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J. Lange B. Mölle J. Girona Chirurgische Proktologie 2. Auflage

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1.5 · Funktion des Levatorhiatus und des Levatortunnels<br />

a b c d<br />

. Abb. 1.10a–d Die unterschiedlichen Muster der Schenkel des M. levator ani. a Klassisches Muster, b und c Überlappung der Schenkel,<br />

d Überschneidung der Schenkel<br />

Baumuster der Levatorenschenkel und der Raphe rectococcygealis<br />

erklärt werden kann [26]. Beide Elemente spielen<br />

eine wichtige Rolle bei der Befestigung des Rektumhalses<br />

und verhindern die Entstehung eines Rektumvorfalls<br />

[6, 9, 10].<br />

Ein Überkreuzen der Levatorschenkel (. Abb. 1.10)<br />

sowie ein dreifach überlappendes Muster des Muskels<br />

können verhindern, dass sich der Hiatus vollständig aufweitet,<br />

wie es für den Stuhlgang notwendig wäre (. Abb.<br />

1.9). Um ein vollständiges Öffnen des Analkanals zu erreichen,<br />

ist konsequenterweise ein stärkeres Pressen notwendig.<br />

Weitere mögliche Gründe für chronisches Pressen<br />

sind Pressen aus beruflichen Gründen, Verlust des Muskeltonus<br />

aufgrund einer behindernden Erkrankung oder<br />

Senilität oder aber ein erhöhter intraabdomineller Druck<br />

durch stark verfettete Eingeweide bei adipösen oder kurzstämmig<br />

gebauten Individuen.<br />

Bei der Defäkation wird unter normalen physiologischen<br />

Bedingungen die Hauptlast des erhöhten intraabdominellen<br />

Drucks beim Pressen durch die Levatorenplatte<br />

und insbesonders durch ihre rektokokzygeale Raphe, die<br />

den widerstandsfähigsten Teil darstellt, getragen [2, 26].<br />

Durch den Druck der Beckeneingeweide wird der Levator-<br />

Hiatus, der fest mit der Levatorenplatte durch das hiatale<br />

Ligament verbunden ist, verschlossen. Durch seine Befestigung<br />

am oberen Rektumhals (Analkanal) bleibt zusätzlich<br />

der Beckenboden dicht verschlossen und verhindert<br />

damit einen intraabdominalen Druckverlust entlang des<br />

Rektumshalses [26] (. Abb. 1.11a).<br />

Ein Druckanstieg über diese Grenzen hinaus, wie beim<br />

chronischen Pressen, belastet vornehmlich die Raphe rectococcygealis<br />

sowie das hiatale Ligament und den Levator-<br />

Hiatus selbst [2, 26]. Die Raphe rectococcygealis und das<br />

hiatale Ligament, beide von sehniger Struktur, werden<br />

überdehnt und dadurch subluxiert. Folglich sinkt die Levatorplatte<br />

ab, was zusätzlich zu einer Subluxation der Aufhängungsschlinge<br />

führt (. Abb. 1.11b).<br />

Bei kontinuierlich erhöhtem intraabdominellem Druck<br />

nimmt die durchhängende Levatorplatte eine zunehmend<br />

vertikal gerichtete Position ein. Dadurch wird der Hiatus<br />

des Levator stark erweitert und abgesenkt, sodass ein Großteil<br />

des Rektumhalses oberhalb davon zu liegen kommt.<br />

Beim Pressen während des Stuhlgangs ist die Kontraktion<br />

sowohl der durchhängenden Levatorenplatte als auch der<br />

subluxierten Aufhängungsschlinge zu schwach, um eine<br />

Öffnung des Rektumhalses für die absteigenden Stuhlmassen<br />

zu bewirken.<br />

Das lässt sich während der digitalen rektalen Untersuchung<br />

nachweisen, wobei sich der Rektumhals beim Pressen<br />

nicht aufweitet. Der erhöhte intraabdominelle Druck<br />

während der Defäkation wird direkt durch den abnormal<br />

erweiterten Hiatus auf den Rektumhals übertragen und<br />

führt zu einer Obstruktion mit Erhöhung des Analdrucks<br />

(. Abb. 1.11c) [27].<br />

Weitere Folgen der distalen Obstruktion sind<br />

4 eine Atrophie der Levatorplatte, mit Abschwächung<br />

ihrer Kontraktion und<br />

4 der Verlust des hohen intraabdominellen Drucks<br />

durch den erweiterten Levator-Hiatus.<br />

Die Stuhlmassen werden folglich im oberen Teil des Rektumhalses<br />

blockiert. Der Obstruktion folgt ein stärkeres<br />

Pressen, um den Stuhl auszutreiben. Da der Rektumhals<br />

sich nicht öffnet, kommt es zu einer Zunahme der Obstruktion<br />

[3, 4] und möglicherweise zur rektoanalen Intussuszeption<br />

bzw. zum Rektumprolaps.<br />

Die Untersuchten klagten schon lange vor Beginn des<br />

Syndroms über starkes Pressen während der Defäkation,<br />

9<br />

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