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Cyclophane

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Vortrag im Rahmen des OC-F Praktikums WS 2007/08 09.11.2007<br />

1. Einleitung<br />

<strong>Cyclophane</strong><br />

Eigenschaften, Synthesen, Reaktionen<br />

gehalten von<br />

Muxin Han und Vanessa Maria Brake<br />

1.1 Definition: Phane und <strong>Cyclophane</strong><br />

Als Phane werden Moleküle bezeichnet, die aus einem Aromaten bestehen, der durch eine<br />

zumeist aliphatische Kette überbrückt ist. Damit gehören zu den so genannten ansa-Verbindungen.<br />

Nach der Definition von Vögtle & Neumann werden Systeme, in denen der Aromat ein Benzolring<br />

ist, als <strong>Cyclophane</strong> bezeichnet. Allerdings hat sich eingebürgert, den Begriff „Cyclophan“ speziell<br />

für solche Moleküle zu verwenden, in denen zwei Benzolringe über mindestens zwei aliphatische<br />

Ketten miteinander verbrückt sind. Enthalten Phane Heteroatome im aromatischen Ring nennt man<br />

sie Heterophane. Sind die Heteroatome in der Brücke lokalisiert, spricht man von Heteraphanen.<br />

Das bekannteste Cyclophan ist das [2.2]Paracyclophan.<br />

1.2 Nomenklatur<br />

Neben der üblichen IUPAC-Nomenklatur existiert eine von Cram und anderen begründete<br />

Benennung für <strong>Cyclophane</strong>. Hinter den Namen des Aromaten wird die Silbe „phan“ angehängt.<br />

Benzenophane werden per Konvention auch „<strong>Cyclophane</strong>“ genannt. In eckigen Klammeren wird<br />

die Anzahl der Atome der Brücke nach absteigender Kettenlänge vor den Namen gesetzt. Die<br />

Positionen der Brücken werden entweder durch die Angaben ortho, meta und para vor den Namen<br />

gestellt oder als Zahlen in runden Klammern. Bsp.: [2.2]Paracyclophan = [2.2](1,4)Cyclophan.<br />

Wenn für ein Cyclophan die maximal mögliche Anzahl an Verbrückungen realisiert worden ist,<br />

bezeichnet man es als „Superphan“.<br />

[CH2] 4 [CH<br />

NH<br />

2] 6<br />

2<br />

22-Amino[6.4]orthometacyclophan<br />

1<br />

10 11<br />

9<br />

6<br />

12<br />

16 7<br />

5<br />

13<br />

15<br />

8<br />

4<br />

14<br />

3<br />

2<br />

10<br />

9<br />

(6)<br />

7<br />

15<br />

N<br />

12<br />

(2)<br />

5 4<br />

[2.2.0]Metacyclophan [2 2](1,4)Cyclophan [2]Paracyclo-<br />

[2](2,6)pyridinophan<br />

1<br />

8<br />

1<br />

2


Vortrag im Rahmen des OC-F Praktikums WS 2007/08 09.11.2007<br />

1.3 Optische Aktivität bei <strong>Cyclophane</strong>n – planare Chiralität<br />

Substituierte <strong>Cyclophane</strong> können je nach Substitutionsmuster optische Aktivität aufweisen. Diese<br />

häufig bei ansa-Verbindungen auftretende Chiralität wird als planare Chiralität bezeichnet. Als<br />

Beispiel für eine solche Verbindung ist die Paracyclophancarbonsäure dargestellt. In dieser<br />

Verbindung ist x die Gruppe mit der höchsten Priorität nach den CIP-Regeln, die mit der<br />

Chiralitätsebene verbunden ist, das sog. „pilot atom“. Von diesem ausgehend, werden die Atome in<br />

der Ebene betrachtet.<br />

Je nachdem welche Drehrichtung sich ergibt, wird Rp oder Sp als Stereodeskriptor verwendet.<br />

b<br />

a<br />

X<br />

c<br />

c<br />

Sp COOH<br />

HOOC<br />

Rp<br />

2. [2.2]<strong>Cyclophane</strong>: Synthesen, Reaktionen und Eigenschaften<br />

Besonders gut charakterisiert sind die [2.2]<strong>Cyclophane</strong>, die im Zentrum der Cyclophanchemie<br />

stehen. Von den 6 möglichen Kombinationen konnte nur das Orthoparacyclophan noch nicht<br />

synthetisiert werden. Die bekanntesten Phane dieser Gruppe sind das [2.2]Paracyclophan und das<br />

[2.2]Metacyclophan.<br />

2.1 Verschiedene Synthesewege<br />

• Pyrolyse von p-Xylol (Swarc-Pyrolyse)<br />

H3C CH3 H2C CH2 -2H<br />

• Wurtz-Kupplung<br />

Br<br />

Br<br />

Δ<br />

Na in THF, -80 C<br />

TPE<br />

77% Ausbeute<br />

TPE = Tetraphenylethylen<br />

2<br />

X<br />

2×<br />

a<br />

550 C<br />

b


Vortrag im Rahmen des OC-F Praktikums WS 2007/08 09.11.2007<br />

• Hoffmann-Eliminierung von p-Methylbenzylammoniumhydroxiden<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

NH 2<br />

N[CH 3] + HO -<br />

• Synthese über Dithiaphan<br />

Br<br />

Br<br />

+<br />

a) Sulfonpyrolyse<br />

S S<br />

SH<br />

SH<br />

H 2O 2<br />

3 CH 3I<br />

-2 HI<br />

H 3C<br />

-H 2O<br />

-N(CH 3) 3<br />

Base,<br />

Ethanol, Benzol<br />

b) Ramberg-Bäcklund-Umlagerung<br />

O<br />

S S<br />

O<br />

mCPBA<br />

Cl<br />

O<br />

O<br />

mCPBA<br />

O<br />

O<br />

S S<br />

S S<br />

S S<br />

3<br />

N[CH 3] + I -<br />

H 2C CH 2<br />

S S<br />

O<br />

O<br />

350 C<br />

-2 SO 2<br />

AgO, H 2O<br />

SO<br />

O<br />

2Cl2 S S O O S S O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Cl<br />

-2 SO 2<br />

Base<br />

Cl<br />

Cl<br />

O<br />

CH<br />

O<br />

S<br />

O<br />

HC<br />

S<br />

O<br />

Cl<br />

H 2/Raney-Ni<br />

Cl


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c) Thio-Stevens-Umlagerung<br />

S S<br />

Umlagerung<br />

AgO<br />

-2SMe 2<br />

S<br />

H 3C<br />

CH 3I<br />

H 3C<br />

S S<br />

CH 3<br />

S<br />

CH 3I<br />

H 2/Raney-Ni<br />

4<br />

CH 3<br />

H 3C<br />

S<br />

H 3C<br />

Base<br />

CH<br />

H3C S<br />

HC<br />

S<br />

CH<br />

3<br />

2.2 Molekülgeometrie und Eigenschaften<br />

Eine Besonderheit der [2.2]<strong>Cyclophane</strong> besteht darin, dass hier hochgespannte Systeme vorliegen<br />

Außerdem wechselwirken beide π-Systeme der Ringe miteinander, was sich stark auf die<br />

Reaktivität auswirkt. Als Beispiel soll hier [2.2]Paracyclophan vorgestellt werden.<br />

Kristallstrukturanalysen zeigen, dass die aromatischen Brückenkopfatome aus der Ebene der<br />

Ringe hinaus gebogen sind, so dass der Ring in eine Wannen-Konformation gezwungen wird, d.h.<br />

dass die Planarität des Systems aufgehoben wird.<br />

Während der Abstand der π-Systeme in Graphit noch 340 pm beträgt, beträgt er zwischen den<br />

„mittleren“ C-Atomen 309 pm und zwischen den Brückenkopfatomen nur noch 278 pm. Dies lässt<br />

darauf schließen, dass es zwischen den π-<br />

Systemen zu erheblichen transannularen<br />

Überlappungen kommt. Die p-Orbitale der<br />

Ringsysteme sind hier parallel zu C-C-<br />

Einfachbindungen der Brückenatome, so<br />

dass es zu π-σ-Wechselwirkungen kommt.<br />

So entsteht ein über das gesamte Molekül<br />

ausgedehntes π-System. Je länger die Ketten werden, desto geringer werden diese<br />

Wechselwirkungen, in [3.3]<strong>Cyclophane</strong>n sind sie noch schwach, in [4.4]<strong>Cyclophane</strong>n gar nicht<br />

mehr vorhanden. Das Molekül ist aber nicht vollkommen starr: die Benzolringe können entlang der<br />

Längsachse aufeinander zu und von einander weg schwingen (sog. Akkordeonschwingung). Auch<br />

die Ringe selbst können sich gegen einander verdrehen und eine Torsionsschwingung ausführen.<br />

Trotz der Verzerrung der Ringe bleibt die Aromatizität erhalten. NMR-Daten zeigen, dass die<br />

Benzol-Protonen auch im aromatischen Bereich zu finden sind. Vielfach zeigen <strong>Cyclophane</strong> auch<br />

eine aromatische Reaktivität.<br />

CH 3<br />

S<br />

CH 3


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2.3 Reaktivität im Ringsystem<br />

Bei einfach substituierten <strong>Cyclophane</strong>n kann beobachtet werden, dass die Zweitsubstitution fast<br />

ausschließlich in den unsubstituierten Ring erfolgt. Folgende Substitutionsmuster sind möglich:<br />

X<br />

pseudogeminal<br />

X<br />

Y<br />

pseudoorthol<br />

Y<br />

X<br />

Y<br />

pseudopara<br />

5<br />

X<br />

Y<br />

pseudometa<br />

X X<br />

Welches Produkt gebildet wird, hängt von der Natur des Substituenten ab. Nach Cram sind<br />

transannular dirigierende Effekte entscheidend. Durch ein Deuterierungs-Experiment konnte ein<br />

Mechanismus entwickelt werden.<br />

Br<br />

D<br />

H<br />

E<br />

Br<br />

E<br />

D<br />

H<br />

langsam<br />

Br<br />

σ-Komplex<br />

Im substituierten Ring sind die p- und o-Position basischer als die m-Position. Greift ein Elektrophil<br />

am gegenüberliegenden Ring an, entsteht oben gezeigter σ-Komplex. Nun findet ein<br />

Deuteriumaustausch mit dem ersten Ring statt was durch Mesomerie stabilisierte Grenzstrukturen<br />

führt. Durch Protonenabspaltung erhält man schließlich das neutrale disubstituierte Cyclophan.<br />

Ist der Substituent im ersten Ring selbst basisch (z.B. Ether-, Amino- oder Esterfunktionen)<br />

werden nach gleichem Mechanismus bevorzugt pseudo-geminale Produkte (pseudo-geminaler<br />

Effekt) gebildet.<br />

3. Highlights der Cyclophanchemie<br />

3.1 Maximal mögliche Verbrückungen – Das Superphan<br />

In einem Superphan ist die maximal mögliche Verbrückung erreicht. Am bekanntesten ist das [26]-<br />

Superphan. Zwar gibt es für viele dieser Verbindungen keine praktischen Anwendungen, sie liefern<br />

aber vor allem theoretisch wertvolle Erkenntnisse. Beim [26]-Superphan, handelt es sich um ein<br />

hochsymmetrisches Molekül der Punktgruppe D6h. Mit 262 pm unterschreitet der Abstand beider<br />

Ringsysteme den in [2.2]Paracyclophan. Aufgrund der hohen Symmetrie kann hier keine<br />

Verzerrung der Benzoleinheiten beobachtet werden.<br />

Die bekannteste Synthese stammt von Boekelheide, der auf den o-Xylol-Syntheseweg zurückgreift:<br />

E<br />

D<br />

H<br />

rasch<br />

-H<br />

Br<br />

E<br />

D<br />

Y<br />

para


Vortrag im Rahmen des OC-F Praktikums WS 2007/08 09.11.2007<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

CH 2Cl<br />

CH 3<br />

a<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

b<br />

1 2 3 4<br />

CH 2Cl CH 2Cl<br />

7<br />

f<br />

CH§<br />

CH§<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

d, e<br />

g, h, i<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

CHO CHO<br />

ClH 2C<br />

ClH 2 C<br />

8 9 10<br />

(a) 750 C, 10 -3 Torr (53%); (b) 400 C, N 2, 1 atm (63%); (c) Cl 2CHOCH 3, SnCl 4 (60% 6); (d) NaBH 4, CH 3OH (100%); (e) SOCl 2, Benzol (100%);<br />

(f) 700 C, 10 -2 Torr (40%); (g) Cl 2CHOCH 3, SnCl 4 (98%); (h) LiAlH 4, Ether (96%); (i) SOCl 2, Pyridin (93%): (j) 650 C, 10 -2 Torr (57%)<br />

Über den Thiaphanweg ist es auf Grund zu hoher Spannung nicht möglich, Superphane zu<br />

synthetisieren.<br />

3.2 Doppeldecker-Phane<br />

Sogenannte Doppeldecker-Phane sind Phane, die mehr als ein „Benzol-Deck“ enthalten. Sie sind<br />

von besonderem Interesse für die Erforschung transannularer Effekte. Bei diesem Typ der Phane<br />

wurde erstmals gefunden, dass die in der Mitte liegenden Benzolringe in eine Twist-Konformation<br />

verzerrt werden, wogegen die äußeren in der Wannen-Konformation verbleiben.<br />

Als Syntheseweg wählt man die Hofmann-Eliminierung quartärer Ammoniumhydroxide.<br />

1. NBS,<br />

2. NMe 3,<br />

3. OH -<br />

R<br />

R = CH 2-NMe 3 + OH -<br />

6<br />

6<br />

CH§<br />

CH§<br />

2x<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 2NMe 3<br />

OH<br />

j<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

H 3C<br />

CHO<br />

5<br />

c<br />

CHO<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 3


Vortrag im Rahmen des OC-F Praktikums WS 2007/08 09.11.2007<br />

3.3 Metallacyclophane<br />

<strong>Cyclophane</strong> können auch an Übergangsmetalle komplexiert werden.<br />

ML n<br />

π<br />

π<br />

ML n<br />

π<br />

π<br />

ML<br />

MLn n X<br />

Neben der Möglichkeit solche Sandwichkomplexe (D) über Metall-Ligand-Co-Kondensation<br />

dazustellen, was bspw. mit Chrom und [2.2]Paracyclophan in guten Ausbeuten funktinioniert,<br />

lassen sich einige Verbindungen auch stufenweise aufbauen wie an einem Rutheniocenophan<br />

demonstriert werden soll.<br />

Trifluoressigs ure<br />

2<br />

Ru<br />

RuCl 2(DMSO) 4<br />

O<br />

- 4 DMSO<br />

- 2 Cl -<br />

LiAlH4, AlCl3/Et2O<br />

Ru<br />

Ru<br />

7<br />

M'<br />

π<br />

π<br />

1. N-Methylformamid, POCl 3<br />

2. Malons ure, Piperidine<br />

3. H 2/PtO 2/EtOH<br />

Eine besonders interessante Synthese ist zum Abschluss in folgender Abbildung dargestellt, bei<br />

der sich das Metallion quasi selbst in den Cyclophankäfig einschließt.<br />

t-Bu<br />

4. Literatur<br />

n<br />

Co<br />

OC CO<br />

n<br />

t-Bu<br />

Dekalin, 190 C<br />

(1) F. Vögtle, Cyclophan Chemie, B.G. Teubner Stuttgart, 1990.<br />

(2) R. Gleiter, H. Hopf, Modern <strong>Cyclophane</strong> Chemistry, Wiley-VCH Verlag, 2004.<br />

(3) H. Hopf, Classics in Hydrocarbon Chemistry, Wiley-VCH Verlag, 2000.<br />

(4) H. Hopf, Angew. Chem., 1972, 84, 471-476.<br />

(5) F. Vögtle, Angew. Chem., 1969, 81, 258-262.<br />

(6) R. H. Mitchell, J. Am. Chem. Soc., 1974, 96, 1558-1559.<br />

(7) D. J. Cram, J. M Cram, Acc. Chem. Res., 1971, 4, 204-213.<br />

(8) D. J. Cram, H. Steinberg, J. Am. Chem. Soc., 1948, 73, 5691-5704.<br />

t-Bu<br />

n<br />

Co<br />

O<br />

Ru<br />

π<br />

M<br />

π<br />

HOOC<br />

n<br />

t-Bu

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