Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...
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Im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />
Wir stellen die ökologische Durchgängigkeit an<br />
B<strong>und</strong>eswasserstraßen wieder her<br />
von Dietmar Michaelis, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />
Viele Fische müssen beim Anblick vorbeifahrender<br />
Schiffe vor Neid erblassen. Wurde doch für die<br />
Schiffe so viel getan ihre Reise so sicher <strong>und</strong> leicht<br />
wie möglich zu machen. Dort, wo Stauanlagen von<br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtverwaltung des B<strong>und</strong>es<br />
(WSV) geschaffen wurden, ist für die Schifffahrt die<br />
Möglichkeit gegeben diese mit Hilfe von Schleusen zu<br />
überwinden.<br />
Fische hingegen bleiben oftmals am ersten dieser für<br />
sie unüberwindbaren Hindernisse zurück <strong>und</strong> können<br />
nicht wie Schiffe ihren Zielort erreichen. Spätestens seit<br />
dem Jahr 2000 besteht nun für Fische die berechtigte<br />
Hoffnung, dass nachfolgende Generationen wieder<br />
ungehindert durch die Gewässer wandern können.<br />
Mit dem Inkrafttreten der EG <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(WRRL) im Jahr 2000 besteht unter anderem die<br />
Verpflichtung, die Durchgängigkeit an Gewässern zu<br />
erhalten bzw. wieder herzustellen, z. B. damit Fische<br />
ungestört in den Gewässern wandern können. Damit<br />
soll ein artenreicher, ges<strong>und</strong>er <strong>und</strong> nachhaltiger Fischbesatz<br />
in den Flüssen erreicht werden. Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
stellen für viele Arten die einzige Zuwegung<br />
zu den sich immer mehr verzweigenden Zuflüssen dar.<br />
Daher kommt der Durchgängigkeit der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
eine besondere Bedeutung zu.<br />
Mit Inkrafttreten des neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes<br />
im März <strong>2010</strong> wurde festgelegt, dass die WSV an den<br />
eigens errichteten <strong>und</strong> betriebenen Stauanlagen der<br />
B<strong>und</strong>eswasserstraßen, die erforderlichen Maßnahmen<br />
zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit hoheitlich<br />
durchführt.<br />
B<strong>und</strong>esweit wird derzeit der Handlungsbedarf an 253<br />
in Frage kommenden Staustufen, davon 4 im Bezirk<br />
der WSD <strong>Nord</strong>,untersucht. Es ist absehbar, dass nur<br />
wenige davon den fischökologischen Anforderungen<br />
genügen.<br />
Da nicht alle Staustufen gleichzeitig angepasst werden<br />
können, wird ein Priorisierungskonzept erstellt.<br />
Dieser Plan legt fest, wie die WSV diese umfangreiche<br />
Aufgabe bewältigen kann.<br />
Die B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e (BfG) hat uns<br />
im August <strong>2010</strong> ihre fachlichen Empfehlungen, wie<br />
dringend die Herstellung der Durchgängigkeit aus<br />
fischökologischer Sicht ist, bereit gestellt.<br />
Vorausgegangen war die Schaffung einer Daten- <strong>und</strong><br />
Informationsbasis zu den Querbauwerken, wie z. B.<br />
Schleusen <strong>und</strong> Wehre, der WSV, zu denen wir für<br />
unseren Bezirk umfangreiche Daten beigesteuert haben.<br />
Im Jahr 2011 soll nach weitergehenden Untersuchungen<br />
festgelegt werden, welche Maßnahmen wir<br />
durchführen werden <strong>und</strong> wann dies geschehen wird.<br />
Den Fischen im Bezirk der WSD <strong>Nord</strong> geht es, zumindest<br />
was das Wandern angeht, verhältnismäßig gut.<br />
Liegt der geographische Schwerpunkt unserer Aufgaben<br />
doch im Bereich der seewärtigen Zufahrten zu den<br />
Häfen, die für die Fische barrierefrei sind.<br />
Bei der Verbindung zu den Binnenwasserstraßen tun<br />
sich vereinzelt Querbauwerke auf, die es zu überwinden<br />
gilt. So werden in der WSD <strong>Nord</strong> vier Querbauwerke<br />
identifiziert, die hinsichtlich der Durchgängigkeit<br />
zu untersuchen sind. Sie befinden sich in der<br />
Warnow <strong>und</strong> in der Eider.<br />
Abb. 1: Anzahl der Staustufen mit Angabe der fischökologischen<br />
Dringlichkeit in den <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong>en<br />
der WSV (BfG)<br />
Abb. 2: Mühlendammwehr in der Warnow<br />
(Quelle: WSA Strals<strong>und</strong>)<br />
Warnow<br />
Das Mühlendammwehr in Rostock regelt bei Bedarf<br />
den <strong>Wasser</strong>stand der Warnow. Es trennt den seewärtigen<br />
Teil der Warnow von dem über 140 km langen<br />
Fließgewässer in Mecklenburg-Vorpommern. Oberhalb<br />
des Wehres befinden sich mehrere Seen. Ferner<br />
gibt es Durchbruchstäler, in denen die Warnow<br />
<strong>und</strong> einige Zuflüsse für das Tiefland vergleichsweise<br />
hohe Fließgeschwindigkeiten erreichen. Die Seen<br />
stellen wichtige Aallebensräume dar, während die<br />
Durchbruchstäler z. B. für die Meerforellen geeignete<br />
Vermehrungsgebiete darstellen. Die Meerforelle ist<br />
auf eine ungehinderte Wanderung zwischen ihrem<br />
Lebensraum in der Ostsee <strong>und</strong> dem Laichgebiet in der<br />
Warnow angewiesen. Sofern durch das Wehr keine<br />
ausreichenden Wandermöglichkeiten bestehen, wird<br />
hier ggf. eine Fischtreppe gebaut.<br />
Eider<br />
Die Eider ist mit einer Länge von 188 km der längste<br />
Fluss Schleswig–Holsteins. Getrennt durch den <strong>Nord</strong>-<br />
Ostsee-Kanal teilt sich die Eider in den Oberlauf <strong>und</strong><br />
den Unterlauf.<br />
Der Oberlauf der Eider mündet, nachdem mehrere<br />
Seen durchflossen werden, über den Achterwehrer<br />
Schifffahrtskanal (ASK) <strong>und</strong> die Staustufe Strohbrück<br />
in den NOK. In dieser Staustufe befindet sich zur Zeit<br />
lediglich eine Aalleiter. Die Eider weist in ihrem Oberlauf<br />
einige für Meerforellen <strong>und</strong> Neunaugen gut zur<br />
Vermehrung geeignete Flussstrecken auf. Die Durchgängigkeit<br />
kann hier durch eine Sohlgleite vom ASK in<br />
den Flemhuder See hergestellt werden.<br />
Um einen besseren Schutz der Eiderniederung zwischen<br />
<strong>Nord</strong>feld <strong>und</strong> Rendsburg vor Sturmfluten zu<br />
gewährleisten <strong>und</strong> die Vorflut des Gebietes zu verbessern,<br />
wurden 1936 im Unterlauf der Eider zwei Staustufen<br />
in <strong>Nord</strong>feld <strong>und</strong> Lexfähr (das Entwässerungssiel<br />
in Lexfähr befindet sich nicht im Eigentum der WSV)<br />
errichtet.<br />
Abb. 3: Eider oberhalb der Staustufe Strohbrück<br />
(Quelle: L. Peers)<br />
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Die staugeregelten Abschnitte der Eider haben nur<br />
eine geringe Bedeutung für wandernde Fischbestände.<br />
Hier können ggf. bereits Änderungen im Betrieb der<br />
Durchlässe den entscheidenden Beitrag zur Herstellung<br />
der Durchgängigkeit leisten.<br />
Auch wenn es sich also um eine überschaubare Anzahl<br />
an Querbauwerken im Bezirk der WSD <strong>Nord</strong> handelt,<br />
ändert dies nichts an der Bedeutung der Umsetzung<br />
für die einzelnen Flusseinheiten. Durch die neue gesetzliche<br />
Verpflichtung zur Herstellung der Durchgängigkeit<br />
an den B<strong>und</strong>eswasserstraßen übernehmen wir<br />
damit zusätzlich eine aktive Rolle bei der Umsetzung<br />
der WRRL. Die erweiterten <strong>und</strong> neuen gesetzlichen<br />
Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der<br />
WRRL erhöhen den Handlungsspielraum, unsere Fachkompetenzen<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten aktiv für ökologische<br />
Belange einzusetzen.