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<strong>Junge</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong><br />

Young Researcher<br />

Mathematik:<br />

Die Welt<br />

aus Zahlen<br />

Themen:<br />

Leckerer Schutz für Vitamin C // Maßgeschneiderte optische<br />

Eigenschaften // Flieg Ahorn, flieg! // Alarm bei Leckage<br />

Jugend forscht in Natur und Technik<br />

The European Journal of Science and Technology<br />

Außerdem im Heft: 10 Jahre juFORUM e. V. // MINT-Initiative Roberta® //<br />

Spezialeffekte dank Mathematik // Mathematisch-Naturwissenschaftliche<br />

Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und vieles mehr<br />

Ausgabe Nr. <strong>87</strong> // 25. Jahrgang // 2010<br />

Medienpartner des<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sjahres 2010<br />

W i s s e n s c h a f t s j a h r<br />

2 0 0 1 1 0<br />

0<br />

Die Zukunft Zukunft der<br />

der<br />

Energie<br />

210x297_WJ2010_Plak_Sonne.indd 1 19.03.2010 17:31:16 Uhr<br />

Das Magazin<br />

für Nachwuchsforscher<br />

Innovative Experimente, wissenschaftliche Beiträge und spannende Ergebnisse:


4<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Inhalt<br />

Editorial 3<br />

Inhalt 4 – 5<br />

Neues 6 – 11<br />

Seit einem Jahrzehnt vernetzen<br />

sich deutsche Jungforscher 6<br />

Primfaktorzerlegung in XXL 7<br />

Wie Spinnen spinnen 7<br />

Nicht mehr sichere Helme duften 8<br />

Die besondere Nachricht:<br />

Auch ein Genie kann sich irren 9<br />

Ordnung ist das ganze Leben 9<br />

Mit Mathematik gegen<br />

den Herzinfarkt 10<br />

Dem einen stinkt’s,<br />

dem anderen nicht 11<br />

66<br />

Die Mathematik sorgt für die Spezialeffekte<br />

Superhelden, die durch die Luft fliegen, Zauberstäbe, die Funken sprühen<br />

und Feuersbrünste ausbrechen lassen sowie geradezu greifbare Ungeheuer<br />

und Fabelwesen: All das sind Spezialeffekte, ohne die Kinofilme,<br />

Fernsehfilme und Computerspiele heute nicht mehr denkbar sind und die<br />

am Computer entstehen.<br />

Magazin I 12 – 17<br />

Roberta lässt die Puppen tanzen 12<br />

Vom Militärgelände zur 0-City 14<br />

In nur fünf Semestern:<br />

Bachelorabschluss mit Note 1,5 16<br />

Magazin II 60 – 74<br />

Studium & Beruf:<br />

Umwelttechnik 60<br />

Die Mathematik sorgt für die<br />

Spezialeffekte 66<br />

Porträt: Die Zukunft im Blick 68<br />

Aktuare – Experten der<br />

Versicherungsbranche 70<br />

Mit Φ-liki auf dem Weg zu<br />

anschaulichem Unterricht 72<br />

Buchrezensionen 73<br />

12<br />

Roberta lässt die Puppen<br />

tanzen<br />

Roberta® ist eine eine Initiative des<br />

Fraunhofer IAIS. Ziel der Roberta® ist<br />

es, das Interesse insbesondere von<br />

Mädchen – aber auch von <strong>Junge</strong>n – für<br />

Informatik, Technik und Naturwissenschaften<br />

nachhaltig zu wecken.<br />

Jugend forscht 18 – 59<br />

Leckerer Schutz für Vitamin C<br />

Neues aus der molekularen Küche:<br />

Cyclodextrin schützt Vitamin C 18<br />

Maßgeschneiderte<br />

optische Eigenschaften<br />

Die Plasmonenresonanz von<br />

Nano-Goldpartikeln 27<br />

Flieg Ahorn, flieg!<br />

Analyse des Flugverhaltens<br />

von Ahornsamen 40<br />

Alarm bei Leckage<br />

Entwicklung eines Sensors<br />

zur Erkennung kleiner<br />

Flüssigkeitsmengen 52


Leckerer Schutz<br />

für Vitamin C<br />

Der Vitamin C Gehalt von Obst und<br />

Gemüse nimmt beim Kochen und Lagern<br />

ab. Durch Zugabe des erlaubten Lebensmittelzusatzes<br />

ß-Cyclodextrin können die<br />

Verluste deutlich gemindert werden.<br />

Autoren: Thomas Fuchs, Timo Imhof<br />

Maßgeschneiderte<br />

optische Eigenschaften<br />

Nano-Goldpartikel sind nicht golden, sondern<br />

rot. Ursache ist ihre geringe Größe,<br />

die das optische Absorptionsvermögen<br />

beeinflusst. Untersuchungen und Berechnungen<br />

zeigen, wie Form und Größe die<br />

Farbe bestimmen.<br />

Autoren: Karen Wintersperger, Lucas Rott<br />

Flieg Ahorn, flieg!<br />

Ahornsamen fallen nicht einfach zu<br />

Boden, sondern vollführen Dank ihrer<br />

Form einen faszinierenden Flug. Welche<br />

physikalischen Eigenschaften des Samens<br />

diesen Flug und vor allem seine Weite<br />

bestimmen, wird hier untersucht.<br />

Autoren: Sebastian Schulz, Christopher<br />

Rheinsberg<br />

Alarm bei Leckage<br />

Bereits kleinste Flüssigkeitsmengen, die<br />

aus Zuleitungen in einem Roboterarm<br />

einer Lackiererei austreten, können diesen<br />

schädigen. Ein kleiner, sehr robuster<br />

Sensor wird dies in Zukunft verhindern.<br />

Autor: Thomas Nesch<br />

18<br />

27<br />

40<br />

52<br />

Inhalt<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> –<br />

Jugend forscht in Natur<br />

und Technik<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> veröffentlicht Originalbeiträge<br />

junger Autoren bis zum Alter von<br />

23 Jahren mit anspruchsvollen Themen aus<br />

allen Bereichen der Naturwissenschaften<br />

und Technik.<br />

Gründungsherausgeber:<br />

Prof. Dr. rer. nat. Paul Dobrinski †<br />

Herausgeber:<br />

Prof. Dr. Manfred Euler<br />

Dr. Dr. Jens Simon<br />

Dr.-Ing. Sabine Walter<br />

Beirat:<br />

Dr. J. Georg Bednorz<br />

Nobelpreisträger<br />

IBM Research Division<br />

Forschungslaboratorium Zürich<br />

Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c.<br />

Manfred Eigen<br />

Nobelpreisträger,<br />

Max-Planck-Institut für<br />

Biophysikalische Chemie,<br />

Göttingen<br />

Prof. Dr. Gerhard Ertl<br />

Nobelpreisträger<br />

Fritz-Haber-Institut der<br />

Max-Planck-Gesellschaft, Berlin<br />

Prof. Dr. Ernst O. Göbel<br />

Präsident der Physikalisch-<br />

Technischen Bundesanstalt,<br />

Braunschweig und Berlin<br />

Dr. Uwe Groth<br />

VDI Projektleitung<br />

„Jugend entdeckt Technik“,<br />

Hemmingen<br />

Prof. Dr. Elke Hartmann<br />

Universität Halle<br />

VDI Bereichsvorstand<br />

„Technik und Bildung“<br />

Dr. Jörg F. Maas<br />

Geschäftsführer der Stiftung<br />

„Jugend forscht“ e. V.,<br />

Hamburg<br />

Prof. Dr. Bernd Ralle<br />

Schriftführer der Zeitschrift MNU,<br />

Fachbereich Chemie,<br />

Universität Dortmund<br />

Wolfgang Scheunemann<br />

Geschäftsführer der dokeo GmbH,<br />

Stuttgart<br />

5


er<br />

Ausgabe Nr. 84 // 24. Jahrgang // 2009<br />

<strong>Junge</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong><br />

nschaft<br />

Jugend forscht in Natur und Technik<br />

Medienpartner des<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sjahres 2009<br />

The European Journal of Science and Technology<br />

Young Researcher<br />

Bionik:<br />

Technik nach<br />

dem Vorbild<br />

der Natur<br />

l –<br />

ielseitiger<br />

kstoff<br />

:<br />

e im Tsunamistrudel // Mindestens 17 müssen<br />

// Organe aus dem Spinnennetz // Widerstand<br />

los // Wenn sich das Gehirn selbst betrachtet<br />

rdem im Heft: Ganz großes Kino auf der Edelstahlhülle //<br />

ung Jugend forscht e.V. // Weltrekord im Brückenbau –<br />

Viadukt von Millau // Hochschulportrait TU Bergakademie Freiberg //<br />

dienführer Werkstoff- und Materialwissenschaften und vieles mehr...<br />

Das Magazin<br />

für Nachwuchsforscher<br />

Innovative Experimente, wissenschaftliche Beiträge und spannende Ergebnisse:<br />

Abo macht schlau!<br />

<strong>Junge</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong><br />

Jugend forscht in Natur und Technik<br />

The European Journal of Science and Technology<br />

Young Researcher<br />

Themen:<br />

Edelsteine aus dem Reagenzglas – Synthese von Opalen //<br />

Schräg um die Kurve // Auomatic Guitar Tuner – ein Helfer in<br />

der Musik // Nützliche Hologramme // Ordnung und Chaos<br />

Außerdem im Heft: Kleben lernen von der Taupfl anze // JufoBase//<br />

Inspiriert vom Prinzip Natur // Bionikkompetenz im Saarland und in<br />

Bremen // Studienführer Bionik und Biologie<br />

„ Als Schüler wollte ich die Welt erobern.<br />

Jetzt ist erstmal die Sonne dran.“<br />

www.verlag-jungewissenschaft.de<br />

Ja, ich möchte keine <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> mehr versäumen.<br />

Ich abonniere die <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> zunächst für ein Jahr (vier<br />

Ausgaben) für nur 30,00 EUR (zzgl. Versandkosten).<br />

Ich bin Schüler, Student, Referendar oder Lehrer und erhalte<br />

die <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> im Jahresabonnement gegen Vorlage<br />

einer aktuellen Bescheinigung zum Vorzugspreis von 20,00 EUR<br />

statt 30,00 EUR (zzgl. Versandkosten).<br />

Persönliche Angaben und Lieferadresse (bitte leserlich ausfüllen)<br />

Name, Vorname<br />

Neugier ist der stärkste Antrieb. Prof. Dr. Robert Pitz-Paal vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

forscht am solarthermischen Kraftwerk. Und damit an der Zukunft von uns allen. Jetzt mitforschen unter<br />

www.zukunft-der-energie.de<br />

Ausgabe Nr. 85 // 25. Jahrgang // 2010<br />

Jugend forscht in Natur und Technik<br />

The European Journal of Science and Technology<br />

Medienpartner des<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sjahres 2010<br />

Luft- und<br />

Raumfahrttechnik:<br />

Den Sternen<br />

so nah<br />

Themen:<br />

Vom Korn zum Brot // Wasser in der Wüste // Nur eine Lage<br />

Kohlenstoff // Tarnung für Titan // Bilder begreifen<br />

Außerdem im Heft: 50 Jahre Laserlicht // MINToring // DLR Special //<br />

Felix-Klein-Zentrum für Mathematik und vieles mehr<br />

Ausgabe Nr. 86 // 25. Jahrgang // 2010<br />

Medienpartner des<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sjahres 2010<br />

W i s s e n s c h a f t s j a h r 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 2222 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 2 00 00 00 00 00 00 00 00 00 00 00<br />

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DDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDie DDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDie Die Zukunft ZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuukkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkunnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnfttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttt ZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZuuuuuuuuuuuuuuuuuukkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkunnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnftttttttttttttttttttttttttttt der ddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeer dddddddddddddddddddddddddddddeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeer<br />

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Laufzeit: Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn<br />

nicht acht Wochen vor Ende des jeweiligen Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird.<br />

Widerrufsrecht: Diese Vereinbarung kann innerhalb von zwei Wochen ab Erhalt des<br />

Magazins ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Zur Fristwahrung reicht die<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Der Widerruf ist in Textform (zum Beispiel<br />

Brief, Telefax, E-Mail) gegenüber dem Verlag <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong>, Neuer Zollhof 3,<br />

40221 Düsseldorf, zu erklären.<br />

Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Verlages <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong>.<br />

Adresse (Straße, Hausnummer, PLZ, Wohnort)<br />

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<strong>Junge</strong>n <strong>Wissenschaft</strong><br />

4 x im Jahr das Neueste aus der Welt von<br />

<strong>Wissenschaft</strong> und Technik.<br />

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Veranstaltungen, Porträts, Studien- und<br />

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hiermit bis auf Widerruf, die Rechnungsbeträge von meinem<br />

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unter www.verlag-jungewissenschaft.de/abo oder per Post:<br />

Verlag <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> Athanasios Roussidis, Neuer Zollhof 3, 40221 Düsseldorf


Mathematik<br />

Primfaktorzerlegung in XXL<br />

Neues<br />

Ein internationales Team von <strong>Wissenschaft</strong>lern unter Beteiligung der Universität Bonn hat eine<br />

232-stellige Zahl in ihre Primfaktoren zerlegt. Für ihre Berechnung nutzten sie vernetzte Computer -<br />

ein einzelner handelsüblicher Rechner wäre knapp 2.000 Jahre beschäftigt gewesen.<br />

Viele Verfahren zur Verschlüsselung sensibler<br />

Daten beruhen auf der Schwierigkeit,<br />

große Zahlen zu zerlegen. Die US-<br />

Forscher Ron Rivest, Adi Shamir und<br />

Leonard Adleman hatten 1977 das so<br />

genannte RSA-Verfahren zur Verschlüsselung<br />

von Daten entwickelt und später<br />

die Firma RSA Security gegründet.<br />

Ihre Technik steckt inzwischen in jedem<br />

Internet-Browser: Ein kleines Programm<br />

verschlüsselt dort beispielsweise Kreditkarten-Nummern<br />

so, dass ein böswilliger<br />

Lauscher mit ihnen nichts anfangen kann.<br />

Der Code beruht auf der Schwierigkeit,<br />

Zahlen in ihre Primfaktoren zu zerlegen.<br />

Denn was bei "21 = 7 mal 3" noch jeder<br />

Drittklässler problemlos schafft, wird bei<br />

genügend großen Zahlen fast unmöglich.<br />

Sichere Schlüssel sollten heute mindestens<br />

1024 Bit groß sein. Anders gesagt:<br />

Als Binärzahl aus Nullen und Einsen<br />

geschrieben, hätten sie eine Länge von<br />

1024 Ziffern.<br />

Die jetzt geknackte Zahl trägt die nüchterne<br />

Bezeichnung RSA-768, das heißt,<br />

sie hat 768 Bit. In Dezim<strong>als</strong>chreibweise<br />

entspricht das 232 Stellen. Damit handelt<br />

Biologie<br />

Wie Spinnen spinnen<br />

Die jetzt geknackte Primzahl hat in Binärschreibweise<br />

768 Stellen<br />

Spinnenseide ist fünfmal so reißfest wie Stahl und dreimal so fest wie die derzeit besten synthetischen<br />

Fasern. Wie schafft es die Spinne, in Sekundenbruchteilen lange, hochstabile und elastische<br />

Fäden zu ziehen? Diesem Geheimnis sind <strong>Wissenschaft</strong>ler aus Bayreuth und München nun auf die<br />

Spur gekommen.<br />

"Die hohe Elastizität und extreme Reißfestigkeit<br />

der natürlichen Spinnenseide<br />

erreichen selbst Fasern aus reinem<br />

Spinnenseiden-Protein bisher nicht,"<br />

sagt Professor Horst Kessler der Technischen<br />

Universität München. Daher ist<br />

eine Schlüsselfrage bei der künstlichen<br />

Herstellung stabiler Spinnenseide-Fäden:<br />

Wie schafft es die Spinne, das Rohmaterial<br />

in der Spinndrüse in hoher Konzen-<br />

es sich um das größte Zahlenungetüm<br />

von allgemeiner Form, das bislang in seine<br />

Primfaktoren zerlegt wurde.<br />

An dem Weltrekord waren neben der<br />

Uni Bonn das Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnologie, sowie<br />

Informatiker aus den Niederlanden, der<br />

Schweiz, Frankreich und Japan beteiligt.<br />

Die Berechnung lief verteilt auf zahlreichen<br />

Rechnern und beanspruchte insgesamt<br />

knapp 2000 Prozessor-Jahre. Die<br />

für den Rekord benutzte Software wurde<br />

zu erheblichen Teilen am Institut für Mathematik<br />

der Universität Bonn<br />

entwickelt. Das Bonner Institut<br />

für numerische Simulation stellte<br />

Hardware für diese Entwicklungsarbeiten<br />

sowie einen Teil<br />

der Rechenzeit für den aktuellen<br />

Rekord zur Verfügung.<br />

"Die Zerlegung eines 1024-Bit-<br />

Schlüssels wäre um drei Größenordnungen<br />

schwieriger<br />

<strong>als</strong> das jetzt abgeschlossene<br />

Projekt und würde teilweise<br />

nichttriviale Modifikationen<br />

tration bereit zu halten und bei Bedarf in<br />

Bruchteilen einer Sekunde daraus einen<br />

reißfesten Faden zu ziehen? Professor<br />

Thomas Scheibel, Inhaber des Lehrstuhls<br />

Biomaterialien der Universität Bayreuth,<br />

ist dem Geheimnis der Spinnenseiden<br />

seit einigen Jahren auf der Spur.<br />

Spinnenfäden bestehen aus Eiweißmolekülen,<br />

langen Ketten, die aus Tausenden<br />

der vorhandenen Software erfordern",<br />

erklärt Professor Dr. Jens Franke<br />

vom Institut für Mathematik der Uni<br />

Bonn. Dennoch werde der erste 1024-Bit-<br />

Schlüssel vermutlich noch vor Ende des<br />

Jahrzehnts geknackt. Gestützt wird diese<br />

Einschätzung durch die bisherigen Rekorde:<br />

1999 fiel RSA-512, 2005 RSA-663<br />

und nun RSA-768. Gängige Standards<br />

empfehlen übrigens, zur Gewährleistung<br />

eines langfristigen Sicherheitsniveaus<br />

nach Ende dieses Jahres keine 1024-Bit-<br />

Schlüssel mehr zu verwenden, sondern zu<br />

2048-Bit-Schlüsseln überzugehen.<br />

von Aminosäure-Bausteinen aufgebaut<br />

sind. Röntgenstreuungsexperimente zeigen,<br />

dass sich im fertigen Faden Bereiche<br />

befinden, in denen mehrere Eiweißketten<br />

über stabile physikalische Bindungen<br />

miteinander vernetzt sind. Sie bewirken<br />

die Stabilität. Dazwischen befinden sich<br />

unvernetzte Bereiche, sie sind für die hohe<br />

Elastizität verantwortlich. In der Spinndrüse<br />

herrschen ganz andere Verhältnisse:<br />

7<br />

Young Researcher


8<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Neues<br />

In einer wässrigen Umgebung lagern hier<br />

die Seiden-Proteine in hoher Konzen-<br />

tration und warten auf ihren Einsatz. Die<br />

für die festen Quervernetzungen verantwortlichen<br />

Bereiche dürfen sich dabei<br />

nicht zu nahe kommen, da sonst die Ei-<br />

weiße augenblicklich verklumpen wür-<br />

den. Es musste <strong>als</strong>o eine Art Speicher-<br />

form dieser Moleküle geben. Die Untersuchungsmethode<br />

der Wahl war die Kernmagnetische<br />

Resonanz-Spektroskopie<br />

(NMR), mit der die Struktur eines Regulationselements<br />

aufgeklärt wurde, das für<br />

die Bildung des festen Fadens verantwortlich<br />

ist. "Unter den Speicherbedingungen<br />

in der Spinndrüse sind immer zwei dieser<br />

Regulationsbereiche so miteinander verknüpft,<br />

dass die quervernetzenden Bereiche<br />

beider Ketten nicht parallel zueinander<br />

liegen können," erläutert Thomas<br />

Scheibel die Ergebnisse. "Die Vernetzung<br />

ist damit wirkungsvoll<br />

unterbunden."<br />

Die Eiweißketten<br />

lagern sich dann<br />

so zusammen, dass<br />

polare Bereiche<br />

außen sind und<br />

die Wasser abweisenden<br />

Teile der<br />

Kette innen. Dies<br />

stellt die gute Löslichkeit<br />

in der wässrigen<br />

Umgebung<br />

sicher.“<br />

Gelangen die so geschützten Proteine in<br />

den Spinnkanal, finden sie dort eine völlig<br />

andere Salzkonzentration und -zusammensetzung<br />

vor. Die beiden Salzbrücken<br />

der Regulatordomäne werden dadurch<br />

instabil und die Kette kann sich entfalten.<br />

Werkstofftechnik<br />

Nicht mehr sichere Helme duften<br />

Spinnenseiden sind inhomogen aufgebaut und erreichen so sowohl hohe<br />

Festigkeit <strong>als</strong> auch hohe Elastizität. Wie ein solcher Faden in Sekundenbruchteilen<br />

entsteht, wurde nun herausgefunden.<br />

Durch die Strömung im engen Spinnkanal<br />

treten zudem starke Scherkräfte auf.<br />

Die langen Eiweißketten werden parallel<br />

zueinander ausgerichtet, und nun liegen<br />

auch die für die Quervernetzung verantwortlichen<br />

Bereiche direkt nebeneinander.<br />

Ein stabiler Spinnenseidenfaden entsteht.<br />

Am Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik wurden Kunststoffe mit Mikrokapseln, die Duftöle enthalten,<br />

entwickelt. So können kleine Risse zum Beispiel in Fahrradhelmen durch Duftstoffe angezeigt<br />

werden.<br />

Fahrradhelme sollen den Kopf des Trägers<br />

schützen. Doch nur einwandfreie<br />

Helme halten im Notfall, was sie versprechen.<br />

Daher empfiehlt es sich, den Kopfschutz<br />

nach einiger Zeit auszutauschen.<br />

Aber wer erneuert schon gerne auf Verdacht<br />

seine Ausrüstung?<br />

Ein beschädigter Fahrradhelm setzt Duftstoffe frei. Rechts unten: die<br />

aufgerissene Mikrokapsel. (Quelle: Fraunhofer IWM)<br />

Daher haben Forscher des Fraunhofer-<br />

Instituts für Werkstoffmechanik IWM in<br />

Freiburg in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut<br />

für Umwelt-, Sicherheits-<br />

und Energietechnik in Oberhausen ein<br />

Verfahren entwickelt haben, um Risse<br />

durch Geruch erkennbar zu machen.<br />

Die Forscher arbeiten<br />

die Mikrokapseln <strong>als</strong><br />

Zusatzstoff in eine<br />

Polypropylenmasse ein,<br />

die sie dann im Spritzgussverfahren<br />

zum endgültigen<br />

Bauteil formen<br />

können. Im Fall des<br />

Fahrradhelms haben sie<br />

die Kügelchen in eine<br />

dicke Folie aus dem<br />

Polymerwerkstoff Polypropylen<br />

eingebracht.<br />

Die Folie wird am<br />

Kopfschutz befestigt.<br />

Eine Schicht aus Melaminformaldehydharz<br />

verschließt die Kapseln<br />

geruchsdicht und mechanisch. Sie<br />

schützt die Kügelchen, schließlich müssen<br />

diese im Spritzgussverfahren Temperaturen<br />

von 200 bis 300 Grad Celsius<br />

aushalten und darüber hinaus statischen<br />

Drücken von bis zu 100 bar standhalten<br />

Das Verfahren eignet sich nicht nur für<br />

alle schwer auf Defekte zu testenden<br />

Teile wie Fahrrad-, Motorrad- oder Bauhelme.<br />

Vielmehr lässt es sich auch zum<br />

Überprüfen von Druckschläuchen wie<br />

Waschmaschinenzuleitungen einsetzen,<br />

die verdeckt verbaut sind. Geruchssensoren<br />

könnten auch Kunststoffrohre<br />

für die Wasser- und Gasversorgung auf<br />

kritische Risse überwachen, da sie ausströmende<br />

Duftstoffe über weite Entfernungen<br />

hinweg registrieren. „Bei beschichteten<br />

Bauteilen aus Metall wird<br />

die Geruchsdetektion bereits eingesetzt.<br />

Wir wenden das Verfahren erstm<strong>als</strong> auf<br />

Polymerwerkstoffe an,“ erläutert einer<br />

der Forscher.


12<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Magazin<br />

MINT<br />

Roberta lässt die Puppen tanzen<br />

Anja Tempelhoff ist Re<strong>als</strong>chulrektorin und unterrichtet an der Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-<br />

Spandau Informatik. Sie ist Landesmentorin für Roberta in Berlin und MINT Botschafterin der Initiative<br />

MINT Zukunft schaffen.<br />

Frau Tempelhoff, Sie haben beobachtet,<br />

dass an den Informatikkursen in Ihrer<br />

Schule im Allgemeinen höchstens 20<br />

Prozent Mädchen teilnehmen. Woran<br />

kann das liegen?<br />

Anja Tempelhoff: Im Informatikunterricht<br />

in der Re<strong>als</strong>chule muss ich immer<br />

wieder feststellen, dass Mädchen und<br />

<strong>Junge</strong>n eine völlig unterschiedliche<br />

Herangehensweise an Computer besitzen.<br />

Während Mädchen verstärkt den<br />

kommunikativen Aspekt der Technologie<br />

erlernen und nutzen wollen, wie<br />

Chat-rooms und E-Mail, oder sich für<br />

Homepages von Popstars interessieren,<br />

wollen sich die <strong>Junge</strong>n verstärkt mit<br />

den technischen Aspekten beschäftigen.<br />

Tauschen <strong>Junge</strong>n Erfahrungen über<br />

Computer aus, so schließen sie dabei<br />

häufig Mädchen aus, indem sie – sicherlich<br />

zum Teil unbewusst – technische<br />

Fachtermini verwenden, ohne diese weiter<br />

zu erklären.<br />

Außerdem zeigen sich viele <strong>Junge</strong>n beinahe<br />

„ritterlich“, indem sie Mädchen<br />

schnell bei Computerproblemen helfen<br />

oder beraten. Mädchen reagieren bei<br />

Fehlermeldungen auch häufig ängstlich<br />

und unsicher, zum Teil sogar frustriert,<br />

während <strong>Junge</strong>n ohne Zögern versuchen,<br />

die Probleme selbstständig zu lösen.<br />

Informatik <strong>als</strong> mathematisch-technische<br />

Disziplin ist für viele Mädchen schlichtweg<br />

mit Vorurteilen belastet.<br />

Sie versuchen das zu ändern und bringen<br />

im Informatikunterricht Roboter ins<br />

Spiel.<br />

Anja Tempelhoff: Richtig, denn Roboter<br />

strahlen eine gewisse Faszination aus. Sie<br />

halten auch immer stärker Einzug in den<br />

Alltag der jungen Generation und sind<br />

ein attraktives Mittel, um technisches<br />

Wissen zu vermitteln. Mit Hilfe von<br />

Robotern lassen sich die Grundlagen<br />

der Programmierung in der Informatik<br />

begreifbar machen. Einfache Befehle<br />

können programmiert und sofort am<br />

Roboter erprobt werden. Die Schülerinnen<br />

erhalten somit eine unmittelbare<br />

Kontrollmöglichkeit ihrer Programmier-<br />

fähigkeiten und ihrer Programme. Während<br />

der Konstruktion und Programmierung<br />

von Robotern erfahren die<br />

Berlin STOMPYs - ein Roberta Team der Wolfgang-Borchert-Oberschule aus Berlin Spandau<br />

(Quelle: MINT Zukunft schaffen)<br />

Schülerinnen, dass die Arbeit mit Technik<br />

Spaß macht. Der Umgang mit<br />

Robotern kann ein sehr kreativer sein,<br />

da besonders LEGO-Roboter den Bau<br />

zahlreicher Modelle ermöglichen, die<br />

sich durch Umbau immer weiter optimieren<br />

lassen, so dass immer wieder neue<br />

Aufgaben gelöst werden können.<br />

Was beobachten Sie noch bei der Arbeit<br />

mit den Robotern?<br />

Anja Tempelhoff: Neben dem fachlichen<br />

Wissen wird bei der Arbeit mit<br />

Robotern auch die Sozialkompetenz der<br />

Schülerinnen gefördert. Diese arbeiten<br />

im Team zusammen, teilen sich in der<br />

Regel zu dritt oder viert einen Roboter-<br />

Baukasten, präsentieren nach der Bearbeitung<br />

einzelner Aufgabenstellungen<br />

ihre Ergebnisse, tauschen ihre Erfahrungen<br />

in der Konstruktion und Programmierung<br />

aus und erläutern ihre<br />

Problemlösungsstrategie. Durch diesen<br />

hohen Stellenwert der Präsentation während<br />

der Arbeit mit Robotern, wird insbesondere<br />

die Kommunikations- und<br />

Dokumentationsfähigkeit der Schülerinnen<br />

gefördert.<br />

Welche Bedeutung hat das Roberta<br />

Projekt der Fraunhofer Gesellschaft?<br />

Anja Tempelhoff: Es gibt bisher kaum<br />

Unterrichtsmaterial, das die Interessen<br />

und Fähigkeiten der Mädchen im Fach<br />

Informatik berücksichtigt. Obwohl<br />

bekannt ist, das Mädchen eine andere<br />

Herangehensweise an Computer und<br />

Technik haben, wird in der Informatikdidaktik<br />

dieses Problem weitgehend<br />

außer Acht gelassen. Das Fraunhofer-<br />

Institut für Intelligente Analyse- und<br />

Informationssysteme IAIS versucht,<br />

auf diesem Gebiet mit ihrem Roberta-<br />

Projekt Abhilfe zu schaffen. Das Fraunhofer-Institut<br />

hat in ihren Roberta-<br />

Kursen bereits die Erfahrung gemacht,<br />

dass Mädchen erst dann bereit sind,<br />

sich mit einem Thema auseinanderzusetzen,<br />

wenn sie einen Grund dafür


Roberta® -<br />

eine Initiative des Fraunhofer IAIS<br />

Ziel der Roberta® -Initiative ist es, das Interesse<br />

insbesondere von Mädchen – aber<br />

auch von <strong>Junge</strong>n – für Informatik, Technik<br />

und Naturwissenschaften nachhaltig zu<br />

wecken.<br />

Mit speziellem gendergerechtem Lehr- und<br />

Lernmaterialien und einem Schulungskonzept<br />

wurde in den vergangenen Jahren ein<br />

nachhaltiges Bildungsangebot etabliert.<br />

Regionale Roberta® RegioZentren und<br />

zertifizierte Roberta® -Kursleitungen<br />

bilden mittlerweile ein europäisches Netzwerk<br />

für den Erfahrungsaustausch und die<br />

Weiterentwicklung von Roberta.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://www.roberta-home.de/<br />

Magazin<br />

akzeptieren können. Diese Erfahrung<br />

kann ich bestätigen: Es ist zu beobachten,<br />

dass die Mädchen meiner Roberta-<br />

Teams viel stärker an Fragestellungen<br />

interessiert sind, die den Robotern „sinnvolle“<br />

Aufgaben abverlangen.<br />

Welche Erfolge konnten Sie bereits mit<br />

Ihren Schülerinnen im Roberta Projekt<br />

erzielen?<br />

Anja Tempelhoff: Seit 2005 nehme ich<br />

mit jeweils mindestens einem Mädchenteam<br />

am RoboCupJunior, einem Robotikwettbewerb,<br />

teil. In diesem Jahr fand<br />

die Weltmeisterschaft in Singapur statt,<br />

von der wir <strong>als</strong> Weltmeister heimkehrten.<br />

Aber auch in den Jahren davor ist es mir<br />

jedes Mal gelungen, ein Team für die<br />

Weltmeisterschaft zu qualifizieren und<br />

mit diesem Titel bzw. Sonderpreise zu<br />

erhalten.<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

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18<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Jugend forscht<br />

Leckerer Schutz für Vitamin C<br />

Neues aus der molekularen Küche: Cyclodextrin schützt Vitamin C<br />

Vitamin C ist ein empfindliches Molekül. Doch man muss es nicht hinnehmen, dass beim Kochen oder<br />

Lagern von Obst und Gemüse wesentliche Anteile des Vitamins zerstört werden. Wir wiesen in zahlreichen<br />

Laborversuchen nach, dass der Lebensmittelzusatz ß-Cyclodextrin die Vitaminverluste um<br />

durchschnittlich 30-50% mindern kann.<br />

1 Kochen ist Chemie<br />

Die Zauberformel „molekulare Küche“ haben<br />

Gourmet-Köche unserer Zeit geprägt:<br />

Sie experimentieren in Küchen mit physikalischen<br />

und chemischen Methoden<br />

und Geräten, und sie erkennen, dass die<br />

Zubereitung von Speisen auf beeinflussbaren<br />

chemischen Vorgängen beruht. Kochen<br />

ist Chemie, das war schon immer so!<br />

Jetzt klingt es endlich anspruchsvoll und<br />

wissenschaftlich. Gerade weil es da allerlei<br />

Hokuspokus gibt, wollen wir mit unserer<br />

Arbeit zum Schutz von Ascorbinsäure-<br />

Molekülen in den molekularen Höhlen<br />

von Wirts-Molekülen einen seriösen Beitrag<br />

zur molekularen Küche leisten.<br />

2. Einführung und Problemstellung<br />

Der Tagesbedarf eines Erwachsenen an<br />

Vitamin C wird von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Ernährung mit 100 mg<br />

angegeben. Die Meinungen gehen jedoch<br />

weit auseinander. Der Chemie-<br />

Nobelpreisträger Linus Pauling war ein<br />

engagierter Vertreter der hoch dosierten<br />

Anwendung von Vitamin C. Fest steht,<br />

dass Dosierungen bis zu 5000 mg kurzzeitig<br />

<strong>als</strong> unbedenklich gelten. Überschüssige<br />

Mengen werden vom Körper über den<br />

Urin ausgeschieden. Ganz anders sieht es<br />

mit der Unterversorgung aus. Der Mangel<br />

von Vitamin C in der Ernährung führt<br />

zum Krankheitsbild des Skorbuts, der vor<br />

allem bei den Seefahrern der letzten Jahrhunderte<br />

auftrat.<br />

Es wird berichtet, dass beim Kochen von<br />

Vitamin C-haltigen Speisen ein Vitaminverlust<br />

von 25% bis 60% auftreten kann<br />

[1]. Auch das Umrühren hat offenbar<br />

einen Einfluss, da dabei oxidierend wirkender<br />

Sauerstoff eingetragen werden<br />

kann. Tatsache ist, dass die Zerstörung von<br />

Vitaminen in Lebensmitteln durch unsachgemäße<br />

Behandlung zu einer Verminderung<br />

ihres ernährungsphysiologischen<br />

Thomas Fuchs * 1993<br />

Dammbach/Wintersbach<br />

Timo Imhof * 1992<br />

Johannesberg<br />

Schule:<br />

Hanns-Seidel Gymnasium Hösbach,<br />

Hösbach<br />

Eingang der Arbeit: Juli 2009<br />

Zur Veröffentlichung angenommen:<br />

November 2009<br />

Wertes führt. Der Vitamin C-Verlust von<br />

Speisen beim Kochen wurde in der Vergangenheit<br />

ausführlich untersucht [12].<br />

Daher fragten wir uns, ob es nicht innerhalb<br />

des erlaubten Sortiments Stoffe<br />

gibt, die eine Art Schutzfunktion für das<br />

sensible Vitamin C übernehmen könnten.<br />

Wir dachten hier in erster Linie an die Cyclodextrine,<br />

die man auch etwas flapsig <strong>als</strong><br />

molekulare Zuckertüten bezeichnet. Ihre<br />

molekularen Höhlen werden bereits bei<br />

anderen Anwendungen <strong>als</strong> Stoffdepot genutzt.<br />

Eine Konservierung von Vitamin C<br />

auf molekularer Ebene ist unseres Wissens<br />

bislang nicht beschrieben. Sie wäre auch<br />

deshalb interessant, weil ß-Cyclodextrin<br />

seit dem 24. November 2000 in der Bundesrepublik<br />

<strong>als</strong> Lebensmittelzusatzstoff<br />

(E 459) zugelassen ist [2]. Am 26. Mai<br />

2008 hat die zuständige EU-Kommission<br />

nun auch dem α-Cyclodextrin die Zulassung<br />

<strong>als</strong> Lebensmittelzusatz erteilt [3].


Abb. 1: Blick von oben in ein β-Cyclodextrin-Molekül nach [4]<br />

3 Grundlagen der Wirt-Gast-Chemie:<br />

Charakterisierung der Ausgangsstoffe<br />

3.1 Cyclodextrine<br />

Cyclodextrine (kurz: CD) wurden von<br />

Villiers 1891 erstm<strong>als</strong> isoliert. Schardinger<br />

konnte die neue Stoffklasse 1903 <strong>als</strong> Oligosaccharide<br />

charakterisieren. Lange Zeit<br />

blieben sie eine Laborkuriosität. Je nach<br />

Anzahl der sie aufbauenden Glucosemoleküle<br />

(6–8) erhalten sie einen griechischen<br />

Buchstaben von α bis γ <strong>als</strong> Präfix.<br />

Chemisch gesehen sind Cyclodextrine<br />

eine Klasse von Verbindungen, die zu<br />

Abb. 2: Querschnitt durch ein α-Cyclodextrin-Molekül nach [4]<br />

Molare Masse<br />

[g/mol]<br />

Höhe der Kavität<br />

[nm]<br />

den cyclischen, nicht reduzierenden Oligosacchariden<br />

mit 1,4-α-glykosidisch<br />

verknüpften Glucose-Einheiten gehören<br />

(siehe Abb.1). Sie stellen Abbauprodukte<br />

von Stärke dar. Das praktische Interesse<br />

an dieser Verbindungsklasse ergibt sich<br />

aus der interessanten Molekül-Architektur.<br />

Ihre dreidimensionale Form kann <strong>als</strong><br />

offener Kegelstumpf beschrieben werden.<br />

Die Glucose-Einheiten sind so angeordnet,<br />

dass eine hydrophile Außenseite und<br />

ein hydrophober Hohlraum entstehen.<br />

Abb. 2 zeigt, dass sich die Hydroxygruppen<br />

am oberen und unteren Rand des<br />

Moleküls befinden. Sie verleihen den<br />

Durchmesser<br />

der Kavität [nm]<br />

Jugend forscht<br />

Cyclodextrinen eine polare äußere Oberfläche.<br />

Das Innere des Hohlkörpers hat<br />

einen eher unpolaren Charakter. Als Folge<br />

davon sind Cyclodextrine in der Lage,<br />

lipophile Moleküle geeigneter Größe<br />

einzuschließen, wenn die Gastkomponente<br />

entweder ganz oder teilweise in<br />

den Hohlraum hineinpasst (Einschlussverbindung).<br />

Sie kann sich aber auch nur<br />

von außen an das Cyclodextrin anlagern<br />

(Anlagerungsverbindung).<br />

Lange schien es, dass die Cyclodextrine<br />

wegen ihres hohen Preises für eine Anwendung<br />

in der Praxis nicht in Frage<br />

kommen. Heute hat die starke Nachfrage<br />

auch die Preise enorm fallen lassen.<br />

Ihre Wasserlöslichkeit und die Fähigkeit,<br />

Einschlussverbindungen zu bilden, machen<br />

sie zu einem immer wichtigeren<br />

Gegenstand der pharmazeutischen<br />

und der kosmetischen Forschung.<br />

Die weiteste technische Verbreitung<br />

hat das β-Cyclodextrin (siehe Tab. 1).<br />

Das Einsatzspektrum reicht heute von<br />

der Medizin über die Sensorik und die<br />

Landwirtschaft bis hin zur Verpackungsindustrie.<br />

Dem Verbraucher begegnen<br />

Cyclodextrine mittlerweile unter dem<br />

Handelsnamen Febreze®, Bounce® oder<br />

Oust®. Die in diesen Produkten enthaltenen<br />

Cyclodextrin-Derivate können<br />

unangenehme Geruchsstoffe binden<br />

und sind gleichermaßen Träger von<br />

Außendurchmesser<br />

der Kavität [nm]<br />

α-CD 972 0,79 0,47 – 0,53 1,46 ± 40 145<br />

β-CD 1135 0,79 0,60 – 0,65 1,54 ± 40 18,5<br />

γ-CD 1297 0,79 0,75 – 0,83 1,75 ± 40 232<br />

Tab. 1: Eigenschaften der verfügbaren Cyclodextrine nach [4]<br />

Löslichkeit in<br />

Wasser, 25°C [g/L]<br />

19<br />

Young Researcher


20<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Jugend forscht<br />

Duftstoffen. WACKER SPECIALITIES<br />

entwickelte ein Produkt, das die Fixierung<br />

der Cyclodextrine über kovalente<br />

Bindungen an den OH-Gruppen von<br />

Baumwollfasern ermöglicht. Die imprägnierten<br />

Textilien zeichnen sich durch<br />

eine lang anhaltende Frische aus, weil<br />

Geruchskomponenten aus dem Körperschweiß<br />

eingekapselt werden können.<br />

3.2 Ascorbinsäure: Struktur und Analytik<br />

Ascorbinsäure (Vitamin C) ist ein weißer,<br />

kristalliner, wasserlöslicher Feststoff.<br />

Aus der Strukturformel (Abb. 3) wird<br />

die Anordnung zweier benachbarter<br />

OH-Gruppen an einer C═C-Doppelbindung<br />

ersichtlich. Die Endiol-Gruppe<br />

bedingt den sauren Charakter sowie das<br />

starke Reduktionsvermögen der Ascorbinsäure.<br />

Beide Eigenschaften stellen<br />

auch die Grundlage für die quantitativen<br />

Bestimmungsmethoden dar.<br />

Die Anwendbarkeit möglicher Untersuchungsmethoden<br />

hängt im Wesentlichen<br />

von der stofflichen Umgebung des<br />

Vitamin C ab. Säure-Base-Titrationen<br />

kommen dann in Frage, wenn keine störenden<br />

Begleitstoffe vorliegen. Dies ist<br />

bei Lösungen von reinem Vitamin C in<br />

Wasser der Fall. Bei der Untersuchung<br />

des Vitamin C Gehaltes von Naturprodukten<br />

mit zusätzlichen pflanzlichen<br />

Inhaltsstoffen hat sich die Titration mit<br />

2,6-Dichlorphenolindophenol bewährt.<br />

2,6-Dichlorphenolindophenol ist ein selektives<br />

Reagenz auf Vitamin C.<br />

Zunächst galt es, die für uns optimale<br />

Methode zur quantitativen Vitamin<br />

C Bestimmung zu finden. Sie sollte<br />

möglichst wenig aufwändig sein, vor<br />

allem im Hinblick auf die geplanten<br />

Untersuchungsreihen, bei denen viele<br />

Quantitative Bestimmungsmethoden für Vitamin C<br />

Säure-Base-Titration<br />

Titration mit Iod im Anschluss an Säure-Base-Titration<br />

Direkte Titration mit Iod<br />

Rücktitration von überschüssigem Iod mit Thiosulfat<br />

Titration mit Iodat<br />

Titration mit 2,6-Dichlorphenolindophenol<br />

Bestimmungen hintereinander<br />

anfielen<br />

(siehe auch Tab. 2).<br />

Anfangs bestimmten wir<br />

Vitamin C durch Titration<br />

mit einer Kaliumiodat-<br />

Maßlösung. Dies erwies<br />

sich jedoch für den Routinebetrieb<br />

<strong>als</strong> zu umständlich,<br />

weil man jedes Mal<br />

eine frische Maßlösung ansetzen musste.<br />

Hinzu kam, dass die Cyclodextrine<br />

das Ergebnis geringfügig beeinflussen.<br />

Für die Hauptuntersuchungen stiegen<br />

wir deshalb auf die Säure-Base-Titration<br />

um. Dabei erfasst man das Vitamin C<br />

<strong>als</strong> schwache, einbasige Säure mit Na-<br />

OH-Maßlösung (c = 0,01 mol/L). Für<br />

größere Untersuchungsreihen setzten<br />

wir jeweils Vitamin C Lösungen im Litermaßstab<br />

mit einer Konzentration von<br />

200 mg Vitamin C/L an. Diese Stammlösung<br />

wurde vor jeder Untersuchungsreihe<br />

frisch bereitet.<br />

Als günstiger Indikator erwies<br />

sich Thymolblau mit einem<br />

Farbumschlag von gelbgrünlich<br />

nach blau zwischen pH<br />

7,8 und 9,5. 2,6-Dichlorphenolindophenol<br />

(DCPIP)<br />

(Tillmans-Reagenz, siehe<br />

Abb. 4) bildet in neutralem<br />

und basischem Milieu eine<br />

tiefblaue Lösung. Durch die<br />

reduzierende Wirkung der Ascorbinsäure<br />

kommt es zur Entfärbung,<br />

weil die blaue Form<br />

in die Leukoverbindung übergeht.<br />

Zur Herstellung einer<br />

Maßlösung werden 60 mg<br />

2,6-DCPIP in 100 mL Wasser<br />

gelöst und nach intensivem<br />

Rühren durch einen<br />

Fotometrische Bestimmung mit 2,6-Dichlorphenolindophenol<br />

Tab. 2: Methoden zur quantitativen Bestimmung von Ascorbinsäure nach [5]<br />

Abb. 3: Strukturformel von Vitamin C<br />

Faltenfilter in einen Messkolben filtriert.<br />

Vor der eigentlichen Bestimmung muss<br />

der Titer der Lösung bestimmt werden.<br />

Zu 50 mL einer Ascorbinsäurelösung<br />

bekannter Konzentration gibt man<br />

2 mL Eisessig und titriert bis zur Rosafärbung.<br />

Daraus ergibt sich, welcher<br />

Menge Vitamin C 1 mL der eingesetzten<br />

2,6-DCPIP-Lösung entspricht. Vergleichsuntersuchungen<br />

zeigen, dass es<br />

zwischen den genannten analytischen<br />

Methoden praktisch keine signifikanten<br />

Abweichungen gibt.<br />

Abb. 4: Strukturformel von 2,6-DCPIP


4. Die Stress-Faktoren für Vitamin C<br />

und der Einfluss von Cyclodextrin<br />

4.1. Der Faktor Luft<br />

Vitamin C-Lösungen altern alleine durch<br />

längeres Stehen an Luft. Wir wollten die<br />

Verluste quantitativ erfassen und prüfen,<br />

ob β-Cyclodextrin Verluste minimieren<br />

kann. Es wurden nach stöchiometrischen<br />

Berechnungen pro 10 mg Vitamin C<br />

immer ca. 130 mg β-CD bzw. 65 mg<br />

α-CD verwendet. Wir ließen Vitamin<br />

C-Lösungen mit und ohne CD bis<br />

14 Tage an Luft stehen und prüften von<br />

Zeit zu Zeit den Vitamin C-Gehalt.<br />

Abb. 5 zeigt, dass die Vitamin C-Abnahme<br />

schon nach 2 Stunden 4,8% beträgt.<br />

β-Cyclodextrin kann diesen Verlust<br />

komplett verhindern. Über 2 Wochen<br />

steigen die Einbußen kontinuierlich bis<br />

auf fast 30%. Die β-Cyclodextrin-<br />

Lösungen sind nicht ganz verlustfrei.<br />

Die Vitamin C-Verluste können<br />

allerdings um ca. 50% reduziert werden.<br />

Verschiedene Grade des Lufteintrages<br />

simulierten wir auf dem Magnetrührer<br />

über eine Zeit von 30 Minuten und durch<br />

Einstellen der Rührgeschwindigkeit. Das<br />

Ergebnis in Abb. 6 zeigt den Einfluss<br />

auf die Vitamin C-Zerstörung und die<br />

konservierende Wirkung von Cyclodextrin.<br />

Diese Einbußen treten bereits bei<br />

Raumtemperatur auf. Später haben wir<br />

die Vitamin C-Lösungen 1 Stunde bei<br />

60°C gerührt. Die Verluste belaufen sich<br />

hier bei schwachem Rühren auf 53%.<br />

Bei hoher Rührgeschwindigkeit sind es<br />

beachtliche 76%.<br />

4.2. Der Faktor Temperatur<br />

Wir waren sicher, dass auch die Temperatur<br />

einen Einfluss auf die Vitamin<br />

C-Stabilität hat. Die Ergebnisse dieser<br />

Reihe zeigt Abb. 7. Bei 80°C bleiben von<br />

10 mg Vitamin C noch 5,76 mg übrig.<br />

4.3. Der Faktor Cyclodextrin<br />

In einer weiteren Reihe sollte der Vitamin<br />

C-Schutz aller vorliegenden Cyclodextrine<br />

erfasst werden. Der Vitamin<br />

C-Gehalt der Lösungen wurde nach<br />

60 Minuten bei 80°C titrimetrisch erfasst.<br />

Das Ergebnis zeigt die Tabelle 3.<br />

Alle drei Cyclodextrine können die Vitamin<br />

C-Verluste deutlich senken. Einen<br />

kleinen Vorteil hat das β-Cyclodextrin.<br />

Das ist gut so, denn es war lange Zeit <strong>als</strong><br />

einziges Cyclodextrin für den Einsatz in<br />

Lebensmitteln zugelassen. Aus diesem<br />

Jugend forscht<br />

Abb. 5: Vitamin C-Verluste beim Stehen wässriger Lösung und die Schutzfunktion von<br />

β-Cyclodextrin<br />

Abb. 6: Vitamin C-Verluste beim Rühren bei Raumtemperatur und die Schutzfunktion von β-CD<br />

Abb. 7: Vitamin C-Verluste in wässriger Lösung in Abhängigkeit von der Temperatur (Dauer: 1h)<br />

ohne CD α-CD β-CD γ-CD<br />

Vitamin C-Gehalt [mg] 8,10 9,48 9,65 9,48<br />

Vitamin C-Verlust [%] 19 5,2 3,5 5,2<br />

Tab. 3: Vitamin C-Verluste bei 80°C mit verschiedenen Cyclodextrinen ausgehend von 10 mg<br />

Vitamin C<br />

21<br />

Young Researcher


22<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Jugend forscht<br />

rund beschränken wir uns hier nahezu<br />

ausschließlich auf β-Cyclodextrin.<br />

In einer späteren Phase unserer Arbeit<br />

stellten wir einen Großteil des Untersuchungsprogramms<br />

auch mit α-CD nach.<br />

Die Ergebnisse decken sich weitgehend<br />

mit den bei β-CD erhaltenen.<br />

4.4. Der Faktor Zeit<br />

Schon bei 4.1. wird ersichtlich, dass nicht<br />

nur der Faktor Luft, sondern auch der<br />

Faktor Zeit über den Vitamin C-Verlust<br />

entscheidet. Bei der folgenden Untersuchungsreihe<br />

erhitzten wir jeweils 200 mL<br />

der wässrigen Vitamin C-Lösungen 5, 10,<br />

20 und 30 Minuten lang in getrennten<br />

Bechergläsern auf der Herdplatte bis<br />

zum Sieden. Mit Erreichen der Siede-<br />

temperatur wurde die Stoppuhr eingeschaltet.<br />

Danach ließen wir die Lösungen<br />

abkühlen, füllten sie in einen Messkolben<br />

und glichen die Kochverluste durch<br />

Zugabe von Wasser aus. Dann wurden<br />

50 mL-Proben titriert. In dieser Reihe<br />

sollten nochm<strong>als</strong> die verschiedenen<br />

Cyclodextrine zum Einsatz kommen.<br />

Die Werte differieren nicht stark.<br />

β-Cyclodextrin ist leicht im Vorteil.<br />

Diese Daten sind in Abb. 8 grafisch<br />

Abb. 8: Vitamin C-Gehalt in siedenden Lösungen in Abhängigkeit von der Zeit mit und ohne β-CD<br />

Abb. 9: Vitamin C-Verluste in Lösungen verschiedener pH-Werte mit und ohne β-CD<br />

Tab. 4: Vitamin C Gehalte und Verluste in Abhängigkeit von der Kochzeit bei Zugabe verschiedener Cyclodextrine<br />

dargestellt. Auch mit Cyclodextrin zeigt<br />

Vitamin C in siedendem Wasser Verluste,<br />

die mit der Kochzeit steigen. Bei 10<br />

Minuten Kochzeit kann β-Cyclodextrin<br />

sie jedoch um 83% reduzieren.<br />

4.5. Der Faktor pH-Wert<br />

Uns interessierte auch die Frage, ob<br />

die Stabilität des Vitamin C vom<br />

pH-Wert der Lösung beeinflusst werden<br />

kann. Hier war die Bestimmung des<br />

Vitamin C-Gehaltes über die Säure-Base-<br />

Titration nicht mehr die Methode der<br />

Wahl, weil die pH-Werte mit Puffersystemen<br />

eingestellt wurden, die den<br />

Endpunkt der Bestimmung maßgeblich<br />

beeinflussen. Also griffen wir<br />

zum Tillmans-Reagenz und titrierten<br />

mit einer eingestellten 2,6-Dichlorphenolindophenolnatrium-Lösung.<br />

Da wir schon bei 10-minütigem Stehen<br />

der Lösung einen erheblichen<br />

Vitamin C-Verlust feststellten, hielten<br />

wir es nicht für nötig, zu erhitzen oder<br />

gar zu kochen. Wir sehen, dass das<br />

Vitamin C vor allem im alkalischen<br />

Milieu ganz besonders labil ist (siehe<br />

Abb. 9). Nach 1 Stunde betragen die<br />

Verluste schon über 90%, während sie im<br />

Sauren erst bei ca. 20% liegen. Bei kleinen<br />

pH-Werten, <strong>als</strong>o im sauren Bereich,<br />

funktioniert der Schutz durch Cyclodextrine<br />

wesentlich besser <strong>als</strong> im basischen<br />

Bereich.<br />

4.6. Der Faktor Licht<br />

In der Lebensmittelchemie wird Vitamin<br />

C <strong>als</strong> lichtempfindlich eingestuft. Es wird<br />

berichtet, dass die Vitamin C-Verluste<br />

von Gemüse 65% betragen können,<br />

wenn man es über drei Stunden dem<br />

Sonnenlicht aussetzt [6].<br />

Da uns Jahreszeit bedingt kein intensives<br />

Sonnenlicht zur Verfügung<br />

stand, bestrahlten wir wässrige Lösungen<br />

von Vitamin C mit und ohne<br />

β-Cyclodextrin-Zusatz über drei Stunden<br />

mit einer UV-Lampe und bestimmten<br />

den Vitamin C-Gehalt. Das<br />

Zeit 5 min 10 min 20 min 30 min<br />

Gehalt [mg] Verlust [%] Gehalt [mg] Verlust [%] Gehalt [mg] Verlust [%] Gehalt [mg] Verlust [%]<br />

ohne CD 8,95 10,5 7,90 21 6,94 30,6 6,26 37,4<br />

α-CD 10,00 0 9,29 7,1 8,70 13 7,91 20,9<br />

ß-CD 10,00 0 9,65 3,5 8,93 10,7 8,15 18,5<br />

γ-CD 9,84 1,6 9,37 6,3 8,45 15,5 7,69 23,1


Ergebnis zeigt Abb. 10. Die Verluste ohne<br />

CD-Schutz liegen bei 8 - 14%. β -Cyclodextrin<br />

kann sie auf 2 – 9% reduzieren.<br />

4.7. Der Faktor Kochtechnik<br />

In der nächsten Versuchsreihe wollten<br />

wir klären, ob die Kochtechnik einen<br />

Einfluss auf die Stabilität von Vitamin<br />

C hat. Hier konkurrieren das Erwärmen<br />

auf der Herdplatte mit dem Erwärmen<br />

in der Mikrowelle und schließlich<br />

sollte auch der Dampfkochtopf einbezogen<br />

werden. Letzterer arbeitet laut<br />

Information des Herstellers Silit bei<br />

120°C und entwickelt bei dieser Temperatur<br />

einen Innendruck von 0,9 bis 1,5<br />

bar. Die Ergebnisse sind in Abb. 11 zusammengefasst.<br />

Man erkennt, dass es zwischen<br />

Herd und Mikrowelle nahezu keinen<br />

Unterschied gibt. Beim Erhitzen im<br />

Dampfkochtopf sind die Verluste gewaltig.<br />

Sie liegen je nach Kochzeit zwischen<br />

40 und fast 70%. Ganz allgemein kann<br />

man sagen, dass die Vitamin C-Verluste<br />

durch Cyclodextrin-Einsatz in der Regel<br />

zwischen 30% und 50% verringert werden<br />

können. Dies ist eine erstaunliche<br />

Erkenntnis. Im Dampfkochtopf macht<br />

sich der positive Cyclodextrin-Einfluss<br />

besonders stark bemerkbar.<br />

5. Rezepte gegen die Vitamin C<br />

Verluste bei der Saft- und Marmelade-<br />

herstellung<br />

5.1. Obstsäfte: Orange und Kiwi<br />

Wir bestimmten über die 2,6-<br />

Dichlorphenolindophenol-Methode den<br />

Vitamin C-Gehalt von frisch gepresstem<br />

Orangensaft. Dazu haben wir den Saft im<br />

Verhältnis 1 : 12,5 mit Wasser verdünnt.<br />

Die Säfte ließen wir bei Raumtemperatur<br />

und im Kühlschrank bei 6°C jeweils drei<br />

Tage lang stehen und bestimmten dann<br />

Abb. 10: Vitamin C-Verluste beim Bestrahlen mit UV-Licht mit und ohne β-CD<br />

den Vitamin C-Gehalt. Eine weitere Probe<br />

wurde in der Mikrowelle 10 min am<br />

Sieden gehalten. Die Ergebnisse veranschaulicht<br />

Abb. 12. Im frisch gepressten<br />

Saft finden wir einen Gehalt von 234 mg<br />

Vitamin C bezogen auf 100 mL Orangensaft.<br />

Im Kühlschrank beträgt der Vitamin<br />

C-Verlust nach drei Tagen 16,5%,<br />

bei Raumtemperatur sind es 23,3%.<br />

Durch β-Cyclodextrin-Zusatz können<br />

diese Verluste jeweils halbiert werden.<br />

Wird der frisch gepresste Saft 10 min<br />

gekocht, beträgt der Vitamin C-Verlust<br />

16,5%, mit Cyclodextrin nur ein Drittel<br />

davon. Erstaunlich ist vor allem der<br />

geschmackliche Eindruck des gepressten<br />

Saftes, den wir uns von vielen Test-<br />

personen haben bestätigen lassen. Nach<br />

drei bis vier Tagen schmeckt der Saft<br />

ohne Zusatz schon schal und bitter, während<br />

die Cyclodextrin-Probe immer noch<br />

einen frischen, fruchtigen Geschmackseindruck<br />

hinterlässt. Dies kann auch<br />

damit zu tun haben, dass Cyclodextrin<br />

auch Bitterstoffe binden kann [4].<br />

Abb. 11: Vitamin C-Verluste bei verschiedenen Kochtechniken mit und ohne β-Cyclodextrin<br />

Jugend forscht<br />

Bei der Untersuchung weiterer Obstsäfte<br />

entschieden wir uns, auf Rot- und<br />

Braunsäfte (z.B. Johannisbeere, Apfel<br />

etc.) zu verzichten, da wegen deren<br />

Eigenfarbe die Erkennung des Endpunktes<br />

der Titration mit Tillmans-Reagenz<br />

nahezu unmöglich ist.<br />

Die Kiwi liefert einen hellgrünen Saft<br />

und gilt mit 46 mg pro 100 g Frucht auch<br />

<strong>als</strong> reich an Vitamin C [8]. Wir fanden<br />

im frisch gepressten Kiwisaft einen Vitamin<br />

C-Gehalt von 52,7 mg bezogen auf<br />

100 mL Saft. Nach dem Pressen wurde<br />

eine Probe mit β-Cyclodextrin versetzt.<br />

Dann wurden, wie bei der Saftherstellung<br />

üblich, zum Pasteurisieren 5 min auf<br />

80°C erhitzt. Die bestimmten Vitamin<br />

C-Werte (siehe Abb. 13) zeigen, dass<br />

Cyclodextrin in der Saftherstellung den<br />

Vitamin C-Verlust um ca. 80% reduzieren<br />

kann.<br />

5.2. Marmeladen: Mango und Kiwi<br />

Mango ist eine Frucht, die in vielen<br />

Marmeladen enthalten ist. Ihr Vitamin<br />

C-Gehalt wird in der Literatur mit<br />

37 mg pro 100 g Frucht angegeben [9].<br />

Unsere Marmelade stellten wir nach<br />

folgendem Rezept her: Wir pürierten<br />

200 g Mango-Fruchtfleisch, versetzten<br />

dies im Verhältnis 2 : 1 mit Gelierzucker<br />

und bestimmten zunächst den Vitamin<br />

C-Nullwert mit 8,77 mg, bezogen<br />

auf 100 g Frucht. Zu einer 100 g-Probe<br />

gaben wir 2 g β-Cyclodextrin. Dann<br />

wurden beide unter ständigem Rühren<br />

4 Minuten gekocht. Nach dem Abkühlen<br />

führten wir mit den fertigen Marmeladen<br />

die Vitamin C-Bestimmungen<br />

durch (siehe Abb. 14). Sie ergeben, dass<br />

die Verluste mit Cyclodextrin um fast<br />

90% zurück gedrängt werden können.<br />

23<br />

Young Researcher


24<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Jugend forscht<br />

Analog wurde auch Kiwi-Marmelade<br />

mit der „Goldenen Kiwi“ hergestellt. Bei<br />

ihr sind die Farbverhältnisse so günstig,<br />

dass der Farbumschlag bei Titration mit<br />

Tillmans-Reagenz noch deutlich erkannt<br />

werden kann. Hier sollte der Vitamin C-<br />

Gehalt nicht nur nach dem Einkochen,<br />

sondern auch vier Wochen danach bestimmt<br />

werden. Den Vitamin C-Gehalt<br />

der frischen Kiwi ermittelten wir mit<br />

82,3 mg pro 100 g Frucht. Die Ergebnisse<br />

bei der Untersuchung der Kiwimarmelade<br />

ähneln denen der Mangomarmelade.<br />

Auch hier wird der schützende Effekt des<br />

Cyclodextrins offenkundig. Allerdings<br />

sind nach vier Wochen schon deutliche<br />

Vitamin C-Verluste zu registrieren, die das<br />

Cyclodextrin etwas abfangen kann. (siehe<br />

Abb. 15)<br />

6. Gibt es einen Vitamin C-Cyclodextrin-<br />

Komplex?<br />

Nach unseren vielen analytischen Versuchen,<br />

die unserer Meinung nach klar die<br />

positive Wirkung des Cyclodextrins auf<br />

die Vitamin C-Verluste beweisen, stellten<br />

wir uns die Frage, wie diese Verminderung<br />

der Verluste zustande kommt. Klar ist,<br />

dass es Wechselwirkungen zwischen den<br />

Vitamin C- und den Cyclodextrinmolekülen<br />

geben muss. Unser Interesse richtete<br />

sich auf die Frage, ob dies nur leichte<br />

zwischenmolekularen Kräfte sind, die das<br />

Vitamin C- Molekül stabilisieren und vor<br />

Oxidation schützen oder ob sich ein fester<br />

Komplex zwischen diesen beiden Molekülen<br />

bildet. Bei der Komplexbildung gibt<br />

es im wesentlichen zwei Möglichkeiten:<br />

Zum einen den 1 : 1 Komplex, bei dem<br />

sich jeweils ein Vitamin C mit einem<br />

Cyclodextrinmolekül verbinden würde<br />

und zum anderen den 2 : 1 Komplex, bei<br />

dem ein Vitamin C-Molekül von zwei<br />

Cyclodextrinen quasi umschlossen wäre.<br />

Theoretisch wären auch noch Komplexe<br />

mit mehr Cyclodextrinmolekülen möglich.<br />

Aufgrund einiger in verschiedenen<br />

Literaturstellen beschriebener Komplexe<br />

anderer Moleküle mit Cyclodextrinen sind<br />

diese allerdings sehr unwahrscheinlich.<br />

Außerdem gilt es, wenn ein Komplex vorhanden<br />

ist, noch die Frage zu klären, ob<br />

das Vitamin C vollständig in die Kavität<br />

des Cyclodextrins eingeschlossen wird<br />

(„Einschlussverbindung“) oder ob es sich<br />

lediglich außen an dem Cyclodextrin anlagert<br />

(„Anlagerungsverbindung“). (siehe Abb. 16)<br />

Zu Beginn diskutierten wir aufgrund<br />

unserer analytischen Befunde den<br />

Abb. 12: Vitamin C-Gehalt von 100 mL selbst gepresstem Orangensaft mit und ohne β-CD<br />

Abb. 13: Vitamin C-Gehalt von selbst gepresstem Kiwisaft mit und ohne β-CD beim Pasteurisieren<br />

Abb. 14: Vitamin C-Verluste beim Einkochen von Mango-Marmelade mit und ohne β-CD<br />

2 : 1 CD-Ascorbinsäure-Komplex. Beim<br />

Zusammengeben der gesättigten wässrigen<br />

Lösungen von Vitamin C und<br />

ß-Cyclodextrin hatten sich im Kühlschrank<br />

Kristalle gebildet, von denen wir<br />

annehmen durften, dass es sich um den<br />

auskristallisierten Komplex handelt. Zur<br />

Lösung des Struktur-Problems entwickelten<br />

wir eine einfache Strategie: Man<br />

nehme eine definierte Menge Komplexverbindung,<br />

löse sie und bestimme die Stoffmenge<br />

der enthaltenen Ascorbinsäure.<br />

Über die Molekülmassen sollte sich dann<br />

der Stoffmengenanteil der Säure an der<br />

Einwaage Gesamtkomplex bestimmen<br />

lassen. Vom vermeintlichen Komplex<br />

wurden nach einer Woche Trocknung im<br />

Exsikkator 250 mg abgewogen, in 20 mL<br />

Wasser gelöst und mit 0,001 n NaOH gegen<br />

Phenolphthalein titriert. Das Ergebnis<br />

zeigt Tab.5.<br />

Das Ergebnis war in jeder Hinsicht unbefriedigend,<br />

da die Stoffmenge an<br />

Ascorbinsäure, bezogen auf einen postulierten<br />

2 : 1–Komplex um das 2,6-fache,<br />

und auf einen 1 : 1-Komplex um das<br />

4,9-fache zu gering ausfällt. Dennoch


Abb. 15: Vitamin C-Verluste beim Einkochen von Kiwi-Marmelade mit und ohne β-CD<br />

Abb. 16 (links) Modell eines 2:1 Cyclodextrin-Vitamin<br />

C-Komplexes<br />

Abb. 16 (rechts) Modell einer einer<br />

1:1-Anlagerungsverbindung<br />

Abb. 17: 1 HNMR-Spektrum von β-CD (Uni Würzburg) und Zuordnungshilfen nach [10]<br />

Vit.C/CD-Komplex (1 : 2)<br />

(2444 g/mol)<br />

Vit.C/CD-Komplex (1 : 1)<br />

(1310 g/mol)<br />

Einwaage Komplex [mg] 250 250 250<br />

Ascorbinsäure [mg] 18 33,6 6,9<br />

Ascorbinsäure [μmoL]) 102,3 190,8 39<br />

Tab. 5: Titrationsergebnis bei der Bestimmung der Ascorbinsäure im vermeintlichen Gesamtkomplex<br />

Jugend forscht<br />

erscheint der 2 : 1-Komplex plausibler, vor<br />

allem mit Blick auf die Literatur, die von<br />

erheblichen Kristallwasser-Anteilen bei<br />

auskristallisierten CD-Komplexen berichtet<br />

[7]. Das UV/VIS-Spektrum des vermuteten<br />

Komplexes zeigt eine schwache<br />

Verschiebung des Absorptionsmaximums<br />

gegenüber reiner Ascorbinsäure von 257 auf<br />

264 nm, was wir mutig <strong>als</strong> schwache Wirt-<br />

Gast-Wechselwirkung deuten wollten.<br />

Die Informationen, die uns Prof. Schenk<br />

von der Universität Würzburg zukommen<br />

ließ, belehrte uns eines Besseren.<br />

Wir hatten schon vorher von dort Literaturhinweise<br />

bekommen, dass sich<br />

Wirt-Gast-Komplexe mit Cyclodextrinen<br />

1 H-NMR-spektroskopisch durch eine<br />

Änderung der chemischen Verschiebung<br />

der H-Atome gegenüber dem unkomplexierten<br />

CD nachweisen lassen [10]. Wenn<br />

der Gast in die Kavität eindringt, werden<br />

die Signale der Protonen H(3) und H(5)<br />

verschoben. Bei Koordination in der äußeren<br />

Sphäre ändert sich die chemische<br />

Verschiebung von H(1), H(2), H(4) und<br />

H(6) (siehe Abb. 17). Im Falle der Ascorbinsäure<br />

sprechen die vorliegenden Daten<br />

gegen ein Eindringen des Gastes in die<br />

CD-Kavität. Sie legen schwache Wechselwirkungen<br />

zwischen Wirt und Gast nahe.<br />

Einer zweiten Publikation zu diesem Thema<br />

liegt die Erhebung thermodynamischer<br />

Daten (Calorimetrie, Bestimmung von<br />

ΔG und ΔH) zu Grunde [11]. Die Autoren<br />

kommen zu dem Ergebnis, dass Ascorbinsäure<br />

mit α-Cyclodextrin einen echten<br />

1 : 1-Komplex bildet. Bei β-Cyclodextrin<br />

kommt es nicht zur Komplexbildung. Es<br />

wird von schwachen Wechselwirkungen<br />

gesprochen, die, so sagen die Autoren,<br />

immerhin zu einer Stabilisierung der Ascorbinsäure<br />

gegenüber Oxidation beiträgt.<br />

Die für uns an der Universität Würzburg<br />

aufgenommen 1 H-NMR-Spektren sprechen<br />

eine klare Sprache: Das Spektrum<br />

des vermeintlichen Komplexes deckt sich<br />

mit dem des reinen β-Cyclodextrins. Daraus<br />

folgt, dass es sich bei den gefundenen<br />

Kristallen nicht um den Komplex, sondern<br />

Tatsächlicher Komplex<br />

25<br />

Young Researcher


26<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Jugend forscht<br />

um reines β-CD handelt. Das UV/VIS-<br />

Spektrum stützt diese Erkenntnis, denn<br />

eine Verschiebung von 7 nm liegt wohl<br />

doch noch innerhalb der Messfehlergrenzen.<br />

Eines scheint in der Strukturfrage sicher:<br />

In wässriger Lösung gibt es keinen echten<br />

Komplex, sondern nur schwache<br />

intermolekulare Wechselwirkungen zwischen<br />

Wirt und Gast. Die Ergebnisse der<br />

Untersuchung der durch Auskristalli-<br />

sation erhaltenen Produkte lassen sich in<br />

der Tat mehrdeutig interpretieren. Die Titration<br />

mit Natronlauge weist einen Säureanteil<br />

ausdrücklich nach. Dieser ließe sich<br />

so erklären, dass das auskristallisierende<br />

Cyclodextrin auch Ascorbinsäure-Kristalle<br />

„mitreißt“ und es zu einem nichtstöchiometrischen<br />

Gemisch von Ascorbinsäure/Cyclodextrin-Kristallen<br />

kommt.<br />

Mehrfache Titrationen zeigen eine breite<br />

Streuung, aber bei dem für die Kernresonanzuntersuchung<br />

ausgefällten Produkt<br />

muss der Ascorbinsäure-Anteil mangels<br />

entsprechender Signale wohl mit Null<br />

angenommen werden. Andererseits lässt<br />

sich aber auch nicht ausschließen, dass es<br />

im festen Zustand einen echten Komplex<br />

gibt, der <strong>als</strong> Komponente im auskristallisierten<br />

Produkt enthalten ist.<br />

7. Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit gingen wir der Frage nach,<br />

ob man die Vitamin C-Verluste beim Kochen<br />

und Lagern von Obst und Gemüse<br />

hinnehmen muss.Unser Ziel war es, die<br />

Konservierung von Vitamin C auf molekularer<br />

Ebene mit Cyclodextrinen zu<br />

überprüfen. Zunächst gingen wir davon<br />

aus, dass β-Cyclodextrin mit Ascorbinsäure<br />

einen 2 : 1-Komplex bildet. 1 H-NMRspektroskopische<br />

Untersuchungen an der<br />

Universität Würzburg und zwei russische<br />

Studien, sprechen dafür, dass es zumindest<br />

in wässrigen Lösungen nur zur Ausbildung<br />

von schwachen Wechselwirkungen zwischen<br />

Ascorbinsäure und β-Cyclodextrin<br />

kommt, ohne Bildung eines echten Komplexes.<br />

Bei α-Cyclodextrin wurde allerdings<br />

in der Tat ein 1:1-Komplex mit<br />

einem tiefen Eindringen des Gastes in die<br />

Kavität des Wirts-Moleküls nachgewiesen.<br />

Da neuerdings auch α-CD <strong>als</strong> Lebensmittelzusatzstoff<br />

zugelassen ist, wiederholten<br />

wir einen Großteil der hier mit β-CD<br />

beschriebenen Untersuchungen auch mit<br />

diesem Wirtsmolekül. Die Ergebnisse<br />

bestätigten jedoch nicht die Spekulation,<br />

dass α-CD einen noch besseren Vitamin<br />

C-Schutz bietet.<br />

Was den Vitamin C-Stress angeht, zeigt<br />

es sich, dass schon der blanke Luftkontakt<br />

schadet. Kräftiges Umrühren führt<br />

durch Luftsauerstoffeintrag zu weiteren<br />

Verlusten, die mit der Rührstärke<br />

korrelieren. Hitze ist ein besonders<br />

wirksamer Vitamin C-Zerstörer. Die<br />

Verluste steigen mit der Temperatur<br />

und der Zeit des Erhitzens. Die Retter<br />

sind in der Tat die Cyclodextrine,<br />

ein erlaubter Lebensmittelzusatzstoff.<br />

β-Cyclodextrin kann die Verluste vor<br />

allem bei höheren Temperaturen um<br />

über 80% mindern. Vitamin C ist lichtempfindlich<br />

und empfindlich gegenüber<br />

alkalischem Milieu. Es gelang uns, in<br />

beiden Fällen eine deutliche Schutzfunktion<br />

des Cyclodextrins nachzuweisen.<br />

Und wie steht es mit der Kochmethode?<br />

Wir konnten zeigen, dass es zwischen<br />

dem Erwärmen auf dem Herd oder in der<br />

Mikrowelle nahezu keinen Unterschied<br />

gibt. Beim Erhitzen im Dampfkochtopf<br />

sind allerdings die Verluste gewaltig. Sie<br />

liegen je nach Kochzeit zwischen 40 und<br />

fast 70%. Immerhin können aber bei<br />

30-minütigem Kochen die hohen Verluste<br />

um die Hälfte durch die Zugabe von Cyclodextrin<br />

reduziert werden.<br />

Schließlich sollte unsere molekulare Küche<br />

auch eigene Produkten anbieten. Beim<br />

Literatur:<br />

selbst gepressten Orangensaft gelang es,<br />

die Vitamin C-Verluste mit Cyclodextrin<br />

zu halbieren, beim Kochen sogar zu<br />

dritteln. Erstaunlicher ist jedoch die geschmackliche<br />

Frische. Am Beispiel eines<br />

frisch gepressten Kiwisaftes konnten wir<br />

deutlich machen, dass die Vitamin C-<br />

Einbußen beim Pasteurisieren des Saftes<br />

mit Cyclodextrin um 80% gesenkt werden<br />

können. Unsere molekulare Küche liefert<br />

<strong>als</strong> Krönung zum Dessert eine Mangound<br />

eine Kiwi-Marmelade, die nicht nur<br />

frischer schmecken, sondern auch einen<br />

Vitamin C-Gehalt besitzen, der deutlich<br />

höher liegt <strong>als</strong> der bei herkömmlich eingekochter<br />

Marmelade.<br />

Danksagung<br />

Unser Dank gilt unserem Betreuungslehrer,<br />

Dr. Roland Full, der uns bei der Themenfindung<br />

behilflich war und uns mit<br />

großem Engagement betreut hat. Es hat<br />

uns viel Freude bereitet mit anderen Schülern<br />

der Jugend-forscht-Gruppe zusammenzuarbeiten.<br />

Wir möchten uns auch bei unserer Schule,<br />

dem Hanns-Seidel-Gymnasium, für die<br />

Bereitstellung aller Mittel und Geräte bedanken.<br />

Auch unseren Eltern, die uns oft<br />

an Samstagen und in den Ferien mit dem<br />

Auto in die Schule gefahren haben, gilt<br />

unser Dank.<br />

[1] www.energeia.org/Vitamine/C/Vorkommen.htm, Zugriff am 06.01.2009<br />

[2] Bundesgesetzblatt, Teil I, G 5702, 24. November 2000, Nr. 50, S 1527<br />

[3] www.bfr.bund.de/cm/208/alpha_cyclodextrin.pdf -Zugriff am 05.04.2009<br />

[4] http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/disido_cy/cyde/info/03_physical_cy.htm,<br />

Zugriff am 10.12.2007<br />

[5] P.J. de Rijke, W. van der Veer, „Ascorbinsäure – Quantitative Untersuchungen<br />

von Vitamin C und vitamin-C-haltigen Stoffen“ in PdN-Ch 4/41. Jg. 1992, S.<br />

21 – 31<br />

[6] http://www.lebensmittellexikon.de/v0000100.php, Zugriff am 13.03.2008<br />

[7] F. Cramer, F.M. Henglein, Gesetzmäßigkeiten bei der Bildung von Addukten<br />

der Cylodextrine, Chem. Ber. 90, 1957, S. 2563<br />

[8] http://ernaehrungsstudio.nestle.de/start/fitnessvitalitaet/abwehrkraefte/ExotischeVitamine<br />

Winter.htm, Zugriff am 09.03.2008<br />

[9] http://www.mama-online.de/Ernaehrung/Mango.htm, Zugriff am 09.<br />

06.2008<br />

[10] I.V. Terekhova, O.V. Kulikov, R.S. Kumeev, M. Yu. Nikiforov, G.A, Al’per, 1H-<br />

NMR-study of complexation of α- und ß-cyclodextrins with some biologically<br />

active acids, in Russian journal of coordination chemistry, Vol. 31, No. 3, 2005,<br />

S 218 - 220<br />

[11] I.V. Terekhova, O.V. Kulikov, Thermodynamics of the interactions of ascorbic<br />

acid with α- and β-cyclodextrins in aqueous solutions, in Mendeleev Commun.,<br />

2002, 12(3), 111-112<br />

[12] http://www.buetzer.info/fileadmin/pb/HTML-Files/<br />

Vitamin_C.htm#_Toc205858807 Zugriff am 20.08.2009


66<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Magazin<br />

Mathematische Filmwelten<br />

Die Mathematik sorgt für die Spezialeffekte<br />

Superhelden, die durch die Luft fliegen, Zauberstäbe, die Funken sprühen und Feuersbrünste ausbrechen<br />

lassen, sowie geradezu greifbare Ungeheuer und Fabelwesen: All das sind Spezialeffekte,<br />

ohne die Kinofilme, Fernsehfilme und Computerspiele heute nicht mehr denkbar sind und die am<br />

Computer entstehen.<br />

Die Spezialeffekte sind einfach da.<br />

Kaum ein Zuschauer oder Nutzer aber<br />

macht sich Gedanken, wie diese Fiktionen<br />

so lebensecht auf die Leinwand,<br />

in den Computer oder in den Fernseher<br />

Das Netz auf dem Feline-Modell wurde automatisch<br />

mit dem QuadCover-Algorithmus erzeugt, der<br />

in der Kooperation von Polthier mit mental images<br />

entwickelt wurde. (Quelle: DFG-Forschungszentrum<br />

MATHEON)<br />

Links: "Dreiecksmännchen" ("Triangle Man")<br />

Ausschnitt aus dem Film "mesh", eine Reise durch die diskrete<br />

Geometrie von Konrad Polthier und Beau Janzen (erschienen bei Springer)<br />

(Quelle: DFG-Forschungszentrum MATHEON)<br />

kommen. Hinter all diesen phantastischen<br />

Figuren steckt sehr viel Arbeit und Können.<br />

Arbeit, die zunächst einmal von<br />

Mathematikerinnen und Mathematikern<br />

geleistet wird. Denn ohne Mathematik<br />

geht wie in vielen anderen Technologien<br />

auch hier gar nichts. Einer der Mathematiker,<br />

der diese virtuelle „Effekthascherei“<br />

besonders gut beherrscht, ist Konrad<br />

Polthier, Mitglied im Berliner DFG-<br />

Forschungszentrum MATHEON und<br />

Professor an der Freien Universität Berlin.<br />

„Aufgabe des Mathematikers bei der<br />

Simulation realistisch wirkender Effekte<br />

ist die Verpackung physikalischer<br />

Gesetze in mathematische Algorithmen.<br />

Wir liefern die mathematischen Methoden<br />

und Verfahren, die dann auf ganz beliebige<br />

Effekte anwendbar sind“, schildert<br />

der Mathematiker seine Arbeit. Manche<br />

physikalischen Phänomene geben nach<br />

seinen Aussagen nicht mehr so große Probleme<br />

auf, andere dagegen umso mehr.<br />

„Die natürliche Darstellung von Wasser,<br />

Feuer oder Wind stellen uns noch immer<br />

vor einige Probleme“, sagt Polthier.<br />

Vorlage für Drachen, Ungeheuer oder<br />

andere Fabelwesen sind oft kleine<br />

Modelle, die mittels Laserstrahlen<br />

abgetastet werden und eine Wolke aus<br />

Punkten erzeugen, die dann im Computer<br />

zu einem Netz verbunden werden.<br />

Dabei treten jedoch viele Fehler auf, die<br />

dazu führen, dass das Objekt „verrauscht“,<br />

<strong>als</strong>o unscharf ist und keine glatten Kanten<br />

hat. Konrad Polthiers Forschungen<br />

bieten hier allerdings eine hervorragende<br />

Lösung, um die Kanten zu glätten. Seine<br />

Algorithmen gehören auf diesem Gebiet<br />

weltweit zu den besten. Unschlagbar sind<br />

sie, was die Qualität und Schnelligkeit<br />

angeht, mit der sie arbeiten. Neben dem<br />

qualitativen Aspekt ist dies bei der Herstellung<br />

von Filmen natürlich ein erheblicher<br />

Kostenfaktor.<br />

An dieser Beschreibung wird deutlich:<br />

Einfach zu erstellen sind animierte<br />

Filmszenen nicht und bevor ein Fantasywesen<br />

über die Leinwand schreitet, ist eine<br />

Menge grundlegender Vorbereitungen<br />

nötig. Dies verdeutlichen beispielsweise<br />

die Zahlen der Herstellung<br />

des Filmes „Shrek der Dritte“. Rund<br />

20 Terabyte Speicherplatz wurden für<br />

diesen Film insgesamt benötigt, das entspricht<br />

in etwa der Speicherkapazität


Kipphebel – rocker arm (Quelle: febi bilstein)<br />

von 100 herkömmlichen Personal-<br />

Computern. Die Rechner waren<br />

alleine für einen einzigen Film etwa<br />

20 Millionen Stunden im Einsatz, um<br />

die Figuren so realistisch wie möglich<br />

erscheinen zu lassen. Dies verdeutlicht,<br />

wie wichtig eine optimale<br />

Komprimierung solch riesiger Daten<br />

ist und welche grundlegenden Vorteile<br />

die Gleichungen von Konrad Polthier<br />

und seinem Team bieten, wenn damit<br />

solche Daten weiter erheblich komprimiert<br />

werden können. „Wir verändern<br />

die Darstellung von Netzen so, dass so<br />

wenig überflüssige Informationen wie<br />

möglich entstehen und alles nicht<br />

unbedingt Nötige vernachlässigt werden<br />

kann.<br />

Derzeit können wir bereits die Standarddarstellung<br />

eines Dreiecksnetzes von<br />

200 Megabyte auf 1 Megabyte verlust-<br />

frei komprimieren, sind aber natürlich<br />

weiter bemüht, noch bessere<br />

Ergebnisse zu erzielen“ sagt Polthier.<br />

Kein Wunder <strong>als</strong>o, dass sowohl<br />

die Filmindustrie wie die Entwickler<br />

von Computerspielen an den von<br />

Konrad Polthier im MATHEON erzielten<br />

Ergebnissen sehr interessiert<br />

sind, denn die Dank der Mathematik<br />

erreichte Einsparung von Kosten ist<br />

bei solchen Zahlen offensichtlich, zu-<br />

Magazin<br />

Auch in der industriellen Anwendung haben sich die Algorithmen von Konrad Polthier bewährt<br />

(Quelle: DFG-Forschungszentrum MATHEON)<br />

mal sie in der Regel auch noch mit einer<br />

Steigerung der Qualität einhergeht.<br />

Nutznießer dieser Mathematik ist beispielsweise<br />

die Firma „mental images“ in<br />

Berlin. Die Firma, die mittlerweile zur<br />

„NVIDIA-Gruppe“ gehört, ist weltweit<br />

einer der größten Hersteller von Film-<br />

Animationen. Hier wurden und werden<br />

einige der Superhelden Hollywoods „errechnet“.<br />

Mit der Software von „mental<br />

images“ können sogar animierte Szenen<br />

mit real gefilmten Sequenzen nahtlos verbunden<br />

werden. Damit ist die Illusion<br />

perfekt, denn für den Zuschauer ist so<br />

nicht mehr zu erkennen, ob eine Szene<br />

real gefilmt oder simuliert worden ist.<br />

Für die Arbeiten von Prof. Konrad<br />

Polthier bietet das Forschungszentrum<br />

MATHEON in Berlin ein optimales<br />

Umfeld, weil, so Polthier „sich im<br />

Beispiel einer entrauschten Figur nach 100 Iterationen (Quelle: DFG-Forschungszentrum MATHEON)<br />

MATHEON eine große Anzahl der besten<br />

Mathematikerinnen und Mathe-<br />

matiker zusammengeschlossen haben,<br />

die aus allen mathematischen Fachgebieten<br />

stammen und so die<br />

Voraussetzungen schaffen, völlig neue<br />

Wege für Problemlösungen zu gehen<br />

und damit auch herausragende Lösungen<br />

anbieten können." Auch für<br />

Ludwig von Reiche, den Geschäftsführer<br />

von „mental images“, ist der Standort<br />

Berlin sehr vorteilhaft, weil sich in der<br />

deutschen Hauptstadt und der Region in<br />

den vergangenen Jahren eine rege Filmwirtschaft<br />

angesiedelt hat.<br />

(Bildautoren: Felix Kälberer, Matthias<br />

Nieser, Konrad Polthier, Beau Janzen)<br />

MATHEON<br />

Das DFG-Forschungszentrum<br />

MATHEON ist ein Zusammenschluss von<br />

Mathematikerinnen und Mathematikern<br />

der drei Berliner Universitäten, der Technischen,<br />

der Freien und der Humboldt<br />

Universität sowie dem Zuse-<br />

Institut und dem Weiherstraß-Institut.<br />

Das MATHEON ist ein weltweit anerkanntes<br />

Vorzeigeprojekt, wenn es um<br />

Angewandte Mathematik geht. Etwa 200<br />

Forscherinnen und Forscher arbeiten im<br />

MATHEON in ca. 80 Projekten in den Bereichen<br />

Lebenswissenschaften, Optimierung<br />

von Netzen, Produktion, optischen<br />

Komponenten, Finanzen, Bildung und<br />

Visualisierung<br />

67<br />

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Young Researcher


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<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>87</strong> // 2010<br />

Magazin<br />

Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche<br />

Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

Mit Φ-liki auf dem Weg zu anschaulichem Unterricht<br />

Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel setzt<br />

verstärkt auf Vernetzung und Austausch bei der Nachwuchsförderung.<br />

Schon seit jeher hat das Schulfach Physik<br />

die Meinungen gespalten. Auf der einen<br />

Seite die an <strong>Wissenschaft</strong> und Technik<br />

Interessierten, für die es gar nicht genug<br />

Versuche und Experimente geben kann.<br />

Auf der anderen Seite die Technik-Muffel,<br />

für die Gesetzmäßigkeiten, Formeln und<br />

das Verständnis für die Zusammenhänge<br />

schier unüberwindliche Hindernisse darstellen.<br />

Und mittendrin der Physik-Lehrer,<br />

der beiden Seiten gerecht werden muss<br />

und seinen Unterricht nicht nur verständlich<br />

und informativ sondern auch unterhaltsam<br />

und mit bleibenden Eindrücken<br />

gestalten möchte.<br />

Eine neue Internetplattform könnte wertvolle<br />

Dienste leisten. Ihr Name: Φ-liki<br />

Physiklehrer Wikipedia<br />

Physiklehrer Wikipedia, oder kurz<br />

Φ-liki, ist ein neues Online-Angebot<br />

der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät (MNF) der Christian-<br />

Albrechts-Universität zu Kiel für Lehrer<br />

aller Schulformen. Es wird im Web<br />

unter philiki.uni-kiel.de für registrierte<br />

Benutzer erreichbar sein. Die Testphase<br />

dauert bis Ende August 2010, rechtzeitig<br />

zum Beginn des neuen Schuljahres<br />

2010/2011 soll Φ-liki dann allen<br />

Lehrerausbildung in der Chemie. Der »Eier-<br />

Trick« lässt sich in jeden Unterricht einbauen,<br />

meinen Dr. Daniela Efler-Mikat (links) und Dr.<br />

Stefan Petersen (Im Leibniz-Instituts für die Pädagogik<br />

der Naturwissenschaften, IPN) (Quelle:<br />

Jana E. Seidel, Copyright: Uni Kiel)<br />

Physiklehrern in Schleswig-Holstein zugänglich<br />

gemacht werden.<br />

Das Φ-liki funktioniert in seinen<br />

Grundzügen wie das bekannte und viel<br />

genutzte Online-Lexikon Wikipedia.<br />

Registrierte Physiklehrer schleswigholsteinischer<br />

Schulen können nach<br />

passenden Versuchen für ihren Unterricht<br />

suchen und selbst Anleitungen zu<br />

Experimenten einstellen. Jeder Nutzer<br />

hat zudem die Möglichkeit die vorhandenen<br />

Einträge zu bewerten. Auf diese<br />

Weise lässt sich die Vorbereitungszeit<br />

für den Fachunterricht Physik verkürzen<br />

bzw. optimieren. „Besonders junge<br />

Lehrer werden von den Angeboten des<br />

Φ-liki profitieren, da sie sich stärker<br />

auf die didaktischen Methoden konzentrieren<br />

können, anstatt viel Zeit für die<br />

Suche nach geeigneten Experimenten<br />

aufzuwenden.“ betont Privatdozent Dr.<br />

Dietmar Block vom Institut für Experimentelle<br />

und Angewandte Physik, und<br />

ergänzt: „Das Konzept an sich ließe sich<br />

mit wenigen Modifikationen auch auf<br />

andere naturwissenschaftliche Fachbereiche<br />

ausweiten.“<br />

Zusammenarbeit<br />

Die Physik Wikipedia ist die neueste<br />

Idee, aber nicht das einzige Beispiel erfolgreicher<br />

Zusammenarbeit der Kieler<br />

Universität mit Schulen. Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

engagiert sich vielfältig in verschiedenen<br />

Fachbereichen für die Schulen, um den<br />

mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht dort auf dem aktuellen<br />

Stand der Forschung zu halten.<br />

Grundschüler können im Botanischen<br />

Garten <strong>als</strong> Kleine Gärtner das ganze Jahr<br />

über die Beete und Gewächshäuser erkunden.<br />

Das Leibniz-Institut für die Pädagogik<br />

der Naturwissenschaften und<br />

Mathematik bietet in Zusammenarbeit<br />

mit der Universität Kiel Forscher Ferien,<br />

eine naturwissenschaftliche Sommer-<br />

schule für Grundschulkinder aus sozial<br />

benachteiligten Umgebungen,<br />

an. Auch der Forschungsexpress, ein<br />

Nina Schwalb bei der Justierung des Femtosekundenlaserspektroskops<br />

(im Institut für<br />

Physikalische Chemie) (Quelle: Jürgen Haacks /<br />

Uni Kiel)<br />

mobiles Schülerlabor, ist für die<br />

Jüngsten in Schleswig-Holstein unterwegs.<br />

Die Kinder- und Schüler-Uni des fakultätsübergreifenden<br />

Exzellenzclusters<br />

Ozean der Zukunft bietet in regelmäßigen<br />

Abständen verschiedene wissenschaftliche<br />

Themen an.<br />

Die Reihe Saturday Morning Physics begeistert<br />

Schüler der Mittel- und Oberstufe<br />

und interessierte Erwachsene jedes<br />

Jahr aufs Neue mit spannenden Vorträgen<br />

rund um die Physik. Mitarbeiter<br />

der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät beteiligen sich zudem<br />

regelmäßig an Jugend forscht-Projekten.<br />

Das an die Universität Kiel angegliederte<br />

Leibniz-Institut für Meereswissenschaften<br />

(IFM-GEOMAR) lädt Oberstufenschüler<br />

ein, sich im Rahmen von<br />

NaT-Working Meeresforschung mit eigenen<br />

Projekten aktuellen Forschungsfragen<br />

zu widmen.<br />

Abgerundet wird die Förderung des<br />

mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Nachwuchses durch mathematische Vorkurse<br />

für angehende Studierende der<br />

MNF.<br />

Weitere Informationen:<br />

Mathematisch-<br />

Naturwissenschaftliche Fakultät<br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

24098 Kiel<br />

Internet: www.mathnat.uni-kiel.de


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gestalten!<br />

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automatisch um ein Jahr. Das Abonnement ist nach Erhalt der Rechnung fällig und sofort zahlbar. Individuell gewünschte Schulansprachen sowie damit zusammenhängende Beratungsleistungen<br />

des Verlages <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> Athanasios Roussidis werden gegen Aufpreis vorgenommen. Gerichtsstand ist Düsseldorf. Es ist ausschließlich deutsches Recht anwendbar.<br />

Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Verlages <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong>.<br />

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schriftlich zu diesem Auftrag zur Verfügung (persönliche<br />

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unter www.verlag-jungewissenschaft.de/abo oder per Post:<br />

Verlag <strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong>, Athanasios Roussidis, Neuer Zollhof 3, 40221 Düsseldorf<br />

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