulen und Universitäten<br />

angeboten. Ist Deutschland auf dem richtigen Weg?<br />

Fthenakis: Es ist erfreulich, dass einzelne Hochschulen Studiengänge<br />

eingeführt haben; so hat etwa die Universität Bremen<br />

einen innovativen Ansatz für eine gemeinsame Ausbildung<br />

<strong>von</strong> Erziehern und Lehrern entwickelt. Auch hat zum Beispiel<br />

die Robert-Bosch-Stiftung mit ihrem Programm „PIK – Profis<br />

in Kitas“ einen wesentlichen Anstoß gegeben. Die Stiftung<br />

fördert die Erarbeitung <strong>von</strong> frühpädagogischen Bildungsinhalten<br />

und Vermittlungsmethoden an drei Fachhochschulen<br />

und zwei Universitäten. Ziel ist es, neue Aus- und Weiterbildungsangebote<br />

zu entwickeln und dadurch einen Qualitätsschub<br />

für das gesamte System der frühkindlichen Betreuung,<br />

Bildung und Erziehung zwischen null und zehn Jahren zu<br />

erreichen. Derweil gibt es ja auch Überlegungen, so etwa der<br />

Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer, dass zumindest an der Spitze <strong>von</strong> Kindergärten<br />

und Ganztagesstätten zukünftig Akademiker stehen sollten<br />

– aber insgesamt ist das alles noch nicht genug.<br />

spiel/raum: Herr Professor Fthenakis, Sie gelten als „Vater“<br />

der frühkindlichen Bildungspläne, Sie haben schon den ersten<br />

Bildungsplan in Bayern im Jahr 2002 entwickelt. Die anderen<br />

Bundesländer sind dem bayerischen Beispiel gefolgt. Sind die<br />

Bildungspläne inzwischen in der Praxis angekommen?<br />

Fthenakis: Grundsätzlich begrüße ich es, dass alle Bundesländer<br />

einen Bildungsplan für den vorschulischen Bereich<br />

entwickelt haben, die den Bildungsauftrag im Kindergarten<br />

umreißen und den Fachkräften einen Orientierungsrahmen<br />

für frühkindliche Bildung bieten. Nicht zuletzt enthalten die<br />

Bildungspläne die politische Botschaft, die frühkindliche<br />

Bildung als Fundament des Bildungssystems zu betrachten<br />

– wobei moderne Bildung nicht Wissen vermittelt, sondern<br />

die kindliche Entwicklung und Kompetenzen stärkt.<br />

Es ist aber ein falsches Ausleben des Föderalismus, wenn in<br />

jedem Bundesland ein eigener Bildungsplan existiert. Die<br />

Länder sollten sich auf einen – und zwar den besten! – Plan<br />

einigen. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Aus den Bildungsplänen<br />

ergeben sich Herausforderungen wie die, eine<br />

hohe Bildungsqualität für alle Kinder in allen Einrichtungen<br />

bereitzustellen, denen die derzeitige Qualifizierung der Fachkräfte<br />

nicht gerecht wird.<br />

Und da sind wir wieder beim Niveau der Ausbildung: Die<br />

Fachkräfte sind nicht ausgebildet, die Bildungspläne in die<br />

konkrete Praxis zu überführen – und so werden die Pläne in<br />

der Praxis sehr unterschiedlich umgesetzt. So werden bereits<br />

im vorschulischen Alter die Weichen völlig unterschiedlich<br />

gestellt.<br />

spiel/raum:Ein wichtiger Aspekt geht bisweilen unter in der<br />

Diskussion: Müssen nicht auch die Eltern einbezogen werden,<br />

um die Entwicklung ihrer Kinder zu fördern?<br />

Fthenakis: Natürlich. Je früher das Kind in seiner Entwicklung,<br />

desto wichtiger ist der Beitrag der Eltern. Mütter und Väter<br />

sollen bei allen Entscheidungen, die den Kindergarten betreffen,<br />

mitreden und mitentscheiden können. Zum Beispiel<br />

besagt der Hessische Bildungsplan ausdrücklich, dass die<br />

Familie einbezogen werden. Und in Bayern habe ich die<br />

Gründung eines Kindergartensausschusses mit Drittelparität<br />

empfohlen: Er sollte sich zu je einem Drittel aus Vertretern<br />

der Fachkräfte, der Träger und Gemeinde sowie der Eltern<br />

zusammensetzen. Und natürlich spricht nichts dagegen,<br />

wenn Mütter im Kindergarten helfen. Oder Großeltern – und<br />

Väter. Die Kinder suchen oft den Kontakt mit Männern. Man<br />

sollte mit der Erzieherin besprechen, was möglich ist. Eine<br />

Mutter hilft, ein Computer-Projekt ein<strong>zur</strong>ichten, ein Vater<br />

organisiert ein Zeltlager ... vieles ist möglich. Fest steht: Kindergarten<br />

und Elternhaus können nicht als separate Welten<br />

betrachtet werden. Beide sind Co-Konstrukteure kindlicher<br />

Bildungsbiographien und demnach in eine Bildungspartnerschaft<br />

eingebunden, im Interesse des Kindes.<br />

spiel/raum: Herr Prof. Dr. Fthenakis, wir danken für das<br />

Gespräch.<br />

Interview: Gundula Zeitz<br />

9


Modernes<br />

Management<br />

für die Kita<br />

Impuls Soziales<br />

Management<br />

bietet<br />

Lehrgang für den<br />

Führungsnachwuchs<br />

„Ob Konfliktmanagement, Sitzungsorganisation oder Teamentwicklung:<br />

Was wir hier lernen, können wir sofort in<br />

unserem Arbeits-Alltag umsetzen“, sagt Iris Loerke. Die Erzieherin,<br />

die gemeinsam mit Norbert Herschel das im April 2008<br />

eröffnete Kinderhaus Frech Daxe der Volkswagen Financial<br />

Services AG in Braunschweig leitet, nimmt seit Januar 2008<br />

an der „Qualifizierung für den Führungsnachwuchs in Kindertageseinrichtungen“<br />

<strong>von</strong> Impuls Soziales Management<br />

teil. Ein Schritt, den die 30-Jährige nicht bereut: „Zunächst<br />

ging es mir vor allem um meine persönliche<br />

Weiterentwicklung. Aber der Lehrgang<br />

ist sehr praxisbezogen und für<br />

meine neue Leitungstätigkeit unmittelbar<br />

hilfreich“.<br />

Unter anderem um Themen wie kollegiale<br />

Beratung, Projektmanagement<br />

und Teamentwicklung, Führungskompetenzen<br />

und Konfliktmanagement,<br />

Moderation, Marketing, Arbeitsrecht<br />

und Budgetierung geht es in dem Lehrgang,<br />

den das Kasseler Beratungs- und<br />

Lorella Liebenau-Strube<br />

Fortbildungsunternehmen ab März<br />

2009 zum zweiten Mal anbietet. Er richtet sich an pädagogische<br />

Fachkräfte, die sich für die Leitung, stellvertretende<br />

Leitung oder Projektleitung einer Kindertagesstätte qualifizie-<br />

10<br />

ren möchten. „Gut ausgebildete Führungskräfte, die Management-Qualitäten<br />

haben, ressourcen- und kundenorientiert<br />

handeln, sind sehr gefragt“, sagt Lorella Liebenau-Strube. Die<br />

Kita-Management-Beraterin organisiert die Fortbildungsangebote<br />

<strong>von</strong> Impuls und bietet auch selbst Seminare an.<br />

Über 15 Monate hinweg treffen sich die Lehrgangsteilnehmerinnen<br />

etwa alle vier Wochen samstags und sonntags in<br />

Paderborn – zu einem straffen Programm. „Natürlich ist es<br />

viel Stoff, aber es ist nicht dabei, was man nicht gut gebrauchen<br />

kann, auch der Austausch mit anderen Teilnehmerinnen<br />

bringt viel“, sagt Iris Loerke. „Gut finde ich außerdem, dass<br />

man während des Lehrgangs ein konkretes Projekt für die<br />

eigene Kita erarbeitet“. Iris Loerke konzipierte einen „Tag der<br />

offenen Tür“ für die<br />

Frech Daxe, inklusive<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Präsentation des<br />

pädagogischen Konzepts.<br />

Andere Teilnehmerinnen<br />

befassten<br />

sich mit Teamentwicklung<br />

oder Elternarbeit.<br />

Das Projekt muss schriftlich<br />

ausgearbeitet und<br />

präsentiert werden –<br />

natürlich wird auch<br />

das vorher geübt. „Ich Iris Loerke, Teilnehmerin am Lehrgang<br />

kann den Lehrgang nur empfehlen“, meint Iris Loerke, „zumal<br />

er neben dem Beruf gut zu bewältigen ist“. guz<br />

Informationen unter www.e-impuls.de<br />

Fortbildungsprogramm 2009<br />

Wie lässt sich Altersmischung pädagogisch<br />

sinnvoll gestalten? Was gilt es bei<br />

Entwicklungsgesprächen zu beachten?<br />

Wie entwickele ich als Kita-Mitarbeiterin<br />

„Wahrnehmungs- und Kommunikationskompetenz“?<br />

Welche Management-<br />

Konzepte kann ich als Leitung einer<br />

Einrichtung umsetzen? Auf Fragen wie<br />

diese (und viele weitere) möchten die<br />

Kasseler Kita-Berater und Coaches <strong>von</strong><br />

Impuls Soziales Management mit ihrem<br />

Fortbildungsprogramm für 2009 Antworten<br />

geben. Das Programm bietet<br />

eine Fülle praxisnaher Seminare zu den<br />

Themen Pädagogik und Management.<br />

Zielgruppe des Angebotes sind u. a.<br />

Personen, die mit Kindern pädagogisch<br />

arbeiten, pädagogisches Personal einstellen,<br />

mit Entwicklungs- und Entscheidungsprozessen<br />

sowie mit der Ablauforganisation<br />

in Kindertagesstätten zu<br />

tun haben.


Ein „sternchen“<br />

im Nordschwarzwald<br />

GFKS<br />

betreibt<br />

Krippe der<br />

Daimler AG<br />

Standort<br />

Die GFKS wächst weiter: Mit vorerst drei Gruppen für insgesamt<br />

24 Kinder im Alter <strong>von</strong> 0 bis 3 Jahren ist am 17. Oktober<br />

2008 die sternchen-Krippe der Daimler AG in Gaggenau an<br />

den Start gegangen. Untergebracht im Ausbildungsgebäude<br />

auf dem Firmengelände, ist die Krippe für Mitarbeiterkinder<br />

mit ihren vier Gruppenräumen, einem Multifunktionsraum<br />

und einem geräumigen Flur auf Zuwachs angelegt: Bei Bedarf<br />

ist ein Ausbau auf 32 Plätze möglich.<br />

Leiterin der neuen Einrichtung, die die GFKS im Auftrag des<br />

Konzerns betreibt, ist Simone Klumpp. Die 27-jährige gelernte<br />

Erzieherin hat eine Weiterbildung <strong>zur</strong> Fachwirtin für Orga-<br />

nisation und Führung im Sozialwesen absolviert und studiert<br />

nun berufsbegleitend „Management für Erziehungs- und<br />

Bildungseinrichtungen“ an der Fachhochschule Freiburg. Ihr<br />

steht ein Team <strong>von</strong> sieben pädagogischen Mitarbeiterinnen<br />

sowie zwei Hauswirtschafterinnen <strong>zur</strong> Seite.<br />

Die Gaggenauer Kinderkrippe ist die sechste Krippe, die im<br />

Rahmen der „Betreuungsoffensive“ des Daimler-Konzerns<br />

Gaggenau Schlüsselübergabe: GFK-/GFKS-Geschäftsführer Alfons Scheitz, sternchen-<br />

Leiterin Simone Klumpp, Andreas Renschler, Vorstandsmitglied und Leiter<br />

Daimler Trucks und Dr. Holger Steindorf, Werkleiter des Mercedes-Benz Werks<br />

Gaggenau (v. l. n. r).<br />

entstanden ist. Seit Herbst 2007 wurden Krippen in Stuttgart-<br />

Untertürkheim, Bremen, Sindelfingen – Betreiber ist hier<br />

ebenfalls die GFKS –, Wörth und Berlin-Marienfelde eröffnet.<br />

Bundesweit werden bis 2009 an allen großen Daimler-<br />

Standorten insgesamt 569 Krippenplätze für Mitarbeiterkinder<br />

<strong>von</strong> 0 bis 3 Jahren eingerichtet.<br />

Die Betreuung in allen „sternchen“-Krippen erfolgt nach einem<br />

speziell für die Daimler AG entwickelten pädagogischen<br />

Konzept. Schwerpunkte sind die <strong>Förderung</strong> der sprachlichen<br />

Entwicklung und des Interesses an Naturwissenschaft, Technik,<br />

Musik, Kunst und Bewegung sowie der Umgang mit anderen<br />

Kulturen. Ein eigens entwickeltes Ernährungskonzept soll den<br />

Grundstein für ein gesundes Ernährungsverhalten der Kinder<br />

legen.<br />

„Für uns als Unternehmen ist diese Krippe nicht nur eine<br />

nette Geste, sondern eine Investition in die Zukunft – und<br />

zwar eine, <strong>von</strong> der wir uns eine hohe Rendite versprechen“,<br />

sagte Andreas Renschler, Vorstandsmitglied und Leiter Daimler<br />

Trucks, anlässlich der Eröffnung. Eine gute Betreuung für<br />

Kinder steigere die Leistungsfähigkeit der Belegschaft, damit<br />

werde Daimler als Arbeitgeber noch attraktiver für die besten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Der eine oder andere <strong>von</strong><br />

Ihnen stellt sich in diesen Tagen vielleicht die Frage nach der<br />

sichersten Investition. Eine Frage, die auch ich Ihnen nicht<br />

beantworten kann, aber ich kann mit Überzeugung sagen,<br />

die nachhaltigste Investition ist die in die Zukunft unserer<br />

Kinder“, sagte Dr. Holger Steindorf, Werksleiter des Mercedes-<br />

Benz Werks Gaggenau.<br />

In der gut 29.000 Einwohner zählenden Stadt am Fuß des<br />

Nordschwarzwaldes entsteht derzeit auch eine öffentliche<br />

Kita mit 80 Plätzen, da<strong>von</strong> 40 Plätze für unter Dreijährige, die<br />

<strong>von</strong> der GFKS gebaut und <strong>von</strong> der GFK betrieben werden<br />

wird. guz<br />

11


12<br />

Startschuss für öffentliche Kita in Gaggenau<br />

Oberbürgermeister und GFK-/GFKS-Geschäftsführer unterzeichnen Verträge<br />

Schmucke Einfamilienhäuser, daneben Brachland so groß wie<br />

ein Viertel Fußballfeld: Auf rund 2.500 Quadratmetern städtischem<br />

Grund soll in Gaggenau (Baden-Württemberg) eine<br />

neue Kindertageseinrichtung entstehen: 80 Kinder sollen in<br />

der „Kita im Bruchgraben“ in der zentral gelegenen August-<br />

Schneider-Straße voraussichtlich ab Anfang September betreut<br />

werden.<br />

Oliver Strube, Geschäftsführer GFK/GFKS, Christof Florus,<br />

Oberbürgermeister der Stadt Gaggenau<br />

Das Projekt, das die Kreisstadt gemeinsam mit der <strong>Gesellschaft</strong><br />

für <strong>Kinderbetreuung</strong> und Schule mbH & Co.KG und der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinderbetreuung</strong> e. V. realisieren<br />

wird, ist Teil eines Anfang 2008 beschlossenen kommunalen<br />

Betreuungskonzepts, mit dem sich Gaggenau als<br />

familienfreundliche Stadt profilieren will. Danach soll ab<br />

September 2009 für die Kleinkindbetreuung eine Quote <strong>von</strong><br />

bis zu 30 Prozent erreicht werden. „Dieser rasche Ausbau der<br />

Betreuungskapazitäten ist bemerkenswert und bei weitem<br />

nicht in allen Gemeinden selbstverständlich“, sagt Manfred<br />

Mayer, Sprecher der Stadt.<br />

Sieben Kindertagesstättenträger hatten sich darum beworben,<br />

in Gaggenau eine weitere öffentliche Kita zu bauen und zu<br />

betreiben. Die Entscheidung fiel auf GFK und GFKS, die auch<br />

Träger der im Oktober 2008 eröffneten Betriebskita im Gaggenauer<br />

Daimler-Werk ist, weil unter anderem die geplante<br />

teiloffene Gruppenstruktur, das Eingewöhnungskonzept und<br />

die zweisprachige Erziehung (Englisch) überzeugt hatten.<br />

Der Startschuss für die neue Kita fiel – nach neunmonatiger<br />

Planung – im September 2008, als der Gaggenauer Oberbürgermeister<br />

Christoph Florus, Stadtkämmerer Andreas<br />

Merkel und Oliver Strube, einer der beiden GFK-/GFKS-Geschäftsführer,<br />

die Verträge über den Bau und Betrieb der Kita<br />

unterzeichneten. Danach wird die GFK die Einrichtung betreiben<br />

– die GFKS fungiert als Bauherr. Mit der Realisierung<br />

wird der Kita-Träger die Celler Haacke+Haacke GmbH &<br />

CO.KG beauftragen. Das traditionsreiche mittelständische<br />

Bauunternehmen gilt als Spezialist für Wohngesundheit und<br />

verfügt über langjährige Erfahrungen beim Bau <strong>von</strong> Einrichtungen<br />

für Betreutes Wohnen, für ältere Menschen – und <strong>von</strong><br />

Kindertagesstätten.<br />

In der Gaggenauer Kindertagesstätte sollen Kinder <strong>von</strong> 0 bis<br />

6 Jahren betreut werden. Vorgesehen sind 40 Krippenplätze,<br />

verteilt auf vier Gruppen, sowie 40 Kindergartenplätze in zwei<br />

Gruppen mit durchgehend ganztägiger Betreuung. Rund 2,4<br />

Millionen Euro wird der Bau der Einrichtung kosten, daran<br />

beteiligt sich der Bund mit 480.000 Euro, der Träger übernimmt<br />

190.000 Euro, die Stadt 1,7 Millionen Euro. „Weil das<br />

Land Baden-Württemberg keine originären Landesmittel für<br />

den Ausbau beisteuert, ist das Unternehmen ein Kraftakt für<br />

die Stadt“, sagt Manfred Mayer. Die Betriebskosten tragen<br />

zu 25 Prozent die Eltern. Für den Rest kommen Land und<br />

Kommune auf.<br />

Die neue Gaggenauer Kita wird nach dem Situationsansatz<br />

arbeiten. Das bedeutet, dass die Erzieherinnen sich in ihrer<br />

pädagogischen Arbeit an den jeweiligen Bedürfnissen und<br />

Lebenssituationen der Kinder orientieren. Freies Spiel gehört<br />

ebenso dazu wie Projektarbeit, spielerischer Englisch- und<br />

PC-Unterricht. „In unseren Kindertagesstätten fördern wir die<br />

Kinder in ihren musischen, künstlerischen, motorischen und<br />

sprachlichen Fähigkeiten ihrem Alter entsprechend und individuell“,<br />

sagt GFK-/GFKS-Geschäftsführer Oliver Strube.<br />

„Kinder sind <strong>von</strong> sich aus neugierig, aufmerksam, interessiert<br />

und motiviert. Diesen Wissensdurst und Forscherdrang, diese<br />

Lernmotivation wollen wir fördern und aufrechterhalten,<br />

indem wir eine vielfältig anregende Umgebung schaffen.“<br />

guz


Ganzheitlich bauen für die Zukunft<br />

„Wohngesundheit ist für Kinder unverzichtbar“, sagt Detlef<br />

Bühmann. „Kinder haben einen schnelleren Stoffwechsel,<br />

eine proportional größere Hautoberfläche und eine höhere<br />

Atemfrequenz als Erwachsene, nehmen also mehr Schadstoffe<br />

auf – deshalb legen wir gerade beim Bau <strong>von</strong> Kindertagesstätten<br />

großen Wert auf Baumaterialien, die so weit wie<br />

möglich frei <strong>von</strong> Reizstoffen und Chemikalien sind“, so der<br />

Geschäftsführer der Haacke+Haacke GmbH + Co.KG.<br />

Die Firma ist unter anderem durch die Entwicklung <strong>von</strong> Fertighäusern<br />

bekannt geworden, hat Ende der 1990er Jahre unterstützt<br />

<strong>von</strong> Baubiologen und Umweltmedizinern ein Hauskonzept<br />

vorgelegt, das Ökologie und Ökonomie verbindet<br />

– und sie kann auf fast 50 Jahren Erfahrung beim Bau <strong>von</strong><br />

Einrichtungen für betreutes Wohnen und ältere Menschen<br />

sowie <strong>von</strong> Kindertagesstätten <strong>zur</strong>ückblicken. So entwickelte<br />

das Unternehmen das „Haacke Kinderdorf“: ein Konzept für<br />

Kindertagesstätten, die wie ein kleines Dorf angelegt sind.<br />

Jede Gruppe verfügt über ein Haus mit Gruppenraum, Nebenraum<br />

und Sanitäranlagen. Die Häuser haben tiefe Fensterbrüstungen,<br />

niedrige Traufhöhen – und jedes eine andere<br />

Farbe. „Das Konzept der Haacke Kinderdörfer sieht eine<br />

kleinteiligere Bauweise vor, die auf den Maßstab der Kinder<br />

bezogen ist“, erklärt Bühmann. Ein „Baukastensystem“ sei<br />

das aber nicht: „Unsere Kunden bekommen individuelle<br />

Lösun gen“, sagt der Geschäftsführer. „Im Grunde sind wir so<br />

etwas wie ein Architekturbüro mit verlängerter Werkbank“,<br />

fügt er hinzu, „deshalb können wir solche Projekte auch in<br />

relativ kurzer Zeit realisieren. Kalkulierbare Termine, kalkulierbare<br />

Preise – das ist ein Vorteil, wenn Planung und Ausführung<br />

in einer Hand liegen“.<br />

Realisiert werden viele der Haacke-Kindertagesstätten – so<br />

auch die öffentliche Kita in Gaggenau – in der so genannten<br />

Holztafelbauweise. „Holz ist ein nachhaltiger Rohstoff“, sagt<br />

Bühmann, „in deutschen Wäldern wächst mehr Holz nach als<br />

Kindertagesstätte Langenhagen<br />

Sie sparen dreifach Energie und entlasten die Umwelt: Die Kindertagesstätten, die das Celler Bauunternehmen<br />

Haacke+Haacke bundesweit erreichtet. Die GFKS realisiert mit dem mittelständischen Familienunternehmen<br />

die öffentliche Kindertagesstätte „Am Bruchgraben“ in Gaggenau. Weitere Projekte sollen folgen.<br />

verbraucht wird und beim Wachsen wird Kohlendioxid gebunden<br />

und Sauerstoff freigesetzt“. Bühmann rechnet vor,<br />

was das bedeutet: „In einem Kubikmeter Holz sind langfristig<br />

800 Kilogramm Kohlendioxid gespeichert. Bezogen auf eine<br />

Kindertagesstätte mit einer Nutzfläche <strong>von</strong> 1200 Quadratmetern<br />

sind das bis zu 360 Tonnen Kohlendioxid“. Diese gespeicherte<br />

Menge entspreche der Emission, die für die Beheizung<br />

des Gebäudes mit einer Pelletanlage in etwa 45 Jahren anfal-<br />

le. Da<strong>von</strong> abgesehen, benötige eine Kindertagesstätte in<br />

Holzbauweise schon in der Herstellung 20 Prozent weniger<br />

Primär-Energie als ein vergleichbares Haus aus anderen Baustoffen.<br />

„Nicht zuletzt unterschreiten wir bei unseren Kindertagesstätten<br />

den baulichen Wärmeschutz gegenüber der<br />

Energie-Einsparverordnung um mindestens 30 Prozent“, sagt<br />

Bühmann, „Kindertagesstätten in Holztafelbauweise sparen<br />

also dreifach Energie und entlasten die Umwelt. guz<br />

13


14<br />

„Wir fühlen uns hier<br />

supergut aufgehoben“<br />

Berufspraktikanten im Montessori<br />

Kinderhaus Wunderland<br />

„Ich arbeite gern mit Kindern, auch mit den ganz kleinen“,<br />

sagt David Böhm. Der 21-jährige hat vor kurzem die Ausbildung<br />

zum Sozialassistenten begonnen und steckt mitten im<br />

ersten Berufspraktikum. Vier Wochen verbringt er im Montessori<br />

Kinderhaus Wunderland, einer der öffentlichen Kindertagesstätten<br />

der GFK e. V. in Kassel. „Die ersten zwei, drei<br />

Tage waren recht anstrengend“, sagt David Böhm, „aber<br />

dann war mir schnell klar, wie bestimmte Tagesabläufe sind<br />

und was zu tun ist, so habe ich mich gut in den Kita-Alltag<br />

hineingefunden“, sagt der junge Mann.<br />

„Die vielen klaren Strukturen und Regeln, die wir hier im<br />

Kinderhaus haben, helfen nicht nur den Kindern, sich schnell<br />

einzuleben und wohl zu fühlen, sondern auch unsere Praktikanten:<br />

Sie haben schnell das Gefühl, Aufgaben selbständig<br />

übernehmen zu können, das gibt ihnen Sicherheit“, sagt<br />

Corinna Knauf-Philippi, Leiterin der 2001 eröffneten Einrichtung.<br />

Das „Wunderland2 bietet in drei Gruppen 60 Plätze<br />

für Kinder im Alter <strong>von</strong> 18 Monaten bis drei Jahren bis zum<br />

Schuleintritt, darunter bis zu 20 Belegplätze für Kinder <strong>von</strong><br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität Kassel und<br />

<strong>von</strong> Studierenden. Sechs Plätze stehen für unter Dreijährige<br />

<strong>zur</strong> Verfügung, überdies sechs Plätze für Kinder mit Behinderungen.<br />

Die Familien können zwischen 30, 36, 40, und 45<br />

Wo chenstunden mit Mittagessen wählen und bei Bedarf<br />

zusätzliche Betreuungsstunden vereinbaren.<br />

Helle, freundliche Räume, in denen es viel zu entdecken gibt,<br />

ein großer Garten, der vom ersten Stock auch per Rutsche zu<br />

erreichen ist: „Das ist unser Notausgang, der auch zum Spie len<br />

genutzt werden kann“, schmunzelt Corinna Knauf-Philip pi, die<br />

bereits seit Gründung der GFK e. V. im Jahr 1994 dabei ist und<br />

so manches Kita-Konzept mitentwickelt hat. Die Leite rin und<br />

ihr Team arbeiten im Kinderhaus nach der Pädagogik der Ärztin<br />

Maria Montessori (1870-1952), die sich unmittelbar am<br />

Kind orientiert und seine Bedürfnisse konsequent berücksichtig.<br />

Die Prinzipien: das Kind in seiner Persönlichkeit achten, dem<br />

Kind Raum für freie Entscheidungen geben, ihm Gelegenheit<br />

bieten, dem eigenen Lernbedürfnis zu folgen und ihm helfen,<br />

Schwierigkeiten zu überwinden. „Grundgedanke ist, dass<br />

Kinder in einer Umgebung, die auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />

abgestimmt ist, ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit,<br />

Sozialverhalten und Handlungskompetenz erwerben<br />

können“, erklärt die Leiterin des Kinderhauses, das seit 2002<br />

anerkannte Ausbildungsstätte für Montessori-Pädagogik ist.<br />

Ein eigenes Ausbildungskonzept hat das „Wunderland“ auch<br />

für seine Berufspraktikanten: Sie werden, ebenso wie diejenigen,<br />

die ein freiwilliges soziales Jahr in der Kita leisten, intensiv<br />

betreut. Von Anfang an werden die Praktikanten einbezogen,<br />

sie nehmen an Sitzungen und Supervisionen teil,<br />

haben regelmäßige Anleitungsgespräche – aber auch Freiräume<br />

für eigene Ideen. „Ich finde es toll, dass uns hier so<br />

viel zugetraut wird“, sagt Nevena Miljkovic, die ihr erstes<br />

Berufspraktikum in einer anderen Einrichtung absolviert hat.<br />

„Die Betreuung ist hier intensiver“, fügt die 32-jährige hinzu.<br />

Sarah Benedetti (22), eine ehemalige Praktikantin, die nun<br />

(vorerst) im Wunderland Vertretungen übernimmt, pflichtet<br />

ihr bei: „Ich konnte immer jeden ansprechen, ich habe mich<br />

sehr gut begleitet gefühlt“. guz


Chipkarten schaffen<br />

Transparenz<br />

Elektronisches Einbuchungssystem<br />

im Kinderhaus Frech Daxe<br />

Öffnungszeiten <strong>von</strong> 7.00 bis 20.30 Uhr – Möglichkeiten,<br />

kurzfristig zusätzliche Betreuungsstunden zu buchen, die<br />

transparent abgerechnet werden, besondere Angebote<br />

<strong>von</strong> der Bewegungsförderung bis <strong>zur</strong> musikalischen Früherziehung:<br />

Das Kinderhaus Frech Daxe der Volkswagen<br />

Financial Services AG orientiert sich an den Wünschen der<br />

Eltern aber auch an den Bedürfnissen der Kinder.<br />

Montagmorgen, bei den „Frech Daxen“ in Braunschweig:<br />

Sarah weiß genau, wo es langgeht. Zielstrebig tapst die Eineinhalbjährige,<br />

gefolgt <strong>von</strong> ihrer Mutter, zu dem kleinen<br />

Wandregal mit den Chipkarten neben dem Eingang. Ihre<br />

Karte, rosa und mit einem kleinen Mädchen im Auto, erkennt<br />

sie sofort. Jedes Kind hat seine eigene Karte, die es sich zu<br />

Beginn seiner Kita-Zeit auswählt. Sarahs reckt sich auf die<br />

Zehenspitzen, greift nach ihrer Karte, zieht sie routiniert über<br />

das Zeiterfassungsgerät. „Das hatte sie ganz schnell raus“, sagt<br />

ihre Mutter.<br />

Das Kinderhaus, ein zweigeschossiger Neubau samt großzügigem<br />

Garten auf dem Gelände der VWFS AG, in dem derzeit<br />

160 Mitarbeiterkinder im Alter <strong>von</strong> 0 bis 6 Jahren betreut<br />

werden, ist die erste Einrichtung der GFKS, die elektronisches<br />

Zeiterfassungssystem testet. „Wir haben das flexibelste Bu-<br />

chungssystem in ganz Deutschland“, sagt Norbert Herschel,<br />

Leiter der 2008 eröffneten Einrichtung, die nach dem Situationsansatz<br />

arbeitet. „Da die Lebenssituation der Familien<br />

unterschiedlich sind und sich auch mal ändern, haben wir ein<br />

System entwickelt, aus dem die Eltern sich ihnen am besten<br />

entsprechende Modell auswählen können“. Das Chipkartensystem<br />

ermögliche eine exakte und für die Eltern nachvollziehbare<br />

Abrechnung. Die Kosten sind nach dem Bruttofamilieneinkommen<br />

gestaffelt und orientieren sich an der Entgelttabelle,<br />

die auch für die kommunalen Braunschweiger Kindertagesstätten<br />

gilt.<br />

In Fünf-Stunden-Schritten können die Eltern den Buchungsumfang<br />

festlegen – wobei pro Woche in der Krippe 10 Stunden,<br />

im Kindergarten 20 Stunden das Minimum und jeweils<br />

50 Stunden das Maximum sind. „Wir möchten, das jedes Kind<br />

mindestens an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu festen<br />

Zeiten bei uns ist“, erklärt Herschel, denn Kinder brauchen<br />

zeitliche und personale Kontinuität, zu häufiges Variieren der<br />

Zeiten kann irritierend wirken“, sagt Herschel. „Es ist uns<br />

wichtig, dass die Kinder an bestimmten Ritualen – wie etwa<br />

dem Morgenkreis, dem Frühstück, dem Mittagessen oder der<br />

Schlafenszeit nach dem Essen – regelmäßig teilnehmen“.<br />

Wichtig sei auch, dass Kinder in einer Kita nicht ständig<br />

wechselndes Personal, sondern ihre jeweiligen Bezugserzieherinnen<br />

um sich haben: „Wir gestalten unsere Dienstpläne<br />

entsprechend“, sagt Herschel.<br />

Fast immer ermögliche die Einrichtung auch kurzfristig Zubuchungsstunden.<br />

Nur im Ausnahmefall könnten sie nicht<br />

umgesetzt werden, zum Beispiel, wenn sich dann zu viele<br />

Kinder gleichzeitig in einer Gruppe aufhalten würden, erklärt<br />

der Leiter: „Wir haben einen hohen Anspruch an die Bildungsqualität<br />

unserer Arbeit. Diese könnte darunter leiden, wenn<br />

die Gruppen durch Zubuchungen zu groß würden – abgesehen<br />

da<strong>von</strong>, dass es hier gesetzliche Vorgaben gibt, würde<br />

das auch den Kindern nicht gut tun.“<br />

So finde die Flexibilität der <strong>Kinderbetreuung</strong>seinrichtung dort<br />

ihre Grenzen, wo sie dem Kind schade, sagt Herschel, im<br />

Zweifel müssten Erzieherinnen und Eltern besprechen, was<br />

dem Kind gut tue und was nicht. Die Erfahrungen mit dem<br />

Einbuchungssystem sollen nach einer Zeit der Erprobung<br />

ausgewertet werden. Doch schon jetzt sei klar, dass das System<br />

allgemein gut ankomme, sagt Herschel: „Die Eltern<br />

wissen zu schätzen, dass wir viel flexibler sind als die meisten<br />

anderen Einrichtungen es sein können“. guz<br />

15


16<br />

Sprache ist<br />

der Schlüssel<br />

für bessere<br />

Bildungschancen<br />

Gute Kenntnisse in der deutschen Sprache sind<br />

in der Schule Vorraussetzung für erfolgreiche<br />

Lernprozesse. Deshalb ist Sprachförderung ein<br />

wichtiger Bereich der Bildungsarbeit einer<br />

Kindertagesstätte – so auch im Hella Kinderhaus<br />

in Lippstadt, das die GFK e. V. im Auftrag<br />

des Automobilzulieferers Hella KGaA Hueck&Co<br />

in Lippstadt betreibt. Drei Erzieherinnen aus<br />

dem Kinderhaus haben an einem berufsbegleitenden<br />

Aufbaubildungsgang Sprachförderung<br />

teilgenommen.<br />

Von Alexandra Hauke<br />

Sprache ist eine wichtige Schlüsselkompetenz für das<br />

Lernen. In der Kindertagesstätte werden, wie auch<br />

im Elternhaus, wichtige Grundbausteine für eine<br />

gesunde Sprachentwicklung gelegt. Wichtig ist, dass<br />

gut qualifizierte Erzieherinnen die Sprachentwicklung<br />

der Kinder bewusst wahrnehmen und beobachten,<br />

um dann zielgerichtet die Entwicklung begleiten und<br />

fördern zu können.<br />

Oft wird gesagt: „Das machen wir doch alles schon“.<br />

Das stimmt. Die Kommunikation ist ein wichtiges<br />

Werkzeug in unserem Beruf. Jedes Wort, das wir mit<br />

den Kindern wechseln beeinflusst ihre Sprachentwicklung.<br />

Aber als professionelle Pädagogin ist es wichtig,<br />

das eigene Sprachverhalten bewusst wahrzunehmen,<br />

zu steuern und einzusetzen. Wie stelle ich dem Kind<br />

offene Fragen. Spreche ich in grammatikalisch korrekten<br />

und vollständigen Sätzen? Antworte ich dem<br />

Kind in Einwort- oder kompletten Sätzen? Wie deutlich<br />

spreche ich? Begleite ich meine Sprach mit Mimik<br />

und Gestik? Verbalisiere ich Handlungen? Alleine das<br />

verbalisieren <strong>von</strong> Handlungen bedeutet einen hohen<br />

Zuwachs an Kommunikation. Kleide ich ein zweijähriges<br />

Kind still an oder nutze ich die Gelegenheit um<br />

Körperteile und Kleidungsstücke zu benennen. Und<br />

gleichzeitig Präpositionen zu erlernen: „Nun schiebst<br />

du deinen rechten Arm durch den rechten Ärmel<br />

deiner Jacke“<br />

In der Erzieherausbildung werden die Basis über die<br />

Sprachentwicklung des Kindes sowie ein Grundstock<br />

über Fördermöglichkeiten vermittelt. Eine Weiterbil-<br />

dung durch Fachliteratur und Weiterbildung ist unabdingbar, um<br />

Kinder professionell in Ihrer Sprachentwicklung begleiten zu können.<br />

Aus diesem Grund nahmen drei Erzieherinnen aus dem Hella Kinderhaus<br />

am berufsbegleitenden Aufbaubildungsgang Sprachförderung,<br />

des Berufskollegs der Marienschule in Lippstadt teil. Sarah Meierfrankenfeld,<br />

Christina Wende und Martina Reichelt haben sich mit hohem<br />

Engagement und großem Erfolg <strong>zur</strong> Expertin für Sprachförderung<br />

weitergebildet.<br />

Ziel dieses eineinhalbjährigen Bildungsgangs ist es, die beruflichen<br />

Handlungskompetenzen zu ergänzen, zu vertiefen und zu erweitern.<br />

Inhalte der Ausbildung waren zum Beispiel die sprachliche Bildung<br />

in früher Kindheit, interkulturelle Erziehung, sprachliche Sozialisation<br />

sowie Kommunikation und Gesprächsführung. Ein Schwerpunkt war<br />

die Sprachdiagnostik und die darauf abgestimmte Sprachförderung.<br />

Die Weiterqualifizierung der drei Erzieherinnen ist ein großer Zugewinn<br />

für die pädagogische Arbeit im Hella Kinderhaus. Die Sprachpädagoginnen<br />

bieten sich nun als fachlich kompetente Beraterinnen<br />

für ihre Kolleginnen sowie die Eltern an. Und immer wieder sind wir<br />

erstaunt über das Vorbild, welches uns die drei in alltäglichen pädagogischen<br />

Situationen geben.<br />

Sprachtests zwei Jahre vor der Einschulung<br />

In Nordrhein-Westfalen verpflichtet das Schulgesetz alle Eltern, ihre<br />

Kinder zwei Jahre vor der Einschulung an einem Sprachstandfeststellungsverfahren<br />

teilnehmen zu lassen. Das sogenannte Delfin 4 umfasst<br />

ein zweistufiges Screeningverfahren sowie darauf abgestimmte<br />

Empfehlungen für die <strong>Förderung</strong> des Kindes. Mit diesem Screeningverfahren<br />

wird überprüft, bei welchen Kindern ein zusätzlicher<br />

Sprachförderbedarf besteht. Entsprechende Angebote gibt es in den


Tageseinrichtungen für Kinder – mit dem Ziel, allen Kindern<br />

durch umfassende Deutschkenntnis eine gute Lernvoraussetzung<br />

für den Schuleintritt zu ermöglichen.<br />

In jedem Jahr wird auch im Hella Kinderhaus bei einigen<br />

Kindern ein erhöhter Förderbedarf festgestellt. Anhand der<br />

Testergebnisse entwickeln die Sprachpädagoginnen für diese<br />

Kinder einen individuellen Förderplan mit einem Umfang <strong>von</strong><br />

200 Stunden pro Kind. Für das Förderprogramm stellt das<br />

Land Nordrhein-Westfalen zusätzliche finanzielle Mittel <strong>zur</strong><br />

Verfügung. Das Förderkonzept des Hella Kinderhauses stellt<br />

zunächst eine bewusste und zielgerichtete <strong>Förderung</strong> in alltäglichen<br />

Situationen in den Vordergrund. Dies bedeutet:<br />

täglich 15 bis 20 Minuten gezielte Sprachförderung im Freispiel.<br />

Ein Beispiel: Bei S. wurden Schwierigkeiten im Umgang mit<br />

Präpositionen festgestellt. S. ist ein bewegungsfreudiges Kind,<br />

das täglich die Bewegungsbaustelle nutzt. Frau Meierfrankenfeld<br />

greift diese Vorliebe auf und bereitet eine Bewegungsbaustelle<br />

für alle Kinder vor, jedoch abgestimmt auf ihren<br />

Förderschwerpunkt für S., mit Klettermöglichkeiten, Balanciersteigen<br />

und Tunneln. In dieser Bewegungsbaustelle wird<br />

nun „Feuer, Wasser, Sturm“ gespielt.<br />

Vor dem Spiel wird festgelegt, wo die<br />

Kinder jeweils „Schutz suchen“ – und<br />

sie erleben mit ihrem ganzen Körper<br />

und Empfindung die Bedeutung <strong>von</strong>:<br />

„auf dem Kasten“, „durch den Tunnel“,<br />

„über die Bank“, „neben die<br />

Matte“, „hinter die Mauer“.<br />

Alexandra Hauke leitet für die<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Kinderbetreuung</strong> e.V. (GFK) das<br />

Hella Kinderhaus in Lippstadt.<br />

Überdies ist sie für Impuls Soziales<br />

Management als Projektberaterin<br />

und Dozentin tätig. Im Hella<br />

Kinderhaus werden Mitarbeiterkinder<br />

im Alter <strong>von</strong> 6 Monaten<br />

bis 6 Jahren in drei altersgemischten<br />

Gruppen betreut. 54 Plätze<br />

stehen <strong>zur</strong> Verfügung; durch ein<br />

Platz-Sharing-Verfahren können<br />

Auch mit der Projektgruppe „Sprachfüchse“<br />

begleiten wir die Sprachentwicklung<br />

<strong>von</strong> Kindern, bei denen wir<br />

durch Beobachtungen im Alltag einen<br />

erhöhten Sprachförderbedarf<br />

feststellen.<br />

In dieser Projektgruppe möchten wir<br />

den Kindern eine ganzheitliche und<br />

spielerische <strong>Förderung</strong> ermöglichen,<br />

die unter anderem die Bereiche Zungen-<br />

und Mundmotorik, Phonetik,<br />

Grammatik, Erzählfähigkeit, Ausdruck,<br />

Kommunikation und Wortschatzerweiterung<br />

enthält.<br />

insgesamt bis zu 70 Kinder täg-<br />

Wichtig ist, dass die Sprachförderung<br />

lich betreut werden. Das Kinder-<br />

alle Bereiche der kindlichen Entwickhaus<br />

arbeitet nach dem Situatilung<br />

einbezieht, wie zum Beispiel die<br />

onsansatz.<br />

sozial-emotionale Ebene, die Kreativität,<br />

die Bewegung oder auch das Rollenspiel. Aber an erster<br />

Stelle für eine gesunde Sprachentwicklung steht: Spaß am<br />

Miteinander, am Quasseln und Quatschen! Und diese Grundvoraussetzung<br />

bringt jede Erzieherin im Hella Kinderhaus<br />

mit.<br />

RheinAhr Campus<br />

GFK-Erzieherinnen studieren<br />

„Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt<br />

Nadja Pfitzner. Die 25-jährige gelernte Erzieherin leitet die<br />

Krippe „T-Pünktchen“, die die GFK e. V. im Auftrag der<br />

Deutschen Telekom AG in Darmstadt<br />

betreibt. Ihre Kollegin Evelyn<br />

Bakker, Leiterin der GFK-Kita „Die<br />

mobilen Strolche“, der Betriebskindertagesstätte<br />

<strong>von</strong> T-Mobile in<br />

Bonn, plichtet ihr bei: „Ich habe<br />

erst im vergangenen September<br />

angefangen und schon jetzt unglaublich<br />

viel gelernt, das ich für<br />

meine Tätigkeit brauchen kann“,<br />

sagt die 30-jährige Erzieherin. Nadja Pfitzner<br />

Die beiden GFK-Mitarbeiterinnen haben – neben ihrem Job<br />

– den berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang: „Bildungs-<br />

und Sozialmanagement mit Schwerpunkt frühe Kindheit“<br />

an der Fachhochschule Koblenz, Standort Remagen, gestartet.<br />

Drei Jahre lang werden sie Betriebswirtschaft und<br />

Pädagogik, Erziehungs- und Sozialwissenschaften sowie<br />

Kinder- und Jugendrecht im Fernstudium pauken. „Was ich<br />

in Sachen Bildungspolitik und Sozialwissenschaften schon<br />

jetzt gelernt habe, hat mich in meiner Kita wirklich weitergebracht“,<br />

sagt Nadja Pfitzner, die das Studium im März<br />

2008 begonnen hat. „Man bekommt das theoretische<br />

Fundament für vieles, was einem im Laufe der Berufstätigkeit<br />

schon begegnet ist“, sagt Evelyn Bakker. „Meine Ausbildung<br />

liegt ja schon zehn Jahre <strong>zur</strong>ück, da hat sich viel<br />

getan. Und ich will mich weiterentwickeln, deshalb habe<br />

ich mich für das Studium entschieden“.<br />

Das ist durchaus nicht ohne: Pro Semester gibt es fünf<br />

Präsenzwochenenden (freitags und samstags), außerdem<br />

sind fünf Studienbriefe zu bearbeiten, Hausarbeiten und<br />

Klausuren zu schreiben. „Man muss sich gut organisieren<br />

können und Prioritäten setzen“, sagt Evelyn Bakker. Von<br />

ihrem Arbeitgeber fühlen sich die beiden durchaus unterstützt:<br />

„Es ist kein Problem, für die Freitage freigestellt zu<br />

werden“, sagt Nadja Pfitzner. guz<br />

mehr Informationen: www.rheinahrcampus.de<br />

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18<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch,<br />

SOlKids!<br />

Kindertagesstätte<br />

der SOlVAy GmbH<br />

wird fünf<br />

Ankommen, Annehmen, Vertrauen,<br />

Spielen, Bewegen, Forschen,<br />

Entdecken, Entwickeln, Konstruieren,<br />

Gestalten: Bereits die kleinsten Kinder<br />

bekommen in der betrieblichen Kindertagesstätte<br />

der SOlVAy GmbH in Hannover die Möglichkeit, alle<br />

Sinne zu nutzen, um sich die Welt zu erschließen<br />

und Interessen zu entwickeln.<br />

„SOLKids, da haben wir Riesenspaß, es passiert hier immer<br />

was“, tönte es aus dem bunt geschmückten Gruppenraum:<br />

„Musik, Englisch, Turnen, Lesen und einfach durch den Garten<br />

pesen“, sangen die Kinder aus vollem Hals. “SOLKids, da<br />

haben wir Riesenspaß, hier lernt jeder spielend was. Möglichkeiten<br />

gibt es viele Einzel- und auch Gruppenspiele …“. Der<br />

SOLKids-Song erklang zu einer besonderen Gelegenheit: Die<br />

betriebsnahe Kindertagesstätte der SOLVAY GmbH feierte im<br />

Dezember ihren fünften Geburtstag mit einem kleinen Fest.<br />

Mit der deutschen Tochter des internationalen Chemie- und<br />

Pharmakonzerns Solvay in Hannover hatte die GFK e. V. eine<br />

ihrer ersten betriebsnahen Kindertagesstätten gegründet.<br />

„Mit einem Team <strong>von</strong> nur vier Leuten waren wir im Oktober<br />

2003 gestartet“, blickt die Leiterin Susanne Hägele <strong>zur</strong>ück.<br />

Zunächst galt es Aufbauarbeit zu leisten: „Das Gebäude befand<br />

sich mitten im Umbau und der Glaube an die rechtzei-<br />

tige Fertigstellung fiel schwer.“ Doch es ging schnell voran.<br />

Am 12. Dezember 2003 war die Eröffnungsfeier, und am 1.<br />

Januar 2004 kamen die ersten Kinder. Einige konnten damals<br />

noch nicht einmal laufen.<br />

Seitdem ist viel passiert. Im Winter 2005/2006 wurde die<br />

Einrichtung weiter ausgebaut, sodass inzwischen 40 Kindern<br />

im Alter <strong>von</strong> einem bis sechs Jahren ein ganzes Haus <strong>zur</strong><br />

Verfügung steht. Ein Team <strong>von</strong> insgesamt zehn pädagogischen<br />

Fachkräften und Praktikantinnen und Praktikanten<br />

begleitet die Kinder in ihrer Entwicklung und bietet vielfältige<br />

Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten.<br />

„Schwerpunkt unserer Arbeit ist die kontinuierliche Beobachtung,<br />

Reflexion und entsprechende Gestaltung eines Lern-,<br />

Spiel- und Bildungsortes für Kinder und Erwachsene“, sagt<br />

Susanne Hägele. Von Anfang an standen die alters- und neigungsgerechte<br />

<strong>Förderung</strong> der Kinder im Vordergrund, und<br />

so ist das pädagogische Konzept eines der Erfolgsgeheimnisse<br />

– neben sehr engagierten Erzieherinnen, interessierten<br />

Eltern und behaglichen Räumen.<br />

Eine Forscherecke für naturwissenschaftliche Experimente<br />

vervollständigte im Sommer 2007 das Lernangebot. Mitte<br />

2008 wurden die Entwicklungsziele und Angebote in einem<br />

neuen pädagogischen Konzept zusammengefügt. „Wir haben<br />

uns weiterentwickelt, da stand es an, die bestehende Konzeption<br />

zu überarbeiten und neu zu gestalten“, erklärt Susanne<br />

Hägele, „Es war uns wichtig, die verschiedenen Angebote<br />

detaillierter zu beschreiben und anschaulich darzustellen,<br />

was inzwischen in der Einrichtung täglich gelebt wird“. Damit<br />

sei die Aufbauphase abgeschlossen: „Die SOLKids haben sich<br />

etabliert und sind zu einem festen Bestandteil des Unternehmens<br />

geworden“, so Susanne Hägele. „Die erste SOLKids-<br />

Generation kann inzwischen laufen und hat uns 2008 in<br />

Richtung Schule verlassen.“ Unzählige weitere werden folgen,<br />

denn die Nachfrage ist ungebrochen und übersteigt die Zahl<br />

der Plätze. guz


Grenzenlose<br />

Kreativität<br />

mit Pinsel<br />

und Farbe<br />

Ausdrucksmalen<br />

nach Arno Stern<br />

bei den „Kleinen Hüpfern“<br />

Blau. Und Rot und dann grün. Ein Regenbogen? Lariassas<br />

Pinsel wandert über das großes weiße Blatt Papier, das mit<br />

Reiszwecken an die Wand gepinnt ist. Tief versunken steht<br />

die Vierjährige im buntbeklecksten Malerkittel davor und zieht<br />

dicke, geschwungene, leuchtende Linien, ohne sich dabei<br />

durch die anderen Kinder ablenken zu lassen. „Margareta – es<br />

tropft“, ruft Tom, den dicken Pinsel voller tief-lila Farbe in der<br />

ausgestreckten Hand. Sofort ist die Leiterin der öffentlichen<br />

Kindertagesstätte „Kleine Hüpfer“ <strong>zur</strong> Stelle. „Eintauchen,<br />

abstreifen, eintauchen, malen – siehst Du, so“, erklärt Margareta<br />

Konzok. Der Sechsjährige nickt eifrig und taucht gleich<br />

wieder in seine Bilderwelt ein.<br />

Es ist Mittwochmorgen – und ein Teil des Gruppenraumes<br />

des Kindertagesstätte in Kassel-Oberzwehren hat sich in einen<br />

„Malort“ verwandelt: Abgetrennt mit einem Vorhang, die<br />

Gardine zugezogen, damit keine Ablenkung durch´s Fenster<br />

blitzt, die Wände mit braunem Packpapier bespannt, in der<br />

Mitte ein Tisch, auf dem 20 Farbtöpfe jeweils mit eigenem<br />

Pinsel und Wassertöpfen angeordnet sind. Der Boden ist mit<br />

Filzstoff ausgelegt, die Kinder malen stehend und auf Socken.<br />

Sieben Kinder sind es diesmal, die anderen sind mit den Erzieherinnen<br />

im Bewegungsraum der Einrichtung. „Jeweils fünf<br />

bis neun Kinder nehme ich in diese Gruppe, die ich ein bis<br />

zweimal pro Woche für 45 Minuten anbiete, mehr nicht“,<br />

erklärt Margareta Konzok. „Malort“, dieser Begriff gehe auf<br />

den Ausdrucksmaler Arno Stern <strong>zur</strong>ück, erzählt die Kita-Leiterin.<br />

Der 1924 in Kassel geborene Maler ließ Kinder einfach<br />

aus sich heraus malen, ohne Themenvorgabe, und er kommentierte<br />

ihre Bilder nicht. Er war der Auffassung, dass es<br />

etwas im Menschen gibt, das „weder dem Verstand, noch<br />

dem Gefühl zugänglich ist. Nur die Expression kann es aus<br />

sich heraus hervorbringen“. Um für diese Art zu malen geeignete<br />

Bedingungen zu schaffen, erfand er den Malort.<br />

Die Idee des Malortes passt gut zu den „Kleinen Hüpfern“.<br />

Die Einrichtung, in der die 25 Kinder im Alter <strong>von</strong> drei bis<br />

sechs Jahren betreut werden, orientiert sich an der Reggio-<br />

Pädagogik. Und zu dieser Erziehungsphilosophie, die in den<br />

kommunalen Kindertagesstätten der norditalienischen Stadt<br />

Reggio Emilia seit den 1960er Jahren entwickelt worden ist,<br />

gehören Malateliers. Die Reggianer sehen Kinder als Forscher<br />

und Entdecker, <strong>von</strong> Geburt an neugierig, wissbegierig, kreativ,<br />

aktiv und unermüdlich in ihrem Tun: Sie erknüpfen Neues<br />

mit ihren bisherigen Erkenntnissen und erweitern so ihre<br />

Fähigkeiten.<br />

„Im Malort geht es darum, aus sich heraus zu malen“, erklärt<br />

Margareta Konzok. „Die Kinder werden nicht korrigiert oder<br />

kritisiert, sie lernen lediglich, wie sie den Pinsel halten sollen.<br />

Die Bildsprache erschließen sie sich selbst“, so die Kita-Leiterin.<br />

Es gehe nicht um die Produktion vorzeigbarer und vergleichbarer<br />

Werke, sondern um die Herausforderung, mit<br />

Farbe und Pinsel seine persönlichen, inneren Bilder entstehen<br />

zu lassen: „Das stärkt das Selbstvertrauen und fördert die<br />

Toleranz gegenüber dem Andersartigen“. guz<br />

19


20<br />

Schatzsucher/innen, Kuscheltierliebhaber/innen<br />

Konfliktschlichter/innen, Raketenstarter/innen gesucht?<br />

Sie wollen mehr als nur Erzieher/in sein!<br />

Sie haben Talent im Umgang mit kleinen und großen Menschen und<br />

verstehen sich als Begleiter/in und Dienstleister/in?<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Kinderbetreuung</strong> und Schule mbh & Co & KG<br />

(GFKS) und die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kinderbetreuung</strong> e. V.<br />

(GFK) betreiben bundesweit betriebsnahe <strong>Kinderbetreuung</strong>seinrichtungen,<br />

die GFK ist darüber hinaus auch Träger öffentlicher Kindertagesstätten.<br />

Für unsere bereits bestehenden sowie für neue Einrichtungen, u. a. in<br />

Gaggenau und Kassel suchen wir Erzieherinnen und Erzieher. Fokus<br />

unserer weiteren Expansion ist der süddeutsche Raum um Stuttgart<br />

sowie der norddeutsche Raum um Hannover und Braunschweig.<br />

Sie sollten:<br />

• Erfahrung in unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen mitbringen<br />

• Erfahrung mit Kindern im Alter <strong>von</strong> 0 bis 12 Jahren besitzen<br />

• vorzugsweise Erfahrung in der frühkindlichen Pädagogik haben<br />

• kommunikationsfähig sein und verhandlungssicher auftreten<br />

• Kompetenzen im Umgang mit dem PC und der englischen Sprache<br />

mitbringen<br />

• Kompetenzen in der musischen, motorischen und naturwissenschaftlichen<br />

<strong>Förderung</strong> besitzen<br />

• Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten haben<br />

Wir bieten:<br />

• einen anspruchsvollen und abwechslungsreichen Arbeitsplatz mit<br />

der Möglichkeit, sich eigenverantwortlich und kreativ einzubringen<br />

• eine angemessene Bezahlung nach gemeinsamer Gehaltsverhandlung<br />

• eine regelmäßige Team-Supervision<br />

Interessiert?<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Münch, Tel. 0561 78184 13<br />

Arbeitgeber wird die GFKS mbH & Co. KG sein. Die Bewerbungsunterlagen<br />

inklusive Ihrer Gehaltsvorstellungen senden Sie bitte, vorzugsweise<br />

per E-Mail an: amuench@e-gfks.de<br />

GFKS - <strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Kinderbetreuung</strong><br />

und Schule mbH & Co. KG<br />

Maulbeerplantage 14, 34123 Kassel<br />

www.e-gfks.de<br />

Kinder brauchen<br />

Ihre Bildung<br />

Fortbildungsprogramm 2009<br />

mit unter anderem den Themen:<br />

Pädagogik in Kindertagesstätten<br />

Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte<br />

• Jedes Kind ist anders – Lust oder Frust?!<br />

• Kinder unter Drei in Kitas<br />

• Entwicklungsgespräche führen<br />

– Erziehungspartnerschaft leben<br />

• Wahrnehmungsförderung in der Kindertagesstätte<br />

Management<br />

für und in Kindertagesstätten<br />

Fort- und Weiterbildung für Führungskräfte,<br />

stellvertretende leitungen und Trägervertreter<br />

• Leitung als Coach<br />

• Umgang mit Konflikten in Kitas<br />

• Professionelle Personalauswahl<br />

• Personal- und Unternehmensführung in Kindertagesstätten<br />

• Projektmanagement für Kindertagesstätten<br />

• Erlebnispädagogisches Training für Führungskräfte<br />

• Basis effektiver und effizienter Beratung für<br />

Fachberater/innen<br />

Impuls Soziales Management<br />

Maulbeerplantage 14 • 34123 Kassel<br />

0561-7 81 84 23 • bildung@e-impuls.de<br />

www.e-impuls.de

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