18.01.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...

Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...

Jahresbericht 2010 - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22<br />

Im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />

Land unter – wir unterstützen<br />

den Hochwasserschutz<br />

von Volker Neemann, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schifffahrtsdirektion</strong> <strong>Nord</strong><br />

„Der erste schwere Herbststurm des Jahres ist mit bis<br />

zu 115 Kilometern pro St<strong>und</strong>e über <strong>Nord</strong>deutschland<br />

hinweggefegt.“ „Die nordfriesischen Halligen<br />

melden Land unter.“ „Am Abend setzte die Sturmflut<br />

in Hamburg den Fischmarkt unter <strong>Wasser</strong>.“ „Tiefer<br />

liegende Gebiete an der Ostseeküste mussten<br />

geräumt werden.“ „Die Anwohner von Flensburg<br />

<strong>und</strong> Lübeck sicherten ihre Häuser vor den Fluten.“<br />

„Jahrh<strong>und</strong>ertsturmflut?“<br />

So oder ähnlich klingen die Meldungen der Medien<br />

nach Ablauf eines Hochwassers an <strong>Nord</strong>- <strong>und</strong> Ostsee.<br />

Der Hochwasserschutz ist Aufgabe der Länder. Als<br />

Eigentümerin der <strong>Wasser</strong>straßen obliegen der <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) gemäß B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />

umfangreiche Aufgaben. Dazu<br />

gehören unter anderem Messungen der <strong>Wasser</strong>standshöhen<br />

einschließlich des <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong> Hochwassermeldedienstes<br />

für die Schifffahrt <strong>und</strong> für die<br />

Unterhaltung der B<strong>und</strong>eswasserstraßen. Im Falle einer<br />

Sturmflut stellt die WSV diese Daten den Ländern <strong>und</strong><br />

Gemeinden für deren Aufgabenwahrnehmung zur<br />

Verfügung. Damit trägt die WSV zu einer zuverlässigen<br />

Vorhersage <strong>und</strong> rechtzeitigen Warnung von Sturmfluten<br />

bei. Und für die Katastrophenabwehr entsteht<br />

ein sinnvolles einheitliches Konzept.<br />

Was wir tun<br />

Der <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong> Hochwassermeldedienst der<br />

WSV regelt zusätzlich Art, Form, Umfang <strong>und</strong> Ablauf<br />

der Erfassung <strong>und</strong> Weiterleitung von <strong>Wasser</strong>standsdaten<br />

bei Sturmfluten. Jedes Jahr im Herbst aktualisieren<br />

die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter (WSÄ) Tönning,<br />

Brunsbüttel, Hamburg, Lübeck <strong>und</strong> Strals<strong>und</strong> die Meldepläne<br />

der Reviere <strong>und</strong> verbreiten sie in Absprache<br />

innerhalb der verantwortlichen Stellen bei B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Ländern z. B. Kreise <strong>und</strong> Ordnungsbehörden. Alle WSÄ<br />

betreiben ein gemeinsames, einheitliches, modernes<br />

<strong>und</strong> ausfallsicheres Übertragungsnetz für <strong>Wasser</strong>standsdaten<br />

<strong>und</strong> sind somit jederzeit über die aktuelle<br />

Lage informiert.<br />

Über diese Datenfernübertragung erhalten viele Hochwasserdienststellen<br />

zeitnah (online) die von ihnen<br />

benötigten <strong>Wasser</strong>standsinformationen.<br />

Zusätzlich stellt die WSV die aktuellen <strong>Wasser</strong>stände<br />

auch online bereit: www.pegelonline.wsv.de.<br />

Was passiert wann?<br />

In der Sturmflutsaison von Oktober bis März verfolgen<br />

die Gewässerk<strong>und</strong>ler der WSÄ die aktuellen Wettermeldungen<br />

wie z. B. den Verlauf von Tiefdruckgebieten.<br />

Auch die <strong>Wasser</strong>standsvorhersagen des B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Seeschifffahrt <strong>und</strong> Hydrologie (BSH) werden<br />

einbezogen. Das BSH unterscheidet verschiedene<br />

Höhen von Sturmfluten.<br />

Erhöhung in<br />

der <strong>Nord</strong>see<br />

Erhöhung in<br />

der Ostsee<br />

Sturmflut 1,5-2,5 m 1,0-1,5 m<br />

Schwere Sturmflut 2,5-3,5 m 1,5 -2 m<br />

Sehr schwere Sturmflut über 3,5 m über 2 m<br />

Abb. 1: Gliederung der Sturmfluten nach Höhe,<br />

Region <strong>und</strong> Benennung<br />

Sofern das BSH eine Sturmflutwarnung herausgibt,<br />

werden die Beschäftigten der WSÄ vor Ort alarmiert.<br />

Sie sichern alle <strong>Wasser</strong>bauwerke <strong>und</strong> schwimmenden<br />

Objekte der WSV an den B<strong>und</strong>eswasserstraßen.<br />

Lautet die Warnung des BSH „schwere Sturmflut“ oder<br />

„sehr schwere Sturmflut“ wird der <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong><br />

Hochwassermeldedienst durch einen Bereitschaftsdienst<br />

der WSÄ verstärkt. Auch ohne Stürme können<br />

Hochwasserstände z. B. im <strong>Nord</strong>-Ostsee-Kanal eintreten.<br />

In diesem Fall gilt ein Alarmierungsplan, der im<br />

Prinzip gleichlautend <strong>und</strong> an die örtlichen Gegebenheiten<br />

angepasst ist.<br />

Abb. 2: Brandungswelle / Ostsee<br />

Unsere Aufgaben<br />

Die Gewässerk<strong>und</strong>ler verfolgen den <strong>Wasser</strong>standsanstieg,<br />

analysieren das Geschehen <strong>und</strong> ziehen Schlussfolgerungen<br />

für den Betrieb der B<strong>und</strong>eswasserstraßen,<br />

wobei es z. B. zu Schifffahrtssperren kommen kann.<br />

Durch den Austausch mit anderen Bereitschaftsdiensten<br />

der WSÄ <strong>und</strong> des BSH wird die überregionale<br />

Sturmflutsituation integriert. Die Bereitschaftsdienste<br />

der WSÄ stehen den Katastropheneinrichtungen mit<br />

Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite.<br />

Gleichzeitig wird die Funktion der Datenübertragung<br />

überwacht <strong>und</strong> bei Ausfall der Fernpegelanlage Schadensbehebungen<br />

eingeleitet. Sie beschaffen durch<br />

Beobachtungen <strong>und</strong> Umfragen Ersatz bietende oder<br />

zusätzliche <strong>Wasser</strong>standsinformationen.<br />

Der Bereitschaftsdienst der WSÄ steht auch Bürgern<br />

als Ansprechpartner zur Verfügung <strong>und</strong> unterrichtet<br />

das B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

über den Ablauf der Sturmflut, über die<br />

getroffenen Entscheidungen <strong>und</strong> die eingetretenen<br />

Schäden an Anlagen z. B. an Buhnen <strong>und</strong> Schleusen.<br />

Und danach?<br />

Nach dem Abklingen einer Sturmflut werten die<br />

Gewässerk<strong>und</strong>ler die Ereignisse <strong>und</strong> den Verlauf der<br />

Sturmflut aus.<br />

Je nach Windstärke <strong>und</strong> -richtung sowie Lage der<br />

Küstenlinie ist die Situation für jede Region gesondert<br />

zu betrachten. Beispielhaft sind hierfür die Grafiken 3<br />

<strong>und</strong> 4 mit den Höhen <strong>und</strong> den Eintrittsjahren schwerer<br />

Sturmfluten an der <strong>Nord</strong>- <strong>und</strong> Ostsee aufgeführt. Es<br />

sind deutliche Unterschiede u. a. in der Anzahl der<br />

Hochwasser vorhanden.<br />

Die Sturmfluten in der Ostsee stehen in keinem Zusammenhang<br />

mit denen in der <strong>Nord</strong>see. Ebenso verläuft<br />

die Chronologie der Jahrh<strong>und</strong>ertsturmfluten in der<br />

<strong>Nord</strong>-<strong>und</strong> Ostsee unterschiedlich.<br />

1020<br />

980<br />

940<br />

900<br />

860<br />

1870 1890 1910 1930 1950 1970 1990 <strong>2010</strong><br />

850<br />

800<br />

750<br />

700<br />

Höhe <strong>Wasser</strong>stand in cm über Pegelnull<br />

Höhe <strong>Wasser</strong>stand in cm über Pegelnull<br />

13.11.1872<br />

16.02.1962<br />

Abb. 3: Schwere Sturmfluten an der <strong>Nord</strong>see<br />

am Beispiel von Cuxhaven seit 1870<br />

31.12.1904<br />

650<br />

1870 1890 1910 1930 1950 1970 1990 <strong>2010</strong><br />

Abb. 4: Schwere Sturmfluten an der Ostsee<br />

am Beispiel von Travemünde seit 1872<br />

03.01.1976<br />

Kurz gefasst<br />

Seitens der WSV werden die B<strong>und</strong>esländer, die Kreise,<br />

die Gemeinden <strong>und</strong> die Körperschaften öffentlichen<br />

Rechts durch die Lieferung aktueller <strong>Wasser</strong>standsinformationen<br />

von den Pegeln der WSV unterstützt. Die<br />

WSÄ erhalten rechtzeitig vom BSH Kenntnis über die<br />

zu erwartenden höheren <strong>Wasser</strong>stände <strong>und</strong> ergreifen<br />

Schutzmaßnahmen für die Schifffahrt <strong>und</strong> für die<br />

<strong>Wasser</strong>straßen einschließlich deren Bauwerke.<br />

Darüber hinaus wird das Datenmaterial genutzt, um<br />

eine Einordnung der Sturmfluthöhe <strong>und</strong> mögliche Veränderungen<br />

der Sturmflutverläufe zu analysieren.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!