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Verkehrssicherheit in NRW. Das Verkehrssicherheitsprogramm 2004.

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<strong>Verkehrssicherheit</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>. <strong>Das</strong> <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm <strong>2004.</strong><br />

M<strong>in</strong>isterium für<br />

Bauen und Verkehr<br />

des Landes<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen


Impressum<br />

Konzeption und Inhalt M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr<br />

des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

www.mbv.nrw.de<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung<br />

und Bauwesen des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

(ILS <strong>NRW</strong>)<br />

Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />

Sebastian Rabe und Christ<strong>in</strong>a Borbach<br />

Postfach 101764, 44017 Dortmund<br />

www.ils.nrw.de<br />

Satz und Gestaltung Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung<br />

und Bauwesen des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (ILS <strong>NRW</strong>)<br />

SB Transfermanagement, I. Hötte<br />

Postfach 101764, 44017 Dortmund<br />

www.ils.nrw.de<br />

Druck Moeker Merkur Druck GmbH<br />

Niehler Gürtel 102<br />

50733 Köln<br />

Herausgeber M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr<br />

des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

40190 Düsseldorf<br />

broschueren@mbv.nrw.de<br />

Diese Broschüre kann bei den Geme<strong>in</strong>nützigen Werkstät-<br />

ten Neuss GmbH bestellt werden. Bitte senden<br />

Sie Ihre Bestellung unter Angabe der Veröffentlichungs-<br />

nummer V-508 (per Fax, E-Mail oder Postkarte) an die<br />

Geme<strong>in</strong>nützige Werkstätten Neuss GmbH<br />

Betriebsstätte Am Henselsgraben<br />

Am Henselsgraben 3<br />

D-41470 Neuss<br />

Fax: 0 21 31 / 92 34 - 6 99<br />

mbv@gwn-neuss.de<br />

Telefonische Bestellung über<br />

Call <strong>NRW</strong>: 01 80 / 3 10 01 10<br />

Düsseldorf, Oktober 2006<br />

3. Auflage


Vorwort<br />

E<strong>in</strong>e verantwortungsvolle und langfristig orientierte Verkehrs-<br />

sicherheitspolitik ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche<br />

Reduzierung der Verkehrsunfälle.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm 2004 ist dafür e<strong>in</strong> geeignetes<br />

Instrument.<br />

Mit der „Vision zero“, nach der ke<strong>in</strong> Mensch im Straßenverkehr<br />

zu Schaden kommen darf, und dem konkreten Ziel, die Zahl der<br />

getöteten Verkehrsteilnehmer bis zum Jahr 2015 zu halbieren,<br />

setzt es e<strong>in</strong>en klaren Orientierungsrahmen, nicht nur für die staat-<br />

lichen Institutionen, sondern für alle gesellschaftlichen Kräfte.<br />

Hier wollen wir e<strong>in</strong>en neuen Akzent setzen: Man darf das Vermögen<br />

der Politik und des Staates nicht überschätzen oder gar<br />

überfordern. Wir stehen heute am Anfang e<strong>in</strong>er Entwicklung der<br />

politischen Kultur, die uns von der bisherigen Dom<strong>in</strong>anz der politischen<br />

Repräsentation wegführt h<strong>in</strong> zu neuen Formen der Zusammenarbeit.<br />

Vieles, was bisher den staatlichen Institutionen<br />

zugemutet wurde, können sie nicht oder nicht alle<strong>in</strong>e leisten. Oft<br />

können es andere gesellschaftliche Instanzen und Akteure besser.<br />

Deshalb wollen wir Aufgaben, die bisher ausschließlich von staatlichen<br />

Organisationen geleistet wurden, mehr <strong>in</strong> die Hände von<br />

zivilgesellschaftlichen Institutionen legen und an die selbstverantwortlichen<br />

Bürger delegieren. Wir wollen uns darauf konzentrieren,<br />

die Selbstorganisationsfähigkeit der Menschen <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en,<br />

Zirkeln, Netzwerken und anderen bürgerschaftlich <strong>in</strong>novativen<br />

Gruppierungen zu stärken.<br />

Beispielhaft werden wir auf regionaler Ebene Netzwerke <strong>in</strong>itiieren,<br />

die sich später zu e<strong>in</strong>em landesweiten „Netzwerk verkehrs-<br />

sichere Städte und Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ verb<strong>in</strong>den können. In<br />

ihm sollen alle gesellschaftlichen Gruppierungen zusammen-<br />

arbeiten, um das Unfallrisiko auf unseren Straßen zu senken und<br />

die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern.<br />

Ich lade deshalb alle Verantwortlichen <strong>in</strong> den öffentlichen und<br />

privaten Institutionen, aber auch alle Verkehrsteilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Verkehrsteilnehmer e<strong>in</strong>: Engagieren Sie sich für die Sicherheit<br />

des Straßenverkehrs und helfen Sie mit, dass wir geme<strong>in</strong>sam<br />

die Ziele des <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms 2004 erreichen.<br />

Bleiben Sie Neuem gegenüber aufgeschlossen. Fahren Sie vorsichtiger<br />

und rücksichtsvoller. Gehen Sie doch e<strong>in</strong>mal zu Fuß<br />

oder benutzen das Fahrrad, den Bus oder die Bahn. Schon<br />

mit kle<strong>in</strong>en Änderungen Ihres Verhaltens können Sie viel zur<br />

Sicherheit des Straßenverkehrs beitragen.<br />

Oliver Wittke<br />

M<strong>in</strong>ister für Bauen und Verkehr<br />

des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen


Inhalt<br />

1 E<strong>in</strong>führung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 07<br />

1.1 Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08<br />

1.2 Vision Zero . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 09<br />

1.3 Schwerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 09<br />

1.4 Aktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

1.5 <strong>Verkehrssicherheit</strong>smaßnahmen: Reduktionspotenziale erschließen . . . . . . . 11<br />

1.6 Aufbau des <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.7 Nordrhe<strong>in</strong>-westfälische <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit im europäischen Kontext . 12<br />

Bilanz des <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms <strong>NRW</strong> 199 . . . . . . . 13<br />

2.1 Maßnahmen und Aktionen im Programmzeitraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.2 Entwicklung der Unfallzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

E<strong>in</strong>fluss künftiger Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3.1 Soziodemographische Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.2 Raumbezogene Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.3 Entwicklung des <strong>in</strong>dividuellen Mobilitätsverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.4 Folgerungen für die Ausrichtung der nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

. Der Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

4.1 Mobilitätskompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

4.1.1 Verkehrsaufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

4.1.2 Von der Verkehrs- zur Mobilitätserziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

4.2 Fahrausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

4.2.1 Weiterentwicklung der Fahrausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

4.2.2 Aus- und Fortbildung der Fahrlehrer<strong>in</strong>nen und Fahrlehrer . . . . . . . . . 32<br />

4.3 Verkehrsüberwachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4.3.1 Polizeiliche Verkehrsüberwachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4.3.2 Verkehrsüberwachung durch Kommunen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

4.3.3 Alkohol und Drogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

4.4 Verkehrsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.4.1 Temporeduzierung auf Innerortsstraßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.4.2 Temporeduzierung auf Autobahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

4.4.3 Tempolimit für Kle<strong>in</strong>transporter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.4.4 Standardisierte Befestigung von K<strong>in</strong>dersitzen (Isofix) . . . . . . . . . . . . 46


. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Verkehrsmittelwahl . . . . . . . . . . . 49<br />

5.1 Verkehrssparsame Raumstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

5.2 Mobilitätsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.3 Fuß- und Radverkehr, ÖPNV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

5.3.1 Fußverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

5.3.2 Radverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

5.3.3 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

5.4 Dialog und Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

6. Infrastruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

6.1 Straßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

6.1.1 Bundesfernstraßen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

6.1.2 Ortsumgehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

6.1.3 Straßenraumgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

6.1.4 Tunnelsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

6.1.5 Sicherheit an Bahnübergängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

6.1.6 Fahrbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

6.1.7 Beseitigung von Unfallhäufungsstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

6.1.8 Sicherheitsaudit von Straßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

6.2 Radverkehrsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

6.3 Fußwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

7. Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

7.1 Fahrzeugtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

7.2 Verkehrs-Telematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

8. Rettungswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96


�<br />

<strong>Das</strong> vorliegende, nunmehr fünfte <strong>Verkehrssicherheit</strong>s-<br />

programm des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen will nicht<br />

nur darstellen, welche Ziele die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> <strong>in</strong> den nächsten Jahren verfolgt und welche<br />

Schwerpunkte gesetzt werden, sondern auch konkrete<br />

Maßnahmen benennen und aufzeigen, wie diese Ziele<br />

erreicht werden sollen.<br />

1. E<strong>in</strong>führung<br />

1.1 Ziele<br />

1.2 Vision Zero<br />

1.3 Schwerpunkte<br />

1.4 Aktionen<br />

1.5 Reduktionspotenziale erschließen<br />

1.6 Aufbau des <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms<br />

1.7 Nordrhe<strong>in</strong>-westfälische Verkehrsicherheits-<br />

arbeit im europäischen Kontext<br />

Auch das vorliegende Programm für mehr Sicherheit<br />

im Straßenverkehr ist auf e<strong>in</strong>e längere Laufzeit angelegt.<br />

Es stellt die Basis für die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

des Landes dar und folgt dem <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm<br />

von 1994. Dessen Ablösung ist notwendig, da<br />

geänderte rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, veränderte<br />

Bevölkerungsstrukturen und Lebensstile, Weiterentwicklungen<br />

<strong>in</strong> der Technik sowie neue Erkenntnisse <strong>in</strong><br />

der Mobilitätsforschung e<strong>in</strong>e Neupositionierung erforderlich<br />

machen.<br />

7


�<br />

8<br />

1. E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong> und mehr<br />

1.1 Ziele<br />

Nach wie vor steht die Reduzierung von Unfällen und<br />

die M<strong>in</strong>derung von Unfallfolgen an erster Stelle der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit des Landes. Über diese quantitative<br />

Zielsetzung h<strong>in</strong>aus will das Programm aber<br />

mehr: Es setzt sich unter dem Stichwort der qualitativen<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong> ebenso zum Ziel, bestehende subjektive<br />

Verkehrsunsicherheiten und daraus resultierende<br />

Mobilitätsbeschränkungen zu reduzieren sowie Barrieren<br />

abzubauen, die beh<strong>in</strong>derten und <strong>in</strong> der Mobilität e<strong>in</strong>geschränkten<br />

Personen das „Mobil-se<strong>in</strong>“ unnötig erschweren.<br />

Damit möchte das <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm<br />

dazu beitragen, den Verkehr mehr an den Bedürfnissen<br />

der Nutzer zu orientieren.<br />

Zugleich greift es den <strong>in</strong> der Forschung beobachteten<br />

Trend auf, die menschlichen Fähigkeiten als „Maß der<br />

D<strong>in</strong>ge“ im Verkehr zu betrachten. Ablauf und Gestaltung<br />

des Verkehrs müssen sich an den Grenzen der<br />

Leistungsfähigkeit von Menschen orientieren, die nicht<br />

nur <strong>in</strong>dividuell variieren, sondern ganz erheblich auch<br />

altersspezifisch bestimmt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e solche Perspektive<br />

umfasst die E<strong>in</strong>sicht, dass Menschen im Straßenverkehr<br />

Fehler machen. Nicht zuletzt deshalb zielt das <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm<br />

stärker als bisher darauf ab, <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

zu e<strong>in</strong>er Gesamtstrategie zusam-<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm <strong>NRW</strong> 00<br />

Fokussierung auf konkrete Maßnahmen<br />

Aktionen<br />

Schwerpunkte<br />

Ziele<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 2004<br />

menzub<strong>in</strong>den - und das <strong>in</strong> dreifachem S<strong>in</strong>ne: Zum e<strong>in</strong>en<br />

dadurch, dass es Unfallursachenforschung auf der Ebene<br />

der Systemgestalter <strong>in</strong>itiiert, zum zweiten dadurch, dass<br />

es auf e<strong>in</strong>e Zusammenführung der verschiedenen Maßnahmen<br />

auf der örtlichen Ebene setzt und zum dritten<br />

dadurch, dass es die „klassischen“ Tätigkeitsfelder der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit - Verkehrserziehung, Verkehrsüberwachung<br />

und Verkehrsraumgestaltung - e<strong>in</strong>bezieht.


1. Vision Zero<br />

Ziele mobilisieren, weil sie motivieren und aktivieren.<br />

Die Analye <strong>in</strong>ternationaler <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramme<br />

zeigt, dass die Festlegung auf quantitative und kontrollierbare<br />

Ziele e<strong>in</strong>en Eckpfeiler erfolgreicher <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramme<br />

darstellt.<br />

Die Landesregierung verfolgt bei ihrer <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

e<strong>in</strong> klares M<strong>in</strong>imierungsziel: Sie möchte die<br />

Zahl der Unfälle, <strong>in</strong>sbesondere die mit Personenschäden,<br />

und die Schwere der Unfallfolgen soweit wie möglich<br />

verr<strong>in</strong>gern. Sie teilt diese Absicht mit den „Vision Zero“-<br />

Ansätzen, die das langfristige Ziel formulieren, dass<br />

niemand <strong>in</strong>folge von Verkehrsunfällen zu Tode kommen<br />

oder ernsthaft verletzt werden dürfe. Für dieses<br />

Konzept ist die e<strong>in</strong>zig akzeptable Zahl an Verkehrstoten<br />

und Schwerverletzten e<strong>in</strong>e „Null“. Auf dem Weg zu diesem<br />

Fernziel haben die Staaten, die Vision Zero als ihr<br />

Leitbild reklamieren, quantitative Zwischenziele formuliert:<br />

So will Schweden die Zahl der Verkehrstoten<br />

von 1997 bis 2007 um 50 % reduzieren; die Schweiz<br />

möchte e<strong>in</strong>e ebensolche Reduzierung bis 2010 erreichen.<br />

Gleiches gilt für das österreichische <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm,<br />

das als Zwischenziel e<strong>in</strong>e Reduktion von 25 %<br />

der Getöteten anstrebt. Auch die Europäische Union (EU)<br />

hat sich auf e<strong>in</strong> solches Zwischenziel festgelegt.<br />

Ihr 2003 erschienenes Aktionsprogramm für die Straßenverkehrssicherheit<br />

hat die Kommission unter den pragmatischen<br />

Titel „Halbierung der Zahl der Unfallopfer im<br />

Straßenverkehr <strong>in</strong> der Europäischen Union: e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Aufgabe“ gestellt.<br />

Bei diesen ehrgeizigen quantitativen Vorgaben geht es<br />

weniger um e<strong>in</strong>e quantitativ messbare Zielerreichung.<br />

Sie stellen, mit den Worten der EU formuliert, „eher e<strong>in</strong>e<br />

ernsthafte kollektive Selbstverpflichtung zur Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Zahl der Verkehrsopfer als e<strong>in</strong>e rechtliche<br />

Verpflichtung dar“.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne will auch das Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

e<strong>in</strong>en Impuls für mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong> geben. Die<br />

Landesregierung wird deshalb alle Maßnahmen, die geeignet<br />

s<strong>in</strong>d, die <strong>Verkehrssicherheit</strong> nachhaltig zu verbessern,<br />

umsetzen und tatkräftig unterstützen, damit bis zum<br />

Jahr 2015 die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten um<br />

die Hälfte gesenkt wird. Dazu will die Landesregierung<br />

die Verantwortlichen und die Öffentlichkeit zu geme<strong>in</strong>samen<br />

Aktivitäten motivieren.<br />

1. Schwerpunkte<br />

Die Landesregierung setzt sich neben der Unfallvermeidung<br />

dafür e<strong>in</strong>, dass zukünftig auch andere Verkehrsmittel<br />

ähnlich <strong>in</strong>tensiv genutzt werden wie bislang das<br />

Auto. Auch wenn diesem weiterh<strong>in</strong> die Rolle des zentralen<br />

Verkehrsträgers zukommt, so geht es langfristig<br />

darum, e<strong>in</strong>e bessere Nutzung aller Verkehrsträger und<br />

deren Verknüpfung zu erreichen.<br />

Die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel - also die<br />

so genannte Multimodalität - will Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Förderung der<br />

Multimodalität<br />

und<br />

Intermodalität<br />

aus zwei Gründen vorantreiben: Zum e<strong>in</strong>en, weil so der<br />

Entwicklung, das Auto verstärkt auch für Kurzstrecken<br />

e<strong>in</strong>zusetzen, entgegengewirkt werden kann. Zum anderen,<br />

weil die Zunahme von Fußgängern und Radfahrern<br />

im Verkehr auch e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für die <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

bedeutet. So illustriert e<strong>in</strong>e Analyse der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

„Fahrradfreundliche Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“, dass <strong>in</strong>nerorts bei starkem Radverkehr<br />

das Unfallrisiko des e<strong>in</strong>zelnen Radfahrers abnimmt.<br />

9


10<br />

Kurz gesagt: Wo viele Radfahrer unterwegs s<strong>in</strong>d, ist der<br />

E<strong>in</strong>zelne weniger gefährdet.<br />

Mit der Förderung der Intermodalität geht die Landesregierung<br />

noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter: Sie möchte mit<br />

der Bildung von Reiseketten den Wechsel zwischen<br />

Verkehrsmitteln während e<strong>in</strong>es Weges fördern und so<br />

dazu beitragen, Verkehr effizienter und sicherer abzuwikkeln.<br />

Ihre Zielsetzung liegt <strong>in</strong> der Integration der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Verkehrsträger <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Weges - beispielsweise<br />

durch die Komb<strong>in</strong>ation von Fahrrad- und Busfahren. Da<br />

das Risiko, im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)<br />

zu verunglücken, ger<strong>in</strong>g ist, können solche Komb<strong>in</strong>ationen<br />

ebenfalls Sicherheitsgew<strong>in</strong>ne bedeuten.<br />

Die für Multimodalität und Intermodalität notwendige<br />

situationsangepasste Nutzung unterschiedlicher<br />

Verkehrsmittel kann ohne e<strong>in</strong>e entsprechende Verkehrsoder<br />

Mobilitätserziehung <strong>in</strong> der Schule und ohne e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Verkehrsaufklärung der Erwachsenen nicht<br />

gel<strong>in</strong>gen. Hier gilt die Maxime des lebensbegleitenden<br />

Lernens.<br />

E<strong>in</strong>e Befragung von Autofahrern <strong>in</strong> Bochum und Essen<br />

macht deutlich, dass das durch die bestandene Führersche<strong>in</strong>prüfung<br />

und tägliche Verkehrsteilnahme erworbene<br />

Erfahrungswissen ke<strong>in</strong> Garant dafür ist, sich im<br />

Verkehr richtig zu verhalten. Von den Befragten wussten<br />

nur wenige, dass <strong>in</strong> verkehrsberuhigten Bereichen<br />

Schrittgeschw<strong>in</strong>digkeit gilt, dass dort K<strong>in</strong>derspiel auf der<br />

gesamten Straßenfläche erlaubt ist und nur auf besonders<br />

markierten Flächen geparkt werden darf. Kenntnisdefizite<br />

zeigen sich, so die Resultate e<strong>in</strong>er Untersuchung<br />

der Universität Regensburg, auch h<strong>in</strong>sichtlich der Bedeutung<br />

des „Grünen Pfeils“. Beobachtungen zufolge verhalten<br />

sich mehr als drei Viertel der Autofahrer nicht<br />

gemäß der „Grüne-Pfeil“-Regelung: Über die Hälfte<br />

von ihnen ignorierte das Schild und wartete trotz der Beschilderung<br />

auf das „Grün“ der Ampel; mehr als jeder<br />

zehnte Rechtsabbieger bog ab, ohne zuvor an der Haltel<strong>in</strong>ie<br />

anzuhalten - obgleich drei Viertel der Autofahrer<br />

me<strong>in</strong>ten, das Schild zu kennen. E<strong>in</strong> Teil der Befragten<br />

glaubte, der „Grüne Pfeil“ habe „irgendetwas mit der<br />

Umwelt“ zu tun, andere hielten den „Grünen Pfeil“ für<br />

„e<strong>in</strong>e Regelung für Busse“.<br />

Über die Informationsvermittlung zur sicheren Bewältigung<br />

des Straßenverkehrs h<strong>in</strong>aus geht es auch darum,<br />

die Mobilitätskompetenz der Verkehrsteilnehmer und<br />

ihre Fähigkeiten zur verantwortungsvollen und sicherheitsbewussten<br />

Verkehrsteilnahme zu stärken und die<br />

Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass beispielsweise<br />

Anruf-Sammel-Taxen, Nachtbusse oder Fahrradsta-<br />

�<br />

Lebensbegleitendes<br />

Lernen<br />

tionen etc. nicht nur dem Namen nach bekannt s<strong>in</strong>d. <strong>Das</strong><br />

Wissen um ihren praktischen Nutzen für den E<strong>in</strong>zelnen<br />

ist Voraussetzung dafür, dass sich Handlungsmuster ändern<br />

und e<strong>in</strong>e effiziente Verkehrsmittelwahl gel<strong>in</strong>gt - e<strong>in</strong><br />

Grund dafür, weshalb das vorliegende Programm se<strong>in</strong>en<br />

Schwerpunkt des lebensbegleitenden Lernens mit dem<br />

der Förderung von Intermodalität und Multimodalität<br />

verknüpft.<br />

Die skizzierten Schwerpunkte entsprechen den Forderungen<br />

der europäischen Verkehrspolitik. So zielt das<br />

„Weißbuch“ der Europäischen Union auch darauf, die<br />

Verkehrspolitik stärker auf die Benutzer auszurichten<br />

und ihnen den Wechsel zwischen unterschiedlichen<br />

Verkehrsmitteln zu erleichtern.<br />

1. Aktionen<br />

Bei den Aktionen wird an Bewährtem festgehalten:<br />

die Landesregierung setzt weiterh<strong>in</strong> auf die Kommunalisierung<br />

der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit, da sich auf der<br />

örtlichen Ebene Zielgenauigkeit, Wirkungsorientierung<br />

und Ausrichtung konkreter Aktionen „am Bedarf“ am<br />

besten verb<strong>in</strong>den. Dort s<strong>in</strong>d es oft die kle<strong>in</strong>en, häufig<br />

eher unspektakulären, aber dennoch wichtigen Verbesserungen,<br />

mit denen die <strong>Verkehrssicherheit</strong> erhöht werden


Getötete bei Straßenverkehrsunfällen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Zeitreihe von 1980 bis 2004 sowie Darstellung des Reduktionsziels; Maßzahlen<br />

Maßzahlen<br />

kann. Ob <strong>in</strong>novative oder woanders schon bewährte<br />

Maßnahme: Entscheidend ist häufig, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Gesamtstrategie e<strong>in</strong>gebettet ist oder von anderen Aktio-<br />

nen begleitet wird. Gerade das Zusammenführen verschie-<br />

dener Handlungsansätze, die auf dasselbe Ziel ausgerich-<br />

tet s<strong>in</strong>d, br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit Erfolge.<br />

Zu dieser Strategie zählt auch, die mitunter e<strong>in</strong>zeln agie-<br />

renden Träger der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit enger zu-<br />

sammenzuführen. Verschiedene Institutionen, Verbände,<br />

Vere<strong>in</strong>e, wissenschaftliche E<strong>in</strong>richtungen, Clubs, Foren<br />

sowie zahlreiche engagierte Bürger arbeiten bereits<br />

daran mit, dass <strong>Verkehrssicherheit</strong> „groß geschrieben“<br />

wird. <strong>Das</strong> Programm möchte die Grundlagen dafür bieten,<br />

e<strong>in</strong>e effektive und effiziente Vernetzung und e<strong>in</strong>en<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen Informationsfluss zu erreichen - auch<br />

um die Partizipationsmöglichkeiten derer, die täglich im<br />

Verkehr unterwegs s<strong>in</strong>d, an der Gestaltung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

des Verkehrs zu erweitern.<br />

Für das Maß an realer Sicherheit auf den Straßen kommt<br />

es letztendlich aber immer auf das Verkehrsverhalten jedes<br />

E<strong>in</strong>zelnen an - und auf dessen Bereitschaft, e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Beitrag zu mehr Verantwortung im Verkehr zu leisten.<br />

1. <strong>Verkehrssicherheit</strong>smaßnahmen:<br />

Reduktionspotenziale erschließen<br />

Ziele zu setzen bedeutet auch, Bilanz zu ziehen. Daher<br />

ist geplant, von Zeit zu Zeit über den Grad der Zielerreichung<br />

und die durchgeführten Aktionen Auskunft zu<br />

geben und es zu ermöglichen, heute noch nicht vorhersehbare<br />

Trends im Verkehrssektor und daraus resultierende<br />

neue Maßnahmen <strong>in</strong> das laufende <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm<br />

<strong>in</strong>tegrieren zu können.<br />

Über e<strong>in</strong>e solche Standortbestimmung h<strong>in</strong>aus möchte<br />

die Landesregierung Wirksamkeitsüberprüfungen <strong>in</strong> der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit etablieren. Sie will mehr darüber<br />

erfahren, welche Detailmaßnahmen welche Ergebnisse<br />

gebracht haben und daraus ableiten, was zukünftig<br />

beibehalten oder besser gemacht werden sollte. Zuverlässigen<br />

Zugang zur Maßnahmenbeurteilung bieten ausgeklügelte<br />

Evaluationsstudien. Sie s<strong>in</strong>d aber nur schwer<br />

realisierbar, weil nie nur „die e<strong>in</strong>e“ Maßnahme erfolgreich<br />

war. Zum statistisch erfassten Unfallrückgang<br />

haben stets viele E<strong>in</strong>zelmaßnahmen und viele Akteure<br />

ihren Beitrag geleistet. Dennoch kann dieser E<strong>in</strong>wand<br />

nicht bedeuten, auf Bewertungsverfahren gänzlich zu<br />

verzichten. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen hält deshalb se<strong>in</strong>e<br />

11<br />

Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>NRW</strong> (2003)


1<br />

Forderung nach e<strong>in</strong>er durchgängigen Überprüfung der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit aufrecht. Die Bereitschaft zur<br />

Teilnahme an e<strong>in</strong>er solchen Überprüfung wird zukünftig<br />

e<strong>in</strong> Kriterium se<strong>in</strong>, auf das die Landesregierung bei ihrer<br />

Unterstützung von <strong>Verkehrssicherheit</strong>saktionen baut.<br />

1.6 Aufbau des <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms<br />

<strong>Das</strong> vorliegende Programm setzt auf die Integration<br />

verschiedener Handlungsfelder. Der Aufbau fasst die<br />

neuen Handlungsansätze <strong>in</strong> fünf zentralen Themenbereichen<br />

zusammen: Im Kapitel „Der Mensch“ s<strong>in</strong>d<br />

Aktionen der Verkehrsaufklärung und -erziehung,<br />

Ansätze zur Optimierung der Fahrausbildung sowie<br />

Maßnahmen der Verkehrsüberwachung und des<br />

Verkehrsrechts unter dem Leitgedanken zusammengefasst,<br />

die Mobilitätskompetenz <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu<br />

stellen. <strong>Das</strong> Teilkapitel „Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />

Verkehrsmittelwahl“ hebt auf die Zusammenhänge von<br />

Verkehr und Raumplanung ab. Es illustriert, dass zukünftige<br />

Konzepte der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit auch<br />

Strategien zur Begrenzung des Verkehrswachstums<br />

und zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs sowie des<br />

ÖPNV be<strong>in</strong>halten. Mit diesen öffnet sich die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

den Aufgaben e<strong>in</strong>er nachhaltigen und<br />

verträglichen Gestaltung des Verkehrs. <strong>Das</strong> bedeutet<br />

gleichzeitig auch e<strong>in</strong>e Veränderung der Inhalte der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit. H<strong>in</strong>weise zur Gestaltung und<br />

zum Betrieb von Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur werden unter<br />

„Infrastruktur“ subsumiert. Im Teilkapitel „Technik“<br />

wird dargestellt, welche fahrzeugtechnischen Maßnahmen<br />

e<strong>in</strong>e sichere Verkehrsteilnahme unterstützen.<br />

Es gibt ferner H<strong>in</strong>weise darauf, wie die Verkehrstelematik<br />

über die Lenkung der Verkehrsströme h<strong>in</strong>aus<br />

mehr als bisher für verkehrssicherheitliche Belange<br />

genutzt werden kann. <strong>Das</strong> Abschlusskapitel erläutert,<br />

wie e<strong>in</strong> Mehr an Sicherheit im Straßenverkehr durch<br />

e<strong>in</strong>e weitere Optimierung des Rettungswesens realisiert<br />

werden kann. Insgesamt wird damit die bisher isolierte<br />

Darstellung nach Verkehrsarten und nach Maßnahmengruppen<br />

aufgegeben, um so die Zusammenhänge besser<br />

erkennen zu können.<br />

1.7 Nordrhe<strong>in</strong>-westfälische Verkehrs-<br />

sichersicher heitsarbeit im<br />

europäischen Kontext<br />

Jährlich rund 40.000 Tote <strong>in</strong> den alten 15 EU-Ländern,<br />

1,7 Millionen Verletzte sowie geschätzte Kosten von rund<br />

160 Milliarden Euro haben das Thema <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

auch <strong>in</strong> Europa auf die Tagesordnung gebracht. Die<br />

Europäische Kommission hat sich daher <strong>in</strong> ihrem „Weißbuch<br />

zur Europäischen Verkehrspolitik“ das Ziel gesetzt,<br />

die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2010 um die<br />

Hälfte zu senken. <strong>Das</strong> dazu aufgelegte Aktionsprogramm<br />

umfasst e<strong>in</strong>e Liste von 60 konkreten Maßnahmen, die<br />

darauf abzielen, das Verhalten der Verkehrsteilnehmer<br />

zu verändern, die Straßen<strong>in</strong>frastruktur zu optimieren und<br />

die Fahrzeuge sicherer zu machen - <strong>in</strong>sbesondere durch<br />

die Ermittlung von gelungenen E<strong>in</strong>zelaktionen und deren<br />

Verbreitung auf örtlicher Ebene.<br />

Auch die Europäische Kommission stellt den lokalen und<br />

regionalen Bezug der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit heraus.<br />

Dies bekräftigt die Landesregierung <strong>in</strong> ihrer Sicht, dass<br />

die konkrete Arbeit nur vor Ort geleistet werden kann.<br />

Die Fokussierung auf möglichst greifbare E<strong>in</strong>zelmaßnahmen<br />

zeigt ebenfalls, dass die Zielsetzung <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen mit derjenigen der Kommission übere<strong>in</strong>stimmt.<br />

Gleichklang besteht auch dar<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Reduktion der<br />

im Straßenverkehr Getöteten um 50 % - wie sie auch <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen verfolgt wird - e<strong>in</strong>e Herausforderung<br />

ist, die nur <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftlicher Arbeit von allen<br />

an der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit Beteiligten gemeistert<br />

werden kann. Um diese Mobilisierung der Akteure <strong>in</strong><br />

<strong>NRW</strong> weiter sicherzustellen und e<strong>in</strong>en zusätzlichen<br />

Impuls für mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong> im Straßenverkehr<br />

zu geben, begrüßt die Landesregierung die europäische<br />

Charta für mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong>. Mit ihr möchte die<br />

Europäische Kommission alle Unterzeichner zur geme<strong>in</strong>samen<br />

Zusammenarbeit verpflichten. Durch die<br />

Unterschrift unter die Charta können alle öffentlich wie<br />

privat Engagierten konkrete und messbare Maßnahmen<br />

vorschlagen, die sie zur weiteren Verbesserung der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong> selbst durchführen wollen.<br />

Mit der Unterstützung der Charta möchte die Landesregierung<br />

demonstrieren, dass sie maximale Zusammenarbeit<br />

und Effizienz bei der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

verfolgt und zugleich verdeutlichen, dass auch für sie<br />

die Rettung von Leben auf den Straßen gleichermaßen<br />

Aufgabe wie Herausforderung ist.


<strong>Das</strong> vierte <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen von 1994 hat <strong>in</strong> elf Handlungsfeldern mehr<br />

als 60 Maßnahmen vorgestellt. In dessen zehnjähri-<br />

gem Gültigkeitszeitraum konnten zwar nicht alle, aber<br />

doch der größte Teil der genannten Forderungen umgesetzt<br />

werden. Der nachfolgende Überblick zeichnet die<br />

Grundzüge der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit des Programmzeitraums<br />

nach.<br />

. Bilanz des <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms<br />

<strong>NRW</strong> 199<br />

2.1 Maßnahmen und Aktionen im<br />

Programmzeitraum<br />

2.2 Entwicklung der Unfallzahlen<br />

Unfälle <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Maßzahlen,1980 = 100<br />

Verunglückte <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Maßzahlen, 1980 = 100<br />

Unfälle <strong>in</strong>sgesamt<br />

Unfälle mit Personenschaden<br />

Unfälle mit schwerwiegendem Sachschaden<br />

Quelle: LDS <strong>NRW</strong><br />

Leichtverletzte<br />

Verunglückte<br />

Schwerverletzte<br />

Getötete<br />

Quelle: LDS <strong>NRW</strong><br />

1


�<br />

1<br />

. Bilanz<br />

1994 bis 2003<br />

.1 Maßnahmen und Aktionen<br />

im Programmzeitraum<br />

Die <strong>in</strong> den Jahren 1994 bis 1997 durchgeführten Landeskampagnen<br />

zur Verkehrsaufklärung setzten allesamt<br />

an der Hauptunfallursache Geschw<strong>in</strong>digkeit an.<br />

„Tempo 30 schützt uns alle“, „Keep cool - fahr’ 30!“<br />

und „Mensch ändere Dich. Fahr’ 30!“ lauteten deren<br />

Botschaften. Die Verkehrsaufklärung von Erwachsenen<br />

war das zentrale Thema der von 1998 bis 2002 verfolgten<br />

<strong>NRW</strong>-Geme<strong>in</strong>schaftsaktion „K<strong>in</strong>der sehen es anders“.<br />

Sie beleuchtete das entwicklungsbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Leistungsvermögen von K<strong>in</strong>dern im Straßenverkehr.<br />

Welche Schritte zugunsten e<strong>in</strong>er k<strong>in</strong>derfreundlichen<br />

Verkehrswelt ergriffen werden können, illustriert der<br />

im Rahmen der Kampagne erarbeitete K<strong>in</strong>derverkehrssicherheitsbericht.<br />

Er zeigt Wege zur Umsetzung der<br />

„Dortmunder 5-Punkte-Erklärung“ von 1998 auf, dem<br />

Resümee der Auftaktveranstaltung zur Kampagne.<br />

<strong>Das</strong> Hauptaugenmerk der Verkehrserziehung richtete<br />

sich auf die Förderung e<strong>in</strong>es verkehrssicheren Verhaltens<br />

und die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen Mobilität.<br />

In der Primarstufe lagen die Schwerpunkte <strong>in</strong> der<br />

Sicherung des Schulwegs, der Radfahrausbildung sowie<br />

im Radfahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g; Schulwegpläne gaben Hilfestellung<br />

für sichere Wege zu K<strong>in</strong>dergärten und Grundschulen.<br />

Die Verkehrserziehung der Sekundarstufe I umfasste vor<br />

allem die Betrachtung des eigenen Verhaltens und der<br />

Beziehungen zu anderen Verkehrsteilnehmern; <strong>in</strong> der<br />

Sekundarstufe II stand die bewusste Gestaltung der eigenen<br />

Mobilität im Vordergrund.


<strong>Das</strong> im Themenfeld Fahrschule verfolgte Engagement<br />

hatte e<strong>in</strong>erseits die Verbesserung der Fahrlehrerausbil-<br />

dung und andererseits die Qualitätssicherung des Fahr-<br />

schulunterrichts zum Ziel. Die Novelle des Fahrlehrer-<br />

gesetzes vom 01.01.1999 machte es möglich, die Prüfung<br />

der Fahrlehrer deutlich praxisnäher zu gestalten; ferner<br />

konnte durch sie e<strong>in</strong>e obligatorische Weiterbildung der<br />

Fahrlehrer festgeschrieben werden. Der Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Pools sachverständiger Fahrlehrer - e<strong>in</strong>e Empfehlung aus<br />

dem <strong>NRW</strong>-Pilotversuch zur Fahrschulüberwachung -<br />

macht es den nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Straßenverkehrsbehörden<br />

möglich, <strong>in</strong> ihrem Auftrag Fahrschulen von<br />

Fahrlehrern prüfen zu lassen - „Experten beobachten<br />

Experten“.<br />

Wesentliche, während des Programmzeitraums beschlossene<br />

Änderungen des Verkehrsrechts betreffen<br />

die Verfolgung von Alkohol- und Drogendelikten im<br />

Verkehr. Mit der Absenkung der Promillegrenze auf<br />

0,5 ‰ ist e<strong>in</strong>er zentralen Forderung von Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen Rechnung getragen worden. Der Beschluss<br />

des Bundesgerichtshofs vom 03.04.2001, e<strong>in</strong>en durch<br />

Atemalkoholmessung gewonnenen Wert unter bestimmten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen ohne Sicherheitsabschläge verwen-<br />

Maßnahmen der Polizei gegen Hauptunfallursachen (HUU)<br />

im Jahr 2003<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit: 80,9 %<br />

Fehlverhalten von Fußgängern: 0,9 %<br />

Quelle: Innenm<strong>in</strong>isterium <strong>NRW</strong> (2004)<br />

Fehlverhalten gegenüber<br />

Fußgängern: 1,5 %<br />

Überholen: 0,9 %<br />

Alkohol: 1,8 %<br />

Abstand: 3,9 %<br />

den zu können, bestätigte das Land <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Zielsetzung,<br />

zu e<strong>in</strong>er gerichtsverwertbaren Messung der Alkoholkonzentration<br />

<strong>in</strong> der Atemluft zu kommen.<br />

Welche Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsum<br />

und Fahrtüchtigkeit bestehen und wann die Fahreignung<br />

stark be<strong>in</strong>trächtigt ist, war Thema e<strong>in</strong>es vom Land mitgetragenen<br />

Forschungsprojekts. Heute gilt, wer Cannabis<br />

konsumiert, ist <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong> der Lage, den<br />

gestellten Anforderungen zum Fahren von Kraftfahrzeugen<br />

gerecht zu werden.<br />

Bei der polizeilichen Verkehrsüberwachung stand die<br />

Bekämpfung der Hauptunfallursachen im Vordergrund.<br />

Die Bemühungen der Polizei, die <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren<br />

rund 15,3 Millionen Maßnahmen gegen die Hauptunfallursachen<br />

unternahm, wurden dabei von den Kommunen<br />

unterstützt. Mit der landesweiten Ausstattung der Polizei<br />

mit e<strong>in</strong>em Drogen-Vortest konnte e<strong>in</strong>em Hauptproblem<br />

der Verkehrsüberwachung - die schnelle Feststellung von<br />

Drogenkonsum bei Fahrzeugführern - begegnet werden.<br />

Abbiegen/Wenden: 4,4 %<br />

Vorfahrt/Vorrang: 5,8 %<br />

1


16<br />

Mit der Selbstverpflichtung der europäischen Automobil<strong>in</strong>dustrie,<br />

Neufahrzeuge ab 2003 serienmäßig mit<br />

e<strong>in</strong>em Antiblockiersystem (ABS), verbesserte Bremsen<br />

und Beleuchtungsanlagen auszustatten, fanden die auf<br />

die Sicherheitsausstattung zielenden Anregungen des<br />

vierten <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramms Gehör.<br />

Die im Programmzeitraum verfolgten, der Verkehrsregelung<br />

und Verkehrsbee<strong>in</strong>flussung zuzuordnenden<br />

Maßnahmen hatten neben der Verbesserung der Sicherheit<br />

auch die effiziente Nutzung der vorhandenen Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />

zum Ziel. So s<strong>in</strong>d an besonders<br />

störanfälligen Autobahnabschnitten Zuflussregelungsanlagen<br />

<strong>in</strong>stalliert worden, die über Ampeln die Zufahrt<br />

von Fahrzeugen <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Verkehrslage<br />

auf der Autobahn regeln. Der Verbesserung von Verkehrsfluss<br />

und <strong>Verkehrssicherheit</strong> dienen ferner mehr<br />

als 2.000 Messquerschnitte auf Autobahnen, die über<br />

automatisch generierte Verkehrsrechnermeldungen e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Beitrag für den Verkehrswarndienst<br />

leisten. Um im städtischen Bereich sichere Straßenverknüpfungen<br />

zu realisieren, s<strong>in</strong>d Platz sparende Kreisverkehre<br />

(„M<strong>in</strong>i-Kreisel“) erfolgreich erprobt worden.<br />

Sicherheitsgew<strong>in</strong>ne resultieren auch aus der im Aufbau<br />

bef<strong>in</strong>dlichen eigenständigen Wegweisung für den Fahrradverkehr.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für die durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>telligente<br />

Steuerung erfolgte Vernetzung von Verkehrssystemen<br />

ist die Abstimmung der Fahrpläne im Öffentlichen<br />

Personennahverkehr (ÖPNV).<br />

Die Verkehrsberuhigung br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung<br />

der <strong>Verkehrssicherheit</strong> <strong>in</strong> den Städten. E<strong>in</strong>er groben<br />

Schätzung zufolge s<strong>in</strong>d gegenwärtig nahezu die Hälfte<br />

der <strong>in</strong>nerörtlichen Straßen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen als<br />

Tempo-30-Zonen ausgewiesen. Geschw<strong>in</strong>digkeitsreduzierungen<br />

des Kraftfahrzeug-Verkehrs standen auch<br />

beim Umbau der Ortsdurchfahrten im Vordergrund.<br />

Mit der Anlage von Radverkehrsanlagen sowie verbesserten<br />

Querungsmöglichkeiten für Fußgänger konnte<br />

die Sicherheit für den nicht motorisierten Verkehr erhöht<br />

werden. E<strong>in</strong> weitergehendes Beispiel bot das<br />

Modellprojekt „Gartensiedlung Weißenburg“ <strong>in</strong> Münster,<br />

e<strong>in</strong>e autofreie Siedlung, die im Rahmen des Landeswettbewerbs<br />

„Wohnen ohne eigenes Auto“ entwickelt<br />

wurde.


Die Förderung des Fußgänger-, Fahrrad- und Öffentlichen<br />

Verkehrs war e<strong>in</strong> Schwerpunkt im vierten Verkehrssicher-<br />

heitsprogramm. Die Maßnahmen dazu waren vielfältig:<br />

Um den „Neuen Nahverkehr <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ zu fördern, stan-<br />

den alle<strong>in</strong> sechs unterschiedliche Landesprogramme zur<br />

Verfügung. Die Aktivitäten zugunsten des Fahrradver-<br />

kehrs fasst der 1999 verabschiedete „Aktionsplan zur<br />

Förderung des Radverkehrs <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ zusammen. Wie<br />

Radverkehr funktioniert, wenn er als System betrach-<br />

tet wird, zeigt seit nunmehr elf Jahren die Arbeits-<br />

geme<strong>in</strong>schaft „Fahrradfreundliche Städte und Geme<strong>in</strong>-<br />

den <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“. Der Modellversuch „Fußgängerüber-<br />

wege“ demonstrierte, mit welchen Mitteln das sichere<br />

Überqueren von Straßen ermöglicht werden kann. Er<br />

trug dazu bei, die Renaissance des lange vernachläs-<br />

sigten Zebrastreifens e<strong>in</strong>zuläuten. Die Kopplung von<br />

Wohnbaufördermitteln an das Vorhandense<strong>in</strong> nahege-<br />

legener ÖPNV-Haltepunkte, die verstärkte Ausweisung<br />

von Bauland an Verkehrsachsen des Öffentlichen Verkehrs<br />

und das 1998 erlassene Stellplatznutzungsgesetz<br />

flankieren die Bemühungen, die Benutzung von Bus,<br />

Bahn und Fahrrad sowie das Zu-Fuß-Gehen zu stärken.<br />

Die im Programmzeitraum durchgeführten Maßnahmen<br />

im Straßenbau zielten auf die Optimierung der Infrastruktur,<br />

da e<strong>in</strong>em weiteren Ausbau soziale, ökonomische und<br />

ökologische Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d. Der Landesstraßenausbauplan<br />

macht deutlich, dass die Mehrheit der dort<br />

skizzierten Vorhaben den Ortsumgehungen, dem Ausbau<br />

vorhandener Straßen und der Beseitigung von Bahnübergängen<br />

zuzuordnen s<strong>in</strong>d. Um auch das Straßennetz,<br />

se<strong>in</strong>e Nutzung und se<strong>in</strong>en Zustand präzise überprüfen zu<br />

können, wurde die Straßen<strong>in</strong>formationsbank Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen (NWSIB) als zentrales Medium der Straßenbauverwaltung<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen e<strong>in</strong>gesetzt - auch<br />

Hessen und Niedersachsen haben sich <strong>in</strong>zwischen für die<br />

NWSIB entschieden. Mit dem überarbeiteten Runderlass<br />

zur Auswertung von Straßenverkehrsunfällen steht seit<br />

Mai 2003 e<strong>in</strong> verbessertes Instrument zur Durchführung<br />

örtlicher Unfalluntersuchungen und zur Beseitigung von<br />

Unfallhäufungsstellen zur Verfügung.<br />

17


Auf e<strong>in</strong>en Blick<br />

. Entwicklung der Unfallzahlen<br />

Die Unfallbilanz <strong>in</strong> der Laufzeit des <strong>Verkehrssicherheit</strong>s-<br />

programms 1994 ist erfreulich positiv: Bei e<strong>in</strong>em zwischen<br />

1994 und 2003 um 15 % gewachsenen Kfz-Bestand<br />

erhöhte sich die Zahl aller Straßenverkehrsunfälle <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen um 9 %; die Zahl der Unfälle<br />

mit Personenschaden g<strong>in</strong>g zugleich um 13 % zurück.<br />

Im Vergleich zu 1994 wurden <strong>in</strong> 2003 <strong>in</strong>sgesamt 30 %<br />

weniger Menschen im Verkehr getötet und 34 % weniger<br />

schwer verletzt. In 2003 hat die Zahl der Getöteten<br />

den niedrigsten Stand seit E<strong>in</strong>führung der Statistik erreicht.<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen weist die niedrigste Ver-<br />

199 00 Tendenz<br />

Unfälle <strong>NRW</strong> gesamt, darunter: 507.788 555.965 �<br />

Unfälle mit Personenschaden 79.719 69.576 �<br />

Schwerw. Unfälle mit Sachschaden 33.693 22.494 �<br />

Unfälle mit sonstigem Sachschaden 394.304 463.895 �<br />

Verunglückte, darunter: 103.481 88.727 �<br />

Getötete 1.346 942 �<br />

Schwerverletzte 24.636 16.362 �<br />

Leichtverletzte 77.499 71.423 �<br />

K<strong>in</strong>der unter 1 Jahren<br />

verunglückte K<strong>in</strong>der 12 302 9.670 �<br />

getötete K<strong>in</strong>der 85 25 �<br />

verunglückte K<strong>in</strong>der je 100.000 431 336 �<br />

E<strong>in</strong>wohner der Altersgruppe<br />

18- bis -Jährige<br />

verunglückte 18- bis 24-Jährige 22.923 16.319 �<br />

getötete 18- bis 24-Jährige 250 176 �<br />

verunglückte 18- bis 24-Jährige je 1.480 1.173 �<br />

100.000 E<strong>in</strong>wohner der Altersgruppe<br />

Senioren ab 6 Jahren<br />

verunglückte Senioren 6.817 8.099 �<br />

getötete Senioren 297 218 �<br />

verunglückte Senioren je 100.000 247 252 �<br />

E<strong>in</strong>wohner der Altersgruppe<br />

18<br />

Quelle: LDS <strong>NRW</strong> (1996) und Innenm<strong>in</strong>isterium <strong>NRW</strong> (2004)<br />

unglücktenrate aller Bundesländer auf. Zu diesem Erfolg<br />

haben viele beigetragen - Organisationen, Verbände,<br />

Staat, Behörden und zahlreiche Bürger, die sich für die<br />

Sicherheit auf unseren Straßen engagiert haben.<br />

Bezogen auf die Unfallentwicklung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Altersklassen ergibt sich e<strong>in</strong> differenziertes Bild:<br />

• Die Zahl der verunglückten K<strong>in</strong>der (unter 15 Jahren)<br />

reduzierte sich um 21 %; die der Getöteten g<strong>in</strong>g um<br />

71 % zurück. Die Verunglücktenrate konnte um 22 %<br />

gesenkt werden.


• In der Altersgruppe der 18-bis 24-Jährigen g<strong>in</strong>g die<br />

Zahl der Verunglückten um 29 % und die der Getöteten<br />

um 30 % zurück; die Verunglücktenhäufigkeit konnte<br />

um 21 % gesenkt werden. Hier wurde <strong>in</strong>sbesondere<br />

im Zeitraum 1995/96 e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung der<br />

Unfallsituation erreicht, die sich seit dem kont<strong>in</strong>uierlich<br />

fortsetzt.<br />

• Die Unfallentwicklung bei den Älteren (ab 65 Jahre) ist<br />

une<strong>in</strong>heitlich: Seit 1994 ist die Zahl der verunglückten<br />

Personen um 19 % gestiegen, während die der<br />

Getöteten zugleich um 27 % zurückgegangen ist.<br />

Insgesamt zeigt sich damit folgendes Bild <strong>in</strong> der<br />

Verkehrsunfallentwicklung: Weniger Tote, weniger<br />

Schwerverletzte und weniger Leichtverletzte s<strong>in</strong>d<br />

die positiv zu wertenden Aspekte. Ihnen gegenüber<br />

steht das nach wie vor hohe Unfallrisiko für Junge<br />

Fahrer und der Umstand, dass zu schnelles Fahren<br />

immer noch e<strong>in</strong>e der häufigsten Unfallursachen ist.<br />

Die absolute Zahl der Unfälle ist gewachsen und die<br />

Verunglücktenhäufigkeit von älteren Menschen leicht<br />

gestiegen. Die künftige <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen wird diese Trends und andere<br />

absehbare Entwicklungen berücksichtigen.<br />

19


Altersaufbau der Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Männer Frauen<br />

Die Konzeption e<strong>in</strong>er mittelfristigen Verkehrssicher-<br />

heitsarbeit hat e<strong>in</strong>e Vielzahl rahmengebender Größen<br />

zu beachten: Nicht nur die soziodemographischen<br />

Entwicklungen gehören dazu, sondern auch raum-<br />

bezogene Grundlagendaten als E<strong>in</strong>gangsgrößen der<br />

Verkehrsnachfrage sowie Veränderungsprozesse im <strong>in</strong>-<br />

dividuellen Mobilitätsverhalten. Verkehrliche Verände-<br />

rungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Folge von vielfältigen Entwicklungen,<br />

von Trends, Ansprüchen und Erwartungen der Menschen.<br />

Quelle: LDS <strong>NRW</strong> (2002)<br />

Personen<br />

. E<strong>in</strong>fluss künftiger Entwicklungen<br />

3.1 Soziodemographische<br />

Entwicklungen<br />

3.2 Raumbezogene Entwicklungen<br />

3.3 Entwicklung des <strong>in</strong>dividuellen<br />

Mobilitätsverhaltens<br />

3.4 Folgerungen für die Ausrichtung<br />

der nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

Verkehrsmittelnutzung <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

ÖPNV: 6%<br />

Motorisierter<br />

Individualverkehr: 63%<br />

Sonstiges: 1%<br />

Zu Fuß: 21%<br />

Der nachfolgende Überblick zeigt, welche Entwicklun-<br />

gen im Verkehr absehbar s<strong>in</strong>d und mit welchen Schritten<br />

die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit des Landes darauf reagieren<br />

möchte. Nicht zuletzt deshalb steht bei den aufgeführten<br />

Prognosen nicht deren absolute Treffsicherheit,<br />

sondern die Darstellung von Verlauf und Stärke sich abzeichnender<br />

Strukturveränderungen im Vordergrund.<br />

Fahrrad:<br />

9%<br />

Quelle: Mobilität <strong>in</strong> Deutschland/Analyse <strong>NRW</strong> (2002)<br />

1


�<br />

. E<strong>in</strong>fluss künftiger Entwicklungen<br />

Trends<br />

.1 Soziodemographische Entwicklungen<br />

Gegenwärtig leben <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen rund<br />

18 Millionen Menschen. Den Hochrechnungen zufolge<br />

kann davon ausgegangen werden, dass die Bevölke-<br />

rungszahlen bis 2015 kaum merkbar und bis 2020 auf<br />

etwa 17,9 Millionen E<strong>in</strong>wohner s<strong>in</strong>ken.<br />

Weitaus stärkere Veränderungen als <strong>in</strong> der Gesamt-<br />

e<strong>in</strong>wohnerzahl s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen im Aufbau der Alterspyramide<br />

zu erwarten: Im Prognosezeitraum s<strong>in</strong>kt der<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen stetig, der der Erwerbsbevölkerung<br />

19- bis 59-Jährigen bleibt zunächst<br />

annähernd gleich und wird etwa ab 2014 zurückgehen.<br />

Demgegenüber wächst die Zahl der Personen im<br />

Rentenalter <strong>in</strong> zwei Phasen stark an.<br />

E<strong>in</strong>e die e<strong>in</strong>zelnen Altersgruppen berücksichtigende Annahme<br />

lässt erkennen, dass vor allem die Altersgruppen<br />

der 45- bis 54-Jährigen und die der über 75-Jährigen<br />

stark zunehmen werden, während die Zahl der unter<br />

45-Jährigen s<strong>in</strong>ken wird - mit Ausnahme der 15- bis<br />

24-Jährigen, deren Zahl bis 2015 vermutlich anwächst.<br />

Interpretiert man die auf der demographischen Ebene<br />

sichtbaren Trends h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Auswirkungen auf<br />

die <strong>Verkehrssicherheit</strong>, so kann zunächst festgestellt<br />

werden, dass die generelle Bevölkerungsentwicklung<br />

ke<strong>in</strong>e nennenswerten Verkehrsverr<strong>in</strong>gerungen erwarten<br />

lässt. Durch die Verschiebung der Altersstruktur ist trotz<br />

stagnierender oder schrumpfender E<strong>in</strong>wohnerzahlen<br />

vielmehr mit e<strong>in</strong>er überproportional steigenden Motorisierung<br />

zu rechnen, da die bereits heute hoch motorisierten<br />

Altersgruppen <strong>in</strong> die Gruppe der Senioren<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen. Ansteigen wird ebenfalls, wenn auch<br />

deutlich ger<strong>in</strong>ger, die Gruppe der Führersche<strong>in</strong>neul<strong>in</strong>ge<br />

und jungen Autofahrer. Die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

der Zukunft ist also gut beraten, bei ihren Aktionen gleichermaßen<br />

ältere Verkehrsteilnehmer wie junge Fahrer<strong>in</strong>nen<br />

und Fahrer zu berücksichtigen. Nicht unerwähnt<br />

bleiben soll, dass e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>kender Anteil von K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen deren Unfallrisiko im Straßenverkehr<br />

erhöht. Denn Erwachsene rechnen dann immer weniger<br />

damit, dass K<strong>in</strong>der und Jugendliche tatsächlich<br />

im Verkehr präsent s<strong>in</strong>d. Hier gilt es im Rahmen der<br />

Verkehrsaufklärung daher umso mehr, Erwachsene dafür<br />

zu sensibilisieren, sich auf K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

und deren altersgemäßes Verkehrsverhalten e<strong>in</strong>zustellen.<br />

. Raumbezogene Entwicklungen<br />

Die <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren steigenden Wegelängen <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen - beispielsweise im Berufsverkehr<br />

zwischen 1989 und 2000 um 31 % - belegen, dass die


Führersche<strong>in</strong>besitz<br />

nach Geschlecht und Altersgruppen<br />

<strong>in</strong> Prozent<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Quelle: Mobilität <strong>in</strong> Deutschland/Analyse <strong>NRW</strong> (2002)<br />

Aktionsradien immer größer werden. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ist der Anteil des Freizeitverkehrs am Gesamtverkehr<br />

ebenfalls gewachsen. Zu erkennen ist ferner, dass sich<br />

suburbane Siedlungsstrukturen weiter durchsetzen. Im<br />

Prognosezeitraum werden die Ballungskerne weiterh<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>wohner verlieren, der ländliche Raum wird dagegen<br />

Bevölkerungszuwächse verzeichnen. Für solitäre Verdichtungsgebiete<br />

sowie Ballungsrandzonen wird e<strong>in</strong>e<br />

eher ausgewogene Bevölkerungsentwicklung vermutet.<br />

Es kann davon ausgegangen werden, dass e<strong>in</strong>e durch<br />

Suburbanisierung und Entmischung bed<strong>in</strong>gte Verlagerung<br />

der Wege auch den Modal-Split zu Ungunsten<br />

der nicht motorisiert zurückgelegten Wege bee<strong>in</strong>flusst -<br />

e<strong>in</strong>e Entwicklung, die auch die <strong>NRW</strong>-Studie „Verkehrsverhalten<br />

2000“ so prognostiziert. <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

sollte daher auch den Öffentlichen Verkehr, den<br />

Radverkehr sowie das Zu-Fuß-Gehen fördern: zum<br />

e<strong>in</strong>en, weil aus dessen Nutzung Sicherheitsgew<strong>in</strong>ne resultieren,<br />

zum anderen, um die knappe Infrastruktur <strong>in</strong><br />

den Städten effizienter zu nutzen. <strong>Das</strong>s e<strong>in</strong>e solche Förderung<br />

funktioniert, zeigt der <strong>in</strong> Ballungsräumen sichtbare<br />

Anstieg des ÖPNV-Anteils am Gesamtverkehr.<br />

Jahre<br />

und älter<br />

. Entwicklung des <strong>in</strong>dividuellen<br />

Mobilitätsverhaltens<br />

Auch auf der Ebene des <strong>in</strong>dividuellen Mobilitätsverhaltens<br />

wird deutlich, dass Mobilität e<strong>in</strong>en immer größeren<br />

Stellenwert e<strong>in</strong>nimmt, vor allem <strong>in</strong> der Freizeit: So ist die<br />

werktägliche Mobilitätsrate <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen um rund 14 % auf 3,3 Wege pro Tag<br />

gestiegen - e<strong>in</strong> verkehrlicher Mehraufwand von 7 Millionen<br />

Wegen pro Werktag. Diese Steigerung ist ausschließlich<br />

auf die Zunahme der Freizeit- und Versorgungswege<br />

zurückzuführen, mittlerweile werden sogar an Werktagen<br />

mehr Freizeit- als Arbeitswege zurückgelegt.<br />

Gleichzeitig ergibt sich - obgleich 60 % der zurückgelegten<br />

Wege kürzer als 5 km s<strong>in</strong>d - e<strong>in</strong>e deutliche Verschiebung<br />

zugunsten des motorisierten Individualverkehrs.<br />

Es werden also mehr Freizeitaktivitäten ausgeübt. Hierfür<br />

wird auch auf kle<strong>in</strong>eren Entfernungen das Auto<br />

genutzt. Dessen häufigere Nutzung mag auch dar<strong>in</strong><br />

begründet se<strong>in</strong>, dass die Verfügbarkeit über e<strong>in</strong>en Pkw<br />

immer selbstverständlicher wird. Die Strukturdaten-<br />

Prognosen der Integrierten Gesamtverkehrsplanung<br />

gehen von e<strong>in</strong>em Pkw-Zuwachs von rund 15 % bis zum<br />

Jahr 2015 aus, an dem <strong>in</strong>sbesondere Frauen und Senioren<br />

teilhaben.<br />

Die Bedeutung des Zu-Fuß-Gehens im Verkehrsgeschehen<br />

ist nach wie vor hoch: Knapp die Hälfte der<br />

Wege <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Ortes werden zu Fuß oder mit<br />

dem Rad zurückgelegt. Werden die Wege zur Haltestelle<br />

oder zum Parkplatz mit e<strong>in</strong>bezogen, s<strong>in</strong>d 73 % aller<br />

Wege mit e<strong>in</strong>em Fußweg verbunden. Von den durchschnittlich<br />

64 M<strong>in</strong>uten täglicher Unterwegszeit entfällt<br />

etwa e<strong>in</strong> Drittel auf das Zu-Fuß-Gehen. Dies unterstreicht<br />

die Notwendigkeit, das Zu-Fuß-Gehen mit se<strong>in</strong>er<br />

Stadtraum prägenden wie verkehrlichen Funktion<br />

weiter zu stärken. Dazu s<strong>in</strong>d breite Gehwege, die nicht<br />

von Autos zugeparkt werden, ebenso wichtig wie sichere<br />

Fußgängerüberwege und Lichtsignalsteuerungen,<br />

die den Fußgängern e<strong>in</strong> gefahrloses Überqueren der<br />

Fahrbahn ermöglichen. E<strong>in</strong> attraktives Angebot von Bus<br />

und Bahn sowie e<strong>in</strong> gutes Radverkehrsnetz tragen dazu<br />

bei, dass aus e<strong>in</strong>er selbstverständlichen Verfügbarkeit<br />

über e<strong>in</strong>en Pkw nicht automatisch e<strong>in</strong> monomodales, auf<br />

den Pkw fixiertes Verkehrsverhalten erwächst.


. Folgerungen für die Ausrichtung<br />

der nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

Nach den Prognosen ist bis 2015 bundesweit mit e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme sowohl des Personenverkehrs als auch des<br />

Güterfernverkehrs zu rechnen. Die Entwicklung <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen läuft parallel dazu. Bahn und<br />

B<strong>in</strong>nenschiff werden voraussichtlich nur unterproportional<br />

von diesem Zuwachs profitieren.<br />

Damit geht es über die Reduzierung von Unfällen h<strong>in</strong>aus<br />

immer mehr darum, Mobilität bei wachsenden Verkehrsmengen<br />

zu gewährleisten und Maßnahmen zu<br />

ergreifen, die die Belastung der Straßen <strong>in</strong>sgesamt verr<strong>in</strong>gern.<br />

Dazu gehört das Engagement für die Öffentlichen<br />

Verkehrsmittel wie für den Rad- und Fußgängerverkehr.<br />

E<strong>in</strong> großer Teil der mit dem Auto zurückgelegten<br />

Wege s<strong>in</strong>d Kurzstrecken, die erhebliche Verlagerungspotenziale<br />

zugunsten e<strong>in</strong>er Nutzung des Fahrrades und<br />

des Zu-Fuß-Gehens aufweisen. Jeder der mit Bus, Bahn,<br />

Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, schafft Platz für den<br />

notwendigen motorisierten Verkehr <strong>in</strong> den Städten.<br />

Auf die Prognosen und die Trends im Verkehrsverhalten<br />

muss sich die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit e<strong>in</strong>stellen - mit<br />

den Mitteln der schulischen Verkehrs- und Mobilitätserziehung<br />

und der Verkehrsaufklärung.<br />

Auf die Notwendigkeit des lebensbegleitenden Lernens<br />

weisen <strong>in</strong>direkt neue Öffentliche Verkehrsmittel h<strong>in</strong>,<br />

wie Anruf-Sammel-Taxis, Ruf- und Nachtbusse. Direkt<br />

ableitbar ist sie beispielsweise daraus, dass im zukünftigen<br />

Verkehrsgeschehen ältere Autofahrer e<strong>in</strong>en weit<br />

größeren Anteil als derzeit stellen und entsprechend<br />

die Probleme zunehmen, die sie verursachen. Alle müssen<br />

lernen, mit e<strong>in</strong>er alternden Gesellschaft und e<strong>in</strong>er<br />

„Gesellschaft auf Rädern“ umzugehen: die Jüngeren<br />

müssen etwa die Bewältigungsstrategien und typischen<br />

Verhaltensmuster älterer Autofahrer kennenlernen.<br />

Alle müssen sich die Verkehrsregeln aneignen oder<br />

die souveräne Nutzung der Facetten des ÖPNV erlernen.<br />

Die Älteren stehen vor der Aufgabe, e<strong>in</strong>e kritische<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung ihrer Leistungsfähigkeit im Verkehr<br />

zu entwickeln; die öffentlichen Verkehrsbetriebe stehen<br />

vor der Herausforderung, die Bedürfnisse Älterer sowie<br />

mobilitätse<strong>in</strong>geschränkter Personen etwa <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Nutzungskomfort oder Verständlichkeit des ÖPNV-<br />

Systems verstärkt zu beachten.


Dreh- und Angelpunkt im System Verkehr ist der Mensch.<br />

Se<strong>in</strong> Fehlverhalten führt <strong>in</strong> der Regel zum Unfall. We-<br />

niger Unfälle erreichen wir also, wenn wir die Fähig-<br />

keiten für e<strong>in</strong>e sicherheitsbewusste, verantwortungs-<br />

volle und vernünftige Verkehrsteilnahme stärken. E<strong>in</strong>e<br />

sorgfältige Mobilitätserziehung und e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Fahrausbildung s<strong>in</strong>d dazu ebenso notwendig wie Ak-<br />

tionen der Verkehrsaufklärung, die die Verkehrsteil-<br />

nehmer immer wieder erreichen müssen.<br />

. Der Mensch<br />

4.1 Mobilitätskompetenz<br />

4.2 Fahrausbildung<br />

4.3 Verkehrsüberwachung<br />

4.4 Verkehrsrecht<br />

Öffentlichkeitskampagnen und Aktionen s<strong>in</strong>d darüber<br />

h<strong>in</strong>aus Wege, um spezifische Zielgruppen anzuspre-<br />

chen: K<strong>in</strong>der, junge Fahranfänger, Ältere, Fußgänger,<br />

Rad-, Auto-, Motorradfahrer und andere.<br />

E<strong>in</strong> sicheres Gesamtsystem Verkehr ist selbstverständ-<br />

lich auch von e<strong>in</strong>sehbaren Verkehrsregeln abhängig -<br />

das ihnen zugrunde liegende Verkehrsrecht und die<br />

Verkehrsüberwachung s<strong>in</strong>d daher im Kontext des Kapitels<br />

„Der Mensch“ ebenso von zentraler Bedeutung.


�<br />

6<br />

6<br />

. Der Mensch<br />

4.1 Mobilitätskompetenz<br />

4.1.1 Verkehrsaufklärung<br />

Status quo<br />

Über die Risiken des Straßenverkehrs <strong>in</strong>formieren, fahr-<br />

physikalische Gesetzmäßigkeiten und menschlich biolo-<br />

gische Leistungsgrenzen aufzeigen, über Verkehrsregeln<br />

aufklären und an Vernunft und Eigenverantwortlichkeit<br />

der Verkehrsteilnehmer appellieren, das s<strong>in</strong>d die Aufgaben<br />

der Verkehrsaufklärung. Ihre drei wesentlichen<br />

Zielgruppen s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der, junge Fahranfänger und ältere<br />

Menschen.<br />

Verkehrsaufklärung kann mit Kampagnen, Wettbewerben<br />

und Medienpaketen ebenso wie mit der Ansprache von<br />

Kle<strong>in</strong>gruppen, etwa <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten oder Schulen, geschehen.<br />

Für alle Aktionen gilt, dass sie e<strong>in</strong> abgestimmtes<br />

Vorgehen benötigen auf Landesebene oder im örtlichen<br />

Kontext. Unterschiedliche Aktivitäten müssen koord<strong>in</strong>iert<br />

und mit überregionaler oder lokaler Pressearbeit<br />

flankiert werden.<br />

Geme<strong>in</strong>sames Ziel aller Aktionen ist, die Sicherheit<br />

überall und immer wieder zum Thema zu machen. Dabei<br />

geht es vor allem darum, mit der Verkehrsaufklärung<br />

Unfallprävention zu betreiben und Risikobewusstse<strong>in</strong><br />

zu wecken, um folgenschweres Fehlverhalten entgegenzuwirken.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Um e<strong>in</strong>e möglichst große Zahl von Verkehrsteilnehmern<br />

zu erreichen, richteten sich landesweite Kampagnen <strong>in</strong><br />

der Regel an e<strong>in</strong>e breite Zielgruppe. Für e<strong>in</strong>e größere<br />

Wirksamkeit ist es ratsam, die Botschaft der Kampagnen<br />

auf e<strong>in</strong>e enger begrenzte Zielgruppe zuzuschneiden.


Dies wird jedoch immer schwieriger. Lebensstilanalysen<br />

oder die Konsumforschung konstatieren e<strong>in</strong> Anwachsen<br />

der Anzahl potenzieller Zielgruppen (die so genannte<br />

Atomisierung der Zielgruppen unter dem Schlagwort<br />

„Ich b<strong>in</strong> die Gruppe“) oder den schnellen Wechsel<br />

<strong>in</strong> der Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>er Gruppe. Schon heute<br />

kann nicht davon ausgegangen werden, dass etwa die<br />

Gruppe der jungen Fahrer homogen ist; vielmehr lassen<br />

sich <strong>in</strong> der Gruppe der jungen Erwachsenen mehrere<br />

Typen identifizieren. Mith<strong>in</strong> steigt die Notwendigkeit,<br />

Verkehrsaufklärungsaktionen immer differenzierter zuzuschneiden,<br />

auch wenn sich die selektive Ansprache<br />

mitunter schwierig gestaltet und diese die Reichweite der<br />

Verkehrsaufklärungsaktionen e<strong>in</strong>schränkt. Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen setzt daher nach wie vor auf die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

vor Ort, empfiehlt aber, noch stärker<br />

nach Zielgruppen zu differenzieren.<br />

Inhaltlich wird sich die Verkehrsaufklärung weiter auf die<br />

besonders folgenschweren Unfallursachen und die besonders<br />

gefährdeten Verkehrsteilnehmer, wie K<strong>in</strong>der<br />

und ältere Menschen, konzentrieren.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Zusätzlich zur klassischen E<strong>in</strong>teilung nach Altersgruppen<br />

oder Verkehrsmittelnutzung ersche<strong>in</strong>t die Berücksichtigung<br />

von das Verkehrsverhalten prägenden oder e<strong>in</strong>schränkenden<br />

Lebenssituationen, Lebensentwürfen und<br />

Wertvorstellungen geboten. So zeigt zum Beispiel e<strong>in</strong>e<br />

Studie über das Gurtanlegeverhalten von Lastkraftwagen-<br />

Fahrern, dass sie ganz spezielle Anspracheformen benötigen,<br />

<strong>in</strong> denen sie „von Profis für Profis“ angesprochen<br />

werden (mehr Infos unter www.hats-geklickt.de). Auch<br />

Gruppen, die durch B<strong>in</strong>nendifferenzierungen entstehen<br />

(etwa <strong>in</strong>nerhalb der Gruppe der Senioren), s<strong>in</strong>d neue<br />

Adressaten der Verkehrsaufklärung.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir konzentrieren uns im Rahmen der Verkehrsaufklärung<br />

<strong>in</strong>haltlich auf die Hauptunfallursachen: Zu schnelles Fahren,<br />

zu ger<strong>in</strong>ger Sicherheitsabstand, Alkohol und Drogen.<br />

• Wir setzen uns für e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Verkehrsmittelwahl e<strong>in</strong>,<br />

die je nach Aktivität, Tageszeit und Wegezweck unterschiedlich<br />

se<strong>in</strong> kann: Zu-Fuß-Gehen, Radfahren, mit Bus<br />

und Bahn oder mit dem Auto fahren. Den Nutzen e<strong>in</strong>er<br />

so differenzierten Wahl des geeigneten Verkehrsmittels für<br />

Sicherheit und Entlastung der Straßen werden wir dabei<br />

herausstellen.<br />

• Mit neuen Anspracheformen können spezielle Zielgruppen<br />

erreicht werden. Websites, die von Jugendlichen für Jugendliche<br />

gestaltet oder Fahrradhelme, die von Schülern für<br />

Schüler entworfen wurden, s<strong>in</strong>d Beispiele.<br />

• Wir wollen verstärkt Sponsoren e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, nicht zuletzt<br />

weil mit ihrer Hilfe viele gesellschaftliche Kräfte als Multiplikatoren<br />

gewonnen werden können.<br />

7


�<br />

8<br />

4.1.2 Von der Verkehrs- zur Mobilitätserziehung<br />

Status quo<br />

Verkehrserziehung hat als alle<strong>in</strong>iges Lernziel allzu häu-<br />

fig noch die Vermittlung von Regelkenntnissen. Auch<br />

wenn unstrittig ist, dass K<strong>in</strong>der diese auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

für die selbständige Teilnahme am Straßenverkehr<br />

benötigen, so ist doch das Spektrum e<strong>in</strong>er modernen<br />

Mobilitätserziehung weiter gefasst: In ihrem Rahmen<br />

lernen K<strong>in</strong>der nicht nur, sich zu Fuß und mit dem Fahrrad<br />

sicher im Verkehr zu bewegen, sondern erfahren auch die<br />

Vorzüge und Risiken von Inl<strong>in</strong>e-Skates oder Kickboards<br />

und lernen die Nutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel<br />

kennen - nicht im „Schonraum“, sondern durch reale<br />

Verkehrserfahrungen. Zu e<strong>in</strong>er modernen Mobilitätserziehung<br />

gehört auch, auf die Förderung der Bewegungssicherheit<br />

als e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die Teilnahme am<br />

Straßenverkehr zu setzen. Mobilitätserziehung vermittelt<br />

also neben sicherheitsbezogenem auch umwelt-,<br />

sozial- und gesundheitsbezogenes Wissen.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

In der schulischen Mobilitätserziehung kommt es vor<br />

allem darauf an, an der realen Lebenswirklichkeit der<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler anzusetzen und sie aktiv <strong>in</strong><br />

den Unterricht mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Die Vorzüge und<br />

Risiken der unterschiedlichen Verkehrsarten, wie das<br />

Zu-Fuß-Gehen, das Radfahren, das Mitfahren im PKW<br />

und das Bus- und Bahnfahren, sollten nicht nur thematisiert,<br />

sondern auch <strong>in</strong> realen Verkehrserfahrungen erlebt<br />

werden. Dabei ersche<strong>in</strong>t die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit dem ÖPNV besonders wichtig, da K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche diesen häufig nutzen; sie ist auch angesichts<br />

der zunehmenden Differenzierung der Öffentlichen<br />

Verkehrsmittel (<strong>in</strong> Anruf-Sammel-Taxi, Rufund<br />

Nachtbus) notwendig. Auch die unterschiedlichen<br />

Alltagssituationen der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen können<br />

im Rahmen der Mobilitätserziehung aufgearbeitet<br />

werden: Denn nicht nur der Schulweg, sondern auch<br />

die Freizeitmobilität ist wichtig. So könnte man mit<br />

den Schülern erörtern, dass das tageszeitliche Hoch<br />

von K<strong>in</strong>derunfällen (K<strong>in</strong>der unter 15 Jahren) am<br />

Nachmittag liegt und sich die meisten Unfälle im näheren<br />

Wohnumfeld ereignen.<br />

Die Wirksamkeit der Mobilitätserziehung ist nicht zuletzt<br />

davon abhängig, <strong>in</strong>wieweit elterliches Engagement<br />

das schulische unterstützt. Im K<strong>in</strong>dergarten- bzw.<br />

Grundschulalter s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der und ihre Eltern geme<strong>in</strong>sam<br />

anzusprechen; auch, weil Erwachsene - mitunter<br />

unbewusst - durch ihr Verhalten die Inhalte der Mobilitätserziehung<br />

häufig konterkarieren.


M<strong>in</strong>destens auch im Bereich der Sekundarstufe I ist das<br />

Thematisieren von <strong>Verkehrssicherheit</strong>sfragen notwendig,<br />

wie ansteigende Schulwegunfälle beim Wechsel auf<br />

die weiterführende Schule unmissverständlich verdeutlichen.<br />

Es gilt daher auch, die Eltern <strong>in</strong> die Mobilitätserziehung<br />

mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

In der Sekundarstufe II ist es dr<strong>in</strong>gend erforderlich, neben<br />

der naturwissenschaftlichen Beschäftigung mit den<br />

Themen Fahrzeugtechnik und Fahrphysik die emotionalen<br />

und psychosozialen Aspekte des Verkehrsverhaltens<br />

zu behandeln. Der Unterricht sollte daher auch persönliche,<br />

soziale und emotionale Gründe für risikoreiches<br />

Verhalten sowie die E<strong>in</strong>schränkung der Leistungen<br />

durch Alkohol, illegale Drogen und Medikamente thematisieren.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus bietet der Unterricht <strong>in</strong> der<br />

Sekundarstufe II vermehrt die Möglichkeit zur Mitwirkung<br />

an gesellschaftlichen Entscheidungen und Veränderungen<br />

im Lebensraum Verkehr.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der überproportional an Verkehrsunfällen<br />

beteiligten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen<br />

sollte auch der Gefahrenlehre e<strong>in</strong> besonderer Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>geräumt werden. In diesem Zusammenhang kommt<br />

dem Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu.<br />

Deshalb sollen die Schulen der Sekundarstufe II das Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

zum Bestandteil ihrer Arbeit machen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Mit der Radfahrausbildung und anschließenden -prüfung<br />

im öffentlichen Straßenverkehr sowie Mofakursen,<br />

dem Besuch von Busschulen und Orientierungsspielen,<br />

<strong>in</strong> deren Verlauf K<strong>in</strong>der und Jugendliche ihre Stadt<br />

mit dem Öffentlichen Nahverkehr erfahren, lässt sich<br />

die erwähnte Orientierung an der Verkehrsrealität<br />

verwirklichen. Denkbar ist gleichfalls, dass sich weiterführende<br />

Schulen bereit erklären, im Vorfeld e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>stages für dessen Organisation und<br />

die geme<strong>in</strong>same Anmeldung der Schüler zu sorgen.<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Möglichkeit für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der<br />

Eltern bietet das Thematisieren von Verkehrsfragen auf<br />

Elternabenden; Eltern können e<strong>in</strong>gebunden werden, <strong>in</strong>dem<br />

sie Schulweggehgeme<strong>in</strong>schaften und Radfahrpools<br />

begleiten. Auch der Schulsport bietet Möglichkeiten, die<br />

Verkehrserziehung stärker <strong>in</strong> den Unterricht zu <strong>in</strong>tegrie-<br />

ren, ewta im Rahmen von Kursen, <strong>in</strong> denen der sichere<br />

Umgang mit Inl<strong>in</strong>e-Skates vermittelt wird.<br />

Ideal wäre es, K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Rahmen von<br />

schulischen Projektwochen <strong>in</strong> Mobilitätsthemen e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Denn hier bleibt mehr als im Regelunterricht<br />

Raum, Lern<strong>in</strong>halte umfassender und praktischer zu vermitteln<br />

und auch umweltbezogene und soziale Auswirkungen<br />

des Verkehrs zu diskutieren.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir stellen sicher, dass <strong>in</strong> allen Schulstufen und -formen<br />

der Mobilitätserziehung als Sicherheits-, Umwelt-, Sozialund<br />

Gesundheitserziehung e<strong>in</strong> besonders hoher Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>geräumt wird. Die entsprechenden Curricula werden<br />

erweitert, um der Beachtung des Fuß- und Radverkehrs<br />

sowie des Öffentlichen Verkehrs <strong>in</strong> der Mobilitätserziehung<br />

Rechnung zu tragen.<br />

• Damit Mobilitätserziehung mit realen Verkehrserfahrungen<br />

verbunden ist, werden wir die Radfahrausbildung weiterentwickeln.<br />

Wir wollen, dass Radfahrausbildung nicht nur<br />

<strong>in</strong> der Grundschule stattf<strong>in</strong>det, sondern auch <strong>in</strong> der Sekundarstufe<br />

I weitergeführt wird. Die Radfahrprüfung soll <strong>in</strong><br />

Zukunft generell im öffentlichen Straßenraum durchgeführt<br />

werden.<br />

• Mit flankierenden Maßnahmen wie Tempokontrollen vor<br />

Schulen, der E<strong>in</strong>richtung von Tempo-30-Zonen sowie der<br />

Installation von Haltepunkten für Fahrgeme<strong>in</strong>schaften unterstützen<br />

wir Initiativen wie Schulweggehgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

Radfahrpools sowie Fahrgeme<strong>in</strong>schaften mit dem ÖPNV<br />

oder dem Pkw.<br />

• Wir fordern <strong>in</strong> der Sekundarstufe II <strong>in</strong>sbesondere die Berufskollegs<br />

auf, stärker die Vorzüge e<strong>in</strong>es Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

zu propagieren und sich als Initiatoren und Organisatoren<br />

von Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs zur Verfügung zu stellen.<br />

9


��<br />

0<br />

4.2 Fahrausbildung<br />

4.2.1 Weiterentwicklung der Fahrausbildung<br />

Status quo<br />

Junge Fahranfänger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alter von 18 bis 24 Jahren,<br />

gehören zu den besonders gefährdeten Verkehrsteilneh-<br />

mern. An mehr als 1/5 aller Unfälle mit Personenschäden<br />

waren sie als Fahrzeugführer beteiligt. Etwa jeder siebte<br />

Verkehrsunfall wurde von dieser Personengruppe ver-<br />

ursacht.<br />

Mangelnde Erfahrung ist das Kernproblem von jungen<br />

Fahranfängern, aber auch alterstypische Selbstüber-<br />

schätzung und e<strong>in</strong> damit verbundenes Risikoverhalten.<br />

Überhöhte Geschw<strong>in</strong>digkeit ist nach wie vor der häufigste<br />

unfallauslösende Faktor. Trotz e<strong>in</strong>er Weiterentwicklung<br />

des Fahrschulunterrichts gerade <strong>in</strong> pädagogischer H<strong>in</strong>-<br />

sicht, ist es notwendig, neue Aspekte <strong>in</strong> die Fahrausbildung<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Entwicklungen<br />

Der Modellversuch “Begleitetes Fahren ab 17“, der seit<br />

28.09.2005 <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> e<strong>in</strong>geführt wurde, stellt aus Sicht<br />

der Verkehrs- und Unfallforscher e<strong>in</strong>en ersten richti-<br />

gen Schritt zum Erlernen der Fahrpraxis dar. Besonders<br />

der mäßigende E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er Begleitperson soll e<strong>in</strong>en<br />

Beitrag zur Senkung des hohen Unfallrisikos beitragen.<br />

Den jungen Menschen wird e<strong>in</strong> Jahr früher als bisher die<br />

Chance gegeben, praktische Erfahrung “unter Aufsicht“<br />

der Begleitperson zu sammeln und zu erlernen, wie man<br />

sich umsichtig und verantwortungsvoll im Straßenverkehr<br />

bewegt. <strong>Das</strong> Fahren ohne Begleitung ist, wie bisher, mit<br />

Vollendung des 18. Lebensjahres möglich.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Bauste<strong>in</strong> zu mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong> ist die<br />

so genannte “Freiwillige Fortbildung“. Hierbei handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong> im Frühjahr 2004 e<strong>in</strong>geführtes Fortbildungs-<br />

angebot für Fahranfänger, die ihre Fahrerlaubnis auf Probe<br />

m<strong>in</strong>destens seit 6 Monaten besitzen. Gruppensem<strong>in</strong>are<br />

mit speziell dafür ausgebildeten Fahrlehrern, Übungs-<br />

und Beobachtungsfahrten sowie e<strong>in</strong> praktisches Sicher-<br />

heitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auf e<strong>in</strong>em Übungsplatz, bilden den Schwer-<br />

punkt dieses Fortbildungsangebotes.


Als Anreiz zur Teilnahme verkürzt sich die Probezeit um<br />

e<strong>in</strong> Jahr.<br />

Fahrschulausbildung<br />

ab 16 Jahren<br />

� � � �<br />

Auf begleitetes Fahren<br />

beschränkte Fahrerlaubnis<br />

ab 17 Jahren nach Prüfung<br />

E<strong>in</strong> Jahr<br />

begleitetes Fahren<br />

mit weiteren Auflagen<br />

Abschluss und „Abrundung“<br />

<strong>in</strong> der Fahrschule<br />

Unbeschränkte Fahrerlaubnis<br />

ab 18 Jahren<br />

Viele Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene sollen<br />

dazu beitragen, die Senkung der Unfallzahlen weiter<br />

voran zu treiben. E<strong>in</strong>e ständige Weiterentwicklung der<br />

Fahrausbildung im theoretischen und praktischen Bereich,<br />

wird dazu ihren Beitrag leisten. Die E<strong>in</strong>führung beider<br />

Modelle soll den kontrollierten Umgang mit verkehrli-<br />

chen Konfliktsituationen, e<strong>in</strong> verantwortungsvolles, weit-<br />

sichtiges und Rücksicht nehmendes Fahrverhalten för-<br />

dern und dazu führen, dass die Forderung der EU, bis 2010<br />

die Zahl der Verkehrstoten zu halbieren, erreicht wird.<br />

Was wir wollen:<br />

• Weiterentwicklung der theoretischen und praktischen Fahr-<br />

ausbildung<br />

• Verbesserung von Unterrichtsmethodik durch Nutzung neuer<br />

Medientechnik<br />

• Verbesserung der fahrpraktischen Fertigkeiten durch z.B.<br />

Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

• Weitere konsequente Absenkung der Verkehrstoten durch<br />

Inanspruchnahme der Modellversuche “Begleitetes Fahren<br />

ab 17“ und “Freiwillige Fortbildung“<br />

1


�<br />

4.2.2 Aus- und Fortbildung der Fahrlehrer<br />

Status quo<br />

Die Qualität des Fahrschulunterrichts hängt nicht zu-<br />

letzt davon ab, wie gut Fahrlehrer ausgebildet s<strong>in</strong>d.<br />

Ihren Kenntnisstand gilt es durch e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Ausbildung zu sichern. Kriterium bei der Qualitäts-<br />

sicherung ist dabei nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Erfüllung<br />

formaler Anforderungen, sondern die Sicherung der<br />

pädagogischen Qualität der von ihnen geleisteten Fahr-<br />

ausbildung.<br />

Neben e<strong>in</strong>er qualitätsgesicherten Ausbildung ist die<br />

Fortbildung der Fahrlehrerschaft e<strong>in</strong> weiterer Bauste<strong>in</strong><br />

für e<strong>in</strong>e solide Fahrschulausbildung. Um allerd<strong>in</strong>gs die<br />

Fahrschulen nicht über Gebühr zu belasten, s<strong>in</strong>d die<br />

verschiedenen Fortbildungen des Ausbildungs- und<br />

Nachschulungssektors zu verzahnen.<br />

Schließlich ist im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch<br />

nach möglichst ger<strong>in</strong>gen Kosten für den Erwerb der


Fahrerlaubnis, dem öffentlichen Interesse an e<strong>in</strong>em<br />

den gesetzlichen Vorgaben entsprechenden qualifizierten<br />

Unterricht und den Bestrebungen der Fahrschule<br />

nach geschäftlicher Auslastung e<strong>in</strong>e Überwachung des<br />

Fahrschulbetriebs unverzichtbar.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Bei der Aus- und Fortbildung wird es auch weiterh<strong>in</strong><br />

darauf ankommen, die Ausbildungsgüte der Fahrlehrerausbildung<br />

langfristig zu sichern. Die Entwicklung von<br />

Qualitätsmanagementsystemen kann hier hilfreich se<strong>in</strong>.<br />

Die <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen mit Hilfe sachverständiger<br />

Fahrlehrer sowie e<strong>in</strong>es Beirates beim M<strong>in</strong>isterium für<br />

Bauen und Verkehr des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

(dem Vertreter der Fahrerlaubnisbehörden, der Bezirksregierungen,<br />

der Verbände sowie der Sachverständigen<br />

angehören) durchgeführte Fahrschulüberwachung hat<br />

sich bewährt. Insbesondere das im Mittelpunkt der<br />

Überprüfung stehende Gespräch unter Kollegen über<br />

Inhalt und Methode des Unterrichts hat gezeigt, dass<br />

hierdurch Missstände beseitigt werden und auf e<strong>in</strong><br />

besseres Unterrichtsangebot h<strong>in</strong>gewirkt wird.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen setzt sich dafür e<strong>in</strong>, die Ausbildungsgüte<br />

der Fahrlehrerausbildung langfristig zu sichern.<br />

<strong>Das</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen erreichte hohe Niveau der<br />

Fahrschulüberwachung soll beibehalten werden. Dazu<br />

werden der Sachverständigen-Pool sowie der beim<br />

Verkehrsm<strong>in</strong>isterium Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen e<strong>in</strong>gerichtete<br />

Beirat auch <strong>in</strong> Zukunft weiter e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir messen den Fahrlehrern bei der Fahrsozialisation<br />

ihrer Fahrschüler e<strong>in</strong>e besondere Rolle zu. Wir setzen uns<br />

dafür e<strong>in</strong>, die Qualität des Fahrschulunterrichts sowie der<br />

Aus- und Fortbildung der Fahrlehrer langfristig zu sichern.<br />

• Wir wollen das erfolgreiche Modell der Fahrschulüberwachung<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen mit Hilfe e<strong>in</strong>es Sachverständigen-Pools<br />

und des Beirats-Fahrschulüberwachung beibehalten.


�<br />

4.3 Verkehrsüberwachung<br />

4.3.1 Polizeiliche Verkehrsüberwachung<br />

Status quo<br />

Die Unfallprävention und die M<strong>in</strong>derung von Unfallfol-<br />

gen s<strong>in</strong>d das vorrangige Ziel der Verkehrsüberwachung.<br />

Kontrollen bezüglich der E<strong>in</strong>haltung von Verhaltens-<br />

regeln, die Beobachtung des Verkehrsraums und die<br />

Zustandsüberprüfung von Verkehrsmitteln s<strong>in</strong>d die<br />

dabei e<strong>in</strong>gesetzten Mittel. Damit Verkehrsüberwachung<br />

wirksam wird, ist neben der Akzeptanz von Verkehrs-<br />

regeln vor allem die sichtbare polizeiliche Kontroll-<br />

dichte wichtig. Sie erhöht das subjektive Entdeckungs-<br />

risiko und fördert so normgerechtes Verkehrsverhalten -<br />

Untersuchungen deuten darauf h<strong>in</strong>, dass Verkehrsverhalten<br />

weniger durch die bei Regelübertretungen zu<br />

erwartenden Strafhöhen und mehr über die Auffallenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

gesteuert wird.<br />

Die Zahl der Unfälle <strong>in</strong> der Kategorie „Hauptunfallursachen“<br />

hat abgenommen, <strong>in</strong>sbesondere bei den Unfallursachen<br />

„Abstand“, „Alkohol“, „Geschw<strong>in</strong>digkeit“ und<br />

„Überholen“ s<strong>in</strong>d Rückgänge zu verzeichnen. Beides<br />

ist auch e<strong>in</strong> Verdienst der polizeilichen Verkehrsüberwachung.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Für e<strong>in</strong>e effiziente Unfallbekämpfung bleibt es auch<br />

weiterh<strong>in</strong> zielführend, sich auf die Hauptunfallursachen,<br />

auf örtliche und zeitliche Unfallhäufungsstellen und<br />

-strecken, auf die Verfolgung schwerer Verstöße sowie<br />

auf die Überwachung besonders schutzwürdiger<br />

Zonen vor Schulen, K<strong>in</strong>dergärten, Seniorenheimen und<br />

Spielplätzen zu konzentrieren.


Im Rahmen dieses Engagements wird die polizeiliche<br />

Verkehrsüberwachung e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk auch<br />

auf Kle<strong>in</strong>transporter (Fahrzeuge mit e<strong>in</strong>em zulässigen<br />

Gesamtgewicht von max. 3,5 t) richten, die sich <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren als besonders unfallauffällig gezeigt<br />

haben. Die nicht angepasste Geschw<strong>in</strong>digkeit, die<br />

Nichte<strong>in</strong>haltung des gebotenen Sicherheitsabstands,<br />

Übermüdung und unzureichende Ladungssicherung<br />

s<strong>in</strong>d die besonderen Unfallursachen.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Güterverkehr<br />

(BAG) wird die Polizei im Rahmen der gewerblichen<br />

Güter-, Gefahrgut- und Personenverkehrskontrollen<br />

darüber h<strong>in</strong>aus verstärkt auch Reisebusse kontrollieren<br />

-hier vor allem die E<strong>in</strong>haltung der Lenk- und<br />

Ruhezeiten.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Um den Vorwurf des „Abkassierens“ gar nicht erst entstehen<br />

zu lassen, werden Art und Zweck der Geschw<strong>in</strong>digkeitskontrollen<br />

der Öffentlichkeit transparent gemacht und die Messstellen<br />

nach den Kriterien der <strong>Verkehrssicherheit</strong> gewählt.<br />

E<strong>in</strong>e Verteilung der polizeilichen Geschw<strong>in</strong>digkeitsüberwachung<br />

<strong>in</strong> der Fläche trägt dazu bei, dem E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er nur<br />

punktuellen Kontrolle entgegenzutreten, wenngleich vorrangig<br />

Unfallhäufungsstellen und so genannte schutzwürdige Zonen<br />

zu überwachen s<strong>in</strong>d. Um sowohl die Akzeptanz der bestehenden<br />

Verkehrsregeln als auch die der Kontrollen zu fördern,<br />

sollen Betroffene nach e<strong>in</strong>em Verkehrsverstoß regelmäßig<br />

angehalten und über die mit dem Fehlverhalten verbundenen<br />

Gefahren aufgeklärt werden. E<strong>in</strong> weiterer Vorteil des regelmäßigen<br />

Anhaltens besteht dar<strong>in</strong>, dass mehrere Deliktbereiche<br />

gleichzeitig überprüft werden können. So kann im Zuge von<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitskontrollen vor Schulen auch die Sicherung<br />

von K<strong>in</strong>dern im Auto verfolgt werden.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir konzentrieren die polizeiliche Überwachung auf die<br />

Bekämpfung der Hauptunfallursachen und das sonstige verkehrswidrige<br />

Verhalten: Insbesondere die E<strong>in</strong>haltung von<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsgrenzen, die Verfolgung von Alkoholund<br />

Drogendelikten und die Bekämpfung von Aggressivität<br />

im Straßenverkehr.<br />

• Wir werden Kle<strong>in</strong>transporter weiterh<strong>in</strong> gezielt kontrollieren<br />

und Schwerpunktkontrollen bezüglich der Ladungssicherheit<br />

durchführen.<br />

• Auch Reisebusse werden wir weiterh<strong>in</strong> überprüfen, hier<br />

<strong>in</strong>sbesondere die E<strong>in</strong>haltung der Lenk- und Ruhezeiten.


�<br />

6<br />

4.3.2 Verkehrsüberwachung durch Kommunen<br />

Status quo<br />

Die Verkehrskontrollen der Kommunen verfolgen unter-<br />

schiedliche Zielsetzungen: Sie überwachen die E<strong>in</strong>haltung<br />

der <strong>in</strong>nerörtlichen Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit an Gefahrenstellen;<br />

hier hat sich der E<strong>in</strong>satz stationärer Geschw<strong>in</strong>digkeitsüberwachungsanlagen<br />

sowie mobiler Radarwagen<br />

bewährt. Die Verfolgung von „Rotlichtverstößen“<br />

an Ampeln dient ebenfalls der Überwachung<br />

des fließenden Verkehrs. Mit Kontrollen des ruhenden<br />

Verkehrs können die Städte und Geme<strong>in</strong>den außerdem<br />

zur Verwirklichung e<strong>in</strong>es sicheren Verkehrsflusses beitra-<br />

gen. Dazu zählt auch, unerlaubtes Halten und Parken zu<br />

unterb<strong>in</strong>den, um für die Flüssigkeit und Sicherheit des<br />

gesamten Verkehrs Sorge zu tragen.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Vor allem die kommunale Verkehrsüberwachung steht<br />

unter dem Verdacht, eher unter E<strong>in</strong>nahmegesichtspunkten<br />

als unter <strong>Verkehrssicherheit</strong>saspekten zu agieren.<br />

Dementsprechend gilt für alle von Landkreisen, kreisfreien<br />

oder kreisangehörigen Städten durchgeführten<br />

Maßnahmen, dass sie transparenter als bisher zu gestal-


ten s<strong>in</strong>d. Es muss deutlich werden, dass die Geschw<strong>in</strong>digkeitsüberwachung<br />

mit stationären Radaranlagen nur an<br />

erwiesenermaßen gefährlichen Stellen erfolgt.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Es gilt daher beispielsweise, die Notwendigkeit der<br />

Überwachung des ruhenden Verkehrs offen zu legen,<br />

Messstellen für den Aufbau ortsfester oder mobiler<br />

Anlagen nicht nur verwaltungs<strong>in</strong>tern abzusprechen, sondern<br />

die Gründe für die Standorte zu veröffentlichen sowie<br />

die Wirksamkeit e<strong>in</strong>er Maßnahme darzustellen. Auch<br />

e<strong>in</strong>e weiter <strong>in</strong>tensivierte Zusammenarbeit von Polizei,<br />

kommunalen und kreisangehörigen Ordnungsbehörden<br />

und den Trägern der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit kann dazu<br />

beitragen, die Akzeptanz der kommunalen Verkehrsüberwachung<br />

weiter zu erhöhen.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen, dass die Kommunen durch Geschw<strong>in</strong>digkeits-<br />

überwachungen an Gefahrenstellen das Unfallrisiko weiter<br />

senken.<br />

• Wir fördern das Engagement der Städte und Geme<strong>in</strong>den,<br />

im Rahmen ihrer Verkehrsüberwachung auch für die Sicherheit<br />

und Leichtigkeit des Fuß- und Radverkehrs Sorge zu<br />

tragen und Gehweg- und Radwegparken zu unterb<strong>in</strong>den.<br />

7


�<br />

4.3.3 Alkohol und Drogen<br />

Status quo<br />

Die Teilnahme am Straßenverkehr unter Alkohole<strong>in</strong>fluss<br />

ist nach wie vor e<strong>in</strong>e der Hauptunfallursachen: im Jahr 2003<br />

verunglückte alle 49 M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong> Mensch bei e<strong>in</strong>em Alko-<br />

holunfall. Zwar s<strong>in</strong>kt die Zahl der Unfälle unter Alkohol-<br />

e<strong>in</strong>fluss kont<strong>in</strong>uierlich; es ist jedoch auch weiterh<strong>in</strong> von<br />

e<strong>in</strong>er nicht unerheblichen Dunkelziffer auszugehen.<br />

Tabelle: Häufigkeit des Partydrogenkonsums (N = 225)<br />

„Wie oft benutzt du Partydrogen?“ absolut relativ (%)<br />

täglich 16 7,1<br />

ca. drei- bis viermal <strong>in</strong> der Woche 1 0,4<br />

jedes Wochenende 51 22,7<br />

ca. jedes zweite Wochenende 6 2,7<br />

nicht jedes Wochenende 70 31,1<br />

(ca. e<strong>in</strong>mal/Monat)<br />

8<br />

seltener (zu wenigen Events im Jahr, ca. 6 mal) 78 24,7<br />

ohne Angabe 3 1,3<br />

Quelle: Kubitzki, J. (2001)<br />

Hero<strong>in</strong><br />

Den landesweit 10.707 alkoholbed<strong>in</strong>gten Unfällen des<br />

Jahres 2003 standen 541 Unfälle unter dem E<strong>in</strong>fluss<br />

von Drogen gegenüber. Die Zahl der drogenbed<strong>in</strong>gten<br />

Unfälle nahm - anders als bei Alkohol - <strong>in</strong> den letzten<br />

fünf Jahren um mehr als die Hälfte zu. Die überdurch-<br />

schnittliche Steigerungsrate dürfte <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf<br />

den verbesserten Kontrollmöglichkeiten und der damit<br />

verbundenen höheren Aufdeckungsrate beruhen. Nach<br />

Schätzungen liegt die Zahl der Kraftfahrer, die unter<br />

E<strong>in</strong>fluss von Drogen am Straßenverkehr teilnehmen,<br />

bundesweit bei ca. 100.000.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Auch zukünftig dürften die Fahrten unter Drogene<strong>in</strong>fluss<br />

eher zunehmen. Es ist ferner zu berücksichtigen, dass<br />

durch den gleichzeitigen Konsum mehrerer Substanzen,<br />

zu dem <strong>in</strong>sbesondere junge Drogenkonsumenten neigen,<br />

die Gefahr von drogenbed<strong>in</strong>gten Unfällen steigt. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Befragung von 225 Konsumenten der „Partydrogen-<br />

Szene“ gaben 94 % an, sich auch unter Drogene<strong>in</strong>fluss<br />

trotz subjektiv empfundener Bee<strong>in</strong>trächtigungen ans<br />

Steuer zu setzen. Die Mehrheit der Befragten war trotz<br />

der wahrgenommenen Bee<strong>in</strong>trächtigungen von der<br />

eigenen Fahrtüchtigkeit überzeugt.<br />

Lsd<br />

Koka<strong>in</strong><br />

Speed<br />

Marihuana<br />

Ecstasy<br />

Crack<br />

Haschisch


Für die künftige <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit bedeutet die-<br />

se Entwicklung, dass auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

von Maßnahmen zur Aufklärung und Repression notwendig<br />

ist, um Fahrten unter Drogene<strong>in</strong>fluss zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Wegen der hohen Dunkelziffer bei Fahrten unter<br />

Alkohol- und Drogene<strong>in</strong>wirkung s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest bei<br />

Unfällen mit Personenschaden stets auch Alkohol- und<br />

Drogenkontrollen durchzuführen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen führt im Rahmen se<strong>in</strong>er Maßnahmen<br />

zur Suchtprävention e<strong>in</strong>e landesweite Präventionskampagne<br />

unter dem Motto „Sucht hat immer e<strong>in</strong>e<br />

Geschichte“ durch, die an den vielschichtigen Ursachen<br />

des Suchtmittelkonsums und der Suchtentstehung ansetzt.<br />

Neben der Information und Aufklärung über alle<br />

Aspekte der Sucht zielt diese Kampagne auf die Förderung<br />

von Problembewusstse<strong>in</strong> und die Stärkung von<br />

Persönlichkeitsmerkmalen, die dem schädlichen Suchtmittelkonsum<br />

und der Suchtentstehung entgegenwirken.<br />

Den Schwerpunkt der Kampagne bildet neben den illegalen<br />

Drogen das Problemfeld der legalen Suchtmittel wie<br />

Alkohol (nähere Informationen zur Landeskampagne s<strong>in</strong>d<br />

im Internet unter www.mgsff.nrw.de abrufbar). Auch die<br />

Polizei und das Landeskrim<strong>in</strong>alamt Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

s<strong>in</strong>d - etwa mit der Kampagne „Alkohol - Irgendwann<br />

ist der Spaß vorbei“, mit Anti-Drogen-Discos und der<br />

„Aktion Trip Lounge“ - an der Vermittlung der Risikokompetenz<br />

bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

beteiligt.<br />

Im Bereich der Repression sollten <strong>in</strong>sbesondere Kontrollen<br />

verstärkt werden; durch e<strong>in</strong>e Intensivierung von<br />

geeigneten Stand- und Schwerpunktkontrollen könnten<br />

auch die <strong>in</strong> der „Szene“ bekannten Schleichwege gezielt<br />

erfasst werden.<br />

Für Alkoholkontrollen ist zu beachten, dass <strong>in</strong>zwischen<br />

auch Atemalkoholanalysen belastbare Werte liefern.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sollten - über die bereits vorhandenen,<br />

geeigneten Schnelltestverfahren h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> - weitere, möglichst<br />

e<strong>in</strong>fach zu bedienende Instrumente zur Erkennung<br />

und zum Nachweis von Drogenkonsum bereitgestellt<br />

werden.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir werden die landesweiten Maßnahmen zur Suchtprä-<br />

vention fortführen.<br />

• Alkohol- und Drogenkontrollen werden wir weiterh<strong>in</strong> kon-<br />

sequent durchführen und gegebenenfalls <strong>in</strong>tensivieren.<br />

• Wir werden darauf h<strong>in</strong>wirken, dass die Kontrollverfahren<br />

zum Nachweis von Drogenkonsum weiterentwickelt und<br />

vere<strong>in</strong>facht werden.<br />

• Auf Bundesebene setzen wir uns dafür e<strong>in</strong>, Grenzwerte für<br />

die absolute Fahruntüchtigkeit unter Drogene<strong>in</strong>fluss zu ent-<br />

wickeln. Dazu fordern wir e<strong>in</strong>e systematische Erfassung<br />

und Auswertung aller Daten von Verkehrsunfällen unter dem<br />

E<strong>in</strong>fluss von Drogen und anderen berauschenden Mitteln.<br />

9


�<br />

0<br />

4.4 Verkehrsrecht<br />

4.4.1 Temporeduzierung auf Innerortsstraßen<br />

Anhalteweg bei Tempo 0 und bei Tempo 0<br />

Status quo<br />

Temporeduzierende Maßnahmen verbessern die <strong>in</strong>ner-<br />

örtliche <strong>Verkehrssicherheit</strong>, erhöhen die Aufenthaltsqualität<br />

im Straßenraum und dienen dem Schutz vor<br />

Lärm und Abgasen. Hierzu zählt auch die E<strong>in</strong>richtung<br />

von Tempo-30-Zonen, deren Realisierung mit der No-<br />

velle der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) von 2001<br />

vere<strong>in</strong>facht worden ist. Innerörtliche Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen<br />

kommen aber auch weiterh<strong>in</strong> nur dort<br />

<strong>in</strong> Betracht, wo der Durchgangsverkehr von ger<strong>in</strong>ger<br />

Bedeutung ist.


Zukünftige Entwicklungen<br />

Da bauliche Veränderungen im Straßenraum nicht mehr<br />

zw<strong>in</strong>gend gefordert werden, können kommunale Gesamtkonzepte<br />

auch bei engem f<strong>in</strong>anziellem Spielraum verwirklicht<br />

werden. Selbstverständlich bleibt e<strong>in</strong>e umfassende<br />

bauliche Anpassung der Tempo-30-Zone im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er selbst erklärenden Straße wünschenswert, diese ist<br />

jedoch nicht immer realisierbar.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Da die durchgängige Vorfahrtregel „Rechts vor L<strong>in</strong>ks“<br />

und fehlende Leitl<strong>in</strong>ien zum Kennzeichen von Tempo-<br />

30-Zonen gehören, können sie nahezu ohne bauliche<br />

Veränderungen verwirklicht werden. Die flächendeckende<br />

Umsetzung von Tempo-30-Zonen im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

kommunalen Gesamtkonzepts macht besonders deutlich,<br />

dass dort e<strong>in</strong>e stadtverträgliche Geschw<strong>in</strong>digkeit gilt.<br />

Auf Straßen des überörtlichen Verkehrs (Bundes-, Landes-<br />

und Kreisstraßen sowie auf geme<strong>in</strong>dlichen Vorfahrtsstraßen)<br />

dürfen Tempo 30-Zonen nicht e<strong>in</strong>gerichtet<br />

werden. Hier s<strong>in</strong>d der flächendeckenden Ausweisung<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir empfehlen den Städten und Geme<strong>in</strong>den die weitere<br />

Ausweisung von Tempo-30-Zonen. Hiervon s<strong>in</strong>d jedoch<br />

Straßen des überörtlichen Verkehrs (Bundes-, Landes-,<br />

Kreisstraßen und geme<strong>in</strong>dliche Vorfahrtsstraßen) ausge-<br />

nommen.<br />

• Wir begrüßen es, wenn Tempo-30-Regelungen im Rahmen<br />

kommunaler Gesamtkonzepte flächendeckend umgesetzt<br />

werden.<br />

1


�<br />

4.4.2 Temporeduzierung auf Autobahnen<br />

Status quo<br />

Bereits das <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

von 1984 trat für Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen<br />

zur Erhöhung der <strong>Verkehrssicherheit</strong> e<strong>in</strong>. Auch im<br />

Programm von 1994 wurde an e<strong>in</strong>em Tempolimit auf<br />

Autobahnen festgehalten. Favorisiert wurde e<strong>in</strong>e europaweite<br />

Regelung.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Prognosen der Verkehrsentwicklung lassen e<strong>in</strong> auf europäischer<br />

Ebene harmonisiertes Tempolimit auf Autobahnen<br />

als s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en, denn Hochrechnungen gehen<br />

von weiter wachsenden Verkehrsbelastungen aus, <strong>in</strong>sbesondere<br />

auf deutschen Autobahnen aus. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

wird als Transitland hiervon besonders betroffen se<strong>in</strong>.


Tempolimit für Pkw <strong>in</strong> 1 Ländern<br />

der Europäischen Union<br />

Tempolimit <strong>in</strong>nerorts außerorts<br />

Land km/h km/h km/h<br />

Belgien 50 90 120<br />

Deutschland 50 (a) 100 130 (b)<br />

Dänemark 50 80 110<br />

F<strong>in</strong>nland 50 100 120<br />

Frankreich 50 90 (c,d,e) 130 (c,d,e)<br />

Griechenland 50 90 120<br />

Großbritannien 45 96 112<br />

Irland 45 96 (f) 112<br />

Italien 50 90 130 (g,h)<br />

Luxemburg 50 90 (d,i,j) 130 (d,i,j)<br />

Niederlande 50 80 (k) 120<br />

Österreich 50 100 130 (l)<br />

Portugal 50 90 120 (m)<br />

Schweden 50 90 110<br />

Spanien 50 90 120<br />

(a) In vielen Gebieten s<strong>in</strong>d Tempo 30-Zonen e<strong>in</strong>gerichtet<br />

(b) Empfohlene Richtgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

(c) Auf Schnellstraßen 110 km/h<br />

(d) Bei Nässe muss die Geschw<strong>in</strong>digkeit außerorts um 10 km/h bei Pkw, auf Autobahnen<br />

um 20 km/h verr<strong>in</strong>gert werden<br />

(e) Bei Führersche<strong>in</strong>besitz unter zwei Jahren außerorts höchstens 80 km/h, Schnellstraßen<br />

100 km/h und Autobahnen 110 km/h<br />

(f) Je nach Beschilderung 64-96 km/h<br />

(g) Auf e<strong>in</strong>zelnen dreispurigen Autobahnen (nur bei entsprechender Beschilderung)<br />

s<strong>in</strong>d 150 km/h erlaubt<br />

(h) Bei Nässe gilt e<strong>in</strong> Tempolimit auf Autobahnen von 110 km/h<br />

(i) Bei Nässe verr<strong>in</strong>gerte Geschw<strong>in</strong>digkeit um 20 km/h bei PKW<br />

(j) Bei Führersche<strong>in</strong>besitz unter e<strong>in</strong>em Jahr außerorts Tempo 75, auf Autobahenen 90 km/h<br />

(k) Auf Schnellstraßen gilt Tempo 100<br />

(l) In Österreich gilt nachts auf e<strong>in</strong>igen Autobahnen e<strong>in</strong> niedrigeres Tempolimit<br />

(m) Wer den Führersche<strong>in</strong> erst weniger als e<strong>in</strong> Jahr hat, darf nur 90 km/h fahren<br />

Quelle: www.europa.eu.<strong>in</strong>t<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

In ihrem aktuellen Aktionsprogramm für die Straßen-<br />

verkehrssicherheit vertritt auch die Europäische Union<br />

den Standpunkt, dass mit der Zunahme des Verkehrs-<br />

aufkommens die Regelung der Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

wichtiger wird. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen wird weiterh<strong>in</strong><br />

an dem bewährten Konzept der streckenbezogenen Ge-<br />

schw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen auf Autobahnen festhal-<br />

ten, sich e<strong>in</strong>er europaweiten Harmonisierung aber nicht<br />

verschließen.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir bevorzugen auf Autobahnen weiterh<strong>in</strong> streckenbezo-<br />

gene Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen, werden uns jedoch<br />

e<strong>in</strong>er europaweiten Harmonisierung nicht verschließen.


�<br />

4.4.3 Tempolimit für Kle<strong>in</strong>transporter<br />

Status quo<br />

Unter Kle<strong>in</strong>transportern s<strong>in</strong>d Fahrzeuge bis zu e<strong>in</strong>em zu-<br />

lässigen Gesamtgewicht von 2,8 bis 3,5 t zu verste-<br />

hen. Für sie gelten bisher ke<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen.<br />

Der Bestand der Kle<strong>in</strong>transporter über<br />

2,8 t hat sich von 1997 bis 2002 verdoppelt, weil damals die<br />

für Lkw geltende Gewichtsgrenze von 2,8 t auf 3,5 t angehoben<br />

wurde und die damit verbundene zulässige Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 80 km/h entfiel. Die Unfallbeteiligung<br />

der Kle<strong>in</strong>transporter hat sich im genannten Zeitraum<br />

überproportional erhöht. Dabei s<strong>in</strong>d die nicht angepasste<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit und der <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

der gefahrenen Geschw<strong>in</strong>digkeit unzureichende Abstand<br />

die beiden Hauptunfallursachen, die auf Autobahnen zusammen<br />

e<strong>in</strong>en Anteil von deutlich mehr als 50 % haben.<br />

Unfälle auf Außerortsstraßen und auf Autobahnen s<strong>in</strong>d<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en besonders schwer. Etwa zwei Drittel<br />

aller an Unfällen mit Kle<strong>in</strong>transportern Beteiligten verunglücken<br />

auf diesen Straßen tödlich oder werden schwer<br />

verletzt. Hierzu trägt neben der hohen Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

das besondere Fahrverhalten der Kle<strong>in</strong>transporter bei.<br />

So erfordern der hohe Schwerpunkt und das im beladenen<br />

Zustand größere Gewicht e<strong>in</strong>e besondere Fahrzeugbeherrschung.<br />

Die fehlende Rundumsicht verursacht<br />

<strong>in</strong>nerorts oft Unfälle.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Studien über die Entwicklung des Güterverkehrs gehen<br />

übere<strong>in</strong>stimmend von dessen Zunahme aus. Es wird geschätzt,<br />

dass die Güternahverkehrsleistung zwischen<br />

1997 und 2015 von 67 Mrd. Tonnenkilometern auf<br />

84 Mrd. anwächst - e<strong>in</strong>e Steigerung um 25 %. Dazu gehört<br />

e<strong>in</strong> zunehmender Anteil von Br<strong>in</strong>g- und Holdiensten<br />

durch Kle<strong>in</strong>transporter, die die Fe<strong>in</strong>verteilung leisten.<br />

Je stärker der E(lectronic)-Commerce wächst, desto<br />

mehr wächst der Anteil der Lieferverkehre, mit dem die<br />

Waren den Kunden zugestellt werden.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Kurzfristig kann mit Schwerpunktkontrollen auf nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />

Autobahnen überprüft werden,<br />

<strong>in</strong>wieweit Kle<strong>in</strong>transporter oder ihre Fahrer<strong>in</strong>nen und<br />

Fahrer die bestehenden Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen<br />

e<strong>in</strong>halten, die Ladung h<strong>in</strong>reichend gesichert haben<br />

und die auch für sie geltenden Lenk- und Ruhezeiten<br />

e<strong>in</strong>halten.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist nach der Unfallentwicklung die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>er gesetzlichen Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkung<br />

von 120 km/h für Kle<strong>in</strong>transporter über 2,8 t<br />

bis 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht notwendig. Sie<br />

muss die Fahrzeuge erfassen, die nach ihrer Bauart und


E<strong>in</strong>richtung zum gewerblichen Transport von Gütern bestimmt<br />

s<strong>in</strong>d. Diese Fahrzeuge sollten zugleich mit e<strong>in</strong>em<br />

automatischen Geschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzer ausgerüstet<br />

werden. Ebenso ist die serienmäßige Ausrüstung der<br />

Kle<strong>in</strong>transporter mit dem Elektronischen Stabilitätsprogramm<br />

(ESP) zur Kippstabilisation wichtig zur Unfallvermeidung.<br />

Viele Unfälle ereignen sich auch deshalb, weil die<br />

Fahrer der Kle<strong>in</strong>transporter übermüdet s<strong>in</strong>d. Auch für<br />

sie gelten die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten.<br />

Da diese <strong>in</strong> der Praxis kaum zu überwachen s<strong>in</strong>d, sollte<br />

durch e<strong>in</strong>e Regelung der EU e<strong>in</strong> Fahrtenschreiber<br />

(EG-Kontrollgerät) europaweit für alle Fahrzeuge zur<br />

Güterbeförderung über 2,8 t zulässigem Gesamtgewicht<br />

vorgeschrieben werden.<br />

Die nicht oder nur unzureichend gesicherte Ladung<br />

hat e<strong>in</strong> hohes Gefahrenpotenzial. Der Hauptgrund für<br />

schlechte Sicherung ist schlichte Unkenntnis. Hier s<strong>in</strong>d<br />

die gesetzlichen Anforderungen zu konkretisieren.<br />

Jeder Inhaber der Fahrerlaubnis für Pkw (Klasse B) darf<br />

Kle<strong>in</strong>transporter bis 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht<br />

fahren. Solche Fahrzeuge lassen sich zwar wie Pkw<br />

fahren, erfordern aber e<strong>in</strong>e ganz andere Fahrweise,<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei den üblichen hohen Aufbauten und<br />

dem höheren Gewicht im beladenen Zustand. Spezielle<br />

Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und gezielte Informationskampagnen<br />

für die Unternehmen und ihre Fahrer über verkehrssicheres<br />

Fahren, richtige Ladungssicherung und<br />

Ladungsverteilung sowie über die Grenzen der Fahrphysik<br />

werden dazu beitragen, die Unfallzahlen zu senken.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir werden auf Bundesebene darauf h<strong>in</strong>wirken, dass das<br />

Unfallrisiko von Kle<strong>in</strong>transportern durch geeignete Mittel<br />

begrenzt wird. E<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkung auf<br />

120 km/h für Kle<strong>in</strong>transporter mit e<strong>in</strong>em zulässigen Gesamtgewicht<br />

von über 2,8 t bis 3,5 t ist notwendig.<br />

• Wir plädieren für e<strong>in</strong>e konsequente Erhöhung der sicherheitsrelevanten<br />

Ausstattung von Kle<strong>in</strong>transportern, beispielsweise<br />

deren Ausrüstung mit dem Elektronischen Stabilitätsprogramm<br />

(ESP).<br />

• Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, dass die Vorschriften für die Lenkund<br />

Ruhezeiten, die national ab 2,8 t, europaweit aber<br />

erst ab 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht (zGG) gelten, im<br />

EG-Recht dem nationalen Recht angepasst werden und als<br />

Folge die Pflicht zur Ausrüstung mit e<strong>in</strong>em EG-Kontrollgerät<br />

europaweit auf Fahrzeuge zur Güterbeförderung über 2,8 t<br />

zGG erweitert wird.<br />

• Auf Bundesebene setzen wir uns für höhere Sanktionen<br />

beim Unterschreiten des gesetzlich geforderten M<strong>in</strong>destabstandes<br />

und für e<strong>in</strong>e Präzisierung der gesetzlichen Anforderungen<br />

zur Ladungssicherung e<strong>in</strong>.<br />

• Wir empfehlen speziell auf Kle<strong>in</strong>transporter abgestimmte<br />

Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und gezielte Informationskampagnen,<br />

die über das verkehrssichere Fahren mit Kle<strong>in</strong>transportern<br />

aufklären.


�<br />

6<br />

4.4.4 Standardisierte Befestigung von K<strong>in</strong>dersitzen (Isofix)<br />

Status quo<br />

Herkömmliche K<strong>in</strong>dersitze werden mit Fahrzeuggurten<br />

fixiert. Schwierigkeiten beim E<strong>in</strong>bau des K<strong>in</strong>dersiche-<br />

rungssystems <strong>in</strong> das Fahrzeug oder <strong>in</strong> der Handhabung<br />

des Sitzes erhöhen die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er tech-<br />

nisch nicht optimalen Sicherung. Um dies zu vermeiden,<br />

ist e<strong>in</strong> Isofix-K<strong>in</strong>dersitzsystem entwickelt worden. Bei<br />

dem nach ISO 13216 genormten Fixierungssystem wird<br />

der Sitz ohne Gurte montiert. Stattdessen werden Metallzangen<br />

der Sitzrückseite <strong>in</strong> normierte Befestigungspunkte<br />

an der Karosserie geklickt - E<strong>in</strong>baufehlern wird<br />

so vorgebeugt. Während herkömmliche K<strong>in</strong>dersitze zu<br />

über 50 % fehlerhaft benutzt werden, treten Montagefehler<br />

bei diesem System nur <strong>in</strong> etwa 4 % der Fälle auf.<br />

Theoretisch könnte nun jeder Sitz <strong>in</strong> jedes mit Isofix-<br />

Halterungen ausgestattete Fahrzeug e<strong>in</strong>gebaut werden,<br />

denn die meisten Hersteller haben sich auf e<strong>in</strong>e Isofix-


Norm gee<strong>in</strong>igt. Allerd<strong>in</strong>gs: Da die Isofix-Norm noch<br />

nicht <strong>in</strong> die europäische Prüfnorm <strong>in</strong>tegriert werden<br />

konnte, können bis zu deren endgültigem In-Kraft-<br />

Treten Isofix-K<strong>in</strong>dersitze nur fahrzeugspezifisch zugelassen<br />

werden. <strong>Das</strong> Resultat: E<strong>in</strong> Isofix-Sitz, der für Fahrzeug<br />

A zugelassen ist, darf dennoch nicht <strong>in</strong> Fahrzeug<br />

B e<strong>in</strong>gebaut werden, obgleich die Sitzhalterungen standardisiert<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

In Anbetracht der Tatsache, dass Zweit- und Drittwagen<br />

immer häufiger vorkommen, ersche<strong>in</strong>t die fahrzeugtypenspezifische<br />

Zulassung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>dersitzes wenig<br />

praxisnah. Solange sich die Verbraucher <strong>in</strong> langen<br />

Listen <strong>in</strong>formieren müssen, welcher Sitz für welches<br />

Fahrzeug zugelassen ist, wird sich dieses System - trotz<br />

Sicherheitsgew<strong>in</strong>n und e<strong>in</strong>facher Handhabung - am<br />

Markt kaum durchsetzen können.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Die Sicherheit von K<strong>in</strong>dern ist e<strong>in</strong> zu wichtiges Thema,<br />

als dass die Nutzung e<strong>in</strong>es pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> mehrere Fahrzeuge<br />

passenden Sitzes erschwert werden darf. Es ist<br />

nicht e<strong>in</strong>zusehen, dass e<strong>in</strong> System, das sich als Standardsystem<br />

empfiehlt, fahrzeugspezifisch zugelassen werden<br />

muss. Es bedarf e<strong>in</strong>er Universalzulassung nach<br />

ECE-R 44. Dazu muss der Isofix-Standard Bestandteil<br />

der europäischen ECE-Prüfnorm werden.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir setzen uns auf europäischer Ebene für e<strong>in</strong>e universelle<br />

Zulassung des K<strong>in</strong>derrückhaltesystems Isofix zur Fixierung<br />

von K<strong>in</strong>dersitzen e<strong>in</strong>.<br />

7


Mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong> erreichen wir auch, wenn<br />

wir das Verkehrssystem als Ganzes sehen und Verknüp-<br />

fungen zwischen Verkehrsmitteln herstellen. <strong>Das</strong> über-<br />

greifende Ziel ist die Sicherung der Mobilitätsansprüche<br />

bei weniger Unfällen und verr<strong>in</strong>gerten Belastungen.<br />

Langfristig tragfähige Lösungen müssen gleichermaßen<br />

bei den Ursachen der Verkehrsentstehung ansetzen<br />

und auch den E<strong>in</strong>fluss von Raum- und Siedlungsstrukturen<br />

beachten sowie auf Alternativen<br />

. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />

die Verkehrsmittelwahl<br />

5.1 Verkehrssparsame Raumstrukturen<br />

5.2 Mobilitätsmanagement<br />

5.3 Fuß- und Radverkehr, ÖPNV<br />

5.4 Dialog und Kooperation<br />

zum Auto setzen: Fußwege, die Nutzung des Fahrrads<br />

und des Öffentlichen Verkehrs entlasten Straße und<br />

Umwelt.<br />

Dieser Ansatz verlangt e<strong>in</strong> Umdenken und e<strong>in</strong> Ausbrechen<br />

der Akteure aus „e<strong>in</strong>gefahrenen Gleisen“.<br />

Kooperationen der Verantwortlichen und <strong>in</strong>tegrative<br />

Handlungsansätze s<strong>in</strong>d wichtige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

um die <strong>Verkehrssicherheit</strong> weiter zu erhöhen.<br />

9<br />

9


0<br />

. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Verkehrsmittelwahl<br />

5.1 Verkehrssparsame Raumstrukturen<br />

Status quo<br />

Strategien zur Erhöhung der <strong>Verkehrssicherheit</strong> müssen<br />

auch die Ursachen der Verkehrsentstehung im Blick<br />

haben. Räumliche Strukturen, die durch die Nähe von<br />

Wohnen, Bildung, Arbeiten, Versorgung und Erholung<br />

verkehrssparsames Verhalten ohne E<strong>in</strong>schränkung der<br />

Mobilität ermöglichen, bedeuten mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong>.<br />

Konkret: E<strong>in</strong>e auf Distanzreduzierung basierende<br />

Raum- und Siedlungsstruktur ermöglicht, vermehrt zu<br />

Fuß zu gehen oder nicht motorisierte Verkehrsmittel zu<br />

benutzen. Bislang erzwungene Wege - etwa Begleitwege<br />

durch Eltern - werden entbehrlich, wenn K<strong>in</strong>der ihre<br />

wohnungsnah gelegenen Ziele alle<strong>in</strong>e erreichen können.<br />

Kompakte und gemischte Raumstrukturen erleichtern es<br />

ferner, leistungsfähige Angebote im Öffentlichen Verkehr<br />

zu erzeugen und so den motorisierten Individualverkehr<br />

zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Die prognostizierten Strukturveränderungen - etwa an-<br />

haltende Stadt-Umland-Wanderungen, e<strong>in</strong>e überpropor-<br />

tionale Zunahme von Haushalten durch weiter s<strong>in</strong>ken-<br />

de Haushaltsgrößen („S<strong>in</strong>gle-Haushalte“), e<strong>in</strong>e stetig<br />

wachsende Verfügbarkeit über Führersche<strong>in</strong> und Pkw -<br />

lassen Verkehrswachstum erwarten. Damit werden verkehrssparsame<br />

Raumstrukturen immer wichtiger, denn<br />

sie stellen für den Öffentlichen Personen(nah)verkehr<br />

sowie für den Fußgänger- und Radverkehr e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Ausgangsgröße dar.


Konkrete Ansatzpunkte<br />

Die weitere Integration der Fachplanungen - vor allem<br />

die Ausrichtung der Raumplanung - auf Verkehrssparsamkeit<br />

oder die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Verkehrsauswirkungsprüfung<br />

im Genehmigungsverfahren großflächiger Ansiedlungsvorhaben<br />

s<strong>in</strong>d auf landesplanerischer Ebene<br />

denkbare Schritte zur weiteren Förderung kompakter<br />

Raumstrukturen.<br />

Den Kommunen bietet sich die Möglichkeit, durch die<br />

ausgesuchte Förderung von Ansiedlungsvorhaben an<br />

Strecken des Öffentlichen Verkehrs, die Nutzung von<br />

Innenentwicklungspotenzialen, die Aufwertung von Innenstädten<br />

und Stadtteilzentren, die Schaffung und Gestaltung<br />

<strong>in</strong>nerstädtischer Freiflächen zu verkehrssparsamen<br />

Raumstrukturen beizutragen. Die Kommunen sollten<br />

ihre Chancen nutzen, <strong>in</strong> den Kernstädten bezahlbare<br />

Siedlungsflächen zur Verfügung zu stellen. Die so hergestellte<br />

Dichte reduziert das Verkehrsaufkommen, steigert<br />

dadurch die stadträumlichen Qualitäten und erhöht die<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir setzen uns mit den Instrumenten der Wohnungsbau-<br />

und Städtebauförderung sowie der Landesplanung für die<br />

Bildung verkehrssparsamer und verkehrssicherer Raumstrukturen<br />

e<strong>in</strong>.<br />

• Die Kommunen s<strong>in</strong>d aufgefordert, die Innenentwicklungspotenziale<br />

vorhandener Siedlungsschwerpunkte zu nutzen<br />

sowie die Entwicklung neuer Siedlungsbereiche an der vorhandenen<br />

Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur, unter E<strong>in</strong>schluss leistungsfähiger<br />

ÖPNV-Achsen, auszurichten.<br />

• Die Netze des Öffentlichen Verkehrs s<strong>in</strong>d konsequent an<br />

die Siedlungsentwicklung anzupassen und die bestehenden<br />

Angebote zu optimieren. Neben der Verbesserung regionaler<br />

Bahnverb<strong>in</strong>dungen können leistungsfähige Schnellbussysteme<br />

sowie kommunale Orts- und Stadtbussysteme oder<br />

nachfrageorientierte ÖPNV-Formen (Taxibus, Anrufbus u. ä.)<br />

entsprechende Möglichkeiten bieten.<br />

1


5.2 Mobilitätsmanagement<br />

Status quo<br />

Mobilitätsmanagement zielt darauf ab, den Mobilitätsbe-<br />

dürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen <strong>in</strong> sicherer,<br />

sozialverträglicher, umweltfreundlicher und effizienter<br />

Form zu entsprechen. Es ist e<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong> auf dem<br />

Weg zu mehr Multimodalität und Intermodalität. Im Per-<br />

sonen- wie im Güterverkehr soll jeweils das Verkehrs-<br />

mittel genutzt werden, das sich hierfür besonders eignet.<br />

Die organisatorische Umsetzung von Mobilitätsmanagement<br />

im Personenverkehr leisten Mobilitätszentralen.<br />

Sie beraten verkehrsmittelübergreifend mit dem<br />

Ziel, das für den jeweiligen Zweck günstigste Verkehrsmittel<br />

zu f<strong>in</strong>den. Gegenwärtig ist etwa e<strong>in</strong> Drittel der<br />

bundesweit über fünfzig unter dem Begriff „Mobilitätszentrale“<br />

arbeitenden E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen angesiedelt. Im Güterverkehr schaffen Güterverkehrszentralen<br />

die Verknüpfung der Verkehrsträger.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

E<strong>in</strong>e annähernd gleichbleibende Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />

bei weiter zunehmendem Verkehr macht e<strong>in</strong>e veränderte<br />

Organisation des Verkehrs notwendig. Dessen möglichst<br />

reibungslose Abwicklung wird nur über e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Integration der Verkehrsmittel erfolgen können.<br />

Dem Management von Mobilität - dem „Organisieren“,<br />

„Kommunizieren“ und „Informieren“ - kommt e<strong>in</strong> im-<br />

mer größerer Stellenwert zu, so dass erwartet werden<br />

kann, dass der Bedarf für Mobilitätsmanagement <strong>in</strong><br />

Zukunft steigen wird.<br />

E<strong>in</strong>e zunehmende Nachfrage nach betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />

erwächst möglicherweise daraus, dass<br />

es bisher noch unangetastete Kostene<strong>in</strong>sparungspotenziale<br />

(etwa die betriebliche Parkraumbewirtschaftung)<br />

eröffnet. Schulisches Mobilitätsmanagement könnte<br />

zum<strong>in</strong>dest mittelfristig zu e<strong>in</strong>em festen Bestandteil des<br />

schulischen Leistungsprofils werden. In Bezug auf die<br />

Gestaltung von Mobilitätszentralen wird <strong>in</strong> Zukunft<br />

e<strong>in</strong>e Diskussion über deren Standardisierung notwendig<br />

se<strong>in</strong>. Mit zunehmender Etablierung von Mobilitätszentralen<br />

kann davon ausgegangen werden, dass deren<br />

bisherige Kernaufgabe - Serviceleistungen zum Busund<br />

Bahnverkehr - zu e<strong>in</strong>er effizienten Rout<strong>in</strong>e-Aufgabe<br />

wird. Damit eröffnet sich die Chance, dass Mobilitätszentralen<br />

zukünftig jenseits der Beratung e<strong>in</strong>zelner<br />

Verkehrsteilnehmer verstärkt verschiedene (größere)<br />

Gruppen von Nutzern ansprechen, etwa Schulen, Betriebe,<br />

Krankenhäuser.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Beim Aufbau e<strong>in</strong>er Mobilitätszentrale kann auf bestehende<br />

Strukturen zurückgegriffen werden. Der Ausbau<br />

e<strong>in</strong>es Kundencenters zu e<strong>in</strong>em Servicecenter, das sich


nach wie vor auf den Öffentlichen Verkehr konzentriert,<br />

oder zu e<strong>in</strong>em erweiterten Servicecenter, das erste verkehrsmittelübergreifende<br />

Dienstleistungen anbietet,<br />

s<strong>in</strong>d Schritte <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Mobilitätszentrale.<br />

Gehgeme<strong>in</strong>schaften, Fahrradpools oder Fahrgeme<strong>in</strong>schaften<br />

s<strong>in</strong>d Beispiele für schulisches Mobilitätsmanagement,<br />

bei denen e<strong>in</strong>zelne Eltern e<strong>in</strong>e Gruppe von<br />

Schülern auf dem Schulweg begleiten. In geeigneten<br />

Fällen kann die örtliche Polizei e<strong>in</strong>gebunden und beispielsweise<br />

um begleitende Geschw<strong>in</strong>digkeitskontrollen<br />

vor Schulen gebeten werden. Die Bereitstellung von<br />

Fahrradabstellmöglichkeiten zeigt, dass auch <strong>in</strong>frastrukturelle<br />

Maßnahmen das schulische Mobilitätsmanagement<br />

gut ergänzen können.<br />

<strong>Das</strong> Spektrum des betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />

ist breit: die Palette denkbarer Aktionen reicht von e<strong>in</strong>fach<br />

umsetzbaren Maßnahmen - wie die Aufnahme<br />

von Informationen zum ÖPNV <strong>in</strong> das firmeneigene<br />

Intranet - bis h<strong>in</strong> zu Maßnahmen, die mit strukturellen<br />

oder f<strong>in</strong>anziellen Investitionen e<strong>in</strong>hergehen, etwa<br />

der Aufbau e<strong>in</strong>es betrieblichen Car-Pools oder Änderungen<br />

der Arbeitszeiten zur Umgehung von Verkehrsspitzen.<br />

Abgestimmte Konzepte, die auf die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

des Unternehmens zugeschnitten s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d<br />

besonders Erfolg versprechend.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir favorisieren e<strong>in</strong> flächendeckendes Netz von Mobili-<br />

tätszentralen und möchten Kommunen, Verkehrsunterneh-<br />

men und andere Akteure zu deren E<strong>in</strong>richtung ermuntern -<br />

auch deshalb, weil Mobilitätszentralen die Möglichkeit<br />

eröffnen, lokale Akteure an der Gestaltung des Verkehrssystems<br />

vor Ort teilnehmen zu lassen.<br />

• Wir sehen im schulischen Mobilitätsmanagement e<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit, für e<strong>in</strong>e nachhaltige und sichere Verkehrsmittelwahl<br />

zu werben. Mit flankierenden Maßnahmen, wie<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitskontrollen vor Schulen, werden wir es im<br />

Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen.<br />

• Wir begrüßen Initiativen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.


�<br />

5.3 Fuß- und Radverkehr, ÖPNV<br />

5.3.1 Fußverkehr<br />

Status quo<br />

Zu-Fuß-Gehen bedeutet Stadtkultur und Lebendigkeit.<br />

Fußgänger beleben die Straßen und Plätze und s<strong>in</strong>d die<br />

eigentlichen Garanten für Urbanität. Fußverkehr steht<br />

vor allem für Umweltfreundlichkeit, gleichzeitig schafft<br />

der „Umstieg“ auf die eigenen Füße auch Platz für notwendige<br />

Verkehre. Dem Fußgänger Vorrang e<strong>in</strong>zuräumen,<br />

erhöht die <strong>Verkehrssicherheit</strong>.<br />

Die Bedeutung des Fußverkehrs wird häufig unterschätzt,<br />

obgleich Zu-Fuß-Gehen die häufigste Bewegungsform<br />

darstellt: Fußwege s<strong>in</strong>d nicht nur eigenständige<br />

H<strong>in</strong>- und Rückwege, sie spielen auch als Wege zu<br />

und von der Haltestelle oder zum Parkplatz e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen werden knapp 30 % der <strong>in</strong>nergeme<strong>in</strong>dlichen<br />

Wege zu Fuß zurückgelegt; von den durchschnittlich<br />

64 M<strong>in</strong>uten, die Menschen <strong>in</strong> Deutschland<br />

pro Tag im Verkehr verbr<strong>in</strong>gen, entfallen 21 M<strong>in</strong>uten auf<br />

das Zu-Fuß-Gehen. Damit ist die Verkehrsbeteiligungsdauer<br />

zu Fuß ebenso lang wie die mit dem Pkw.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Auch wenn die durchschnittlichen Wegelängen <strong>in</strong>sgesamt<br />

steigen, so liegen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen dennoch<br />

knapp 45 % der zurückgelegten Wege im unteren<br />

Distanzbereich bis 3 km. E<strong>in</strong> Teil dieser kurzen Wege<br />

könnte zu Fuß zurückgelegt werden, dennoch zeigt sich<br />

auch hier e<strong>in</strong>e immer stärkere Pkw-Nutzung. Aufgrund


der weiter steigenden Verfügbarkeit von Pkw dürfte<br />

diese Entwicklung weiter zunehmen, wenn nicht gegengesteuert<br />

wird.<br />

Der Fußverkehr muss daher auch e<strong>in</strong> Schwerpunkt der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit werden. Dem bisher verfolgten<br />

Ansatz, mit <strong>in</strong>frastrukturellen und verkehrslenkenden<br />

Maßnahmen den Sicherheitsanforderungen<br />

des Fußverkehrs zu entsprechen, wird e<strong>in</strong>e zweite<br />

Strategie zur Seite gestellt, die vermehrt den Raum- und<br />

Qualitätsansprüchen von Fußgängern Rechnung tragen<br />

soll: Es geht darum, die Belange und Sichtweisen von<br />

Fußgängern wieder zum Planungsmittelpunkt der Städte<br />

und Geme<strong>in</strong>den zu machen. <strong>Das</strong> Leitbild ist die „fußgängerfreundliche<br />

Stadt“.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Die Reduzierung der Geschw<strong>in</strong>digkeiten auf <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Straßen, die E<strong>in</strong>schränkung des Gehwegparkens,<br />

die E<strong>in</strong>richtung von Zebrastreifen oder Mittel<strong>in</strong>seln s<strong>in</strong>d<br />

wenig aufwändige Maßnahmen, mit denen sich die <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

von Fußgängern weiter verbessern lässt.<br />

Über die skizzierten Maßnahmen h<strong>in</strong>aus ist die Zunahme<br />

des Fußgängeranteils vor allem von der Qualität des<br />

Wegenetzes abhängig. Für e<strong>in</strong> möglichst engmaschiges<br />

sowie attraktives Netz müssen Planungen, die primär den<br />

fließenden und ruhenden Kfz-Verkehr im Blick haben<br />

und die dann noch freien Flächen dem Fußverkehr als<br />

„Restflächen“ zuschlagen, möglichst vermieden werden.<br />

Fußgänger, <strong>in</strong>sbesondere ältere Menschen, Beh<strong>in</strong>derte<br />

und K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer<br />

und sollten deshalb im Straßenverkehr grundsätzlich<br />

Vorrecht genießen. Auch Radverkehrsanlagen dürfen<br />

nicht zu Lasten der Fußgänger angelegt werden. Radfahrstreifen<br />

auf der Fahrbahn s<strong>in</strong>d oft die geeignete Maßnahme,<br />

um Fußgängern wieder den ihnen gebührenden<br />

Raum auf den Gehwegen e<strong>in</strong>zuräumen. Attraktive Verb<strong>in</strong>dungen<br />

für Fußgänger vermeiden Umwege und bieten<br />

Erlebnisqualität. Abkürzungen - etwa durch für Fußgänger<br />

geöffnete Sackgassen oder Querungsmöglichkeiten<br />

von Hauptverkehrsstraßen <strong>in</strong> möglichst kurzen Abständen<br />

- s<strong>in</strong>d ebenso wichtig wie ansprechende Wege durch<br />

städtische Grünzonen.<br />

Die stärkere Berücksichtigung der Fußgänger erschließt<br />

weitere Potenziale. Dies gilt etwa im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Dimensionierung der Gehwege zu den<br />

Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Durch die gezielte<br />

Ausweisung von Bauland an <strong>in</strong>tegrierten Standorten<br />

wird die Idee e<strong>in</strong>er „Stadt der kurzen Wege“ gefördert.<br />

Auch ergänzende Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen können<br />

die Attraktivität des Zu-Fuß-Gehens erhöhen.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen Gehweg- und Radwegparken unterb<strong>in</strong>den und<br />

setzen uns diesbezüglich für verstärkte Kontrollen e<strong>in</strong>.<br />

• Unser Ziel ist die Schaffung von dicht geknüpften Fuß-<br />

wegenetzen mit zahlreichen Querungsanlagen und -stellen<br />

- auch an Hauptverkehrsstraßen - zur besseren fußläufigen<br />

Erreichbarkeit von Alltagszielen.<br />

• Neu- oder Umbauten von Haltepunkten der Öffentlichen<br />

Verkehrsmittel, die den Ansprüchen des Fußverkehrs Rechnung<br />

tragen - auch im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e ausreichend dimensionierte,<br />

barrierefreie Gestaltung der Gehwege zu den<br />

Haltepunkten - werden bevorzugt gefördert.<br />

• Um kle<strong>in</strong>teilige Maßnahmen wie Fußgängerleitsysteme,<br />

Fußgänger-Übersichtspläne oder stadt(teil)bezogene Fußgängerkarten<br />

auf ihre Eignung zur Fußverkehrsförderung<br />

testen zu können, werden wir „fußgängerfreundliche Stadtteile“<br />

ausschreiben. In diesem Rahmen werden wir auch<br />

stadtteilbezogen erproben, <strong>in</strong>wieweit ergänzende Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen<br />

die Attraktivität des Fußverkehrs stärken.<br />

• Wir begrüßen kommunale Fußverkehrskonzepte, die klare<br />

Zielsetzungen zur Förderung des Fußverkehrs vorgeben<br />

und den Startpunkt e<strong>in</strong>er kommunalen Fußgänger<strong>in</strong>itiative<br />

darstellen.


�<br />

6<br />

5.3.2 Radverkehr<br />

Status quo<br />

Durch den Bau von rund 7.200 km Radwegen <strong>in</strong> den letz-<br />

ten 25 Jahren ist es gelungen, den Radverkehrsanteil <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen kont<strong>in</strong>uierlich zu erhöhen. Zurück-<br />

zuführen ist diese Steigerung auch auf e<strong>in</strong>e langjährige<br />

systematische Radverkehrsförderung: So bestehen <strong>in</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen mittlerweile 51 Fahrradstationen<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt mehr als 16.000 Stellplätzen und umfangreichen<br />

Serviceangeboten rund um das Rad. Mit<br />

der Herausgabe von Informationsmaterialien werden<br />

die Vorteile des Fahrradfahrens öffentlichkeitswirksam<br />

verbreitet und neue Verkehrsregeln für Radfahrer bekannt<br />

gemacht.<br />

Welches Potenzial das Fahrrad im Stadtverkehr haben<br />

kann, wenn dessen Nutzung systematisch gefördert<br />

wird, verdeutlichen die 36 (Stand: 01.09.2004) an der<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Fahrradfreundliche Städte und<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ beteiligten Städte, Geme<strong>in</strong>den<br />

und Kreise. Unter ihrem Motto „fahrradfreundlich<br />

und mehr ...“ fokussieren sie nicht nur auf e<strong>in</strong>e besondere<br />

Förderung des Radverkehrs, sondern auch auf<br />

die <strong>in</strong>dividuelle Mobilität im Nahbereich - und wollen<br />

über den Radverkehr h<strong>in</strong>aus konsequent alle nichtmotorisierten<br />

Verkehrsteilnehmer stärken: <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d nicht<br />

nur Radfahrer und Fußgänger, sondern auch Kickboarder,<br />

Inl<strong>in</strong>eskater, Skateboarder sowie mobilitätse<strong>in</strong>geschränkte<br />

Personen.<br />

Die von den Mitgliedern der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft durchgeführten<br />

Untersuchungen zur Verkehrsmittelwahl demonstrieren<br />

Radverkehrszunahmen um 20 bis 30 %,<br />

bei gleichzeitiger Abnahme des motorisierten Individualverkehrs.<br />

Trotz der Zunahme des Radverkehrs ist<br />

die Zahl der verunglückten Radfahrer gesunken. Bei<br />

konsequenter Radverkehrsförderung ist die Zunahme<br />

des Radverkehrs also nachweislich mit e<strong>in</strong>er Erhöhung<br />

der <strong>Verkehrssicherheit</strong> vere<strong>in</strong>bar.


Zukünftige Entwicklungen<br />

Trotz der oben genannten Erfolge s<strong>in</strong>d die Radverkehrspotenziale<br />

längst noch nicht ausgeschöpft: So s<strong>in</strong>d<br />

beispielsweise 60 % der <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zurückgelegten<br />

Wege kürzer als 5 km - und damit ideale<br />

Fahrradentfernungen. Auch könnte das Fahrrad von<br />

der allgeme<strong>in</strong>en Verschiebung der Verkehrszwecke <strong>in</strong><br />

Richtung Freizeitverkehr profitieren. E<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Nutzung des Fahrrads ergibt sich ferner daraus, dass es<br />

bestimmte Lebensstilmerkmale verkörpert. Nicht unerwähnt<br />

bleiben sollen auch diejenigen, die sich der weiter<br />

steigenden Auto-Mobilität widersetzen wollen und<br />

die Menschen, die aus Fitnessgründen auf das Fahrrad<br />

umsteigen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Für <strong>Verkehrssicherheit</strong> wie Radverkehrsförderung belegen<br />

diese Entwicklungen e<strong>in</strong>mal mehr die Notwendigkeit,<br />

zunächst e<strong>in</strong> Radverkehrsnetz zu schaffen, das<br />

sicheres und komfortables Radfahren erst ermöglicht.<br />

Fahrradrouten lassen sich mit dem Radroutenplaner<br />

<strong>NRW</strong> - www.radroutenplaner.nrw.de - bestimmen; H<strong>in</strong>weise<br />

zum landesweiten Radverkehrsnetz <strong>NRW</strong> f<strong>in</strong>den<br />

sich unter www.radverkehrsnetz.nrw.de. Um Zugangsschwierigkeiten<br />

abzubauen, gilt es ferner, neben Infrastruktur<br />

auch auf Information, Service und Kommunikation<br />

zu setzen - also Radverkehr als komplexes Gesamtsystem<br />

zu begreifen. Dessen Potenzial wiederum ist erst<br />

dann vollständig erschlossen, wenn das Fahrrad als gleichberechtigtes,<br />

vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt wird.<br />

Dieser Integrationsgedanke ist die zentrale Zielvorstellung<br />

der Radverkehrsförderung <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen.<br />

Se<strong>in</strong>e Umsetzung zeigt sich etwa <strong>in</strong> der weiteren Professionalisierung<br />

von Radstationen, zu deren E<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>NRW</strong> bereits richtungsweisende Impulse gegeben hat.<br />

Mit der Weiterqualifizierung des Personals e<strong>in</strong>erseits<br />

und der Optimierung der rund um das Fahrrad angebotenen<br />

Dienstleistungen - durch e<strong>in</strong>en Reparaturservice<br />

mit Ersatzrädern für die Ausfallzeit, e<strong>in</strong>e Fahrradvermietung<br />

oder e<strong>in</strong>e Gepäckaufbewahrung - andererseits<br />

wird e<strong>in</strong>e Servicestelle geschaffen, wie sie etwa für das<br />

Auto als selbstverständlich angesehen wird. Zur Umsetzung<br />

dieses Integrationsgedankens zählt auch die<br />

Zielsetzung, die Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV zu<br />

erleichtern, ebenso wie die Absicht, an jedem Bahnhof<br />

qualitativ hochwertige Fahrradabstellanlagen zu errichten,<br />

so dass das Fahrrad als Zubr<strong>in</strong>ger enger mit den<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln verknüpft wird.<br />

Selbstverständlich dürfen Maßnahmen des Fahrradverkehrs<br />

nicht zu Lasten anderer Verkehrsteilnehmer - etwa<br />

der Fußgänger - realisiert werden. Auch die Förderung<br />

des Zu-Fuß-Gehens ist gleichermaßen wichtig, wenn<br />

wir die Lebensqualität <strong>in</strong> den Städten zurückgew<strong>in</strong>nen<br />

wollen.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen mit möglichst kostengünstigen Maßnahmen<br />

die Infrastruktur für den Radverkehr weiter ausbauen.<br />

• Wir begreifen den Radverkehr als System: Infrastruktur, Ser-<br />

vice und Information der Öffentlichkeit gehören zusammen.<br />

• Wir werden die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Fahrradfreundliche<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ weiter unterstützen und<br />

des Landesprogramm „100 Fahrradstationen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“<br />

fortführen.<br />

• Die <strong>in</strong> der Arbeitgeme<strong>in</strong>schaft entwickelten Planungshilfen<br />

und Best Practice-Erfahrungen werden bekannt gemacht,<br />

um auch die Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise, die noch nicht<br />

Mitglied s<strong>in</strong>d, zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

• Wir werden uns <strong>in</strong> der Schulung der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter, die <strong>in</strong> den Kommunen die baulichen Umsetzung<br />

der Radverkehrsplanung realisieren, engagieren.<br />

Dabei sollen die unterschiedlichen Herangehensweisen<br />

von Straßenbau- und Straßenverkehrsbehörden besonders<br />

berücksichtigt werden.<br />

• E<strong>in</strong>e verbesserte und landesweit e<strong>in</strong>heitliche<br />

Fahrradmitnahme im ÖPNV ist unser Ziel.<br />

7


�<br />

8<br />

5.3.3 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)*<br />

Status quo<br />

Öffentliche Verkehrsmittel s<strong>in</strong>d relativ sicher. Deshalb -<br />

und auch aus Gründen e<strong>in</strong>er nachhaltigen Verkehrs-<br />

entwicklung - ist ihnen Vorrang e<strong>in</strong>zuräumen. Hier-<br />

zu ist Erreichbarkeit wichtig. S<strong>in</strong>d öffentliche Verkehrs-<br />

mittel bequem erreichbar, werden sie bevorzugt ge-<br />

nutzt. E<strong>in</strong> direkter Vergleich von Gebieten mit und<br />

ohne Schienenhaltepunkte verdeutlicht etwa, dass bei<br />

den Personen, die <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es 1.000 m-Radius um<br />

e<strong>in</strong>en Schienenhaltepunkt wohnen, die Nutzung von<br />

Bussen und Bahnen um 4,3 Prozentpunkte höher liegt<br />

als bei denen, die <strong>in</strong> nicht angebundenen Gebieten wohnen.<br />

Hochgerechnet auf die durchschnittliche Bevölkerungszahl<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es 1.000 m-Radius bedeutet<br />

diese - zunächst wenig spektakuläre - Steigerung an<br />

* Hier verstanden als Schienennahverkehr der Eisenbahnen und L<strong>in</strong>ienverkehr<br />

im Öffentlichen Straßenpersonenverkehr.<br />

jedem Schienenhaltepunkt e<strong>in</strong> Mehraufkommen von<br />

über 500.000 Fahrten im ÖPNV pro Jahr. Die Nähe zum<br />

ÖPNV trägt also mit dazu bei, dass dessen Anteil am<br />

Modal-Split steigt und sich so die sicherheitsoptimierende<br />

Wirkung des Öffentlichen Verkehrs entfalten kann.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Die Ansprüche an den ÖPNV steigen: Er wird zukünftig<br />

mehr im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit<br />

und Versorgungsanspruch stehen. Wachsende Freizeitverkehre<br />

bei gleichzeitig steigender Verfügbarkeit von<br />

Pkw bedeuten weitere Herausforderungen an den ÖPNV.<br />

Diesen wird er nur entsprechen können, wenn es durch<br />

e<strong>in</strong>e optimale Verknüpfung der Verkehrsträger untere<strong>in</strong>ander<br />

gel<strong>in</strong>gt, die Systemvorteile des ÖPNV optimal<br />

zu erschließen. E<strong>in</strong> erster Schritt dazu ist mit der<br />

E<strong>in</strong>führung des Integralen Taktfahrplans vollzogen.


Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong> Tarifsystem erarbeitet worden,<br />

das überschaubar ist und verbundübergreifende Fahrten<br />

problemlos ermöglicht.<br />

Leitgedanke ist die Devise „e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>steigen und losfahren“.<br />

<strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong> Weg, die Verknüpfung der Verkehrsträger<br />

auch für die Kunden des ÖPNV sichtbar zu machen<br />

und bietet die Möglichkeit, ÖPNV und Individualverkehr<br />

mite<strong>in</strong>ander zu verflechten - etwa dadurch, dass elektronische<br />

Fahrsche<strong>in</strong>e (e-tickets) auch als E<strong>in</strong>trittskarten<br />

für Parkhäuser für Fahrräder oder Autos gelten.<br />

Da sich flexible Angebotsformen mit wachsenden Telematikmöglichkeiten<br />

besser realisieren lassen, wird <strong>in</strong><br />

Regionen mit ländlicher Struktur die Bereitstellung von<br />

Nahverkehrsverb<strong>in</strong>dungen zukünftig stärker durch alternative<br />

Bedienungsformen geleistet werden.<br />

E<strong>in</strong>e Ausdünnung des ÖPNV würde dem Ziel der Verbesserung<br />

der <strong>Verkehrssicherheit</strong> <strong>in</strong> ländlichen Gebieten<br />

entgegenstehen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs: Die Visitenkarte des Öffentlichen Verkehrs<br />

s<strong>in</strong>d Bahnhöfe, Haltepunkte und Fahrzeuge. Es gilt auch<br />

<strong>in</strong> Zukunft, sie weiter zu modernisieren und so zu gestalten,<br />

dass die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs<br />

bereits hier deutlich wird.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Busspuren, Vorrangschaltungen an Signalanlagen sowie<br />

Verkehrslenkungsmaßnahmen, die die Innenstädte für<br />

den ÖPNV e<strong>in</strong>facher erreichbar machen, s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />

zur Beschleunigung des ÖPNV. Flächendeckende<br />

Angebote im Rahmen e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Tarifsystems,<br />

e<strong>in</strong> für ganz Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen geltendes Ticket, dichte<br />

Taktfolgen oder e<strong>in</strong> gleichmäßiger Taktfahrplan, nutzerfreundliche<br />

Informations- und Bedienungssysteme sowie<br />

attraktive Fahrzeuge und Haltepunkte s<strong>in</strong>d die Systemvorteile<br />

des ÖPNV. Die Schnittstellen zu anderen Verkehrsmitteln<br />

sichern Umsteigeanlagen an Bahnhöfen;<br />

Park+Ride- und Bike+Ride-Anlagen s<strong>in</strong>d dort von Bedeutung,<br />

wo Pendlerströme aufgenommen werden.<br />

Stadt-, Ortsbus- und Taxibussysteme, Rufbusse, Bürgerbusse<br />

oder Anruf-Sammel-Taxen s<strong>in</strong>d Bedienungsformen,<br />

die sich <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>städten und im ländlichen Raum<br />

bewährt haben; <strong>in</strong> Gegenden mit ger<strong>in</strong>ger Anb<strong>in</strong>dung an<br />

Bus und Bahn können auch Fahrgeme<strong>in</strong>schaften helfen,<br />

flexibel zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zu pendeln.<br />

Bedarfsorientierte Nahverkehrssysteme wie Disco- und<br />

Nachtbusse s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit, die Zahl der<br />

Disco-Unfälle weiter zu reduzieren.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Verkehrsverbün-<br />

den e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Tarifsystem etablieren und e<strong>in</strong> für<br />

ganz Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen geltendes Ticket e<strong>in</strong>führen.<br />

• Wir werden im Rahmen unserer Handlungsspielräume an<br />

der E<strong>in</strong>führung neuer elektronischer Systeme zur Fahrgastlegitimierung<br />

im Öffentlichen Verkehr mitarbeiten. Zur<br />

Förderung maßgeschneiderter Mobilitätslösungen werden<br />

wir vor allem Lösungen unterstützen, die die Chancen neuer<br />

Kommunikations- und Informationstechnologien aufgreifen,<br />

mittelfristig die Schnittstellen zwischen den Verkehrsmitteln<br />

beachten und die langfristig e<strong>in</strong>e flexible Nutzung<br />

verschiedener Verkehrsmittel ermöglichen.<br />

• Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e weitgehende Barrierefreiheit<br />

im ÖPNV zu erreichen. Besonders die wenig <strong>in</strong>vestiven<br />

Maßnahmen wie die kontrastreiche und erhabene Gestaltung<br />

von Bedien- und Kommunikationselementen sollen<br />

kurzfristig umgesetzt werden.<br />

9


60<br />

5.4 Dialog und Kooperation<br />

Status quo<br />

E<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit braucht die<br />

Unterstützung vieler Akteure. Neben dem Engagement<br />

derer, die sich <strong>in</strong> Politik, Wirtschaft und Verbänden, <strong>in</strong><br />

Initiativen, Vere<strong>in</strong>en und Gruppen für mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

stark machen, benötigt sie auch den Dialog<br />

mit den Bürgern vor Ort. Er stellt e<strong>in</strong>e zweite, wichtige<br />

Säule der lokalen <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit dar.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Da <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit auch <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie vor Ort geleistet werden soll - denn lokale<br />

Experten wissen am besten, welche Maßnahmen besonders<br />

und welche weniger geeignet s<strong>in</strong>d -, wird der<br />

Kommunikation mit den Bürgern auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> hoher<br />

Stellenwert zukommen. Dieser Me<strong>in</strong>ungsaustausch<br />

stellt e<strong>in</strong>erseits die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der vor Ort ansässigen<br />

Experten <strong>in</strong> die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit sicher und<br />

gewährleistet anderseits gerade dadurch auch e<strong>in</strong>e<br />

vielschichtige Problemanalyse. Die Berücksichtigung<br />

verschiedener Perspektiven wiederum kann als e<strong>in</strong><br />

Kriterium für den Erfolg von <strong>Verkehrssicherheit</strong>smaßnahmen<br />

gelten.<br />

Mit der weiteren Fokussierung auf die Arbeit vor Ort<br />

wird e<strong>in</strong>e Abkehr von standardisierten Diskussionsund<br />

Beteiligungsformen h<strong>in</strong> zu stark variierenden<br />

Formen e<strong>in</strong>setzen. Im Mittelpunkt steht nicht das Verfahren,<br />

sondern das Problem. Konkret: Es geht nicht<br />

mehr nur darum, im Rahmen e<strong>in</strong>er Anhörung etwa


diesen oder jenen Standort e<strong>in</strong>er Ampel festzulegen,<br />

sondern vielmehr darum, e<strong>in</strong> sicheres und attraktives<br />

Wohnquartier zu schaffen. <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />

wird so komplexer, da die Informationen mehrerer<br />

Stellen zusammengeführt werden müssen. Sie ist<br />

verstärkt als kommunikativer Prozess zu begreifen und<br />

wird sich mehr und mehr zu e<strong>in</strong>em kommunalen <strong>Verkehrssicherheit</strong>smanagement<br />

weiterentwickeln. Dadurch<br />

werden die Menschen <strong>in</strong> ihrem alltäglichen Lebensumfeld<br />

erreicht. Ihre persönliche Betroffenheit kann<br />

für konkrete Vorschläge und Anregungen, aber auch für<br />

eigenes Engagement genutzt werden.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

In e<strong>in</strong>em kommunalen <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm<br />

können die verschiedenen auf Geme<strong>in</strong>de-, Stadt- oder<br />

Kreisebene realisierten Maßnahmen zusammengeführt<br />

werden (alle für Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen im Internet verfügbaren<br />

Verkehrs<strong>in</strong>formationen s<strong>in</strong>d unter www.verkehrs<strong>in</strong>fo.nrw.de<br />

aufgeführt). Unter e<strong>in</strong>em solchen Dach<br />

lassen sich die Aktivitäten effektiver koord<strong>in</strong>ieren, bündeln<br />

und gestalten; zudem werden die gesetzten Ziele<br />

transparenter. E<strong>in</strong> kommunales Programm erleichtert es<br />

auch, Wirksamkeitsüberprüfungen durchzuführen.<br />

Telefonhotl<strong>in</strong>es, e<strong>in</strong>e per E-Mail erreichbare Kommunikationsplattform<br />

oder - <strong>in</strong>ternetbasierte Fragebögen<br />

s<strong>in</strong>d moderne Methoden der Kommunikation, die<br />

mehr als bisher auf Flexibilität setzen und den Lebensgewohnheiten<br />

derjenigen, die sie erreichen möchten,<br />

Rechnung tragen. Der E<strong>in</strong>satz alters bezogener Partizipationsformen<br />

- etwa Quartiersstreifzüge mit K<strong>in</strong>dern -<br />

eröffnet die Gelegenheit, nicht nur die Erwachsenen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Dialog mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Was wir wollen:<br />

• Damit sich die <strong>in</strong> der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit vor Ort<br />

engagierten Personen und Institutionen austauschen kön-<br />

nen, empfehlen wir, auf Geme<strong>in</strong>de-, Stadt- oder Kreisebene<br />

Arbeitskreise zur <strong>Verkehrssicherheit</strong> e<strong>in</strong>zurichten. Wir<br />

begrüßen die Entwicklung lokaler <strong>Verkehrssicherheit</strong>skonzepte<br />

<strong>in</strong> deren Rahmen.<br />

• Wir wollen die Partizipation der lokalen Akteure <strong>in</strong> der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit verstärken. Wir werden dazu -<br />

ggf. unter Führung e<strong>in</strong>er Kommune - e<strong>in</strong> „Netzwerk verkehrssichere<br />

Städte <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ gründen. Ziel dieses Netzwerks ist<br />

es, e<strong>in</strong>e offene und kooperative Kommunikationsplattform<br />

für die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit zu schaffen.<br />

61


6. Infrastruktur<br />

6.1 Straßen<br />

6.2 Radverkehrsanlagen<br />

6.3 Fußwege<br />

Straßen und Wege bilden die „Adern“ des Verkehrs. <strong>Verkehrssicherheit</strong>, im Kontext von Funktionalität,<br />

E<strong>in</strong> sicherheitsorientierter Straßenbau und der Erhal- Mobilität und Lebensqualität verstanden, heißt auch,<br />

tungszustand der Straßen und Wege bee<strong>in</strong>flussen <strong>in</strong> auf Straßen nicht nur die Belange des motorisierten,<br />

hohem Maße die <strong>Verkehrssicherheit</strong>. Sichere Straßen sondern auch die des nichtmotorisierten Verkehrs zu<br />

verbessern auch die Sicherheit des Gesamtsystems berücksichtigen. Sicherer Verkehr bedeutet <strong>in</strong> gleichem<br />

Verkehr, da der Straßen<strong>in</strong>frastruktur e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Erschließungsfunktion für den Personen- wie für den<br />

Güterverkehr zukommt.<br />

Maße sichere Geh- und Radwege.<br />

6


�<br />

6<br />

6. Infrastruktur<br />

6.1 Straßen<br />

6.1.1 Bundesfernstraßen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Status quo<br />

<strong>Das</strong> Bundesfernstraßennetz <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

ist mit e<strong>in</strong>er Länge von 7.260 km gut ausgebaut - und<br />

zugleich viel befahren. Auf zahlreichen Autobahnabschnitten<br />

werden Verkehrsbelastungen erreicht, die<br />

von 4-streifigen Autobahnen kaum noch verkraftbar<br />

s<strong>in</strong>d, mit der Folge höherer Unfallgefahren und Staus.<br />

So liegt zum Beispiel die Belastung auf der 4-streifigen<br />

Autobahn A 40 zwischen Gelsenkirchen und<br />

Bochum bei bis zu 84.000 Kraftfahrzeugen (Kfz) pro<br />

Tag, auf der l<strong>in</strong>ksrhe<strong>in</strong>ischen Autobahn A 57 werden<br />

bis zu 104.000 Kfz pro Tag gezählt. Trotzdem s<strong>in</strong>d<br />

Autobahnen die sichersten Straßen. H<strong>in</strong>weise über die<br />

aktuelle Verkehrslage auf den nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />

Autobahnen, über Baustellen sowie e<strong>in</strong>e 30- und e<strong>in</strong>e<br />

60-M<strong>in</strong>uten-Prognose der Verkehrsentwicklung s<strong>in</strong>d unter<br />

www.autobahn.nrw.de abrufbar.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Bei allen Bemühungen, soviel Autoverkehr wie möglich<br />

auf die Schienen oder Wasserwege zu verlagern,<br />

muss auch künftig mit hohen Verkehrsbelastungen auf<br />

den Autobahnen und anderen Straßen gerechnet werden.<br />

Daher werden nach den derzeitigen Planungen <strong>in</strong><br />

den nächsten Jahren die Kernautobahnen des Ruhrgebiets,<br />

der Kölner R<strong>in</strong>g und die Autobahnen der Rhe<strong>in</strong>-<br />

schiene leistungsfähig auf sechs oder acht Fahrstreifen<br />

ausgebaut.


Konkrete Ansatzpunkte<br />

<strong>Das</strong> Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen hat dem Bund e<strong>in</strong><br />

Engpassbeseitigungsprogramm vorgeschlagen, das auf<br />

den gezielten Ausbau stark frequentierter Autobahnen<br />

setzt. Diesem Vorschlag ist entsprochen worden. Im bundesweiten<br />

„Anti-Stau-Programm“ s<strong>in</strong>d Maßnahmen zur<br />

Engpassbeseitigung auch für nord-rhe<strong>in</strong>-westfälische<br />

Autobahnen enthalten. Mit ihnen soll auf den Autobahnen<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Metropolregionen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

- mit den Eckpunkten Bonn, Duisburg und Dortmund - für<br />

Entlastung gesorgt werden.<br />

Was wir wollen:<br />

Quelle: LDS (2003)<br />

• Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, die Leistungsfähigkeit des nord-<br />

rhe<strong>in</strong>-westfälischen Autobahnnetzes zu steigern. Unter dem<br />

Grundsatz „Ausbau vor Neubau“ werden wir die Autobahnen<br />

dort gezielt ausbauen, wo die Verkehrsbelastungen<br />

e<strong>in</strong>e Erweiterung unmittelbar notwendig machen.<br />

• Wir wollen noch bestehende Lücken im Autobahnnetz<br />

schließen.<br />

6


�<br />

66<br />

6.1.2 Ortsumgehungen<br />

Status quo<br />

Hauptverkehrsstraßen, die direkt durch den Ort führen,<br />

bedeuten <strong>in</strong>sbesondere für Kle<strong>in</strong>- und Mittelstädte e<strong>in</strong>e<br />

erhebliche Belastung und e<strong>in</strong> beachtliches Sicherheitsrisiko<br />

für die Menschen. Rund zwei Drittel der Unfälle<br />

mit Personen- und schwerem Sachschaden <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen ereignen sich <strong>in</strong>nerhalb geschlossener Ortschaften.<br />

Ortsumgehungen entlasten die betroffenen<br />

Ortschaften von Durchgangsverkehr. Sie verbessern die<br />

Umwelt- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen dort, wo Menschen<br />

wohnen und arbeiten und machen e<strong>in</strong>en Rückbau der<br />

bisherigen Ortsdurchfahrt überhaupt erst möglich.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d Ortsumgehungen umso dr<strong>in</strong>glicher, je höher<br />

die Verkehrsmengen des verlagerbaren Durchgangs-<br />

und Schwerverkehrs liegen.<br />

Gut entworfene Ortsumgehungen reduzieren die Un-<br />

fallzahlen allgeme<strong>in</strong> um mehr als 40 % und bei den<br />

<strong>in</strong>nerörtlichen Unfällen um bis zu 80 %. Welche Entlastungseffekte<br />

Ortsumgehungen bewirken, hängt darüber<br />

h<strong>in</strong>aus davon ab, wie hoch der Anteil des stadteigenen<br />

Ziel- und Quellverkehrs ist und wie konsequent der<br />

motorisierte Durchgangsverkehr mit verkehrsregelnden<br />

oder baulichen Maßnahmen aus der bisherigen Ortsdurchfahrt<br />

herausgehalten wird.


Zukünftige Entwicklungen<br />

Damit Ortsumgehungen ihr sicherheitsförderndes Potenzial<br />

optimal entfalten können, sollten bei deren Bau die<br />

Belange der <strong>Verkehrssicherheit</strong> angemessen abgewogen<br />

werden. Dazu zählt etwa, den Straßenquerschnitt so zu<br />

dimensionieren, die L<strong>in</strong>ienführung so zu gestalten und<br />

die Trassenführung so zu wählen, dass unangemessene<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten vermieden werden - e<strong>in</strong>e fortdauernde<br />

Kontrolle der zulässigen Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

könnte dann entfallen.<br />

Die Planung von Ortsumgehungen ist stets davon abhängig<br />

zu machen, dass e<strong>in</strong> schlüssiges Gesamtverkehrskonzept<br />

vorliegt. Hierbei s<strong>in</strong>d die Effekte der<br />

zukünftigen Ortsumgehung auf die bisherige Ortsdurchfahrt<br />

und deren Entwicklungspotenzial für die<br />

<strong>in</strong>nerörtliche Erschließung sowie die Belange e<strong>in</strong>er zügigen<br />

Fortbewegung im regionalen und überregionalen<br />

Verkehr gleichermaßen zu berücksichtigen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

E<strong>in</strong>e angemessene Trassierung, die unter E<strong>in</strong>bezug e<strong>in</strong>es<br />

Sicherheitsaudits entwickelt werden sollte, und entsprechend<br />

gewählte Trassierungselemente - beispielsweise<br />

Fahrstreifenbreiten und Kurvenradien - tragen dazu<br />

bei, der Forderung nach e<strong>in</strong>er möglichst hohen <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

zu entsprechen und zugleich dem Anspruch<br />

nach Verb<strong>in</strong>dungsqualität und Zügigkeit gerecht zu werden.<br />

Die Bündelung mit schon vorhandenen Trassen m<strong>in</strong>dert<br />

weitere Landschaftszerschneidungen.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir verfolgen weiterh<strong>in</strong> den Bau von Ortsumgehungen<br />

bei stark belasteten Ortsdurchfahrten.<br />

• Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, dass sich der Ausbaustandard<br />

von Ortsumgehungen nach den verkehrlichen und wirt-<br />

schaftlichen Erfordernissen der jeweiligen Region richtet.<br />

• Die bisherigen Ortsdurchfahrten sollten entsprechend ihrer<br />

ger<strong>in</strong>geren Verkehrsbedeutung neu gestaltet oder zurück-<br />

gebaut werden. Oft kann schon mit e<strong>in</strong>fachen verkehrsre-<br />

gelnden Maßnahmen der Durchgangsverkehr ferngehalten<br />

werden. Gerade auch für den Radverkehr ergeben sich<br />

so sicherere und komfortablere Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> das Ortszentrum.<br />

67


�<br />

68<br />

6.1.3 Straßenraumgestaltung<br />

Status quo<br />

Zahlreiche Unfälle lassen sich auf Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />

der Beteiligten, etwa <strong>in</strong> Bezug auf Straßenverlauf oder<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit zurückführen, Schätzungen zufolge bis<br />

zu 95 %. Dies macht deutlich, wie die optische Gestaltung<br />

des Verkehrs- und Straßenraums die <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

bee<strong>in</strong>flusst. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne „selbst erklärende“<br />

Straße hilft, Unfälle zu vermeiden: Verkehrsberuhigte<br />

Bereiche - und nicht nur diese - s<strong>in</strong>d positive Beispiele,<br />

wie mit straßenseitigen Gestaltungselementen veränderte<br />

Nutzungsansprüche herausgestellt werden können.<br />

E<strong>in</strong>e Ansammlung von Verkehrsschildern ist e<strong>in</strong> Negativbeispiel,<br />

das zu Verunsicherung führt und e<strong>in</strong>e Verkehrssituation<br />

unnötig kompliziert macht.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Die „Schnittstelle Mensch - Straßenraum“ wird zukünftig<br />

mehr Beachtung f<strong>in</strong>den, da die Bee<strong>in</strong>flussung des<br />

Verkehrsverhaltens durch die Straßenraumgestaltung auf<br />

alle Verkehrsteilnehmer e<strong>in</strong>en deutlichen Effekt hat.<br />

Angesichts der besonderen Schwere von Unfällen außerhalb<br />

von Ortschaften wird e<strong>in</strong>e Fragestellung der Zukunft<br />

lauten, wie Straßen auch außerorts als Folge von Räumen<br />

gestaltet werden können und welche <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerörtlichen<br />

Bereichen bereits bewährte Gestaltungselemente sich<br />

auch für Außerortsstraßen eignen. Für die Verkehrssi-<br />

cherheit ist ferner von Interesse, auf welche Weise die<br />

Nutzungsansprüche verschiedener Verkehrsteilnehmergruppen<br />

an den Straßenraum auch optisch vermittelt<br />

werden können.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

E<strong>in</strong>e Sofortmaßnahme zur Vermeidung komplizierter<br />

Verkehrssituationen ist die Überprüfung der Verkehrszeichen<br />

- ganz gleich, ob Schilder fehlen oder zu zahlreich<br />

aufgestellt s<strong>in</strong>d. Die Straßenverkehrs-Ordnung<br />

(StVO) unterstützt diese Zielsetzung, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> § 45<br />

Abs. 9 die Anordnung von Verkehrszeichen nur da erlaubt,<br />

„wo dies aufgrund der besonderen Umstände<br />

zw<strong>in</strong>gend geboten ist“.<br />

Innerorts kann beispielsweise mit gestalterisch abgesetzten<br />

Fahrstreifen der Fahrbahn viel von ihrer optischen<br />

Dom<strong>in</strong>anz genommen werden. Kompakte Kreisverkehrsplätze<br />

oder M<strong>in</strong>i-Kreisverkehrsplätze wirken geschw<strong>in</strong>digkeitsdämpfend.<br />

Mittel<strong>in</strong>seln, Fußgängerüberwege<br />

oder e<strong>in</strong> Materialwechsel <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit vorgezogenen<br />

Seitenräumen erleichtert Fußgängern den Wechsel<br />

der Straßenseite. Fahrradfahrer werden auf Radfahrstreifen,<br />

die optisch von der Fahrbahn abgetrennt s<strong>in</strong>d,<br />

direkt wahrgenommen. Haltestellenkaps s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />

den ÖPNV im Straßenraum sichtbar zu machen.<br />

Allen Maßnahmen geme<strong>in</strong>sam ist, dass sie nicht


nur Sicherheitsgew<strong>in</strong>ne bedeuten, sondern unmittelbar<br />

klarmachen, dass mehrere Verkehrsteilnehmergruppen<br />

gleichzeitig Nutzungsansprüche an die Straße haben.<br />

Außerorts kann mit straßenbegleitenden Bepflanzungen,<br />

Leitpfosten, Sichtschutzwänden, kont<strong>in</strong>uierlichen Markierungen<br />

das Spurverhalten des motorisierten Verkehrs<br />

bee<strong>in</strong>flusst werden. So genannte „Rumpelstreifen“ als<br />

Randmarkierung, deren Überfahren sich durch e<strong>in</strong> akustisches<br />

Signal bemerkbar macht, s<strong>in</strong>d ebenfalls denkbar.<br />

Straßenbepflanzungen sollen nach wie vor auch bei<br />

Straßenneubauten zum Straßenbild gehören. Bestehende<br />

Alleen sollen erhalten bleiben. <strong>Das</strong> Land Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen setzt sich für e<strong>in</strong>e Beibehaltung der bisherigen<br />

M<strong>in</strong>destabstände zwischen Baum und Fahrbahnrand<br />

e<strong>in</strong>, bei gleichzeitiger Wahrung der Belange der <strong>Verkehrssicherheit</strong>,<br />

etwa durch den E<strong>in</strong>bau von Schutzplanken.<br />

Der Landtag Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen hat dazu<br />

e<strong>in</strong>en entsprechenden Entschluss gefasst.<br />

Mittel<strong>in</strong>seln oder Fahrbahnverschwenkungen s<strong>in</strong>d Maßnahmen,<br />

die sich gleichermaßen dafür eignen, den Übergangsbereich<br />

von freier Strecke zur Ortsdurchfahrt oder<br />

den von freier Strecke zum außerörtlichen Kreuzungsbereich<br />

hervorzuheben. Gestaltungselemente, die den<br />

Blick auf den Nahbereich richten - etwa die Bepflanzung<br />

von Kreisverkehren - reduzieren auf Inner- wie Außerortsstraßen<br />

die Geschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Was wir wollen:<br />

• Im Rahmen von Verkehrsschauen ist die bestehende Beschilderung<br />

systematisch zu kontrollieren.<br />

• Wir wollen den Abbau des „Schilderwaldes“.<br />

• Wir fordern die Kreise, Städte und Geme<strong>in</strong>den dazu auf,<br />

Verkehrszeichen nur dort aufzustellen oder zu belassen, wo<br />

dies die verkehrlichen Notwendigkeiten erfordern.<br />

• Ortse<strong>in</strong>fahrten sollten als solche gut erkennbar se<strong>in</strong>, um im<br />

S<strong>in</strong>ne der selbst erklärenden Straße den Autofahrer<strong>in</strong>nen<br />

und Autofahrern e<strong>in</strong>e Drosselung der Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

nahezulegen. Wir halten es daher für notwendig, den Ortsbeg<strong>in</strong>n<br />

baulich durch e<strong>in</strong>e „Torsituation“, durch e<strong>in</strong>e Verschwenkung<br />

der Fahrbahn, e<strong>in</strong>en Kreisverkehr oder e<strong>in</strong>e<br />

Mittel<strong>in</strong>sel anzuzeigen. Auf diese Weise können auch neue<br />

städtebauliche Qualitäten erzeugt werden.<br />

• Wir fördern die Anlage von kompakten Kreisverkehrs-<br />

plätzen und M<strong>in</strong>ikreisverkehrsplätzen, die den bundes-<br />

weiten Empfehlungen oder den Empfehlungen des Landes<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen gemäß realisiert werden.<br />

• Im Rahmen der straßenbegleiten den Bepflanzungen setzen<br />

wir uns für e<strong>in</strong>e Erhaltung der bestehenden Alleen und e<strong>in</strong>e<br />

Beibehaltung der bisherigen M<strong>in</strong>destabstände zwischen<br />

Bäumen und Fahrbahnrand e<strong>in</strong>, bei gleichzeitiger Wahrung<br />

der Belange der <strong>Verkehrssicherheit</strong>.<br />

69


�<br />

70<br />

6.1.4 Tunnelsicherheit<br />

Status quo<br />

Als Tunnel gelten Unterfahrungen ab 80 m Länge.<br />

Derzeit gibt es achtzehn Autobahntunnel, elf Tunnel im<br />

Zuge von Bundesstraßen und neun Landesstraßentunnel,<br />

die vom Landesbetrieb Straßenbau Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

betrieben werden. Weitere Tunnel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Planung oder<br />

<strong>in</strong> Bau. Außerdem gibt es zahlreiche Tunnel <strong>in</strong> kommunaler<br />

Zuständigkeit, die Teil des nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />

Straßensystems s<strong>in</strong>d. Mit 1.860 m ist der 2006 eröffnete<br />

Burgholztunnel der längste Tunnel <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen.<br />

Für Straßen-, aber auch für Eisenbahntunnel gilt: Wenn<br />

sich e<strong>in</strong> Unfall im Tunnel ereignet, s<strong>in</strong>d die Folgen<br />

schwieriger zu beherrschen als auf freier Strecke.<br />

Deshalb ist Tunnelsicherheit e<strong>in</strong> wichtiges Thema.<br />

Zu differenzieren ist bei Tunneln nach Richtungsverkehrstunneln<br />

- je Fahrtrichtung e<strong>in</strong>e Tunnelröhre - und<br />

Gegenverkehrstunneln, wobei letztere wegen erhöhter<br />

Kollisionsgefahr durch Unachtsamkeiten der Fahrer e<strong>in</strong><br />

höheres Risiko darstellen. Da alle Autobahntunnel, aber<br />

auch e<strong>in</strong>ige Bundesfernstraßen- und Landesstraßentunnel<br />

im Richtungsverkehr betrieben werden, ist dort das Risiko<br />

weniger groß als bei vergleichsweise langen Gegenverkehrstunneln.<br />

Die kommunalen Straßentunnel s<strong>in</strong>d im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en recht kurz - und somit auch die Rettungswege<br />

aus den Tunneln <strong>in</strong>s Freie.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Prognosen mit deutlichen Verkehrszunahmen <strong>in</strong> den<br />

nächsten Jahren und Jahrzehnten, <strong>in</strong>sbesondere im<br />

Güterverkehr, bedeuten auch höhere Anforderungen an<br />

die Tunnelausstattung, um das Sicherheitsniveau zu halten<br />

und - wenn möglich - zu verbessern. Mit der steigenden<br />

Anzahl von Fahrzeugen, die Tunnel passieren, wird<br />

die Kollisionsgefahr größer. Außerdem wächst gleichzeitig<br />

die Menge potenziell brennbaren Materials durch<br />

Fahrzeuge und Ladungen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für<br />

Tunnel, <strong>in</strong> denen Gefahrguttransporte zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Alternative, Tunnel für Gefahrguttransporte zu sperren,<br />

ist nicht unproblematisch, da die Ausweichstrecken<br />

häufig durch bebautes Gebiet verlaufen und dort e<strong>in</strong><br />

noch höheres Risiko besteht. Aus diesem Grund sollen<br />

Sperrungen für Gefahrguttransporte <strong>in</strong> Tunneln - zum<strong>in</strong>dest<br />

bei neuen Tunneln - die Ausnahme darstellen. <strong>Das</strong><br />

vom Bauwerk ausgehende Risikopotenzial ist <strong>in</strong> solchen<br />

Fällen bei Tunneln ab 400 m Länge künftig durch<br />

Risikoanalysen nachzuweisen.<br />

Es ist vorgesehen, die Möglichkeiten der Selbstrettung<br />

von Tunnelnutzern nach Unfällen zu verbessern. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d die technischen Neuerungen zu berücksichtigen.<br />

So s<strong>in</strong>d mit E<strong>in</strong>führung den neuen bundesweiten<br />

„Richtl<strong>in</strong>ien für die Ausstattung und den Betrieb von<br />

Straßentunneln (RABT)“ 2006 Verbesserungen <strong>in</strong> der


technischen Ausstattung u. a. Fluchtwegkennzeich nung -,<br />

aber auch organisatorische Verbesserungen - Alarmund<br />

Gefahrenabwehrpläne sowie Tunnelleitzentralen -<br />

vorgesehen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

die bereits vorgenommenen Anstrengungen zur Verbesserung<br />

der Sicherheit <strong>in</strong> Straßentunneln durch gezielte<br />

Projektarbeit zu <strong>in</strong>tensivieren und die bestehenden Tunnel<br />

<strong>in</strong> der Baulast des Landes und des Bundes weitestgehend<br />

an den Sicherheitsstandard der RABT 2006 anzupassen.<br />

Hierzu wurden die derzeitigen Sicherheitsausstattungen<br />

aller Tunnel <strong>in</strong> der Baulast von Bund und Land erfasst<br />

und Abweichungen gegenüber den neuen Richt l<strong>in</strong>ien zusammengestellt.<br />

Auf dieser Basis wurden Nachrüstungsmaßnahmen<br />

ermittelt, die <strong>in</strong> den nächsten Jahren umgesetzt<br />

werden sollen.<br />

Die technische Sicherheitsausstattung soll dort, wo ke<strong>in</strong>e<br />

aufwändigen Arbeiten anstehen, kurzfristig verbessert<br />

werden. Ausstattungsdetails, die der Selbstrettung dienen,<br />

sollen erneuert werden, wenn dies als notwendig<br />

festgestellt wurde. Hierzu zählen Brandnotbeleuchtung,<br />

Fluchtwegkennzeichnung, Lüfterverstärkung, Erneuerung<br />

der Lüftersteuerung, aber auch die Errichtung<br />

optischer Leitelemente, um den Tunnelverlauf deutlicher<br />

zu kennzeichnen und andere Maßnahmen der<br />

Fluchtwegkennzeichnung.<br />

Außerdem sollen organisatorische Maßnahmen die Tunnelsicher<br />

heit erhöhen. So soll durch so genannte Alarm-<br />

und Gefahrenabwehrpläne das Zusammenwirken von<br />

Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und der Straßen-<br />

bauverwaltung optimiert werden. Hierzu wurde <strong>in</strong><br />

Anpassung an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten<br />

e<strong>in</strong>e <strong>NRW</strong>-Standardlösung erarbeitet, die für alle Tunnel<br />

kurzfristig zum E<strong>in</strong>satz kommt. Zusätzlich ist e<strong>in</strong>e<br />

ständig besetzte Tunnelleitzentrale an zwei Standorten<br />

(Hamm und Duisburg) e<strong>in</strong>gerichtet, wo die Notrufe und<br />

die Videoüberwachung aller Tunnel <strong>in</strong> der Baulast von<br />

Bund und Land ab e<strong>in</strong>er Tunnellänge von 400 m e<strong>in</strong>gehen<br />

und von wo aus im Ereignisfall (Unfall, Brand,<br />

aber auch Pannen, Staus etc.) Steuerungen bis h<strong>in</strong> zur<br />

Tunnelsperrung vorgenommen werden.<br />

Die Straßenbauverwaltung wird bemüht se<strong>in</strong>, die Auswirkungen<br />

der baulichen Anpassungen auf den Fahrzeugverkehr<br />

so ger<strong>in</strong>g wie möglich zu halten. Damit<br />

die Bauarbeiten für den Tunnelnutzer transparent s<strong>in</strong>d,<br />

sollen Internetseiten über die Bauzustände der Tunnel<br />

<strong>in</strong>formieren. Die Internetadresse wird auf Schildern am<br />

Tunnel bekannt gegeben, so dass sich der Autofahrer e<strong>in</strong><br />

Bild über die Baumaßnahmen machen kann. Gleichzeitig<br />

sollen dem Tunnelnutzer Tipps gegeben werden, wie er<br />

sich richtig vor und im Tunnel verhält, wenn besondere<br />

Situationen e<strong>in</strong>treten.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, die Tunnelsicherheit zu erhöhen<br />

und beispielsweise durch permanente Projektarbeit dazu<br />

beizutragen, dass diese Sicherheit auch <strong>in</strong> Zukunft gewährleistet<br />

ist.<br />

• Unsere Tunnel - auch die bestehenden - sollen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Sicherheit weitestgehend den neuesten nationalen und<br />

EU-Richtl<strong>in</strong>ien entsprechen.<br />

• Wir wollen durch die Schaffung von <strong>NRW</strong>-Standards das<br />

Sicherheitsniveau hoch halten und für alle Tunnel gleichermaßen<br />

anwenden.<br />

• Wir stellen Maßnahmen zur Selbstrettung <strong>in</strong> den Vordergrund<br />

der Verbesserungen, aber auch Verbesserungen bei<br />

der Fremdrettung durch Dritte haben hohe Priorität.<br />

• Wir beabsichtigen, neben den technischen Ausrüstungen,<br />

die Sicherheit durch organisatorische Neuerungen wie<br />

etwa Tunnelmanager, Sicherheitsbeauftragte etc. weiter zu<br />

erhöhen. E<strong>in</strong>e verbesserte Überwachung der Tunnel gehört<br />

ebenso dazu.<br />

• Durch vermehrte Brandschutzübungen wollen wir Polizei,<br />

Feuerwehr und Rettungsdienste auf die besonderen Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei Tunnelbränden, gut vorbereiten.<br />

• Wir möchten durch Öffentlichkeitsarbeit den Autofahrer<strong>in</strong>nen<br />

und -fahrern das richtige Verhalten vor und im Tunnel<br />

nahe br<strong>in</strong>gen.<br />

• Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der Fahrausbildung das richtige<br />

Verhalten im Tunnel (vor allem im Pannen-, Unfall- und<br />

Brandfall) zum Thema zu machen.<br />

71


�<br />

7<br />

6.1.5 Sicherheit an Bahnübergängen<br />

Unfälle an Bahnübergängen<br />

- Deutschland <strong>in</strong>sgesamt -<br />

Unfälle mit Personenschaden<br />

Unfälle mit Sachschaden<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt (verschied. Jahrgänge)<br />

Status quo<br />

In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen gibt es neben der Deutschen<br />

Bahn AG rund 50 öffentliche und etliche nicht öffent-<br />

liche Bahnunternehmen. H<strong>in</strong>zu kommen die öffentlichen<br />

Verkehrsunternehmen mit ihrem Schienennahverkehr.<br />

Allen geme<strong>in</strong>sam ist, dass sie e<strong>in</strong> großes Interesse an<br />

der Sicherheit ihrer Verkehrswege haben - auch an<br />

Bahnübergängen, von denen alle<strong>in</strong> mit Strecken der<br />

Deutschen Bahn AG rund 3.000 <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

existieren. Immer wieder kommt es an Bahnübergängen<br />

zu Unfällen; bundesweit werden dabei pro Jahr rund 90<br />

Menschen getötet.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Nicht technisch gesicherte Übergänge müssen vor allem<br />

optimiert werden. Dieser Anpassungsbedarf resultiert sowohl<br />

aus den höheren Geschw<strong>in</strong>digkeiten und dichteren<br />

Zugfolgen auf der Schiene als auch aus der immer höheren<br />

Zahl von Fahrzeugen auf der kreuzenden Straße.<br />

Aber auch wieder <strong>in</strong> Betrieb genommene Bahnstrecken<br />

mit relativ ger<strong>in</strong>gem Verkehr auf den kreuzenden<br />

Straßen können zu Problemstellen werden, wenn die<br />

Verkehrssicherungspflichtigen ihren Aufgaben nicht<br />

nachkommen.


Konkrete Ansatzpunkte<br />

Den größten Beitrag zur Erhöhung der <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

bietet die Beseitigung e<strong>in</strong>es Bahnüberganges; <strong>in</strong>sbesondere<br />

wenn dieser an unübersichtlichen Stellen liegt oder<br />

hoch frequentiert ist.<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Beitrag liegt <strong>in</strong> der Vermeidung<br />

von Unterhaltungsmängeln, etwa durch systematische<br />

Freihaltung der Sichtflächen an nicht technisch gesicherten<br />

Bahnübergängen.<br />

Präventive, systematische Überprüfungen von Bahnübergängen<br />

im Rahmen von Bahnübergangsschauen können<br />

dazu beitragen, dass spezifische Gefahrenpotenziale vor<br />

Ort erkannt und beseitigt werden.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir setzen uns für e<strong>in</strong>e Allianz von Straßenbaulastträger<br />

und Schienenbaulastträger e<strong>in</strong>, um die Sicherheit von Bahnübergängen<br />

geme<strong>in</strong>sam weiter zu verbessern.<br />

• Wir halten es für notwendig, alle nicht technisch gesicherten<br />

Bahnübergänge <strong>in</strong> Bezug auf ihre <strong>Verkehrssicherheit</strong> zu<br />

überprüfen.<br />

• Mit e<strong>in</strong>em Leitfaden zur Durchführung von Verkehrsschauen<br />

an Bahnübergängen unterstützen wir die örtlich zuständigen<br />

Behörden bei ihrer Überprüfung von Bahnübergängen.<br />

7


�<br />

7<br />

7<br />

6.1.6 Fahrbahn<br />

Status quo<br />

Die <strong>Verkehrssicherheit</strong> der Straßen wird neben planeri-<br />

schen und gestalterischen Aspekten auch vom Zustand<br />

der Fahrbahnen bee<strong>in</strong>flusst. Deren Funktionstüchtigkeit<br />

bleibt nur dann voll erhalten, wenn die Straßen regelmä-<br />

ßig unterhalten werden. Substanzverlust, Abrieb, Verfor-<br />

mungen oder verm<strong>in</strong>derte Griffigkeit von Fahrbahnen<br />

stellen, häufig im Zusammenspiel mit witterungsbed<strong>in</strong>g-<br />

ten Faktoren, Unfallursachen dar, die dauerhaft nur durch<br />

straßenbauliche Maßnahmen abzustellen s<strong>in</strong>d. Betrachtet<br />

man alle<strong>in</strong> die Netzlänge der Straßen des überörtlichen<br />

Verkehrs, so gilt es, <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen für fast<br />

30.000 km Straßen Sorge zu tragen.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Die prognostizierte Zunahme des Straßengüterverkehrs<br />

wird den Stellenwert von Straßenunterhaltung und Betrieb<br />

weiter steigen lassen. Die Marktreife von Fahrzeugleitund<br />

Verkehrslogistiksystemen wird die Nachfrage nach<br />

detaillierten Straßen<strong>in</strong>formationen durch Dritte anwachsen<br />

lassen.<br />

Durch rechnergestützte Straßenerhaltungssysteme stehen<br />

fundierte Daten zur Verfügung. In Zukunft wird<br />

es zu e<strong>in</strong>em umfassenden System der Straßenerhaltung<br />

kommen. Es umfasst neben den bestehenden Informationen<br />

über Straßennetz, -zustand und -nutzung auch


die Erhaltungsaufwendungen, die bei der Wartung von<br />

Brücken, Sonderbauwerken und der Straßenausstattung<br />

anfallen. Auch wenn die Aufwendungen für die Fahrbahndeckenerhaltung<br />

straßenklassenabhängig mit 50 bis<br />

70 % des Gesamterhaltungsaufwandes veranschlagt werden,<br />

so ist der Erhaltungsaufwand für die übrigen Anlageteile<br />

dennoch nicht zu vernachlässigen. Mittelfristig<br />

könnte e<strong>in</strong>e solche Gesamtbetrachtung auch dazu beitragen,<br />

bislang ungenutzte Synergieeffekte zu erschließen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Mit der Straßen<strong>in</strong>formationsbank Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

(NWSIB) steht e<strong>in</strong> Werkzeug zur Verfügung, den Straßenbestand<br />

umfassend und präzise zu dokumentieren, den<br />

Straßenbetriebs- und Unterhaltungsdienst bedarfsgerecht<br />

zu unterstützen und Maßnahmen zur Sicherung von Mobilität<br />

und <strong>Verkehrssicherheit</strong> mit zuverlässigen Grundlagendaten<br />

zu versorgen.<br />

Industrie<br />

Sondertransporte<br />

Freizeit -<br />

Radwege<br />

Projekt -<br />

Daten<br />

Quelle: www.mvel.nrw.de<br />

Landesvermessung<br />

Bauwerks -<br />

Daten<br />

Verkehrsmanagement<br />

Verkehrsdaten<br />

Was wir wollen:<br />

Straßen<strong>in</strong>formationsbank NWSIB<br />

Umwelt /<br />

Naturschutz<br />

Straßenbau<br />

-verwaltung<br />

NWSIB<br />

Netz<br />

Auskunftskomponente<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

Zustandsdaten<br />

Versorgungsträger<br />

Bestand<br />

• Im Rahmen der Weiterentwicklung e<strong>in</strong>es „Informationsmanagements<br />

NWSIB“ wollen wir die wertvollen Informationen<br />

der NWSIB e<strong>in</strong>er breiteren Nutzung zuführen<br />

und sie etwa der Verkehrspolitik, dem Verkehrsmanagement<br />

und der Wirtschaft zugänglich machen.<br />

• Wir beabsichtigen, die Informationen der NWSIB auch<br />

für ressortübergreifende Prozesse - auch über Internettechniken<br />

- zu erschließen und somit die Wertschöpfung<br />

aus den NWSIB-Daten deutlich zu erhöhen.<br />

NN<br />

Medien<br />

Europäische<br />

Union<br />

Verwaltungen<br />

- Bund<br />

- Land<br />

- Kommunen<br />

7


�<br />

76<br />

6.1.7 Beseitigung von Unfallhäufungsstellen<br />

Status quo<br />

Die Bewertung besonders unfallträchtiger Straßenbe-<br />

reiche als Unfallhäufungsstellen beruht auf drei Kriterien:<br />

E<strong>in</strong> Knotenpunkt oder e<strong>in</strong> Streckenbereich bis zu<br />

e<strong>in</strong>er Länge von 500 m <strong>in</strong> Gegenverkehrs- und E<strong>in</strong>bahnstraßen<br />

gilt als Unfallhäufungsstelle, sobald<br />

• sich m<strong>in</strong>destens drei Verkehrsunfälle gleichen Typs<br />

mit Personen- oder schwerwiegendem Sachschaden<br />

pro Jahr ereignet haben oder<br />

• m<strong>in</strong>destens drei Verkehrsunfälle mit Getöteten und<br />

Schwerver letzten <strong>in</strong> drei Jahren passierten oder<br />

• sich m<strong>in</strong>destens fünf Unfälle mit Personenschaden<br />

bei Fußgängern und Radfahrern <strong>in</strong> drei Jahren ereig-<br />

net haben.<br />

Für Autobahnen und autobahnähnliche Strecken gelten<br />

andere Richtwerte.<br />

Unfallauffällige Straßenabschnitte können durch die Aus-<br />

wertung von Verkehrsunfalldaten im Rahmen örtlicher<br />

Unfalluntersuchungen erkannt werden. Im Jahr 2002 s<strong>in</strong>d<br />

beispielsweise rund 1.500 potenzielle Unfallhäufungsstellen<br />

den Straßenverkehrsbehörden gemeldet worden;<br />

<strong>in</strong> der Mehrheit der Fälle wurden Verbesserungen vorgenommen.<br />

E<strong>in</strong> entsprechendes landesweites Controll<strong>in</strong>g<br />

sorgt dafür, dass erkannte Unfallhäufungsstellen beseitigt<br />

werden. Meldungen der Ordnungsbehörden über<br />

nicht beseitigte Unfallhäufungsstellen s<strong>in</strong>d im Rahmen<br />

des Controll<strong>in</strong>gs der jeweils zuständigen Aufsichtsbehörde<br />

mitzuteilen. Dies ist <strong>in</strong> der Regel die Straßenverkehrsbehörde<br />

des Kreises oder die Bezirksregierung. So kann<br />

<strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall <strong>in</strong>terveniert werden. Baulichen Maßnahmen<br />

ist Priorität e<strong>in</strong>zuräumen.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Nicht zuletzt die Weiterentwicklung der Erkenntnisse im<br />

Straßen- und Verkehrswesen macht e<strong>in</strong>e Qualifizierung<br />

und kont<strong>in</strong>uierliche Fortbildung der Mitglieder von<br />

Unfallkommissionen notwendig. Die hierzu vom Land<br />

durchgeführten Sem<strong>in</strong>are werden sich <strong>in</strong> Zukunft dah<strong>in</strong>gehend<br />

entwickeln, dass nicht nur über neue Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong>formiert, sondern auch dem problemfokussierten Erfahrungsaustausch<br />

Platz geboten wird.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ersche<strong>in</strong>t es erforderlich, nicht nur die<br />

Bereiche Straßenbau, -verkehrstechnik, -betrieb und Verkehrsüberwachung<br />

zu thematisieren, sondern Weiterbildung<br />

umfassender zu verstehen. Auch Aspekte der Wahrnehmung,<br />

der Informationsverarbeitung und der Verkehrspsychologie<br />

gehören dazu.


Unfalltypen<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Die systematische Kontrolle beispielsweise großer Kreu-<br />

zungen durch die Mitglieder der Unfallkommissionen<br />

trägt den genannten Aspekten Rechnung.<br />

Streckenabschnitte, auf denen Motorradfahrer verun-<br />

glücken, können mit der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Unterfahrschutzes<br />

an bestehenden Schutzplanken - etwa dem<br />

„Modell Euskirchen“ - oder der Neuerrichtung e<strong>in</strong>er<br />

Schutze<strong>in</strong>richtung mit Unterfahrschutz sicherer gestaltet<br />

werden. Die Beseitigung und Entschärfung von H<strong>in</strong>dernissen<br />

neben der Fahrbahn m<strong>in</strong>dert die Unfallfolgen<br />

bei Motorradunfällen.<br />

1 Fahrunfall (F)<br />

Der Unfall wurde ausgelöst durch den Verlust der Kontrolle über das<br />

Fahrzeug (wegen nicht angepasster Geschw<strong>in</strong>digkeit oder falscher E<strong>in</strong>schätzung<br />

des Straßenverlaufs, des Straßenzustandes o. ä.), ohne dass andere<br />

Verkehrsteilnehmer dazu beigetragen haben. Infolge unkontrollierter<br />

Fahrzeugbewegungen kann es dann aber zum Zusammenstoss mit anderen<br />

Verkehrsteilnehmern gekommen se<strong>in</strong>.<br />

Abbiege-Unfall (AB)<br />

Der Unfall wurde ausgelöst durch e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen e<strong>in</strong>em Abbieger<br />

und e<strong>in</strong>em aus gleicher oder entgegengesetzter Richtung kommenden<br />

Verkehrsteilnehmer (auch Fußgänger!) an Kreuzungen, E<strong>in</strong>mündungen,<br />

Grundstücks- oder Parkplatzzufahrten.<br />

E<strong>in</strong>biegen/Kreuzen-Unfall (EK)<br />

Der Unfall wurde ausgelöst durch e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>biegenden<br />

oder kreuzenden Wartepflichtigen und e<strong>in</strong>em vorfahrtsberechtigten<br />

Fahrzeug an Kreuzungen, E<strong>in</strong>mündungen oder Ausfahrten von Grundstücken<br />

und Parkplätzen.<br />

Überschreiten-Unfall (ÜS)<br />

Der Unfall wurde ausgelöst durch e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen e<strong>in</strong>em Fahrzeug<br />

und e<strong>in</strong>em Fußgänger auf der Fahrbahn, sofern dieser nicht <strong>in</strong> Längsrichtung<br />

g<strong>in</strong>g und sofern das Fahrzeug nicht abgebogen ist. Dies gilt auch,<br />

wenn der Fußgänger nicht angefahren wurde.<br />

Unfall durch ruhenden Verkehr (RV)<br />

Der Unfall wurde ausgelöst durch e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen e<strong>in</strong>em Fahrzeug<br />

des fließenden Verkehrs und e<strong>in</strong>em Fahrzeug, das parkt/hält bzw. Fahrmanöver<br />

im Zusammenhang mit dem Parken/Halten durchführt.<br />

6 Unfall im Längsverkehr (LV)<br />

Der Unfall wurde ausgelöst durch e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen Verkehrsteilnehmern,<br />

die sich <strong>in</strong> gleicher oder entgegengesetzter Richtung bewegten,<br />

sofern dieser Konflikt nicht e<strong>in</strong>em anderen Unfalltyp entspricht.<br />

7 Sonstiger Unfall (SO)<br />

Unfall, der sich nicht den Typen 1-6 zuordnen lässt. Beispiele: Wenden,<br />

Rückwärtsfahren, Parker untere<strong>in</strong>ander, H<strong>in</strong>dernis oder Tier auf der Fahrbahn,<br />

plötzlicher Fahrzeugschaden (Bremsversagen, Reifenschäden o. ä.).<br />

Effektive Informationen zur Identifikation und Beseitigung<br />

von Unfallhäufungsstellen lassen sich auch aus der<br />

Berücksichtigung aller im Straßen- und Verkehrsbereich<br />

genutzten Daten<strong>in</strong>frastrukturen gew<strong>in</strong>nen. Zu erwähnen<br />

ist das Straßenzustands<strong>in</strong>formationssystem INSTRA,<br />

das Unfallauswertesystem UNFAS oder das Verkehrsstärkenauskunftssystem<br />

VSAS, die allesamt ergänzende<br />

Informationen zur Unfallsituation liefern können.<br />

Die Schaffung von e<strong>in</strong>heitlichen Schnittstellen zwischen<br />

diesen Systemen und die Harmonisierung von<br />

Auswertungen ist das langfristige Ziel.<br />

Was wir wollen:<br />

• Die Beseitigung von Unfallhäufungsstellen ist nach wie vor<br />

e<strong>in</strong>e unserer Hauptaufgaben.<br />

• Die Mitglieder der Unfallkommissionen (Straßenverkehrs-<br />

behörden, Polizei und Straßenbaulastträger) s<strong>in</strong>d aufgefor-<br />

dert, die länger bestehenden Unfallhäufungsstellen durch<br />

geeignete verkehrsregelnde oder bauliche Maßnahmen<br />

mit Priorität zu beseitigen.<br />

• Die Arbeit der Unfallkommissionen werden wir weiterh<strong>in</strong><br />

durch die Fortbildung ihrer Mitglieder verbessern.<br />

Quelle: M<strong>in</strong>isterialblatt <strong>NRW</strong> (2003) 77


�<br />

78<br />

6.1.8 Sicherheitsaudit von Straßen<br />

Status quo<br />

Obgleich die technischen Regelwerke zur Planung,<br />

zum Bau und Betrieb von Straßen auch die Belange der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong> enthalten, kommt es immer wieder zu<br />

Straßenplanungen, bei denen die Möglichkeiten der ver-<br />

kehrssicheren Gestaltung nicht optimal ausgeschöpft<br />

werden. Um Sicherheitsmängel bei Planung und Entwurf<br />

von Straßen zu vermeiden, s<strong>in</strong>d so genannte Sicherheits-<br />

audits entwickelt worden, <strong>in</strong> deren Rahmen die Sicher-<br />

heitsbelange im gesamten Planungs-, Entwurfs- und<br />

Bauablauf e<strong>in</strong>er Straßenbaumaßnahme beachtet werden.<br />

Seit 2003 werden <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen die von der<br />

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen<br />

erarbeiteten „Empfehlungen für das Sicherheitsaudit von<br />

Straßen (ESAS)“ für Bundesfern- und Landesstraßen zur<br />

Anwendung empfohlen.<br />

E<strong>in</strong>e exemplarische Auditierung von 49 Straßenentwürfen<br />

zur Überprüfung der praktischen Handhabbarkeit<br />

von Sicherheitsaudits zeigt, dass so Sicherheitsmängel<br />

identifiziert werden können.<br />

Festgestellt wurden: Verstöße gegen das geltende technische<br />

Regelwerk, e<strong>in</strong>e unglückliche Wahl der Knoten-<br />

punktgrundform und -gestaltung, Defizite bei der Mar-<br />

kierung und Beschilderung sowie bei der Anordnung der<br />

passiven Schutze<strong>in</strong>richtungen, fehlende oder ungünstige<br />

Führung des Radverkehrs, <strong>in</strong>sbesondere an Kreuzungen<br />

und Kreisverkehren. Typische Planungsdefizite <strong>in</strong> Ortsdurchfahrten<br />

liegen bei der Beleuchtung, der Anordnung<br />

von Überquerungsstellen und bei der Geschw<strong>in</strong>digkeitsdämpfung.


Zukünftige Entwicklungen<br />

Sicherheitsaudits müssen sich zu e<strong>in</strong>em festen Bestandteil<br />

e<strong>in</strong>es umfassenden Qualitätsmanagements für Straßen<br />

entwickeln: Durch die Auditierung von Neubaumaßnahmen<br />

bereits <strong>in</strong> der Planungs- und Entwurfsphase<br />

können alle am Planungsprozess Beteiligten ihre Vorstellungen<br />

und Pläne schon frühzeitig systematisch<br />

prüfen lassen - dies gewährleistet die Qualität der<br />

Planung und stellt sicher, dass sich Änderungen <strong>in</strong> der<br />

Planungskonzeption überhaupt noch realisieren lassen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Erste Schritte zur Eigenkontrolle der Entwurfsqualität<br />

liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühzeitigen Austausch aller an der<br />

Planung Beteiligten und e<strong>in</strong>em umfassenden Abwägungsprozess.<br />

So ist sichergestellt, dass die Entwürfe<br />

aus unterschiedlichen Blickw<strong>in</strong>keln betrachtet und<br />

mögliche Sicherheitsdefizite identifiziert werden können.<br />

Verwaltungs<strong>in</strong>terne Kontrollen s<strong>in</strong>d dazu ebenfalls<br />

geeignet und sichern die Qualität der Planung. Die im<br />

Anhangteil der ESAS bef<strong>in</strong>dlichen Checklisten für<br />

Autobahnen, Landesstraßen, Hauptverkehrsstraßen und<br />

Erschließungsstraßen dienen als Hilfsmittel zur Eigenkontrolle<br />

von Straßenplanungen.<br />

Selbstverständlich können nicht nur Neu- und Umbaumaßnahmen<br />

auditiert werden; auch für isolierte Planungs-<br />

oder Baumaßnahmen - etwa große Autobahnbaustellen<br />

s<strong>in</strong>d Audits möglich.<br />

Die <strong>Verkehrssicherheit</strong> bestehender Straßen muss nach<br />

der Allgemene<strong>in</strong>en Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung<br />

mit Verkehrsschauen - als e<strong>in</strong>er Art<br />

„Betriebsaudit“ - regelmäßig kontrolliert werden. Verkehrsschauen<br />

zu unterschiedlichen Tageszeiten decken<br />

möglicherweise Mängel auf. Ergänzende Verkehrsschauen,<br />

etwa an Bahnübergängen, überprüfen letztgenannte<br />

auf ihre verkehrssicherheitliche Gestaltung.<br />

Lichtsignalanlagen-Verkehrsschauen überprüfen Ampeln<br />

beispielsweise auf ihre Fußgänger- oder Fahrradfreundlichkeit.<br />

Lassen sich diese Verkehrsschauen mit den Ergebnissen<br />

von Sicherheitsaudits verb<strong>in</strong>den, so s<strong>in</strong>d Rückschlüsse<br />

auf die Güte e<strong>in</strong>es Audits möglich.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen Straßenplanungen Sicherheitsaudits unterziehen.<br />

Diese sollen nicht nur auf Bundesfern- und Landesstraßen<br />

angewendet werden, sondern wir empfehlen sie auch für<br />

Straßen <strong>in</strong> kommunaler Baulast.<br />

• Um die <strong>Verkehrssicherheit</strong> auch bestehender Straßen kurzfristig<br />

zu verbessern, werden wir Verkehrsschauen und örtliche<br />

Unfalluntersuchungen <strong>in</strong>tensivieren.<br />

• Wir empfehlen den Städten, Kreisen und Geme<strong>in</strong>den bei<br />

der Durchführung von Sicherheitsaudits die Kenntnisse der<br />

örtlichen Unfalluntersuchungen zu berücksichtigen.<br />

• H<strong>in</strong>sichtlich der Weiterentwicklung des Instruments „Sicherheitsaudit“<br />

setzen wir uns auf Bundesebene dafür e<strong>in</strong>,<br />

auch die längerfristige Bewährung e<strong>in</strong>er Straße <strong>in</strong> die Auditierung<br />

mit aufzunehmen.<br />

79


80<br />

6.2 Radverkehrsanlagen<br />

Status quo<br />

In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen s<strong>in</strong>d 55 % der Bundes- und<br />

39 % der Landesstraßen mit Radwegen ausgestattet, so<br />

dass an diesen Straßen rund 7.800 km Radwege - e<strong>in</strong>-<br />

schließlich Seitenstreifen, die auch von Radfahrern mit-<br />

benutzt werden - vorhanden s<strong>in</strong>d. Betrachtet man das<br />

Radverkehrsnetz <strong>in</strong>sgesamt - bezieht also diejenigen<br />

Straßen und Wege mit e<strong>in</strong>, die für den Radverkehr geeignet<br />

und im überörtlichen Netz ausgeschildert s<strong>in</strong>d -,<br />

so stehen Fahrradfahrern ca. 14.000 km ausgeschilderte<br />

Wege zur Verfügung.<br />

Innovative Infrastrukturelemente für den Radverkehr<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den vergangenen zehn Jahren <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den<br />

Mitgliedskommunen der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Fahrradfreundliche<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ experimentell<br />

erprobt und h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Praxistauglichkeit -<br />

auch unter dem Blickw<strong>in</strong>kel der <strong>Verkehrssicherheit</strong> -<br />

getestet worden. Zahlreiche dieser Neuerungen wie beispielsweise<br />

Radfahrstreifen, Fahrradstraßen oder die<br />

Öffnung von E<strong>in</strong>bahnstraßen s<strong>in</strong>d mittlerweile <strong>in</strong> die<br />

Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) e<strong>in</strong>geflossen.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Grundvoraussetzung für sicheres und komfortables<br />

Radfahren bleiben qualitativ gute Radverkehrsanlagen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dichten und lückenlosen Radverkehrsnetz.<br />

Deshalb wird es auch <strong>in</strong> Zukunft darum gehen, Netzunterbrechungen<br />

zu beseitigen und das vorhandene<br />

Radverkehrsnetz weiter zu komplettieren. Dabei steht<br />

gerade im Alltagsverkehr, nicht zuletzt aufgrund der<br />

hohen Umwegempf<strong>in</strong>dlichkeit von Radfahrern, die direkte<br />

Erreichung der Ziele im Vordergrund. Auch die<br />

Anb<strong>in</strong>dung an Bus- und Bahnhaltepunkte gehört dazu.<br />

Diese Verknüpfung ist notwendig, damit das Fahrrad<br />

bei der sich abzeichnenden Zunahme der durchschnittlichen<br />

Wegelängen als Verkehrsmittel nicht sprichwörtlich<br />

„auf der Strecke“ bleibt.<br />

Infrastrukturelle Verbesserungen be<strong>in</strong>halten allerd<strong>in</strong>gs<br />

mehr als die bloße Ausweitung des Radwegenetzes und<br />

dessen qualitative Aufwertung: Zu ihnen zählt auch<br />

e<strong>in</strong>e gleichermaßen e<strong>in</strong>heitliche wie eigenständige Radverkehrswegweisung.<br />

Sie dient nicht nur der Orientierung,<br />

sondern übernimmt obendre<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sichtbare Werbefunktion<br />

für das Radfahren. Die vermehrte Bereitstellung<br />

von qualitativ hochwertigen Fahrradstellplätzen<br />

an alltäglichen Zielen ist ebenfalls Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er guten<br />

Radverkehrsförderung. Nicht zu vergessen ist die e<strong>in</strong>fache,<br />

schnelle und wohnungsnahe Verfügbarkeit des<br />

Fahrrades. Die Landesbauordnung Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

vom 01.03.2000 fordert die Anlage von Abstellplätzen<br />

bei der Errichtung von baulichen Anlagen, weil die<br />

Verfügbarkeit des Fahrrades großen Effekt auf se<strong>in</strong>e<br />

Nutzung hat.


Konkrete Ansatzpunkte<br />

An klassifizierten Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften<br />

benötigen Radfahrer aus Gründen der <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

möglichst von der Fahrbahn baulich getrennte<br />

Radwege. Wenn diese nicht kurzfristig realisierbar<br />

s<strong>in</strong>d, können im E<strong>in</strong>zelfall auf der Fahrbahn abgetrennte<br />

Lösungen <strong>in</strong> Betracht gezogen werden.<br />

Innerorts machen meist schon der Verzicht auf „Bordste<strong>in</strong>radwege“<br />

und e<strong>in</strong>fache straßenverkehrsrechtliche<br />

Regelungen, wie etwa Tempo-30-Zonen, die Ausweisung<br />

von Fahrradstraßen, Radfahrstreifen oder die Öffnung<br />

von E<strong>in</strong>bahnstraßen <strong>in</strong> Gegenrichtung das Radfahren attraktiv.<br />

Solche Lösungen s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en schnell und<br />

kostengünstig umzusetzen.<br />

Mit der Bereitstellung geeigneter Flächen zum Aufbau<br />

e<strong>in</strong>es angemessenen Fahrradservice, vor allem an Haltestellen<br />

und Bahnhöfen, aber auch an Wohnungen, wird<br />

nicht nur die Radverkehrs<strong>in</strong>frastruktur verbessert, sondern<br />

zugleich auch gezeigt, dass das Fahrrad e<strong>in</strong> gleichberechtigtes<br />

und alltägliches Verkehrsmittel ist.<br />

Ebenso ist auch e<strong>in</strong>e Ausschilderung von Radverkehrsanlagen<br />

nicht nur e<strong>in</strong> Qualitätskriterium im oben genannten<br />

S<strong>in</strong>ne, sondern zugleich wesentliches Element<br />

für die Sicherheit und Leichtigkeit des Radverkehrs.<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Beschilderung ermöglicht es zum e<strong>in</strong>en,<br />

das Verkehrsgeschehen nahezu ohne Ablenkung beobachten<br />

zu können. Zum anderen br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Fahrradwegweisung<br />

die Radfahrer <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> der übrigen Verkehrsteilnehmer<br />

- unabhängig davon, ob <strong>in</strong> der konkreten<br />

Situation Radfahrer unterwegs s<strong>in</strong>d oder nicht.<br />

Mit dem Radverkehrsnetz <strong>NRW</strong> bieten wir den Kommunen<br />

das Rückgrat für den überregionalen Radverkehr.<br />

Auf für den Radverkehr geeigneten Straßen und Wegen<br />

wird der Radfahrer möglichst sicher geführt. Der „Radroutenplaner<br />

<strong>NRW</strong>“ dient hierbei als Kommunikationsmittel.<br />

Er <strong>in</strong>formiert die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger über<br />

die Routen des Radverkehrsnetzes sowie re<strong>in</strong> touristische<br />

Routen und animiert zu deren Benutzung. Weiterführende<br />

Infos über das landesweite Radverkehrsnetz oder über<br />

den Radroutenplaner s<strong>in</strong>d unter www.radverkehrsnetz.<br />

nrw.de bzw. www.radroutenplaner.nrw.de zu f<strong>in</strong>den. Wir<br />

erwarten, dass die Kommunen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

dieses überregionale Radverkehrsnetz um lokale touristische<br />

Routen und Alltagsrouten ergänzen und so e<strong>in</strong><br />

attraktives und sicheres Gesamtsystem geschaffen wird.<br />

Hierzu <strong>in</strong>itiieren wir das Programm „100 Kommunen im<br />

Netz“. Die so über das Internet geschaffene Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit touristisch <strong>in</strong>teressanten Punkten sowie mit dem örtlichen<br />

Gaststätten- und Hotelgewerbe macht das Fahrrad<br />

zu e<strong>in</strong>em Wirtschaftsfaktor, dessen Bedeutung für viele<br />

Regionen rasch wachsen wird.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir favorisieren geschlossene Radverkehrsnetze und<br />

möchten diese im Rahmen e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen „Lücken-<br />

schlusskonzepts“ von Bund, Ländern und Kommunen reali-<br />

sieren. Radverkehrsanlagen, die diesen Anspruch erfüllen,<br />

werden vorrangig gefördert.<br />

• Wir empfehlen, an geeigneten Stellen Fahrradstraßen e<strong>in</strong>-<br />

zurichten und Straßen für Radfahrer im Gegenverkehr zu<br />

öffnen.<br />

• <strong>Das</strong> e<strong>in</strong>heitlich ausgeschilderte Radverkehrsnetz <strong>NRW</strong><br />

wird im kommunalen Raum durch Netzausbau und Netzverdichtung<br />

verfe<strong>in</strong>ert. Hierzu werden wir das Programm<br />

„100 Kommunen im Netz“ <strong>in</strong>itiieren und fördern. „Netz“<br />

steht hierbei sowohl für das mit Wegweisern ausgeschilderte<br />

Radverkehrsnetz auf den Straßen und Wegen als auch<br />

für das digital aufbereite Radverkehrsnetz im Radroutenplaner<br />

<strong>NRW</strong> im Internet.<br />

• Die Städte und Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d aufgefordert, an der Optimierung<br />

des Radverkehrssystems weiter mitzuarbeiten.<br />

Maßnahmen mit wenig <strong>in</strong>vestivem Aufwand (wie die Anlage<br />

von Schutzstreifen oder die Bereitstellung von Flächen<br />

für wohnungsnahe Fahrradabstellanlagen) können erste<br />

Schritte dazu se<strong>in</strong>.<br />

• Wir setzen uns dafür e<strong>in</strong>, dass die Verkehrsunternehmen<br />

und Kommunen durch die Bereitstellung geeigneter Flächen<br />

e<strong>in</strong>en Beitrag für e<strong>in</strong>en verbesserten Fahrradservice<br />

an Haltestellen und Bahnhöfen leisten.<br />

• Wir unterstützen die Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans<br />

2002 - 2012 der Bundesregierung.<br />

81


8<br />

6.3 Fußwege<br />

Status quo<br />

Fußgänger erobern sich sprichwörtlich Schritt für Schritt<br />

ihren Platz <strong>in</strong> der öffentlichen Wahrnehmung zurück:<br />

Mit 21 M<strong>in</strong>uten pro Tag s<strong>in</strong>d sie genauso lange am täg-<br />

lichen Straßenverkehr beteiligt wie Autofahrer. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus startet und endet nahezu jede Fahrt mit dem<br />

Auto oder Öffentlichen Verkehrsmitteln mit e<strong>in</strong>em Fuß-<br />

weg. Werden die Wege zur Haltestelle oder zum Park-<br />

platz mit berücksichtigt, so s<strong>in</strong>d nahezu drei Viertel aller<br />

Wege mit e<strong>in</strong>em Fußweg verbunden.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

<strong>Das</strong> Potenzial für Fußwege ersche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>eswegs aus-<br />

geschöpft: So ist bundesweit beispielsweise die Hälfte<br />

der im Alltag für private Zwecke zurückgelegten Wege<br />

nicht länger als 3 km; <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen s<strong>in</strong>d 60 %<br />

der zurückgelegten Wege kürzer als 5 km - und könnten<br />

demnach problemlos mit dem Fahrrad und möglicher-<br />

weise sogar zu Fuß zurückgelegt werden.<br />

Inwieweit dieses Reservoir erschlossen werden kann<br />

oder ob auch <strong>in</strong> Zukunft die Bedeutung des Zu-Fuß-<br />

Gehens weiter s<strong>in</strong>kt, wird vor allem von zwei Aspekten<br />

abhängen: zum e<strong>in</strong>en davon, ob es gel<strong>in</strong>gt, Fußwege<br />

verkehrssicherer zu machen, und zum anderen davon,<br />

ob Fußwege zeitsparend und auf direktem Wege zum<br />

Ziel führen. Nur dann, wenn Fußwege auch h<strong>in</strong>sicht-<br />

lich des wahrgenommenen Zeitaufwandes e<strong>in</strong>e „echte“<br />

Alternative gegenüber anderen Verkehrsmitteln bieten,<br />

werden fußläufige Entfernungen auch tatsächlich zu<br />

Fuß zurückgelegt.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

<strong>Das</strong> Zu-Fuß-Gehen benötigt im Allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e<br />

spektakulären <strong>in</strong>frastrukturellen Verbesserungen, da<br />

se<strong>in</strong>e Attraktivität vor allem im Zusammenspiel zahlrei-<br />

cher kle<strong>in</strong>er Bauste<strong>in</strong>e entsteht. Entscheidend ist, dass<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

von Fußgängern weder isoliert noch rout<strong>in</strong>emäßig ge-<br />

plant werden, sondern <strong>in</strong> die jeweilige Umfeldsituation<br />

vor Ort e<strong>in</strong>gebettet s<strong>in</strong>d.


E<strong>in</strong>e konsequente Überwachung und Ahndung des<br />

Gehwegparkens m<strong>in</strong>dern Konflikte im Seitenraum und<br />

schaffen mehr Sicherheit. Tempo-30-Zonen, verkehrsberuhigte<br />

Bereiche und Maßnahmen zur Reduzierung der<br />

Fahrzeuggeschw<strong>in</strong>digkeiten außerhalb von Hauptverkehrswegen<br />

ermöglichen Straßenquerschnitte, die Fußgängern<br />

sprichwörtlich mehr Platz e<strong>in</strong>räumen - wobei<br />

nicht unerwähnt bleiben soll, dass im Falle e<strong>in</strong>es Unfalls<br />

die verr<strong>in</strong>gerten Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeiten die Unfallfolgen<br />

für Fußgänger verm<strong>in</strong>dern.<br />

Ausgedehnte Haltverbote an Querungsstellen sichern<br />

das Sichtfeld für und auf Fußgänger. Die Überprüfung<br />

der Lichtsignalsteuerung im H<strong>in</strong>blick auf ihre Fußgängerfreundlichkeit<br />

ist e<strong>in</strong>e weitere Sofortmaßnahme zur<br />

Sicherung von Fußwegen. Nicht zurückversetzte Gehwegführungen<br />

an Ampeln, Aufpflasterungen an Querungsstellen,<br />

<strong>in</strong> die jeweilige Umfeldsituation e<strong>in</strong>ge-<br />

bettete Fußgängerüberwege, auf das Niveau der Gehsteige<br />

angehobene Kreuzungsplateaus - vier Beispiele für bauliche<br />

Maßnahmen, die mit eher ger<strong>in</strong>gem Aufwand die<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Straße bestehenden Querbeziehungen<br />

verdeutlichen. Sie machen das Queren sicherer, reduzieren<br />

die gefahrenen Geschw<strong>in</strong>digkeiten und sprechen als<br />

Komforte<strong>in</strong>richtungen besonders die Bedürfnisse von<br />

K<strong>in</strong>dern und Älteren an.<br />

Neben der Sicherung des Zu-Fuß-Gehens fällt <strong>in</strong> Zukunft<br />

der Instandhaltung sowie vor allem der Verdichtung von<br />

Fußwegenetzen e<strong>in</strong>e stärkere Rolle zu. Selbständig geführte<br />

Gehwege können <strong>in</strong> bebauten Gebieten vom Fahrzeugverkehr<br />

unabhängige Fußwegenetze aufbauen bzw.<br />

bestehende ergänzen. Bestehende Trampelpfade s<strong>in</strong>d<br />

H<strong>in</strong>weise auf fehlende Verb<strong>in</strong>dungen, die es bei der Neuanlage<br />

von Wegen möglichst zu berücksichtigen gilt.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen den Stellenwert des Fußverkehrs weiter stärken<br />

und dessen Mobilitätspotenziale weiter erschließen.<br />

• Mit der Herausgabe von Arbeits- und Entscheidungshilfen<br />

möchten wir die örtlich zuständigen Behörden dabei unter-<br />

stützen, Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen für Fußgänger anzu-<br />

legen, die den Qualitätsansprüchen unterschiedlichster<br />

Nutzergruppen - auch den von mobilitätse<strong>in</strong>geschränkten<br />

Personen - Rechnung tragen.<br />

• Wir fördern die Anlage von Fußgängerüberwegen entsprechend<br />

den Empfehlungen des <strong>NRW</strong>-Modellversuchs<br />

„Fußgängerüberwege“.<br />

• Im Rahmen des Förderprojekts „Fußgängerfreundlicher<br />

Stadtteil“ werden wir die Planung und Umsetzung von<br />

differenzierten Wegenetzen zur Stärkung des Fußverkehrs<br />

erproben und evaluieren.<br />

8


Verbesserungen sowohl im Bereich der aktiven als auch<br />

der passiven Sicherheit von Fahrzeugen haben we-<br />

sentlich dazu beigetragen, Unfälle zu vermeiden und<br />

deren Schwere zu verm<strong>in</strong>dern. E<strong>in</strong> deutlich optimier-<br />

ter Insassenschutz durch Knautschzonen, verbesserte<br />

Rückhaltesysteme, Airbags, Systeme zur Erhöhung der<br />

Fahrstabilität und viele Detailmaßnahmen mehr zeigen,<br />

die Fahrzeugtechnik ist e<strong>in</strong>e zentrale Säule, auf der die<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong> basiert.<br />

7. Technik<br />

7.1 Fahrzeugtechnik<br />

7.2 Verkehrstelematik<br />

Weitere Sicherheitsgew<strong>in</strong>ne lassen sich auf der Ebene der<br />

Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur durch die Verkehrstelematik realisieren.<br />

Der Term<strong>in</strong>us ist aus den Worten Telekommunikation<br />

und Informatik abgeleitet. „Sicherheit durch Telematik“<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs nicht gleichbedeutend mit der Steuerung<br />

des Kfz-Verkehrs. Verkehrstelematik hat auch die<br />

Belange des Fußverkehrs und des Öffentlichen Verkehrs<br />

zu beachten und Zielkonflikte durch geeignete Steuerungsverfahren<br />

auszugleichen - und das Sicherheitsbedürfnis<br />

aller Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen.<br />

8<br />

8


86<br />

7. Technik<br />

7.1 Fahrzeugtechnik<br />

Status quo<br />

Auch wenn Schätzungen zufolge zwischen 75 und<br />

95 % aller Unfälle teilweise oder ganz auf menschliches<br />

Versagen zurückzuführen s<strong>in</strong>d, so beruht <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />

nicht zuletzt auch auf Verbesserungen <strong>in</strong> der Fahrzeugtechnik.<br />

Zahlreiche Fortschritte bei der passiven wie<br />

der aktiven Sicherheit von Fahrzeugen haben wesentlich<br />

dazu beigetragen, Personenschäden bei Unfällen zu verm<strong>in</strong>dern<br />

oder zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Zukünftig werden ganzheitliche Sicherheitssysteme mit<br />

ihrer Komb<strong>in</strong>ation von passiven und aktiven Subsystemen<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle spielen; das Zusammenspiel der<br />

dynamischen Stabilitätskontrolle mit den Gurtstraffern<br />

ist e<strong>in</strong> auf der Stabilisierungsebene bereits marktgängiges<br />

Beispiel. Die Sicherheitssysteme werden <strong>in</strong> Zukunft<br />

ergänzt durch Pre-Crash-Systeme, die auf Unfallvermeidung<br />

abzielen, denn das Wachstum der fahrzeug<strong>in</strong>ternen<br />

Elektroniksysteme macht die Vernetzung zahlreicher<br />

Sicherheitsfunktionen mit der Möglichkeit der Umfelderkennung<br />

möglich. Im besten Falle können solche<br />

„vorausschauenden“ Systeme durch ihren automatischen<br />

E<strong>in</strong>griff Kollisionen vermeiden helfen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

werden neben vollautomatisierten Systemen mehr und<br />

mehr auch <strong>in</strong>formierende oder warnende Assistenzsysteme<br />

ihren Platz bekommen.<br />

Neue Fahrzeugsegmente, zum Beispiel starke Allradfahrzeuge<br />

mit zugleich hohen Fahrleistungen im Alltagsverkehr,<br />

machen es notwendig, den Automobilbestand<br />

„als Ganzes“ zu betrachten und die Kompatibilität der<br />

Fahrzeuge untere<strong>in</strong>ander zu erhöhen - denn deren une<strong>in</strong>heitliche<br />

Beschaffenheit macht Unfälle folgenreicher.<br />

Der Fokus auf die Kompatibilität eröffnet zugleich die<br />

Chance, Fahrzeuge so weiterzuentwickeln, dass Unfallrisiken<br />

und Verletzungsgefahren für ungeschützte Verkehrsteilnehmer<br />

- Fußgänger oder Zweiradfahrer - m<strong>in</strong>imiert<br />

werden.<br />

Bei allen Bemühungen um die Verbesserung der<br />

<strong>Verkehrssicherheit</strong> durch Fahrzeugtechnik gilt: Fahrzeugtechnische<br />

Neuerungen erfordern lange - und häufig<br />

auch kostspielige - Bemühungen. <strong>Das</strong>s die europäische<br />

Dimension der Technologieentwicklung zugleich<br />

EU-weite Lösungen fordert, darf jedoch ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>derungsgrund<br />

für sicherheitstechnische Innovationen darstellen.<br />

Vielmehr gilt es, wirksame Schutze<strong>in</strong>richtungen


zukünftig mit Vorrang <strong>in</strong> die Serienausstattung aller<br />

Fahrzeuge aufzunehmen bzw. sich für deren Zulassung<br />

als Basisausstattung e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Die Bezugnahme auf Unfallanalysen und auf Resultate<br />

standardisierter Crashtests beschleunigt die Entwicklungen<br />

auf dem Gebiet der passiven Fahrzeugsicherheit.<br />

Die so gesammelten Erkenntnisse können kurzfristig <strong>in</strong><br />

neue Zulassungsbestimmungen e<strong>in</strong>fließen mit dem Ziel,<br />

wirksame passive Schutze<strong>in</strong>richtungen vorrangig <strong>in</strong> die<br />

Serienausstattung von Fahrzeugen aufzunehmen. Auch<br />

die serienmäßige Ausrüstung von Fahrzeugen mit standardisierten<br />

Befestigungsmöglichkeiten für K<strong>in</strong>dersitze<br />

(Isofix) sollte dazu zählen.<br />

Die Wahrnehmung unterstützende Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen,<br />

etwa das Kurvenlicht, verbessern die aktive Fahrzeugsicherheit<br />

ebenso wie etwa e<strong>in</strong> elektronisches Stabilitätsprogramm<br />

(ESP), das mit Querschleudern verbundene<br />

Unfälle verh<strong>in</strong>dern oder zum<strong>in</strong>dest mildern<br />

hilft. Antiblockiersysteme (ABS) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> seit langem<br />

marktgängiges Produkt; die serienmäßige Ausstattung<br />

von Motorrädern mit ABS verr<strong>in</strong>gert die Sturzgefahr bei<br />

Notbremsungen. Konstruktive Änderungen im Bereich<br />

des Flankenschutzes m<strong>in</strong>dern Häufigkeit und Schwere<br />

von Be<strong>in</strong>verletzungen.<br />

Die Verletzungsrisiken für Fußgänger und Zweiradfahrer<br />

lassen sich durch geänderte Fahrzeugfronten sowie speziell<br />

bei Lkw durch e<strong>in</strong>en verbesserte Unterfahrschutz m<strong>in</strong>imieren;<br />

mit optimierten Spiegelsystemen, Rückfahrkameras<br />

sowie e<strong>in</strong>em „elektronischen Abbiegeassistenten“<br />

kann bereits im Vorfeld für die Unfallvermeidung<br />

gesorgt werden. Die Ausweitung e<strong>in</strong>es Verbots von starren<br />

Frontschutzbügeln - die für K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

und überdies gänzlich überflüssige Verletzungsgefahr<br />

darstellen - auch auf den Kfz-Bestand ist e<strong>in</strong>e weitere<br />

Möglichkeit zur Verbesserung des Partnerschutzes.<br />

Die E<strong>in</strong>richtung von Mehrzweckflächen <strong>in</strong> S- und U-<br />

Bahnen sowie der E<strong>in</strong>bau von für Fahrräder geeigneten<br />

Transportsicherungen <strong>in</strong> Busse s<strong>in</strong>d technische Maßnahmen,<br />

die die Fahrgastsicherheit im Öffentlichen Personennahverkehr<br />

(ÖPNV) erhöhen und die Intermodalität<br />

stärken. Umgekehrt setzt die erwähnte Zusammenführung<br />

von ÖPNV und Radverkehr voraus, dass Fahrräder<br />

sich problemlos als Alltagsgeräte nutzen lassen und<br />

den Belastungen täglicher Nutzung standhalten. Daher<br />

ist bei der Fahrradtechnik auf die E<strong>in</strong>führung von<br />

Qualitätsstandards zu drängen, die sich an der technischen<br />

Zuverlässigkeit von Kraftfahrzeugen orientieren.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen, dass wirksame passive Schutze<strong>in</strong>richtungen<br />

mit Vorrang <strong>in</strong> die Serienausstattung von Fahrzeugen aufgenommen<br />

werden.<br />

• Da der E<strong>in</strong>satz von ESP <strong>in</strong> Lastkraftwagen erheblich dazu<br />

beiträgt, das Unfallrisiko dieser Fahrzeuge zu reduzieren,<br />

fordern wir die Hersteller von Lkw auf, <strong>in</strong> ihrem Angebot<br />

die Vorzüge dieses Systems verstärkt herauszustellen. Wir<br />

empfehlen den Unternehmen, <strong>in</strong>sbesondere bei Gefahrguttransporten,<br />

mit ESP ausgerüstete Fahrzeuge e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

• Auf der Ebene der Europäischen Union setzen wir uns dafür<br />

e<strong>in</strong>, dass die Wahrnehmung unterstützende Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen<br />

sowie M<strong>in</strong>deststandards zur Dauerfestigkeit<br />

elektronischer Bauteile <strong>in</strong> die Ausrüstungsvorschriften<br />

aufgenommen werden.<br />

• Wir unterstützen die Initiative der Bundesregierung, wonach<br />

bei neuen Lkw das Sichtfeld der Fahrer erweitert<br />

werden soll, um den toten W<strong>in</strong>kel zu beseitigen. Auch bei<br />

bereits im Verkehr bef<strong>in</strong>dlichen Lkw soll die Nachrüstung<br />

durch elektronische oder optische Systeme vorgeschrieben<br />

werden.<br />

• Zugunsten der Sicherheit von K<strong>in</strong>dern und Fußgängern<br />

regen wir auf europäischer Ebene an, zu prüfen, ob e<strong>in</strong><br />

Verbot von starren Frontschutzbügeln auch auf den Kfz-<br />

Bestand ausgeweitet werden kann.<br />

• Gemäß unserer Zielsetzung, die verschiedenen Verkehrs-<br />

mittel besser mite<strong>in</strong>ander zu verknüpfen, setzen wir uns<br />

dafür e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> S- und U-Bahnen sowie Bussen möglichst<br />

Mehrzweckflächen vorzuhalten, die auch Fahrräder sicher<br />

aufnehmen können.<br />

• Wir bemühen uns um die Aufnahme von Kennwerten für<br />

die Bruchfestigkeit von Rahmen und Gabel sowie für die<br />

Zuverlässigkeit von Beleuchtung und Bremsen <strong>in</strong> die Sicherheitsvorschriften<br />

von Fahrrädern.<br />

• Wir begrüßen es, wenn beim Verkauf von K<strong>in</strong>derfahrrädern<br />

zugleich immer auch Fahrradhelme für K<strong>in</strong>der mit angeboten<br />

werden - und empfehlen K<strong>in</strong>dern wie Erwachsenen<br />

das Tragen von Fahrradhelmen.<br />

87


88<br />

7.2 Verkehrs-Telematik<br />

Status quo<br />

Unter Verkehrstelematik versteht man den E<strong>in</strong>satz und<br />

die Nutzung moderner Informations-, Kommunika-<br />

tions- und Leittechnologien im Verkehr. Verkehrste-<br />

lematik bietet e<strong>in</strong>en Ansatz zur Lösung von Verkehrs-<br />

problemen, zur Steigerung der Effizienz des Verkehrs,<br />

zur Verknüpfung der Verkehrsträger im S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong>termo-<br />

daler Mobilität, zur Verr<strong>in</strong>gerung der negativen Aus-<br />

wirkungen auf Gesundheit und Umwelt sowie zur Ver-<br />

meidung von Verkehrsunfällen. Die Europäische Union<br />

setzt ebenfalls auf <strong>in</strong>telligente Verkehrssysteme. Deren<br />

Leistungsvermögen für die <strong>Verkehrssicherheit</strong> belegen<br />

aktuelle Studien. Sie zeigen beispielsweise, dass auf Au-<br />

tobahnabschnitten mit Streckenbee<strong>in</strong>flussungsanlagen<br />

die Zahl der Unfälle mit Personen- oder schwerem<br />

Sachschaden um 25 bis 30 % verr<strong>in</strong>gert werden konn-<br />

te. Zudem konnte durch die Zuflussregelung an hoch<br />

belasteten und besonders störanfälligen Autobahn-<br />

Anschlussstellen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen die Zahl der<br />

Staus <strong>in</strong> den betreffenden Abschnitten um bis zu 50 %<br />

verr<strong>in</strong>gert und das Geschw<strong>in</strong>digkeitsniveau gleichzeitig<br />

um ca. 10 % erhöht werden.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur, zum<strong>in</strong>dest der städtischen<br />

Agglomerationen, ist <strong>in</strong> Spitzenzeiten bereits heute<br />

ausgelastet. Mit zunehmendem Personen- sowie vor allem<br />

Güterverkehr wird sich diese Situation <strong>in</strong> Zukunft<br />

noch verschärfen - und die Beseitigung <strong>in</strong>frastruktureller<br />

Engpässe damit wichtig. E<strong>in</strong> die Potenziale der<br />

Verkehrstelematik bis zum Jahr 2010 abschätzendes<br />

Szenario geht davon aus, dass (gegenüber der Situation<br />

2000) bei koord<strong>in</strong>iertem E<strong>in</strong>satz von Telematik der<br />

Öffentliche Personennahverkehr Fahrgastzuwächse <strong>in</strong><br />

Höhe von bis zu 10 % erwarten kann - durch Umsteiger<br />

vom Auto auf Busse und Bahnen. Für Autobahnen wird<br />

e<strong>in</strong>e Erhöhung der Streckenkapazitäten um bis zu 10 %<br />

erwartet; auf der Schiene s<strong>in</strong>d auf stark beanspruchten<br />

Strecken Steigerungen um bis zu 20 % möglich. Auch<br />

die Verknüpfung der Verkehrsträger, der so genannte<br />

multimodale Verkehr, kann - etwa durch aktuelle Informationen<br />

- von verstärktem Telematike<strong>in</strong>satz profitieren.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs: Diese quantitativen verkehrlichen Wirkungen<br />

werden vor allem dann erreicht, wenn Telematikan-


wendungen nicht als Insellösungen alle<strong>in</strong> verkehrsträgerspezifisch<br />

entwickelt und e<strong>in</strong>gesetzt, sondern ihre<br />

unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten <strong>in</strong>tegrativ<br />

verknüpft werden. Es geht <strong>in</strong> Zukunft also auch<br />

darum, die bereits heute angebotenen Anwendungen<br />

<strong>in</strong> großem Stil mite<strong>in</strong>ander zu verflechten. Diese Zusammenführung<br />

bedeutet zugleich, die Schnittstellen<br />

zwischen den Teilsystemen kompatibel zu gestalten<br />

und die notwendigen Verkehrsdaten verfügbar zu machen.<br />

Denn jederzeit aktuelle Informationen für alle<br />

Verkehrsteilnehmer s<strong>in</strong>d der Schlüssel e<strong>in</strong>es wirksamen<br />

Verkehrsmanagements.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

zur Steuerung des Verkehrs ist ke<strong>in</strong>eswegs<br />

e<strong>in</strong>e futuristische Anwendung: Systeme zur Steuerung<br />

<strong>in</strong>nerstädtischer Ampeln, die deren Umlaufzeiten dem<br />

Verkehrsfluss anpassen und zugleich Öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln sowie Rettungsfahrzeugen Vorrang<br />

e<strong>in</strong>räumen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> praxisnahes Beispiel dafür, wie<br />

Verkehrstelematik die Kapazität der Infrastruktur erweitert.<br />

E<strong>in</strong>e Betriebsleittechnik im Öffentlichen Verkehr,<br />

die den Betreibern betriebswirtschaftlich wichtige<br />

Informationen über die Verteilung ihrer Fahrzeuge im<br />

Netz liefert und zugleich den Fahrgästen Echtzeit-<br />

Informationen über Ankunftszeiten, Anschlüsse, Umsteigemöglichkeiten<br />

ermöglicht, ist e<strong>in</strong> konkretes Beispiel<br />

aus dem Bereich Bus und Bahn.<br />

Leitsysteme an Autobahnen mit der Möglichkeit zur<br />

Routenänderung bei Verkehrsspitzen, streckenbezogene<br />

Verkehrsnachrichten durch TMC (Traffic Message<br />

Channel/Digitaler Verkehrs kanal), Wechselverkehrs- und<br />

Dauerlichtzeichen zur variablen Fahrstreifenzuteilung<br />

auf besonders störanfälligen Autobahnabschnitten - all<br />

das s<strong>in</strong>d alltägliche Anwendungen, die <strong>in</strong> den Kontext<br />

von <strong>Verkehrssicherheit</strong> und Telematik fallen. Auch situa-<br />

tionsflexible Anlagen, die neben verkehrlichen Größen<br />

weitere Parameter <strong>in</strong> ihrer Steuerung berücksichtigen -<br />

und so helfen, dass Verkehrsregeln gegebenenfalls besser<br />

akzeptiert werden -, fallen hierunter.<br />

Um <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen den Standortvorteil Mobilität<br />

zu erhalten und die vorhandene Infrastruktur optimal<br />

zu nutzen, ist der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>tegrierter Verkehrsmanagementsysteme<br />

unverzichtbar. Ziel des <strong>in</strong>tegrierten<br />

Verkehrsmanagements ist es, den Menschen die vielfältigen<br />

Formen der Mobilität aufzuzeigen, zugänglich zu<br />

machen und ihnen hierdurch e<strong>in</strong>e effiziente Verkehrsmittelwahl<br />

zu ermöglichen. Die Bereitschaft und der<br />

Austausch aktueller und situationsgerechter Verkehrs<strong>in</strong>formationen<br />

und die Erstellung von Verkehrsprognosen<br />

(Pre- und On-Trip-Informationen) haben nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

gleichmäßigere Auslastung des Verkehrswegenetzes<br />

zum Ziel, sondern erleichtern auch das Umsteigen vom<br />

motorisierten Individualverkehr auf den Öffentlichen<br />

Verkehr. Daher treibt die Landesregierung ihre Bemühungen<br />

zur Erzeugung und Verbreitung besserer Verkehrs<strong>in</strong>formationen<br />

weiter voran.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir werden den Aufbau des „Verkehrsdatenverbundes<br />

<strong>NRW</strong>“ weiter forcieren, um die Voraussetzungen für e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>tegriertes Verkehrssystemmanagement zu verbessern.<br />

• Die schrittweise Erweiterung der verkehrstelematischen<br />

Infrastruktur des Autobahnnetzes <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

ist unser Ziel.<br />

• Dazu gehört auch, dass wir uns für verkehrsadaptive Zuflussregelungen<br />

an allen relevanten Autobahnanschlussstellen<br />

e<strong>in</strong>setzen.<br />

• Mit der Angabe von Reisezeiten, Umlenkungsempfehlungen<br />

etc. <strong>in</strong> den Medien, im Fahrzeug und an der Autobahn<br />

selbst wollen wir e<strong>in</strong>e bessere Information der Verkehrsteilnehmer<br />

über die aktuelle Verkehrslage auf nordrhe<strong>in</strong>westfälischen<br />

Autobahnen erreichen.<br />

• Wir halten e<strong>in</strong> <strong>in</strong>termodales Verkehrssystemmanagement<br />

für e<strong>in</strong>e notwendige Ergänzung der Infrastruktur. Für das<br />

Ruhrgebiet bauen wir es unter dem Namen „Ruhrpilot“ auf,<br />

wobei wir e<strong>in</strong>e spätere Ausdehnung auf das gesamte Land<br />

anstreben.<br />

89


Der Begriff „Rettungswesen“ bezeichnet das funktio-<br />

nale Zusammenwirken verschiedener Akteure mit dem<br />

Ziel, Erkrankten, Verletzten oder Verunglückten zu hel-<br />

fen und ihnen, <strong>in</strong>sbesondere im Notfall, e<strong>in</strong>e schnelle<br />

ärztliche Versorgung zu ermöglichen. E<strong>in</strong> leistungs-<br />

8. Rettungswesen<br />

fähiges Rettungswesen trägt dazu bei, die Überlebens-<br />

chancen von Verunglückten zu verbessern und die<br />

Folgen schwerer Verletzungen e<strong>in</strong>zudämmen - es ist<br />

also mitentscheidend für das Mehr an Sicherheit im<br />

Straßenverkehr.<br />

91


9<br />

8. Rettungswesen<br />

Status quo<br />

<strong>Das</strong> Rettungswesen leistet e<strong>in</strong>en erheblichen Beitrag für<br />

die Sicherheit auf unseren Straßen. Schnelle Hilfe nach<br />

e<strong>in</strong>em Unfall kann Leben erhalten und weitere gesundheitliche<br />

Schäden abwenden.<br />

In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen ist das Rettungswesen gut ausgebaut.<br />

Es ist Teil der Rettungskette, die lebensrettende<br />

Sofortmaßnahmen am Unfallort, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches<br />

Notrufmeldesystem mit der landese<strong>in</strong>heitlichen Notrufnummer<br />

112, den Rettungsdienst und die Krankenhausversorgung<br />

umfasst. Alle Glieder dieser Rettungskette<br />

s<strong>in</strong>d für die Erhaltung von Leben und Gesundheit<br />

von Notfallpatienten gleichermaßen unentbehrlich. Der<br />

organisierte Rettungsdienst bietet lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />

an jedem Ort, zu jeder Zeit und für jeden<br />

Menschen. Hierzu gehören die Herstellung der Transportfähigkeit<br />

und die Vermeidung weiterer Schäden, adäquate<br />

Transportmöglichkeiten und die Bereitstellung<br />

von geeigneten Rettungsmitteln sowie qualifiziertem<br />

Rettungspersonal.<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

Viele Menschen trauen sich nicht zu, Erste Hilfe zu leisten,<br />

sie schauen aus Unsicherheit oder Bequemlichkeit<br />

e<strong>in</strong>fach weg. Wertvolle Zeit verstreicht oft ungenutzt,<br />

bis e<strong>in</strong> Rettungswagen am Notfallort e<strong>in</strong>trifft. Helfende<br />

s<strong>in</strong>d als erstes Glied <strong>in</strong> der Rettungskette von großer<br />

Bedeutung. Daher besteht nach wie vor die Aufgabe,<br />

allen Bürgern Grundkenntnisse der Ersten Hilfe zu<br />

vermitteln und ihnen darüber h<strong>in</strong>aus aufzuzeigen, dass<br />

Erste-Hilfe-Kenntnisse aufgefrischt werden müssen.


Im Elternhaus, <strong>in</strong> der Schule und <strong>in</strong> den Medien können<br />

Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong> Notsituationen zum Thema<br />

gemacht werden, damit die Erste Hilfe weder aus Scheu<br />

noch aus mangelnder Kompetenz unterlassen wird. In<br />

diesem Kontext geht es zukünftig auch darum, neben<br />

konkreten Fähigkeiten <strong>in</strong> Erster Hilfe, zu vermitteln, wie<br />

diese Hilfe korrekt angefordert werden kann. Um die<br />

Frist bis zum E<strong>in</strong>treffen von Rettungsdiensten am Notfallort<br />

auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum zu verkürzen, wäre es darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wünschenswert, wenn Fahrzeuge mit satellitenbasierten<br />

Notrufsystemen (GPS bzw. GALILEO) ausgestattet<br />

werden, die im Fall e<strong>in</strong>es Unfalls automatisch<br />

aktiviert werden. Weiter gilt es, den Leistungsstand im<br />

organisierten Rettungsdienst durch Qualitätssicherung<br />

zu erhalten und die Ausbildung der Rettungsassistent<strong>in</strong><br />

bzw. des Rettungsassistenten als Helfer von Notärzten<br />

auf der Grundlage des Rettungsassistentengesetzes zu<br />

verbessern.<br />

Konkrete Ansatzpunkte<br />

Erste-Hilfe-Kurse werden von den großen Hilfsorganisationen<br />

- Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-<br />

Hilfe, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund<br />

und Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft - und weiteren<br />

privaten Organisationen flächendeckend angeboten.<br />

Neben der 16-stündigen Erste-Hilfe-Ausbildung gibt es<br />

auch Auffrischungskurse (8 Stunden) sowie z. B. spezielle<br />

Kurse zu den Themen „Erste Hilfe bei K<strong>in</strong>dern“<br />

und „Erste Hilfe <strong>in</strong> Sport und Freizeit“.<br />

E<strong>in</strong>e periodische - <strong>in</strong> etwa fünfjährigem Abstand erfolgende<br />

- Auffrischung der Erste Hilfe-Kenntnisse kann<br />

mit dazu beitragen, grundlegende Fähigkeiten für die<br />

Erstversorgung aufrechtzuerhalten. Mehrere bzw. zahlreiche<br />

Wiederholungen e<strong>in</strong>zelner Übungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es Kurses tragen dazu bei, dass Ersthelfende e<strong>in</strong><br />

Handlungsschema erlernen, das im Bedarfsfall automatisch<br />

abläuft. Die E<strong>in</strong>übung e<strong>in</strong>er solchen rout<strong>in</strong>isierten<br />

Handlungsabfolge verr<strong>in</strong>gert die Gefahr und die Angst,<br />

<strong>in</strong> Notsituationen Fehler bei der Erstversorgung von<br />

Verletzten zu machen.<br />

Was wir wollen:<br />

• Wir wollen mit dazu beitragen, dass möglichst viele Bürger<br />

zur Ausbildung <strong>in</strong> Sofortmaßnahmen am Unfallort sowie<br />

<strong>in</strong> Erster Hilfe und zur Hilfeleistung am Unfallort motiviert<br />

werden.<br />

• Im Rahmen unserer f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten wollen wir<br />

weiterh<strong>in</strong> die Ausbildung von ehrenamtlich Helfenden zu<br />

Rettungssanitätern fördern.<br />

• Auf Bundesebene setzen wir uns zugunsten der Verbesse-<br />

rung von Dauer, Struktur und Qualität der Ausbildung von<br />

Rettungsassistenten für e<strong>in</strong>e Novelle des (Bundes-) Rettungsassistentengesetzes<br />

e<strong>in</strong>.<br />

• Auf EU-Ebene unterstützen wir die europaweite Vere<strong>in</strong>heitlichung<br />

der Notrufnummer 112 sowie die Mehrsprachigkeit<br />

der Mitarbeiter <strong>in</strong> Notrufzentralen.<br />

• Wir fordern die Hersteller auf, Fahrzeuge mit Satelliten<br />

gestützten Notrufsystemen auszustatten.<br />

9


9<br />

Anhang<br />

Stichwortverzeichnis<br />

Seite<br />

Alkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15, 27, 29, 34, 35, 38, 39<br />

Ältere Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26, 27, 55<br />

Anruf-Sammel-Taxi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 24, 28, 51, 59<br />

Antiblockiersystem (ABS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 87<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Fahrradfreundliche Städte<br />

und Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 9, 17, 56, 57, 80<br />

Atemalkoholanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Aus- und Fortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32, 33<br />

Autobahnen . . . . . . . . . . . . . . . 42, 43, 44, 64, 65, 76, 79, 88, 89<br />

Bahnübergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17, 72, 73<br />

Barrierefrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55, 59<br />

Baustellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64, 79<br />

Begleitetes Fahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30, 31<br />

Beschilderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10, 43, 69, 78, 81<br />

Bike+Ride . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

Bundesfernstraßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64, 70<br />

Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Drogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27, 29, 38, 39<br />

Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) . . . . . . . . . . . . 45, 87<br />

Engpassbeseitigungsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

Erste Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92, 93<br />

Europäische Charta für mehr <strong>Verkehrssicherheit</strong> . . . . . . . . . . 12<br />

Europäische Kommission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Europäische Union (EU) . . . . . . 9, 12, 43, 45, 70, 71, 86, 88, 93<br />

Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Fahranfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26, 30<br />

Fahrbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23, 69, 74, 77, 81<br />

Fahrerlaubnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30, 31, 33, 45<br />

Fahrgeme<strong>in</strong>schaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29, 53, 59<br />

Fahrlehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14, 30, 32, 33<br />

Fahrradfreundlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56, 79<br />

Fahrradhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27, 87<br />

Fahrradstationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 56, 57<br />

Fahrradverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17, 57<br />

Fahrschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14, 30, 31, 32<br />

Fahrschüler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Fahrschulüberwachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15, 33<br />

Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29, 45<br />

Fahrzeugtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29, 85, 86<br />

Frontschutzbügel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

Fußgänger . . . 9, 15, 16, 23, 25, 54, 55, 56, 57, 77, 82, 83, 86, 87<br />

Fußgängerfreundliche Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

Fußgängerfreundlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Fußverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54, 55, 83, 85<br />

Fußwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49, 54, 82<br />

Fußwegenetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55, 83<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35, 53<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsüberwachungsanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14, 29<br />

Güterverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44, 52, 70, 88


Haltverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

Handlungsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12, 13<br />

Hauptunfallursache . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15, 27, 34, 35, 38, 44<br />

Integraler Taktfahrplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Intermodalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 52, 87<br />

Isofix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46, 47, 87<br />

Jugendliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22, 27, 28, 29, 30, 39<br />

Junge Fahrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19, 22<br />

K<strong>in</strong>der . . . . . . . . . . . . . . . . 14, 18, 22, 25, 26, 28, 29, 50, 55, 87<br />

K<strong>in</strong>dergarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14, 28<br />

K<strong>in</strong>dersitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46, 47, 87<br />

Kommunale Verkehrsüberwachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Kommunales <strong>Verkehrssicherheit</strong>smanagement . . . . . . . . . . . 61<br />

Kommunales <strong>Verkehrssicherheit</strong>sprogramm . . . . . . . . . . . . . 61<br />

Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49, 60<br />

Kreisverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 69, 78<br />

Landeswettbewerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Lebensbegleitendes Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 24<br />

Lichtsignalanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

Lkw-Überholverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

M<strong>in</strong>imierungsziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Mittel<strong>in</strong>seln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55, 69<br />

Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . 14, 23, 50, 52, 56, 63, 75, 88, 89<br />

Mobilitätse<strong>in</strong>geschränkte Personen . . . . . . . . . . . . . 8, 24, 56, 83<br />

Mobilitätserziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 24, 25, 28, 29<br />

Mobilitätskompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12, 26<br />

Mobilitätsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52, 53<br />

Mobilitätsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21, 23<br />

Mobilitätszentrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52, 53<br />

Modal-Split . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23, 58<br />

Multimodalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9, 10, 52, 88<br />

Nachtbus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 24, 28, 59<br />

Öffentlicher<br />

Personennahverkehr 10, 12, 16, 17, 23, 28, 29<br />

(ÖPNV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51, 53, 57, 58, 59, 68, 87<br />

Ortsdurchfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 66, 67, 69, 78<br />

Ortsumgehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17, 66, 67<br />

Park+Ride . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11, 61<br />

Polizeiliche Verkehrsüberwachung . . . . . . . . . . . . . . . 15, 34, 35<br />

Primarstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Qualitative <strong>Verkehrssicherheit</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Qualitätsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33, 79<br />

Quantitative <strong>Verkehrssicherheit</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Radfahrprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Radfahrstreifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55, 68, 80<br />

Radfahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Radverkehr . . . . . . . 9, 17, 22, 29, 37, 50, 56, 57, 67, 80, 81, 87<br />

Radverkehrsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 55, 80, 81<br />

Radverkehrsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56, 57, 80<br />

Radverkehrsnetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57, 80, 81<br />

Radverkehrswegweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Radwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55, 63, 80, 81<br />

Raumstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50, 51<br />

Rettungsassistentengesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

Rettungswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12, 91, 92<br />

Risikobewusstse<strong>in</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Schilderwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

Sekundarstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14, 29<br />

Selbst erklärende Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41, 68, 69<br />

Senioren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18, 22, 23, 27<br />

Sicherheitsaudit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67, 78, 79<br />

Sofortmaßnahmen am Unfallort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92, 93<br />

Sponsor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Stadt-Umland-Wanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Straßenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17, 63, 77<br />

Straßen<strong>in</strong>formationsbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17, 75<br />

Straßenraumgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) . . . . . . . . . . . . . . . 40, 68, 80<br />

Straßenverkehrsunfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11, 17, 18<br />

Tempo 30-Zone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 29, 40, 41, 81<br />

Tempolimit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42, 43, 44<br />

Traffic Message Channel (TMC) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

Tunnelsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70, 71<br />

Unfallentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18, 19, 44<br />

Unfallhäufungsstelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34, 35, 76, 77<br />

Unfallkommission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

Unfalluntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17, 79<br />

Unterfahrschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77, 87<br />

Verkehrsaufklärung . . . . . . . . . . . . 10, 12, 14, 22, 24, 25, 26, 27<br />

Verkehrsbee<strong>in</strong>flussungsanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Verkehrserziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8, 14, 28, 29<br />

Verkehrsmittelwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 27, 49, 56, 89<br />

Verkehrsschauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69, 73, 79<br />

Verkehrssystemmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

Verkehrstelematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12, 85, 88<br />

Verkehrsüberwachung . . . . . . . . . . . . . . 8, 15, 25, 34, 36, 37, 76<br />

Verkehrsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . 11, 22, 23, 27, 29, 34, 68<br />

Verkehrszeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Vision Zero . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Wirksamkeitsüberprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11, 61<br />

Zielerreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9, 11<br />

9


96<br />

Bildnachweis<br />

Titel Christ<strong>in</strong>a Borbach, Dortmund<br />

S. 9 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 14 MBV <strong>NRW</strong>, Düsseldorf<br />

S. 15 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 16 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 17 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 18 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 19 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 25 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 26 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 27 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 32 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 33 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 35 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 36 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 37 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 38 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 39 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 40 ILS <strong>NRW</strong>, Dortmund<br />

S. 41 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 42 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 45 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 46 Christ<strong>in</strong>a Borbach, Dortmund<br />

S. 47 Christ<strong>in</strong>a Borbach, Dortmund<br />

S. 49 (von l<strong>in</strong>ks nach rechts )<br />

Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn;<br />

Mobilitätszentrale mobilé, Münster;<br />

ILS <strong>NRW</strong>, Dortmund<br />

S. 54 ILS <strong>NRW</strong>, Dortmund<br />

S. 55 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 56 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 57 (von l<strong>in</strong>ks nach rechts) MBV <strong>NRW</strong>, Düsseldorf<br />

Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 58 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 59 (rechts) Günter L<strong>in</strong>tl, Wuppertal;<br />

Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 60 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 61 Sebastian Rabe, Essen<br />

S. 63 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 64 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 65 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 66 Straßen.<strong>NRW</strong>, Niederlassung Wesel<br />

S. 67 Straßen.<strong>NRW</strong>, Niederlassung Wesel<br />

S. 68 (von l<strong>in</strong>ks nach rechts) ILS <strong>NRW</strong>, Dortmund;<br />

Wolfram Rother, Dortmund; Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 70 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 72 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 73 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 74 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 75 Straßen.<strong>NRW</strong>, Fachcenter Vermessung/Straßen<strong>in</strong>formationssysteme, Köln<br />

S. 76 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 77 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 79 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 80 Günter L<strong>in</strong>tl, Wuppertal<br />

S. 81 Günter L<strong>in</strong>tl, Wuppertal<br />

S. 82 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 83 Planerbüro Südstadt, Düsseldorf<br />

S. 85 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn; (Mitte) Straßen.<strong>NRW</strong><br />

S. 86 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 87 Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat e.V., Bonn<br />

S. 88 ILS <strong>NRW</strong>, Dortmund<br />

S. 91 Rocke Media GmbH, Hamburg; (Mitte) Deutscher <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat<br />

e.V., Bonn<br />

S. 92 Rocke Media GmbH, Hamburg<br />

S. 93 Rocke Media GmbH, Hamburg


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