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26<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Jugend forscht<br />

um reines β-CD handelt. Das UV/VIS-<br />

Spektrum stützt diese Erkenntnis, denn<br />

eine Verschiebung von 7 nm liegt wohl<br />

doch noch innerhalb der Messfehlergrenzen.<br />

Eines scheint in der Strukturfrage sicher:<br />

In wässriger Lösung gibt es keinen echten<br />

Komplex, sondern nur schwache<br />

intermolekulare Wechselwirkungen zwischen<br />

Wirt und Gast. Die Ergebnisse der<br />

Untersuchung der durch Auskristalli-<br />

sation erhaltenen Produkte lassen sich in<br />

der Tat mehrdeutig interpretieren. Die Titration<br />

mit Natronlauge weist einen Säureanteil<br />

ausdrücklich nach. Dieser ließe sich<br />

so erklären, dass das auskristallisierende<br />

Cyclodextrin auch Ascorbinsäure-Kristalle<br />

„mitreißt“ und es zu einem nichtstöchiometrischen<br />

Gemisch von Ascorbinsäure/Cyclodextrin-Kristallen<br />

kommt.<br />

Mehrfache Titrationen zeigen eine breite<br />

Streuung, aber bei dem für die Kernresonanzuntersuchung<br />

ausgefällten Produkt<br />

muss der Ascorbinsäure-Anteil mangels<br />

entsprechender Signale wohl mit Null<br />

angenommen werden. Andererseits lässt<br />

sich aber auch nicht ausschließen, dass es<br />

im festen Zustand einen echten Komplex<br />

gibt, der <strong>als</strong> Komponente im auskristallisierten<br />

Produkt enthalten ist.<br />

7. Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit gingen wir der Frage nach,<br />

ob man die Vitamin C-Verluste beim Kochen<br />

und Lagern von Obst und Gemüse<br />

hinnehmen muss.Unser Ziel war es, die<br />

Konservierung von Vitamin C auf molekularer<br />

Ebene mit Cyclodextrinen zu<br />

überprüfen. Zunächst gingen wir davon<br />

aus, dass β-Cyclodextrin mit Ascorbinsäure<br />

einen 2 : 1-Komplex bildet. 1 H-NMRspektroskopische<br />

Untersuchungen an der<br />

Universität Würzburg und zwei russische<br />

Studien, sprechen dafür, dass es zumindest<br />

in wässrigen Lösungen nur zur Ausbildung<br />

von schwachen Wechselwirkungen zwischen<br />

Ascorbinsäure und β-Cyclodextrin<br />

kommt, ohne Bildung eines echten Komplexes.<br />

Bei α-Cyclodextrin wurde allerdings<br />

in der Tat ein 1:1-Komplex mit<br />

einem tiefen Eindringen des Gastes in die<br />

Kavität des Wirts-Moleküls nachgewiesen.<br />

Da neuerdings auch α-CD <strong>als</strong> Lebensmittelzusatzstoff<br />

zugelassen ist, wiederholten<br />

wir einen Großteil der hier mit β-CD<br />

beschriebenen Untersuchungen auch mit<br />

diesem Wirtsmolekül. Die Ergebnisse<br />

bestätigten jedoch nicht die Spekulation,<br />

dass α-CD einen noch besseren Vitamin<br />

C-Schutz bietet.<br />

Was den Vitamin C-Stress angeht, zeigt<br />

es sich, dass schon der blanke Luftkontakt<br />

schadet. Kräftiges Umrühren führt<br />

durch Luftsauerstoffeintrag zu weiteren<br />

Verlusten, die mit der Rührstärke<br />

korrelieren. Hitze ist ein besonders<br />

wirksamer Vitamin C-Zerstörer. Die<br />

Verluste steigen mit der Temperatur<br />

und der Zeit des Erhitzens. Die Retter<br />

sind in der Tat die Cyclodextrine,<br />

ein erlaubter Lebensmittelzusatzstoff.<br />

β-Cyclodextrin kann die Verluste vor<br />

allem bei höheren Temperaturen um<br />

über 80% mindern. Vitamin C ist lichtempfindlich<br />

und empfindlich gegenüber<br />

alkalischem Milieu. Es gelang uns, in<br />

beiden Fällen eine deutliche Schutzfunktion<br />

des Cyclodextrins nachzuweisen.<br />

Und wie steht es mit der Kochmethode?<br />

Wir konnten zeigen, dass es zwischen<br />

dem Erwärmen auf dem Herd oder in der<br />

Mikrowelle nahezu keinen Unterschied<br />

gibt. Beim Erhitzen im Dampfkochtopf<br />

sind allerdings die Verluste gewaltig. Sie<br />

liegen je nach Kochzeit zwischen 40 und<br />

fast 70%. Immerhin können aber bei<br />

30-minütigem Kochen die hohen Verluste<br />

um die Hälfte durch die Zugabe von Cyclodextrin<br />

reduziert werden.<br />

Schließlich sollte unsere molekulare Küche<br />

auch eigene Produkten anbieten. Beim<br />

Literatur:<br />

selbst gepressten Orangensaft gelang es,<br />

die Vitamin C-Verluste mit Cyclodextrin<br />

zu halbieren, beim Kochen sogar zu<br />

dritteln. Erstaunlicher ist jedoch die geschmackliche<br />

Frische. Am Beispiel eines<br />

frisch gepressten Kiwisaftes konnten wir<br />

deutlich machen, dass die Vitamin C-<br />

Einbußen beim Pasteurisieren des Saftes<br />

mit Cyclodextrin um 80% gesenkt werden<br />

können. Unsere molekulare Küche liefert<br />

<strong>als</strong> Krönung zum Dessert eine Mangound<br />

eine Kiwi-Marmelade, die nicht nur<br />

frischer schmecken, sondern auch einen<br />

Vitamin C-Gehalt besitzen, der deutlich<br />

höher liegt <strong>als</strong> der bei herkömmlich eingekochter<br />

Marmelade.<br />

Danksagung<br />

Unser Dank gilt unserem Betreuungslehrer,<br />

Dr. Roland Full, der uns bei der Themenfindung<br />

behilflich war und uns mit<br />

großem Engagement betreut hat. Es hat<br />

uns viel Freude bereitet mit anderen Schülern<br />

der Jugend-forscht-Gruppe zusammenzuarbeiten.<br />

Wir möchten uns auch bei unserer Schule,<br />

dem Hanns-Seidel-Gymnasium, für die<br />

Bereitstellung aller Mittel und Geräte bedanken.<br />

Auch unseren Eltern, die uns oft<br />

an Samstagen und in den Ferien mit dem<br />

Auto in die Schule gefahren haben, gilt<br />

unser Dank.<br />

[1] www.energeia.org/Vitamine/C/Vorkommen.htm, Zugriff am 06.01.2009<br />

[2] Bundesgesetzblatt, Teil I, G 5702, 24. November 2000, Nr. 50, S 1527<br />

[3] www.bfr.bund.de/cm/208/alpha_cyclodextrin.pdf -Zugriff am 05.04.2009<br />

[4] http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/disido_cy/cyde/info/03_physical_cy.htm,<br />

Zugriff am 10.12.2007<br />

[5] P.J. de Rijke, W. van der Veer, „Ascorbinsäure – Quantitative Untersuchungen<br />

von Vitamin C und vitamin-C-haltigen Stoffen“ in PdN-Ch 4/41. Jg. 1992, S.<br />

21 – 31<br />

[6] http://www.lebensmittellexikon.de/v0000100.php, Zugriff am 13.03.2008<br />

[7] F. Cramer, F.M. Henglein, Gesetzmäßigkeiten bei der Bildung von Addukten<br />

der Cylodextrine, Chem. Ber. 90, 1957, S. 2563<br />

[8] http://ernaehrungsstudio.nestle.de/start/fitnessvitalitaet/abwehrkraefte/ExotischeVitamine<br />

Winter.htm, Zugriff am 09.03.2008<br />

[9] http://www.mama-online.de/Ernaehrung/Mango.htm, Zugriff am 09.<br />

06.2008<br />

[10] I.V. Terekhova, O.V. Kulikov, R.S. Kumeev, M. Yu. Nikiforov, G.A, Al’per, 1H-<br />

NMR-study of complexation of α- und ß-cyclodextrins with some biologically<br />

active acids, in Russian journal of coordination chemistry, Vol. 31, No. 3, 2005,<br />

S 218 - 220<br />

[11] I.V. Terekhova, O.V. Kulikov, Thermodynamics of the interactions of ascorbic<br />

acid with α- and β-cyclodextrins in aqueous solutions, in Mendeleev Commun.,<br />

2002, 12(3), 111-112<br />

[12] http://www.buetzer.info/fileadmin/pb/HTML-Files/<br />

Vitamin_C.htm#_Toc205858807 Zugriff am 20.08.2009

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