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J. Lange B. Mölle J. Girona Chirurgische Proktologie 2. Auflage

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1.2 · »Anogenitaler Muskel«<br />

a b<br />

. Abb. 1.3a,b Mechanismus des willkürlichen Inhibitionsreflexes,<br />

der dem Stuhldrang entgegenwirkt [3]. a Detrusorkontraktion und<br />

fehlende Relaxation des internen Sphinkters aufgrund der willkürlichen<br />

Kontraktion des externen Sphinkters. b Reflektorische Detrusorrelaxation<br />

aufgrund fehlender Relaxation des internen Sphinkters<br />

– willkürlicher Inhibitionsreflex<br />

Schritt bei der Behandlung der Stuhlinkontinenz dar [4]<br />

(7 Kap. 8.9.13).<br />

Willkürliche mechanische Aktion<br />

Neben dem willkürlichen Inhibitionsreflex wird der Rektumhals<br />

durch die Kontraktion des externen Sphinkters<br />

fest verschlossen. Da es sich um einen quergestreiften<br />

Muskel handelt, kann er sich nicht dauernd kontrahieren,<br />

um eine Kontinenz zu gewährleisten. Diese mechanische<br />

Kompression ist nur vorübergehend möglich (40–60 s)<br />

und dient dazu, den Rektumhals bis zu dem Zeitpunkt zu<br />

verschließen, an dem der Detrusor aufgrund des Inhibitionsreflexes<br />

erschlafft.<br />

1.1.2 Stressdefäkation<br />

Wenn eine Schädigung des inneren Sphinkters vorliegt, ist<br />

der willkürliche Inhibitionsreflex aufgehoben. Die willkürliche<br />

Kontinenz wird nur noch durch die mechanische<br />

Kompression des externen Sphinkters gewährleistet [3].<br />

Die Detrusorkontraktion setzt sich trotz des angespannten<br />

externen Analsphinkters so lange fort, bis dieser schließlich<br />

ermüdet und dann der Detrusor recti zur Stuhlentleerung<br />

führt (. Abb. 1.4). Aus diesem Grund sollte im Falle eines<br />

defekten Internus schon beim ersten Stuhldrang eine Defäkation<br />

angestrebt werden. Diesen Zustand, den ich »Stressdefäkation«<br />

genannt habe [25], wird bei Patienten beobachtet,<br />

die eine interne Sphinkterotomie aufgrund einer<br />

Analfissur erhielten. Das könnte auch erklären, warum die<br />

Stuhl- und Gaskontrolle nach einer Sphinkterotomie beeinträchtigt<br />

ist.<br />

a b<br />

. Abb. 1.4a,b Mechanismus der Stressdefäkation. a Detrusoraktion<br />

mit Kontraktion des externen Sphinkters, wenn der innere Analsphinkter<br />

beschädigt ist. b Der Detrusor bleibt kontrahiert aufgrund<br />

der fehlenden Hemmung durch den beschädigten internen Sphinkter.<br />

Folglich ermüdet der externe Analsphinkter, und die Defäkation<br />

lässt sich nicht mehr aufhalten. (Nach [25])<br />

1.1.3 Single-loop-Kontinenz<br />

Aufgrund der separaten Anordnung und der individuellen,<br />

bilateralen Innervierung der 3 externen Sphinkterschlingen<br />

kann jede einzelne als Verschlussmuskel fungieren [3]. Die<br />

Kontinenzleistung des externen Sphinkters muss nicht unbedingt<br />

durch alle 3 Anteile erfolgen, sondern kann auch durch<br />

die Kontraktion einer einzelnen Schlinge erreicht werden.<br />

Dies stellt die Grundlage der »Single-loop-Kontinenz« dar<br />

[3]. Bei der Kontraktion einer einzelnen Schlinge wird die<br />

Kontinenzfunktion sowohl durch den willkürlichen Inhibitionsreflex<br />

als auch durch den mechanischen Verschluss gewährleistet.<br />

Die Kontraktion einer einzelnen Schlinge bewirkt<br />

zusätzlich ein Abknicken des Rektumhalses, welche die<br />

Kontinenzleistung signifikant verstärkt [2].<br />

1.2 »Anogenitaler Muskel«<br />

Eine neue Studie hat gezeigt, dass sich die basale (untere)<br />

Schlinge des Sphincter ani externus ohne Unterbrechung<br />

entlang des Perineums bis zum Bulbus penis fortsetzt und<br />

dann in den Musculus bulbocavernosus übergeht [25]. In<br />

Bezug auf ihre Lage zum Bulbus werden 3 Faseranteile unterschieden:<br />

1 medianer und 2 laterale Anteile (. Abb. 1.5).<br />

Die medianen Faseranteile bilden den M. retractor<br />

penis, der an den Corpora cavernosa inseriert, die lateralen<br />

Anteile hingegen bilden den M. compressor bulbae und<br />

inserieren an der Perinealmembran. Wird die Glans penis<br />

stimuliert, kontrahieren sich der externe Sphincter ani und<br />

der M. bulbocavernosus synchron mit ähnlicher Latenzzeit<br />

und ähnlichem Aktionspotenzial [25]. Der M. bulbocavernosus<br />

ist Bestandteil des externen Analsphinkters,<br />

und beide Anteile werden korrekterweise als »anogenitaler<br />

5<br />

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