Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...
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Im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />
Wir schaffen mit unserem Baggergut<br />
Ausgleichsmaßnahmen<br />
von Helga Panknin, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />
Zurzeit werden die Planungsgr<strong>und</strong>lagen für einen<br />
Ausbau des Fahrwassers zum Hafen Wismar erarbeitet.<br />
R<strong>und</strong> 6 Millionen m³ Boden müssten entlang des<br />
Fahrwassers gebaggert werden, damit das 10 m<br />
tiefgehende Bemessungsschiff den Hafen anlaufen<br />
kann. Uns stellt sich die Frage: „Wo verbleiben wir mit<br />
diesem Baggergut?“<br />
Die wirtschaftliche <strong>und</strong> ökologisch verträgliche<br />
Verwendung des Baggergutes wird in einem<br />
sogenannten Baggergutverbringungskonzept<br />
geklärt. Dieser Beitrag beschreibt die Gr<strong>und</strong>züge<br />
des Verbringungskonzeptes. Er zeigt auch, wie der<br />
laufende interdisziplinäre Abstimmungsprozess der<br />
Ausbauplanung mit den Trägern öffentlicher Belange<br />
auf das Konzept einwirkt.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich folgt die Verbringung dem wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Prioritäts-Prinzip „Verwendung<br />
hat Vorrang vor der Ablagerung, Ablagerung hat<br />
Vorrang vor der Verwertung nach einer Behandlung“.<br />
Abb. 1 zeigt die Volumina der zu fördernden Bodenarten<br />
(linke Tabelle). Dem gegenüber stehen der Bedarf<br />
interessierter Bodenverwender sowie die Kapazitäten<br />
vorhandener Ablagerungsflächen (z. B. Spülfelder).<br />
Baggermengen<br />
nach Bodenabnehmern<br />
Mio.<br />
m3<br />
Umlagerungsfläche westl. Hannibal 4,00 65<br />
Sicherung Insel Walfisch 0,10 1,5<br />
Flachwasserzone 1,60 26<br />
Hafenerweiterung, Hinterfüllung 0,28 4,5<br />
Spülfeld Fährort 0,17 3<br />
Summe 6,15 100<br />
Abb. 1: Anfallendes Baggergut <strong>und</strong> potenzielle<br />
Bodenabnehmer<br />
%<br />
Jede Bodenart bietet individuelle Verwertungsmöglichkeiten,<br />
jeder Bodenverwender stellt eigene Anforderungen<br />
an den Boden. Die optimale Verteilung des<br />
Bodens auf verschiedene Verwender ist eine logistische<br />
Aufgabe, wobei der Verteilungsschlüssel maßgeblich<br />
durch die verfügbaren Nutzungs- <strong>und</strong> Unterbringungskapazitäten<br />
sowie die Verbringungskosten (Transportentfernungen)<br />
bestimmt wird.<br />
Verwertung des Baggergutes durch Landgewinnung<br />
<strong>und</strong> Erosionsschutz<br />
Sand- <strong>und</strong> Kiesböden (rollige Böden) sind wegen ihrer<br />
vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten als Baustoff<br />
die begehrtesten Bodenarten. Sie eignen sich hervorragend<br />
zum Aufspülen von neuen Industrieflächen<br />
<strong>und</strong> werden von der Seehafen Wismar GmbH für die<br />
Erweiterung der Hafenflächen <strong>und</strong> zur Hinterfüllung<br />
von Ufersicherungsbauwerken verwendet.<br />
Mit dem gebaggerten Sand kann die kleine Insel Walfisch<br />
vor weiterer Erosion geschützt werden. Geplant<br />
ist, den fortwährenden Uferabtrag durch eine inselumfassende<br />
Strandvorspülung aufzuhalten <strong>und</strong> so zum<br />
Bestand des Naturschutzgebietes beizutragen.<br />
Baggermengen nach Bodenarten<br />
Mio.<br />
m3<br />
Wechsellagerung 2,85 46<br />
Geschiebemergel 1,28 21<br />
Sand, Kies 0,90 15<br />
Organische Böden 0,67 11<br />
Ton, Schluff 0,28 5<br />
Belasteter Boden 0,17 3<br />
Summe 6,15 100<br />
%<br />
Die Inselsicherung wird zugleich als Ausgleichsmaßnahme<br />
für den Eingriff in die Natur <strong>und</strong> Landschaft<br />
durch den Fahrrinnenausbau anerkannt. R<strong>und</strong> die<br />
Hälfte des anfallenden rolligen Bodens lässt sich für<br />
diese Baumaßnahmen verwerten.<br />
Umlagerung des Baggergutes<br />
im aquatischen Bereich<br />
Auffällig ist der hohe Anteil an Böden mit sogenannter<br />
Wechsellagerung. Hierbei handelt es sich um Mischböden,<br />
mit kleinräumig wechselnden geschichteten<br />
Ablagerungen verschiedener Bodenarten. Mit vertretbarem<br />
Aufwand sind einzelne Bodenarten nicht<br />
separierbar. Die große Inhomogenität des Bodens lässt<br />
eine Verwertung als Baustoff nicht zu. Auch an dem<br />
anfallenden Geschiebemergel <strong>und</strong> den anderen Böden<br />
zeigte zunächst keiner Interesse. Da diese unbelasteten<br />
Böden prinzipiell im Gewässer umlagerungsfähig<br />
sind, war ursprünglich geplant, das unbelastete nicht<br />
verwertbare Baggergut in Übertiefen der Ostsee umzulagern.<br />
Unsere bisherigen Erfahrungen aus anderen<br />
Maßnahmen lehren uns, dass eine Unterbringung<br />
von Baggergut im aquatischen Bereich ökologisches<br />
Konfliktpotential birgt, weil eine Ablagerung auf dem<br />
Meeresgr<strong>und</strong> zunächst einmal angestammte Lebensräume<br />
abdeckt <strong>und</strong> damit vernichtet, bevor sich die<br />
neue Gewässersohle im Laufe der Zeit als Lebensraum<br />
regeneriert.<br />
Da die gesamte Wismarbucht als europäisches Flora-<br />
Fauna-Habitat (FHH)- <strong>und</strong> Vogelschutzgebiet gemeldet<br />
ist, wurde aufgr<strong>und</strong> dieser Erfahrungen eine Unterbringung<br />
des Baggergutes in Übertiefen der Wismarbucht<br />
zunächst von vornherein ausgeschieden.<br />
Gesucht wurden Eignungsflächen in der Ostsee außerhalb<br />
der Schutzgebiete. Als wirtschaftlichste Fläche<br />
erwies sich ein über 20 m tiefer Seebereich westlich der<br />
Bank Hannibal (Abb. 2), obwohl die Transportentfernung<br />
vom Hauptbaggergebiet bis zur Umlagerungsfläche<br />
vergleichsweise hoch ist.<br />
Wir schaffen mit unserem Baggergut<br />
Ausgleichsmaßnahmen<br />
Abb. 2: Lageplan Wismar Bucht<br />
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