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<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Magazin<br />

MINT<br />

Roberta lässt die Puppen tanzen<br />

Anja Tempelhoff ist Re<strong>als</strong>chulrektorin und unterrichtet an der Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-<br />

Spandau Informatik. Sie ist Landesmentorin für Roberta in Berlin und MINT Botschafterin der Initiative<br />

MINT Zukunft schaffen.<br />

Frau Tempelhoff, Sie haben beobachtet,<br />

dass an den Informatikkursen in Ihrer<br />

Schule im Allgemeinen höchstens 20<br />

Prozent Mädchen teilnehmen. Woran<br />

kann das liegen?<br />

Anja Tempelhoff: Im Informatikunterricht<br />

in der Re<strong>als</strong>chule muss ich immer<br />

wieder feststellen, dass Mädchen und<br />

<strong>Junge</strong>n eine völlig unterschiedliche<br />

Herangehensweise an Computer besitzen.<br />

Während Mädchen verstärkt den<br />

kommunikativen Aspekt der Technologie<br />

erlernen und nutzen wollen, wie<br />

Chat-rooms und E-Mail, oder sich für<br />

Homepages von Popstars interessieren,<br />

wollen sich die <strong>Junge</strong>n verstärkt mit<br />

den technischen Aspekten beschäftigen.<br />

Tauschen <strong>Junge</strong>n Erfahrungen über<br />

Computer aus, so schließen sie dabei<br />

häufig Mädchen aus, indem sie – sicherlich<br />

zum Teil unbewusst – technische<br />

Fachtermini verwenden, ohne diese weiter<br />

zu erklären.<br />

Außerdem zeigen sich viele <strong>Junge</strong>n beinahe<br />

„ritterlich“, indem sie Mädchen<br />

schnell bei Computerproblemen helfen<br />

oder beraten. Mädchen reagieren bei<br />

Fehlermeldungen auch häufig ängstlich<br />

und unsicher, zum Teil sogar frustriert,<br />

während <strong>Junge</strong>n ohne Zögern versuchen,<br />

die Probleme selbstständig zu lösen.<br />

Informatik <strong>als</strong> mathematisch-technische<br />

Disziplin ist für viele Mädchen schlichtweg<br />

mit Vorurteilen belastet.<br />

Sie versuchen das zu ändern und bringen<br />

im Informatikunterricht Roboter ins<br />

Spiel.<br />

Anja Tempelhoff: Richtig, denn Roboter<br />

strahlen eine gewisse Faszination aus. Sie<br />

halten auch immer stärker Einzug in den<br />

Alltag der jungen Generation und sind<br />

ein attraktives Mittel, um technisches<br />

Wissen zu vermitteln. Mit Hilfe von<br />

Robotern lassen sich die Grundlagen<br />

der Programmierung in der Informatik<br />

begreifbar machen. Einfache Befehle<br />

können programmiert und sofort am<br />

Roboter erprobt werden. Die Schülerinnen<br />

erhalten somit eine unmittelbare<br />

Kontrollmöglichkeit ihrer Programmier-<br />

fähigkeiten und ihrer Programme. Während<br />

der Konstruktion und Programmierung<br />

von Robotern erfahren die<br />

Berlin STOMPYs - ein Roberta Team der Wolfgang-Borchert-Oberschule aus Berlin Spandau<br />

(Quelle: MINT Zukunft schaffen)<br />

Schülerinnen, dass die Arbeit mit Technik<br />

Spaß macht. Der Umgang mit<br />

Robotern kann ein sehr kreativer sein,<br />

da besonders LEGO-Roboter den Bau<br />

zahlreicher Modelle ermöglichen, die<br />

sich durch Umbau immer weiter optimieren<br />

lassen, so dass immer wieder neue<br />

Aufgaben gelöst werden können.<br />

Was beobachten Sie noch bei der Arbeit<br />

mit den Robotern?<br />

Anja Tempelhoff: Neben dem fachlichen<br />

Wissen wird bei der Arbeit mit<br />

Robotern auch die Sozialkompetenz der<br />

Schülerinnen gefördert. Diese arbeiten<br />

im Team zusammen, teilen sich in der<br />

Regel zu dritt oder viert einen Roboter-<br />

Baukasten, präsentieren nach der Bearbeitung<br />

einzelner Aufgabenstellungen<br />

ihre Ergebnisse, tauschen ihre Erfahrungen<br />

in der Konstruktion und Programmierung<br />

aus und erläutern ihre<br />

Problemlösungsstrategie. Durch diesen<br />

hohen Stellenwert der Präsentation während<br />

der Arbeit mit Robotern, wird insbesondere<br />

die Kommunikations- und<br />

Dokumentationsfähigkeit der Schülerinnen<br />

gefördert.<br />

Welche Bedeutung hat das Roberta<br />

Projekt der Fraunhofer Gesellschaft?<br />

Anja Tempelhoff: Es gibt bisher kaum<br />

Unterrichtsmaterial, das die Interessen<br />

und Fähigkeiten der Mädchen im Fach<br />

Informatik berücksichtigt. Obwohl<br />

bekannt ist, das Mädchen eine andere<br />

Herangehensweise an Computer und<br />

Technik haben, wird in der Informatikdidaktik<br />

dieses Problem weitgehend<br />

außer Acht gelassen. Das Fraunhofer-<br />

Institut für Intelligente Analyse- und<br />

Informationssysteme IAIS versucht,<br />

auf diesem Gebiet mit ihrem Roberta-<br />

Projekt Abhilfe zu schaffen. Das Fraunhofer-Institut<br />

hat in ihren Roberta-<br />

Kursen bereits die Erfahrung gemacht,<br />

dass Mädchen erst dann bereit sind,<br />

sich mit einem Thema auseinanderzusetzen,<br />

wenn sie einen Grund dafür

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