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J. Lange B. Mölle J. Girona Chirurgische Proktologie 2. Auflage

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1.7 · Defäkationsmechanismus<br />

Der innere Anteil stellt sich als »Tunneldilatator« dar,<br />

der den Rektumhals bei der Defäkation öffnet, der äußere<br />

hingegen ist ein »Tunnelkonstriktor« [10]. Der innere Teil<br />

des Hiatustunnels, Tunnelseptum genannt, ist von einer<br />

grau-weißen Membran ausgekleidet und grenzt ihn von<br />

der Membrana propria der intrahiatalen Organe ab [10].<br />

Das Septum bildet die Grenze zwischen willkürlichen und<br />

unwillkürlichen Muskelanteilen des Tunnels. Es stellt einen<br />

wichtigen Orientierungspunkt bei der Mobilisation der<br />

intrahiatalen Organe aus dem Levatortunnel dar, wie es<br />

z. B. beim Rektumkarzinom der Fall ist [11, 15, 16].<br />

1.5.4 Das Hiatusligament und seine Funktion<br />

Die Levatorenplatte ist mit den intrahiatalen Organen<br />

durch eine faszienartige Verdickung, die als Hiatusligament<br />

bezeichnet wird, verbunden [9, 10] (. Abb. 1.7,<br />

. Abb. 1.8). Es entspringt von der Innenkante der Levatorenplatte<br />

und fächert sich dann in mehrere Septen auf,<br />

die am oberen Rektumhals, dem Blasenhals und auch<br />

am oberen Vaginaanteil ansetzen. Nach vorn schließt das<br />

Ligament die Lücke zwischen den Ursprüngen der beiden<br />

Levatorschenkel, indem es das puboprostatische oder das<br />

pubovesikale Ligament bildet [9, 10].<br />

Das hiatale Ligament spielt eine wesentliche Rolle, indem<br />

es die Bewegungen der Levatorenplatte und der intrahiatalen<br />

Organe bei der Entleerung der jeweiligen Inhalte<br />

(Defäkation und Miktion) harmonisiert. Eine Subluxation<br />

des Hiatusligaments stört nicht nur den Evakuationsakt,<br />

sondern kann auch zum Prolaps der intrahiatalen Organe<br />

führen [6, 9, 17].<br />

1.6 M. puborectalis und die doppelte<br />

Sphinkterkontrollfunktion<br />

Der Puborektalis gibt in seinem Verlauf vom Ursprung an<br />

der Symphysis pubica nach hinten Muskelbündel an jedes<br />

intrahiatale Organ ab und bildet somit »individuelle« willkürliche<br />

Sphinkter für diese Organe (. Abb. 1.12) [10, 14].<br />

Aus ihm entspringt der äußere Sphincter urethrae, der tiefe<br />

Anteil des Sphincter ani externus bei beiden Geschlechtern<br />

sowie der vaginale Sphinkter bei der Frau und der prostatische<br />

beim Mann. Es zeigte sich, dass der M. puborectalis<br />

und der Sphincter ani externus profundus verschmolzen<br />

sind. Diesen gemeinsam gebildeten Muskel habe ich »top<br />

loop« genannt [2].<br />

Jedes intrahiatale Organ ist demzufolge mit einem<br />

doppelten willkürlichen Verschlussapparat ausgestattet:<br />

4 einem »individuellen« Organsphinkter, der spezifisch<br />

für dieses Organ ist und vom M. puborectalis stammt,<br />

und<br />

. Abb. 1.12 Darstellung der Sphinkteren, die aus dem M. puborectalis<br />

entspringen, der als »gemeinsamer« Sphinkter für alle intrahiatalen<br />

Strukturen fungiert. 1 M. puborectalis, 2 M. levator ani, 3 Vagina<br />

bzw. Prostata, 4 Urethra, 5 M. externus profundus. (Nach [10])<br />

4<br />

einem »gemeinsamen« Tunnelsphinkter, der auf alle<br />

intrahiatalen Organe wirkt und vom M. puborectalis<br />

selbst gebildet wird.<br />

Indem jedes einzelne Organ einen separaten Verschlussmuskel<br />

unter der Kontrolle eines gemeinsamen Sphinkters<br />

besitzt, ist nicht nur eine unabhängige Verschlussfunktion<br />

für das jeweilige Organ, sondern auch eine harmonische<br />

Funktion der Organe innerhalb des Levatortunnels gewährleistet<br />

[23, 24]. Außerdem garantiert der doppelte<br />

Verschlussmechanismus jedes Organs den Erhalt der<br />

Funktion für den Fall, dass einer der beiden Sphinkteren<br />

ausfällt bzw. beschädigt wird. Eine Verletzung eines der<br />

beiden Verschlussmuskeln führt nicht zur Inkontinez des<br />

betroffenen Organs. Solange nicht beide, der »individuelle«<br />

und der »gemeinsame« Muskel zerstört werden, kann<br />

die Kontinenz vom jeweils anderen aufrechterhalten werden<br />

[10, 14, 16, 23].<br />

1.7 Defäkationsmechanismus<br />

1.7.1 Defäkationsmuskeln<br />

Die Muskeln, die auf die Funktion des Rektumhalses einen<br />

Einfluss haben, sind<br />

4 Sphincter ani internus,<br />

4 Sphincter ani externus,<br />

4 M. puborectalis,<br />

4 M. levator ani,<br />

4 M. longitudinalis.<br />

Der äußere und der innere Analsphinkter sind zusammen<br />

mit dem M. puborectalis die Kontinenzmuskeln. Ihre Rolle<br />

während des Stuhlgangs besteht darin, durch ihre Kontraktion<br />

den Stuhlvorgang zu unterbrechen oder zu beenden<br />

[2, 24]. Auf der anderen Seite sind der M. levator ani<br />

11<br />

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