18.01.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...

Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...

Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

30<br />

Im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />

Wir stellen die ökologische Durchgängigkeit an<br />

B<strong>und</strong>eswasserstraßen wieder her<br />

von Dietmar Michaelis, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />

Viele Fische müssen beim Anblick vorbeifahrender<br />

Schiffe vor Neid erblassen. Wurde doch für die<br />

Schiffe so viel getan ihre Reise so sicher <strong>und</strong> leicht<br />

wie möglich zu machen. Dort, wo Stauanlagen von<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtverwaltung des B<strong>und</strong>es<br />

(WSV) geschaffen wurden, ist für die Schifffahrt die<br />

Möglichkeit gegeben diese mit Hilfe von Schleusen zu<br />

überwinden.<br />

Fische hingegen bleiben oftmals am ersten dieser für<br />

sie unüberwindbaren Hindernisse zurück <strong>und</strong> können<br />

nicht wie Schiffe ihren Zielort erreichen. Spätestens seit<br />

dem Jahr 2000 besteht nun für Fische die berechtigte<br />

Hoffnung, dass nachfolgende Generationen wieder<br />

ungehindert durch die Gewässer wandern können.<br />

Mit dem Inkrafttreten der EG <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

(WRRL) im Jahr 2000 besteht unter anderem die<br />

Verpflichtung, die Durchgängigkeit an Gewässern zu<br />

erhalten bzw. wieder herzustellen, z. B. damit Fische<br />

ungestört in den Gewässern wandern können. Damit<br />

soll ein artenreicher, ges<strong>und</strong>er <strong>und</strong> nachhaltiger Fischbesatz<br />

in den Flüssen erreicht werden. Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

stellen für viele Arten die einzige Zuwegung<br />

zu den sich immer mehr verzweigenden Zuflüssen dar.<br />

Daher kommt der Durchgängigkeit der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Mit Inkrafttreten des neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes<br />

im März <strong>2010</strong> wurde festgelegt, dass die WSV an den<br />

eigens errichteten <strong>und</strong> betriebenen Stauanlagen der<br />

B<strong>und</strong>eswasserstraßen, die erforderlichen Maßnahmen<br />

zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit hoheitlich<br />

durchführt.<br />

B<strong>und</strong>esweit wird derzeit der Handlungsbedarf an 253<br />

in Frage kommenden Staustufen, davon 4 im Bezirk<br />

der WSD <strong>Nord</strong>,untersucht. Es ist absehbar, dass nur<br />

wenige davon den fischökologischen Anforderungen<br />

genügen.<br />

Da nicht alle Staustufen gleichzeitig angepasst werden<br />

können, wird ein Priorisierungskonzept erstellt.<br />

Dieser Plan legt fest, wie die WSV diese umfangreiche<br />

Aufgabe bewältigen kann.<br />

Die B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e (BfG) hat uns<br />

im August <strong>2010</strong> ihre fachlichen Empfehlungen, wie<br />

dringend die Herstellung der Durchgängigkeit aus<br />

fischökologischer Sicht ist, bereit gestellt.<br />

Vorausgegangen war die Schaffung einer Daten- <strong>und</strong><br />

Informationsbasis zu den Querbauwerken, wie z. B.<br />

Schleusen <strong>und</strong> Wehre, der WSV, zu denen wir für<br />

unseren Bezirk umfangreiche Daten beigesteuert haben.<br />

Im Jahr 2011 soll nach weitergehenden Untersuchungen<br />

festgelegt werden, welche Maßnahmen wir<br />

durchführen werden <strong>und</strong> wann dies geschehen wird.<br />

Den Fischen im Bezirk der WSD <strong>Nord</strong> geht es, zumindest<br />

was das Wandern angeht, verhältnismäßig gut.<br />

Liegt der geographische Schwerpunkt unserer Aufgaben<br />

doch im Bereich der seewärtigen Zufahrten zu den<br />

Häfen, die für die Fische barrierefrei sind.<br />

Bei der Verbindung zu den Binnenwasserstraßen tun<br />

sich vereinzelt Querbauwerke auf, die es zu überwinden<br />

gilt. So werden in der WSD <strong>Nord</strong> vier Querbauwerke<br />

identifiziert, die hinsichtlich der Durchgängigkeit<br />

zu untersuchen sind. Sie befinden sich in der<br />

Warnow <strong>und</strong> in der Eider.<br />

Abb. 1: Anzahl der Staustufen mit Angabe der fischökologischen<br />

Dringlichkeit in den <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong>en<br />

der WSV (BfG)<br />

Abb. 2: Mühlendammwehr in der Warnow<br />

(Quelle: WSA Strals<strong>und</strong>)<br />

Warnow<br />

Das Mühlendammwehr in Rostock regelt bei Bedarf<br />

den <strong>Wasser</strong>stand der Warnow. Es trennt den seewärtigen<br />

Teil der Warnow von dem über 140 km langen<br />

Fließgewässer in Mecklenburg-Vorpommern. Oberhalb<br />

des Wehres befinden sich mehrere Seen. Ferner<br />

gibt es Durchbruchstäler, in denen die Warnow<br />

<strong>und</strong> einige Zuflüsse für das Tiefland vergleichsweise<br />

hohe Fließgeschwindigkeiten erreichen. Die Seen<br />

stellen wichtige Aallebensräume dar, während die<br />

Durchbruchstäler z. B. für die Meerforellen geeignete<br />

Vermehrungsgebiete darstellen. Die Meerforelle ist<br />

auf eine ungehinderte Wanderung zwischen ihrem<br />

Lebensraum in der Ostsee <strong>und</strong> dem Laichgebiet in der<br />

Warnow angewiesen. Sofern durch das Wehr keine<br />

ausreichenden Wandermöglichkeiten bestehen, wird<br />

hier ggf. eine Fischtreppe gebaut.<br />

Eider<br />

Die Eider ist mit einer Länge von 188 km der längste<br />

Fluss Schleswig–Holsteins. Getrennt durch den <strong>Nord</strong>-<br />

Ostsee-Kanal teilt sich die Eider in den Oberlauf <strong>und</strong><br />

den Unterlauf.<br />

Der Oberlauf der Eider mündet, nachdem mehrere<br />

Seen durchflossen werden, über den Achterwehrer<br />

Schifffahrtskanal (ASK) <strong>und</strong> die Staustufe Strohbrück<br />

in den NOK. In dieser Staustufe befindet sich zur Zeit<br />

lediglich eine Aalleiter. Die Eider weist in ihrem Oberlauf<br />

einige für Meerforellen <strong>und</strong> Neunaugen gut zur<br />

Vermehrung geeignete Flussstrecken auf. Die Durchgängigkeit<br />

kann hier durch eine Sohlgleite vom ASK in<br />

den Flemhuder See hergestellt werden.<br />

Um einen besseren Schutz der Eiderniederung zwischen<br />

<strong>Nord</strong>feld <strong>und</strong> Rendsburg vor Sturmfluten zu<br />

gewährleisten <strong>und</strong> die Vorflut des Gebietes zu verbessern,<br />

wurden 1936 im Unterlauf der Eider zwei Staustufen<br />

in <strong>Nord</strong>feld <strong>und</strong> Lexfähr (das Entwässerungssiel<br />

in Lexfähr befindet sich nicht im Eigentum der WSV)<br />

errichtet.<br />

Abb. 3: Eider oberhalb der Staustufe Strohbrück<br />

(Quelle: L. Peers)<br />

31<br />

Die staugeregelten Abschnitte der Eider haben nur<br />

eine geringe Bedeutung für wandernde Fischbestände.<br />

Hier können ggf. bereits Änderungen im Betrieb der<br />

Durchlässe den entscheidenden Beitrag zur Herstellung<br />

der Durchgängigkeit leisten.<br />

Auch wenn es sich also um eine überschaubare Anzahl<br />

an Querbauwerken im Bezirk der WSD <strong>Nord</strong> handelt,<br />

ändert dies nichts an der Bedeutung der Umsetzung<br />

für die einzelnen Flusseinheiten. Durch die neue gesetzliche<br />

Verpflichtung zur Herstellung der Durchgängigkeit<br />

an den B<strong>und</strong>eswasserstraßen übernehmen wir<br />

damit zusätzlich eine aktive Rolle bei der Umsetzung<br />

der WRRL. Die erweiterten <strong>und</strong> neuen gesetzlichen<br />

Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der<br />

WRRL erhöhen den Handlungsspielraum, unsere Fachkompetenzen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten aktiv für ökologische<br />

Belange einzusetzen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!