Oberbaum CityLights
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TITELSTORY<br />
die hier wohnen und arbeiten. Denn 45<br />
Jahre der Teilung haben ihre Spuren hinterlassen,<br />
die sich auch deutlich an der<br />
Stadtarchitektur ablesen lassen.<br />
Allein durch den Abriss der Mauer nach<br />
1990 entstanden viele Freifl ächen, die<br />
seitdem auf unterschiedlichste Weise<br />
genutzt werden. Ein Blick auf das Areal<br />
zwischen Ostbahnhof und Elsenbrücke,<br />
heute auch »Mediaspree« genannt, verdeutlicht,<br />
welche Chance diese Entwicklung<br />
für Berlin bedeutet. Zugleich wird<br />
4<br />
»Jetzt wächst<br />
zusammen, was<br />
zusammengehört.«<br />
aber auch deutlich, welche Schwierigkeiten<br />
noch zu bewältigen sind.<br />
Spreeufer: Chancen für<br />
Ideen und Visionen<br />
Die HVB Immobilien AG leistete gewissermaßen<br />
Pionierarbeit. Sie investierte bereits<br />
1993 in die 46.000 m 2 Grundstücksfl äche<br />
umfassende ehemalige »Lampenstadt«. In<br />
Bis 1961 war die <strong>Oberbaum</strong>brücke für<br />
Fußgänger passierbar.<br />
WILLY BRANDT 1989<br />
den vergangenen zwölf Jahren sind in den<br />
denkmalgeschützten Gebäuden nicht nur<br />
hochwertige Büros entstanden. Vielmehr ist<br />
es der HVB Immobilien AG gelungen, hier<br />
eine lebendige Infrastruktur mit zahlreichen<br />
Geschäften und gastronomischen Einrichtungen<br />
aufzubauen. Ob LORENZbeautyworks,<br />
Blütenzauber, coffee bar, Kantine<br />
Basement oder das italienische Restaurant<br />
Sedici – alle Angebote richten sich sowohl<br />
an die Mieter der <strong>Oberbaum</strong> City als auch<br />
an die Bewohner des angrenzenden Kiezes.<br />
Ein besonderes Bonbon für die Mieter<br />
ist natürlich der 2006 eröffnete, großzügig<br />
angelegte Garten.<br />
Seit den 1990er-Jahren siedelten sich<br />
im Quartier und in der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft weitere Global Player der<br />
Wirtschafts- und Medienwelt an. Dazu<br />
gehören die Allianz Versicherungs-AG,<br />
Vattenfall Europe Distribution, BASF<br />
Services Europe GmbH und die Anschutz<br />
Entertainment Group. Aber auch die ver.di-<br />
Bundeszentrale sowie internationale<br />
Unternehmen der Kreativwirtschaft wie<br />
Universal Music Entertainment GmbH,<br />
MTV Germany und Labels Berlin haben<br />
ihren Geschäftssitz an die Spree verlegt.<br />
Viele alternative Kulturprojekte bangen<br />
im Zuge dieser Entwicklung hingegen um<br />
ihre Existenz. Sie fürchten den Untergang<br />
der für Kreuzberg und Friedrichshain so<br />
charakteristischen Subkulturszene und<br />
fordern mehr Freiräume für eine kulturell<br />
vielfältige, soziale Stadt. Dies geschieht<br />
mit großer Wirkung. Im Juli 2008 ist das<br />
Ergebnis des Bürgerentscheids »Spreeufer<br />
für alle« eindeutig: Mehr als 80 % der Einwohner<br />
des Bezirks stimmen gegen »Mediaspree«.<br />
Zurzeit erarbeitet der Berliner Senat<br />
gemeinsam mit interessierten Investoren,<br />
kreativen Köpfen und dem kritischen<br />
Aktionsbündnis Mediaspree Versenken e. V.<br />
neue Konzepte für eine zukunftsfähige<br />
Bestimmung des Standorts mit dem Ziel,<br />
den unterschiedlichen Erwartungen<br />
gerecht zu werden.<br />
Auf den Spuren<br />
der Geschichte<br />
Bei allen Veränderungen und Neuerungen<br />
bleibt das stetige Bemühen um eine<br />
bessere Verständigung der Menschen<br />
untereinander besonders wichtig. Der<br />
Künstler Jonathan Borofsky hat dies mit<br />
seiner Eisenskulptur »Molecule Man«<br />
(siehe Abb. rechts) auf sehr anschauliche<br />
Weise zum Ausdruck gebracht: Die drei<br />
Figurensilhouetten stehen symbolisch für<br />
die Stadtteile Friedrichshain und Treptow<br />
Herbst 2009: Während des Festival of Lights<br />
erstrahlen <strong>Oberbaum</strong>brücke, Universal und<br />
Lichtturm der <strong>Oberbaum</strong> City nachts in<br />
leuchtenden Farben.<br />
(ehemals Ostteil) sowie Kreuzberg<br />
(ehemals Westteil), die hier am Osthafen<br />
zusammentreffen, deren Bewohner aber<br />
jahrzehntelang getrennt lebten.<br />
Berlin neu entdecken<br />
In Berlin erinnern zahlreiche Orte wie<br />
diese an die ehemalige Teilung der<br />
Stadt und die damit verbundenen<br />
menschlichen Schicksale. Neben der<br />
East Side Gallery (siehe S. 10) bieten die<br />
Gedenkstätte Bernauer Straße sowie das<br />
Mauermuseum am Checkpoint Charlie<br />
weiterführende Informationen. Im Rahmen<br />
des Jubiläumsjahres 2009 laden zusätzlich<br />
viele interessante Ausstellungen und<br />
Stadtführungen dazu ein, sich mit diesem<br />
Teil der deutsch-deutschen Geschichte<br />
auseinanderzusetzen (siehe S. 11 ff.).<br />
Unsere Empfehlung: eine Tour entlang<br />
des 2007 eröffneten Mauerradwegs. Er<br />
führt rund 160 Kilometer dort entlang, wo<br />
früher die Mauer stand. Im Stadtzentrum<br />
ist der Verlauf durch eine Doppelreihe<br />
Kopfsteinpfl aster markiert.<br />
Neuberliner und Hauptstadtbesucher<br />
können sich so ein Bild vom Ausmaß der<br />
ehemaligen Grenzanlage machen. Berlinkenner<br />
hingegen werden überrascht sein,<br />
wie viele unentdeckte Orte sie fi nden<br />
werden, die weiteren Raum für kreative,<br />
zukunftsweisende Stadtgestaltung bieten.<br />
TITELSTORY<br />
Mauerchronik<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Bis August 1961 bleibt die Grenze<br />
zwischen Ost- und Westberlin geöffnet.<br />
Es ist unproblematisch, von einem Teil<br />
der Stadt in den anderen zu gelangen. Auch<br />
auf der <strong>Oberbaum</strong>brücke, die die Grenze<br />
zwischen sowjetischem (Friedrichshain) und<br />
amerikanischem Sektor (Kreuzberg) markiert,<br />
besteht reger Fußgängerverkehr. In den<br />
Arkadengängen auf der Kreuzberger Seite<br />
bieten Kleinhändler Kaugummis, Nylonartikel<br />
und andere Waren an.<br />
Am 12. August unterschreibt Walter Ulbricht,<br />
Staatsoberhaupt der DDR, den Befehl, die<br />
Grenze zu schließen. Um Mitternacht beginnen<br />
Armee, Polizei und Kampftruppen die Stadt<br />
zu sichern: Asphaltstücke und Pfl astersteine<br />
werden zu Barrikaden aufgeschichtet, Betonpfähle<br />
eingerammt und Stacheldrahtverhaue<br />
gezogen – auch entlang der <strong>Oberbaum</strong>brücke.<br />
In den Folgejahren entsteht ein komplexes,<br />
strengstens bewachtes Sperranlagensystem<br />
mit acht innerstädtischen Übergängen.<br />
Zwischen Kreuzberg, Friedrichshain und<br />
Treptow verläuft die Grenze ab Schillingbrücke<br />
entlang der Mühlenstraße und anschließend<br />
quer durch den Osthafen bis zur Einmündung<br />
des Landwehrkanals.<br />
Die <strong>Oberbaum</strong>brücke<br />
<strong>Oberbaum</strong>brücke ke<br />
wird erst 1972 als<br />
Grenzübergang Grenzübergang für<br />
Fußgänger (Kleiner<br />
Grenzverkehr)<br />
wieder geöffnet.<br />
Bis 1989 lassen<br />
allein in Berlin<br />
Zum 10. Jahrestag des Mauerfalls wurde der<br />
»Molecule Man« von Künstler Jonathan Borofsky vor<br />
dem Tower der Allianz Versicherungs-AG aufgestellt.<br />
mindestens 136 Menschen bei Fluchtversuchen<br />
über die Mauer ihr Leben.<br />
9. November 1989: Auf massiven Druck der<br />
DDR-Bevölkerung und Michael Gorbatschows<br />
gibt Günther Schabowski, führendes Mitglied<br />
des SED-Politbüros, bekannt, dass die Reisebeschränkungen<br />
für die DDR-Bürger aufgehoben<br />
werden. In dieser Nacht strömen<br />
Hunderttausende Ostberliner zur Mauer<br />
und gelangen in den Westteil der Stadt.<br />
www.chronik-der-mauer.de<br />
www.berlinermaueronline.de<br />
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