Der Mittelgäubach - Kanton Solothurn
Der Mittelgäubach - Kanton Solothurn
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<strong>Der</strong> <strong>Mittelgäubach</strong><br />
Entdeckungsreisen dem Bach entlang
2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Künstlich – naturnah – natürlich:<br />
Ein Bach in Etappen ........................... 4<br />
Wie und wieso das Graben- und<br />
Bachsystem im Mittelgäu entstand .... 6<br />
Informationen zum Wandern<br />
und Velofahren. ................................. 8<br />
Lehrpfade: Informationen zur<br />
Natur am Bach ................................... 9<br />
Oensingen ....................................... 10<br />
Kestenholz ....................................... 12<br />
Niederbuchsiten ............................... 14<br />
Neuendorf ....................................... 16<br />
Härkingen ........................................ 18<br />
Boningen ......................................... 20<br />
Gunzgen .......................................... 22<br />
Kappel ............................................. 24<br />
Rickenbach ...................................... 26<br />
Wangen .......................................... 28<br />
Olten ............................................... 30<br />
Impressum<br />
Herausgeberin: <strong>Mittelgäubach</strong>-Kommission<br />
Texte: Gemeinden und Fachstellen des <strong>Kanton</strong>s<br />
Gestaltung: Bruckert/Wüthrich, Olten<br />
Bilder: Gemeinden, Bruckert/Wüthrich<br />
Litho: click-it AG<br />
Kartengrundlage: LK 1:25’000, reproduziert mit<br />
Bewilligung von swisstopo (BM082258)
Begrüssung<br />
Urs Kissling<br />
Präsident<br />
<strong>Mittelgäubach</strong>-<br />
Kommission<br />
Ein spezielles Gewässer ist er<br />
schon, der <strong>Mittelgäubach</strong> von Oensingen<br />
bis Olten. Sein Ursprung ist die<br />
Dünnern in der felsigen Klus zwischen<br />
Oensingen und Balsthal. Sein Ende ist<br />
wiederum die Dünnern vor den Toren<br />
der Stadt Olten. Dazwischen hat er verschiedene<br />
Namen wie «Chrebskanal»,<br />
«<strong>Mittelgäubach</strong>», «Boningerbach»,<br />
«Gheidgraben».<br />
Er ist so unterschiedlich in so kurzer Abfolge<br />
wie kaum ein anderes Gewässer.<br />
Das macht ihn auch so speziell und ist für<br />
die Mitglieder der <strong>Mittelgäubach</strong>-Kommission<br />
der Anlass, Ihnen, liebe Leserin,<br />
lieber Leser, dieses bekannte und doch so<br />
unbekannte Gewässer näher vorzustellen.<br />
Stets in der Hoffnung, Sie zu motivieren,<br />
zu Fuss oder mit dem Velo diesen Bach zu<br />
erkunden; vielleicht verbunden mit einem<br />
Picknick an einer lauschigen Stelle am<br />
Bach oder mit einem guten Essen in einem<br />
der vielen ausgezeichneten Restaurants<br />
der elf Anliegergemeinden. In diesem<br />
Sinne wünscht Ihnen die <strong>Mittelgäubach</strong>-<br />
Kommission viel Freude beim Durchstöbern<br />
der Broschüre und beim Erkunden<br />
dieses interessanten Gewässersystems.<br />
3
EINFüHRUNG INS THEMA<br />
4<br />
Künstlich – naturnah – natürlich:<br />
Ein Bach in Etappen<br />
Fliessgewässer gehören zu den anziehendsten<br />
Landschaftsteilen. Sie prägen<br />
die Talräume und ermöglichen ein reichhaltiges<br />
Leben in der Natur. <strong>Der</strong> <strong>Mittelgäubach</strong><br />
ist ein aussergewöhnlicher<br />
Bach. Es gibt im <strong>Kanton</strong> <strong>Solothurn</strong> kein<br />
vergleichbares künstliches Gewässer,<br />
welches auf einer so langen Strecke mit<br />
so wenig Gefälle so naturnah fliesst.<br />
Künstlich, naturnah, natürlich?<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mittelgäubach</strong> ist künstlich, weil<br />
er als Abzweiger der Dünnern in einem<br />
vom Menschen angelegten Bachbett<br />
fliesst. Er ist ursprünglich als Be- und<br />
Entwässerungsgraben erstellt worden.<br />
Künstlich sind der Anfang des <strong>Mittelgäubach</strong>es<br />
ab der Dünnern in Oensingen<br />
bis südlich der Autobahn A1<br />
und das Ende vom Gheid bis nahe an<br />
die Dünnern in Olten. Auf diesen Abschnitten<br />
ist der Bach eingedolt. Künstlich<br />
oder stark beeinträchtigt sind<br />
Abschnitte, wo der <strong>Mittelgäubach</strong> verbaut<br />
ist oder kein typischer Uferbewuchs<br />
mit Bäumen, Sträuchern, Kräutern<br />
oder Gräsern vorhanden ist.<br />
Naturnah sind einzelne Gewässerabschnitte,<br />
wo die Sohle kiesig (nicht verbaut)<br />
und der Uferbewuchs gewässergerecht<br />
ist (mit Hochstauden, Kräutern<br />
und Gräsern, Ufergehölz).<br />
Natürlich ist der <strong>Mittelgäubach</strong> nicht,<br />
denn er dient jeder Gemeinde als Entwässerungsbauwerk<br />
für das Regenwasser,<br />
und es bestehen diverse Entlastungsleitungen<br />
in die Dünnern. Zudem<br />
kann der Bach nicht dort durch die<br />
Landschaft fliessen, wo es ihm passt.<br />
Da die heutige Landschaft fast zu hundert<br />
Prozent vom Menschen geprägt<br />
ist, gibt es auch keine Flecken, die als<br />
natürlich bezeichnet werden können.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mittelgäubach</strong> in Etappen<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mittelgäubach</strong> zweigt nach dem Bad<br />
Klus in Oensingen ab und fliesst eingedolt<br />
unter dem Dorf Oensingen hindurch.<br />
Beim Zeughaus in Oensingen biegt er<br />
nach Süden ab, unterquert die Eisenbahn,<br />
die Hauptstrasse (Oensingen–Kestenholz)<br />
östlich der Schulanlage Bechburg,<br />
die Dünnern sowie die Autobahn A1<br />
und fliesst ab dem Gebiet Wiler offen<br />
durch die Windschutzhecke. Die Sohle<br />
ist hier weitgehend verbaut. Erst nach<br />
der Grenze zu Kestenholz in Richtung<br />
Matte ist der <strong>Mittelgäubach</strong> ein naturnahes<br />
Gewässer. Bei der Brücke der Zufahrt<br />
zum «Mattenhof» zweigt der Chrebskanal<br />
ab. <strong>Der</strong> <strong>Mittelgäubach</strong> fliesst nach<br />
zwei starken Biegungen durch Kestenholz.<br />
Hier ist der Bach durch die menschliche<br />
Siedlung und die entsprechende<br />
Nutzung mit Gärten geprägt. Nach Kestenholz<br />
biegt der <strong>Mittelgäubach</strong> in<br />
Niederbuchsiten nach Norden ab und
vereinigt sich wieder mit dem Chrebskanal.<br />
<strong>Der</strong> Bach fliesst nicht durch den<br />
Dorfkern von Niederbuchsiten, sondern<br />
südlich davon. An der Grenze zu Neuendorf<br />
fliesst er wieder Richtung Norden<br />
bis zum «Chäppelihof». Dort biegt der<br />
<strong>Mittelgäubach</strong> rechtwinklig ab und<br />
fliesst vorerst nördlich von Neuendorf<br />
durch, bis er beim Restaurant Ochsen<br />
den Dorfkern erreicht und von dort entlang<br />
der Hauptstrasse nach Härkingen<br />
kommt. Im Siedlungsgebiet von Neuendorf<br />
ist der Bach teilweise stark verbaut,<br />
ausserhalb wenig beeinträchtigt. Diese<br />
Situation ändert sich erst bei der Kirche<br />
von Härkingen. Dort zweigt der Boningerbach<br />
ab. Beide Gewässer sind ab hier<br />
ein Stück weit eingedolt. Ab der Verbindungsstrasse<br />
in Richtung Autobahn<br />
fliesst der <strong>Mittelgäubach</strong> wieder offen.<br />
Auf dem Weg nach Gunzgen unterquert<br />
er die Autobahn. Er ist auf diesem Abschnitt<br />
von Ufergehölzen geprägt. In<br />
Gunzgen fliesst er nördlich des Dorfes<br />
durch. Ausgangs Gunzgen, von der Abzweigung<br />
des Chaltbaches an, folgt eine<br />
der schönsten Gewässerabschnitte des<br />
<strong>Mittelgäubach</strong>es bis nach Kappel. Durch<br />
Kappel ist der Bach auf vielen Abschnitten<br />
aufgewertet (revitalisiert) worden.<br />
Nach Kappel zieht er am Fuss des Born-<br />
Nordhanges weiter Richtung Rickenbach.<br />
Vor der «Huppergrube» ändert er<br />
bei der «Entlastung <strong>Mittelgäubach</strong>» seinen<br />
Namen und fliesst als «Gheidgraben»<br />
in Richtung Wangen. Hier wechseln<br />
sich Abschnitte mit Ufergehölz und<br />
Abschnitte mit angrenzendem Wiesland<br />
ab. In Olten beginnt ein längerer Abschnitt,<br />
wo Uferbestockung den Gheidgraben<br />
säumt, bevor der Bach scharf<br />
nach Norden abbiegt und mitten im<br />
Gheid im Boden verschwindet. Im Gehölz<br />
vor der Dünnern tritt er westlich<br />
des Zivilschutzzentrums wieder aus dem<br />
Boden und mündet in die Dünnern.<br />
Bild 1: Künstlicher Bachabschnitt (mit<br />
Uferverbauung)<br />
Bild 2: Naturnaher Bachabschnitt (mit<br />
standorttypischer Ufervegetation)<br />
1<br />
2<br />
5
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE UND TECHNISCHE ERLäUTERUNGEN<br />
6<br />
Wie und wieso das Graben- und<br />
Bachsystem im Mittelgäu entstand<br />
Vor 100 Jahren<br />
Vor der Dünnernkorrektion, Ende der<br />
Zwanziger-, Anfang der Dreissigerjahre,<br />
bestanden im Gäu eine Vielzahl von<br />
Bächlein und Gräben (siehe Karte S. 7).<br />
Teilweise waren diese natürlich aus<br />
Grundwasseraufstössen oder Quellen<br />
entstanden, teilweise wurden sie aber<br />
auch künstlich erstellt für die Landwirtschaft.<br />
Einige der Gräben entstanden<br />
für die Bewässerung. Diese verliefen<br />
eher an höheren Lagen, und das<br />
Wasser konnte so in die tiefer liegenden<br />
Felder geleitet werden. Ein anderer<br />
Teil der Gerinne diente der Entwässerung.<br />
Diese verliefen eher in den Ebenen.<br />
Mit der Dünnernkorrektion wurde<br />
der Grundwasserspiegel abgesenkt.<br />
Dadurch verschwanden viele natürliche<br />
Bächlein oder Gerinne. Sie wurden von<br />
der Landwirtschaft eingeebnet. Die<br />
Be- und Entwässerungsgräben blieben<br />
jedoch noch erhalten. Mit der Industri-<br />
alisierung des Gäus und der Technisierung<br />
der Landwirtschaft verschwand<br />
bald auch ein weiterer Teil der Be- und<br />
Entwässerungssysteme. Nur die Bäche<br />
mit Dorfbachcharakter und einige<br />
wenige Gräben sind erhalten geblieben<br />
und zu einem Verbundsystem von<br />
Bächen zusammengesetzt worden. So<br />
hat sich der <strong>Mittelgäubach</strong> mit seinen<br />
verschiedenen Namen entwickelt. 1987<br />
ist der letzte Bachteil des heutigen Systems,<br />
von der Huppergrube bei Rickenbach<br />
bis nach Wangen, durch die drei<br />
Gemeinden Rickenbach, Wangen und<br />
Olten wieder erstellt worden.<br />
Heutiger Nutzen des Baches<br />
Technisch dient heute der gesamte <strong>Mittelgäubach</strong><br />
jeder Gemeinde als Entwässerungsbauwerk<br />
für das Regenwasser.<br />
So können grosse Wassermengen aus<br />
Regenereignissen von den Kläranlagen<br />
ferngehalten werden. Damit keine<br />
überschwemmungen im Siedlungsgebiet<br />
vorkommen, bestehen diverse Entlastungsleitungen<br />
in die Dünnern. <strong>Der</strong><br />
Bach funktioniert also als Trennsystemteil<br />
bei der Wasserentsorgung der<br />
Gemeinde. Zwischen Oensingen und<br />
Kestenholz sowie in Wangen, an der<br />
Neumattstrasse, hat das kantonale Amt<br />
für Umwelt (AfU) je eine Messstation<br />
erstellt. Im Internet können unter<br />
www.afu.so.ch/wasserdaten die aktuellen<br />
Wassermengen abgerufen werden.<br />
So kann das AfU<br />
vom Büro aus<br />
feststellen, ob genügend<br />
Wasser<br />
vorhanden ist.<br />
Ein weiterer wichtiger Nutzen ist der<br />
natürliche Wasserkreislauf und der Lebensraum<br />
für viele Tiere und Pflanzen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch nutzt solche «Biosphären»<br />
gerne zu seiner Erholung, sei es bei
Bild 1: Messstation zwischen Oensingen<br />
und Kestenholz, die vom kantonalen Amt<br />
für Umwelt erstellt und betrieben wird. In<br />
den Karten sind die Messstationen<br />
mit diesem Zeichen eingetragen: w<br />
einem Spaziergang oder einer Velotour.<br />
Naturnahe Bachläufe mit ihren Hecken<br />
und Bäumen sind auch stark prägende<br />
Siedlungselemente und erhöhen die<br />
Lebensqualität der Anwohner und Anwohnerinnen<br />
sowie der Nutzniesser<br />
und Nutzniesserinnen. Solche «Oasen»<br />
bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit.<br />
1<br />
Dünnern<br />
Vor der Dünnernkorrektion<br />
bestanden im Gäu eine Vielzahl<br />
von Bächlein und Gräben.<br />
7
SERVICE<br />
8<br />
Informationen zum Wandern<br />
und Velofahren im Mittelgäu<br />
Empfohlene Tour<br />
Die Tour ist so angelegt, dass möglichst<br />
viele interessante Orte am Bach<br />
besucht und alle Formen des <strong>Mittelgäubach</strong>es<br />
besichtigt werden können.<br />
Zudem sind in den Karten Zufahrten<br />
zu weiteren Orten eingetragen, deren<br />
Besuch sich lohnt.<br />
Einige Wege sind nicht befestigt und<br />
nur mit etwas übung mit dem Velo<br />
zu befahren. Bitte nehmen Sie dabei<br />
Rücksicht auf Fussgängerinnen und<br />
Fussgänger, und befahren Sie keine<br />
Wiesen.<br />
Signalisierte Velorouten<br />
In den Karten sind auch die signalisierten<br />
nationalen und regionalen Velorouten<br />
eingetragen (siehe Bild). So<br />
können Sie auf attraktiven Wegen zum<br />
Bach fahren oder Ihren Bachbesuch mit<br />
einer längeren Velotour kombinieren.<br />
Signalisierte Wanderwege<br />
Die gelb markierten Wanderwege sind<br />
ebenfalls in den Karten dargestellt.<br />
Somit können Sie auch zu Fuss auf den<br />
schönsten Wegen zum und am Bach<br />
durchs Mittelgäu wandern – oder sogar<br />
in die Jurahöhen steigen, um den<br />
ganzen Bachverlauf zu überblicken.<br />
Zeichenerklärungen<br />
w<br />
<strong>Mittelgäubach</strong>, oberirdisch<br />
<strong>Mittelgäubach</strong>, eingedolt<br />
Wasser-Messstation<br />
Empfohlene Tour<br />
Zufahrt zu interessanten<br />
Bachsichten<br />
<strong>Kanton</strong>ale Wanderwege<br />
Signalisierte Velorouten:<br />
Mittelland-Route<br />
Aare-Route<br />
Jurasüdfuss-Route<br />
Passwang–Oberaargau-Route
Lehrpfade: Informationen<br />
zur Natur am Bach<br />
Was war das für ein blauer Vogel?<br />
Was ist das für ein Baum?<br />
Wer lebt in diesem Tümpel?<br />
Antworten auf solche Fragen und viel<br />
Spannendes zur Funktion und Entstehung<br />
der Gewässer finden Sie auf den<br />
Infotafeln der Lehrpfade, die in einigen<br />
Gemeinden entlang des <strong>Mittelgäubach</strong>es<br />
aufgestellt worden sind.<br />
Naturschutzgebiete<br />
Bitte beachten Sie, dass ein paar besonders<br />
wertvolle Gebiete, die der Bach<br />
durchfliesst, unter Naturschutz stehen.<br />
Hier geniesst die Natur Vortritt!<br />
1 2 3<br />
Bild 1 und 2: Lehrpfad in Kestenholz<br />
Bild 3: Lehrpfad in Kappel<br />
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