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Hamburgs Neustadt - Medien-Verlag Schubert

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Ha m b u r g s Ne u s t a d t<br />

im Wa N d e l<br />

Aktuelle Fotografien von Gabriele Freiwald-Korth,<br />

Texte und historische Abbildungen von Eckhard Freiwald<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

<strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong> <strong>Schubert</strong>


InhaltsverzeIchnIs<br />

Karte der <strong>Neustadt</strong> 4<br />

Die Festung Hamburg und die <strong>Neustadt</strong> 5<br />

Das neue Bastionensystem 5<br />

Die frühe <strong>Neustadt</strong> 6<br />

Pitersen-Karte 7<br />

Militär 7<br />

Festungswerke 7<br />

Tore 8<br />

Plätze 8<br />

Kirchen 8<br />

Der Michel 9<br />

Gärten in der <strong>Neustadt</strong> 10<br />

Bauten und Häuser 11<br />

Paläste 11<br />

Bürgerhäuser 11<br />

Fachwerkhäuser 11<br />

Buden und Sähle 12<br />

Die Gängeviertel der <strong>Neustadt</strong> 13<br />

Das südliche Gängeviertel 13<br />

Das nördliche Gängeviertel 16<br />

Die Krameramtswohnungen 21<br />

Juden in der <strong>Neustadt</strong> 22<br />

ISBN 978-3-937843-26-1<br />

Schleifen der Festung und 25<br />

Wallanlagen im 19. Jahrhundert<br />

Vom Bastionengürtel zu den Wallanlagen 25<br />

Die heutigen Wallanlagen und die Tore 26<br />

Ringstraße und Bauwerke in den Wallanlagen 27<br />

Justizforum 29<br />

Universitätsinstitute/Bucerius Law School 30<br />

Esplanade 31<br />

Dammtorbahnhof und Stephansplatz 32<br />

An der Ringstraße 33<br />

Der Wandel in der <strong>Neustadt</strong> 35<br />

im 19. Jahrhundert<br />

Eine Übersicht (Karte) 35<br />

Die Colonnaden 35<br />

Öffentliche Gebäude in der <strong>Neustadt</strong> 36<br />

Das neue Waisenhaus 36<br />

Die Feuerwache 32<br />

Logenhaus der Freimaurer 36<br />

Das Stadthaus 36<br />

Kirchen im 19. Jahrhundert 38<br />

Das Postgebäude in der Poststraße 39<br />

Die Stadtwassermühle am Bleichenfleet 39<br />

Kulturbauwerke in der <strong>Neustadt</strong> 40<br />

Staatsoper 40<br />

Stadttheater 40<br />

Tonhalle 40<br />

© Copyright 2010 by <strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong> <strong>Schubert</strong>, Hamburg.<br />

Alle Rechte, auch des auszugsweisen Nachdrucks und der fotomechanischen Wiedergabe, vorbehalten.<br />

Satz und Layout: <strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong> <strong>Schubert</strong> / Thomas Börnchen<br />

Druck: Grafisches Centrum Cuno<br />

Printed in Germany


Apollo-Theater/Apollo-Saal 40<br />

Große Vergnügungshäuser 41<br />

Herrenlogiment/Ballhaus 41<br />

Conventgarten 41<br />

Sagebiels Etablissement 41<br />

Elbpavillon 41<br />

Hafen und Verkehr 38<br />

Der Niederhafen 42<br />

Hafenrand 46<br />

Hochbahn am Hafenrand 46<br />

Hafenrand - ein historischer Vergleich 47<br />

Cholera, Wasser und Abwasser 48<br />

Cholera 48<br />

Wasser in der <strong>Neustadt</strong> 48<br />

Die Bieber’sche Wasserkunst 49<br />

Abwasser in der <strong>Neustadt</strong> 49<br />

Die <strong>Neustadt</strong> in den 1920er und 50<br />

1930er Jahren<br />

Bild 1 Bismarck 50<br />

Bilder 2+3 Um den Michel 51<br />

Bilder 4+5 Geschäftsstadt 52<br />

Bild 6 Hafenrand 53<br />

2. Weltkrieg und Wiederaufbau 54<br />

Bombenschäden in der <strong>Neustadt</strong> 1945 54<br />

Trümmerlandschaften 55<br />

Wiederaufbau Hamburg 1943 (Karte) 58<br />

Die Ost-West-Achse 59<br />

Die Quartiere der <strong>Neustadt</strong> 63<br />

Quartier um den Großneumarkt 63<br />

Beylingstift 63<br />

Peterstraße 63<br />

Der Großneumarkt 64<br />

Paradieshof 65<br />

Am alten Steinweg 65<br />

Um Herrengraben und Steinhöft 66<br />

Das Portugiesenviertel 67<br />

Zeughausmarkt 70<br />

Gänsemarkt 71<br />

Das Geschäftsviertel 72<br />

Sillems Bazar 74<br />

Großbauten in der <strong>Neustadt</strong> 75<br />

Unilever/Emporio 75<br />

<strong>Verlag</strong> Axel Springer 75<br />

<strong>Verlag</strong> Gruner & Jahr 76<br />

Die Fleetinsel 76<br />

Die neuen „Viertel“ in der <strong>Neustadt</strong> 78<br />

Das Brahmsviertel 78<br />

Das Gängeviertel 79<br />

Schier’s Passage 80<br />

Neue Touristenzentren in der <strong>Neustadt</strong> 81<br />

Der Michel und seine Umgebung 81<br />

Neues Leben in den Fleeten 82<br />

Jungfernstieg und Kleine Alster 83<br />

Der Hafenrand 88<br />

Die Zukunft der <strong>Neustadt</strong> 91<br />

Protest im Gängeviertel 91<br />

Die Debatte und ihre Wirkungen 92<br />

Entwicklungen in der <strong>Neustadt</strong> 92<br />

Gängeviertel 92<br />

Um den Großneumarkt 92<br />

Das Portugiesenviertel 94<br />

Die Ost-West-Achse 94<br />

Der Hafenrand 95


HAMBURGS NEUSTADT<br />

4


DIE FESTUNG HAMBURG UND DIE NEUSTADT<br />

Das neue<br />

Bastionensystem<br />

Um das Jahr 1600 begannen<br />

die Spannungen in Europa,<br />

die für Deutschland zum mörderischen<br />

30-jährigen Krieg (1618-<br />

48) führen sollten. Beteiligt an<br />

den Machtkämpfen waren fast alle<br />

europäischen Großmächte, die<br />

deutschen Fürsten und – für Hamburg<br />

bedeutend – der König von<br />

Dänemark. Der dänische König<br />

war Landesherr von Holstein und<br />

damit zugleich formal der Stadtherr<br />

<strong>Hamburgs</strong>. Er bestimmte auch das<br />

Maß der Selbständigkeit. Hamburg<br />

versuchte neutral zu bleiben und<br />

wich allen politischen Spannungen<br />

aus, zahlte dafür offen und heimlich<br />

viel Geld. Die Stellung als „unabhängige“<br />

und „freie“ Stadt (die<br />

es formal aber nicht gab) konnten<br />

Rat und Bürgerschaft aber nur<br />

verteidigen, wenn die Stadt stark<br />

und „uneinnehmbar“ war.<br />

Hamburg ließ daher 1608 ein<br />

Gutachten über seine Befestigungsanlagen<br />

erstellen – und musste<br />

zu seinem Schrecken erfahren:<br />

„völlig veraltet“! Das Entsetzen<br />

war so groß, dass Rat und Bürgerschaft<br />

einen überaus folgenreichen<br />

Der Ring bestand – ähnlich wie in Wien –<br />

aus einem gewaltigen, 8 bis 12 Meter hohen<br />

Hauptwall, 22 Bastionen, 11 Vorwerken<br />

(Ravelins) und dem Stadtgraben um den Ring.<br />

Johan van Valckenburgh schlug mit dem Zirkel<br />

um die St.Nicolai-Kirche einen Kreis von 1,15<br />

km, der die bisherigen Verteidigungsanlagen im<br />

Osten erfasste - und dann sehr viel weiter als<br />

die bisherige Stadt nach Westen reichte: durch den<br />

Alster-Stausee hindurch in großem Bogen über<br />

das westliche Geestland vor dem Neuen Wall bis<br />

Entschluss fassten, der die Stadt<br />

eine enorme finanzielle Anstrengung<br />

kostete. Fast 10 Jahre lang<br />

mussten alle Bürger Sondersteuern<br />

zahlen, ein Viertel des gesamten<br />

Haushalts floss in die neuen Werke.<br />

Hamburg konnte sich die neuen<br />

Festungsanlagen auch nur leisten,<br />

weil die Stadt groß – immerhin<br />

die zweitgrößte Stadt des Reiches!<br />

- und reich war.<br />

Vorbilder für die neue Form der<br />

Bastionenfestung boten die großen<br />

Städte in Oberitalien und die<br />

Stadt der deutschen Kaiser: Wien.<br />

Diese konnte sich den stärksten<br />

Festungsgürtel des Reiches leisten.<br />

Eindrucksvoll bot er sich dar und<br />

verhinderte jegliche Eroberung.<br />

Beauftragt mit dem Bau wurde<br />

der niederländische Festungsbaumeister,<br />

Ingenieur, und Artillerie-<br />

Hauptmann Johan van Valckenburgh,<br />

der auch für die befreundeten<br />

Hansestädte Lübeck, Bremen und<br />

Lüneburg tätig war. Er schuf in nur<br />

wenigen Jahren von 1616 bis 1625<br />

einen neuen Verteidigungsring um<br />

Hamburg.<br />

1 Wien, Stich von Folbert Alten-Allen, 1683<br />

2 Valckenburghs Kreis<br />

hinunter an die Elbe Für den Westen konnte van<br />

Valckenburgh den Rat der Stadt mit militärischstrategischen<br />

Argumenten überzeugen: Das<br />

Geestgelände steigt dort nach außen an – von<br />

hier hätte ein Angreifer also leicht in die Stadt<br />

hineinschießen können. Man musste es in die<br />

Festung einbeziehen. So gewann man das Gebiet<br />

für die <strong>Neustadt</strong>.<br />

5


tore<br />

Im Bereich der <strong>Neustadt</strong> queren drei Tore den Wall:<br />

das Elbtor (7), das Millerntor (8) und das Dammtor<br />

(9). Das Millerntor war das bedeutendste; es war repräsentativ<br />

mit barockemUhrturm. Im Bild geht der<br />

Blick nach links zur Mühle auf der Bastion Casparus<br />

und weiter zur Bastion Albertus, dem Stintfang.<br />

8 Millerntor , Gemälde von Johann Georg Stuhr, um 1690. Blick über<br />

den Zeughausplatz zum Tor. Das Millerntor war 1659 erbaut worden.<br />

Plätze<br />

Der Zeughausmarkt kannte kein Marktgeschehen.<br />

Erst im 19. Jahrhundert bekam er seine besondere<br />

Platzform durch klassizistische Neubauten.<br />

9 Peter Suhr, Zeughausmarkt, um 1840. Im Zentrum nun statt des<br />

Zeughauses die englisch-bischöfliche Kirche (erbaut 1836-38)<br />

10 Gemälde von Bröcker, Großneumarkt mit Parade<br />

Der Großneumarkt war das Zentrum der <strong>Neustadt</strong>,<br />

zugleich Marktplatz und zentraler Versammlungs-<br />

und Paradeplatz für das Militär. In der Mitte stand<br />

die Hauptwache.<br />

Der Schaarmarkt dagegen war ein eher beschaulicher,<br />

echter Marktplatz am Ufer (=Schaar) zur Versorgung<br />

der Bevölkerung für den Tagesbedarf.<br />

8<br />

11 Wilhelm Heuer, Schaarmarkt, 1857<br />

Kirchen<br />

Der Bau der zentralen Kirche der <strong>Neustadt</strong>, St. Michaelis<br />

(der Michel), begann erst 1648. Davor gab es<br />

nur eine kleine Friedhofskapelle, die 1654 in barocker<br />

Form neu erbaut wurde, der sogenannte Kleine Michel.<br />

Er wurde 1812 zur katholischen Kirche mit dem<br />

Namen St. Ansgar.<br />

12 Wilhelm Heuer, Der Kleine Michel, Tondruck um 1864


Der Große Michel<br />

Die ab 1648 erbaute Kirche St.<br />

Michaelis hatte noch nicht die<br />

heutige Form. Das Bild von 1750<br />

zeigt sie beim Einschlag des Blitzes,<br />

der die Kirche in Flammen aufgehen<br />

ließ. Schon 1 Jahr später begann der<br />

Neubau – in der heutigen Form mit<br />

ihrer charakteristischen Glockenform<br />

über offener Säulenhalle.<br />

14 Gemälde 1750 des „ersten“ Michel, mit<br />

Blitzeinschlag<br />

13 St. Ansgar, genannt „Kleiner Michel“<br />

Die barocke Form hat die Kirche im<br />

2. Weltkrieg eingebüßt. Sie wurde in<br />

schmuckloser Form wieder aufgebaut,<br />

behielt nur noch ein barockes Eingangstor<br />

zur Erinnerung.<br />

Bauherren des „zweiten“ Michel<br />

waren Ernst Georg Sonnin<br />

und Johann Leonhard Prey.<br />

Bauzeit:1751-72, der Turm<br />

entstand 1777-85.<br />

Und auch in dieser „zweiten“<br />

Form brannte der Michel ab:<br />

1906 zerstörte ein Feuer nach<br />

Reparaturarbeiten im Turm die<br />

Kirche.<br />

Sie wurde schnell wieder aufgebaut<br />

und behielt nun ihre<br />

„zweite“ Gestalt – bis heute.<br />

16 Der Michel heute, das Wahrzeichen<br />

<strong>Hamburgs</strong><br />

15 Brennender Michel 1906, gesehen vom<br />

Schaarmarkt her<br />

9


Die Straße Teilfeld repräsentiert die Norm: Die<br />

Fachwerkbauten dominieren, sie sind zumeist in gutem<br />

Zustand, für Wohnen und Gewerbe genutzt. Damit<br />

schufen solche Straßen ein wohnlich-städtisches<br />

Milieu, wie es weite Teile der <strong>Neustadt</strong> bis ins 19.<br />

Jahrhundert aufwiesen.<br />

Deutlich ärmer, enger und weniger gepflegt boten<br />

sich die Straßenbilder in den Gängelvierteln. Dort<br />

herrschten enge Gassen vor, die kaum 6 Meter breit<br />

waren, vollgestopft mit Schottschen Karren und Pferdewagen,<br />

und die nur selten Bürgersteige besaßen.<br />

Auch hier herrschten Fachwerkhäuser vor – allerdings<br />

waren diese zumeist weniger gut erhalten. Und auf<br />

den Hinterhöfen fanden sich nur noch Sahlhäuser<br />

und Buden.<br />

23 Die Straße Herrlichkeit um 1908 am Rande der <strong>Neustadt</strong> mit ihren<br />

Fachwerkhäusern; Blick am frühen Morgen; Schottsche Karren und<br />

Wagen sind noch abgestellt. Die Häuser haben unten Geschäfte, oben<br />

Wohnräume und Speicher.<br />

Buden und sähle<br />

In den Gängevierteln wohnten die Menschen eng<br />

gedrängt in Sahlhäusern und Buden. Ein Sahl bezeichnet<br />

den oberen Stock oder die oberen Stockwerke.<br />

Sie hatten in den Sahlhäusern einen eigenen<br />

Zugang mit steiler Treppe direkt vom Hof oder der<br />

Gasse aus. Äußerlich waren dadurch solche Häuser<br />

gekennzeichnet durch drei Türen nebeneinander – 2<br />

für die Erdgeschoss-Wohnungen und 1 mittlere für<br />

den Sahl.<br />

12<br />

Buden standen fast nur in den engen Höfen des<br />

Gängeviertels, hatten nur ein Erdgeschoss und zumeist<br />

eine ausgebaute Dachwohnung. Sie waren oft<br />

den ganz Armen vorbehalten oder auch Alten- und<br />

Stiftswohnungen.<br />

Die Gängeviertel der <strong>Neustadt</strong> südlich des Michel<br />

hat der Fotograf Georg Koppmann um 1900 herum<br />

kurz vor deren Abriss in einer Vielzahl von Bildern<br />

festgehalten – so auch die hier gezeigten.<br />

24 Hof Eichholz 74 „Blauer Lappen“. 1901 Sahlhäuser um einen<br />

engen Innenhof: dreistöckig + Speicherboden. Beide Hausreihen haben die<br />

charakteristischen Dreier-Türen.<br />

25 Hof Brauerknechtgraben 31, 1904. Buden im langen Hinterhof; rechts<br />

ein typisches Sahlhaus.


DIE GÄNGEVIERTEL DER NEUSTADT<br />

Das südliche Gängeviertel<br />

Das Gängeviertel hatte nach außen hin zur Elbe<br />

eine Schauseite: die Vorsetzen. Ansehnliche<br />

Stein- und Fachwerkhäuser schufen eine geschlossene<br />

Phalanx – die kaiserliche Post war mit Türmchen<br />

prächtig herausgeputzt.<br />

27 Vorsetzen 1901, vor dem weiten Platz lag die Elbe.<br />

Doch im Inneren der Baublöcke – unmittelbar<br />

hinter diese Schauseite sah die Welt ganz anders aus.<br />

Hier lag das Gängeviertel mit seinen engen langen<br />

Hofzeilen, um die Wohnbuden, abbruchreife Sahlhäuser<br />

und wild dazwischen eingemengt viele kleine<br />

Gewerbebetriebe lagen, die auf die Umwelt keine<br />

Rücksicht nahmen. Der „Höhepunkt“ war dabei<br />

ein riesiger Schlachthof dicht hinter den Elbfassaden.<br />

Er hat die Umwelt 1841-1901 mit Lärm und Dreck<br />

überzogen. Umwelt und Hygiene – das waren die<br />

ärgsten Feinde der Bewohner.<br />

28 Hasenmoor hinter Vorsetzen 47/48. Die Straße war auf einem<br />

„Hasenmoor“, erbaut, einem Fäkalienkanal, dessen Jauche fürchterlich<br />

stank – und der teilweise offen verlief!! (Links im Bild ist er gerade<br />

aufgegraben). Der kleine Betrieb rechts arbeitet nicht gerade umweltfreundlich!<br />

Die Häuser sind schäbig!<br />

29 Peter Suhr, Schlachthof, 1841<br />

26 Karte der Bauverwaltung<br />

von 1905. Sie zeigt die drei<br />

Hamburger Gängeviertel, die<br />

zu Sanierungsgebieten erklärt<br />

und fast vollständig abgerissen<br />

wurden.Die Sanierung begann<br />

in der südlichen <strong>Neustadt</strong> um<br />

1901, dann folgte die Altstadt<br />

ab 1908 und zuletzt die<br />

nördliche <strong>Neustadt</strong> ab 1934.<br />

13


Dammtor-Bahnhof und stephansplatz<br />

Am Stephansplatz setzte die Reihe repräsentativer<br />

Bauten ein, die sich entlang der Ringstraße bis zum<br />

Millerntor aufreihten. Der noch heute auffällige Turm<br />

der Oberpostdirektion markiert zugleich den Straßenzug<br />

und den Platz.<br />

Die Oberpostdirektion umfasste auch ein Telegrafenamt<br />

und im hinteren Teil eine Paketstation. Das<br />

Gebäude entstand 1883-87.<br />

94 Wilhelm Heuer, Erster Dammtor-Bahnhof, nach 1866. Er war 1866<br />

zusammen mit der Verbindungsbahn entstanden.<br />

95 Dammtor-Bahnhof heute, Rückseite. Er stammt von 1903 als<br />

repräsentativer Kaiserbahnhof im Jugendstil.<br />

96 Die Paketstation in der Oberpostdirektion<br />

32<br />

97 Turm der ehemaligen Oberpostdirektion am Stephansplatz heute<br />

98 Ausbau-Flügel der ehemaligen Oberpostdirektion, heute eine Bank<br />

99 Postkutsche der Paketpost mit Postillon auf dem Weg vom Stephansplatz<br />

Richtung Dammtorbahnhof


an der ringstraße<br />

100 Generalzolldirektion<br />

101 Das heutige Finanzamt für Verkehrssteuern; das Gebäude (siehe<br />

100) verlor sein neobarockes Dach im Krieg<br />

102 Die Musikhalle, Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz. Sie wurde<br />

von dem Reedereheparr Laeisz gestiftet und entstand 1904-08, gebaut von<br />

den Architekten Martin Haller und Emil Meerwein, die auch das heutige<br />

Rathaus mit erbauten. Das Foto vermag die Kluft zu zeigen, die zwischen<br />

der barocken Architektur und dem Glas-Hochhaus („Emporio“) besteht.<br />

103 Das einstige DHV-Haus (des ehemaligen Deutschnationalen<br />

Handlungsgehilfen-Verbandes). Nach dem 2. Weltkrieg übernahm es<br />

die DAG (Deutsche Angestellten-Gewerkschaft) und so hieß es lange<br />

DAG-Haus.<br />

104 Das DAG-Haus aus den Wallanlagen gesehen. 2007-10 wurde es<br />

zu einem Bürohaus umgebaut und nennt sich nun Brahms-Kontor-Haus.<br />

Der Baustil des DHV-Hauses (erbaut 1904-31) war Ausdruck einer<br />

nationalen und imperialen Gesinnung und entsprach der deutsch-nationalen<br />

Ideologie des Verbandes. Dieser war antisemitisch und stand der DNVP<br />

(Deutsch-Nationale Volkspartei) nahe.<br />

105 Auch der Bauschmuck – wie der koloniale Elefantenreiter- verweist<br />

auf die Gesinnung des DHV<br />

33


Kulturbauwerke in der neustadt<br />

In der <strong>Neustadt</strong> gibt es heute keine großen Theater<br />

mehr – außer der Staatsoper. Sie steht allerdings an<br />

historischem Ort: Hier wurde 1826 das Stadttheater<br />

erbaut. Ab 1919 war es reines Musiktheater und wurde<br />

1934 – nun verstaatlicht - zum Vorläufer der heutigen<br />

Hamburgischen Staatsoper.<br />

136 Das heutige Gebäude der Staatsoper entstand 1952-55 neben den<br />

historischen Backsteinhäusern der Apotheke und dem Doppelhaus des<br />

ehemaligen Oberschulamtes.<br />

137 Das erste Stadttheater in der Dammtorstraße, Peter Suhr, um 1840.<br />

Geplant von Baudirektor Carl Ludwig Wimmel in klassisch schlichter<br />

Form<br />

138 G. Kanning, Stadttheater, Lithographie um 1880. Archtekt Martin<br />

Haller hatte es 1873 umgebaut und ihm eine repräsentative griechischrömische<br />

Tempelfassade vorgesetzt<br />

40<br />

Von den frühen Theatern in der <strong>Neustadt</strong> ist nur<br />

noch eine schwache Erinnerung geblieben. Das erste<br />

„Opernhaus“ entstand 1677 hinter dem Gänsemarkt<br />

im „Opernhof“ und spielte bis 1738, diente danach<br />

noch reisenden Gruppen, wurde 1765 abgebrochen.<br />

1765 erbaute dann der „Theaterprincipal“ C. E. Ackermann<br />

das erste Theatergebäude, noch „Comödienhaus“<br />

genannt. Es stand am Gänsemarkt und war ein<br />

recht unansehnlicher Bau ohne jede Ausstrahlung.<br />

139 Das Theater am Gänsemarkt<br />

Es wurde schon in den 1820er Jahren baufällig. Daher<br />

entstand 1826 das Stadttheater.<br />

1873 wurde es abgebrochen. Am Gänsemarkt arbeitete<br />

Gotthold Ephraim Lessing einige Jahre. Daher<br />

steht sein Denkmal auf dem Gänsemarkt.<br />

Die tonhalle<br />

140 Neuer Wall, Neubauten nach dem Brand 1842. Rechts im Bild die<br />

Tonhalle, errichtet 1843/44. In ihr fanden einige Jahre Konzerte statt, der<br />

letzte Betreiber, ein Wirt, wechselte 1855 in die Neustädter Fuhlentwiete<br />

und gründete dort einen neuen Konzertsaal, der später Conventgarten hieß.<br />

Er war allerdings schon ein Vergnügungshaus (> siehe dort).<br />

apollo-theater / apollo-saal in der Drehbahn<br />

1804 war im Palais-Potocki-Garten an der Drehbahn<br />

ein Gebäude für eine Schauspielgesellschaft<br />

aus Brüssel entstanden, in dem aber schon kurz nach<br />

der Franzosenzeit Tanzveranstaltungen stattfanden,<br />

die 1850 zum Hauptzweck wurden. Das nun reine<br />

Vergnügungslokal schloss 1875.


Große vergnügungshäuser<br />

In der <strong>Neustadt</strong> gab es weitere Bauwerke für kulturelle<br />

und besonders musikalische Veranstaltungen,<br />

die aber eher den mehr irdischen Vergnügungen dienten,<br />

zuerst denen der „höheren Stände“ , später dann<br />

auch denen des breiten Publikums – sprich: Ballhäuser<br />

und große Tanzlokale.<br />

herrenlogiment = Ballhaus<br />

141 Herren-Logiment, F. Ladomin, Kupferstich, um 1690. Dieses<br />

Gasthaus für „Herren“ lag an der Neustädter Fuhlentwiete, damals<br />

eine vornehme Gasse. Erbaut wurde es 1650 in einem Garten, diente<br />

öffentlichen Feiern, Bällen, Tanzveranstaltungen. Ballhaus nannte man<br />

es auch, weil es ein eigenes Gebäude für das Ballspiel Palmaille besaß.<br />

1672 wurden Teile abgerissen; um 1780 verschwand das Gasthaus, ein<br />

Wohnhof für Familien entstand. Die Mietshäuser mussten 1892 dem Bau<br />

der Kaiser-Wilhelm-Straße weichen.<br />

conventgarten<br />

142 Conventgarten in der Neustädter Fuhlentwiete. An ihn erinnert nur<br />

noch eine Inschrift am Axel-Springer-Haus. 1853 eröffnet unter dem<br />

Namen Wörmer’scher Konzertsaal, später umbenannt in Conventgarten.<br />

Er war zunächst ein Biergarten mit Musikpavillon und erhielt wegen seines<br />

Erfolges 1855 einen holzgetäfelten Konzertsaal mit sehr guter Akustik.<br />

1871 wurde er (unter Leitung des Architekten Martin Haller) ausgebaut,<br />

bekam eine Orgel und konnte nun einen Chor auf der Bühne aufnehmen.<br />

Die rund 1100 Sitzplätze wurden später durch den Einbau einer Galerie<br />

auf rund 1500 aufgestockt. 1943 fiel er den Bomben zum Opfer.<br />

„sagebiels etablissement“ in der<br />

Großen Drehbahn<br />

In seinen Sälen konnten sich bis zu 10.000 (!) Personen<br />

versammeln. Es war der größte Komplex von Sälen in<br />

Hamburg, vielleicht sogar von ganz Deutschland.<br />

143 Ein Raum in Sagebiels Etablissement. Im Hauptsaal konnten<br />

sich allein 2.500 Personen versammeln. Die Familie Sagebiel führte in<br />

mehreren Generationen das Großlokal bis in die 1920er Jahre, verpachtete<br />

es dann. In der Bomben-Katastrophe im 2. Weltkrieg ging es unter. An<br />

den Namen erinnert bis heute „Sagebiels Fährhaus“ in Blankenese direkt<br />

über der Elbe.<br />

Die Säle haben im ganzen Jahr Programm geboten<br />

und Platz gegeben für Bälle, große Feiern, Partei-<br />

Veranstaltungen, politische und kulturelle Großveranstaltungen,<br />

Konzerte und Maskeraden. Hier<br />

tanzte ganz Hamburg, „dass die Frackschöße flogen:<br />

Polka, Walzer, Schieber und dann mit fröhlichem<br />

Juchhe quer durch den Saal“ (Hamburger Abendblatt,<br />

24.3.1964).<br />

elbpavillon<br />

144 Aus einer Imbissbude<br />

hatte sich auf dem<br />

Mühlenberg um 1806<br />

ein Lokal entwickelt, das<br />

sich hier anpreist. Es gab<br />

tägliche Promenaden-<br />

Konzerte und Varieté-<br />

Vorführungen.1901<br />

musste es dem Bismarck-<br />

Denkmal weichen.<br />

41


151 Blick zum Hafentor und weiter zum Johannisbollwerk mit der englisch-reformierten Kirche,<br />

nach 1860<br />

152 Blick auf das neue Fährhaus und die Seewarte, um 1892<br />

153 Die Landungsbrücken, Foto 1891<br />

44<br />

Nach dem Abbruch der Torsperren<br />

konnten die breiten Kaistraßen<br />

für den Verkehr genutzt werden.<br />

Die Kaianlagen waren sogar so<br />

breit, dass auf dem Johannisbollwerk<br />

die reformierte englische<br />

Kirche errichtet werden konnte.<br />

Sie ist am Ende der Baumreihe zu<br />

sehen. Die Schiffe lagen weiterhin<br />

auf Reede an den Duckdalben.<br />

Das neue Fährhaus unmittelbar<br />

am Fuße des Stintfang hatte inzwischen<br />

das alte Fährhaus an den<br />

Landungsbrücken abgelöst.<br />

Links die Kersten-Miles-Brücke<br />

und die Helgoländer Allee. Vorne<br />

rechts ein Milchmann mit seinem<br />

Karren – wohl auf dem Weg zu den<br />

Landungsbrücken.<br />

Die Landungsbrücken sahen<br />

zum Feierabend dann so aus: Die<br />

Milchkarren der Moorburger<br />

und Altenwerder Milchleute sind<br />

abgestellt, Pferdebahnen haben<br />

Pause, in Ruderbooten kehren die<br />

Arbeiter nach ihrer Schicht zu den<br />

Landungsbrücken zurück.<br />

Diese waren für Dampfer gebaut<br />

worden.


154 Brücke am Herrengrabenfleet, Treffpunkt für Schauerleute auf Arbeitssuche. An der Ecke<br />

Stubbenhuk/Vorsetzen das alte Hotel Old Commercial. Die Pferdebahnen sind inzwischen ersetzt<br />

durch die Elektrische (links am Bildrand)<br />

155 Blick in den Binnenhafen mit dem Steinhöft links und der Schaartorbrücke<br />

Georg Koppmann, 1873<br />

Arbeit im Hafen bedeutete in den<br />

allermeisten Fällen: Transport von<br />

Gütern beim Be- und Entladen der<br />

Schiffe, Weitertransport mit den<br />

Schuten zu den Speichern und dort<br />

wieder Arbeit an den Winden, um<br />

die Güter in die Speicher zu hieven<br />

und dort zu lagern.<br />

Die Zahl der Schuten mit ihren<br />

unterschiedlichen Waren im Bild<br />

unten verweist auf das hohe Maß<br />

an körperlicher Schwerarbeit, die<br />

gerade auf den Schuten zu leisten<br />

war.<br />

Links neben der Brücke die beiden<br />

Gebäude mit den Doppelportalen<br />

gehören der „Kasse der Stücke<br />

von Achten“(1622 gegründet). Sie<br />

nannte sich nach dem Lösegeld der<br />

spanischen Pesos de otto, das an<br />

die Piraten Nordafrikas, die Barbaresken,<br />

für Gefangene zu zahlen<br />

war.<br />

156 Binnenhafen mit Kohlenschuten 157 Kohlenschlepper - die wohl härteste Arbeit im Hafen<br />

45


191 Blick vom Millerntor in die Ost-West-Straße. Links der Bau der<br />

Versicherung Deutscher Ring. Er erhielt später noch einen Anbau. Optisch<br />

zwischen den beiden hinteren Kirchen der Bürokomplex der Reederei<br />

Hamburg-Süd. (1960er Jahre)<br />

60<br />

192 1960er Jahre: Unterhalb des Michel sind die Blöcke<br />

zwischen Teilfeld und der Trasse abgeräumt<br />

190 Planung der Baubehörde. Sie wurde<br />

1953-60 umgesetzt.<br />

Die Straße zerschnitt das geschlossene<br />

Wohngebiet der <strong>Neustadt</strong><br />

in 2 Teile. Sie zog zudem bald<br />

große Bürobauten an, die heute in<br />

großer Zahl in ganzer Länge von<br />

2,5 km die Durchbruchsstraße<br />

säumen und ihren Charakter bestimmen.<br />

Es entstand ein modernes<br />

Glas- und Betonband, dessen<br />

einzelne Bauwerke in ganz unterschiedlicher<br />

Form die Blickachsen<br />

beherrschen.Den Größenmaßstab<br />

gaben gleich die ersten Bürobauten<br />

vor, so der Deutsche Ring (1962-<br />

64) mit seinem mächtigen Querbau.<br />

Die dominierenden Bauten<br />

am Ostende der Straße wurden<br />

das Bürogebäude der Reederei<br />

Hamburg-Süd (1959) und das<br />

Ensemble aus Spiegel-Hochhaus<br />

und IBM-Haus (1963-69).


193 In den 1960er Jahren gab es noch Raum<br />

für die Bebauung; bald sollte die Bebauung aber<br />

zum „Tunnel“ werden. An der Reeperbahn<br />

stand 1966 noch das Iduna-Hochhaus, das 1996<br />

spektakulär gesprengt wurde.<br />

194 Bau der Versicherung Deutscher Ring.<br />

An seiner Größe haben sich bei der weiteren<br />

Bebauung viele Hochbauten orientiert.<br />

197 Der Eckbau des KPMG-Hauses<br />

195 Blick vom Michelturm nach Osten heute<br />

196 KPMG-Haus, gesehen von der Ost-West-<br />

Achse. Sein Eckturm ist es, der von Westen her<br />

den Blick auf den Michel verstellt<br />

Dieser Eckbau hat ein Trauma<br />

ausgelöst: Fast alle Sichten auf die<br />

wichtigen Hauptkirchen sind zugestellt<br />

– aktuell fürchten die Bürger<br />

das auch für St. Katharinen.<br />

61


Um herrengraben und<br />

steinhöft<br />

Hier dominieren große Bauten von<br />

Genossenschaften, in der Rehhoffstraße<br />

sogar eine alte „Hamburger<br />

Burg“ (auch Arbeiterburg genannt;<br />

siehe das rote Dreiecksgebäude mit<br />

einspringendem Mittelbau). Vor<br />

dem hell leuchtenden Parkhaus<br />

mittig oben liegt das nicht sichtbare<br />

Herrengrabenfleet. An diesem entlang<br />

sind zu den alten Backsteinbauten<br />

viele moderne Backsteinhäuser<br />

hinzugekommen.<br />

Das einzige alte Gebäude aus der<br />

Zeit der Sanierungen um 1908 ist<br />

das Gebäude der Feuerwehr (hinter<br />

dem Rehhoffstraßen-Dreieck).<br />

219 „Wohnen am Wasser“, hier populär seit den 1990er Jahren am<br />

unteren Alsterfleet<br />

221 Elbhof der AEG, erbaut 1904/05 am Steinhöft. Vor dem Steinhöft<br />

sind inzwischen Hochwasseranlagen, ein Schöpfwerk und die große<br />

Schaarsteinschleuse erbaut. Hier ist nun die Einfahrt in das Alsterfleet.<br />

66<br />

218 Blick vom Michelturm auf das Quartier am Herrengraben<br />

220 Dieselben Häuser mit Blick Richtung Slomanhaus<br />

222 Ein neuer Nachbar, erbaut von der Reederei Robert Miles jr.<br />

Sloman 1908/09. Diese großzügige Residenz wurde von den bekannten<br />

Architekten M.Haller und H. Geißler entworfen, 1921 erweitert von<br />

einem weiteren Stararchitekten: F.Höger


Das Portugiesenviertel<br />

Lange Zeit hieß das heutige quicklebendige und<br />

multikulturelle Viertel „Polenviertel“, weil viele<br />

von ihnen hier wohnten. Ab den 1960er Jahren zogen<br />

dann immer mehr Gastarbeiter zu, die hier billig<br />

wohnten und zumeist in der Industrie (besonders Harburgs)<br />

arbeiteten. Als dort Rezession und Entlassung<br />

drohten, machten sich einige Familien selbständig<br />

und gründeten kleine Restaurants. Sie folgten damit<br />

den Lokalen, die schon direkt an der Elbpromenade<br />

eröffnet hatten (wie das portugiesische Sagres). Bald<br />

dominierten hier portugiesische und spanische Lokale<br />

– irgendwann erhielt das Viertel dadurch den<br />

Namen… Heute ist es sehr quirlig, voller kleiner<br />

Bistros, Straßencafés, Bodegas und Kneipen – international<br />

mit einem deutlichen Schuss Portugiesisch<br />

und Spanisch. Ihnen folgten urige Läden, Boutiques,<br />

Kunsthandwerker, Designer. Ihre Lädchen sind „Spezialitäten“,<br />

sie locken auch „besondere“ Leute an.<br />

Hier hat sich inzwischen ein „kulinarischer Szenetreff“<br />

entwickelt. Im Sommer quellen die Straßen über<br />

von Besuchern, Touristen und sogar Einheimischen,<br />

die hier oft schon sehr lange leben. Denen gefällt die<br />

Bezeichnung „Portugiesenviertel“ zwar nicht so ganz,<br />

aber die Geschäfte laufen gut und interessant ist das<br />

Leben hier allemal…<br />

224 … entspannte Lebensfreude gehört nun einmal dazu<br />

223 Ein typisches Lokal in der Ditmar-Koel-Straße<br />

225 Casa Ricardo, geflaggt für den Fußball…<br />

226 Straßenrestaurant D José 227 Südländisches Flair 228 Hafenatmosphäre und Kneipen<br />

67


zeughausmarkt<br />

Der Zeughausmarkt wurde 1823-27 in klassizistischer<br />

Art umbaut nach Plänen des Baudirektor<br />

C.L.Wimmel. Außer der klassizistischen Kirche ist an<br />

der Westseite ein solches (erneuertes) Bauwerk Wimmels<br />

noch zu sehen. Nachbargebäude entstanden als<br />

Nachbauten. Die echten Wimmelbauten gingen im<br />

70<br />

Krieg unter. Links daneben die Anton-Rée-Schule,<br />

der Schulneubau von Fritz Schumacher, heute genutzt<br />

von der Anna-Siemsen-Schule, einer staatlichen Gewerbeschule.<br />

Im Vordergrund das alte Schulgebäude der einstigen<br />

jüdischen Schule, das 1915 durch einen Backsteinbau<br />

von Fritz Schumacher ersetzt wurde. Rechts dahinter<br />

die englisch-bischöfliche Kirche<br />

240 Eine Postkarte zeigt um 1900 links die Wallanlagen mit der Sternwarte, die Ringstraße und rechts den Zeughausmarkt.<br />

241 Blick vom Michelturm auf den Zeughausmarkt – an der Westseite<br />

das dunkle Schulgebäude, rechts davon die „Wimmelbauten“. Der blaue<br />

Klotz ist das umstrittene KPMG-Haus.<br />

243 Die englisch-bischöfliche Kirche und die Ostseite<br />

242<br />

Wimmelbau,<br />

links die<br />

Schule<br />

244 Ein kleiner Blickfang, der oft am Markt zu sehen ist – ein „Tempo-<br />

Hanseat“ eines Hoteliers vor Ort.


Gänsemarkt<br />

Er gehört zum Geschäftsviertel der <strong>Neustadt</strong><br />

Der 2. Weltkrieg hatte eine größere Zahl von<br />

Gebäuden in diesem Quartier verschont,<br />

doch nur wenig ist geblieben wie einst. Hier hat die<br />

Hamburger Lust zum Neuen, zur bedenkenlosen<br />

Beseitigung von Unnützem eine Vielzahl neuer und<br />

neuester Nutzbauten eingepflanzt. Dazu gehören<br />

große Hotelbauten ebenso wie die vielen Höfe und<br />

Passagen, die heute die Innenstadt dominieren wie<br />

sonst nirgends in einer Großstadt. Das fängt schon an<br />

mit dem Gänsemarkt.<br />

Zugegeben: der Platz sah 1904 mit seiner gleichförmigen<br />

historistischen Bebauung nicht gerade anziehend<br />

aus! Er war eher ein freier Raum für Verkehr und<br />

kleine Ladengeschäfte. Die Bomben des 2. Weltkriegs<br />

haben harte Lücken gerissen und lange Zeit nur kümmerliche<br />

Provisorien zugelassen. 1958 war der Platz<br />

eine Art Droschkenparkplatz mit Lessing-Denkmal<br />

und Trambahn.<br />

Heute hat er eigentlich 3 Gesichter<br />

> die „rote“ Seite : Links die Finanzdeputation,<br />

dahinter das 1929 als Geschäftshaus erbaute Deutschlandhaus<br />

(es enthielt bis 1959 das größte Kino Europas,<br />

den Ufa-Palast), rechts die 1977 entstandenen<br />

Zwillingsbauten der Stadtbäckerei, die hier immerhin<br />

schon seit 1650 (!) existierte.<br />

Rechts neben dem Bau des Stadtbäckers lag einst das<br />

Deutsche Nationaltheater (an dem Lessing für kurze<br />

Zeit wirkte). 1959 wurde es abgerissen, an seine Stelle<br />

zog der Ufa-Palast aus dem Deutschlandhaus. 2006<br />

245 Gänsemarkt 1904<br />

246 Gänsemarkt 1958<br />

wurde allerdings der Ufa-Palast selbst auch abgerissen<br />

und durch ein Bürohaus (ganz rechts) ersetzt. Theater<br />

und Kinos sind nun ganz verschwunden…<br />

247 Die rote Seite des Gänsemarktes,<br />

alte und neue Backstein-Bauten. In der<br />

Mitte das Lessing-Denkmal.<br />

71

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