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J. Lange B. Mölle J. Girona Chirurgische Proktologie 2. Auflage

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<strong>2.</strong>2 · Antibiotikaprophylaxe und Antibiotikatherapie<br />

><br />

Bei tiefen anterioren Rektumresektionen mit<br />

totaler mesorektaler Exzision und protektivem<br />

Ileostoma sollte die Darmvorbereitung durch<br />

eine volumenreduzierte orthograde Darmspülung<br />

mit 2l PEG und Natriumpicosulfatgabe oder<br />

die alleinige Applikation von Natriumphosphatpräparaten<br />

erfolgen.<br />

Eine beweisbasierte Empfehlung zur Darmvorbereitung<br />

vor komplexen proktologischen Eingriffen wie zum Beispiel<br />

Rekonstruktionen des analen Sphinkters, Rektumteilwandverschiebelappen<br />

bei komplexen Analfisteln oder<br />

Operationen bei Entleerungsstörungen und/oder Rektozelen<br />

kann derzeit nicht gegeben werden, da bislang keine<br />

randomisierten, kontrollierten Studien zu dieser Frage<br />

durchgeführt wurden. Eine Vorbereitung durch orthograde<br />

Darmspülung mag unter Umständen sinnvoll sein,<br />

kann aber durch das vermehrte Auftreten von flüssigem<br />

Stuhl bei unvollständiger Reinigung aber auch größere<br />

Probleme machen als ein Verzicht auf die orthograde<br />

Darmspülung.<br />

<strong>2.</strong>2 Antibiotikaprophylaxe<br />

und Antibiotikatherapie<br />

G. Picard<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Einleitung<br />

Dieser Abschnitt beinhaltet wenige mikrobiologische,<br />

pharmakologische und infektiologische Aspekte, die für<br />

einen tätigen Chirurgen von Bedeutung sind. Evidenzbasierte<br />

Daten betreffend Antibiotikaprophylaxe bei proktologischen<br />

Eingriffen liegen nicht vor. Empfehlungen<br />

können deshalb nur auf Empirie und Vernunft basieren,<br />

entsprechend dem Leitsatz »so wenig wie nötig, so gezielt<br />

wie möglich«.<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Keimspektrum<br />

Das Spektrum kolonisierender Keime des distalen Rektums,<br />

des Analkanals, der perianalen und perinealen Hautareale<br />

beinhaltet typischerweise eine Mischflora (. Tab.<br />

<strong>2.</strong>2), und zwar<br />

4<br />

4<br />

4<br />

gramnegative Keime enterischen Ursprungs,<br />

Anaerobier,<br />

hautspezifische Keime.<br />

Daraus folgt, dass<br />

4 jede Antibiotikaprophylaxe und -therapie grundsätzlich<br />

gegen diese 3 Keimklassen gerichtet sein muss,<br />

4<br />

. Tab. <strong>2.</strong>2 Die häufigsten Keime, die beim Gesunden auf der<br />

Haut und in den Fäzes angetroffen werden und die eine Rolle<br />

in der Infektionsgenese bei proktologischen Eingriffen spielen<br />

können. Die in % angegebenen Zahlen entsprechen der Häufigkeit,<br />

mit der die Keime in verschiedenen Studien wiedergegeben<br />

werden (+ häufig, ± unregelmäßig, – selten). (Nach [12])<br />

Erreger Häufigkeit (%)<br />

Haut<br />

S. epidermidis<br />

S. aureus<br />

Streptococcus pyogenes<br />

Lactobacillus spp.<br />

Propionebacterium acnes<br />

Mycobacterium spp.<br />

Clostridium perfringens, tetani spp.<br />

Actinomyces bifidus et israelii<br />

Enterobakteriazeen<br />

Candida albicans et spp.<br />

Fäzes<br />

S. epidermidis<br />

S. aureus<br />

Streptococcus mitis et hominis<br />

Enterokokken<br />

Streptococcus pyogenes<br />

Streptococcus spp. (anaerob)<br />

Lactobacillus spp.<br />

Propionebacterium acnes<br />

Clostridium perfingens<br />

Clostridium tetani<br />

Clostridium spp.<br />

Eubacterium limosum<br />

Bifidobacterium<br />

E. coli<br />

Enterobacter spp.<br />

Klebsiella spp.<br />

Proteus spp.<br />

Pseudomonas aeruginosa<br />

Alcaligenes faecalis<br />

Haemophilus parainfluenzae<br />

Bacteroides fragilis<br />

Bacteroides melaninogenicus<br />

Bacteroides oralis<br />

Fusobacterium nucl. et necroph.<br />

Candida albicans<br />

Candida spp.<br />

Torulopsis glabrata<br />

nur im Spezialfall andere Erreger eine pathogenetische<br />

Rolle in der Infektionsgenese spielen, so etwa beim massiv<br />

Immunsupprimierten oder bei Bisswunden, wo die<br />

mundspezifische Flora mitberücksichtigt werden soll.<br />

21<br />

85–100<br />

5–25<br />

0–4<br />

55<br />

45–100<br />

+<br />

–<br />

–<br />

±<br />

1–15<br />

+<br />

30–50<br />

+<br />

100<br />

16<br />

+<br />

20–60<br />

6<br />

+<br />

25–35<br />

1–35<br />

5–25<br />

30–70<br />

100<br />

100<br />

40–80<br />

40–80<br />

5–55<br />

3–11<br />

+<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

1–3<br />

1–12<br />

+<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>3 Antibiotikaprophylaxe (ABP)<br />

Daten aus randomisierten und kontrollierten Studien, die<br />

sich mit der ABP in der proktologischen Chirurgie be-<br />

2

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