Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...
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Im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />
Land unter – wir unterstützen<br />
den Hochwasserschutz<br />
von Volker Neemann, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />
„Der erste schwere Herbststurm des Jahres ist mit bis<br />
zu 115 Kilometern pro St<strong>und</strong>e über <strong>Nord</strong>deutschland<br />
hinweggefegt.“ „Die nordfriesischen Halligen<br />
melden Land unter.“ „Am Abend setzte die Sturmflut<br />
in Hamburg den Fischmarkt unter <strong>Wasser</strong>.“ „Tiefer<br />
liegende Gebiete an der Ostseeküste mussten<br />
geräumt werden.“ „Die Anwohner von Flensburg<br />
<strong>und</strong> Lübeck sicherten ihre Häuser vor den Fluten.“<br />
„Jahrh<strong>und</strong>ertsturmflut?“<br />
So oder ähnlich klingen die Meldungen der Medien<br />
nach Ablauf eines Hochwassers an <strong>Nord</strong>- <strong>und</strong> Ostsee.<br />
Der Hochwasserschutz ist Aufgabe der Länder. Als<br />
Eigentümerin der <strong>Wasser</strong>straßen obliegen der <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) gemäß B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />
umfangreiche Aufgaben. Dazu<br />
gehören unter anderem Messungen der <strong>Wasser</strong>standshöhen<br />
einschließlich des <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong> Hochwassermeldedienstes<br />
für die Schifffahrt <strong>und</strong> für die<br />
Unterhaltung der B<strong>und</strong>eswasserstraßen. Im Falle einer<br />
Sturmflut stellt die WSV diese Daten den Ländern <strong>und</strong><br />
Gemeinden für deren Aufgabenwahrnehmung zur<br />
Verfügung. Damit trägt die WSV zu einer zuverlässigen<br />
Vorhersage <strong>und</strong> rechtzeitigen Warnung von Sturmfluten<br />
bei. Und für die Katastrophenabwehr entsteht<br />
ein sinnvolles einheitliches Konzept.<br />
Was wir tun<br />
Der <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong> Hochwassermeldedienst der<br />
WSV regelt zusätzlich Art, Form, Umfang <strong>und</strong> Ablauf<br />
der Erfassung <strong>und</strong> Weiterleitung von <strong>Wasser</strong>standsdaten<br />
bei Sturmfluten. Jedes Jahr im Herbst aktualisieren<br />
die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter (WSÄ) Tönning,<br />
Brunsbüttel, Hamburg, Lübeck <strong>und</strong> Strals<strong>und</strong> die Meldepläne<br />
der Reviere <strong>und</strong> verbreiten sie in Absprache<br />
innerhalb der verantwortlichen Stellen bei B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Ländern z. B. Kreise <strong>und</strong> Ordnungsbehörden. Alle WSÄ<br />
betreiben ein gemeinsames, einheitliches, modernes<br />
<strong>und</strong> ausfallsicheres Übertragungsnetz für <strong>Wasser</strong>standsdaten<br />
<strong>und</strong> sind somit jederzeit über die aktuelle<br />
Lage informiert.<br />
Über diese Datenfernübertragung erhalten viele Hochwasserdienststellen<br />
zeitnah (online) die von ihnen<br />
benötigten <strong>Wasser</strong>standsinformationen.<br />
Zusätzlich stellt die WSV die aktuellen <strong>Wasser</strong>stände<br />
auch online bereit: www.pegelonline.wsv.de.<br />
Was passiert wann?<br />
In der Sturmflutsaison von Oktober bis März verfolgen<br />
die Gewässerk<strong>und</strong>ler der WSÄ die aktuellen Wettermeldungen<br />
wie z. B. den Verlauf von Tiefdruckgebieten.<br />
Auch die <strong>Wasser</strong>standsvorhersagen des B<strong>und</strong>esamtes<br />
für Seeschifffahrt <strong>und</strong> Hydrologie (BSH) werden<br />
einbezogen. Das BSH unterscheidet verschiedene<br />
Höhen von Sturmfluten.<br />
Erhöhung in<br />
der <strong>Nord</strong>see<br />
Erhöhung in<br />
der Ostsee<br />
Sturmflut 1,5-2,5 m 1,0-1,5 m<br />
Schwere Sturmflut 2,5-3,5 m 1,5 -2 m<br />
Sehr schwere Sturmflut über 3,5 m über 2 m<br />
Abb. 1: Gliederung der Sturmfluten nach Höhe,<br />
Region <strong>und</strong> Benennung<br />
Sofern das BSH eine Sturmflutwarnung herausgibt,<br />
werden die Beschäftigten der WSÄ vor Ort alarmiert.<br />
Sie sichern alle <strong>Wasser</strong>bauwerke <strong>und</strong> schwimmenden<br />
Objekte der WSV an den B<strong>und</strong>eswasserstraßen.<br />
Lautet die Warnung des BSH „schwere Sturmflut“ oder<br />
„sehr schwere Sturmflut“ wird der <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong><br />
Hochwassermeldedienst durch einen Bereitschaftsdienst<br />
der WSÄ verstärkt. Auch ohne Stürme können<br />
Hochwasserstände z. B. im <strong>Nord</strong>-Ostsee-Kanal eintreten.<br />
In diesem Fall gilt ein Alarmierungsplan, der im<br />
Prinzip gleichlautend <strong>und</strong> an die örtlichen Gegebenheiten<br />
angepasst ist.<br />
Abb. 2: Brandungswelle / Ostsee<br />
Unsere Aufgaben<br />
Die Gewässerk<strong>und</strong>ler verfolgen den <strong>Wasser</strong>standsanstieg,<br />
analysieren das Geschehen <strong>und</strong> ziehen Schlussfolgerungen<br />
für den Betrieb der B<strong>und</strong>eswasserstraßen,<br />
wobei es z. B. zu Schifffahrtssperren kommen kann.<br />
Durch den Austausch mit anderen Bereitschaftsdiensten<br />
der WSÄ <strong>und</strong> des BSH wird die überregionale<br />
Sturmflutsituation integriert. Die Bereitschaftsdienste<br />
der WSÄ stehen den Katastropheneinrichtungen mit<br />
Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite.<br />
Gleichzeitig wird die Funktion der Datenübertragung<br />
überwacht <strong>und</strong> bei Ausfall der Fernpegelanlage Schadensbehebungen<br />
eingeleitet. Sie beschaffen durch<br />
Beobachtungen <strong>und</strong> Umfragen Ersatz bietende oder<br />
zusätzliche <strong>Wasser</strong>standsinformationen.<br />
Der Bereitschaftsdienst der WSÄ steht auch Bürgern<br />
als Ansprechpartner zur Verfügung <strong>und</strong> unterrichtet<br />
das B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />
über den Ablauf der Sturmflut, über die<br />
getroffenen Entscheidungen <strong>und</strong> die eingetretenen<br />
Schäden an Anlagen z. B. an Buhnen <strong>und</strong> Schleusen.<br />
Und danach?<br />
Nach dem Abklingen einer Sturmflut werten die<br />
Gewässerk<strong>und</strong>ler die Ereignisse <strong>und</strong> den Verlauf der<br />
Sturmflut aus.<br />
Je nach Windstärke <strong>und</strong> -richtung sowie Lage der<br />
Küstenlinie ist die Situation für jede Region gesondert<br />
zu betrachten. Beispielhaft sind hierfür die Grafiken 3<br />
<strong>und</strong> 4 mit den Höhen <strong>und</strong> den Eintrittsjahren schwerer<br />
Sturmfluten an der <strong>Nord</strong>- <strong>und</strong> Ostsee aufgeführt. Es<br />
sind deutliche Unterschiede u. a. in der Anzahl der<br />
Hochwasser vorhanden.<br />
Die Sturmfluten in der Ostsee stehen in keinem Zusammenhang<br />
mit denen in der <strong>Nord</strong>see. Ebenso verläuft<br />
die Chronologie der Jahrh<strong>und</strong>ertsturmfluten in der<br />
<strong>Nord</strong>-<strong>und</strong> Ostsee unterschiedlich.<br />
1020<br />
980<br />
940<br />
900<br />
860<br />
1870 1890 1910 1930 1950 1970 1990 <strong>2010</strong><br />
850<br />
800<br />
750<br />
700<br />
Höhe <strong>Wasser</strong>stand in cm über Pegelnull<br />
Höhe <strong>Wasser</strong>stand in cm über Pegelnull<br />
13.11.1872<br />
16.02.1962<br />
Abb. 3: Schwere Sturmfluten an der <strong>Nord</strong>see<br />
am Beispiel von Cuxhaven seit 1870<br />
31.12.1904<br />
650<br />
1870 1890 1910 1930 1950 1970 1990 <strong>2010</strong><br />
Abb. 4: Schwere Sturmfluten an der Ostsee<br />
am Beispiel von Travemünde seit 1872<br />
03.01.1976<br />
Kurz gefasst<br />
Seitens der WSV werden die B<strong>und</strong>esländer, die Kreise,<br />
die Gemeinden <strong>und</strong> die Körperschaften öffentlichen<br />
Rechts durch die Lieferung aktueller <strong>Wasser</strong>standsinformationen<br />
von den Pegeln der WSV unterstützt. Die<br />
WSÄ erhalten rechtzeitig vom BSH Kenntnis über die<br />
zu erwartenden höheren <strong>Wasser</strong>stände <strong>und</strong> ergreifen<br />
Schutzmaßnahmen für die Schifffahrt <strong>und</strong> für die<br />
<strong>Wasser</strong>straßen einschließlich deren Bauwerke.<br />
Darüber hinaus wird das Datenmaterial genutzt, um<br />
eine Einordnung der Sturmfluthöhe <strong>und</strong> mögliche Veränderungen<br />
der Sturmflutverläufe zu analysieren.<br />
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