Download Leseprobe 87 als PDF - Junge Wissenschaft
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Abb. 15: Vitamin C-Verluste beim Einkochen von Kiwi-Marmelade mit und ohne β-CD<br />
Abb. 16 (links) Modell eines 2:1 Cyclodextrin-Vitamin<br />
C-Komplexes<br />
Abb. 16 (rechts) Modell einer einer<br />
1:1-Anlagerungsverbindung<br />
Abb. 17: 1 HNMR-Spektrum von β-CD (Uni Würzburg) und Zuordnungshilfen nach [10]<br />
Vit.C/CD-Komplex (1 : 2)<br />
(2444 g/mol)<br />
Vit.C/CD-Komplex (1 : 1)<br />
(1310 g/mol)<br />
Einwaage Komplex [mg] 250 250 250<br />
Ascorbinsäure [mg] 18 33,6 6,9<br />
Ascorbinsäure [μmoL]) 102,3 190,8 39<br />
Tab. 5: Titrationsergebnis bei der Bestimmung der Ascorbinsäure im vermeintlichen Gesamtkomplex<br />
Jugend forscht<br />
erscheint der 2 : 1-Komplex plausibler, vor<br />
allem mit Blick auf die Literatur, die von<br />
erheblichen Kristallwasser-Anteilen bei<br />
auskristallisierten CD-Komplexen berichtet<br />
[7]. Das UV/VIS-Spektrum des vermuteten<br />
Komplexes zeigt eine schwache<br />
Verschiebung des Absorptionsmaximums<br />
gegenüber reiner Ascorbinsäure von 257 auf<br />
264 nm, was wir mutig <strong>als</strong> schwache Wirt-<br />
Gast-Wechselwirkung deuten wollten.<br />
Die Informationen, die uns Prof. Schenk<br />
von der Universität Würzburg zukommen<br />
ließ, belehrte uns eines Besseren.<br />
Wir hatten schon vorher von dort Literaturhinweise<br />
bekommen, dass sich<br />
Wirt-Gast-Komplexe mit Cyclodextrinen<br />
1 H-NMR-spektroskopisch durch eine<br />
Änderung der chemischen Verschiebung<br />
der H-Atome gegenüber dem unkomplexierten<br />
CD nachweisen lassen [10]. Wenn<br />
der Gast in die Kavität eindringt, werden<br />
die Signale der Protonen H(3) und H(5)<br />
verschoben. Bei Koordination in der äußeren<br />
Sphäre ändert sich die chemische<br />
Verschiebung von H(1), H(2), H(4) und<br />
H(6) (siehe Abb. 17). Im Falle der Ascorbinsäure<br />
sprechen die vorliegenden Daten<br />
gegen ein Eindringen des Gastes in die<br />
CD-Kavität. Sie legen schwache Wechselwirkungen<br />
zwischen Wirt und Gast nahe.<br />
Einer zweiten Publikation zu diesem Thema<br />
liegt die Erhebung thermodynamischer<br />
Daten (Calorimetrie, Bestimmung von<br />
ΔG und ΔH) zu Grunde [11]. Die Autoren<br />
kommen zu dem Ergebnis, dass Ascorbinsäure<br />
mit α-Cyclodextrin einen echten<br />
1 : 1-Komplex bildet. Bei β-Cyclodextrin<br />
kommt es nicht zur Komplexbildung. Es<br />
wird von schwachen Wechselwirkungen<br />
gesprochen, die, so sagen die Autoren,<br />
immerhin zu einer Stabilisierung der Ascorbinsäure<br />
gegenüber Oxidation beiträgt.<br />
Die für uns an der Universität Würzburg<br />
aufgenommen 1 H-NMR-Spektren sprechen<br />
eine klare Sprache: Das Spektrum<br />
des vermeintlichen Komplexes deckt sich<br />
mit dem des reinen β-Cyclodextrins. Daraus<br />
folgt, dass es sich bei den gefundenen<br />
Kristallen nicht um den Komplex, sondern<br />
Tatsächlicher Komplex<br />
25<br />
Young Researcher