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J. Lange B. Mölle J. Girona Chirurgische Proktologie 2. Auflage

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3.1 · Anamnese<br />

. Tab. 3.3 Differenzialdiagnose Pruritus ani<br />

Ursache Beispiele<br />

Proktologische<br />

Erkrankungen<br />

Hämorrhoiden, Marisken, Inkontinenz,<br />

Beckenbodeninsuffizienz, M. Crohn,<br />

Karzinom, Fisteln<br />

Derrmatosen Psoriasis, Ekzeme, Mykosen, M. Bowen,<br />

M. Paget, isomorpher Reizeffekt<br />

bei Systemerkrankungen, Sonstige<br />

(Vielzahl!)<br />

Konstitutionelle<br />

Faktoren<br />

Unverträglichkeiten<br />

Intestinale<br />

Erkrankungen<br />

Allgemeinerkrankungen<br />

Trichteranus, Behaarung, Adipositas,<br />

Schweißneigung<br />

Ernährung, Getränke, Hygienemittel,<br />

Vorlagen, Toilettenpapier, Waschmittel,<br />

Medikamente<br />

Diarrhö, Mykosen, Allergien,<br />

Parasitosen<br />

Diabetes mellitus, Kollagenosen,<br />

Lebererkrankungen, Pankreatitis<br />

»Psychogen«??? Pruritus sine materia<br />

schmutzung der Analregion oder der Unterwäsche oder<br />

der heimlich zur Seite gelegten Vorlage, offenkundig. Nicht<br />

selten sind es Angehörige, die auf den Arztbesuch drängen<br />

und bei der Anamneseerhebung die Gesprächsführung<br />

übernehmen. Ausdruck dieser hohen Schamschwelle<br />

ist auch die große Dunkelziffer ihrer Prävalenz, bewegen<br />

sich doch die Schätzungen zwischen 1–4 Millionen Betroffener.<br />

Für die Einschätzung der Kontinenzleistung ist die<br />

Anamnese schon darum von entscheidender Bedeutung,<br />

da die Kontinenzfähigkeit ein primär rein subjektives Phänomen<br />

ist, von vielen Faktoren gesteuert wird und eindeutige<br />

Messgrößen fehlen, sieht man von einer totalen Analsphinkterinsuffizienz<br />

ab. Aufgrund dieses Mangels sind<br />

etliche Kontinenzscores entwickelt worden, um die Kontinenzleistung<br />

speziell für wissenschaftliche Zwecke gleichsam<br />

messbar zu machen; für die Praxis sind sie jedoch<br />

weniger hilfreich. Hier genügt eine am Haltevermögen für<br />

die verschiedenen Aggregatzustände orientierte Einteilung<br />

(. Tab. 3.4).<br />

Eine Sonderform der Inkontinenz begegnet uns bei<br />

der proktogenen Obstipation in Form der Überlaufinkontinenz,<br />

vornehmlich infolge schmerzhafter Entleerungsprozesse<br />

wie bei der Analfissur oder besonders häufig nach<br />

proktologischen Operationen. Bei Beckenbodenproblemen<br />

muss auch die urologische Anamnese erfragt werden.<br />

Voroperationen und Geburtstraumen sind wesentliche<br />

Wegbereiter. Bezüglich Einzelheiten dieses komplexen<br />

Themas wird auf 7 Kap. 8 verwiesen.<br />

. Tab. 3.4 Einteilung der Kontinenzstörungen<br />

Grad Haltestörung für<br />

Feinkontinenzstörung Feuchten, Nässen, Schmieren<br />

I Gas, flüssigen Stuhl<br />

II Breiigen Stuhl<br />

III Festen Stuhl<br />

3.1.5 Stuhlirregularitäten<br />

Während bei der Obstipationsanamnese nur recht wenige<br />

Aspekte wie Frequenz, Stuhlbeschaffenheit, Entleerung<br />

(Pressen, Schmerzen, Nachentleerungen) oder Änderung<br />

der Stuhlgewohnheiten (besonders wichtig als Karzinomzeichen)<br />

bedeutsam sind, ist die Diarrhö-Anamnese ungleich<br />

komplizierter, da hier eine Vielzahl von Ursachen zu<br />

kalkulieren ist (. Tab. 3.5).<br />

. Tab. 3.5 Differenzialdiagnose Diarrhö<br />

Ursachen Beispiele<br />

Infektiös (bakteriell,<br />

virogen, mykogen,<br />

parasitär)<br />

»Idiopathisch«<br />

+ innere<br />

Kurzschlussfisteln<br />

39<br />

Ruhr, Cholera, Typhus, antibiotikainduzierte<br />

Kolitis, Reisediarrhö,<br />

Mykosen<br />

CED<br />

Gastroenterokolische Fisteln bei<br />

M. Crohn<br />

Medikamentös Laxanzien, Zytostatika, Antibiotika,<br />

NSAR etc.<br />

Traumatisch<br />

– Postoperativ<br />

– Post radiationem<br />

– Post vagotomiam<br />

Maldigestion,<br />

Malabsorption,<br />

Malassimilation<br />

– Kurzdarmsyndrom, Blindsacksyndrom<br />

– Radiogene Enterokolitis<br />

– Trunkuläre Vagotomie<br />

Zöliakie, exokrine Pankreasinsuffizienz,<br />

Laktoseintoleranz,<br />

Katabolie<br />

Allergisch Nahrungsmittelallergie<br />

Motilitätsstörungen Colon irritabile<br />

Stoffwechselentgleisung<br />

Diabetes mellitus, Leberzirrhose<br />

Gallensäure induziert (Funktions-)Verlust des terminales<br />

Ileums, Kurzdarmsyndrom,<br />

Medikamente<br />

Neubildung GIST<br />

Paradox Kolorektale Stenosen, proktogene<br />

Obstipation<br />

3

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