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Dani Matter Weine - Schweizerische Weinzeitung

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Emerita und <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong>:<br />

Ihr Weingeschäft in Samedan<br />

zieht ein breites Spektrum<br />

von Kunden an, Weinkenner<br />

lassen sich hier gerne zu einer<br />

Entdeckung verführen.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Weinzeitung</strong> — 46


Fotos: <strong>Dani</strong>el Boschung<br />

«Wir verkaufen nur,<br />

was wir selber gerne trinken»<br />

SHORT FACTS<br />

DANI MATTER<br />

WEINE<br />

ADRESSE <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> <strong>Weine</strong><br />

Plazett 12<br />

7503 Samedan<br />

FON 079 455 45 21<br />

ÖFFNUNGSZEITEN Mittwoch<br />

bis Freitag 16–20,<br />

Samstag 10–12 und<br />

15–18 Uhr<br />

INTERNET<br />

www.danimatterweine.ch<br />

SORTIMENT Rund 200 <strong>Weine</strong>,<br />

vorwiegend aus Italien und<br />

Österreich; Grappe, Olivenöle,<br />

diverse Delikatessen<br />

ANZAHL MITARBEITER 3<br />

47 — <strong>Schweizerische</strong> <strong>Weinzeitung</strong><br />

Gute Weinhandlungen: <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> <strong>Weine</strong><br />

«Ich habe gesehen, dass du Licht hast. Da dachte ich, ich<br />

schaue rasch rein.» Eigentlich ist die Weinhandlung im<br />

Dorfzentrum von Samedan an diesem späten Vormittag<br />

gar nicht geöffnet. Doch <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> kümmert sich trotzdem<br />

geduldig um den Kunden, der unverhofft hereingeschneit<br />

ist. Derweil erklärt uns seine Frau Emerita <strong>Matter</strong><br />

eines der Prinzipien der Firma <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> <strong>Weine</strong>: Die<br />

Präsentation der <strong>Weine</strong> im Laden setze eine Limite. Sämtliche<br />

<strong>Weine</strong> stehen auf einem schmalen Regalbrett auf<br />

Augenhöhe, das sich rundum den Wänden entlangzieht:<br />

Flasche an Flasche eng aneinandergereiht. «Wenn wir<br />

neue <strong>Weine</strong> ins Sortiment aufnehmen wollen, müssen wir<br />

genauso viele rausnehmen», erläutert Emerita <strong>Matter</strong>.<br />

Mehr als gut 200 <strong>Weine</strong> haben nicht Platz, und mehr<br />

möchten sie auch gar nicht anbieten. <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> ergänzt,<br />

nachdem er den Kunden verabschiedet hat: «Damit vermeiden<br />

wir, dass das Sortiment ausufert.» Ebenso wichtig<br />

wie das Produkt ist <strong>Matter</strong>s auch der Produzent; mit vielen<br />

pflegt man eine freundschaftliche Beziehung.<br />

Im hinteren Raum gibt es zusätzlich verschiedene<br />

Olivenöle, teils von Weinproduzenten aus dem Sortiment,<br />

sowie verschiedene besondere Esswaren, etwa Pasta und<br />

Reis aus Italien. Und so besonders, wie der Laden ist, sind<br />

auch die Tragtaschen in allen Grössen: Jede ist ein Unikat<br />

– auf dem braunen Packpapier hat es Zeichnungen von<br />

Gläsern und Flaschen in Schwarz und Rot, jede anders als<br />

die andere. «Früher haben wir die noch selber gezeichnet»,<br />

sagt <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong>; jetzt werden sie in einer Behindertenwerkstatt<br />

gemacht.<br />

Während sich Emerita um den nächsten Spontankunden<br />

kümmert, der nur rasch zwei Flaschen Prosecco braucht,<br />

formuliert <strong>Dani</strong> das Grundprinzip ihrer Weinhandlung:<br />

«Wir verkaufen nur, was wir selber gerne trinken.» Und<br />

fügt gleich an: «Wir wollen nicht jedes Geschäft um jeden<br />

Preis machen.» Dann steht er auf und geht zur Ladentüre:<br />

«Jetzt muss ich abschliessen, sonst haben wir keine Ruhe.»<br />

Im Oberengadin tummeln sich viele gut betuchte<br />

Leute; mit renommierten, teuren <strong>Weine</strong>n sind da sicher gute<br />

Geschäfte zu machen. <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> lacht: «Sicher. Aber das<br />

interessiert uns nicht. Wir wollen uns nicht verbiegen.» Es<br />

seien ihnen auch schon Ladenlokale in St. Moritz angeboten<br />

worden. Aber das interessiert sie auch nicht. «Uns gefällt es<br />

hier. Und so stimmt es für uns.» Er und seine Frau haben<br />

sich aus Freude am Wein in dieses Geschäft gewagt, und<br />

Mit einem kleinen, feinen Sortiment und ein<br />

paar sympathischen Prinzipien führen<br />

Emerita und <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> abseits der Jetset-Szene<br />

im Oberengadin erfolgreich ihre Weinhandlung.<br />

Text: Hanspeter Eggenberger<br />

dass ihnen die Arbeit Spass macht, ist ihnen wichtiger als<br />

mehr Umsatz. Das widerspiegelt sich auch im Sortiment:<br />

«Wir setzen hauptsächlich auf <strong>Weine</strong>, die noch nicht jeder<br />

kennt; ungefähr die Hälfte unserer Produkte stammen von<br />

kleinen Weingütern. Das kleinste unserer Weingüter produziert<br />

lediglich 4000 Flaschen im Jahr.» So ist denn das Sortiment<br />

innovativ und immer wieder überraschend.<br />

Italienische <strong>Weine</strong> bilden den klaren Schwerpunkt –<br />

vom Aostatal (Cantina Les Crêtes), dem Veltlin (Aldo Rainoldi<br />

und Alberto Marsetti) und Südtirol (Stephan Sölva)<br />

im Norden bis Apulien (Vigne e Vini), Basilicata (Basilisco)<br />

und Sizilien (Girolama Russo, Donnafugata) im Süden. Und<br />

alle Weinregionen dazwischen sind mit interessanten Abfüllungen<br />

vertreten. Darunter zum Beispiel aus dem Piemont<br />

die Barolo und Barbera von Armando Parusso in Monforte<br />

d’Alba, die Dolcetto, Barolo und Barbera der Fratelli Pecchenino<br />

aus Dogliani, aus der Toskana die Montalcino-<strong>Weine</strong><br />

von Piancornello, die Chianti von Castello di Fonteru toli<br />

und von Isole e Olena sowie aus Lucca der Supertuscan<br />

Tenuta di Valgiano, aus dem Veneto die Valpolicella von<br />

Villa Bellini, aus Umbrien die Montefalco-<strong>Weine</strong> von Kultwinzer<br />

Paolo Bea, aus den Marken die Topweine des (noch)<br />

kaum bekannten Alberto Serenelli, aus der Emilia-Romagna<br />

die <strong>Weine</strong> von Elena Pantaleonis Gut La Stoppa, aus Sardinien<br />

die modern gestylten Flaschen der Cantina Mesa.<br />

2001 haben <strong>Matter</strong>s die österreichischen <strong>Weine</strong> entdeckt.<br />

«Ein befreundeter Hotelier hat uns mitgeschleppt»,<br />

erzählt <strong>Matter</strong>. Vor der Reise hatten er und seine Frau noch<br />

gewitzelt, da müssten sie wohl ein paar Flaschen aus dem<br />

eigenen Keller mitnehmen, damit sie etwas Anständiges zu<br />

trinken hätten. Doch was ihnen in Österreich eingeschenkt<br />

wurde, begeisterte sie, und so bilden österreichische <strong>Weine</strong><br />

inzwischen einen zweiten, deutlich kleine ren Schwerpunkt<br />

in ihrem Sortiment. Darunter zum Beispiel Produkte der<br />

Weissweinspezialisten Neumeyer, Velich und Gritsch-<br />

Mauritiushof, Rotweine mit Schwerpunkt Blaufränkisch<br />

von Paul Kerschbaum, Albert Gesellmann und Reinhold<br />

Krutzler sowie Cuvées von Wendelin und Juris. «Seither<br />

sind wir richtig international geworden», sagt Emerita<br />

<strong>Matter</strong> augenzwinkernd. Und das sieht konkret so aus: Im<br />

Angebot sind auch die <strong>Weine</strong> von zwei Produzenten in Spanien,<br />

darunter Ses Talaioles auf Mallorca, aus Deutschland<br />

die vorzüglichen Rieslinge des Weinguts Gunderloch in<br />

Rheinhessen und ganz neu aus Frankreich die Champagner


Bestseller bis 25 Franken<br />

2009 ROSSO DI MONTALCINO<br />

PIANCORNELLO<br />

Azienda Agricola<br />

Piancornello, Montalcino<br />

100 % Sangiovese<br />

Fr. 23.50<br />

Dunkles Rubinrot. Schwarze<br />

Kirschen, etwas Leder in<br />

der Nase. Rote Früchte,<br />

pfeffrige Noten am Gaumen.<br />

16 / 20 trinken –2017<br />

Bestseller 25 bis 40 Franken<br />

2009 GRÜNER VELTLINER<br />

SMARAGD LOIBENBERG<br />

Weingut Gritsch, Mauritiushof,<br />

Spitz/Donau, Wachau<br />

100 % Grüner Veltliner<br />

in Barriques gereift<br />

Fr. 28.50<br />

Goldgelb. In der Nase Tabak,<br />

Kräuter, mineralische Töne.<br />

Wuchtig am Gaumen, fruchtig,<br />

erdige Noten, langer<br />

Abgang. Kann noch zulegen.<br />

17 / 20 trinken –2018<br />

Bestseller über 40 Franken<br />

2007 SAN LORENZO ETNA<br />

ROSSO<br />

Girolamo Russo,<br />

Castiglione di Sicilia<br />

98 % Nerello mascalese,<br />

2 % Nerello capuccio<br />

Fr. 47.–<br />

Dunkles Rubinrot. Duft<br />

von Waldboden, Kaffee,<br />

mineralische Noten. Am<br />

Gaumen filigran, rote Beeren,<br />

ein Hauch Caramel.<br />

Kann noch zulegen.<br />

17 / 20 trinken –2025<br />

Franz Josef Gritsch,<br />

der mit 23 Jahren<br />

den elterlichen Mauritiushof<br />

übernahm,<br />

strebt nach immer<br />

höherer Qualität. Was<br />

sein GV Smaragd<br />

Loibenberg beweist.<br />

Gute Weinhandlungen: <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> <strong>Weine</strong><br />

Giuseppe Russos<br />

Gewächse aus<br />

Sorten wie Nerello<br />

mascalese und<br />

Nerello capuccio<br />

wachsen auf<br />

vulkanischem<br />

Terroir. Wie<br />

der San Lorenzo<br />

Etna Rosso.<br />

Die Montalcino-<br />

<strong>Weine</strong> von Claudio<br />

Monacis Azienda<br />

Piancornello<br />

be stechen durch<br />

ihre saftige<br />

Frucht. Wie der<br />

Rosso 2009 zeigt.<br />

des Hauses Bollinger. Ebenfalls ganz neu ins Sortiment<br />

aufgenommen haben <strong>Matter</strong>s erstmals Bündner <strong>Weine</strong>:<br />

Gian Battista von Tscharner aus Reichenau vertritt das einheimische<br />

Schaffen in der Samedaner Weinhandlung.<br />

«Angefangen haben wir ausschliesslich mit italienischen<br />

<strong>Weine</strong>n», blickt <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> zurück. Das war 1998.<br />

Er arbeitete noch als Lithograph bei der «Engadin Press»,<br />

Emerita auf der Bank. <strong>Dani</strong> war in Aarau aufgewachsen,<br />

«das Tal» kennt er aber seit seiner Kindheit. Eine Tante<br />

lebte da, und <strong>Dani</strong> verbrachte oft und gerne die Ferien hier<br />

mit seinen Cousins. Als Teenager lernte er ein schönes einheimisches<br />

Mädchen kennen, in das er sich verliebte. Und<br />

das war dann für den 22-jährigen <strong>Dani</strong> vor zwei Jahrzehnten<br />

ein guter Grund, sich einen Job im Engadin zu suchen.<br />

Inzwischen sind die beiden längst verheiratet.<br />

Um den Weinhandel kümmerten sie sich anfänglich<br />

am Abend und am Samstag, als Verkaufslokal diente der Keller<br />

unter dem heutigen Laden. Im Jahr 2000 gab <strong>Dani</strong> dann<br />

seinen angestammten Beruf auf, um sich voll dem Weinhandel<br />

zu widmen. 2005 gab Emerita ihre erfolgreiche Bankkarriere<br />

auf, um ganz ins eigene Geschäft einzusteigen.<br />

Wie es ihre ursprünglichen Berufe vermuten lassen,<br />

ist <strong>Dani</strong> eher der Künstlertyp, Emerita hat die Zahlen im<br />

Griff. Wein mögen beide, und sie verstehen sich dabei<br />

auch bestens. «Wenn wir degustieren, müssen wir uns jeweils<br />

nur anschauen – wir stimmen fast immer überein»,<br />

erzählt Emerita. Aber <strong>Dani</strong> sei schon der Mann mit der<br />

Nase: «Er hat ein unglaublich sicheres Gespür für <strong>Weine</strong>.»<br />

Er ergänzt: «Technische Daten eines <strong>Weine</strong>s sind nicht so<br />

mein Ding, da ist Emerita besser. Mir genügt, was mir<br />

Nase und Gaumen sagen.» Kein Wunder, sagen Bekannte<br />

ihm immer wieder, er müsste seine Nase eigentlich versichern.<br />

Und immer wieder findet <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> dank seiner<br />

Nase <strong>Weine</strong>, die dann später plötzlich in aller Munde sind.<br />

«Dann greifen meist die Grossen zu», sagt er. Dennoch<br />

läuft das Geschäft gut. <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> <strong>Weine</strong> beliefert zahlreiche<br />

Restaurants im Tal; die Gastronomie bringt gut zwei<br />

Drittel des Umsatzes, der Rest der Laden in Samedan.<br />

Der Laden zieht ein breites Spektrum von längst<br />

nicht mehr nur lokalen Kunden an. Es sind immer ein<br />

paar Flaschen zum Degustieren geöffnet, wenn der Laden<br />

offen ist. Weinkenner lassen sich hier gerne zu einer Entdeckung<br />

verführen, aber auch junge Leute bekommen<br />

hier einen günstigen, aber anständigen Wein für ein Grillfest,<br />

und die Köchin, die zu Hause Gäste verwöhnt, findet<br />

kundigen Rat, was zu ihrem Menü gut passen würde. Die<br />

Kundschaft schätzt nicht nur das Fachwissen und die Erfahrung<br />

von <strong>Matter</strong>s, sondern auch ihre Grosszügigkeit<br />

und ihre Offenheit. In der Weihnachtszeit ist so viel Betrieb,<br />

dass schon mal Brüder der <strong>Matter</strong>s und sogar eine<br />

Grossmutter im Laden mithelfen.<br />

Genug Zeit für die Familie zu haben, ist übrigens<br />

auch ein Grund für <strong>Matter</strong>s Nicht-alles-um-jeden-Preis-<br />

Prinzp. Erst recht, seit vor zwei Jahren Antonia zur Welt<br />

kam: «Ausser wenn der Laden geöffnet ist, ist sie immer<br />

bei uns.» Dies ist möglich, weil seit anderthalb Jahren Willi<br />

Müriset angestellt ist, der bei der Vorbereitung des Ladens<br />

und bei der Belieferung der Gastrobetriebe mitarbeitet.<br />

Emerita und <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong> sind engagierte Weinhändler<br />

mit viel Freude an ihrem Metier. «Aber manchmal<br />

ist anderes wichtiger», sagt <strong>Dani</strong> <strong>Matter</strong>, «wir können und<br />

wollen nicht immer jedem Geschäft nachrennen.» Und<br />

auch die Ethik ist wichtig: «Ich will am Abend noch in den<br />

Spiegel schauen können.»<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Weinzeitung</strong> — 48

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